Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2020

Die erste Liebe

Sweet Sorrow
0

„[…] die erste große Liebe ist wie ein Lied, einer von diesen doofen Popsongs, die man hört und denkt, ich will nie wieder etwas anderes hören […]“

„Sweet Sorrow – Weil die erste Liebe unvergesslich ist“ ...

„[…] die erste große Liebe ist wie ein Lied, einer von diesen doofen Popsongs, die man hört und denkt, ich will nie wieder etwas anderes hören […]“

„Sweet Sorrow – Weil die erste Liebe unvergesslich ist“ ist ein Roman von David Nicholls, übersetzt von Simone Jakob. Er erschien im Dezember 2019 im Ullstein Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Charlie Lewis kurz vor seiner Hochzeit eine Einladung zum Treffen seiner ehemaligen Theatergruppe eingeladen wird, überlegt er sehr lange, ob er an diesem teilnehmen soll. Immerhin wird er dort auch seine erste große Liebe Fran wiedersehen und ist es nicht so, dass die erste Liebe niemals vergessen wird…?

Charlie Lewis erzählt seiner Verlobten kurz vor ihrer Hochzeit von seiner ersten großen Liebe und von dem Sommer, der alles veränderte. Dem Sommer, der zunächst endlos und langweilig schien. Dem Sommer nach dem High-School-Abschluss, nachdem die Zukunft plötzlich ungewiss war. Dem Sommer, der Charlie erwachsen werden und wahre Freundschaften schließen ließ.
Charlie berichtet rückblickend und daher mit allwissenden und vorausblickenden Zügen von dem Sommer 1997, in dem er zufällig Fran kennenlernt. Er weiß schnell, dass er sie wiedersehen muss, selbst dann, wenn er dafür an einer Shakespeare-Theateraufführung teilnehmen muss. Aus einer vermeintlich langweiligen Ferienaktivität mit seltsamen Leuten wird dann jedoch ein Projekt, das Charlie zu gefallen beginnt und das enorm zu seiner persönlichen Entwicklung beiträgt. Aus dem bisherigen eher unscheinbaren Jungen, einem „Niemand ohne Talente“, wird zwar kein Starschauspieler, aber Charlie lernt, dass es sich lohnt an etwas zu arbeiten und vor allem für etwas und mit anderen zu arbeiten. Die gemeinsame Arbeit verändert zudem seine Perspektive auf die Welt, auf die Menschen und auf den Umgang mit ihnen. Er beginnt in einem einzigen Sommer zu lernen, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen und was eine richtige Freundschaft ausmacht. Er beginnt zu verstehen, wie das reale Leben aussieht und dass einem nicht immer alles egal sein kann. Er beginnt ernsthaft über eine Zukunft nach diesem letzten freien Sommer nachzudenken und schafft es schließlich mithilfe seiner Freunde seine Ziele zu erreichen und aus dem Gefängnis der Heimatstadt auszubrechen.
Der Schreibstil des Romans ist humorvoll und flüssig. Das Lesen fällt unglaublich leicht, die Perspektive des damals 16-jährigen Jungen wird in Ansichten und Gedanken sehr deutlich. Das Buch umfasst einige Themen, die sehr bewegend sind und dem Roman einen gewissen Tiefgang und eine große Vielschichtigkeit verleihen. Es ist kein lockerer leichter Liebesroman, der oberflächlich von der ersten Liebe berichtet, sondern viel mehr. Es geht um das Erwachsenwerden, um eine schwere Kindheit, um die Suche nach sich selbst und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben mit viel Reflektion und interessanten Denkansetzen. Interessant fand ich zudem die Perspektive von Charlie, da die wenigsten Romane aus der Sicht eines Jungen geschrieben wurden und Jungs nun mal einfach anders „ticken“ als Mädchen.
Es war der erste Roman, den ich von David Nicholls gelesen habe und ich hatte von ihm etwas völlig anderes erwartet. Ich hatte mit einer lockeren Geschichte über eine Jugendliebe gerechnet, und diese irgendwie auch bekommen, aber in einem völlig anderen Format als ursprünglich gedacht… Da sie deutlich mehr Tiefgang und Hintergrund lieferte als erwartet, hatte ich wohl auch zunächst Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen und die Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit zu verstehen. Erst im Laufe der Geschichte konnte ich mich wirklich auf sie einlassen und begann dann nach und nach vollkommen in sie einzutauchen und sie zu verstehen. Alles in allem ist es ein Liebesroman, der über den Facettenreichtum der Liebe berichtet, die viele Gesichter haben kann. Vor allem ist es aber ein Roman, der über die Kraft der ersten Liebe berichtet. Einer Liebe, die die Macht hat zu verändern und zu zerstören, die aber vor allem immer unvergesslich bleibt und einiges bewegt…

