Profilbild von gagamaus

gagamaus

Lesejury Star
offline

gagamaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagamaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2017

Phase Null

Die Auserwählten - Phase Null
0

Alles nimmt hier seinen Anfang. In Phase Null – dem zweiten Prequel zur Reihe „Die Auserwählten“ von James Dashner, wird die Geschichte endgültig zusammengefügt. Das meiste ist dem Leser der Vorgängerbände ...

Alles nimmt hier seinen Anfang. In Phase Null – dem zweiten Prequel zur Reihe „Die Auserwählten“ von James Dashner, wird die Geschichte endgültig zusammengefügt. Das meiste ist dem Leser der Vorgängerbände natürlich schon bekannt. Und man weiß auch, wie alles einmal ausgehen und zu einem Ende findet wird. Aber dennoch macht es durchaus Spaß, dieses Buch zu lesen. Es ist einfach schön, Thomas noch einmal zu treffen und ihn so kennenzulernen, wie er vor all dem war. Als er noch Stefan hieß und es keine Cranks gab und ein Brand noch eine ganz andere Bedeutung hatte. Und dann der Ausbruch der Seuche und neben dem Entsetzen und der Angst der Menschen spürt man auch bereits, wie alles irgendwie aus dem Lot gerät. Die Menschlichkeit wird unwichtig, das Überleben der Spezies steht an erster Stelle und drängt alles andere zurück. Für Kinder und Jugendliche ist das schwer zu verstehen und die Härte, mit der die neuen Regeln durchgesetzt werden sind grausam und treffen Eltern und Kinder gleichermaßen.

Phase Null schreibt den Anfang dieser Dystophie und es hat seinen eigenen Charme, diese Vorgeschichte jetzt ganz am Schluss zu lesen. Neueinsteiger werden sicherlich die richtige Reihenfolge beachten aber es geht auch so. Mir gefällt der unaufgeregte und sparsame Erzählstil von James Dashner. Er spart nicht an Aktion und gibt seinen Helden dennoch Konturen und glaubwürdige Charaktere.

Für Neueinsteiger und Fans der Reihe gleichermaßen eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 20.01.2017

guter Histokrimi

Wintergewitter
0

Wintergewitter ist der zweite Teil der historischen Krimireihe um den Kommissär Reitmeyer. Die Fälle spielen in der Zeit zwischen den Weltkriegen in München. Eine harte Zeit für die Menschen, denn die ...

Wintergewitter ist der zweite Teil der historischen Krimireihe um den Kommissär Reitmeyer. Die Fälle spielen in der Zeit zwischen den Weltkriegen in München. Eine harte Zeit für die Menschen, denn die Inflation sorgt für Armut und Hunger in Deutschland und deshalb zu jeder Form von Beschaffungskriminalität, wie Diebstahl, Hehlerei und ähnlichem. Aber es gibt auch Morde. Und zu Beginn des Romans muss Reitmeyer den Tod einer kleinen Schauspielerin klären. Scheinbar wurde sie mit Morphin getötet. Und es bleibt nicht die einzige Tote.

Reitmeyer ist ein typischer Mann seiner Zeit. Durch den ersten Weltkrieg immer noch traumatisiert versucht er sich ganz auf seinen Beruf zu konzentrieren und seine Familie zu ernähren. Die Nationalsozialisten haben gerade Aufwind aber eigentlich ist er mehr mit seiner Arbeit und sich selber beschäftigt.

Das Setting ist spannend und glaubwürdig geschildert. Außerdem spielt es in meiner Heimatstadt München und die ein oder andere Lokalität war mir durchaus vertraut und schuf dadurch eine zusätzliche Intensität. Aber sicherlich kommen auch jene Leser auf ihre Kosten, die andernorts zuhause sind. Ich mag den sperrigen Charakter des Hauptdarstellers und die leicht düstere Stimmung in diesem Roman. Außerdem hat Angelika Felenda eine kraftvolle und fast männliche Art zu erzählen. Man merkt dem Buch die Rechercheleistung an. Es entwickelt sich schnell gutes Kopfkino und die teils damals sehr mühsame Ermittlungsarbeit ist interessant.

Ganz heranreichen kann das Buch zwar nicht an die Kutscher-Romane aber ich empfehle es trotzdem sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Das Geheimnis der Schneekirsche

Das Geheimnis der Schneekirsche
0

Das Buch war genau mein Beuteschema. Es beginnt im Jahre 1914. Selma Wallenstein ist Lehrerin aus Leidenschaft und gibt dies nur schweren Herzens auf, um zu ihren Eltern nach China ins ferne Tsingtau zu ...

