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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2020

Die Hundefänger

Power
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Das Mädchen Kerze macht sich auf die Suche nach Power, dem Hund der Nachbarin, und schart nach und nach alle Kinder des Orts um sich, um sich hundegleich im Wald ihrem Ziel zu nähern.
„Power“ stellt die ...

Das Mädchen Kerze macht sich auf die Suche nach Power, dem Hund der Nachbarin, und schart nach und nach alle Kinder des Orts um sich, um sich hundegleich im Wald ihrem Ziel zu nähern.
„Power“ stellt die Verhältnisse in einem ostdeutschen Dorf aus Kindersicht dar und verpackt in Aussagen wie „Am Anfang ist er rumgegangen und hat alle möglichen Leute gefragt, ob sie auch Nazis werden wollen. Sogar die Ausländer und die ganz kleinen Kinder hat er gefragt.“ leise Gesellschaftskritik. Die Vernachlässigung der kindlichen Bedürfnisse führt schließlich dazu, dass die Kinder eine Art Parallelgesellschaft gründen.
Der Roman verursacht bei mir einen zwiegespaltenen Eindruck. Während die Handlung einen irritierenden Verlauf nimmt, habe ich doch an einigen Stellen bemerkenswerte Sprache und Dialoge markiert. Ein Experiment für Schriftsteller und Leser, so mutet er an.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Norddeutsche Dorfromantik

Ach du Liebesglück
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Lilly lebt mit ihrem Vater und dem 7-jährigen Sohn auf einem Bauernhof, aus dem sie Ferienwohnungen machen will. Die Begegnungen mit zwei Besuchern des kleinen Ortes in Norddeutschland sind dabei eine ...

Lilly lebt mit ihrem Vater und dem 7-jährigen Sohn auf einem Bauernhof, aus dem sie Ferienwohnungen machen will. Die Begegnungen mit zwei Besuchern des kleinen Ortes in Norddeutschland sind dabei eine ungeplante Ablenkung.
„Ach du Liebesglück“ ist der typische Liebesroman, in dem sich eine Frau ihr Leben aufbaut und sich dann noch zwischen den Männern entscheiden muss. Hinzu kommen der unliebsame Ex, der Sohn, der sich mit Aussprüchen wie „Immer darf ich nie das machen, was ich will!“ zu Wort meldet und diverse Dorfbewohner.
Wer Geschichten im Stile von „Der/die/das kleine … (hier Art des Geschäfts einsetzen) am … (hier Orte wie Meer/Strandweg ergänzen)“ mag, soll das Buch ruhig lesen. Für meinen Geschmack konnte der Roman nicht aus dem Mainstream herausstechen.

Veröffentlicht am 29.03.2020

Woolfs letzte Tage

Ach, Virginia
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„Ach, Virginia“ begleitet die Autorin Virginia Woolf in den letzten Tagen ihres Lebens, das bekanntermaßen mit ihrem Selbstmord endet.
Ähnlich Woolfs eigenen Werken lebt dieser biografische Roman von den ...

„Ach, Virginia“ begleitet die Autorin Virginia Woolf in den letzten Tagen ihres Lebens, das bekanntermaßen mit ihrem Selbstmord endet.
Ähnlich Woolfs eigenen Werken lebt dieser biografische Roman von den inneren Monologen seiner Hauptfigur. „Sie verhungert ohne Gesellschaft, sie hadert mit ihrem verblassendem Ruhm und dass sich kaum jemand für sie interessiert.“ Da wir sie in depressiver Verfassung vorfinden, glimmen die Funken ihrer einstigen Persönlichkeit nur noch schwach. Das ist schade, denn so ist auch Kumpfmüllers Geschichte gefangen in den verwirrten Gedanken dieser Frau und kann nur wenig Erhellendes vermitteln. Immerhin hat er mir die Person Virginia Woolf wieder einmal nähergebracht.

Veröffentlicht am 22.03.2020

Vielseitiger Fontane

Theodor Fontane
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Der Eulenspiegel Verlag hat anlässlich dessen 200. Geburtstags „Ein Lebensbild in Anekdoten“ über Theodor Fontane veröffentlicht. Chronologisch aneinandergereiht, lässt sich anhand der Episoden das Leben ...

Der Eulenspiegel Verlag hat anlässlich dessen 200. Geburtstags „Ein Lebensbild in Anekdoten“ über Theodor Fontane veröffentlicht. Chronologisch aneinandergereiht, lässt sich anhand der Episoden das Leben des Apothekers und Schriftstellers verfolgen. Wir begleiten ihn beim Einsatz als Kriegsberichterstatter und bei Auslandsaufenthalten, über die auch die Presse berichtete: „Ein gewisser Fontane, der ursprünglich seines Gewerbes ein Apotheker war und der einen Band Gedichte herausgegeben hat, hält sich gegenwärtig [...] in London auf.“ Das Büchlein ersetzt vielleicht keine Biografie, aber es gewährt mal schonungslose, mal amüsante Einblicke in Fontanes privaten und beruflichen Alltag und eignet sich gut, ab und zu mal darin zu blättern.

Veröffentlicht am 16.02.2020

Neue Freiheit

Nachbarn
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„Nachbarn“ erzählt die Geschichte von sechs Menschen aus der DDR in den Jahren 1989 bis 2006. Der Roman handelt von den spezifischen Themen, die diese Herkunft mit sich bringt, wie Flucht und Bespitzelung, ...

„Nachbarn“ erzählt die Geschichte von sechs Menschen aus der DDR in den Jahren 1989 bis 2006. Der Roman handelt von den spezifischen Themen, die diese Herkunft mit sich bringt, wie Flucht und Bespitzelung, und den allgemeinen des Menschseins, wie Liebe und Zerwürfnis.
In einzelnen Episoden des Alltags begegnen wir den Figuren immer wieder und stellen Verbindungen her, ohne dass sich die Handlung stringent vorwärtsbewegt. Lediglich zum Ende hin bricht die Autorin mit diesem Schema und erzählt nur noch eine Geschichte weiter. Diesen Bruch habe ich als irritierend empfunden, auch wenn auf letztere Weise das Verfolgen einfacher wurde, schließlich hatte ich mich auf das Kombinieren der Details aus den einzelnen Abschnitten eingelassen.
Gefallen hat mir, dass die Autorin analog zu dem Vorhaben einer ihrer Figuren, „sich nicht die wenigen Erinnerungen, die weiß waren und farbig, schwarzmalen zu lassen“, die Erinnerung an diese Epoche und an das Zurechtfinden der ehemaligen DDR-Bürger in einem neuen System hat wiederaufleben lassen.