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Veröffentlicht am 06.06.2020

Eine Liebesgeschichte ohne glückliches Ende

Ein schönes Paar
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Der Ich-Erzähler, der Fotograf Philipp, spürt nach dem binnen kurzer Zeit aufeinanderfolgenden Tode beider Eltern um das Jahr 2000 deren Geschichte nach, mit Fotos, Erinnerungen, Aufsuchen von Orten. Anlass ...

Der Ich-Erzähler, der Fotograf Philipp, spürt nach dem binnen kurzer Zeit aufeinanderfolgenden Tode beider Eltern um das Jahr 2000 deren Geschichte nach, mit Fotos, Erinnerungen, Aufsuchen von Orten. Anlass ist der Fund einer Kamera im Nachlass. Beide lernen sich kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kennen und leben anschließend in einer kleinen Stadt der DDR. Georg ist in leitender Stellung in einem Stahlwerk. Ihr Sohn vervollkommnet die kleine Familie. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als Georg – noch vor dem Mauerbau - einen Freund im Westen besucht und zwecks vagen Auslotens seiner Arbeitsmöglichkeiten dort Kontakt zum Verteidigungsministerium aufnimmt. Dieses schickt ihm daraufhin einen Brief, von dem Georg annimmt, dass er ihn bei der Stasi in Schwierigkeiten bringen wird. Überstürzt flüchtet er nach Hessen. Frau und Kind folgen ihm nach, Herta mit einem von allem ersparten Ostgeld gekauften Fotoapparat als Geldanlage, der bald die Ursache für die Trennung der Eheleute setzt, die sich aber nie scheiden lassen. Philipp bleibt beim Vater, zur Mutter hat er Jahrzehnte nur losen Kontakt. Auf dem Dachboden des Vaters entdeckt er dann, dass es doch noch eine Verbindung der Eltern gegeben haben muss.

Dieser in ruhigem Ton, distanziert geschriebene Roman gefällt mir. Die Beziehung von Herta und Georg bleibt fragmentarisch, was letztlich auch nicht verwundert, denn ein Kind hat ja selten den kompletten und objektiven Einblick in die Beziehung seiner Eltern und stehen die toten Eltern nicht mehr für eine Klärung zur Verfügung. Auch ansonsten bleibt Vieles der Fantasie und Deutung des Lesers überlassen, denn nicht wenige Fragen bleiben unbeantwortet – Wo war Herta dreißig Jahre lang? Warum bezahlte Georg für Hertas Heimkosten? Warum kümmerte sich Herta kaum noch um ihren Sohn? Der vorgenannte Ton passt vorzüglich zu der zwischen allen Beteiligten herrschenden Sprachlosigkeit. Einziger Makel der Geschichte sind verwirrende Zeitsprünge.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Aufarbeitung der Familiengeschichte

Engele
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Die Erzählerin Lotte, eine Frau um die 40, erzählt ihrem Geliebten eine Geschichte, die ihrer Familie. Diese beginnt im Vorkriegsberlin. Dorthin zieht es ihre Großmutter Ruth. Sie ist lebenslustig und ...

Die Erzählerin Lotte, eine Frau um die 40, erzählt ihrem Geliebten eine Geschichte, die ihrer Familie. Diese beginnt im Vorkriegsberlin. Dorthin zieht es ihre Großmutter Ruth. Sie ist lebenslustig und führt ein freies, unabhängiges, wildes Leben, wie sie es auch später ihrer Enkelin als Beispiel hinstellt. Dann trifft sie ihren späteren Mann Siegfried, mehr als zwei Jahrzehnte älter als sie, Musiker. Er schickt sie und die Tochter Clara aus Schutz vor dem Krieg in seine Heimatstadt in der schwäbischen Provinz, wo Ruth zu einem ruhigen Leben genötigt ist. Von Siegfried begangene Sexualstraftaten zu Lasten mehrerer Mädchen bedeuten das Ende für das Familienglück. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis bleibt Ruth zwar bei ihm, verachtet ihn aber bis zu seinem Tod sechzehn Jahre später.
Mit dieser Geschichte arbeitet die bindungsunfähige, von ihrer Großmutter geprägte Erzählerin auch ihre eigene Einstellung gegenüber Männern auf und ihre stets belastet gewesene Beziehung zu ihrer eigenen Mutter, die im Gegensatz zu ihrer Mutter ein biederes Leben führte. Es sind wirklich drei interessante Frauengeschichten zwischen Kriegsjahren und Gegenwart. Allerdings lässt sich aufgrund vieler Zeitsprünge schon einmal der Überblick verlieren.
Ein schönes Buch und vielleicht Ansporn, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen, um zu wissen, wodurch man geprägt ist.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Mahlzeiten auf Vorrat zubereiten

Healthy Meal Prep
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Auf 203 Seiten verrät uns die Food-Bloggerin Sally O’Neill, wie man auf Vorrat gesunde Mahlzeiten vorbereiten kann, die sich unterschiedlich kombinieren lassen und für eine Woche reichen. Eine tolle Idee ...