Mein Fazit: „Sweet Sorrow“ hat mich insgesamt sehr berührt und ließ sich wirklich gut lesen. Nichtsdestotrotz hatte ich zu Beginn einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen, weil ich eher einen leichten Liebesroman erwartete. Ich vergebe daher nur 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane von David Nicholls, bei denen ich mich vielleicht von Anfang an auf ihre Individualität einstellen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2020

Neuanfang

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
0

„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen ...

„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien im Mai 2020 im Tinte und Feder Verlag.
Als Jessys Freund sie verlässt und kurz darauf auch noch der Blumenladen in dem sie gearbeitet hat schließt, steht Jessy vor einem großen Problem. Sie benötigt einen neuen Job und dieser muss auch noch hundefreundlich sein, denn ihren Hund Bella den ganzen Tag zu Hause zu lassen oder abzugeben kommt nicht in Frage. Die Jobangebote für Floristin mit Hund sind in München allerdings nicht gerade zahlreich und so nimmt Jessy kurzerhand einen befristeten Job als Gärtnerin in der Toskana an. In der Toskana angekommen ist dann allerdings nicht alles so, wie Jessy es erwartet hatte. Das Anwesen ihres Arbeitgebers steht kurz vor dem Verkauf und kann nur gerettet werden, wenn der Garten wieder auf Vordermann gebracht wird. Doch ob Gregorio und Jessy dies innerhalb von zwei Monaten bewältigen können und gleichzeitig das entstehende Gefühlschaos sowie eine jahrelange Familienfehde geordnet bekommen…?

Jessy ist für mich eine sympathische und authentische Protagonistin. Sie ist häufig mit sich selbst unzufrieden und kommt nur schwer zur Ruhe. Meist hat sie das Gefühl, auf der Suche nach irgendetwas zu sein und lediglich die Zeit mit ihrer Hündin Bella kann sie erden. Der Job in der Toskana ist für Jessy ein kompletter Neubeginn, aber auch ein Abenteuer, das zu ihrem unruhigen Wesen passt. Sie bricht ihre Zelte in München ab und reist mit Bella nach Italien. Als sie in der Toskana ankommt, verliebt sie sich sogleich in den wunderschönen Garten des Anwesens der Russos. Leider scheinen sowohl ihr Arbeitgeber, als auch dessen Mutter nur bedingt begeistert von ihr zu sein. Immerhin hatten sie einen Mann erwartet und haben nur wenig Zeit das Anwesen vor dem Verkauf zu retten.
Doch Jessy ist entschlossen den Job anzutreten und Gregorio ist verzweifelt, sodass er die Hilfe schließlich annimmt. Gemeinsam versuchen sie das Familienanwesen vor dem Verkauf zu retten und nähern sich dabei mehr und mehr aneinander an. Die aufkeimende Beziehung der beiden ist dabei emotional und herzerwärmend beschrieben, die daraus resultierenden Probleme und Zweifel, sowie die ablehnende Haltung von Gregorios Mutter nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte zwischen Jessy und Gregorio wird überschattet von alten Geheimnissen und Familienfehden, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt und eine leichte Parallele zu „Romeo und Julia“ erkennbar ist.
Jessys Art hat mir von Anfang an gut gefallen, durch ihre Liebe zu Hunden und Tieren im Allgemeinen ist sie mir sofort ans Herz gewachsen und auch ihre grundsätzlich eher positive Lebenshaltung fand ich sehr ansprechen. Gefallen hat mir zudem der Hinweis auf ihr Glückstagebuch, durch das Jessy gelernt hat, positiv an das Leben heranzugehen. Durch die Arbeit in der Toskana beginnt sie sich selbst besser kennenzulernen, die Arbeit im Garten sowie das Leben in Italien erden sie. Sie wird im Laufe des Romans ruhiger und selbstbewusster und findet schließlich auch ihren Platz im Leben. Diese Entwicklung Jessys hat mir sehr gut gefallen. Sie wird durch die personale Erzählperspektive aus Jessys und Gregorios Sicht gut verdeutlicht und auch Gefühle und Gedanken der beiden werden durch die gewählte Perspektive klarer.
Der Schreibstil und die Handlung des Romans sind durchgehend flüssig und leicht, sodass ich das Buch mühelos an einem Tag durchlesen konnte.
Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Aufregung oder Wiedererkennungswert für die Geschichte gewünscht, eine ähnliche Faszination wie „Die Sterne über Venedig“ konnte sie bei mir nicht erzeugen. Trotzdem überzeugte mich der Roman durch einer großen Portion Charme und Wohlfühlfaktor und ist ideal zum Schmökern und Entspannen. Die wunderschöne Kulisse der Toskana mit ihren verwunschenen und geheimnisvollen Gärten trägt einen Großteil dazu bei, lädt zum Träumen ein und verführt einen dazu, sofort eine Reise antreten zu wollen.

