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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2019

Nervenkitzel

Totwasser
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Nachdem mich das Krimi-Fieber gepackt hatte und ich einen derben Reinfall durch unauthentische Geschichten erlitten hatte, war ich auf der Suche nach etwas realistischem und bin auf Totwasser gestoßen.

Es ...

Nachdem mich das Krimi-Fieber gepackt hatte und ich einen derben Reinfall durch unauthentische Geschichten erlitten hatte, war ich auf der Suche nach etwas realistischem und bin auf Totwasser gestoßen.

Es geht um eine Anwältin, die ermittelt. Die Autorin hat selbst Jura studiert. Gute Voraussetzungen also. Ich habe mir eine Leseprobe heruntergeladen und war sofort gefesselt. Ich musste nicht lange überlegen und habe mir das eBook gekauft. Innerhalb von kurzer Zeit hatte ich die 318 Seiten verschlungen.

Hier meine Bewertung:
Der Plot ist spannend und 2 interessante, unübertriebene Wendungen.
Es wird immer wieder Spannung auf psychischer Ebene aufgebaut, weil man durch den Einstieg ins Buch als Leser weiß, dass die Hauptheldin sich eben nicht alles nur einbildet, wie sie denkt.
Die Heldin befasst sich gefühlt viel mit ihrem Aussehen - noch nicht so viel, dass es nervt, aber gäbe es nicht diese tolle Botschaft am Schluss, hätte ich es bestimmt noch als nervig empfunden.
Ich hatte Angst, dass es sich bei der Hauptheldin um eine pseudo-taffe Frau handeln könnte, die ihre Stärke verliert, sobald Romantik/ein Typ ins Spiel kommt (leider kommt sowas in vielen Romanen und Filmen ja immer wieder vor), aber diese Angst war umsonst. Hier muss ich die Autorin wirklich loben, dass die Heldin konsequent geblieben ist. Stark!
Ein großer Teil der Story spielt in Cornwall, also kommen auch Englisch sprechende Charaktere vor. Als Sprachenbegeisterter fand ich es großartig und authentisch, dass englischer Text in den Dialogen vorkam. Nur einfache Texte und so wenig, dass man es auch ohne große Englischkenntnisse versteht, aber es hat mir geholfen, mich noch mehr auf die Story und das Setting einzulassen.
Die TV-Serie, in der das Opfer mitgespielt hatte, wirkt plakativ und kitschig - das wird aber nicht einfach so stehen gelassen, sondern mithilfe eines wichtigen Charakters selbst aufs Korn genommen, klasse!

Der Erzählstil ist zwar flüssig, aber gleichzeitig abwechslungsreich, was ich als interessant und angenehm empfand.

Ich finde es jetzt schon schade, dass es eine Reihe aus nur 2 Bänden sein soll. Den 2. Band, der im Dezember erscheint, habe ich sofort vorbestellt, als ich mit Band 1 durch war. In dieser Reihe steckt wirklich Potenzial!

Veröffentlicht am 29.09.2019

Meisterwerk!

Die Brüder Löwenherz
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Ein wunderbares Meisterwerk von Astrid Lindgren! Es hat mich, als Erwachsenen, unfassbar gefesselt und emotional gepackt. Als Kinderbuch, gerade für jüngere Kinder, würde ich es nicht unbedingt empfehlen, ...

Ein wunderbares Meisterwerk von Astrid Lindgren! Es hat mich, als Erwachsenen, unfassbar gefesselt und emotional gepackt. Als Kinderbuch, gerade für jüngere Kinder, würde ich es nicht unbedingt empfehlen, da es stellenweise schon sehr hart ist.
Der Schreibstil basiert auf kurzen, einfachen Sätzen und gerne Wiederholungen, was sich sehr angenehm lesen lässt, wenn man besonders gestresst/überlastet ist oder sich mit komplexen Sätzen nicht sehr leicht tut.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Weitestgehend gelungene Fortsetzung

Der Jesus-Deal
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Fortsetzungen seien ja oft nicht so gut wie der erste Teil, heißt es. Dies ist beim Jesus-Deal nicht der Fall. Ich hatte beim Kauf den Klappentext nicht gelesen und wusste nicht, was mich erwartet. Das ...

