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Veröffentlicht am 27.02.2020

Am Meer und am Küchentisch

Drei Schwestern am Meer
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Anne Barns nimmt uns in "Drei Schwestern am Meer" mit nach Rügen. Hier ist Rina aufgewachsen, bei ihrer Oma. Endlich hat sie Urlaub, die sie auf der Insel verbringen wird.

Doch kurz nach Rinas Ankunft ...

Anne Barns nimmt uns in "Drei Schwestern am Meer" mit nach Rügen. Hier ist Rina aufgewachsen, bei ihrer Oma. Endlich hat sie Urlaub, die sie auf der Insel verbringen wird.

Doch kurz nach Rinas Ankunft verzieht sich ihr Freund und die Oma muss ins Krankenhaus. Zum Glück ist Rina Ärztin und kennt das Personal im Spital, da sie selbst mal hier gearbeitet hat. Rinas Schwestern Pia und Jana sind auch schon auf dem Weg, so ist Rina nicht alleine. Auf der Suche nach Arztunterlagen entdecken sie, dass ihre Grossmutter einige Geheimnisse und zudem Streit mit ihrer Schwester hat.

Die drei Schwestern versuchen heraus zu finden, um was es in dem Streit und den Geheimnissen geht. Gleichzeitig haben sie alle aber eigene Sorgen und Nöte. Es werden zwei tief gehende und richtungsweisende Wochen für alle.

Der Schreibstil von Anne Barns nimmt einen sofort mit hinein in die Geschichte, man fühlt das Salz des Meeres und stellt sich das Haus und den Weg dahin plastisch vor, sitzt mit den drei Schwestern am Küchentisch, auch wenn man real noch nie in Rügen war und gerade zuhause auf dem Sofa liest.

Der Roman unterhält bestens, man bedauert höchstens, dass er viel zu kurz ist und man wieder lange auf Lesestoff-Nachschub von Anne Barns warten muss.

Fazit: Trotz emotionaler Familiengeschichte eine schöne Wohlfühllektüre.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Süsser Wein

Herbstblüten und Traubenkuss
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Schon lange wollte ich mal einen Roman von Emilia Schilling lesen. Als dann 2019 "Herbstblüten und Traubenkuss" erschien, wusste ich: mit dem beginne ich. Herbstromane gibt es selten, dabei ist der Herbst ...

Schon lange wollte ich mal einen Roman von Emilia Schilling lesen. Als dann 2019 "Herbstblüten und Traubenkuss" erschien, wusste ich: mit dem beginne ich. Herbstromane gibt es selten, dabei ist der Herbst doch so schön!

Das Setting schien vielversprechend. Wien, ein Heurigenlokal. Hört sich richtig gemütlich an - zum Lesen zumindest, denn die Arbeit im Lokal und auf dem Weinberg ist streng.

Das merkt auch Mona bald, die sich spontan entschliesst, bei Feebergers einige Monate zur Überbrückung zu arbeiten. Die Arbeit rund um den Buschenschank ist neu für Mona und sie packt kräftig mit an. Dabei lernt sie die ganze Familie mitsamt der Angestellten kennen und blickt hinter Kulissen und Familiengeheimnisse. Grund für diesen Job ist ein Deal mit Oliver, den sie im Auftrag einer Detektei sucht und nun brav bei seiner Familie abgibt. Die beiden geben sich als Paar aus - dabei kennen sie sich ja kaum - und haben im Laufe der Geschichte einige Turbulenzen zu bewältigen.

Die Roman war sehr unterhaltend und enthielt viele witzige Szenen. Mir gefielen die genau richtig dosierten Erklärungen über die Heurigenlokale, sowie der gegebene Lokalkolorit, wofür auch viele Wiener Begriffe sorgten.

Böse waren eigentlich nur Monas Eltern - ziemlich heftig drauf die beiden. Kein Wunder, dass Mona nicht gerne bei ihnen zu Besuch und ihr Selbstbewusstsein im Keller ist. In Olivers Familie gibt es alles: von superlieben Grosseltern und einer tollen Schwester bis hin zum nörgeligen Mieter und einer zickigen Ex-Freundin.

Mona kam oft naiv daher. Sie nimmt viel zu viel in Kauf, sei es bei einigen Szenen auf dem Hof oder in Bezug zu ihrer Freundin Bianca, die mit ihren Kindern Sheldon und Arya oft polarisiert. Bei soviel Dramen blieben Leidenschaft und Romantik im Hintertreffen.

Dennoch habe ich den Roman schnell und gerne gelesen. Zwischen den Kapiteln finden sich jeweils einige Rezepte, die kurz zuvor auf den gelesenen Seiten gerade gekocht wurden, das fand ich sehr nett.

