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Veröffentlicht am 30.04.2020

Vom Suchen und Finden des eigenen Platzes im Leben

Denn das Leben ist eine Reise
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Aimée Thalers Kindheit war alles andere als einfach: Ihre Mutter Marilou hielt es an keinem Ort wirklich lange aus, die beiden lebten im Wohnwagen an verschiedensten Plätzen und zogen immer weiter, wenn ...

Aimée Thalers Kindheit war alles andere als einfach: Ihre Mutter Marilou hielt es an keinem Ort wirklich lange aus, die beiden lebten im Wohnwagen an verschiedensten Plätzen und zogen immer weiter, wenn ihnen der Sinn danach stand. So außergewöhnlich und lustig das für die kleine Aimée war, umso schwieriger wurde es im Laufe der Zeit. Marilou musste sesshaft werden und gestaltete dies auf ihre eigene Art und Weise – indem sie sich einer Kommune anschloss, Trödel verkaufte und alkoholabhängig wurde. Glücklicherweise hatte Aimée Daniel, den Sohn aus dem Nachbarwagen, auf den sie sich immer verlassen konnte. Mit 18 schenkten ihr die Kommunenmitglieder einen alten VW Bulli, in dem sie fortan alleine wohnen konnte. Eines Tages besucht Per den Trödelverkauf und es war um Aimée geschehen – er konnte ihr alles bieten, was sie sich immer wünschte: Sicherheit und ein Zuhause. Hals über Kopf verlässt sie die Kommune, heiratet Per und bekommt einen Sohn mit ihm, Len. Doch auch hier wird sie nicht glücklich… Einige Jahre später eskaliert die Situation mit Per so sehr, dass sich Aimée Len schnappt und gemeinsam mit ihm wieder mit dem alten Bulli auf Reisen geht – auf eine Reise in die Vergangenheit, in der sie wieder Daniel und Marilou begegnet und mit dem Leben konfrontiert wird, dem sie eigentlich entfliehen wollte…

„Denn das Leben ist eine Reise“ befasst sich intensiv mit familiären Konstellationen: Aimée hat ein sehr schwieriges, gestörtes Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter; in der Vergangenheit ist Schreckliches geschehen, dass sie ihr nicht verzeihen kann. All das möchte sie bei ihrem eigenen Kind besser machen und ist Len eine großartige Mutter. Sie selbst als Protagonistin wurde mir sehr sympathisch, auch wenn ihr ihre impulsive Reaktion, einfach mit Len auf und davon zu verschwinden, nicht wirklich nachvollziehen konnte und dies auf mich etwas überstürzt wirke. Len ist ein ganz fantastischer, sensibler Junge, den man sofort ins Herz schließt und beschützen möchte. Die Mutter-Sohn-Beziehung wird als absolut liebevoll beschrieben, die enge Verbindung und die gegenseitigen Gefühle werden spürbar und haben mich emotional berührt. Schade fand ich nur, dass sich Aimée am Ende dann doch nicht als so selbständig und emanzipiert herausgestellt hat, wie es zuvor den Anschein erweckt hat – das hätte besser zu der Protagonistin gepasst, die sich im Laufe der Geschichte entwickelte.

Insgesamt herrscht in dem Buch eine eher melancholische Stimmung. Mir wurde lange nicht klar, was Aimées Ziel ist und worauf die Geschichte eigentlich hinaus will. Zu Beginn wurden viele Passagen aus Aimées Leben beschrieben und es ging eher gemächlich voran. Im letzten Drittel überschlagen sich dann die Ereignisse, eine dramatische lebensverändernde Situation jagt die nächste und gipfelt in einem Happy End, das einfach zu harmonisch ist, um wahr zu sein. Die plötzliche heile Welt kam noch dazu viel zu schnell und allumfassend, um noch realistisch zu sein. Leider wirkte das Buch auch in anderen Punkten konstruiert und war deshalb leider wenig glaubwürdig. Besonders gestört hat mich, das viele Szenen absolut vorhersehbar waren und mich nicht mehr überraschen konnten.