Fortsetzungen seien ja oft nicht so gut wie der erste Teil, heißt es. Dies ist beim Jesus-Deal nicht der Fall. Ich hatte beim Kauf den Klappentext nicht gelesen und wusste nicht, was mich erwartet. Das Hörbuch des Jesus-Videos habe ich vor 10 Jahren mehrfach und gerne gehört. Dass es eine Fortsetzung gibt, und das schon seit 5 Jahren, habe ich erst vor wenigen Wochen entdeckt und beim ungekürzten Hörbuch sofort zugeschlagen.
Am Anfang hat mir der Vorleser ein wenig zu schnell die komplizierten, langen Sätze gelesen, aber es wurde schnell besser und Matthias Koeberlin liest an sich sehr angenehm.
Der Plot enttäuscht nicht, im Gegenteil. Es war für mich überhaupt nicht absehbar, dass die Fortsetzung so aussehen würde. Ich fand es unglaublich spannend und hätte die 23, 75 Stunden am liebsten am Stück abgespielt.
Nur das Ende hat mir nicht gefallen. Das wurde mir zu einfach, zu pathetisch, zu konstruiert dargestellt
Alles in allem ein typischer Eschbach: Trotz der Masse an Text/Story durchgehend spannend, wunderbar erzählt, mit scheinbar überflüssigen Details, deren Erwähnung im Nachhinein durchaus Sinn ergibt - und mit einem weniger gut ausgefeilten Ende.

Ich mag Eschbach sehr gerne, aber manche Zufälle und Gegebenheiten erscheinen mir ab und an "zu zufällig" und vorhersehbar.

Weshalb ich trotz dessen 5 Sterne gebe, ist der authentische technische Aspekt von Zeitreisen, der den Fehler am Ende tatsächlich wett machen zu können scheint. Mit einer Selbstverständlichkeit werden physikalische und technologische Aspekte und Phänomene erklärt, sodass man tatsächlich glauben könnte, Zeitreisen würden wahrhaftig funktionieren.

Wer Eschbach kennt, wird mit diesem Buch durchaus zufrieden sein.Wer ihn nicht kennt, wird mindestens 22,75 Stunden gut unterhalten (außer man liest schneller als Matthias Koeberlin ).

Veröffentlicht am 13.04.2020

Das literarische Zentrum der Kriminalität

Schweigende See
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„Aber komm mir bloß nicht mit einem Sylt-Krimi!“, droht Hinnerk Petering, Polizeibeamter, in Nina Ohlandts aktuellem Buch Schweigende See, dem 7. Band der Reihe um den sympathischen Flensburger Hauptkommissar ...

„Aber komm mir bloß nicht mit einem Sylt-Krimi!“, droht Hinnerk Petering, Polizeibeamter, in Nina Ohlandts aktuellem Buch Schweigende See, dem 7. Band der Reihe um den sympathischen Flensburger Hauptkommissar John Benthien. Herr Petering hat wohl noch nie einen Ohlandt-Krimi gelesen, denn sonst wüsste er, dass es innerhalb der Kategorie Sylt-Krimi auch welche gibt, die sich durch besonderen Charme aus der Masse hervorheben. Sylt – ein Idyll und gleichzeitig ein literarisches Zentrum der Kriminalität.

Die Benthien-Reihe ist eine dieser leserfreundlichen Reihen, bei der es keine Rolle spielt, mit welchem Band man einsteigt. Nur wenige Wochen vor der Lektüre dieses Bandes habe ich die Hörbücher zum Kurzkrimi-Spin-Off der Reihe („Die Jahreszeiten-Reihe“) regelrecht verschlungen. Danach war mir klar, dass ich die Hauptreihe auch unbedingt lesen oder hören muss. Der nahe gelegene Erscheinungstermin des 7. Bandes erschien mir als geeignet, in die Hauptreihe einzusteigen.

Der Hauptheld der beliebten Benthien-Reihe ist, wie der Name schon andeutet, der Erste Hauptkommissar der Flensburger Polizei, John Benthien. Er ist (normalerweise) ein ruhiger und besonnener Charakter, der einen angenehmen Gegenpol zu den Unruhen durch die Morde und Bedrohungen darstellt. Mittlerweile führt er mit seiner Kollegin Oberkommissarin Lilly Velasco eine feste, ausgeglichene Beziehung. Lilly ist Polizistin – sie hält nichts von beschützt werden, sie möchte selbst beschützen. Ihre taffe, selbstbewusste Art sorgt für ein erfrischendes Leseerlebnis.

Die beiden wohnen zusammen mit Oberkommissar Tommy Fitzen, einem alten Jugendfreund von John (welchen man übrigens deutsch ausspricht, nicht englisch!), der mitunter etwas anstrengend und knallhart direkt ist im Hause von Johns Vater Ben. Ben ist ein nicht auf den Kopf gefallener Dickkopf, Mark Twain-Liebhaber besitzt viel (schrägen) Humor.

Doch nicht nur die bunte Wohngemeinschaft führt manchmal zu Turbolenzen, meistens sind es dann doch eher die Morde, zu denen das Ermittlerteam gerufen wird.

In diesem Band geht es um eine stark verbrannte Leiche, die am Strand gefunden wird und deren Habseligkeiten Rätsel aufgeben. Weitere wichtige Themen sind Mafia, Vergangenheitsbewältigung und DDR.

