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Veröffentlicht am 05.04.2020

Samenmord

Totenleuchten
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Wie hat mich dieser Roman lange Zeit begeistert! Samische Kultur, über die ich bisher noch überhaupt nichts wusste, eine Gesangstradition namens Joiken, die ich mir unbedingt einmal anhören muss. Das zauberhaft ...

Wie hat mich dieser Roman lange Zeit begeistert! Samische Kultur, über die ich bisher noch überhaupt nichts wusste, eine Gesangstradition namens Joiken, die ich mir unbedingt einmal anhören muss. Das zauberhaft verschneite Jokkmokk in Nordschweden am Polarkreis, das mir mitten im Sommer unbändige Lust auf Winter gemacht hat. Am liebsten wäre ich wie die Autorin dorthin ausgewandert! Der Roman ist äußerst originell und atmosphärisch sehr dicht gestaltet. Der Untertitel lautet "Ein Lappland-Krimi", also das ist mir Vielleserin bisher nicht untergekommen. Wer steckt hinter den Morden an jungen Männern in Jokkmokk? Das fragen sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die Reporterin Julla, die eigenlich nur über die samische Kultur schreiben sollte, und gleich drei Ermittler. Und hier fangen auch leider meine kleinen Kritikpunkte an. Zu Anfang war ich überzeugt: Das werden garantiert volle fünf Sterne! Leider hat es insgesamt dann doch nur für vier gereicht. Die Polizistin Magareta, ihr Kollege Bengt, dann noch die Hauptkommissarin Linda Lundin, gänzlich neu in der Gegend, die viele viele Kapitel braucht, ehe sie überhaupt vor Ort eintrifft... Das war mir persönlich etwas zuviel des Guten. Auch flogen die kurzen, dialoglastigen Kapitel nur so dahin. Manches hätte für meinen Geschmack ruhig viel mehr in Tiefe gehen dürfen. Ich wäre gern noch viel länger in Jokkmokk geblieben. Der Kriminalfall weiß zu fesseln, und ausnahmsweise war ich dem Mörder, der hier natürlich nicht verraten werden soll, nicht sehr schnell auf der Spur. Ich werde defintiv wenigstens auf dem Papier wieder nach Lappland reisen, wenn die Autorin dazu einlädt. Und jetzt höre ich mir das Joiken an!

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Sprachkunst trifft Fantasy

Die Silbermeer-Saga (Band 1) - Der König der Krähen
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Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. ...

Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. Nein, hier stimmte für mich einfach alles: die wunderschöne Aufmachung, der bildgewaltige Sprachstil, der Einfallreichtum der Autorin, die teils düstere Atmosphäre und die plastischen Charaktere.

Die Findelkinder Edda und Tobin leben in einem kleiner Fischerdorf, aus dem regelmäßig Kinder verschwinden. Als es Eddas kleinen Bruder Tobin trifft, sieht Edda nur einen geflügelten Schatten. Zurück bleibt eine geheimnisvolle Feder. Eine Hexe prohezeit Edda, ihr Bruder befände sich auf fernen Inseln. Auch Eddas Freund Teofin kann Edda nicht aufhalten. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Fremden Brand macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Ein aufregendes farbenprächtiges Märchen beginnt...

Hier findet sich Fantasy fern aller Klischees. Mit Edda hat die Autorin eine starke Identifikationsfigur geschaffen und mit Brand einen Antagonisten, der so ambivalent und geheimnisvoll erscheint, dass es eine wahre Freude ist. Schade nur, dass es nun heißt, ein Jahr auf die Fortsetzung zu warten. Ich habe aber keinen Zweifel, dass mir die Geschichte bis dahin im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Ungewöhnlich gut

The Doll Factory
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Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der ...

Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der erstenWeltausstellung 1851. Es ist ein authentisches, schmutziges London, in dem Iris und ihre Schwester Rose darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherinnen zu verdienen. Durch ihr ungewöhnliches Aussehen fällt Iris den Malern der Präraffaelitischen Bruderschaft auf, jedoch ebenso dem verwirrten Tierpräparator Silas. Während Iris sich bald entscheiden muss, ob sie es wagt, ihren Ruf zu verlieren, wenn sie Modell steht und ihren Traum verfolgt, selbst zu malen, ahnt sie nicht, welchen immer größeren Raum sie in Silas' Gedanken einnimmt. Und auf welchen gefährlichen Pfaden diese Gedanken entlag irren...