Was mir ausgesprochen gut gefallen hat ist der Schreibstil der Autorin. Hanna Miller gelingt es ganz fabelhaft, auf subtile und anschauliche Art und Weise Atmosphären und Bilder zu erschaffen und gefühlvoll Einblicke in die Beziehungsgeflechte der Personen untereinander zu geben. Dieser schöne Umgang mit Worten, welche liebevoll und bewusst gewählt wirken, geben dem Buch trotz melancholischer Stimmung eine gewisse Leichtigkeit beim Lesen. Deutlich wird das zu Beginn eines jeden Kapitels, die mit kurzen Gedanken oder Erinnerungen aus Aimées Kindheit eingeleitet werden. Die Aneinanderreihung der Kapitel folgt keiner festen Chronologie, teilweise finden größere Zeitsprünge statt, an die man sich erst etwas gewöhnen musste. Ich persönlich fand es aber toll, dass man als Leser jedes Mal mitdenken und "raten" konnte, in welcher von Aimeés Lebensphasen man sich im jeweiligen Kapitel befindet. Insbesondere an diesen Rückblenden in Aimées Kindheit, die von einem locker-fröhlichem Leben unterwegs und einem liebevollen und unkonventionelle Mutter-Tochter-Verhältnis erzählen, erkennt man, dass Aimée permanent auf der Suche nach dem Platz ist, an den sie gehört. Sie versucht der eigenen Vergangenheit zu entfliehen um dann zu merken, dass ohne Vergangenheit keine Zukunft möglich ist und sich die Herkunft nicht verleugnen lässt – und diese auch nicht gezwungenermaßen schlecht sein muss.

Fazit:

„Denn das Leben ist eine Reise“ beschreibt gefühlvoll die Suche einer Frau nach einem Zuhause, um endlich irgendwo anzukommen, wo sie als der Mensch akzeptiert wird, der sie ist. Das Buch widmet sich dabei insbesondere dem nicht immer leichten Thema der familiären Beziehungen. Trotz der spürbaren Melancholie ist es sehr angenehm zu lesen, durch die bildhaften Worte der Autorin wird der Leser regelrecht durch die Seiten getragen. Auch wenn mir das Buch in vielen Stellen zu vorhersehbar war habe ich es gerne gelesen und kann es weiterempfehlen.

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  • Gefühl
  • Erzähstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 17.03.2020

(Irr)Glaube und Selbstfindung

Ein wenig Glaube
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Lyle Hovde ist 65 Jahre alt, glücklich mit seiner Frau Peg und lebt seit er denken kann im kleinen Ort Redford in Wisconsin. Seit dem Tod seines Sohnes Peter hat er mit Gott nicht mehr viel am Hut, er ...

Lyle Hovde ist 65 Jahre alt, glücklich mit seiner Frau Peg und lebt seit er denken kann im kleinen Ort Redford in Wisconsin. Seit dem Tod seines Sohnes Peter hat er mit Gott nicht mehr viel am Hut, er hat durch das tragische Ereignis schlicht seinen Glauben an ihn verloren. Sein ländliches ruhiges Leben ändert sich, als seine Tochter Shiloh mit seinem geliebten Enkelsohn Isaac zurück in ihr Elternhaus zieht. Der kleine Junge bringt Schwung in das Leben der älteren Dorfbewohner und ist Lyles ganzer Stolz. Beunruhigt bemerken Peg und Lyle, dass Shiloh sich immer mehr in ihren Glauben zurückzieht, bedingt durch ihren Anschluss an eine neue Glaubensgemeinschaft. Diese vereinnahmt sie immer mehr und voller hilfloser Besorgnis müssen die Großeltern zusehen, wie ihr Enkelsohn ebenfalls tiefer in die Strukturen der sektenähnlichen Gemeinschaft integriert wird und dadurch in Gefahr gerät.

„Ein wenig Glaube“ von Nickolas Butler ist ein Buch, das zu Denken gibt. Es ist aus Sicht von Lyle, einem älteren Mann in einer ländlichen Gegend, der oftmals über sein bisheriges Leben reflektiert, beschrieben – eine sehr interessante Perspektive mit neuen Sichtweisen auf die kleinen und großen Dinge des Lebens. Insbesondere das Thema des Glaubens wird häufig aufgegriffen, der Leser lernt verschiedene Personen in Lyles Umfeld kennen, die alle eigene Zugänge zum Glauben für sich gefunden haben. Des Weiteren wird deutlich, wie gefährlich ein zu fanatisch ausgelebter Glauben werden kann, wenn er manipulativ eingesetzt wird – bis hin zum Gefährden der Menschen, die einem am Wichtigsten sind. Inspiriert ist die Geschichte von einer wahren Begebenheit, bei der ein kleines Mädchen aufgrund unterlassener Hilfeleistung sterben musste, da die Eltern mehr daran glaubten, es „gesundbeten“ zu können als an die Möglichkeiten der modernen Medizin.