Mein Fazit: „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman, der sich hervorragend für den Sommerurlaub und das virtuelle Reisen in ferne Länder eignet. Er entführt einen mit einer wunderschönen Liebesgeschichte in die Toskana und deren traumhafte Kulisse und lässt sich unkompliziert und leicht lesen. Er ist ein Roman zum Träumen und Genießen und bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2020

Zuversicht

Die Sturmschwester
0

„Sei glücklich. Das ist deine Gabe.“

„Die Sturmschwester“ ist der zweite Band der Sieben-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, übersetzt von Sonja Hauser. Er kann einzeln gelesen werden und beinhaltet eine ...

„Sei glücklich. Das ist deine Gabe.“

„Die Sturmschwester“ ist der zweite Band der Sieben-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, übersetzt von Sonja Hauser. Er kann einzeln gelesen werden und beinhaltet eine abgeschlossene Geschichte, bildet aber gleichzeitig einen Teil der übergeordneten Geschichte über die sechs Schwestern d’Apliese. Er erschien im November 2015 im Goldmann Verlag.
Als der Adoptivvater von Ally d’Apliese und ihren Schwestern stirbt, hinterlässt er jeder Tochter einen persönlichen Abschiedsbrief mit einem Hinweis auf ihre Herkunft. Obwohl Ally die jeweiligen Koordinaten, die zum Brief gehören, schnell entschlüsselt, steht für sie selbst fest, dass die Suche nach der Vergangenheit noch etwas warten muss. Denn mit Theo hat sie gerade ihre Zukunft und den Mann ihres Lebens gefunden und möchte sich darauf konzentrieren. Erst der plötzliche Tod Theos bei einer Segelregatta lässt Ally nach ihrer eigenen Herkunft suchen…

Auch „Die Sturmschwester“ ist wieder ein faszinierender Roman von Lucinda Riley, der Fiktion und historische Fakten miteinander verknüpft. Eingebettet in die Gesamthandlung der Buchreihe erfahren wir mehr über die zweite Schwester Ally und ihre Herkunft.
Die Reise führt uns nach Norwegen und von dort aus auf eine Zeitreise von Norwegen nach Leipzig und ins 19. Jahrhundert. Historische Ereignisse und Figuren werden dabei geschickt in die fiktionale Geschichte eingebettet und der Leser erfährt einiges über die Welt der Musik. Edvard Grieg und Henrik Ibsen dürften vielen von uns ein Begriff sein, doch in einem Roman aufgegriffen, sind auch reale Personen irgendwie immer greifbarer. Durch die gute Verknüpfung wirken die realen Begebenheiten nicht trocken oder langweilig, man kann sich mit ihnen beschäftigen oder sich auf die Romanhandlung konzentrieren.
Insgesamt haben Ally und ihre Vorfahrin Anna mich nicht so berühren können wie Maia und Bel aus dem ersten Band der Reihe.
Allys Geschichte war für mich ein bisschen zu tragisch. Erst verliert sie ihren Vater, dann ihren Seelenverwandten und gerade erst kennengelernten Partner. Ich bewundere, dass sie darüber nicht ihren Verstand verloren hat, sondern an ihrem Weg festhält und sich eine Zukunft erkämpft. Verwunderlich ist dabei für mich nur, dass sie wenig Unterstützung durch ihre Adoptivschwestern sucht und erhält, sondern sich auf die Familie Theos und neue Bekannte stützt. Gerade dies ist aber vermutlich die Art, die Ally ausmacht. Sie ist die „Anführerin“ der Schwestern und ausgesprochen lebensfroh und zuversichtlich. Sie gibt die Hoffnung nicht auf und das ist auch das, was Pa Salt ihr in seinem Abschiedsbrief geraten hat. Damit und mit ihrem liebsten Hobby und Beruf, dem Segeln, entspricht auch sie ihrem mythologischen Vorbild Alkyone, die als Schutzpatronin der Seeleute gilt.
Anna hingegen, Allys Vorfahrin, war mir ein wenig zu naiv und leichtgläubig. Ihr Handeln und ihre Unsicherheit stimmten zwar überein mit der Figur die sie verkörpert – ein junges, unbedarftes Mädchen vom Land, trotzdem hat es mich eher genervt. Zwar entwickelt sie sich im laufe der Zeit und beginnt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, trotzdem wurde sie mir nicht unbedingt sympathisch.
Nichtsdestotrotz haben mich aber der fesselnde Schreibstil und die interessante Gesamthandlung der Reihe fasziniert und mir tolle Lesestunden bereitet. Erneut werden die Fragen über Pa Salt aufgeworfen und weitere Rätsel sowie Hinweise hinzugefügt. Ich bin so gespannt, worauf schließlich alles hinauslaufen wird…!
Auch haben mir die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit, sowie die Verknüpfung der verschiedenen Bände der Buchreihe wieder sehr gut gefallen. Bestimmte Szenen aus den unterschiedlichen Bänden werden mehrfach aufgegriffen und aus der Perspektive der jeweiligen Schwester beschrieben, ohne dabei jedoch etwas aus den anderen Bänden zu verraten. Dies zeugt von der großen Erzählkunst der Autorin und der Detailliebe zu ihren Romanen.