Fazit: Eine nicht sehr romantische, aber dafür locker-leichte Liebesgeschichte, die so spritzig erscheint wie der süsse Wein aus dem Buschenschank.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Überraschende Entwicklungen

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Ich liebe Bücher über Buchhandlungen, deshalb habe ich auch den Roman von Frida Skybäck mit dem einladenden Cover gelesen.

Beim Lesen des Klappentextes wunderte ich mich, weshalb eine junge Schwedin einen ...

Ich liebe Bücher über Buchhandlungen, deshalb habe ich auch den Roman von Frida Skybäck mit dem einladenden Cover gelesen.

Beim Lesen des Klappentextes wunderte ich mich, weshalb eine junge Schwedin einen Buchladen in London erbt. Im Roman wird diese Geschichte in einem zweiten Erzählstrang geschildert. Er handelt von zwei Schwestern, Sara und Kristina, die 1982 von Schweden nach England auswanderten. Mit dieser Geschichte hätte ich nicht gerechnet, schon gar nicht mit dem Ende davon.

Das machte die Lektüre von "Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse" aber sehr spannend. Sara, Charlottes Tante, kommt sehr unsympathisch und äusserst stur rüber - was man kaum mit den Anekdoten ihrer Mitarbeiterinnen in Verbindung bringen kann: hier war Sara überall beliebt. Nur das Händchen für eine optimale Geschäftsführung fehlte ihr, Anspielungen darauf konnte man ja bereits in der 80-Jahre-Geschichte lesen.

Als Sara stirbt, erbt Charlotte vor allem Schulden. Doch als Geschäftsfrau mit eigener Firma kann sie, falls sie möchte, den Laden zum florieren bringen. Da sie erst vor einem Jahr ihren Mann verloren hat und noch trauert, weiss sie nicht, was sie mit der Buchhandlung anfangen soll. Die Mitarbeiter hoffen und halten den Laden am Laufen, bis Charlotte sich entscheidet.

Bis dahin wirkt Charlotte eher wie ein Beobachter. Sie merkt schnell, dass Martinique das Herz und die Seele des Ladens ist. Mit Sam kann sie nicht viel anfangen, genau wie ich. Die flippige junge und motzige Frau mochte ich sehr lange nicht, sie mäkelt an Charlotte rum, obwohl sie eigentlich froh sein müsste, dass Charlotte nicht sofort die Ladentüre abschliesst und alle raus schmeisst. Haus-Autor William war zuerst gewöhnungsbedürftig, ich wusste nicht, wie ihn einordnen. Doch später zeigt er mehr von sich.

Der Roman überraschte mich mit all den Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte und ich mochte, dass die Autorin trotz vielen traurigen und tragischen Elementen auch immer wieder witzige Details, wie zum Beispiel das Ansprechen einer bestimmten Autorin, eingebaut hat. So hat mich die Geschichte in allen Belangen gut unterhalten.

Fazit: Ein lesenswerter Buchladen-Roman mit einer unvorhergesehener Entwicklung in der Vergangenheitsschiene.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Operation Landflucht

Mit Liebe gemacht
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Den ersten Roman von Victoria Brownlee "Liebe ist ein Bauchgefühl" fand ich so erfrischend und witzig mit der originellen 365-Tage-Käse-Wette, dass ich sehr neugierig auf diesen zweiten Band war.

Nach ...

Den ersten Roman von Victoria Brownlee "Liebe ist ein Bauchgefühl" fand ich so erfrischend und witzig mit der originellen 365-Tage-Käse-Wette, dass ich sehr neugierig auf diesen zweiten Band war.

Nach all den Erlebnissen aus dem ersten Band ist endlich Ruhe eingekehrt und Elle und Serge geniessen ihre Zweisamkeit - bis Ella nach einigen Monaten merkt, dass sie völlig überraschend schwanger ist. Als Serge dies erfährt, bricht er fast schon in Panik aus und will so schnell wie möglich aus Paris weg. Ein Kind in Paris grossziehen kommt für ihn nicht in Frage. Ella hingegen kann sich nicht vorstellen ihr geliebtes Paris zu verlassen.

Es kommt wie es kommen muss: der erste grosse Streit bricht aus. Bis die zwei sich darauf einigen, das Leben auf dem Land einfach mal ausprobieren, aber mit der Option die "Operation Landflucht" abzubrechen und zurück in die Hauptstadt zu ziehen, falls alles schief geht.

Statt Käse nur zu verkaufen, will Serge ihn nun auch selbst herstellen. Zumindest Ziegenkäse - deshalb kauft er eine Ziegenfarm, die erst mal grundrenoviert werden müsste. Ella kümmert sich um die Renovation, Serge um die Ziegen und den Käse. Doch die Welt steht bald schon wieder schief in den Angeln: es ist kein Geld für die Renovation da, Ella langweilt sich und Serge scheint Geheimnisse zu haben und sein Käse verkauft sich schlecht.

