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Veröffentlicht am 28.03.2020

Gefahr auf dem Jupiter

Captain Future 1: Der Sternenkaiser
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In der Kolonie auf dem Jupiter greift eine grauenhafte, geheimnisvolle Krankheit um sich: Menschen entwickeln sich rasant zurück zu primitiven, brutalen Tieren. Captain Future macht sich auf, um herauszufinden, ...

In der Kolonie auf dem Jupiter greift eine grauenhafte, geheimnisvolle Krankheit um sich: Menschen entwickeln sich rasant zurück zu primitiven, brutalen Tieren. Captain Future macht sich auf, um herauszufinden, was auf dem Planeten vor sich geht du kommt einer unglaublichen Sache auf die Spur.

Der erste Band des Science-Fiction-Klassikers hat mich sofort in seinen Bann gezogen. In vielen Motiven ist es natürlich seiner Zeit verhaftet: der große, starke, omnipotente Held – allerdings erstaunlicherweise nicht blond –, die wunderschöne und trotz ihres Status‘ als Beamtin bei der Planetenpolizei hilflose Frau, grüne Männchen als Außerirdische, usw. Trotzdem – oder gerade auch deswegen – ist die Geschichte sehr unterhaltsam. Was heute Klischee ist, war zu der Zeit neu. Die Ursprungsserie, die die Space Opera begründete, hat ihren ganz eigenen Reiz. Originelle Ideen wie lebende Kristalle, machen Hamiltons Kosmos hochinteressant.

Sprachlich merkt man dem Buch seine Herkunft als Zeitschriftenroman allerdings an. Formulierungen sind immer wieder etwas platt, einfach oder auch trivial. Der Groschenroman lässt grüßen.

Trotz der sprachlichen Schwäche ist das Buch sehr gelungen. Die Captain Future-Reihe ist in vielerlei Hinsicht spannend und interessant. Der Golkonda-Verlag hat seine Ausgabe zudem in vielen Punkten zu einer Perle für alle Science-Fiction-Fans gemacht. Das Buch ist ungekürzt und folgt soweit wie möglich originalgetreu des Erstdrucks. Dazu ist es um Illustrationen von H.W. Wesso bereichert, die der Geschichte das richtige Flair verleihen – sowohl was den Inhalt betrifft als auch die zeitliche Verankerung des Buches. Als weiteren Bonus sind im Anhang zum ersten Mal in deutscher Sprache sämtliche Extras aus der ersten Nummer des Captain Future Magazines (Winter 1940), die in direktem Zusammenhang mit Captain Future stehen, abgedruckt. Dieser Anhang ist genauso faszinierend und witzig wie der Hauptroman selbst.

Für Science-Fiction-Fans eine ganz besondere Entdeckung!

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Das Leben, der Tod, der Glaube und das Lachen

Picknick im Dunkeln
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Er würde lieber Skifahren statt sterben – das waren Stanley Laurels letzte Worte bevor er sich in vollkommener Dunkelheit wiederfand, allein, oder fast. Eine fremde Stimme, die sich als Thomas von Aquin ...

Er würde lieber Skifahren statt sterben – das waren Stanley Laurels letzte Worte bevor er sich in vollkommener Dunkelheit wiederfand, allein, oder fast. Eine fremde Stimme, die sich als Thomas von Aquin vorstellt, ist mit ihm zusammen der Frage ausgeliefert, wo sie sich befinden und was von ihnen erwartet wird. Auf der Suche nach einer Antwort tasten sie sich durch die Dunkelheit und beginnen zu diskutieren – über den Sinn des Lebens, den Tode, den Glauben und das Lachen. Dabei prallen die 700 Jahre alte Religiosität Aquins auf die moderne, liberale und unorthodoxe Weltsicht des Komikers.

Ein philosophisches Buch, das zum Nachdenken und Weiterlesen anregt. Unbedingt möchte ich jetzt Schriften von Thomas von Aquin und die erwähnte Biografie lesen. Mit Stan Laurel konnte ich weniger anfangen. Neben der interessanten Biografie Aquins wird auch die von Laurel ausgerollt – stets verbunden mit den großen Fragen, die die beiden umtreiben, aber die ausführliche Filmgeschichte war nichts für mich.

Nachdem man als Leser irgendwann zu fürchten beginnt, dass diese tiefgründige Geschichte niemals einen würdigen Abschluss bekommen kann, überrascht Orths einen schließlich vollkommen. Eine ausgezeichnete Auflösung, die verblüfft.

Ein Buch, das sehr viel zu geben hat und wunderbare Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Zurück im Leben

Scarlett (Scarlett 1)
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Scarlett verbringt ihr Leben so unauffällig wie möglich: keine besonderen Interessen, keine Hobbys, keine unbedachte Bewegung – denn alles, was sie tut oder unterlässt wird von ihrer Mutter in einem Blog ...

Scarlett verbringt ihr Leben so unauffällig wie möglich: keine besonderen Interessen, keine Hobbys, keine unbedachte Bewegung – denn alles, was sie tut oder unterlässt wird von ihrer Mutter in einem Blog in die Welt hinausposaunt. Jede Peinlichkeit, jedes Geheimnis – Scarlett traut sich nicht mehr irgendetwas zu unternehmen oder jemandem zu vertrauen. Da entdeckt sie durch Zufall das Kochen für sich – und in Violetta findet sie jemanden, mit dem sie die neue Leidenschaft teilen kann. Als der geheime Kochclub bringen sie kulinarische Köstlichkeiten und Freude unter die Menschen. Doch dann stehen sie plötzlich vor einer größeren Herausforderung.

