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Veröffentlicht am 06.07.2017

unerfüllter Kinderwunsch

Meerzahl
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In „Meerzahl“ erzählt die Autorin Annette Freudling die Geschichte von Hannah und Viktor. Hannah und Viktor sind ein nicht mehr ganz junges Paar, welches seit einiger Zeit vergeblich auf Nachwuchs hofft. ...

In „Meerzahl“ erzählt die Autorin Annette Freudling die Geschichte von Hannah und Viktor. Hannah und Viktor sind ein nicht mehr ganz junges Paar, welches seit einiger Zeit vergeblich auf Nachwuchs hofft. Nach verschiedenen Untersuchungen und Therapien bleibt nur noch die künstliche Befruchtung. Diese letzte Hoffnung treibt das Paar nicht nur in den finanziellen Ruin, der unerfüllte Kinderwunsch strapaziert auch die Beziehung und wird zur Zerreissprobe für die Liebenden.



Der Roman wird aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Hannah erzählt. Daher liegt der Fokus vor allem auf ihrer Gefühlslage, ihren Eindrücken, Wünschen und Sehnsüchten. Über Viktors Innenleben erfährt der Leser nur durch die Konversationen und Interaktionen mit Hannah.

In Hannahs Erzählung kommt es auch immer wieder zu Rückblenden, in welchen sie Ereignisse aus ihrer Kindheit wiedergibt und quasi nochmals erlebt. Da die Rückblenden nicht durch eine andere Schrift oder Übertitel eingeleitet werden, dauert es manchmal eine Weile bis man erkennt, dass es sich um eine Rückblende handelt. Dies hemmt den Lesefluss verschiedentlich, da man sich erst wieder auf den zweiten Erzählstrang einstellen muss. Zudem ist nicht wirklich klar, welchen Sinn die Rückblenden haben respektive warum diese für den momentanen Zeitverlauf von Bedeutung sind. Selbst als Hannah gegenüber ihrer Schwester die Beweggründe für ihr Handeln offenlegt, sind die Episoden aus ihrer Vergangenheit zweitranging.



Die Sprache ist leicht verständlich, die Sätze jedoch öfters sehr lang und verschachtelt. Sätze über mehrere Zeilen – öfters auch acht oder mehr Zeilen lang – fordern den Leser zuweilen heraus. Die Handlung an sich ist nachvollziehbar und folgt, abgesehen von den Rückblenden, einem roten Faden. An manchen Stellen wäre eine übergeordnete, (er)klärende Stimme wünschenswert gewesen. Auch wäre es schön gewesen mehr darüber zu erfahren, was in den anderen Personen vor sich geht.



Alles in allem schafft es Freudling das Porträt einer der Verzweiflung nahen Frau, die ihre innere Uhr immer stärker ticken hört, zu zeichnen. Eine solche Situation ist weder amüsant noch von Leichtigkeit geprägt. Sie ist anstrengend, tragisch und zeitweise kaum ertragbar. Genau dies wird in „Meerzahl“ aufgezeichnet.

Veröffentlicht am 27.04.2020

Potenzial leider nicht ausgeschöpft

Der gute Cop
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"Der gute Cop" (Originaltitel: The Ambitious City) ist der zweite Band einer zurzeit vier Bücher umfassenden Serie um DSI MacNeice. Der Autor Scott Thornley wuchs in Hamilton, Ontario auf wo es ein Dundurn ...

"Der gute Cop" (Originaltitel: The Ambitious City) ist der zweite Band einer zurzeit vier Bücher umfassenden Serie um DSI MacNeice. Der Autor Scott Thornley wuchs in Hamilton, Ontario auf wo es ein Dundurn Castle gibt. Dieser Ort hat ihn zu seinem fiktionalen Ort Dundurn - nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen realen Ortschaft in Kanada - inspiriert, wo der Ermittler MacNeise und sein Team tätig sind.

