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Veröffentlicht am 30.04.2020

Spannender und unterhaltsamer Krimi!

Ostseegruft
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Die Lübecker Kommissarin Pia Korittki nimmt am Begräbnis ihrer ehemaligen Freundin Kirsten teil, die sie zwei Jahre zuvor auf Ihrer Hochzeit zuletzt gesehen hatte. Sie kam angeblich bei einem Unfall ums ...

Die Lübecker Kommissarin Pia Korittki nimmt am Begräbnis ihrer ehemaligen Freundin Kirsten teil, die sie zwei Jahre zuvor auf Ihrer Hochzeit zuletzt gesehen hatte. Sie kam angeblich bei einem Unfall ums Leben. Als am Grab von Kristen ein unbekannter Mann lauthals verkündet, es läge kein Unfall vor, horcht Pia einige Personen aus der Trauergemeinde aus und hat den Verdacht, dass möglicherweise doch kein Unfall vorliegt. Binnen zwei Tagen muss sie so viele Ergebnisse liefern, dass der Fall vom Vorgesetzten wieder neu aufgerollt werden kann….
Mittlerweile hat Eva Almstädt mit „Ostseegruft“ bereits ihren 15.Krimi um Pia Korittki abgeliefert. Für mich war es die erste sehr unterhaltsame Begegnung.
Die Handlung beginnt recht harmlos mit dem oben beschreiben Begräbnis und steigert sich im Laufe dieses Buchs in eine sehr rasante und spannungsgeladene Geschichte mit einer recht eindrucksvollen und unerwarteten Wendung im Geschehen. Es geht nämlich nicht nur um die Aufklärung der Umstände, die zu Kirstens Tod geführt haben. Auch eine ältere Mordgeschichte kommt ans Tageslicht und scheint mit Kirstens Tod zusammen zu hängen. Auch dass Kirstens Vater vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist, verzwickt diesen Plot ungemein. Es tauchen immer mehr verschiedene Personen aus dem persönlichen Umfeld von Kirsten auf. Der Ehemann, Familienmitglieder, Schwiegereltern und andere Personen aus dem Dorf werden nach und nach vernommen und jede einzelne Person scheint ein Motiv zu haben und verdächtig zu sein. Immer wieder führt Eva Almstädt die Leser und mich gekonnt aufs Glatteis. Der letzte Abschnitt des Krimis hat es wahrlich in sich. Es gibt eine sehr intensive und anschauliche Tatortrekonstruktion und die Geschichte nimmt einen unglaublichen Spannungsverlauf. Die Auflösung dieses Krimis ist für mich absolut nachvollziehbar, auch wenn einige Fragen offen geblieben sind, die jedoch nicht so relevant waren.
Neben den eigentlichen Ermittlungen kommt auch das Privatleben von Pia als allein erziehende Mutter eines elfjährigen Jungen nicht zu kurz. Sehr geschickt wird die Zwickmühle dargestellt, einerseits alles für den Job zu geben, andererseits aber sich voll und ganz ihrem Sohn widmen zu müssen. Dass dann auch noch ein Mann aus früherer Zeit auftaucht, gibt diesem Teil der Handlung noch eine weitere pikante Note hinzu. Pia ist durch die persönliche Betroffenheit sehr sympathisch und emotional dargestellt. Der Schreibstil ist absolut flüssig und das Tempo abwechslungsreich.
Dieser Krimi von Eva Almstädt hat mich von Anfang an eingenommen und in seinen Bann gezogen und mich voll überzeugt. Einige kleinere Fragen sind offen geblieben. Ich gebe dem Krimi daher sehr verdiente 4,5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Krimis von ihr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 12.02.2025

Spannende Story rund um ein Fake Video

Deep Fake
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Die Vergangenheit holt einen irgendwann ein und wenn es noch so lange her ist.

"Sie zuckt zusammen. Ja, vielleicht hoffte ein Teil von ihr, dass böse Taten durch gute wieder aufgewogen werden können. ...

Die Vergangenheit holt einen irgendwann ein und wenn es noch so lange her ist.