Geradezu meisterlich versteht es die Autorin, plastische Charaktere zu schaffen, mit denen man mitfiebert und -leidet, so zum Beispiel den Straßenjungen Albie, aber auch Iris selbst. Außerordentlich ist auch Macneals Fähigkeit, sich in Silas' abstruse Welt einzufühlen und diese dem Leser zu schildern. Ihr bildhafter Stil hat mich besonders begeistert ("Erversucht die Spinnweben des Grolls von sich abzustreifen..."..."Hier saß sie jahrelang fest wie eine Spinne in einem Bernsteintropfen.").
Lediglich das Ende hätte ich mir etwas ausführlicher dargestellt gewünscht. Inhaltlich hat es mich aber völlig überzeugt.

Der Debütroman einer Autorin, deren Namen ich mir merken werde!

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Veröffentlicht am 22.03.2020

True Colors

Das Geheimnis der Schwestern
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"True Colors" lautet der amerikanische Originaltitel dieses überraschend vielschichtigen Buches. Drei Schwestern geben der deutschen Ausgabe ihren Titel. Im Vordergrund der Geschichte stehen vor allem ...


"True Colors" lautet der amerikanische Originaltitel dieses überraschend vielschichtigen Buches. Drei Schwestern geben der deutschen Ausgabe ihren Titel. Im Vordergrund der Geschichte stehen vor allem die jüngste schöne Schwester Vivi Ann und die älteste Schwester Winona, eine patente Anwältin. Während Winona nicht wagt, ihrem Kindheitsfreund Luke ihre Liebe zu gestehen, verliebt sich dieser in Vivi Ann, was zu schicksalhaften Entwicklungen führt und den Zusammenhalt der ganzen Familie letztendlich auf eine harte Probe stellt. Zwar verlässt Vivi Ann Luke nach kurzer Zeit für den Rancharbeiter Dallas, doch dieser wird wegen des Verdachts des Mordes verhaftet. Wird Winona trotz ihrer Verbitterung Vivi Ann und deren Ehemann Dallas beistehen? Der Zeitbogen der Handlung spannt sich von der Kindkeit der früh mutterlosen Schwestern im Jahr 1979 bis ins erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends. Meisterhaft versteht es die Autorin Kristin Hannah, ihre Protagonisten zum echten Leben erwachen zu lassen. Besonders gut gefallen dabei hat mir, dass sie weder für eine der Schwestern Partei ergreift noch eine der beiden an den Pranger stellt, beide Figuren sind mit Stärken und Schwächen ausgestattet und ich konnte mich mit beiden so unterschiedlichen Charakteren identifizieren. Dabei findet die Autorin stilistisch neue Bilder, um ihre Geschichte zu illustrieren: "Vivi Ann hatte gedacht, sie hätte eben auf dem Parkplatz vor der Kirche Angst gehabt....Im Vergleich zu dem, was sie jetzt überkam, war das gar nichts gewesen. Der Unterschied war so groß wie zwischen Fliegen und Fallen."
Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, und ich kann es nur uneingeschränkt weiterempfehlen. Das Setting auf einer Pferdefarm war für mich als Pferdebesitzerin noch ein zusätzlicher Bonus.
Optisch ist das Buch ein Augenschmaus, vor allem für ein Taschenbuch. Einzelne Elemente des schönen, aber nicht kitschigen Covers wiederholen sich in Originalfarben auf dem seitlichen und unteren Schnitt des Buches. Das hatte ich in dieser Form noch nicht gesehen, aber es macht "Das Geheimnis der Schwestern" für mich zu einem echten Sammlerstück.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Katzen und Töchter

Kater mit Karma
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„Kater mit Karma“ ist kein Katzenbuch im klassischen Sinne. Der Orginaltitel „Cats and Daughters“ ist daher viel passender, ich würde es als Katzen-Familien-Buch nach wahren Begebenheiten bezeichnen. Ich ...