Auf 203 Seiten verrät uns die Food-Bloggerin Sally O’Neill, wie man auf Vorrat gesunde Mahlzeiten vorbereiten kann, die sich unterschiedlich kombinieren lassen und für eine Woche reichen. Eine tolle Idee besonders für junge Berufstätige, die nicht täglich aufwändig kochen wollen. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in Vorwort, Das Einmaleins der Vorbereitung, Proteine richtig vorbereiten, Auf Vorrat kochen und Der Menü-Baukasten. Man muss das Buch einfach einmal durchblättern und sich von den großformatigen Fotos inspirieren lassen. Finden lässt sich ganz sicher die eine oder andere Idee zum Nachmachen, wenngleich nicht alle Mahlzeiten die eigene Geschmacksrichtung treffen werden. Die optische Gestaltung des Buches ist gelungen. Vielleicht wäre ein festerer Einband küchengeeigneter gewesen.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Was bestimmt die Entwicklung eines Menschen?

Fast genial
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Meine erste Frage war, warum ein deutscher Autor einen Roman in Amerika ansiedeln muss? Die Antwort erschließt sich aus der Danksagung am Ende der Geschichte – Wells wollte über die ihm von einem Dritten ...

Meine erste Frage war, warum ein deutscher Autor einen Roman in Amerika ansiedeln muss? Die Antwort erschließt sich aus der Danksagung am Ende der Geschichte – Wells wollte über die ihm von einem Dritten bekannt gemachte Samenbank der Genies schreiben, die es einst tatsächlich in Amerika gab. Ein wirklich moralisch und ethisch fragwürdiges Projekt, dem sich amerikanische Wissenschaftler verschrieben haben. Um die Fortpflanzung hoch intelligenter Menschen zu vervielfachen, ließen sie berühmte Persönlichkeiten Samen spenden und züchteten damit Babys aus der Retorte. Eine solche Vergangenheit hat auch der Protagonist dieser Geschichte. Er, der sich als Versager in jeglichen Lebenslagen sieht, erfährt davon im jungen Erwachsenenalter und begibt sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater, die ihn quer durch die USA führt. Es liegt also nicht fern anzunehmen, dass vor allem der Frage nachgegangen wird, ob vor allem die Gene eines Menschen seine Entwicklung bestimmen oder auch Erziehung, soziales Umfeld und dass, was der Mensch aus sich selbst macht, eine Rolle spielen. Auf jeden Fall ein interessantes Thema, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass der Protagonist mir etwas sympathischer gewesen wäre und das Ende vielleicht nicht offen geblieben wäre.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Historisch interessante Familiengeschichte

Margos Töchter
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In dieser Fortsetzung des Romans „Ab heute heiße ich Margo“ aus dem Jahr 2016, die sich durchaus selbständig lesen lässt, geht es um die Nachfahren der früheren Protagonistinnen Margo und Helene, insbesondere ...

In dieser Fortsetzung des Romans „Ab heute heiße ich Margo“ aus dem Jahr 2016, die sich durchaus selbständig lesen lässt, geht es um die Nachfahren der früheren Protagonistinnen Margo und Helene, insbesondere die Töchter- und Enkelingeneration. Hier gibt es eine überraschende und interessante Verknüpfung, der Margos Enkelin durch Nachforschungen auf die Spur kommt. Eingebettet in diese Familiengeschichte sind bedeutende gesellschaftspolitische Ereignisse seit den 1970er Jahren wie RAF-Terrorismus, Blumenkinder, Studentenbewegung, atomare Gefahren, Wiedervereinigung. Wirklich betroffen macht zu lesen, welches Ausmaß der Einfluss der Stasi auf das Leben der Bürger in West- und Ostdeutschland hatte. Das Buch zeichnet sich durch viel geschichtliches und politisches Hintergrundwissen aus. Immer ist die Geschichte klar durchstrukturiert, so dass der rote Faden nicht verloren geht. Dies erfolgt durch Aufgliederung in drei Teile, in denen jeweils eine andere Romanfigur im Vordergrund steht.

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