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Veröffentlicht am 02.09.2020

Zwischen uns ein ganzes Meer

An Ocean Between Us
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Eigentlich hätte Avery gerne Ballett studiert. Auf dem Weg zu einem Vortanzen an der renommierten Juilliards in New York hat sie allerdings einen schweren Autounfall. Avery erleidet eine Rückenverletzung ...

Eigentlich hätte Avery gerne Ballett studiert. Auf dem Weg zu einem Vortanzen an der renommierten Juilliards in New York hat sie allerdings einen schweren Autounfall. Avery erleidet eine Rückenverletzung und wird nie wieder tanzen können. Ihr Sportwissenschaftsstudium ist deshalb auch eher eine Notlösung, wirklich dahinter steht sie von Anfang an nicht. Gleich in der ersten Vorlesung lässt ihr Kommilitone und Schwimm-Ass Theo einen herablassenden Spruch ab. Blöderweise ist er der Trainer von Averys Schwimmkurs, sodass sie sich wohl oder übel mit ihm arrangieren muss.

„An Ocean Between Us“ erinnert ein wenig an „Save the last dance“. Die Ähnlichkeit greift Autorin Nina Bilinszki auch ganz bewusst auf, indem sie den Tanzfilm zu Averys Lieblingsfilm erklärt. Während Avery die Leser*innen von Anfang an auf ihrer Seite hat, schließlich beginnt die Geschichte mit Averys Perspektive, muss man sich an Theo erst gewöhnen. In seinem ersten Auftritt präsentiert er sich als echtes Ekelpaket. Allerdings sorgen die Perspektivenwechsel zwischen Avery und Theo dafür, dass man Einblick in beide Hauptfiguren erhält und sich dadurch nach und nach auch für Theo erwärmen kann. Ebenso sind die Nebenfiguren spannende und eigenständige Charaktere.

Die Geschichte um die beiden ziemlich ungleichen Kontrahenten, die sich im Laufe der Handlung aneinander annähern, ist nach dem klassischen Schema aufgebaut und insofern ist es auch nicht besonders überraschend, dass Avery und Theo am Ende ein Paar werden. Der dramatische Wendepunkt der Geschichte greift ein wichtiges Thema auf und ich bewundere Avery für ihren Umgang mit der Situation. Ich bin mir allerdings noch nicht ganz sicher, ob mir die Fügung oder der Zufall innerhalb der Handlung nicht etwas zu weit geht. Ganz davon abgesehen ist „An Ocean Between Us“ aber eine mit Gefühl erzählte Geschichte, in die man – passend zum Ozean und zum Schwimmen – eintauchen kann.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Es gibt keine unschuldigen Könige

Maskenmacht
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Vaara wächst in dem Glauben auf, dass die Maskierten die Menschen beschützen. Dann allerdings muss sie erleben, wie ein Maskierter ihr Heimatdorf auslöscht. Sie wird vom Orden des Nebelfeuers aufgenommen ...

Vaara wächst in dem Glauben auf, dass die Maskierten die Menschen beschützen. Dann allerdings muss sie erleben, wie ein Maskierter ihr Heimatdorf auslöscht. Sie wird vom Orden des Nebelfeuers aufgenommen und ausgebildet. Als sich Jahre später erneut ein Maskierter gegen die Menschen wendet, ist sich Vaara sicher, dass ein geheimnisvolles Schwert der Grund für die Angriffe ist. Zusammen mit ihrer Freundin Yalani macht sie sich auf, das Geheimnis hinter den Angriffen und dem Schwert zu lüften.

Lily Wildfire macht definitiv keine Gefangenen. Und das ist auch gut so. „Maskenmacht – Die Verschwörung“ überzeugt mit einem fast durchgehend düsteren Setting, das für die Geschichte aber unglaublich gut funktioniert. Im Rahmen der Handlung begleitet man Protagonistin Vaara von ihrer Kindheit bis zur jungen Erwachsenen. Dabei lernt man die junge Frau als sehr zielstrebig kennen – zumindest was ihre eigenen Ziele betrifft. Getrieben von dem Wunsch Rache zu nehmen, macht sie sich auf die Suche nach dem maskierten Angreifer, der ihre Stadt verwüstet hat. Auf ihrem Weg begegnet ihr nicht nur ein Geheimnis. Passend zum Untertitel stehen die Geheimnisse der erzählten Welt und der Figuren im Vordergrund, was immer wieder für spannende Wendungen sorgt.