Dem Autor ist es in dem Buch sehr gut gelungen, Lyles Emotionen zu transportieren. Seine Position des hilflosen Außenstehenden, der ausgegrenzt wird und aber nichts lieber tun würde, als das sich androhende Unheil von einem geliebten Menschen abzuwenden berührt und macht betroffen. Sowohl seine Besorgnis, als auch seine unendliche Liebe gegenüber seiner Familie wird absolut spürbar.

Nickolas Butlers verfügt über einen angenehmen Schreibstil, der sich manchmal allerdings in der blumigen Sprache mit all ihrer Vielzahl der Details verliert und sich deshalb an manchen Stellen etwas in die Länge zieht. Sowohl in der Beschreibung des manchmal erschwerten Alltags in einer ländlichen Kleinstadt Wisconsins, als auch der kleinen Freuden, welche die Menschen dort noch richtig wertschätzen und genießen können geht die Schilderung sehr tief. Gut gefallen haben mir die zahlreichen Bilder und Metaphern, die neue Blickwinkel eröffnen.

Teilweise wurde für meinen Geschmack zu viel Wert auf die Nebengeschichten und Beschreibung des „Außen-Herum“ gelegt und zu wenig Fokus auf das eigentliche Thema: Wie gelingt es der Glaubensgemeinschaft, Shiloh so massiv von ihren Eltern abzusondern und einzunehmen, dass sie sogar das Leben ihres Kindes aufs Spiel stellt? Der Leser erfährt leider zu wenig aus ihrem Alltag und hinsichtlich ihrer Sicht des Glaubens, um wirklich nachvollziehen zu können, warum es so weit kommen musste. Gefühlt wurde der eigentliche Kern des Buches zu einer Nebengeschichte abgedrängt, die noch dazu offen endet – mein größter Kritikpunkt. Viele Handlungsstränge bleiben in der Luft hängen, der Leser ratlos zurück. Gerne hätte ich mir zumindest bei manchen eine (wenn auch nur teilweise) Auflösung gewünscht.

Dennoch stimme ich der absolut treffenden Beschreibung des Klappentextes zu einhundert Prozent zu: Ein „schmerzhaft-schöner Familienroman, der die Macht und die Grenzen des Glaubens mit besonderem Feingefühl erkundet.“

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Das fehlende Puzzleteil

Geteilt durch zwei
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Nadja hat eigentlich alles, was man für ein glückliches Leben braucht: Einen liebenden Ehemann, eine intelligente erwachsene Tochter und ein Haus im beschaulichen Niersbach. Doch tief in ihrem Inneren ...

Nadja hat eigentlich alles, was man für ein glückliches Leben braucht: Einen liebenden Ehemann, eine intelligente erwachsene Tochter und ein Haus im beschaulichen Niersbach. Doch tief in ihrem Inneren hat sie sich immer unvollkommen gefühlt, hat gespürt, dass ein wichtiger Teil fehlt. Ob es daran liegt, dass sie als Kleinkind adoptiert wurde? Das fehlende Puzzlestück scheint sie gefunden zu haben, als Nadja eines Tages eine Stimme im Radio hört, sie sich wie ihre anhört. Sie gehört Pia, die sich als ihre Zwillingsschwester herausstellt. Nadja und Pia begeben sich gemeinsam auf die Suche nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit und wühlen jede Menge Staub auf. Sie entdecken dunkle Geheimnisse, die niemals ans Tageslicht hätten kommen sollen und lernen dabei auch neue Aspekte an sich selbst und entwickeln ihre neu entstandene Schwesternschaft weiter, die nicht so unkompliziert ist, wie sie den beiden auf den ersten Blick erschienen ist.

„Geteilt durch zwei“ ist eine sensible Geschichte über eine Frau, die sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit begibt. Im Gegensatz zu den meisten Romanen über Zwillinge fand ich spannend, dass das Buch nicht mit dem Finden der verschollen Schwester geendet, sondern erst angefangen hat. Gerade das Kennenlernen, das Herausfinden von Ähnlichkeiten aber auch Unterschieden und die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, hat mich berührt und nachdenklich gestimmt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und treibt die Geschichte gut voran, auch werden Gefühle wie die tiefe Verbundenheit zwischen Zwillingen oder Nadjas Sehnsucht zu wissen, wo sie herkommt gut transportiert, auch wenn sich die Geschichte an manchen Stellen etwas zieht.