Mein Fazit: Obwohl mich Allys Geschichte nicht so sehr überzeugen konnte wie Maias, bin ich fasziniert von der Buchreihe um die Sieben Schwestern und habe das Buch unglaublich gern gelesen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die nächsten Schwestern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

Haus der Träume

Denn das Leben ist eine Reise
0

„Ich wünsche mir, dass sich alles richtig anfühlt. Alles.“

„Denn das Leben ist eine Reise“ ist ein Roman von Hanna Miller. Er erschien am 30.04.2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Aimée ...

„Ich wünsche mir, dass sich alles richtig anfühlt. Alles.“

„Denn das Leben ist eine Reise“ ist ein Roman von Hanna Miller. Er erschien am 30.04.2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Aimée ist in einer sogenannten Trödler-Kommune aufgewachsen und verspürte schon immer den Wunsch nach einem „richtigen“ Zuhause und einer „richtigen“ Familie. Mit ihrem Ehemann Per scheint dieser Traum endlich wahr werden zu können.
Doch nach einigen gemeinsamen Jahren bemerkt Aimée, dass ihr Familientraum nur eine Seifenblase ist, die geplatzt ist. Ihr Leben mit Per ist nicht das Leben, das sie sich gewünscht hat, Per lehnt den gemeinsamen Sohn ab und akzeptiert Aimées Wünsche nicht, das Zusammenleben ist eher ein Spießrutenlauf, denn ein harmonisches Miteinander. Zeit für einen Neuanfang mit dem Bulli, den sie eigentlich nie wieder nutzen wollte. Auf ihrer Reise begegnet sie ihrer Vergangenheit und ist gezwungen, sich mit ihr auseinander zu setzen, denn nur so kann sie zu sich selbst finden.