An Vaaras Seite sind ihre Freundin Yalani, eine Meisterin der Tarnung und Täuschung und ihr Freund Carryn, ein wahrer Meisterdieb. Die drei Charaktere sind vielschichtig, mit einigen Ecken und Kanten und werden gerade dadurch zu fesselnden Figuren. Allerdings schont die Autorin keinen der drei. Immer wieder müssen sie Rückschläge hinnehmen, was aber auch dafür sorgt, dass man die Figuren anders wahrnimmt. Selbst, wenn die Handlung aus Vaaras Perspektive erzählt wird, entsteht der Eindruck, dass auch ihr Überleben bis zum Ende der Geschichte nicht unbedingt als gesichert gilt. Die Verletzlichkeit der eigentlichen Helden sorgt für Spannung und ergibt zusammen mit der düsteren Stimmung ein stimmiges Gesamtkonzept.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Ein goldener Faden, gesponnen aus Heldenmut

Die Götter von Asgard
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Ray hat erneut eine Studienprüfung vermasselt und hält sich für eine komplette Versagerin. Als sie die Walküre Kára trifft, folgt sie ihr, ohne groß nachzudenken, nach Berlin. Als Kára ihr von einer Prophezeiung ...

Ray hat erneut eine Studienprüfung vermasselt und hält sich für eine komplette Versagerin. Als sie die Walküre Kára trifft, folgt sie ihr, ohne groß nachzudenken, nach Berlin. Als Kára ihr von einer Prophezeiung über das mögliche Ende Asgards erzählt und ihr erklärt, sie vor dem Zorn der Götter schützen zu wollen, glaubt Ray ihr natürlich kein Wort. Dann begegnet Ray allerdings dem Gott Tyr, der von Odin gesandt wurde, um zu verhindern, dass die Prophezeiung wahr wird. Und auch Loki kann es nicht lassen, seine eigenen Fäden zu spinnen. Nicht die besten Voraussetzungen für Ray, die nun fest entschlossen ist, zu beweisen, dass sie das Zeug zur Heldin hat.

Ein goldener Faden im Webstuhl der Nornen ist ein sicheres Zeichen für die Ankunft eines Helden und könnte das Ende der bekannten Götterwelt bedeuten. Aber bedeutet das auch gleichzeitig ein Ende der Götter? Mit „Die Götter von Asgard“ geht Liza Grimm der Prophezeiung auf den Grund und schickt Protagonistin Ray durch ein Abenteuer, indem zahlreiche Erzählungen aus der nordischen Mythologie aufgegriffen werden. So spannend und teilweise schaurig die Wesen aus den Sagen auch sind, so entmystifiziert sind die Götter. Innerhalb der Geschichte wird mehrfach deutlich, dass es sich Odin und Co. in Walhalla ziemlich bequem gemacht haben und das ihnen eigentlich jedes Mittel recht ist, um dieses bequeme Leben nicht aufgeben zu müssen.

Ray, die zu Beginn der Geschichte voller Selbstzweifel ist, entwickelt sich im Laufe der Handlung und gewinnt einiges an Selbstbewusstsein. Immer wieder muss sie sich auf dem Weg zur Erfüllung ihrer Aufgabe beweisen, um am Ende auch wirklich die für die Götter unbequeme Heldin zu werden. Dabei wächst sie dermaßen über sich hinaus, dass sie in ihren Ansichten den Göttern schließlich sogar überlegen ist. Ein anderer unbequemer Faktor ist Loki. Sowohl für Ray als auch für die Götter. Immer wieder mischt er sich ein und macht sich einen Spaß draus, sein ganz eigenes Spiel zu spielen. Das alles verpackt Liza Grimm in einen leichten Erzählton, der die klassische Heldenreise zu einem modernen Märchen macht, bei dem Gut und Böse nicht immer ganz so leicht auseinanderzuhalten sind.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Zurück zur Natur

Der Hain hinter dem Herrenhaus
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Konstantin Balthasar von Heerstein ist das schwarze Schaf der Familie. Als er von einem entfernten Verwandten sowohl das Herrenhaus als auch das Unternehmen erbt, muss er auf einmal Verwantwortung übernehmen ...

Konstantin Balthasar von Heerstein ist das schwarze Schaf der Familie. Als er von einem entfernten Verwandten sowohl das Herrenhaus als auch das Unternehmen erbt, muss er auf einmal Verwantwortung übernehmen – was dem Lebemann und Kunstliebhaber überhaupt nicht gefällt. Die Vorstandssitzungen langweilen ihn, die Geschäftsintrigen findet er abstoßend. Das Herrenhaus dagegen hat ein paar Geheimnisse, die das Erbe deutlicher spannender erscheinen lassen.