Sehr abwechslungsreich und interessant fand ich, dass die einzelnen Kapitel nicht nur in unterschiedlichen Zeiten spielen, sondern auch aus Sicht von verschiedenen Personen geschrieben sind. So verschwimmt Vergangenheit und Gegenwart ineinander und die Perspektiven verschiedener Personen auf dasselbe Geschehen werden deutlich. Der Leser erhält somit einen umfassenden Überblick auf die Gefühle und Beweggründe der Figuren und kann deren Entscheidungen verstehen und nachvollziehen.

Insgesamt habe ich die Personen als authentisch empfunden, sie wurden facettenreich mit all ihren Stärken und Schwächen dargestellt – auch wenn nicht jede sympathisch ist. Besonders schön fand ich, wie die Autorin die subtilen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den beiden Schwestern herausgearbeitet hat.

Das Cover ist stimmig zum Inhalt der Geschichte: Die Frau, die im Wasser ihr Spiegelbild betrachtet symbolisiert für mich sehr gut Nadja, die ihre fehlende Hälfte, ihre Zwillingsschwester sucht ohne zuvor zu wissen, dass es sie gibt.

Fazit:
Ein berührender, tiefgreifender Roman der ein ernstes Thema sensibel darstellt und eine Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und sich selbst begleitet.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Aus dem Alltag eines „kapitalistischen“ Hundes

Du hast meine Leere gefüllt
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Die aus Georgien stammende Sophie führt ein ruhiges und beschauliches Leben im Städtchen Kirschburg, doch irgendetwas fehlt ihr. Dies ändert sich, als sie sich bereit erklärt, Hundesitter des alten Mischlingsrüden ...

Die aus Georgien stammende Sophie führt ein ruhiges und beschauliches Leben im Städtchen Kirschburg, doch irgendetwas fehlt ihr. Dies ändert sich, als sie sich bereit erklärt, Hundesitter des alten Mischlingsrüden des Partners ihrer Schwester zu werden: Chicco ist so ganz anders, als die Hunde, die Sophie aus ihrem Heimatland kennt – er ist anspruchsvoll, eigenwillig, ungezogen und stellt Sophies Alltag gehörig auf den Kopf. Doch sie nimmt sich des schwierigen „Scheidungshundes“ an und steigert sich immer mehr in Chiccos Welt hinein, sein Wohlergehen geht ihr über alles und letztendlich haben ihre Bemühungen Erfolg: Sophie und Chicco werden unzertrennlich, die Leere in Sophies Herzen ist gefüllt. Da tritt plötzlich Volker in ihr Leben – der ein erklärter Katzenfreund ist…

„Du hast meine Leere gefüllt“ von Ekaterine Doreulli stellt die moderne Beziehung zwischen Mensch und Hund auf überspitzte, satirische Weise dar: Hunde werden zunehmend vermenschlicht, die Besitzer ordnen sich ihren Bedürfnissen unter und behandeln sie als Kinderersatz. Das humorvolle Cover des Buches unterstreicht dieses Missverhältnis. Mitzuverfolgen, auf welch kuriose Art und Weise sich die Protagonistin Sophie in die ideale Hundehaltung hineinsteigert und dabei sogar zwischenmenschliche Beziehungen vernachlässigt ist aufgrund des ironischen Erzählstils zwar lustig, regt anderseits aber auch zum Nachdenken über moderne soziale Beziehungen und die große Einsamkeit in unserer modernen Gesellschaft an.

Das Buch ist leicht zu lesen, der lockere und nachvollziehbarer Stil der Autorin beschreibt alltägliche Situationen des Hundes mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass der Leser wirklich überlegen muss, was satirisch gemeint ist und was nicht. Versteht man dieses „Augenzwinkern“ der Autorin hat man sehr viel Spaß bei den authentisch dargestellten Anekdoten aus dem Leben eines modernen Hundes in der „kapitalistischen“ Welt. Diese Vergleiche eines Hundelebens in den beiden Kulturen der Autorin habe ich als wahnsinnig bereichernd empfunden. Die Autorin bzw. Protagonistin stellt viele Bezüge zu ihrem Heimatland her: Wie leben Hunde in der ehemaligen Sowjetunion? Wie geht man in Georgien mit Hunden um, welche Aufgaben erfüllen sie? Die Unterschiede des Verhältnisses von Mensch und Hund werden sehr deutlich und anschaulich dargestellt.

An manchen Stellen zieht sich das Buch leider, wenn Chiccos Leben zu exzessiv und detailreich dargestellt wird. Sogar mir als hundeliebendem Leser wird es manchmal zu viel, wenn es sich vorne und hinten nur um den Hund, sein Verhalten, seine Bedürfnisse und jeden noch so kleinen Teil seines Lebens dreht. Auch die teilweise seitenübergreifende Fußnoten mit Hintergrundinformationen sind zwar interessant sowie gut recherchiert, allerdings umständlich zu lesen, da ein Umblättern notwendig ist.