Das Buch war genau mein Beuteschema. Es beginnt im Jahre 1914. Selma Wallenstein ist Lehrerin aus Leidenschaft und gibt dies nur schweren Herzens auf, um zu ihren Eltern nach China ins ferne Tsingtau zu reisen, um dort ihre psychisch erkrankte Mutter zu pflegen. Mit ihrer Tante und ihrer Schwester landet sie in einer fremden Welt und nicht alles ist so, wie sie es sich erhofft hatte. Das überraschende Treffen mit ihrer Jugendliebe Paul verläuft kühl, ihr Vater hat sich sehr verändert und die Mutter lebt in ihrem Schneckenhaus und spricht mit niemandem. Auch gibt es einige Dinge, die Selma sich nicht erklären kann. Und dann bricht auch noch der erste Weltkrieg aus. Freunde werden zu Feinden und die Front rückt näher.
Vieles hat mir an diesem Buch gefallen. Die Autorin erzählt mit ruhigen Worten, gibt der Hauptdarstellerin viel Raum sich zu entwickeln. Im Vordergrund steht nicht die unerfüllte Liebe zu einem unerreichbar scheinenden Kerl, sondern das verzwickte Familienleben, der Wunsch von Selma zu helfen und zu lehren, ihre Neugierde und ihre Suche nach einer eigenständigen Identität. Sie muss sich gegen ihren Vater durchsetzen, gegen die Bürokratie im Schulwesen, gegen Vorurteile und Ignoranz. Interessant sind auch die diversen Zusammenstöße mit der fernöstlichen Kultur; mit chinesischer Medizin und Heilkunde, chinesischer Mentalität. Für meinen Geschmack hätte das gerne noch mehr sein dürfen. Überrascht hat mich, wie europäisch die kleine chinesische Stadt durch den Einfluss der Deutschen, Franzosen und Engländer war. Dazu gehörte natürlich auch das überhebliche Verhalten der deutschen Kolonialherren, welches sich auch in Selmas Vater gut widerspiegelte.
Eigentlich war auch Paul, die große Jugendliebe, verheißungsvoll und genau nach meinem Gusto. Leider kam der Held über weite Strecken des Buches nicht zum Zuge. Er war immer die unsichtbare Verheißung am Horizont. Es hätte mir gut gefallen, wenn Selma und Paul öfter aufeinander getroffen wären. Die Liebesgeschichte hatte durchaus noch mehr Potential. Andererseits war es dadurch eben kein reiner Liebesroman sondern mehr die Geschichte einer jungen Frau, die sich Anfang des letzten Jahrhunderts auf ihre ganz eigene Weise einen Weg zu ihrem Lebensglück erkämpft.

Veröffentlicht am 04.01.2017

nette Liebesgeschichte

Glückssterne
0

Josefine ist seit 9 Jahren mit ihrem Chef liiert. Der hat ihr auf einem Post-it einen Heiratsantrag gemacht und in drei Wochen soll nun Hochzeit sein. Aber der Ring, der nach alten Familienlegenden eine ...

Josefine ist seit 9 Jahren mit ihrem Chef liiert. Der hat ihr auf einem Post-it einen Heiratsantrag gemacht und in drei Wochen soll nun Hochzeit sein. Aber der Ring, der nach alten Familienlegenden eine lange glückliche Ehe verspricht, ist weg. Die ungestüme Cousine Charlie ist mit ihm und einem zweifelhaften Verehrer nach Schottland verschwunden und Josefine bleibt nichts anderes übrig, als ihr hinterher zu reisen und den Ring zurückzuholen, wenn sie den Segen der über alles geliebten Großmutter erhalten will. Schon im Flugzeug lernt sie den Schotten Aidan kennen. Ein Bild von einem Mann, der Jo zwar über ihre großen Flugängste hinweg hilft, sie aber sonst gewaltig nervt.
Das neue Buch von Claudia Winter ist ein Paradebeispiel für das Genre Liebes- und Unterhaltungsliteratur. Das Cover mit seiner herzförmigen Waffel und den Kirschen lässt keinen Zweifel, der Titel „Glückssterne“ verheißt genau dass, was die Leserin in dieser Lektüre auch sucht. Die Autorin hat einen ausgesprochen charmanten Erzählstil, der klug und witzig ist und es schafft, dass einem die Hauptcharaktere sofort nahe sind. Freilich sind die Frauen von Jo‘s Familie jede auf ihre Weise liebenswert oder zumindest nett-skurill. Die genervte Mutter, die wilde Cousine, die zwei älteren Großtanten, die noch eine große Rolle in der Geschichte spielen werden. Die Männer sind eher blasse Randfiguren. Selbst Josefines Verlobter ist sehr eindimensional unsympathisch. Gut, dass es da noch Aidan gibt, der macht alle anderen wett. Die Story ist sehr vorhersehbar und ich hatte immer wieder „Verlobung auf Umwegen“ und ähnliche Filme im Kopf.
Bei „Glückssterne“ bekommt man im positiven Sinne also genau dass, was man erwartet. Eine Liebesgeschichte mit ein paar Verwicklungen und einer Heldin, der erst mal die Augen geöffnet werden müssen, welcher Mann denn nun der richtige ist. Dazu eine große Prise Humor und ein paar Lebensweisheiten mit einem zarten Schuss Romanze. Das Buch ließe sich wahnsinnig gut verfilmen und der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.
Ein Rundrum-Wohlfühl-Buch. Ich lese gerne mal solche Bücher. Für meinen Geschmack hätte es gerne ein bisschen verwickelter und überraschender sein dürfen. Mir fehlte vielleicht einfach ein bisschen das Drama eines Nicholas Sparks.