Im zweiten Band hat MacNeice alle Hände voll zu tun. Ein Bikerkrieg fordert mehrere Tote, im Hafen von Dundurn werden sechs weitere Leichen entdeckt - zwei davon sind noch nicht lange tot. Da sie in Säulen einbetoniert wurden, ist ein Unfalltod ausgeschlossen. Zudem macht ein bessener Killer Jagd auf junge, erfolgreiche Frauen mit ethnischen Hintergrund.

Zu Beginn hatte ich Mühe in die Geschichte reinzukommen. Der Schreibstil wirkt öfters etwas distanziert und gewisse Stellen müssen mehrfach gelesen werden, um zu verstehen, was gemeint ist. Dies kann natürlich auch an der Übersetzung liegen. Das englische Original ist mir nicht bekannt.
Die Hauptfigur ist verständlicherweise DSI MacNeice. Jedoch wirkt auch er distanziert. Man erfährt kaum etwas über ihn und er hebt sich durch keinerlei Attribute von anderen ab, sodass er eher langweilig wirkt. Auch die übrigen Teammitglieder werden kaum näher beleuchtet obwohl auch da Potenzial vorhanden wäre.
Dasselbe gilt für die weiteren Nebencharaktere. Einzig von Wiliam Dance erfährt der Leser mehr über seine Ansichten und Gedanken.
Ebenso hätten die verschiedenen Handlungsstränge das Potenzial für eine wirklich gute Story. Es scheint als hätte sich der Autor zu viel vorgenommen und am Schluss die Kurve nicht gekriegt. Die Fälle wurden zwar gelöst, dennoch bleiben Leerstellen und offene Fragen bestehen.
Wirkliche Spannung kam bis auf ein zwei Szenen nicht auf. Ein Pageturner ist das Buch auf jeden Fall nicht.

Fazit: Sowohl von der Story wie auch von den Figuren her ein fader Krimi, welcher dem Leser nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

wenig begeistert

Ostern neu erleben
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„Ostern neu erleben“ von Oskar König erschien im Dezember 2022 im SCM Brockhaus Verlag. Oskar König ist ein Pseudonym, hinter welchem sich ein Autorenteam von 14 Autoren verbirgt.

Das Buch ist als Andachtsbuch ...

„Ostern neu erleben“ von Oskar König erschien im Dezember 2022 im SCM Brockhaus Verlag. Oskar König ist ein Pseudonym, hinter welchem sich ein Autorenteam von 14 Autoren verbirgt.

Das Buch ist als Andachtsbuch für die vier Wochen vor Ostern gedacht. Wobei es für jeden Tag einen zu Beginn kürzeren und später längeren Leseabschnitt gibt.

Grundsätzlich geht es darum was vor rund 2000 mit Jesus und seinen Jüngern passiert ist. Der Grund also, warum wir Ostern feiern. Dabei werden immer wieder Vergleiche zur heutigen Zeit gezogen um dem Leser gewisse Aspekte zu veranschaulichen. Einige der Vergleiche waren durchaus in Ordnung, andere gefielen mir gar nicht. Die Auferstehung Jesu Christi mit dem "Wunder von Bern" zu vergleichen, finde ich dann doch anmassend. Solche Vergleiche nehmen viel von der Grösse und der Glorifizierung der Person Jesu. Wie kann eine eigentlich unmögliche Auferstehung einer toten Person mit einem Fussballspiel verglichen werden?
Falls mit diesen Vergleichen versucht wurde, eine jüngere Zielgruppe zu erreichen, dann ging das meiner Meinung nach schief. "Das Wunder von Bern" hat heute einen geringeren Stand als noch vor ein paar Jahren/Jahrzehnten und viele junge Leute kann man damit nicht mehr abholen, da sie keine oder kaum Kenntnis davon haben. Dies ist nicht das einzige Beispiel, welches für mich an der Sache vorbeiging.
Zudem wurde gerade bei einer historsch belegten Begebenheit (s. Osterhase) ein entscheidender Fehler gemacht und ein wichtiges Datum rund zwei Jahrhunderte daneben angegeben.