"Sie zuckt zusammen. Ja, vielleicht hoffte ein Teil von ihr, dass böse Taten durch gute wieder aufgewogen werden können. Und dieser Teil arbeitet jeden Tag daran, das Minus aus ihren jungen Jahren auszugleichen. Aber es wiedergutmachen, das kann niemand. "

Der eine große Aufhänger sind die heute leider sehr weit verbreiteten Fake News und Fake Videos, durch die zahlreiche Menschen nur allzu leicht getäuscht und in die Irre geführt werden. Sie sind scheinbar so echt, dass selbst Experten nur mit Spezialsoftware diese Fälschungen erkennen. Allzu leicht werden dadurch vorschnelle Meinungen und Vorverurteilungen getroffen, ohne sich Gedanken zur Echtheit zu machen. Dadurch kann eine Existenz vehement bedroht sein. So ergeht es auch Mira, die scheinbar ein gutes Leben als engagierte Lehrerin führt, verheitatet ist und Kinder hat. Jäh wird sie aus der Bahn geworfen, Kollegen und Familienangehörige zweifeln an ihrer Integrität. Solche Anschuldigungen und Anfeindungen zerren an einer Person und können sie zerstören.

Der weitere große Schwerpunkt bilden die Beziehungen der Protagonisten zueinander jetzt und in der Vergangenheit, als sie noch Schüler im öden Tannwinkel gewesen sind. Durch zahlreiche Tagebucheinträge einer gewissen Kat aus 2003 wird das harte Schülerleben von einst eindrucksvoll widergegeben. Erste Liebe, rebellisches Verhalten gegenüber Eltern und Lehrern, die Suche nach dem eigenen Ich. Tannwinkel erscheint als düstere Erinnerung vergangener Schülertage mit alten Freunden und Feinden. Das gefährliche Scheegestöber in den Abend- und Nachstunden in Tannwinkel ist symptomatisch für das Verhalten der Protagonisten.

Die Hauptrolle spielen Mira und Kat. Kat wird durch ihre Tagebucheinträge aus 2003 näher dargestellt. Beide Personen sind höchst sensibel und verletzlich , die in ihrer familiären Einsamkeit gefangen sind, die aber Halt in ihrer Freundschaft zueinander finden.

Mira entwickelt sich von einer verängstigten und von der Vergangenheit gefangenen Persönlichkeit zu einer Person, die zielgerichtet und willensstark wird, um den Urheber des Deep Fakes zu finden.

Die Story ist gut erzählt, dazu trägt ohne weiteres der gute Erzählstil bei. Ab der Mitte und zum Schluß hin gibt es einige überraschende Wendungen, die dem Buch gut tun.

Allerdings gibt es zur Charakterentwicklung einige Längen und auch der Showdown war für mich zwar nicht vorhersehbar, auch irgendwie kam mir das Ende ein wenig zu abrupt vor.

Alles in allem aber ein Thriller, den ich gerne empfehlen möchte.

⭐️⭐️⭐️⭐️ 4/5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2024

toller Abschluss der Reihe um Falk Hagedorn

Deine größte Angst
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Den Thriller Deine größte Angst habe ich nach den Weihnachtsfeiertagen beendet. Mitunter ist es manchmal erschreckend wie nah eine fiktionale Geschichte an tatsächliche Ereignisse heranreicht. Wohl inspiriert ...

Den Thriller Deine größte Angst habe ich nach den Weihnachtsfeiertagen beendet. Mitunter ist es manchmal erschreckend wie nah eine fiktionale Geschichte an tatsächliche Ereignisse heranreicht. Wohl inspiriert durch das furchtbare Geschehen am Breidscheidplatz in Berlin 2016 inszeniert Matthias Bürgel ein schreckliches Szenario auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt. Wenige Tage zuvor mussten wir miterleben, wie ein geistig Verwirrter tatsächlich auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit einem Auto zahlreiche Menschen tötete und verletzte.