Veröffentlicht am 06.12.2016

lesenswert

Aurora
0

„Aurora“ von Kim Stanley Robinson ist mal wieder ein Roman, der die SF-Gemeinde in ihren Beurteilungen in zwei Lager zu spalten scheint. In die, die in loben und die, die vermelden, dass sie etwas ganz ...

„Aurora“ von Kim Stanley Robinson ist mal wieder ein Roman, der die SF-Gemeinde in ihren Beurteilungen in zwei Lager zu spalten scheint. In die, die in loben und die, die vermelden, dass sie etwas ganz anderes erwartet hatten und mit dem Leseerlebnis unzufrieden waren. Ich hatte den Vorteil, dass ich schon mit dieser Ausgangslage vertraut war, als ich zu lesen begann und meine Erwartungen deshalb schon entsprechend heruntergefahren waren. Umso mehr freut es mich, dass mir das Buch gefallen hat.

Für die Negativ-Fraktion:
Ja, es ist kein SF in dem viel passiert. Weder gibt es gefährliche Aliens oder andere exotische Wesen, noch kommt es zu Weltraumkämpfen, explodierenden Raumstationen und atemberaubender Action. Vielmehr legt Robinson Wert auf einen plausiblen und aus der Erfahrung anderer Kolonisationsversuche hergeleiteten Ablauf der Geschehnisse. Schon durch die zu bewältigende Entfernung zwischen Erde und neuem Planeten (Mond) ergibt sich eine lange Anreise und er nimmt sich die Zeit, diese zu beschreiben und dabei die verschiedenen Charaktere und die Schwierigkeiten mit Mensch und Technik aufzuzeigen. Bemängelt wird außerdem, dass der Autor der Eroberung ferner Welten skeptisch gegenüber steht und ganz allgemein an den Fähigkeiten der Menschheit zur leichten Aklimatisierung und Eingewöhnung auf neuen Planeten zweifelt. Letzteres ist aber eine legitim vertretbare Meinung und sie wird in dieser Geschichte durch logische und nachvollziehbare auch dramatische Geschehnisse durchaus als berechtige Frage in den Raum gestellt. (Wenn ich z.B. an Mark Watney denke, hatte ja der auch seine Schwierigkeiten mit dem Mars.)

Für die Pro-Fraktion:
Der Autor verwendet viel Liebe, um seine Figuren intensiv und geschickt aufzubauen. Da die Menschen auf dem Raumschiff sich mehrere Lichtjahre von der Erde fortbewegen und nicht nur gänzlich auf sich allein gestellt sind, sondern dies auch über mehr als eine Generation, ist für mich schon der Weg fast das Ziel. Der Klappentext verspricht also etwas, was erst relativ spät im Buch eintrifft, nämlich der Versuch, den fremden Planeten zu kolonialisieren. Und dann läuft auch nicht alles so, wie die Menschen und der Leser es sich vielleicht vorstellen. Dabei nimmt das Buch leicht epische Züge an und der Autor schreckt auch nicht davor zurück, wichtige Akteure sterben zu lassen und der Geschichte so mehr als einmal eine unvorhergesehene Wendung zu geben. Aber gerade das hat mir besonders gefallen. Die Unvorhersehbarkeit der Handlung, der man über weite Strecken gar keine Überraschungen zutrauen würde, da sie ruhig und fast gemütlich daherkommt.

Fazit:
Mich hat der Erzählstil gefangen genommen. Die Charaktere waren glaubwürdig und wecken Empathie. Es ist ein Buch, welches nicht durch knisternde Spannung besticht, sondern durch eine nachdenkliche, nachhaltige Langsamkeit. Es war mein erstes Buch von Robinson ich fasse jetzt aber die Mars-Bücher ins Auge.