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Veröffentlicht am 25.02.2020

Solide Unterhaltung

Liebe mich, töte mich
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Um ehrlich zu sein: Anfangs dachte ich, das Buch und ich werden keine Freunde. Es lief zwar gut an, verlor dann aber rasch das Tempo und wurde sehr langatmig. Obwohl mich die Story um Geo, die beim Mord ...

Um ehrlich zu sein: Anfangs dachte ich, das Buch und ich werden keine Freunde. Es lief zwar gut an, verlor dann aber rasch das Tempo und wurde sehr langatmig. Obwohl mich die Story um Geo, die beim Mord an ihrer Freundin geholfen haben soll, schon sehr interessiert hat. Im Nachhinein kann ich sagen: Gut, dass ich drangeblieben bin! Denn ab der Hälfte nahm das Tempo wieder rasant zu, es gab neue Entwicklungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und welche, die ich geahnt habe, aber eine ganz andere Erklärung hatten. Kurzum: Die Story entwickelte sich zu einem echten Pageturner!

„Die Realität des Gefängnisses – die Trostlosigkeit, die Eintönigkeit, die unablässige Angst vor Gewalttaten – ist grauenhaft.“

Und genauso geht die Story auch los. Wir begleiten Geo im Gefängnis, eine ganze Zeit lang. Dort büßt sie ihre fünfjährige Haftstrafe ab – Mittäterschaft bei einem vierzehn Jahre zurückliegenden Mord an ihrer besten Freundin Angela. Ob es von der Autorin so gewollt ist, dass die Eintönigkeit aus Geos Leben sich auf den Leser überträgt? Wage ich zu bezweifeln. Denn beinahe hätte ich das Buch nach den ausufernden Schilderungen über das Gefängnisleben zur Seite gelegt. Doch dann ging es auf Geos Entlassung zu, und es gibt zwei Morde. Ab hier hatte mich die Story gepackt. Geo ist zwar ein gänzlich unaufregender Charakter (man könnte schon fast sagen langweilig), aber nach der Isolation muss sie sich wahrscheinlich erstmal neu (er)finden.

Wir lernen auch Kaiser kennen, der damals mit ihr und Angela sehr gut befreundet war. Doch nach Angelas Verschwinden änderte sich auch die Beziehung zwischen Geo und Kaiser. Der ist inzwischen bei der Polizei und ermittelt in dem Fall der beiden Morde, die Calvin zur Last gelegt werden – Geos Exfreund, der für den Mord an Angela verantwortlich war.

„Wer behauptete, Lügen sei schwer, der irrt sich gewaltig. Lügen war ganz einfach. […] Aber die Wahrheit zu sagen, das war unmöglich.“

Während der Ermittlungen wird die Story über zwei Zeitebenen erzählt. Was passierte wirklich in der Nacht, als Angela vor vierzehn Jahren verschwand? Langsam tasten wir uns hier vorwärts und begleiten die junge Geo. Die mir, um es ganz ehrlich zu sagen, sehr leid getan hat. Dennoch habe ich mich nicht so richtig mit ihr verbunden gefühlt. Abwechselnd kommt dann die erwachsene Geo zu Wort und hält uns über die Ermittlungen im Fall der neuen Morde auf dem Laufenden.

Gegen Ende wurden beide Erzählstränge miteinander verbunden. Ich möchte nicht sagen, dass die Entwicklungen vorhersehbar waren, denn das waren sie nicht. Aber ab einem gewissen Punkt konnte ich ahnen, worauf es hinausläuft – und war dennoch überrascht, als es tatsächlich passierte.

Persönliches Fazit: Solider Start, im weiteren Verlauf spannend und ausgeklügelt. Der packende Schreibstil und zwei starke letzte Drittel machen das Buch doch noch zu einem empfehlenswerten Thriller!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Solider Auftakt

Teufelswerk
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"Teufelswerk" ist der Auftakt einer Reihe um die Anthropologin Josefine Jespersen. Lotte Petri hat einen flüssigen, anschaulichen Schreibstil, der es mir leicht machte, mittels Kopfkino im Geschehen zu ...