Aimée ist eine junge Frau, die in ihrem Leben schon viel erlebt hat. Lange Zeit hat sie sich um ihre alkoholsüchtige Mutter gekümmert und mehr Rücksicht auf sie genommen, als auf sich selbst. Natürlich hatten sie auch schöne Tage, aber einige Taten ihrer Mutter sind unverzeihlich, sodass Aimée den Kontakt abbrach, als ihr Sohn Len zur Welt kam.
Aimées Geschichte beginnt in der Vergangenheit, die Geschichte wechselt anschließend zwischen Gegenwart und verschiedenen Erlebnissen aus der Vergangenheit hin und her, was mich zunächst etwas irritiert hat. Ich hatte Schwierigkeiten die Zusammenhänge zu erkennen und hatte das Gefühl, dass kein richtiger Handlungsfluss entstehen konnte, da die Zeitebene so oft gewechselt wurde. Im Laufe des Romans änderte sich dieses Gefühl dann zum Glück, die Zeitsprünge wurden weniger und die Handlung für mich dadurch deutlich flüssiger. Ebenso empfand ich es mit dem Schreibstil, den ich zunächst als abgehakt empfand, dann aber zunehmend flüssiger und schließlich sogar wirklich fesselnd und leicht.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es kurze Rückblicke auf frühere Erlebnisse, die häufig auch mit dem Geschehen im Kapitel zusammenhängen. Dies hat mir sehr gut gefallen.
Mit Aimée selbst konnte ich mich ebenfalls zu Beginn des Romans nicht wirklich identifizieren, ich habe ihre Reaktionen und Gefühle nur schlecht verstanden, ihr Unwohlsein in der Gesellschaft und auch Zuhause.
Die Erzählperspektive als personaler Erzähler beschreibt die Handlung aus Aimées Sicht. Dies ermöglicht Einblicke in Aimées Gedanken und Gefühle, an manchen Stellen hätte ich mir aber dennoch eine Ich-Perspektive gewünscht, die möglicherweise noch mehr Eindrücke in das Gefühlsleben der Protagonistin gewährt hätte.
Erst nach einigen Seiten begann ich zu begreifen, wodurch Aimées Gefühle und Gedanken geprägt sind und nach und nach habe ich sie besser verstehen können. Ihr Ausbruch aus dem eigentlichen Traumleben und dem Traumhaus, das sie sich immer wünschte, wurde immer besser deutlich, je mehr ich von der Geschichte las. Immer klarer wurde, was alles in Aimées Vergangenheit passiert ist, wie oft sie vor einem Abgrund stand und welche Hürden sie meistern musste.
Umso mehr gefallen hat es mir daher, dass sie einen Neuanfang wagt und zunächst in das Leben zurückkehrt, das sie so gehasst hat. Ein Leben im VW-Bus, ohne festen Wohnsitz, ohne ein „richtiges“ Zuhause. Das Leben im Bulli scheint zunächst romantisch und unglaublich abenteuerlich, doch ich denke, man muss dafür gemacht sein. Alleine oder als Paar mag es gut funktionieren, gerade vielleicht über einen begrenzten Zeitraum, doch mit Kind und bei Wind und Wetter ist es letztlich doch sehr beschwerlich. Aimée steht daher erneut vor einer schweren Entscheidung und die Begegnung mit ihrem ehemals besten Freund Daniel, wirbelt zusätzliche Gefühle auf, die einfach nicht sein dürfen.
Die junge Frau kämpft mit ihrer Gegenwart und mit ihrer Vergangenheit und sucht einen Weg, auf dem sie ihr Leben meistern und zufrieden leben kann. Sie sucht ihr „Haus der Träume“ und die große Liebe an einem Ort, an dem sie sich wohl fühlt. Schnell wird klar, dass sowohl Aimée, als auch ihr Sohn Len diesen Herzensort scheinbar in Südengland, an der wunderschönen Küste von St. Ives gefunden haben. Sie finden Anschluss und passen in die Gesellschaft, wo sie vorher irgendwie immer anders waren. Len findet Freunde und darf „anders“ sein, denn jeder ist nun mal einzigartig und das müssen die anderen akzeptieren und nicht ändern wollen.
Die Idee eines Lebens im Bulli und das Kennenlernen dieses Lebensstils haben mir sehr gut gefallen. Nicht wenige träumen heutzutage von einem Ausbruch aus der Gesellschaft und von individuellen Lebensmodellen. Dass diese nicht immer einfach sind, ist dabei vermutlich vielen klar, dennoch hat es mir gefallen, dass wir am Beispiel von Aimée Vor- und Nachteile des Lebens in einem Bulli erfahren können.

Mein Fazit: Insgesamt hat mir „Denn das Leben ist eine Reise“ sehr gut gefallen. Alle Figuren waren ansprechend und authentisch gestaltet, die Handlung insgesamt sehr interessant und individuell. Der Roman lässt sich, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, flüssig lesen und vermittelt auf charmante Art und Weise, wie eine Reise zu sich selbst aussehen kann. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2020

Wunder und Glück

Das weiße Gold der Hanse
0

„Bring mich zurück nach Lübeck […]. Wenn du das tust, […] dann werde ich dir in Lübeck ein neues Hospital bauen […].“

„Das weiße Gold der Hanse“ ist ein historischer Roman von Ruben Laurin und in sich ...