Ein wunderbares Kinderbuch, das auch erwachsenen Lesern weder vor Augen führt, wie viel Spaß Kochen macht und wie viel es den Menschen gibt – denjenigen die am Herd stehen und denjenigen, die die Ergebnisse genießen. Mit der alten Dame, die alleine und unbeachtet nebenan lebt und eine immer größere Rolle in der Geschichte spielt, gewinnt das Buch überraschend Tiefgang.

Lange habe ich bedauert, dass von den köstlichen Gerichten, um die es geht, nicht ein einziges Rezept abgedruckt ist, doch dann überraschte die Autorin doch noch mit einem: die fluffigen Zimtteilchen, mit denen das Buch startet, gibt es tatsächlich zum nachbacken!
Ein wunderbares Kinderbuch, das trotz des magischen Titels mit Fantasy gar nichts zu tun hat. Schön zu lesen und es empfiehlt sich unbedingt einige Gerichte nachzukochen!

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Eine neue Geschichte aus Independence

Rocky Mountain Doc
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Die Physiotherapeutin Bertha kann es nicht fassen als sie einen ihrer Patienten dabei erwischt wie er sich illegal Schmerzmittel verschafft. Leider hat auch der Dealer sie gesehen und setzt alles daran, ...

Die Physiotherapeutin Bertha kann es nicht fassen als sie einen ihrer Patienten dabei erwischt wie er sich illegal Schmerzmittel verschafft. Leider hat auch der Dealer sie gesehen und setzt alles daran, sein Geschäft zu schützen. Als ihre Patienten sterben und die Polizei sie dafür verantwortlich machen will, zieht Bertha nach Independence, um neu anzufangen. Gerade als sie glaubt, es geschafft zu haben und mit dem sexy Kinderarzt Lee eine Zukunft zu haben, holt die Vergangenheit sie ein.

Mit dem 18. Band kehrt man wieder nach Independence zurück und kann der Stadt geradezu beim Wachsen zusehen. Auch nach so vielen Büchern hat die Geschichte nichts von ihrem Reiz verloren. Diese Geschichte funktioniert nach der gleichen Schablone, doch im Gegensatz zu den letzten Bänden ist das Kriminalelement hier endlich mal wieder überzeugend.

Die Rocky Mountains-Reihe lässt mich immer mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits hat sich die Autorin sehr gut entwickelt. Viele sprachliche Unebenheiten aus den Anfängen sind verschwunden, trotzdem bleiben einige umständlichen Formulierungen und zu ausufernden Beschreibungen, die mich immer wieder aus dem Lesefluss rausbringen. Die Liebesgeschichte beginnt mir in diesem Band wieder einmal zu plump und ich brauche wirklich nicht jede Körperreaktion bis ins letzte Detail. Andererseits liebe ich die Charaktere und das gesamte Setting. Independence mit seinen skurrilen, liebenswert und absolut einzigartigen Bewohnern hat es mir einfach angetan. Dafür nehme ich alles, was mich normalerweise massiv stört, jederzeit in Kauf.

Im 18. Band hat so gut wie alles gestimmt. Ich freu mich jetzt bereits auf den nächsten!

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Steinbeck zu lesen schmerzt, doch seine Sprache wiegt alles auf

Von Mäusen und Menschen
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Lennie und George ziehen als Wanderarbeiter durch Kalifornien. Das harte Leben meistern sie, indem sie an ihrem Traum von einem eigenen Stückchen Land festhalten, auf dem sie sich zur Ruhe setzen wollen. ...

Lennie und George ziehen als Wanderarbeiter durch Kalifornien. Das harte Leben meistern sie, indem sie an ihrem Traum von einem eigenen Stückchen Land festhalten, auf dem sie sich zur Ruhe setzen wollen. Doch Lennie ist nicht nur bärenstark, sondern auch geistig zurückgeblieben und gerät damit immer wieder in Schwierigkeiten. George fürchtet, dass der Tag kommen wird, an dem er ihn nicht mehr schützen kann.

Von der ersten Zeile an traf mich Steinbeck mitten ins Herz. Die Sprache ist großartig (die Übersetzung ist von Elisabeth Rotten). Sie macht die Geschichte sofort lebendig, die Charaktere materialisieren sich geradezu neben dem Leser. Gleichzeitig schmerzt die Lektüre auch bereits beim ersten Satz, denn die Ausweglosigkeit der Geschehnisse ist augenblicklich klar. Die Charaktere werden an der Realität zerschellen – unverdient, gnadenlos und qualvoll. Trotzdem flackert die Hoffnung im Leser, dass es doch noch eine unerwartete Wendung zum Guten geben wird. Diese beiden Extreme zerren den Leser unerbittlich durch die Ereignisse, wie das Leben selbst einen offenen Auges durch die Schmerzen und Trauer peitscht – ohne Chance ihnen zu entgehen.

Steinbeck hat alles erfüllt, was ich von ihm befürchtet habe. Schmerzhafte Geschichten, Charaktere und Ereignisse, die mir das Herz zerreißen und Träume, die ich so gerne festhalten würde und doch nur ins Leere greife. Womit ich nicht gerechnet habe, war die Sogwirkung seiner Geschichte. Die Sprache hat mich gefangen genommen und wird mich erneut zu seinen Büchern greifen lassen – wohlwissend, dass ich wieder einer gnadenlosen Welt ausgeliefert sein werde, die doch so lebendig ist, dass ich ihr nicht widerstehen kann.

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