Hier spielt sich die fiktionale Tragödie auf dem Weihnachtsmarkt in Konstanz ab. Die eingesetzte SOKO unter der Leitung von Marius Bannert hat es schwer, bei den Ermittlungen verwertbare Spuren zu finden. Unterstützung erfährt die SOKO durch Falk Hagedorn. Der frühere LKA-Ermittler und nunmehriger Trauma-Therapeut liefert Anhaltspunkte zu der Psyche des Täters. Im Auftrag des Oberbürgermeisters betreut er eine Gruppe, die Angehörige verloren haben oder selbst Opfer wurden.

Die einzelnen Therapiemitglieder schildern jeweils haarklein und detailliert aus ihrer jeweilgen Sicht den Ablauf dieses erschütternden Ereignisses. Das ist so gut geschrieben, dass es unter die Haut geht. Auch Hagedorn, der seit einigen Jahren im Rollstuhl sitzt, war auf dem Weihnachtsmarkt und muss diesen Tag verarbeiten. Aber auch ihn plagen seit Jahren eigene Traumata, die er bislang verdrängt hat.

Die Protagonisten und auch der Täter kommen in vielen kurzen Kapiteln zu Wort. Der große Showdown kommt zum Schluss.

Datenschutzrechtliche Einschränkungen, wie sie wohl nur Deutschland hat, erschweren die Ermittlungsarbeit beträchtlich.

Die ist ein Thriller für zwischendurch, aber sehr realistisch, was die Ermittlungsarbeit angeht, ist doch Matthias Bürgel selbst Polizeibeamter, und vor allen Dingen auch spannend und kurzweilig. Ein kleine Portion Humor und Querverweise auf andere Personen wie Martin Abel oder den The Witcher sind auch dabei und lockern die düstere und traurige Atmospäre ein wenig auf.

Ein Thriller, den ich auf jeden Fall empfehle.

Übrigens handelt es dich um den 4. und abschließenden Band mit dem sehr sympathischen Falk Hagedorn.

4/5 ⭐️

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Spannender Auftakt einer neuen Cold-Case-Reihe

Vermisst - Der Fall Anna
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Mit Vermisst - Der Fall Anna von Christine Brand startet die Autorin eindrucksvoll eine neue Cold-Case-Reihe um die Ermittlerin Malou Löwenberg.

Malou, gerade erst im Berner Morddezernat beurlaubt, lernt ...

Mit Vermisst - Der Fall Anna von Christine Brand startet die Autorin eindrucksvoll eine neue Cold-Case-Reihe um die Ermittlerin Malou Löwenberg.

Malou, gerade erst im Berner Morddezernat beurlaubt, lernt durch ein Tinderdate Mario kennen, der ihr von seiner verschwundenen Mutter Anna erzählt, als er seinen 5.Geburtstag feiert. Seitdem erhält er jedes Jahr an seinem Geburtstag eine Grußkarte, scheinbar von seiner Mutter. Malou ist selbst als Findelkind bei Pflegeeltern aufgewachsen und kennt ihre Eltern nicht. Nach einem Facebook-Aufruf geht die spannende und gefährliche Spurensuche nach Anna so richtig los. Und Anna scheint kein Einzelfall zu sein.....

Mir hat aufgrund des tollen Schreibstils und der zahlreichen mit Cliffhanger versehenen Kapiteln die Storyentwicklung sehr gut gefallen. Abwechselnd sehen wir die Geschichte aus der Sicht von Malou und Dario. Es gibt immer wieder neue und den ursprünglichen Fall erweiternde Aspekte des Falles. Es wird aber auch immer gefährlicher für beide. Natürlich bietet die Autorin auch falsche Fährten an, auf die ich immer wieder reingefallen bin.

Malou ist nicht nur durch ihr äußeres Erscheinungsbild auffallend anders. Auch ihre Ermittlungsansätze sind manchmal sehr unkonventionell und spontan, aber auch zeitweise naiv und unvorsichtig, auf das eigene Können vertrauend. Auch Malou möchte wissen, wer sie ist und wer ihre Eltern sind. Ihr demenzkranker Vater deutet einen Brief an, der helfen könnte. Doch weiter kommt sie nicht, da die Demenz ihres Vaters entgegen steht. Ein Geheimnis, das noch gelüftet werden muss.