„Bring mich zurück nach Lübeck […]. Wenn du das tust, […] dann werde ich dir in Lübeck ein neues Hospital bauen […].“

„Das weiße Gold der Hanse“ ist ein historischer Roman von Ruben Laurin und in sich abgeschlossen. Er erschien im Oktober 2019 im Bastei Lübbe Verlag.
Durch einen Piratenüberfall verliert der junge Bertram nicht nur seinen Vater, sondern auch sein Gedächtnis. Mit viel Glück gelangt er schließlich nach Lübeck, wo er bereits als Kind das Herz einer jüngeren Kaufmannstochter gewinnt und als Kaufmannsgeselle bei ihrem Vater angestellt wird. Die Liebe des ungleichen Paars erscheint jedoch unmöglich und so begibt sich Bertram auf eine gefährliche Seereise, von der es womöglich kein Zurück mehr gibt…

Bertrams Geschichte ist emotional und geprägt von Trauer und Verlust auf der einen Seite, aber Glück und Freude auf der anderen. Nach einer schwierigen Kindheit und aufregender Jugendzeit muss er sich selbst auf dem Meer beweisen und so manches Hindernis in seinem Leben überwinden. Auf seiner Schiffsreise über Riga, bis ins ferne Nowgorod gerät er in eine scheinbar ausweglose Lage, während der er verspricht ein Hospital in Lübeck zu erbauen, sollte er überleben…
Im Laufe der Jahre wird also aus dem jungen und naiven Kind ein selbstbewusster und mutiger Mann, der das Herz am rechten Fleck hat. Auf seinem Weg lernt er, was es heißt sich durchzusetzen und zu wehren, dabei aber stets gerecht zu bleiben. Später setzt er sich sogar für schwächere Menschen ein und unterstützt sie, soweit es ihm möglich ist. Er ist eine Figur, die einem mehr und mehr ans Herz wächst und definitiv sympathisch ist.
Die Handlung erzählt Bertram Morneweg dabei als personaler Erzähler selbst, die Zeitebene wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Geschickt wird die Lebensgeschichte Bertrams in die Gegenwart eingebettet und dient zudem als aufmunterndes Beispiel für einen jungen Mann, der den Glauben an das Glück verloren hat.
Ruben Laurin schreibt seinen Roman sehr bildreich und ausführlich. Ortsbeschreibungen sind detailliert und wecken gerade dann, wenn man die benannten Städte von heute kennt, ein unglaublich reales Bild in der Lesefantasie.
Die detailgenaue Beschreibung der Orte spiegelt sich auch insgesamt in der Beschreibung der Figuren wider. Jede für sich ist authentisch dargestellt und bildhaft beschrieben.
Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals beruht auf historischen Fakten. Fiktion und Realität werden dabei im Roman sehr gut miteinander vermischt und durch Nachwort und Glossar noch einmal erläutert. Die historischen Fakten wirken dabei sehr gut recherchiert und werden ebenso gut veranschaulicht beziehungsweise in die Handlung eingefügt.
Die Kombination von Fiktion und Realität, sowie die anschaulichen Beschreibungen Lübecks und die guten Erklärungen von vergangen Bräuchen haben mir sehr gut gefallen. Ich habe einiges über die Geschichte Lübecks erfahren und auch über die Entstehung des Heiligen Geist Hospitals neues lernen können.
Insgesamt war auch der Schreibstil des Romans sehr flüssig, wobei ich zu Beginn die Handlung als sehr zäh und langatmig empfunden habe. Erst im Laufe der Geschichte wurde der Erzählstil dann flüssiger und die Handlung spannender.
Schade fand ich, dass der Titel des Buches kaum aufgegriffen wird und das „weiße Gold der Hanse“ – das Salz, mit dem die Hanse ihren Hauptumsatz machte, kaum bis gar nicht erwähnt wurde. Hier hätte ich mir eine größere Relevanz oder einen anderen Buchtitel gewünscht.

Mein Fazit: Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals ist unterhaltsam und gerade für Lübecker oder Lübeck-Fans sehr interessant. Fiktion und Realität werden gut miteinander kombiniert und durch ein Nachwort abgerundet. Ich habe den Roman gern gelesen, ziehe aber einen Stern ab, da ich zunächst Schwierigkeiten hatte in die Handlung hineinzukommen und ich den Titel als unglücklich gewählt empfinde. Daher gibt es für den Roman von mir 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere