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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2020

Billard des Lebens

Sieben Richtige
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Was für ein leichter unterhaltsamer Ton, dabei trotzdem ansprechend anspruchsvoll, hintersinnig und empfindsam. Sieben Richtige – frei nach dem Lottospiel – sind sieben Handlungsstränge, sieben Personen, ...

Was für ein leichter unterhaltsamer Ton, dabei trotzdem ansprechend anspruchsvoll, hintersinnig und empfindsam. Sieben Richtige – frei nach dem Lottospiel – sind sieben Handlungsstränge, sieben Personen, deren Leben sich treffen, verschränken, wieder auseinanderdriften um an anderer Stelle erneut zusammenzustoßen. Ein bisschen ist es ein Billardspiel des Lebens. Eine Kugel stößt an und in einer Art Kettenreaktion geht es weiter. Das ist ganz natürlich, unterhaltsam und fordert Aufmerksamkeit beim Leser. Auch die Gefühle der Protagonisten kullern umher, lösen sich ab oder aus, sind klar und real in ihrer Lebhaftigkeit.

Ein wirklich schöner Erstling, der mein Herz im Sturm erobert hat und das ich gerne nochmal als Hörbuch genießen möchte. Weil Herbst es so schön liest und die Geschichte ganz viele wundervolle Wortspiele hat, die man auch zweimal wie beim ersten Mal genießen kann.

Veröffentlicht am 05.05.2020

tolle Fortsetzung

Vengeful - Die Rache ist mein
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"Vegeful - Die Rache ist mein" setzt dort ein, wo der erste Band der Reihe aufgehört hat. Soll heißen, bitte auch diesen ersten Teil "Vicious" lesen. Die Autorin hat nämlich keine Zeit, hier fehlendes ...

"Vegeful - Die Rache ist mein" setzt dort ein, wo der erste Band der Reihe aufgehört hat. Soll heißen, bitte auch diesen ersten Teil "Vicious" lesen. Die Autorin hat nämlich keine Zeit, hier fehlendes Vorwissen auszugleichen sondern stürzt sich einfach in die Geschichte - und der geneigte Leser folgt erfreut und gebannt.

Leben und Tod, Sterben und Widerauferstehung werden hier zum Dreh- und Angelpunkt einer tiefschwarzen, oft bösen Story, in der es um Rache und Mord, um Machtstreben und Hass geht. Das Gute gibt es nicht wirklich. Es hat wie alles andere graue Schatten und ist weder lieblich noch gefühlvoll.

Die Autorin hat ihre Sprache der Geschichte angepasst. Sie ist kraftvoll und wunderbar düster. Mir hat der zweite Band noch um einiges besser gefallen, als der erste. Ich kenne die meisten der Akteure, bin gespannt, wie sie sich behaupten und wann sie wieder aufeinander treffen. Das Tempo ist von Anfang an hoch. Kurze knackige Kapitel, starke Dialoge, jede Menge Action. Ich hoffe sehr, es gibt noch eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.04.2020

4,5 Sterne

Rachegeist
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Ich mag chinesische Krimis. Die Exotik der fernen Kultur, das Geheimnisvolle einer Gesellschaft mit seltsamen Regeln und Riten und dazwischen das ganz Profane eines Mordes und einer Mordermittlung. Und ...

Ich mag chinesische Krimis. Die Exotik der fernen Kultur, das Geheimnisvolle einer Gesellschaft mit seltsamen Regeln und Riten und dazwischen das ganz Profane eines Mordes und einer Mordermittlung. Und dazu noch die Verheißung, der chinesische Stephen King. Also da sind die Erwartungen schon ziemlich hoch.

Shen Ming ist ein junger ehrgeiziger Lehrer. Er hat eine Verlobte, die er bald heiraten möchte, ist zufrieden mit seinem Job und seinem Leben. Dann springt eine schülerin in der Schule vom Dach und sie hat es scheinbar nicht freiwillig getan. Und Shen Ming wird des Mordes verdächtigt. Er beginnt selbst nachzuforschen und beschließt den Mann zu töten, der ihn verleumundet. Dies gelingt ihm auch. Aber dann wird er selbst erstochen. Und er muss feststellen, dass der Tod noch nicht das Ende seiner Existenz ist.

9 Jahre später erinnert sich seine ehemalige Verlobte immer noch an ihn und die seltsamen Umstände seines Todes. Und dann sterben plötzlich wieder Menschen und alles deutet darauf hin, dass Shen Ming sich aus dem Totenreich rächt.

Mir hat vo rallem der Schreibstil und die Charakterbeschreibung der Hauptdarsteller sehr gefallen. Shen Ming beispielsweise ist einem schnell sympathsich, man ist aber überrascht, wie energisch er sich plötzlich zur Wehr setzt. Das hätte man ihm gar nicht zugetraut. So haben alle Figuren einen doppelten Boden, die Geschichte ist voller Mysterien und Volten und im wahrsten Sinne des Wortes ein gelungener Genremix.

Es mit Stephen King zu vergleichen ist zwar etwas hoch gegriffen, denn der Geschichte fehlt das große Grauen, welches sich durch Kings Bücher immer wieder zieht. Aber auch der chinesische Autor lässt sich Zeit mit seinem Plot, gestaltet ihn aufmerksam und liebevorll. Mir hat das Buch großen Spaß gemacht. Ich empfehle es gerne. 4,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 19.03.2020

Neuentdeckung für mich

Libellenjahre
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„Libellenjahre“ ist mein erstes Buch von Izabelle Jardin. Es ist der erste Band einer Reihe und dementsprechend wird erst mal ein wenig ausgeholt, um die Charaktere vorzustellen und zu beschreiben. Dabei ...

„Libellenjahre“ ist mein erstes Buch von Izabelle Jardin. Es ist der erste Band einer Reihe und dementsprechend wird erst mal ein wenig ausgeholt, um die Charaktere vorzustellen und zu beschreiben. Dabei habe ich vor allem die Hauptdarstellerin Constanze sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang ist es auch mehr eine Liebesgeschichte gegen die Widerstände der damaligen Zeit. Aber schon bald nimmt die Politik und der nahende Krieg Einfluss auf das Leben von Constanze und ihrem Mann Clemens und die Dramatik und Spannung wird schnell hochgefahren.

Ich habe tatsächlich genau bekommen, was ich mir wünschte. Eine spannende Geschichte über die 30er- und 40er-Jahre in Deutschland. Eine Liebesgeschichte, die berührt und glaubhaft rüber kommt ohne kitschig zu werden. Das Leben vor und während des Krieges, die Ängste und Sorgen der ganz normalen Leute, die Härte aber auch die Hoffnungen der Menschen, all das wird auf eine sehr eindringliche und kluge Art beschrieben. Ich habe wirklich mit Constanze mitgelebt und bis zum Ende bleibt das Level so hoch, dass ich jetzt nur noch ungeduldig der Fortsetzung entgegenfiebere.

Eine tolle Autorin, die ich erfreut für mich entdeckt habe.

Veröffentlicht am 19.03.2020

Collage eines Anschlags

9/11
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Keiner, der das Attentat 9/11 in den Medien egal wo auf der Welt miterlebt hat, wird es vergessen. Die Dramatik und Tragik wurde in Filmen wie „Die letzten Stunden im World Trade Center“ mit den Feuerwehreinsatzkräften ...

Keiner, der das Attentat 9/11 in den Medien egal wo auf der Welt miterlebt hat, wird es vergessen. Die Dramatik und Tragik wurde in Filmen wie „Die letzten Stunden im World Trade Center“ mit den Feuerwehreinsatzkräften so hautnah erzählt, dass es sich ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingegraben hat. Noch heute bin ich zu tiefst bestürzt und traurig, wenn ich an die Bilder denke, an die Telefonanrufe der Menschen in den brennenden Häusern und den Flugzeugen, den Gesichtern derjenigen, die dem Grauen entkamen, die Menschen, die als Schatten sichtbar aus den Gebäuden sprangen. Ich habe vor Jahren bereits das Buch „102 Minuten“ von Jim Dwyer gelesen. Ich hatte das Gefühl, es wird Zeit, noch einmal das Thema für mich aufzugreifen und zu schauen, ob es neue Erkenntnisse gibt.

9/11 von Mitchell Zuckoff ist eine Collage über den Anschlag aber vor allem auch über die Menschen, die darin verwickelt waren. Über die Piloten, über die Attentäter, über bin Laden, über all die unzähligen Opfer, die am Morgen noch nicht ahnten, was schon wenige Stunden später für ein Grauen in ihr Leben einbrechen und sie töten würde.

Wie zu erwarten, war ich erneut berührt von all diesen Bildern und Beschreibungen. Auch wenn ich keine wirklich neuen Erkenntnisse erhalten habe, so war ich dennoch gefesselt von der Art und Weise, wie der Autor all die Geschichten und Facetten zu einem großen Bild zusammenfügt, welches unter die Haut geht. Und wieder drängt sich mir die Erkenntnis auf, dass der Mensch, auch wenn er es sich so sehr wünscht und in Statistiken und Berechnungen für gegeben hält, eben nicht alles kalkulieren und verhindern kann. Dass die Natur, die Physik, die Unwägbarkeit den Menschen aushebelt und stärker ist. Dass wir eben nicht alles verhindern und beherrschen können. In Zeiten von Corona nochmal ein ganz eigener Blick auf 9/11 und die Quintessenzen, die jeder einzelne daraus schließen kann.