Platzhalter für Profilbild

Marakkaram

Lesejury Star
offline

Marakkaram ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Marakkaram über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2020

Bewegendes Familiengeheimnis

Die verlorene Frau
0

* "Wer hat noch gesagt, dass die Geschichte nicht mehr als ein Netz aus Lügen ist, auf das man sich geeinigt hat? Napoleon?" *
Ein spannender und zum Schluss sehr bewegender Roman.
1960: Es ist eine stürmische, ...

* "Wer hat noch gesagt, dass die Geschichte nicht mehr als ein Netz aus Lügen ist, auf das man sich geeinigt hat? Napoleon?" *
Ein spannender und zum Schluss sehr bewegender Roman.
1960: Es ist eine stürmische, unruhige Nacht, in der die 13-jährige Rebecca von einem Klopfen an der Haustür und den verzweifelten Schreien ihrer Mutter geweckt wird. Es ist die Nacht, in der ihr Vater Jacob, ein durch den Krieg gezeichneter, sehr gewalttätiger und unberechenbarer Mann, ihre Mutter zu Tode prügelt und sich t. Polizeibericht selbst richtet. Rebecca wächst daraufhin bei ihrem besten Freund Harvey und seinem Vater auf.
2014: Harvey bringt seine in den Wehen liegende Tochter Jessie ins Krankenhaus, wo sie eine kleine Tochter zur Welt bringt. Die Kleine hat eine Infektion und benötigt Antibiotika; doch noch in der Nacht verschwinden Mutter und Tochter spurlos. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Und Rebecca muss sich ihrer eigenen Vergangenheit und den tiefsten Geheimnissen ihrer Familie stellen....
Es ist mein erster Roman von Emily Gunnnis und am Ende erzählt sie eine sehr starke, emotionale Geschichte, die mich sehr berührt hat. Sie fesselt von der ersten Seite an, denn obwohl man sich einiges, was damals in besagter Nacht geschah, zusammenreimen kann, ergibt sich tatsächlich erst ganz zum Schluss ein komplettes Bild.
Die Autorin hat einen unheimlich angenehmen und flüssigen Schreibstil und erschafft dennoch fast durchgehend eine düstere, beklemmende Grundstimmung. Durch die Suche nach Jessie und dem Baby und die unglaublich oft wechselnden Perspektiven, ist die Story sehr temporeich. Aber, und dafür ein großes Lob an die Autorin, man verliert nie den Überblick, da die Abschnitte nicht nur zeitlich und zur Person zugeordnet, sondern weil die Charaktere auch unheimlich gut ausgearbeitet sind. Man hat ein sehr klares Bild von ihnen vor Augen, so dass die Perspektivwechsel - wenn auch rasant - unanstrengend sind. Manchmal waren es mir jedoch fast schon zu viele Perspektiven und ich hätte einfach gerne länger bei einer Person verweilt und dadurch auch mehr erfahren, aber so bleibt die Spannung natürlich konstant hoch.
Am besten haben mir die Tagebuchaufzeichnungen von Harriet über ihr Leben mit Jacob gefallen - eine unheimlich taffe und sehr charakterstarke Frau, die mir sofort sympathisch war und mich so manches Mal überrascht hat. Die meisten anderen Charaktere sind eher sperrig, was aber nicht minder interessant ist und sich ganz klar durch ihre jeweilige Vergangenheit erklärt.
"Die verlorene Frau" ist eine vielschichtige und sehr spannende Familiengeschichte. Man bekommt zwar immer nur bröckchenweise Einblicke, ob von Rebecca, Harriet, Harvey oder auch Iris, aber auf den letzten Seiten wenn sich langsam alles zusammenfügt, nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf und man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis auch das letzte Puzzleteilchen an seinem Platz ist und eine berührende Geschichte enthüllt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2020

Eine Familiendynastie - Bremen im Wandel der Zeit

Das Erbe der Altendiecks
0

* ...somit zeigt sich an diesem Werk des Herrn Altendieck, was ein bremischer Handwerksmeister zu leisten vermag, der von Sorgfalt und Tugendhaftigkeit geleitet wird und von Müßiggang und anderem verderblichen ...