"Teufelswerk" ist der Auftakt einer Reihe um die Anthropologin Josefine Jespersen. Lotte Petri hat einen flüssigen, anschaulichen Schreibstil, der es mir leicht machte, mittels Kopfkino im Geschehen zu sein. Die ausführliche Beschreibung der Tätigkeit von Josefine erinnerte mich dabei an die TV-Serie "Bones".

Zitat: Pos 116

Sie drehte das Wasser auf und säuberte den Knochen gründlich in dem tiefen Stahlbecken. In südlichen Gefilden reichte es, Knochen mit einem weichen Pinsel zu säubern, aber die lehmige Erde in Dänemark erforderte krassere Methoden. Durch eine vermoderte Seite war Erde in das Innere des Sarges gelangt, doch der Rest der Wände war gut erhalten. Josefine legte den Oberschenkelknochen auf einen Stahltisch.

Die Spannung ist, bis auf ein paar Stellen, durchgängig hoch, denn das Buch hat neben den Thriller-Elementen auch etwas aus dem Horror-Genre, was ich gut umgesetzt fand. Es geht um brutale Morde und Teufelsaustreibung, aber als Leser wurde ich ziemlich in die Irre geführt, denn ich hatte lange Zeit einen falschen Kontext dazu im Auge. Die Protagonisten sind sympathisch und glaubwürdig gezeichnet. Lange Zeit rätselte ich, wer hinter den Morden steckt, und ich wurde tatsächlich diesbezüglich überrascht. Allerdings fand ich, die Auflösung und das dahintersteckende Motiv hätten am Ende besser umgesetzt werden können, denn der Schluss ist mir leider nicht spektakulär genug. Auch die "plötzliche" Liebesszene hat mich einigermaßen überrumpelt. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Szene eine erkennbare Annäherung der beiden Protagonisten vorangegangen wäre.

Persönliches Fazit: Dies ist ein solider Serienauftakt, der mit Spannung und einigen Horror- Elementen aufwartet, und ich bin gespannt, wie sich die Reihe weiterentwickelt.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Solide Unterhaltung

Das Echo deines Todes
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Die Freundinnen Becca, Lara, Eileen und Michelle feiern ihr bestandenes Abi in einem abgelegenen Haus auf der Insel Karlskrona in Schweden. Dort wollen sie die letzten Wochen, bevor sich alle zerstreuen, ...

Die Freundinnen Becca, Lara, Eileen und Michelle feiern ihr bestandenes Abi in einem abgelegenen Haus auf der Insel Karlskrona in Schweden. Dort wollen sie die letzten Wochen, bevor sich alle zerstreuen, zusammen verbringen. Doch der Urlaub endet damit, dass Becca spurlos verschwunden ist.

Die Hauptstory beschreibt die gegenwärtige Zeit - 16 Jahre nach dem Vorfall. Das Verschwinden von Becca konnte nie aufgeklärt werden.

Der Leser bekommt einen Einblick in Laras Welt, die ein wenig anders läuft als "normal", denn Lara hat das Asperger Syndrom und somit einige Eigenarten, die später noch einen wichtigen Aspekt für das Verständnis und die Aufklärung liefern. Lara erzählt aus ihrer Perspektive, was 16 Jahre später passiert, als jede der drei Freundinnen einen Brief erhält.

Zitat S.20

Wenn du wissen willst, was mit deiner Freundin Becca geschehen ist, warte am kommenden Freitag um 16.00 Uhr auf dem Bootssteg in Karlskrona. Ein Boot wird dich übersetzen. Die Wahrheit liegt auf der Insel.
Ein Freund.

Und damit treibt sie das Schicksal zurück auf die Insel.