Was dieses Buch für mich besonders macht:

- Die Figuren (in erster Linie das Ermittlerteam und John Vater) sind durch und durch authentisch. Auf ihre jeweilige Art und Weise sind sie alle schräge Vögel, was das Buch zu einer abwechslungsreichen Lektüre macht. Die Authentizität der Charaktere macht es möglich, mit ihnen zu fühlen, aufgeregt und gespannt, genervt oder traurig zu sein.

- Die Autorin füllt ihre Worte mit Leben. Ein Name, der laut Buch wie Musik klingt, klingt auch tatsächlich wie Musik, wenn man ihn als Leser selbst ausspricht.

- Einige Abschnitte sind im Stile eines Tagebuches aus den 1960er Jahren aus der Sicht eines jungen Mädchens aus der DDR geschrieben. Zudem gibt es noch andere außergewöhnliche Erzählperspektiven eingeschoben, zum Beispiel der Fund der Leiche durch die Augen einer Möwe – die die Lebenden mehr stören als die Tote.

- Die Autorin wendet hier gerne unterschwelligen Humor an, der dosiert eingesetzt wird und die Geschichte auflockert. Ebenso unterschwellig, ohne belehrend zu wirken, z.B. auch das Thema Umwelt in Form dessen, dass zusammen der Strand von Müll gereinigt wird.

- Klischees werden durch direkte Rede von den eigenen Figuren aufs Korn genommen.

- Es werden spannende falsche Fährten gelegt und es gibt überraschende Wendungen. Im Mitraten habe ich mich hier ziemlich blamiert.

- Die Sprache ist wunderschön bildhaft und einfach zu lesen, ohne dass es plump oder seicht wirkt.

- Stimmungen werden gut vermittelt, man könnte fast meinen, man hätte es als Leser tatsächlich selbst miterlebt.

- Gerade wenn es um grausige Details geht (z.B. zum Zustand der Leiche), werden diese – typisch nordisch – nüchtern und unaufgeregt erzählt, ohne nervige Übertreibungen.

- Das Cover fügt sich gut in die Reihe ein – Die Cover der Benthien-Reihe sind alle recht nüchtern bis etwas trist, nicht zu vollgepackt, einfach passend zur Nordsee.

- Die Kapitel haben eine angenehme Länge, man kann gut mal zwischendurch was lesen, ohne mitten im Kapitel unterbrechen zu müssen.

- Es gibt ein Personenverzeichnis.

Menschlicherweise finden sich in diesem Buch ein paar kleine Fehler, die meiner Ansicht nach nicht wirklich stören. Mir hat das Buch sehr großen Spaß gemacht, ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt. Was mir allerdings nicht gefallen hat, war ca. das letzte Viertel, in dem sich alles aufgelöst hat. Nicht dass die Auflösung schlecht gemacht gewesen wäre, nein, mir kam das alles nur ein bisschen zu dicke, was leider stark im Kontrast zu der beeindruckenden Authentizität im restlichen Buches steht. Die Geschichte wäre auch ohne plakative Details wie Mafiaboss und Vergewaltigung tragisch genug gewesen, daher kann ich leider keine vollen 5 Sterne vergeben.

Dennoch ist das Buch eine interessante und humorvolle Lektüre, die gerade während der Corona-Ausgangsbeschränkungen für wunderbare Unterhaltung sorgt - auch wenn man sich vielleicht für einen kurzen Moment fragt, wie die denn in Corona-Zeiten so einfach auf die Insel kommen und ob die keine Angst vor Ansteckung haben, wenn sie so frei herumrennen. Für mich war das Buch wie ein kleiner Nordsee-Urlaub, fernab von Corona.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Love Me Tender als Grusel-Sound

Die drei ??? Der graue Dämon (drei Fragezeichen)
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In "Der graue Dämon" wird Peter von einem gruseligen, gesichtlosen Wesen gejagt. Es handelt sich hierbei nicht um einen Traum, die Auflösung bleibt überraschend. In dieser Geschichte ist Peter ohne Justus ...

In "Der graue Dämon" wird Peter von einem gruseligen, gesichtlosen Wesen gejagt. Es handelt sich hierbei nicht um einen Traum, die Auflösung bleibt überraschend. In dieser Geschichte ist Peter ohne Justus und Bob unterwegs, ganz auf sich allein gestellt.

Die Verfolgungsjagd ist spannend beschrieben und wird mit der passenden Musik "unterlegt", die man sofort im Ohr hat, wenn man den jeweiligen Titel und Interpreten liest. Diese Art der Atmosphärengestaltung finde ich kreativ.
Eine interessante Geschichte für Zwischendurch, die Spaß macht.

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