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Veröffentlicht am 02.05.2020

Eine etwas andere Dystopie

Das Tor
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Inhalt:

Seit der Niederschlagung einer Revolution benötigen die Bürger eines fiktiven, totalitären arabischen Staates für alles mögliche eine Genehmigung. Diese Genehmigung erhalten sie beim sogenannten ...

Inhalt:

Seit der Niederschlagung einer Revolution benötigen die Bürger eines fiktiven, totalitären arabischen Staates für alles mögliche eine Genehmigung. Diese Genehmigung erhalten sie beim sogenannten Tor. Dort stehen die Menschen in einer Warteschlange und warten auf das Öffnen des Tores. Dieses aber bleibt geschlossen. 

Meine Meinung:

Ich glaube, ich bin hier wohl mit komplett falschen Erwartungen an das Buch herangegangen. Aufgrund des Titels "Das Tor" hatte ich erwartet, dass ich mehr über die Hintergründe des Tores und auch die Hintermänner mitsamt dem Staatsonerhaupt erfahre. Jedoch war dem nicht so. Die Handlung konzentrierte sich komplett auf die Warteschlange und wie die Menschen die Zeit in der Warteschlange verbringen.

Einen Rahmen der Ereignisse bildet der Arzt Tarik gemeinsam mit seinem Patienten Yahya. Außer diesen beiden lernt man noch viele andere Menschen und Teile ihres Schicksales kennen, die den Weg von Tarik oder Yahya streifen.

Bei der Geschichte handelt es sich meiner Meinung nach eher um die Beschreibung eines Ausschnittes eines totalitären Regimes. Hier liegt der Fokus allein auf den Wartenden vor dem Tor. Eine tiefere Betrachtung des Systems habe ich leider vergebens gesucht. Dabei haben sich während des Lesens viele Fragen ergeben, die leider unbeantwortet blieben. 

Die Charaktere waren mit allesamt zu blau, ich konnte mit niemandem so richtig "warm werden". Ich fand die Charaktere einfach zu oberflächlich beschrieben, es fehlte einfach an Tiefe.

Auch konnte ich mich nur schwer an den Schreibstil gewöhnen. Oder lag es vielleicht an der Übersetzung? Der Schreibstil gleicht eher einem Sachbuch als einem Roman. Mir fiel es auch schwer, einige Abschnitte zeitlich einzuordnen, da wohl Rückblenden enthalten waren. Wann diese abwe endeten, ging nicht so einfach hervor.

Fazit:

Ich habe mich mit dem Buch sehr schwer getan, obwohl ich mich wirklich drauf gefreut habe. Aber meine Erwartungen und die Realität lagen wohl etwas auseinander. Hätte ich das Buch auch lesen wollen, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass es allein um die Menschen in der Warteschlange geht? Ich weiß es ehrlich nicht. 

Diese Dystopie mag sicherlich seine Liebhaber haben, ich gehöre allerdings nicht dazu.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Thriller meets Mystery

Das Dorf der toten Seelen
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Inhalt:

Vor fast 60 Jahren verschwanden alle Einwohner des Bergbauortes Silvertjärn. Zurück blieb nur eine ermordete Person an einem extra errichteten Schandpfahl und ein nur wenige Tage altes Neugeborenes. ...

Inhalt:

Vor fast 60 Jahren verschwanden alle Einwohner des Bergbauortes Silvertjärn. Zurück blieb nur eine ermordete Person an einem extra errichteten Schandpfahl und ein nur wenige Tage altes Neugeborenes. Heute, 60 Jahre später, will die junge Regisseurin Alice dem Geheimnis auf die Spur kommen, bei dem ihre Großmutter damals Eltern und Schwester verlor. Sie selbst lebte damals in Stockholm. Alice begibt sich in dem seit 60 Jahren nicht mehr bewohnten Ort mit einem kleinen Team auf Spurensuche. Und dann passieren mysteriöse Dinge...

Meine Meinung:

Das Buch beginnt im Jahre 1958, als ein Polizeiteam den verlassenen Ort vorfindet. Man fühlt sich direkt mitten ins Geschehen versetzt und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Natürlich geht es dann erstmal in die Gegenwart und man lernt Alice kennen.

Ich muss zugeben, dass ich mit der Protagonistin das ganze Buch über nicht warm wurde, sie war mir einfach nicht sympathisch. Klar, sie hatte schon ihr ganzes Leben diesen Traum, herauszufinden, was in Silvertjärn passiert ist. Aber dabei geht die wirklich egoistisch vor und das jedem einzelnen Ihres Teams gegenüber. Sie nutzt alle in irgendeiner Form aus, um ihrem Ziel nahe zu kommen.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut. Alles war super bildlich beschrieben, vor meinem geistigen Auge konnte der Film sozusagen ablaufen. Die Beschreibungen des Dorfes waren sehr ausführlich und ich hatte sehr konkrete Vorstellungen. 

Die verlassenen Häuser stellte in mir wie einem Horrorfilm entsprungen vor, an manchen Stellen habe ich ach etwas langsamer gelesen und den Atem angehalten. Bis zur Mitte, vielleicht 2/3 des Buches war des Spannungslevel enorm hoch. 

Dann, als es hätte zum Höhepunkt kommen müssen, lachte es meiner Meinung nach erheblich ab. Auch fand ich die Handlung zwischendurch wirklich vorhersehbar, sowas langweilt mich bei einem Thriller schnell. 

Das Ende war nochmal wirklich überraschend, aber wenig durchdacht. Es ist einfach fernab jedweder Logik und eine Aufklärung gab es auch nicht mehr. 

Stranger Things meets Scandinavian Crime - damit wurde der Thiller beworben. Ich mag gerne mystische Elemente in Verbindung mit Thrillern, aber dann auch gerne eine klare Linie. Hier hatte ich eher das Gefühl, es muss unbedingt ein wenig mystisch sein, weil das bei so einem verlassenen Dorf dazugehört. Aber insgesamt war das leider nicht stimmig.

Die Erzählweise wiederum hat mir sehr gut gefallen. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und man erfährt nah und mach Silvertjärns Geschichte. Durch die verschiedenen Sichtweisen konnte man als Leser in die Gedankenwelt der Protagonisten aus den verschiedenen Zeiten eintauchen,  mit einer Ich-Erzählweise wäre das so nicht möglich gewesen. 

Alles in allem hat mich die Story gut unterhalten, allerdings wäre auch noch ordentlich Luft nach oben gewesen. Vor allem am Ende hätte die Autorin etwas ausführlicher feilen können.

Schade, ich hatte mir etwas mehr erwartet. 

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