„Kater mit Karma“ ist kein Katzenbuch im klassischen Sinne. Der Orginaltitel „Cats and Daughters“ ist daher viel passender, ich würde es als Katzen-Familien-Buch nach wahren Begebenheiten bezeichnen. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen. Die Geschichte beruht auf den Erlebnissen der Journalistin Helen Brown. Die Autorin ist gebürtige Neuseeländerin und lebt mittlerweile in Australien. „Kater mit Karma“ ist der Nachfolgeband zu dem Buch „Cleo“. Letzteres gilt mittlerweile als internationaler Bestseller. Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Leseeindruck zur Leseprobe von „Kater mit Karma“ verfasst habe, hatte ich Cleo noch nicht gelesen und trotzdem Gefallen an der Leseprobe gefunden. Beide Geschichten stehen für sich allein und sind sicher auch unabhängig voneinander lesbar, auch wenn in „Kater mit Karma“ Bezug auf Ereignisse aus „Cleo“ genommen wird. Meine Empfehlung ist, „Cleo“ auf jeden Fall vorab zu lesen. Als ich die Nachricht erhielt, dass ich erfreulicherweise ein Vorabexemplar des „Katers“ gewonnen hatte, habe ich „Cleo“ noch schnell im Vorfeld gelesen. Dadurch konnte ich dann den Beginn des zweiten Bandes ganz anders würdigen, da mir die handelnden Personen bereits vertraut und zum Teil wirklich ans Herz gewachsen waren.
Der Stil von Frau Brown ist einfach und flüssig gehalten, ohne ins Seichte oder Kitschige abzugleichen. Gerade dass ihr Letzteres gelingt, kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Denn die Themen und Lebensprüfungen, mit denen sich die Autorin auseinander setzten muss (im ersten Band der tödliche Autounfall des ältesten, erst neunjährigen Sohnes vor den Augen seines Bruders, das Scheitern der Ehe und eine lebensbedrohliche Erkrankung ihres zweiten Sohnes, im zweiten Band die eigene Brustkrebserkrankung und die langen Aufenthalte ihrer ältesten Tochter in einem von Bürgerkrieg zerrissenen Land) wären von mancher amerikanischen Autorin sicher ganz anders verhackstückt worden. In beiden Büchern stellt jeweils eine Katze den guten Geist der Familie dar, auch wenn in „Kater mit Karma“ dieser gute Geist auch ein ganz schönes Teufelchen sein kann. Ich muss sagen, dass mir die Autorin nicht nur ausgesprochen sympathisch war, sondern dass ich sie auch wirklich bewundere. Trotz dieser Schicksalsschläge hat sie ihren Humor nicht verloren. Dieser wirkt jedoch nie verharmlosend. Vielmehr feiern beide Geschichten trotz der ernsten Problematik das Leben. Besonders beeindruckend fand ich in „Kater mit Karma“ die Schilderung der Krebserkrankung von Frau Brown. Als trauernder Angehöriger meide ich Krankengeschichten sonst grundsätzlich. Hier wurde sie mir quasi nebenbei serviert, und obwohl sich die Autorin nichts erspart, war es auch für mich gut auszuhalten. Während „Cleo“ hauptsächlich davon handelt, wie eine kleine Katze einer Familie nach dem Tod des Sohnes neuen Lebensmut gibt, steht in „Kater mit Karma“ ein Mutter-Tochter-Konflikt im Mittelpunkt. Angenehmerweise rührt der zweite Band daher weniger häufig zu Tränen als der erste.
Ich habe nicht nur die menschlichen Protagonisten, sondern vor allem die kätzischen wirklich lieb gewonnen. Cleo war eine Halbabessinierin, Jonah aus "Kater mit Karma" ein Siamese, bei dem man nicht sicher ist, ob es sich vielleicht doch um einen Tonkanesen handelt. Bester Lesestoff also auch für Liebhaber der orientalischen Katzenrassen, und wer schon einmal mit einer abessinischen Katze sein Leben teilen durfte, weiß ohnehin, wovon ich spreche. Einziges Manko in "Kater mit Karma" war für mich, dass man 150 Seiten warten muss, bis Jonah tatsächlich in das Leben der Familie tritt. Dennoch vergingen auch diese Seiten äußert unterhaltsam.

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