Fazit:
„Du hast meine Leere gefüllt“ ist ein entspannendes Buch für zwischendurch mit einer gehörigen Prise Humor, der die Beziehung zum besten Freund des Menschen überzeichnet portraitiert und dabei noch kulturelle Vergleiche anstellt – eine Geschichte für Hundeliebhaber und solche, die es danach sein werden!

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Veröffentlicht am 02.09.2023

True Crime Jugendroman

Almost True Crime 1: Wer nicht liebt, muss sterben
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Maja und Jessie könnten unterschiedlicher nicht sein – die eine still und introvertiert, die andere laut und unangepasst. Was die beiden verbindet ist die Leidenschaft fürs Zeichnen, in Jessies Fall fürs ...

Maja und Jessie könnten unterschiedlicher nicht sein – die eine still und introvertiert, die andere laut und unangepasst. Was die beiden verbindet ist die Leidenschaft fürs Zeichnen, in Jessies Fall fürs Graffiti-Sprayen. Und so führt sie Maja in die Welt der Sprayer und Tagger ein, in der die 16jähre durch ihr Talent schnell die Anerkennung erfährt, die sie zu Hause vermisst. Doch auch auf der Gefühlsebene kommen sich die beiden Mädchen näher und werden bald unzertrennlich. Doch die junge Liebe wird bald auf eine harte Probe gestellt und steuert auf eine Katastrophe zu.

„Wer nicht liebt muss sterben“ wurde als „almost true crime“-Buch für Jugendliche beschrieben, weshalb ich sofort neugierig war. Leider wurde sehr wenig dazu erklärt, inwieweit genau das Buch von einem wahren Verbrechen inspiriert wurde – hier hätte ich mir mehr Aufklärung über die wahren Hintergründe des Buches gewünscht. Auch wurde nicht klar, ob die im Buch auftauchenden Zeitungsanzeigen echt oder erfunden waren. Schade. Auch hat sich mir nicht erschlossen, ob die Story im Nachwort die Quelle der Inspiration gewesen war. Wenn dies so wäre fände ich das seltsam, weil es sich dabei um einen komplett anders gearteten Fall handelt und ich als einzige Gemeinsamkeit den Fakt sehe, dass es sich auch bei Täter und Opfer um Jugendliche handelt.

Passend für einen Jugendroman war der Sprachstil einfach und eingängig, die Einführung der beiden Mädchen und ihrer Lebensumstände sind gut gelungen. An manchen Stellen hat mir persönlich der Stil aber etwas zu betont lässig-cool-jugendlich und somit unglaubwürdig gewirkt. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Maja und Jessie geschrieben und es wird schnell deutlich, dass beide einsam sind. Trotzdem konnte ich leider bis zum Ende keine wirkliche Verbindung mit den Protagonistinnen aufbauen und sie wurden mir auch nicht sympathisch, auch wenn ich ihre Beweggründe (teilweise) verstehen konnte.

Auch inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Es war zwar leicht in die Geschichte hineinzukommen und ich empfand die Kapitellänge als angenehm, aber einige Entwicklungen gingen mir leider viel zu schnell. Gefühlt haben sich Maja und Jessie gerade erst kennengelernt, schon waren sie beste Freunde und kurz darauf ein Paar. Wie es dazu kam blieb leider vage und war für mich nicht nachvollziehbar. An anderen Stellen wiederum hat sich die Story dann wieder zu sehr in die Länge gezogen. Gegen Ende kam nochmals etwas Spannung auf, aber es war schnell klar, wer sterben wird. Demnach war der Schluss keine wirkliche Überraschung, hat mich emotional aber trotzdem mitgenommen. Gerne hätte ich noch etwas darüber erfahren, wie es nach der Tat weiterging.

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht komplett überzeugen und hinterlässt auch keinen bleibenden Eindruck. Mir hat der Stil insgesamt nicht zugesagt, die Unklarheiten über einen möglichen reellen Hintergrund haben mich gestört und die Protagonistinnen sind mir leider fremd geblieben. Den angekündigten psychologischen Tiefgang habe ich leider nicht gefunden. Vielleicht kommt das Buch bei der eigentlichen Zielgruppe, Jugendlichen in ähnlichen Situationen, besser an - mich persönlich hat das Gesamtpaket nicht hundertprozentig überzeugt.

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