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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2020

Tiefgründig, bewegend und erschreckend

Das Ohnmachtsfrühstück
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In “Das Ohnmachtsfrühstück” lässt uns die Autorin Jane Steinbrecher teilhaben an dem Entwicklungs- und Selbstfindungsprozess von Alvy, einem dreizehnjährigen Mädchen. Alvy hatte es nicht leicht in ihrem ...

In “Das Ohnmachtsfrühstück” lässt uns die Autorin Jane Steinbrecher teilhaben an dem Entwicklungs- und Selbstfindungsprozess von Alvy, einem dreizehnjährigen Mädchen. Alvy hatte es nicht leicht in ihrem Leben: Sie wächst in schwierigen familiären Verhältnissen auf und gilt in der Schule als Außenseiterin. Als sie dann auch noch beginnt Geister zu sehen, wird ihre Verzweilung fast schon greifbar und sie lässt sich freiwillig in die Kinder- und Jugendpsychiatrie einweisen, um sich helfen zu lassen.

Die Autorin schafft es auf unfassbar gute Art und Weise die Verzweiflug und Hilflosigkeit in der Psychiatrie für den Leser fast schon greifbar zu machen – dies betrifft sowohl die Patienten als auch die Pfleger. Dabei kommt das Buch ohne viel Action aus und doch spürt man als Leser fast allgegenwärtig die Ohnmacht der Protagonisten. Von Differenzen wegen unterschiedlicher Ernährungsweisen, Machtmissbrauch bis hin zu Kritik an der Gesellschaft ist alles dabei. Und das erschreckendste: Viele der angesprochenen Themen sind so tatsächlich passiert.

Mich hat das Buch sehr fasziniert. Ich habe es allerdings von Zeit zu Zeit beiseite legen müssen, um das Gelesene angemessen verarbeiten zu können. Bei dem Buch handelt es sich definitiv nicht um leichte Kost, sondern um einen sehr tiefgründigen Roman, den ich absolut empfehlen kann. Die ersten zwei Kapitel fand ich etwas zäh, danach habe ich das Buch aber kaum mehr aus der Hand legen können (außer um darüber nachzudenken). Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Auch Täter können Opfer sein

Die Komplizin
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Die Ereignisse, von denen Ellen Puffpaff in “Die Komplizin” erzählt, könnten eigentlich jedem von uns passieren: Als die Krankenschwester Anna Selbig mit ihrem Auto an einer roten Ampel steht, springen ...

Die Ereignisse, von denen Ellen Puffpaff in “Die Komplizin” erzählt, könnten eigentlich jedem von uns passieren: Als die Krankenschwester Anna Selbig mit ihrem Auto an einer roten Ampel steht, springen plötzlich zwei fremde Männer in ihren Wagen und richten eine Waffe auf sie. Von einem Moment auf den anderen wird sie aus ihrem Leben gerissen und ist stattdessen mit einer Welt aus Brutalität, Angst und Schrecken konfrontiert und kämpft darum, diese Entführung zu überleben. Aber nicht nur Anna Selbig kämpft um ihr Überleben, sondern auch die beiden Entführer, die auf der Flucht vor einer geheimnisvollen Organisation sind.
Nicht nur. die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, sondern auch die Gefühle der Protagonisten. Es entwickelt sich eine innige Beziehung zwischen Anna und einem der Entführer. Die Autorin zeichnet sehr starke Charaktere und schafft es, mit sehr viel Sinn für Emotionen und Menschlichkeit genau den richtigen Ton zu treffen, ohne die Ereignisse übertrieben wirken zu lassen. Positiv ist auch anzumerken, wie und das sich die Charaktere im Laufe des Buches weiterentwickeln.
Die Autorin schafft es außerdem den Lesenden von der ersten bis zur letzten Seite mit ihrem Schreibstil zu fesseln. Es handelt sich aber nicht nur um einen eindimensionalen Thriller. Die Autorin hat mit diesem Buch eine komplexe und sehr gut konstruierten Story geschaffen. Sie entfaltet unterschiedliche Handlungsstränge vor den Augen des Lesenden. Begonnen bei Anna Selbig, über Annas Freund – der zunächst denkt, Anna hätte ihn verlassen–, die Flucht der zwei fremden Männer, bis hin zu den Machenschaften der geheimnisvollen Organisation und der Ermittlung der Polizei.
Das Buch bietet nicht nur schicksalshafte Begegnungen, schnelle und unerwartete Wendungen, Intrigen oder technische Raffinesse, sondern auch genau den richtigen Grad an Komplexität. Es macht wirklich Spaß, das Buch zu lesen. Es hat zwar ein paar Längen, ist aber durchweg spannend. Am Ende des Buches habe ich allerdings noch ein paar Fragezeichen und nicht alle der Handlungsstränge sind vollständig geklärt. Hier hebt sich die Autorin noch viele weiteren Details für die nächsten drei Bände auf, denn bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Teil der Alles-Serie.
Wer Thriller mag, wird mit diesem Buch auf jeden Fall nichts falsch machen! Mir bleibt jetzt nichts anderes zu tun, als auf die Fortsetzung zu warten :)

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Wunderschön, kurzweilig und regt zum Nachdenken an

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
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In “Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich” lässt uns die Autorin Tessa Randau an einer lebensverändernden Begegnung teilhaben: Eine junge aber auch gestresste und ausgebrannte Mutter versucht wieder ...

In “Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich” lässt uns die Autorin Tessa Randau an einer lebensverändernden Begegnung teilhaben: Eine junge aber auch gestresste und ausgebrannte Mutter versucht wieder zu sich zu finden und trifft an ihrem Lieblingsplatz auf einer Bank mitten im Wald auf eine geheimnisvolle, ältere Frau. Die alte Frau weist sie (und damit auch uns, die Lesenden) im Verlauf der Erzählung in die vier Fragen des Lebens ein und beeinflusst so nach und nach das Leben der jungen Mutter zum Positiven.
Die Erzählung ist wunderschön. Insbesondere die Beschreibung der Natur wirkt fast meditativ. Der Weg zur Offenbarung der vier Fragen kommt zum Teil philosophisch daher. Insgesamt ist der Schreibstil wirklich flüssig und gut zu lesen. Die Erzählung der Autorin ist zugleich schnörkellos, kurz und knapp. Meiner Meinung nach muss man der Erzählung auch nicht viel mehr Raum geben, denn es ist die Aufgabe des Lesenden, selbst in sich zu gehen und die Erzählung mit weiteren (eigenen) Erfahrungen auszuschmücken.
Obwohl manch einem das Buch vermutlich etwas kurz vorkommt, finde ich es so genau richtig. Man kann es sehr schnell lesen (und auch genießen), sollte es aber meines Erachtens auch absichtlich von Zeit zu Zeit beiseite legen, um das Gelesene auf sich wirken zu lassen.
Ich habe das Buch sehr genossen, insbesondere die sehr naturnahen Beschreibungen. Das Buch wird zwar nicht mein Leben verändern, aber die vermittelten Fragen des Lebens sind durchaus relevant (und vermutlich auch vielen von uns, die sich für dieses Thema interessieren, bekannt), aber ein jeder von uns, sollte sie sich regelmäßig stellen. Ein wunderschönes Buch, dass sich sehr gut lesen lässt!

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Über eine nicht ganz freiwillige Männerfreundschaft in Afrika

Das kann uns keiner nehmen
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Der Hamburger Hans besteigt den Kilimandscharo um nach Jahren nun endlich durch die Einsamkeit und die Strapazen dieser Tour mit seiner bewegten Vergangenheit abschließen zu können. Als er dann aber auf ...

Der Hamburger Hans besteigt den Kilimandscharo um nach Jahren nun endlich durch die Einsamkeit und die Strapazen dieser Tour mit seiner bewegten Vergangenheit abschließen zu können. Als er dann aber auf dem Grund des Kraters auf den extrovertierten Bayer Tscharli trifft, ist es vorbei mit der Ruhe; zu unterschiedlich sind die beiden in ihren Ansichten und ihrem Verhalten. Der Autor Matthias Politycki erzählt in diesem Roman “Das kann uns keiner nehmen” von den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren und wie diese nicht nur durch die Naturgewalten am Kilimandscharo sondern auch durch unterschiedliche Schicksalsschläge zueinander finden und wie sich eine tiefgründige, intensive aber doch nur sehr kurze Männerfreundschaft entwickelt. Denn nur einer der beiden wird die Heimreise nach Deutschland antreten können.

Der Schreibstil des Autors ist großartig. Er schafft es nicht nur auf die Schönheit des Kontinents Afrika einzugehen, sondern auch auf die Vielfältigkeit und die Gefahren. Diese beschreibenden Passagen werden ergänzt durch humorvolle, ernste, tiefgründige aber auch sehr bewegende Dialoge. Mit Hans und Tscharli schafft der Autor zwei großartige Charaktere, die beide auf ihre eigene Art und Weise faszinieren. Mit Fortschreiten des Buches kann man immer mehr hinter die Fassaden der beiden schauen und erkennt, wie die beiden durch ihre Vergangenheit in Afrika geprägt wurden. Beispielsweise erkannt man bei dem zunächst sehr oberflächlich und polarisiend wirkenden Tscharli einen sehr vielfältigen und auch tiefgründigen Charakter.

Im empfinde die Stimmung und Atmosphäre, die der Autor in diesem Roman kreirt, als sehr gut geeignet, um sich mit den Themen des Verlustes, der Krankheit und dem Tod auseinander zu setzen. Wirklich großes Kino! Das einzige, mit dem ich ein bisschen Probleme beim Lesen hatte, war der bayrische Dialekt von Tscharli. Aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Von der Verschotterung unserer Gärten zu naturnahen aber auch pflegeleichten Oasen

Der Kies muss weg
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Wir kennen sie vermutlich mittlerweile fast alle: die verschotterten Vorgärten und die vertikalen Schotter-Hecken. Der Autor Tjards Wendebourg zeigt in seinem Buch "Der Kies muss weg" nicht nur die Komplikationen ...

Wir kennen sie vermutlich mittlerweile fast alle: die verschotterten Vorgärten und die vertikalen Schotter-Hecken. Der Autor Tjards Wendebourg zeigt in seinem Buch "Der Kies muss weg" nicht nur die Komplikationen auf, die diese Verschotterung für die Natur und Umwelt mit sich bringt, sondern warnt auch davor, dass wir für dieses moderne Bild eines vermeintlich gepflegten Vorgartens für unsere Nachbarn die Klimaerwärmung nur noch weiter fördern und unsere Jugend um die Kenntnisse über Pflanzen berauben.

Das Buch beleuchtet allerdings nicht nur die negativen Seiten der Verschotterung. Der Autor zeigt klug und humorvoll auf, woher dieser Trend überhaupt stammt und warum Menschen ihren Vorgarten auf diese Weise "verschönern". Er legt außerdem dar, wie man aus diesen grauen Schotterwüsten einen schönen, pflegeleichten Garten neu gestaltet und liefert die entsprechenden Tipps.

Mir ist außerdem sehr positiv aufgefallen, dass der Autor nicht partout gegen Steine im Garten ist – im Gegenteil. Der Autor bringt viele Beispiele dafür, wo wir Steine in der Natur finden und wie und wann das in unseren Gärten Sinn macht. Jetzt wünschte ich mir natürlich, dass ich auch einen Garten habe, um manche der Tipps direkt umzusetzen. Aber ich muss trotzdem nicht tatenlos bleiben: Hinten im Buch gibt es eine Karte zur Aufklärung gegen die Verschotterung. So kann ich mich zumindest darum kümmern, weitere Menschen zu informieren, und selbst etwas gegen die Verschotterung zu unternehmen.

Das Buch ist wirklich toll, es liest sich sehr gut, enthält viele sinnvolle Informationen, die auch nicht einseitig wirken und ist überdies noch sehr gut gestaltet und enthält viele Bilder. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung nicht nur für Gartenbesitzer, sondern auch alle diejenigen, die sich für den Erhalt/die Pflege einer belebten Natur interessieren!

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