Während Laras Schilderungen in der Gegenwart, bringt die Autorin immer wieder Auszüge aus den polizeilichen Vernehmungen von damals mit ein. Die der drei Mädchen, aber auch von zwei jungen Männern, die mit den Freundinnen auf der Insel Kontakt hatten. Es wird einem bald bewusst, dass hier jemand etwas zu verbergen hat, und mit den Einblicken in die Vergangenheit begreift man Stück für Stück, welch perfides Spiel damals getrieben wurde.

Sophie Kendrick schafft damit eine geheimnisvolle Atmosphäre, die einem viele Rätsel aufgibt. Bis zum Ende, das ausgefeilt und nachvollziehbar ist, bleibt die Spannung konstant und endet anders, als man erwartet hätte.

Persönliches Fazit: Ein gut durchdachter Thriller, der Themen wie Freundschaft, Loyalität und Kaltblütigkeit aufgreift und damit solide unterhalten kann.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Subtiler Horror

Der unsichtbare Freund
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Ich bin immer noch zwiegespalten diesem Buch gegenüber. Gut oder schlecht? Das ist die Frage, die nicht nur mich beschäftigt, sondern um die es auch in dieser Geschichte geht.

Mit knapp tausend Seiten ...

Ich bin immer noch zwiegespalten diesem Buch gegenüber. Gut oder schlecht? Das ist die Frage, die nicht nur mich beschäftigt, sondern um die es auch in dieser Geschichte geht.

Mit knapp tausend Seiten ist dieses Buch schon ein Klopper. Aber King & Co. haben ja bereits gezeigt, dass man diese Menge an Seiten auch mit viel Spannung füllen kann. Könnte. Hier ist das nicht so ganz gelungen. Die ersten zweihundert Seiten haben mich gefesselt, abgeholt, waren spannend. Nach zwei Dritteln hatte der Plot mehr was von einer Action-Story als von Horror. Inzwischen zog sich die Geschichte in die Länge, es gab viele unnötige Wiederholungen. Und was bitte hat sich der Autor gedacht, als er gegen Schluss völlig willkürlich Groß- und Kleinschreibung in den Worten gemixt hat? (Zitat: „unD deinE mutteR darF ihneN dabeI zuschaueN!“) Ein geheimer Code? Wenn ja, habe ich ihn nicht entschlüsselt. Vielmehr fand ich dieses Stilmittel nervig und anstrengend zu lesen.

Besonders Christopher und seine Mutter sowie die zischende Lady sind tolle Charaktere. Lediglich Christopher fand ich für sein Alter viel zu intelligent, schon fast altklug. Aber okay, das ist einer der weniger kritischen Punkte. Viel mehr hat mich gestört, wie der Autor Christophers besten Freund Eddie nennt. Dieser wird von den Mobbern „Special Ed“ gerufen, und dieser Spitzname wird durchweg genutzt – nicht nur, wenn er gemobbt wird, sondern auch wenn er ganz normal etwas sagt / denkt / macht. Das hat völlig unnötig den falschen Charakter in meinen Fokus gedrängt, und ich wollte eher Eddie zur Seite stehen als Christopher, weil ich viel mehr Mitleid damit hatte, wie er mit aller Macht für den Leser in eine Schublade gezwängt wurde.

Auch die Anspielungen auf die Bibel haben mich anfangs gestört, später haben sie sich jedoch besser in die Story eingefügt. Der Glaube spielt hier eine große Rolle. Die vielen bildhaften Beschreibungen stehen mir heute noch vor Augen, und sollte es mich einmal nach Mill Grove ziehen, werde ich mich dort sehr gut zurecht finden. Da macht dem Autor so schnell keiner was vor, er schreibt mit viel Liebe zum Detail und haucht so nicht nur den Figuren, sondern auch der Umgebung Leben ein. Da er sich so viel Zeit beim Erschaffen seiner Welt lässt, leidet die Atmosphäre ab und an ein bisschen. Die verschiedenen Sichtweisen haben mich aber dazu animiert, weiterzulesen und nicht aufzugeben.