Demgegenüber hatte ich leichte Probleme mit Dario. Mit ihm wurde ich nicht so recht warm.

Die Ermittlungen führen zu weiteren ähnlichen Fällen. Es gibt weitere ungeklärte Schicksale und die Gefühle und Ängste und Hoffnungen der zurück gebliebenen Angehörigen werden intensiv und emotional gut vermittelt.

Die Auflösung des Vermisstenfalles war spannend und schlüssig.

Mir hat dieser Krimi gut gefallen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

4,25 / 5 ⭐️

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Veröffentlicht am 12.12.2024

spannender Überlebenskampf zweier Juden im Berlin 1946

Der Glashund
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Dieser historische Roman mit einem fiktiven Szenario beschreibt anhand der jüdischen Protagonisten Henriette und Ben das Leben und Überleben jüdischer Mitbürger mitten im Berlin während der Nazidiktatur. ...

Dieser historische Roman mit einem fiktiven Szenario beschreibt anhand der jüdischen Protagonisten Henriette und Ben das Leben und Überleben jüdischer Mitbürger mitten im Berlin während der Nazidiktatur. Sie werden Flitzer oder U-Boote genannt, da sie untertauchen und für die Nazihäscher nicht mehr sichtbar sind.

Das Leben von Henriette und ihrer Familie wird stückweise immer mehr eingeschränkt. Sie dürfen nur zu einer bestimmten Tageszeit einkaufen, sie müssen einen Stern tragen, abends besteht Ausgehverbot, das Studium an der Kunsthochschule oder die Ausübung eines Berufs werden verboten, es gibt die Nürnberger Gesetze, sie sind völlig rechtlos und müssen jederzeit damit rechnen, grundlos verhaftet zu werden.

All das beschreibt Iris Conrad in einem flüssigen und unaufgeregten, aber sehr authentischen Schreibstil. Das ganz Alltägliche wird beschrieben. Aber zur damaligen Zeit war es ein tagtägliches Überleben. Und so begleiten wir Henriette, ihre Familie und Ben durch deren beschwerlichen, mühsamen und gefährlichen Alltag. Wir begegnen SS-Angehörige, die Juden drangsalieren, Berliner, die ihnen aus dem Weg gehen oder sie verunglimpfen, aber auch zahlreichen stummen Helfern, die ihr eigenes Leben riskieren, um Henriette oder Ben zu helfen.

Berlin sollte zu Hitlers Geburtstag judenfrei werden. Es wurden perfide und ausgefeilte Deportationspläne geschmiedet, getarnt als Arbeitseinsätze im Osten,die jedoch geradewegs in die Vernichtunggslager führte, in denen Kinder, Alte und Schwache skrupellos ermordert wurden. Mit ganze vorne dabei, was die Deportionenen betrifft, ist der ehemalige Jugendfreund Rolf Reinhardt, der einst duch einen Kinderstreich von Henriette und ihre Freundinnen zutiefst emotional verletzt wurde. Als überzeugter Nazi und im Dezernat IV für die sog. Endlösung der Judenfrage zuständig, versucht er alles, Henriette in die KZs zu bringen. Dazu bedient er sich auch gefangener und erpresster weiterer Juden, die Jagd auf Juden machen.

Doch Henriette kann sich der Deportation entziehen dank einiger mutiger Personen, auch solchen in Uniform. Sie riskiert jeden Tag ihr Leben, da sie ganz öffentlich unter falschem Namen in Berlin lebt.

Mir hat sehr gut gefallen wie Iris Conrad Henriette und Ben mit ihren Gedanken, Gefühlen und Ängsten gezeichnet hat. Sehr gut gefallen haben mir auch die weiteren Nebenfiguren, die wichtige Rollen im Überlebenskampf einnehmen.

Die gesamte Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet und es mangelt auch nicht an spannenden oder dramatischen oder emotionalen Momenten.

Und ein Glashund spielt auch eine schöne Rolle.

Ein empfehlenswertes und mahnendes Buch.

4,25/5 ⭐️

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