Ich habe mir auf Grund der Beschreibung etwas anderes vorgestellt und mehr von diesem Buch erhofft.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

leider nicht überzeugend

Monstratorem
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Inhaltsangabe: "Man sagt, das Böse verliert seinen Schrecken, sobald man es versteht. Sina Brodersen lebt nach dem Tod ihrer Eltern allein mit ihrem Hund auf einem Hof in Schleswig-Holstein. Als sie durch ...

Inhaltsangabe: "Man sagt, das Böse verliert seinen Schrecken, sobald man es versteht. Sina Brodersen lebt nach dem Tod ihrer Eltern allein mit ihrem Hund auf einem Hof in Schleswig-Holstein. Als sie durch Zufall in den Besitz eines mysteriösen Schlüssels gelangt, ahnt sie nicht, dass er für ein verbrecherisches Syndikat von großer Bedeutung ist. Ein inzwischen mit seiner Suche beauftragter ‚Spezialist‘ geht äußerst skrupellos vor, um in dessen Besitz zu gelangen. Bald gerät auch Sina in seinen Fokus und somit in tödliche Gefahr. Doch als die Situation eskaliert und sich die Schlinge bereits um ihren Hals zuzieht, geschieht etwas Unglaubliches. Der Killer verschont sie, selbst auf die Gefahr des eigenen Untergangs. Jetzt bemerkt Sina, dass sich hinter seiner kalten Fassade ein empathischer und sensibler Mensch verbirgt, und empfindet bald mehr für ihn. Da inzwischen ein weiterer Spezialist mit der Lösung des Problems beauftragt wurde, beschließt sie, dem Abtrünnigen Schutz und Unterkunft zu gewähren. Damit beginnt für beide ein Wettlauf mit dem Tod."

Die Inhaltsangabe tönt vielversprechend und sprach mich gleich an. Der Beginn der Geschichte war dann auch gleich interessant und spannend, leider liess die Spannung im weiteren Verlauf nach.

Die Autorin meinte es gut, als sie Landschaft, Leute und Alltag en Detail beschrieb. Zum Teil verzettelte sie sich jedoch darin und als Leser kann man getrost immer wieder mehrere Seiten überspringen und so belanglosen Beschreibungen entgehen, ohne etwas Wichtiges zu verpassen.

Dazu kommen die zahlreichen Fehler unterschiedlicher Art. Z.Bsp. "...dass er soeben seinen Kaffee GELEHRT hat". Interessant wenn jemand seinem Kaffee etwas beibringen will. Ein anderes Beispiel ist "Pollacken". Wenn damit eine aus Polen stammende Person gemeint ist, schreibt es sich - wie Polen auch - mit nur einem L. Ein Pollack ist ein Fisch.
Auch ist Pontresina keinenfalls in der italienischen Schweiz zu finden. Pontresina liegt im Engadin, welches sich in Graubünden befindet und somit zur rätoromanischen Schweiz gehört. Gerade das Engadin ist ein Tal, welches man mit Rumantsch und sicher nicht mit Italienisch verbindet. Hier hätte eine einfache und schnelle Google-Recherche genügt.
Auch andere Ausdrücke muten sonderbar an: "Das Wetter war hell...". Von hellem Wetter habe ich bisher noch nichts gehört.

Das Buch hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Weder konnte mich die Geschichte fesseln, noch bestach es durch sonstige Besonderheiten.

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Veröffentlicht am 24.07.2017

für einen Thriller zu wenig fesselnd

... und morgen werde ich dich vermissen
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Heine Bakkeid, welcher bisher als Jugendbuchautor auf sich aufmerksam machte, schrieb mit „… und morgen werde ich dich vermissen“, seinen ersten Thriller (öfters auch als Kriminalroman angepriesen). Hauptfigur ...

Heine Bakkeid, welcher bisher als Jugendbuchautor auf sich aufmerksam machte, schrieb mit „… und morgen werde ich dich vermissen“, seinen ersten Thriller (öfters auch als Kriminalroman angepriesen). Hauptfigur ist Thorkild Aske, ein ehemaliger Polizeibeamter, welcher gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Den Grund für seine Haftstrafe erfährt der Leser erst nach und nach durch kurze Rückblenden. Thorkild ist ein psychisches Wrack, nimmt unzählige verschiedene Medikamente ein und hat Suizidgedanken. Ein Suizidversuch in der Gefängnisdusche ist zwar gescheitert, dennoch sucht die Erinnerung daran ihn immer wieder heim. Er weiss nicht so recht was er mit sich anfangen soll und wie er überhaupt wieder in ein Leben ausserhalb der Gefängnismauern zurückfinden soll. Die Bitte dem mysteriöse Verschwinden des jungen Rasmus Moritzen nachzugehen, kommt daher im rechten Moment. Thorkild macht sich auf in den Norden, wo die örtliche Polizei Rasmus‘ Verschwinden als Tauchunfall ad acta legte. Thorkild lässt jedoch nicht locker und stösst auf grauenvolle Geschehnisse in der Abgeschiedenheit des hohen Nordens.

„… und morgen werde ich dich vermissen“ wird aus der Ich-Perspektive von Thorkild Aske erzählt. Das ganze Geschehen wird also durch seine Sicht gefiltert. Es kommt auch nie eine Off-Stimme des Täters zu Wort, sodass sich der Leser kaum ein Bild von ihm machen kann. Jedoch erfährt der Leser viel über Thorkild, sein Seelenleben und seinen Geisteszustand. Aufgrund der unzähligen Pillen, die er schluckt und seiner psychisch stark angeschlagenen Persönlichkeit, bildet er sich immer wieder Begebenheiten ein, die so in Wirklichkeit nicht stattfinden. Die Unterscheidung zwischen Realität und Einbildung ist nicht immer einfach und mit der Zeit weiss man kaum noch, was man als tatsächlich geschehen erachten kann und was nicht. Die Tatsache, dass es sich hier um einen labilen, selbstmordgefährdeten Ich-Erzähler handelt, lässt bisweilen Zweifel am gesamten Handlungsverlauf aufkommen. Eine esoterisch angehauchte Séance, in der eine Tote zu Wort kommt, verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.
Sprachlich hingegen ist der Thriller keine Herausforderung, das Lesen entsprechend mühelos und flüssig. Die Handlung wirkt stellenweise zäh, richtig Spannung kommt nicht auf. Momente, in denen dem Leser der Atem stockt, werden vergeblich gesucht. Dafür werden viele Details über Thorkilds Verfassung, seine Tablettensucht, Verdauungsprobleme etc. zu Tage gefördert. Obwohl man durch die Ich-Perspektive einen tieferen Einblick in Thorkilds Persönlichkeit erhält, bleibt er unzugänglich, eine Identifikation mit ihm ist nicht wirklich möglich. Verschiedene Szenen wie die Flucht aus dem Krankenhaus oder die Unterwasser-Auseinandersetzung mit dem Täter wirken aufgrund des angeschlagenen physischen und psychischen Zustands Thorkilds unrealistisch. Auch die Entwicklung des Täters von einem Kleinkriminellen zu einem Mehrfachmörder innerhalb kurzer Zeit ist nicht nachvollziehbar.

Für einen Thriller ist „… und morgen werde ich dich vermissen“ zu wenig fesselnd. Die ganze Geschichte ist wie die Hauptfigur selbst unzugänglich und nicht wirklich fassbar. Trotz der mystischen, unheimlichen Atmosphäre an der sturmumtobten Küste konnte das Buch nicht wirklich überzeugen.