Ist jetzt der Eindruck entstanden, dass ich das Buch schlecht fand? Beim Niederschreiben meiner Gedanken muss ich zugeben: Nein, schlecht war es nicht. Aber zu sehr in die Länge gezogen. Ich lese sehr gerne lange Geschichten, oft bedauere ich es, wenn ein Buch zu schnell zu Ende ist. Aber hier? Spannend am Anfang und am Ende, viel Füllmaterial in der Mitte. Da wäre weniger mehr gewesen.

Persönliches Fazit: Gemessen an der Gesamtlänge des Buches habe ich das Finale regelrecht herbeigesehnt. Ein solider Roman mit einigen Durststrecken. Dennoch ein Muss für alle, die gerne ruhigen und subtilen Horror lesen.

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Veröffentlicht am 20.09.2019

Ziemlich umfangreiche Story

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Der Reporter Martin Scarsden soll eine Reportage über die Ereignisse in der Stadt Rivers End machen. Vor einem Jahr hat Reverend Swift mehrere Einwohner der Stadt getötet und sich am Ende selber töten ...

Der Reporter Martin Scarsden soll eine Reportage über die Ereignisse in der Stadt Rivers End machen. Vor einem Jahr hat Reverend Swift mehrere Einwohner der Stadt getötet und sich am Ende selber töten lassen. Das Gerichtsverfahren steht kurz bevor, aber richtige Beweise gibt es bisher nicht. Kaum jemand hat dem Reverend dies zugetraut. Zwischen all den Gerüchten, die sich um die Tat ranken, gibt es jedoch auch Menschen, die ihn verteidigen. So wehren zum Beispiel die Jugendlichen, mit denen er zusammengearbeitet hat, die Vorwürfe des Missbrauchs und der Pädophilie zurück.

Mit Scarsden hat der Autor einen sehr interessanten Charakter erschaffen. Als ehemaliger Korrespondent für den Gaza-Streifen hat er nach dem Einsatz seine mentale Stärke dort gelassen. Er verbeisst sich in den Fall, möchte nicht wie seine Kollegen reißerische Überschriften und schlecht recherchierte Artikel abgeben. Stattdessen macht er sich auf die Suche nach Zeugen und Berichten, um seine Erkenntnisse zu stützen und so Licht in das Dunkel des Falls zu bringen. Während seiner Recherche vor Ort offenbaren sich immer mehr Ungereimtheiten und es tauchen weitere Leichen auf.

Die Polizei will nicht weiter ermitteln – schließlich lebt der Täter nicht mehr – und jeder im Ort scheint ein Geheimnis zu haben. Statt jedoch eins nach dem anderen zu lüften und so den Fall aufzuklären, kommen immer mehr Geheimnisse dazu, die das Buch ab einer gewissen Länge undurchsichtig und anstrengend zu lesen machen.

Der Schreibstil hat mich die Hitze von Rivers End spüren lassen, die Weite des Landes. Die Atmosphäre wurde mit fortschreitender Handlung immer drückender. Je tiefer der Journalist wühlt, desto mehr lose Fäden ergeben sich. Was mir zugegebenermaßen irgendwann zu viel war, denn es war weit und breit keine Auflösung in Sicht. Es gab immer mehr Zufälle, Straftaten und Begebenheiten, dennoch war es unklar, ob die alle mit dem Fall des Reverends im Zusammenhang standen. Zugleich sollen alte Geheimnisse nicht ans Licht kommen. Das war mir insgesamt ein bisschen zu viel des Guten.

Persönliches Fazit: Ziemlich umfangreiche Story mit einem spannenden Fall und einem zynischen Ermittler.

© Recensio Online, Katharina