Einige Dramen stehen an, erheiternd für die Leser, weniger für unsere Protagonisten. Auch wenn sich "Mit Liebe gemacht" meistens in der Loire abspielt, trifft man auf viele Bekannte aus Paris und dem ersten Band, neue Figuren gibt es nur wenige. Einer davon ist der Engländer Chuck. Ein Autor, mit dem sich Ella anfreundet.

Der Roman war unterhaltend. Er packte mich aber nicht so wie der witzige erste Band, denn mit dem sehr spontanen und überhasteten Umzug konnte ich mich nicht anfreunden. Ich mag es nicht, wenn in einem Roman Hals über Kopf so schwerwiegende Entscheidungen - und in diesem Falle wäre Ellas Schwangerschaft ja schon Umstellung genug - getroffen werden und darauf eine ganze Story aufgebaut ist.

Aber im Gegensatz zum realen Leben haben Romanfiguren ja meistens irgendwie Glück bei solchen unüberlegten Sprüngen ins Ungewisse. "Mit Liebe gemacht" ist trotzdem weniger originell als der Vorgänger und eher wirklichkeitsfremd. Der Epilog gefiel mir dafür sehr gut. Diese letzten darin beschriebenen Entwicklungen machen die Story ein bisschen bodenständiger und realer.

Fazit: Vielleicht gibt es hier mehr "Käse" im übertragenen Sinne, aber dennoch ist die lockere Geschichte lustig zu lesen, wenn auch ein wenig abgehoben von der Realität.
Knappe 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Der Koch und die Konditorin

Sommer unter Sternen
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Nach "Sommer in Atlantikblau" traute ich mich erst nicht, diesen zweiten Roman von Miriam Covi zu lesen. Ich befürchtete, enttäuscht zu werden nach dem wunderschönen Ausflug nach Halifax.

Auf den ersten ...

Nach "Sommer in Atlantikblau" traute ich mich erst nicht, diesen zweiten Roman von Miriam Covi zu lesen. Ich befürchtete, enttäuscht zu werden nach dem wunderschönen Ausflug nach Halifax.

Auf den ersten Seiten fühlte es sich bereits so an, als ob meine Befürchtungen wahr werden, denn die dreijährigen Zwillinge von Ella schienen mir viel zu übertrieben dargestellt. Das mal was kaputt geht in einem Kleinkinderhaushalt oder gekleckert wird ist normal. Nicht aber, dass Kinder u.a. in ein fremdes Haus stürmen und sofort mit dreckigen Schuhen auf dem Sofa rumtoben. Für einen geglückten Buchstart hätte es diese unverhältnismässigen Aktionen nicht gebraucht, der wäre auch mit viel weniger Kinderdrama gut gelungen.

Zum Glück verhielten sich die Twins nach dem sehr stürmischen Beginn wie normal erzogene Kleinkinder und ich konnte mich auf die Geschichte einlassen. Spannend erzählt Miriam Covi wie Ella von Hamburg nach Fire Island, einer Insel vor New York, flüchtet - nachdem ihr Mann ihr eröffnet, dass er die Scheidung will - und einen "Sommer unter Sternen" erleben wird.

Doch im Haus ihrer besten Freundin Maggie ist sie nicht wie erwartet allein, auch Maggies Bruder Nathan hat sich ins Ferienhaus der Familie geflüchtet. Der berühmte Koch ist gar nicht begeistert von den unerwarteten Gästen und verhält sich feindselig, aber nach ein paar Tagen scheint er sich wieder in den Griff zu bekommen. Es könnte eine unbeschwerte Zeit für die Bewohner des Goodmann-Cottage werden, aber ob sie ihre familiären Situationen und Befindlichkeiten aufarbeiten können, muss sich erst noch zeigen - und dies gestaltet sich für den Leser als äusserst spannend zu lesen.

Die Beschreibungen der Insel und seiner Bewohner gefielen mir sehr gut. In Gedanken bin ich mit Ella über die Insel mit dem wunderschönen Strand und den kleinen Läden flaniert. Die Geschichte von Nathan, wie er sich langsam öffnet, die Rückblicke auf ihre Teeniezeiten und ebenso später auch Thomas Gefühlsbeichten fand ich stimmig, die Familiengeschichten ebenso. Die Autorin nahm immer wieder kleine Einzelheiten von früher mit auf, so dass sich alles zu einer stimmigen, mitunter fast schon dramatischen Geschichte verband.

Fazit: Ein romantischer Schmöker, der Hunger macht - auf Essen und mehr Romane von Miriam Covi.
4 Punkte.

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