* ...somit zeigt sich an diesem Werk des Herrn Altendieck, was ein bremischer Handwerksmeister zu leisten vermag, der von Sorgfalt und Tugendhaftigkeit geleitet wird und von Müßiggang und anderem verderblichen Laster Abstand hält. *
"Das Erbe der Altendiecks" umfasst 4 Generationen einer Uhrmacherfamilie aus Bremen. Er startet 1766 mit Johann, dessen Vater Nicolaus mit akribischem Fleiß die Werkstatt gegründet hat und endet 1848 mit seinem Ururenkel Ernst-Theodor und Familie. Die Generationen dazwischen bestehen aus taffen Frauen mit großen Träumen, wie Gesche auf ihrer Suche nach Erfolg, Anerkennung und Liebe; und Männern, die harte Entscheidungen treffen und sich dem Familienunternehmen unterordnen. Es geht um Familie, Liebe, Rivalität, Krieg und Aufstände. Und das ist die andere Seite der Geschichte, im weiteren Verlauf wird zeitweise ein großer Teil von Politik und Kriegsgeschehen bestimmt, was die Uhrmachermeisterei ein wenig in den Hintergrund drückt.
Hendrik Lambertus erzählt seinen perfekt recherchierten historischen Roman mit leichter Hand und schnörkellosem, flüssigen Schreibstil.
Die 4 Zeitsprünge zwischen den Generationen beginnen jeweils mit einem Stammbaum zur Orientierung. Sie straffen die umfangreichen Jahre und lockern die Geschichte auf, andererseits bleiben dadurch einige Charaktere ein wenig auf Distanz und manche interessante Randfigur verschwindet sang und klanglos wieder. Mir persönlich hat oft ein wenig Familienleben gefehlt, man bekommt z.B. mit das geheiratet wird, aber nicht wie die Paare sich zusammenraufen, neue Ideen umsetzen usw.
Die Charaktere können dennoch überzeugen. Sie sind authentisch und toll ausgearbeitet. Oftmals spürt man ihren Antrieb und auch ihre Zerrissenheit. Die Familie mit den rauchgrauen Augen bringt eine Reihe sehr unterschiedlicher Persönlichkeiten hervor, denen das Familienunternehmen nicht immer nur Glück bringt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor die historischen Begebenheiten, insbesondere auch die Entwicklung Bremens mit einbringt. Auch im Bereich des Uhrmacherhandwerks spürt man die akribische Recherche. Das macht es unheimlich interessant und ich hätte so manches Mal gern noch mehr davon gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Dämonengruselthrill

Akuma
0

* "Und wer bist du?" Sie wartete, das Herz schlug ihr in gespannter Erwartung bis zum Hals. Da drang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit zu ihr herüber. "Akuma." *
Unterhaltsame Spannung, mystisch, dämonisch, ...

* "Und wer bist du?" Sie wartete, das Herz schlug ihr in gespannter Erwartung bis zum Hals. Da drang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit zu ihr herüber. "Akuma." *
Unterhaltsame Spannung, mystisch, dämonisch, überraschend und mit einem großartigen Humor. Nicole Siemers Buch ist kein klassischer Thriller und auch kein typischer Horrorroman, er ist eigensinnig - something inbetween.
Die junge Kjara ist verliebt und diesmal scheint es richtig ernst zu werden. Doch Kjara hat ein Problem, ein Problem namens: Akuma. Sie wendet sich hilfesuchend an einen Pfarrer....
Der Schreibstil ist klasse und sehr angenehm. Mir hat diese Beziehung zwischen Kjara und Akuma unheimlich gut gefallen. Vor allem wird man Seite um Seite neugieriger, was seine Vergangenheit betrifft, denn ein typischer Dämon scheint er nicht zu sein. Ja, er wächst einem schon fast ans Herz. Sehr interessant gemacht. Alle Charakter, die sympathischen wie die nicht so sympathischen, sind toll geschildert, haben Ecken und Kanten und auch eine gewisse Tiefe.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder härtere Szenen, die sich perfekt einfügen und dem Roman einen kleinen Horror-Touch verleihen. Und der coole trockene Humor bringt einen immer wieder zum Schmunzeln.
Nur der Thrillerpart konnte mich nicht ganz von sich überzeugen. Er ist spannend gemacht - keine Frage - und hatte auch ein paar Überraschungen in petto, aber da wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen.
Fazit: "Akuma" ist eine klasse Dämonengeschichte, die mich unheimlich gut unterhalten hat - gerne mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

romantisch, witzig, sexy

Emily & David - Wo mein Herz auf dich wartet
0

* Ich blickte einmal um mich - erstmal die Lage sondieren, bevor ich auf den Campingplatz ging. Clearwater Campsite stand auf einem riesigen, wunderschönen und ganz offensichtlich handbemaltem Schild. ...

* Ich blickte einmal um mich - erstmal die Lage sondieren, bevor ich auf den Campingplatz ging. Clearwater Campsite stand auf einem riesigen, wunderschönen und ganz offensichtlich handbemaltem Schild. *
Von ihrem Freund während einer Reise einfach vor die Tür bzw. den Bus gesetzt, strandet Emily auf dem idyllischen Campingplatz Clearwater Campsite - ohne Geld, ohne Zelt oder sonstige Ausrüstung. Da kommt es ganz gelegen, dass die Geschwister grade jemanden suchen, der kurzfristig als Putzfrau und Mädchen für alles, einspringt. Perfekt, um erstmal runterzukommen und darüber nachzudenken, wie es jetzt weitergehen soll. Dass der attraktive David von Anfang an auf Flirtmodus eingestellt ist, ignoriert sie so gut es geht, denn von Männern hat sie erstmal die Nase voll! Aber schafft sie es wirklich diesen Augen zu widerstehen und steckt in David mehr als ein Aufreisser?
Ein herrlich romantischer Roman mit einer traumhaften Kulisse.
Die Autorin beschreibt das Camp und die Umgebung so bildhaft und lebendig, dass man das Gefühl hat, mit Emily dort zu sein. Was für eine schöne Auszeit.
Ich kannte den ersten Teil (Joanna & Matt) nicht, aber das muss man auch gar nicht. Wer allerdings vorhat mit der Reihe zu beginnen, dem würde ich die richtige Reihenfolge empfehlen, da das Geschehen rund um das Camp aufeinander aufbaut.
Im 2. Teil steht David, Joannas Bruder im Vordergrund; ein Womanizer, wie er im Buche steht und dennoch unheimlich sympathisch. Die Charaktere haben alle ihren Charme und sind einfach liebenswert. Emily und David machen zwar die größte Entwicklung durch, aber auch bei Joanna, Matt und Christopher geht das Leben weiter und Entscheidungen sind zu treffen. Dieser familiäre Zusammenhalt ist toll und macht die Serie ein Stück weit aus.
Mia Cooper hat einen flüssigen und sehr angenehmen Schreibstil. Die Liebesgeschichte fängt unheimlich stark und herrlich romantisch-witzig-spritzig an, verliert sich dann aber zum Ende hin ein wenig im Hin und Her. Trotzdem haben die Beiden mir sehr gefallen.
Was soll ich sagen, der Roman hält, was das Cover verspricht: eine schöne, entspannte Auszeit. Ich liebe das Clearwater Camp, die familiäre Atmosphäre und den herrlichen Humor - ich komme gerne noch einmal wieder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2020

...oder die Kunst des Müssiggangs

Die Kunst des stilvollen Wanderns – Ein philosophischer Wegweiser
0

* Es lohnt sich immer den Kaninchenbau der Zivilisation eine Zeit lang zu verlassen und etwas zu tun, was aus Sicht des Stubenhocker jeglicher praktischen Vernunft widerspricht. *
Stephen Graham )1884 ...

* Es lohnt sich immer den Kaninchenbau der Zivilisation eine Zeit lang zu verlassen und etwas zu tun, was aus Sicht des Stubenhocker jeglicher praktischen Vernunft widerspricht. *
Stephen Graham )1884 - 1975) gehört zu den Globetrottern der ersten Stunde. Er war nicht nur Journalist und Romancier sondern auch Reiseschriftsteller und das merkt man. Sein Ratgeber erschien erstmals 1926 und wurde jetzt mit einem interessanten Vorwort von Alastair Humphreys neu aufgelegt.
Kann das funktionieren, habe ich mich gefragt. Und anfangs war ich wirklich skeptisch, als es um Stiefel, Rucksack und Garderobe ging. Doch selbst, wenn das Meiste überholt ist, seine kleinen Geschichten und Anekdoten sind sehr unterhaltsam. Man merkt, das Graham hauptberuflich schrieb und folgt vielen seiner Ausführungen, wie "Im Zickzack unterwegs" mit einem Schmunzeln. Ja, er kann sich sage und schreibe 15 Seiten lang mit Stolz geschwellter Brust über seine Erfindung im Zickzack zu wandern, egal, was einem dabei den Weg verstellt oder kreuzt, auslassen, ohne das es dem Leser dabei langweilig wird. Mit derselben Ernsthaftigkeit behandelt er im Übrigen auch Themen wie Nacktbaden und Trocknen, Schnorren etc.
Dieses Büchlein ist ein historisches Kleinod und für jeden Wanderer oder Fan des Müßiggangs eine wahre Freude. Auch die Aufmachung ist sehr ansprechend, so dass es sich auch durchaus als kleines Mitbringsel eignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere