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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2021

Hält nicht was es verspricht

Unter Wasser Nacht
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Die beiden Paare Thies und Sophie und Inga und Bodo kennen sich noch aus der Studienzeit. Sie haben zusammen gewohnt, zusammen demonstriert und jetzt haben sie Häuser direkt nebeneinander. Aber die jahrelange ...

Die beiden Paare Thies und Sophie und Inga und Bodo kennen sich noch aus der Studienzeit. Sie haben zusammen gewohnt, zusammen demonstriert und jetzt haben sie Häuser direkt nebeneinander. Aber die jahrelange Freundschaft scheint zerbrochen seit Aaron, der Sohn von Thies und Sophia, gestorben ist. Ein tragischer Unfall, niemand kann sagen, was passiert ist, denn niemand war dabei. 13 Monate nach diesem Unglück setzt "Unter Wasser Nacht" ein. Plötzlich taucht eine fremde Frau auf, voller Geheimnisse und mischt die beiden Familien auf. Nie ausgesprochene Fragen kommen wieder, die Ungereimtheiten häufen sich und es stellt sich ob Aarons Tod wirklich ein Unfall war.

Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Das Buch lässt sich flüssig und ziemlich leicht lesen, ich hatte es nach einem Tag durch. Die Sprache ist recht schlicht, doch ich konnte mir die Umgebung ganz gut vorstellen. Leider blieben jedoch die Figuren ziemlich blass. Von der Trauer(bewältigung) hat man zwar immer mal wieder was gespürt, doch das wurde dann nicht wirklich vertieft. Es drehte sich eigentlich irgendwann nur noch um Mara, die fremde Frau, und ihre Geheimnisse. Die Situation spitzt sich zu, jeder verdächtigt jeden aber die eigentliche Auflösung war dann ziemlich langweilig und ich hatte oft das Gefühl, das alles schon diverse Male in ähnlicher Form gelesen zu haben.

Ich konnte das Handeln der Figuren überhaupt nicht nachvollziehen. V.a. warum sich alle so an Mara klammern und sie als den heiligen Retter ansehen blieb mir ein Rätsel. Auch kam nicht wirklich Spannung auf und Aarons Tod und sein Handeln davor lösten keine Gefühle in mir aus, da die Figuren zwar ständig darüber reden aber dabei irgendwie nichts sagen.

Negativ aufgefallen ist mir auch das eher mangelhafte Lektorat,was ich so von Hanser nicht erwartet hätte oder gewohnt bin. Auf den nicht mal 300 Seiten sind mir einige Schreib- und Logikfehler aufgefallen.

Alles in allem ein Buch, das leider zu viele Themen vereinen will und so eher wie ein Abklatsch anderer wirkt als wie etwas neues und eigenständiges. Ich habe es nicht ungern gelesen aber wirklich überzeugen konnte es mich auch nicht. Die Geschichte um Sophie, Thies, Inga und Bodo konnte leider keine Emotionen in mir wecken, die Handlung war mir größtenteils schlichtweg egal. Wahrscheinlich wird mir "Unter Wasser Nacht" nicht lange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Luft nach oben

Oberkampf
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Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte ...

Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte Wege. Jonas reist nach Paris um dort eine Biografie über den Schriftsteller Richard Stein zu schreiben. Doch kurz nach seiner Ankunft geschieht der Anschlag auf Charlie Hebdo und Jonas hadert mit allem. Dennoch trifft er sich regelmäßig mit Stein und fängt auch eine neue Beziehung zu Christine, einer Französin an.

Hilmar Klute hat eine angenehme Sprache. In "Oberkampf" spricht er auch viele interessante Themen an, wie zB. den Anschlag auf Charlie Hebdo, die Beziehungen von Jonas zu Claudia und Christine, vergangene und neue Liebe, Freundschaft, Ausländerfeindlichkeit, Familienbande, Drogenproblemeund das leben als Schriftsteller. Aber in meiner Aufzählung merkt man schon, das ist ein bisschen viel für so wenig Platz. Die Themen werden leider nur angerissen, auf den Tisch gelegt und dann stehen gelassen, nicht weiter verfolgt, was ich ziemlich schade fand.Gerade von der französischen Situation nach dem Anschlag erfährt man nur sehr wenig, Christine zeigt Anzeichen einer Verarbeitung und Reaktion aber auch das verläuft im Sand, man geht dann doch lieber auf ein Konzert. Die abstruse Reise auf der Suche nach Steins Sohn wird ebenfalls nur schnell abgehandelt, vieles in einem Satz zusammengefasst und das wars. Und so geht es mir leider mit allen Themen. Sie sind da aber werden leider nur gestreift und nicht tiefer behandelt.

Die Figuren konnte ich mir zwar ganz gut vorstellen aber ihre Gefühle und Handlungen nicht richtig nachvollziehen. Warum tatensie das wassie taten und wie geht es ihnen damit? Das blieb mir auch am Ende ein Rätsel. Ich bereue es nicht, "Oberkampf" gelesen zu haben, aber ich hatte mir etwas anderes erhofft, mehr erwartet.

Veröffentlicht am 07.05.2020

Am Ende bleibt viel Potential ungenutzt

Rote Kreuze
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Alexander zieht nach dem Verlust seiner Frau mit seiner kleinen Tochter nach Minsk. Kaum angekommen trifft er dort seine an Alzheimer erkrankte Nachbarin Tatjana, die ihm unbedingt ihre Lebensgeschichte ...

Alexander zieht nach dem Verlust seiner Frau mit seiner kleinen Tochter nach Minsk. Kaum angekommen trifft er dort seine an Alzheimer erkrankte Nachbarin Tatjana, die ihm unbedingt ihre Lebensgeschichte erzählen will.

Filipenko hat eines extrem anstrengenden und sperrigen Schreibstil. Die einzelnen Personenstränge lassen sich zwar gut lesen, v.a. der von Tatjana hat mir gut gefallen. Doch immer wieder wechselt er wahllos von der 1. zur 3. Person, mal werden die Figuren mit Vornamen benannt, mal mit Nachnamen, mal mit einem Zwischending aus Vorname und dem russischen Vaternamen. Das machte es v.a. zu Beginn schwer, die Figuren auseinanderzuhalten und eine Bindung zu ihnen aufzubauen., noch dazu da sie scheinbar alle eine Form von Alexander o.ä. beinhalten. Irgendwann hat man sich daran gewöhnt und ich gestehe ich habe einfach drüber weg gelesen. Dennoch verstehe ich nciht ganz, warum der Autor diesen verwirrenden Wechsel der Perspektiven und Erzählformen benutzt.

Die Geschichte an sich ist ganz okay. Wie bereits erwähnt fand ich Tatjanas Geschichte durchaus interessant und in großen Teilen auch flüssig zu lesen. Allerdings muss ich auch sagen, dass mich die Handlung und das was Tatjana im Krieg erlebt hat nicht wirklich berührte, vermutlich bedingt durch den Schreibstil durch den mir die Handlung zu unahbar blieb.

Die zahlreichen, mitunter recht langen, Gedichte hätte es meiner Meinung nach nicht unebdingt gebraucht, da sie nicht wirklich zur Stimmung beigetragen haben. Auch der 2. Erzählstrang von Alexander (heißt er denn nun Alexander oder Sascha? Das hat mich ebenfalls verwirrt.) erschien mir etwas zu konstruiert und hat nicht wirklich zum Buch gepasst. Dieser Strang wird auch nicht wirklich tiefergehend betrachtet sondern nur am Rande erwähnt um das schlimme Schicksal des jungen Mannes hervorzuheben.

Ich hätte mir hier insgesamt eine konsequentere Schreib- und Erzählweise gewünscht. Alexander braucht es meiner Meinung nach in dieser Geschichte nicht unbedingt. Schöner hätte ich es gefunden, wenn man Tatjana ihre Geschichte in der Ich-Perspektive von Beginn an hätte erzählen lassen ohne Unterbrechungen oder seltsame Perspektivwechsel.

Veröffentlicht am 30.04.2020

Diese Reise zum Meer konnte mich leider nicht überzeugen

Offene See
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Roberts ganze Familie sind Bergarbeitet und auch ihm steht dieser Berufsweg bevor. Doch eigentlich liebt er die Natur und so macht er sich auf zu einer Reise um einmal das Meer zu sehen, bevor er in den ...

Roberts ganze Familie sind Bergarbeitet und auch ihm steht dieser Berufsweg bevor. Doch eigentlich liebt er die Natur und so macht er sich auf zu einer Reise um einmal das Meer zu sehen, bevor er in den Berg hinabsteigen muss. Auf dieser Reise lernt er die ältere Dulcie kennen und bleibt für ein paar Tage bei ihr um ihr mit dem Garten etc. zu helfen.

Ich hatte mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut, da alle so von der berührenden Geschichte und der poetischen Sprache schwärmten. Und ja, die Sprache ist wirklich schön und auch poetisch, v.a. wenn es um Naturbeschreibungen o.ä. geht. Auch die Gedichte, die zwischendurch eingestreut sind fand ich schön geschrieben. Leider fand ich jedoch, dass die Sprache nicht immer zu der Rahmenhandlung gepasst hat. Das Buch spielt kurz nach dem 2. Weltkrieg und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass manche Ausdrücke damals so verwendet wurden, auch wenn sich die Handlung in England abspielt und nicht in Deutschland.

Das führt auch gleich zu meinem nächsten Problem, den Figuren. Robert ist 16 Jahre alt und hat bisher nicht viel von der Welt gesehen und durch den Krieg kennt er z.B. auch keine 'exotische' Nahrung o.ä. So wie er geschildert wird, wirkt er manchmal auf mich wie ein naiver kleiner Junge was nicht so recht zu seinen 16 Jahren passt für mich. Dann hat er manchmal aber auch sehr philosophische Gedankengänge, die ihn wie einen alten, vom Leben gezeichneten Mann erscheinen lassen, auch das steht für mich im Widerspruch zu seinem Alter. Dulcie ist eine sehr rebellische und abenteuerlustige Person. Sie ist lesbisch, hat schon gefühlt jeden berühmten Schriftsteller, Sänger, Komponist und Künstler dieser Jahre kennen gelernt und hat zahlreiche Kontakte, die ihr ein gutes Leben und den Zugang zu seltenen Dingen ermöglichen. Auch hat sie schon die ganze Welt gesehen und erzählt Robert von ihren Erlebnissen. Dabei verhält sie sich allerdings oftmals sehr belehrend und sie hatte für mich etwas von einem Erzähler aus einem literarischen Sachbuch für Jugendliche. Die Intention dabei ist zwar gut, sie möchte Robert zu eigenem Denken animieren und ihn dazu bringen, sich für sich selbst einzusetzen und seinen Weg zu gehen auch wenn er von dem seiner Eltern abweicht. Dennoch war es mir manchmal einfach etwas too much und es hatte etwas von Geshcichten wie "Der kleine Prinz" nur in lang und umständlich.

Die Handlung ans ich könnte wirklich berührend sein, doch Robert und Dulcie konnten mir das irgendwie nicht vermitteln. Ihre Geschichte war ganz nett zu lesen, bot aber keine Überraschungen und auch die Charaktere fand ich etwas oberflächlich und unnahbar. Ihr Schicksal war mir am Ende nicht wichtig genug. Am Ende hat die schöne Sprache leider nicht gereicht, um mich über die nur wenig authentischen Figuren hinwegzutrösten.

Veröffentlicht am 17.02.2020

schwierige Themen und ein ungewöhnlicher Aufbau

Je tiefer das Wasser
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Edith und Mae sind Schwestern, sie leben bei ihrer Mutter Marianne, bis sie nach deren Suizidversuch zu ihrem Vater nach New York ziehen müssen. Die beiden erleben die Welt sehr unterschiedlich. Mae hat ...

Edith und Mae sind Schwestern, sie leben bei ihrer Mutter Marianne, bis sie nach deren Suizidversuch zu ihrem Vater nach New York ziehen müssen. Die beiden erleben die Welt sehr unterschiedlich. Mae hat sich von ihrer Mutter immer eingeengt gefühlt und sieht nun bei ihrem Vater die Möglichkeit, ein neues, freies Leben zu führen. Edith hingegen fühlt sich von ihrem Vater verraten, der sie als Kind verlassen hat, was sie ihm nicht verzeihen kann. Sie buhlte immer um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter und versucht sie verzweifelt am Leben zu halten und ihre Liebe erwidert zu wissen.

Die gesamte Familie hat einen Knacks, jede Figur ist getrieben und dieses Getriebensein äußert sich in verschiedenen Formen. Mae will sich von ihrer Mutter befreien und wirft sich dabei doch nur in eine weitere Abhängigkeit, in dem sie versucht, ihrem Vater zu gefallen und seine Liebe zu erhalten. Doch der ist noch immer gefangen in seiner Liebe zu Marianne und sieht in der Tochter nur deren Ebenbild, nicht jedoch das Mädchen, das sie ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungute Beziehung denn Mae würde alles tun, um die Zuneigung und Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sich zu lenken, selbst wenn sie dafür in die Rolle ihrer Mutter schlüpfen muss. Edith hingegen versucht ihre Mutter zu retten und will nicht wahrhaben, dass ihr dies womöglich nie gelingen wird. Sie hebt Marianne in den Himmel und sieht ihre Schattenseiten nicht, sucht eher die Schuld bei sich oder bei anderen. Doch auch die anderen Familienmitglieder und Figuren haben mit den Schattenseiten des Lebens zu kämpfen und fühlen sich oftmals machtlos.

"Je tiefer das Wasser" ist kein klassischer Roman, es ist viel mehr eine Sammlung von Rückblenden der verschiedenen Figuren, die mitunter an Verhörmitschnitte oder Protokolle erinnern. V.a. in der ersten Hälfte hatte ich das Gefühl, einem Film zu folgen, bei dem Außenstehende versuchen eine lang vergangene Situation nachzuvollziehen. Diesen Stil muss man mögen, mir hat er jedoch gut gefallen. Gerade durch die vielen verschiedenen Blickwinkel wird die Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit der Erlebnisse deutlich. Jede der Personen, die zu Wort kommen, hat das Vergangene unterschiedlich erlebt, was ich sehr faszinierend fand. Der Schreibstil war oft sehr klar und nüchtern und hielt mich gedanklich auf Abstand, doch dann gab es wieder Passagen, die wie ein Messer unter die Haut fahren und mich aufweckten und erschütterten. Manches wird nicht ausgesprochen, sondern nur angedeutet und am Ende kann sich der Leser eigentlich bei nichts so richtig sicher sein. Durch die Rückblenden hatte ich auch manchmal das Gefühl, etwas übersehen zu haben, da einige Ereignissen vorgegriffen wird. Dennoch entwickelt es auch irgendwie einen Sog, dem ich mich nicht ganz entziehen konnte. Katya Apekina blickt tief in die menschlichen Abgründe und auf psychische Probleme sowie den Umgang mit diesen. Darauf wird der Leser jedoch nicht wirklich vorbereitet und manches Mal wurde ich überrascht von der Wendung und der Intensität, die ich so nicht erwartet hatte an diesen Stellen. Viele Themen tauchen zunächst unterschwellig auf um dann an die Oberfläche zu brechen und den Leser zu schockieren und verstören. Damit muss man umgehen können, was "Je tiefer das Wasser" sicherlich nicht zu einem Buch für jeden macht und was man vor dem Lesen bedenken sollte.