Jenny Wood lässt in ihrer Novelle zwei Welten aufeinanderprallen. Zum einen die wirtschaftlich geprägte Welt der Industriellen, in der Kalkül und Rationalität vorherrschen, zum anderen die phantastische Welt des Hains, die auf der Verbindung zur Natur gründet. Verbindungsglied beider Welten ist Konstantin von Heerstein, der damit nicht nur Protagonist, sondern auch Schlüsselfigur der Handlung. Wobei es eigentlich Dienstmädchen und Nebenfigur Sandrin ist, bei der die Fäden zusammenlaufen.

Ein wenig hat mich die Beschreibung des Herrenhauses an die Villa Hügel der Familie Krupp erinnert, die ebenfalls aus Essen stammen. Aber wie heißt es oft so schön: Ähnlichkeiten mit realen Gegebenheiten sind rein zufällig. Dass es um ein Familienunternehmen geht, passt ebenfalls in diesen Kontext. Die Umschreibung Gaslichtromantik trifft den Konflikt zwischen Industrie und Natur sehr gut. Genau wie in der Romantik stellt die Welt des Hains und damit die Natur einen Sehnsuchtsort dar, der für die Menschen aber nur teilweise erreichbar ist. Sowohl die Handlung selbst, als auch die darin enthaltende Symbolik machen die Geschichte spannend – nicht nur auf einer Ebene.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Das Feuer, das uns antreibt

Kingdoms of Smoke – Dämonenzorn
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Dämonenrauch ist nicht nur eine Droge, sondern verleiht demjenigen, der ihn einatmet, Schnelligkeit und Kraft. Einen Umstand, den sich Catherines Vater, der König von Brigant zunutze machen will. Prinzessin ...

Dämonenrauch ist nicht nur eine Droge, sondern verleiht demjenigen, der ihn einatmet, Schnelligkeit und Kraft. Einen Umstand, den sich Catherines Vater, der König von Brigant zunutze machen will. Prinzessin Catherine gilt durch die Taten ihres Vaters nun als Verräterin und ist zusammen mit ihrem Leibgardisten Ambrose, den sie liebt und der sie liebt, auf der Flucht. Der ehemalige Dieb Edyon wird wegen eines Mordes gesucht, den er nicht begangen hat, Diener March ringt mit sich, ob er sein Geheimnis teilen soll und die Dämonenjägerin Tash muss einen persönlichen Verlust verarbeiten. Bei ihrer Flucht über das Nördliche Plateau gelangen die Fünf in einer Senke an den Eingang zur Dämonenwelt und machen eine ungeheuerliche Entdeckung.

Nachdem am Ende des letzten Bandes brigantische Soldaten eine pitorianische Stadt überfallen haben und es nicht zu der geplanten Hochzeit von Prinzessin Catherine und Prinz Tszayn kam, steht die Welt Kopf. „Kingdoms of Smoke – Dämonenzorn“ hält sich passend zur Situation in der Geschichte auch gar nicht lange mit Vorreden auf, sondern steigt direkt da ein, wo der Vorgängerband endete. Zwar wäre eine kurze Zusammenfassung zum Einstieg schön gewesen, da „Die Verschwörung von Brigant“ bereits im Herbst des letzten Jahres erschienen ist, allerdings ist der Einstieg in die Geschichte auch so problemlos wieder möglich. Sally Green setzt ihre Figuren so präsent in Szene, dass man nach ein paar Seiten wieder ganz in den Ereignissen um Prinzessin Catherine, Gardist Ambrose, Dämonenjägerin Tash sowie dem Diener March und dem ehemaligen Dieb Edyon versunken ist.

Das junge Alter der Charaktere ist nicht nur ausschlaggebend für die Zielgruppe der Leser, sondern wirkt sich vor allem auf die Handlung der Geschichte aus. So denkt beispielsweise Prinzessin Catherine einerseits sehr rational und ist sehr berechnend in dem, was sie tut, andererseits lässt sie sich auf den Dämonenrauch ein und benutzt ihn als eine Art Droge, was nicht zu ihrem sonstigen überlegten Verhalten passt. Ebenso Ambrose, der genau weiß, dass Catherine ihn liebt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit jedoch daran zweifelt. Spannenderweise ist es Tash, die jüngste der fünf Protagonisten, die am nachvollziehbarsten und beständigsten agiert. Die Schwächen der Charaktere werden jedoch durch die Handlung selbst und Sally Greens Erzählstil wieder ein wenig ausgeglichen. Fesselnd wird in wechselnder Perspektive vom Kampf zwischen den Königreichen Brigant und Pitoria erzählt und die Leser tauchen tiefer in die Geheimnisse hinter dem Dämonenrauch ein.

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