Profilbild von julemaus94

julemaus94

Lesejury Star
offline

julemaus94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit julemaus94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2020

Bezaubernd skurril

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
0

Warst du schon einmal in Eerie-on-Sea? Im Winter hat es eine ganz unheimliche, seltsame Atmopshäre, am Strand heult der Wind, durch die Gassen zieht der Nebel, aber im Grand Nautilus Hotel wartet ein warmes ...

Warst du schon einmal in Eerie-on-Sea? Im Winter hat es eine ganz unheimliche, seltsame Atmopshäre, am Strand heult der Wind, durch die Gassen zieht der Nebel, aber im Grand Nautilus Hotel wartet ein warmes Feuer und vor allem Herbert Lemon, der beste Sachenfinder der Welt, auf dich!

Als eines Abends ein lockenköpfiges Mädchen durchs Fenster in seine Kabutze klettert, auf der Flucht vor Hakenhand, und ihn bittet, seine verschwundenen Eltern zu finden, beginnt ein großes Abenteuer, dass sie direkt in die Höhle des mysteriösen Malamanders führt!

Ein großartiges Abenteuerbuch, wunderschön illustriert und mit fantasievollen Figuren ausgestattet. Die ganze Geschichte hat einen leicht verstaubt-heimeligen Charme, der einen auffängt und umhüllt wie eine warme Decke, unter der man sich verkriechen kann, wenn das Monster aus dem Meer auftaucht.

Thomas Taylor steckt seine Fantasie, mit der er bereits früher die englischen Cover der Harry Potter-Bücher illustriert hat, auf kreative Weise in seine Erzählung und erschafft eine Geschichte, die zum Träumen und Mitfiebern einlädt. Und zum Schluss bleibt die Hoffnung, dass es bald noch mehr Abenteuer mit Herbie und Violet geben wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2020

Starke Heldin

Hex Files - Hexen gibt es doch
0

Seien wir mal ehrlich: das Genre der Romantic Fantasy (oder Fantasy im Allgemeinen) ist nicht gerade besonders bekannt, für starke, selbstständige, weibliche Figuren, die sich ihrem männlichen Gegenstück ...

Seien wir mal ehrlich: das Genre der Romantic Fantasy (oder Fantasy im Allgemeinen) ist nicht gerade besonders bekannt, für starke, selbstständige, weibliche Figuren, die sich ihrem männlichen Gegenstück nicht an den Hals werfen oder sich kopfüber verlieben.

Insofern ist Hex Files mit seiner Hauptfigur Ivy ein absoluter Glpcksgriff! Denn Ivy ist zwar nicht perfekt, eigentlich ist sie sogar das absolute Gegenteil: sie wählt immer den Weg des geringsten Widerstandes; sprich, sie ist unheimlich faul, nicht unbedingt ein Ausbund an Attraktivität und hat auch nur einen mies bezalten Job als Taxifahrerin. Aber sie ist vollkommen im reinen mit sich, hat alles an sich akzeptiert und sprüht nur so vor Intelligenz und Humor.

Den braucht sie auch, als sie ungewollt an einen Hexer des Heiligen Ordens der Magischen Erleuchtung gebunden wird und kurz darauf als Ermittlerin in einem Kriminalfall landet.

Nun würde sich bestimmt jeder denken: ach komm, das läuft doch bestimmt auf eine Liebesgeschichte hinaus, der Hexer ist bestimmt attraktiv, dunkel, geheimnisvoll und gutaussehend. Und ja, ganz abstreiten kann ich das natürlich nicht. Denn Helen Harper hat mit Rafael einen interessanten Gegenpart zu Ivy entworfen. Allerdings wird die Zusammenarbeit der beiden eher von witzigen Streitgesprächen mit gegenseitiger Einsichtigkeit und richtiger Kommunikation bestimmt, als von gegenseitiem Anschmachten.

Während man die üblichen Stilmittel der Romantik getrost vermissen kann, hat sich die Autorin eher auf den interessanten Kriminalfall und die Entwicklung einer guten Partnerschaft konzentriert und damit einen gelungenen Einstieg in diese neue Reihe geschaffen.

Die Figuren sind sympathisch, die Dialoge witzig und die Handlung in ihrer Kürze überraschend wendungsreich. Ein Buch, an dem sich Autoren dieses Genres gerne ein Beispiel nehmen dürfen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasy
Veröffentlicht am 08.06.2020

Doppeltes Spiel

Miracle Creek
0

Angie Kim hat mit ihrem Roman eine fesselnde Geschichte geschaffen, die sich liest wie John Grisham im Seelenstriptease.

Die junge Elisabeth wird des Mordes angeklagt, nachdem ihr Sohn und ihre Freundin ...

Angie Kim hat mit ihrem Roman eine fesselnde Geschichte geschaffen, die sich liest wie John Grisham im Seelenstriptease.

Die junge Elisabeth wird des Mordes angeklagt, nachdem ihr Sohn und ihre Freundin bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen sind. Dabei könnte das Feuer, welches dazu führte, auch jeder andere der bei dem Gerichtsprozess anwesenden Zeugen gelegt haben.

Der an ein Gerichtsprotokoll angelehnte Roman bietet aus der Sicht der verschiedenen Beteiligten tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren und offenbart schnell das doppelte Spiel aus Wahrheit und geschönten Aussagen. Dabei transportiert die Erzählung in ihrer ruhigen, unaufgeregten Form umso deutlicher die verschiedenen Gefühle und Emotionen. So hat Angie Kim ein atmosphärisches Kammerspiel geschaffen, das unheimlich gut recherchiert in verschiedene Themenfelder wie Autismus, Eheprobleme und Rassismus einführt.

Keine der Figuren ist darauf angelegt, Sympathien beim Leser zu wecken. Nichtsdestotrotz kann man sich leicht in alle hineinversetzen, ihre Handlungen und Lügen sind auf emotionaler Ebene nachvollziehbar; sie wirken zutiefst menschlich.

Fazit:
Der Roman überzeugt nicht durch einen rasanten Plot, auch wenn er überraschende Wendungen bereit hält, sondern durch seine geballte Menschlichkeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2020

Jäger oder Beute

Das wirkliche Leben
0

"Das wirkliche Leben" ist kein Wohlfühlroman, auch wenn der pinke Einband vielleicht anderes vermuten lassen könnte.

Das Leben des 10-jährigen Mädchens und ihres kleinen Bruders Gilles in einer kargen ...

"Das wirkliche Leben" ist kein Wohlfühlroman, auch wenn der pinke Einband vielleicht anderes vermuten lassen könnte.

Das Leben des 10-jährigen Mädchens und ihres kleinen Bruders Gilles in einer kargen Reihenhaussiedlung ist dank eines gewalttätigen Vaters und einer unterwürfigen Mutter kein besonders angenehmes. Aber nach einem schrecklichen Vorfall beginnt sich auch ihr Bruder zu verändern und das Mädchen versucht fortan alles, um diesen Vorfall rückgängig zu machen.

Diese Geschichte liest sich überraschend flüssig, die Erzählung fliegt wie im Zeitraffer an einem vorbei. Dieser nahtlose Übergang von Tagen in Wochen, Monate und bald auch Jahre betont umso stärker die Tristesse und Gleichgültigkeit, die im Leben dieser Familie herrscht.

Der trockene, abwechslungsarme Erzählstil verdeutlicht den Aufruhr, der im Inneren dieses jungen Menschen umher wirbelt; die Emotionen treten dadurch, dass sie unausgesprochen bleiben, umso stärker ins Bewusstsein.

Es ist nur schwer zu ertragen, beobachten zu müssen, welche Grausamkeiten dieses Mädchen dazu zwingen, viel zu früh erwachsen zu werden, Verantwortung zu übernehmen und die Entscheidung zu treffen, ob sie lieber Jäger oder Beute sein will.

Gleichzeitig wirkt die Erzählung wie eine Allerweltsgeschichte und macht damit nur umso deutlicher, dass sich eben solche Schreckgespenster wie die hier auftretende häusliche Gewalt hinter jeder Fassade verstecken können.

Fazit:
Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, dafür aber umso eindringlicher.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2020

Kalt und hart

Rote Kreuze
0

Diese Geschichte um Sascha, der gerade in seine neue Wohnung eingezogen ist, und schnell Bekanntschaft mit seiner Nachbarin Tatjana schließt, ist auf jeden Fall nicht leicht zu lesen. Denn die an Demenz ...

Diese Geschichte um Sascha, der gerade in seine neue Wohnung eingezogen ist, und schnell Bekanntschaft mit seiner Nachbarin Tatjana schließt, ist auf jeden Fall nicht leicht zu lesen. Denn die an Demenz leidende, alte Frau erzählt dem jungen Vater ungefragt ihre Lebensgeschichte im Russland des zweiten Weltkrieges, solange sie sich noch daran erinnern kann. Und sie lässt dabei dieses kalte, harte Land in keinem guten Licht erscheinen.

Das Buch zeigt Russland von seiner kaltherzigen, sturen Seite; erzählt von einer (unerwiderten) Loyalität zu Deutschland und seinem ignoranten Verhalten seinem eigenen Volk gegenüber während des Krieges.

Dabei weiß man lange nicht, was man von Tatjana (und auch Alexander, kurz Sascha) halten soll. Die Figuren erscheinen unnahbar, emotionslos, was nicht zuletzt am Erzählstil des Autors liegt. Das Buch wirkt teilweise wie ein sachlich gehaltener Tatsachenbericht, was durch die Einstreuung historischer Briefe unterstützt wird. Und doch entwickelt es eine albtraumhafte Sogwirkung. Es wird nichts beschönigt, nur die kalte, harte Realität dargelegt. Und gerade das hat mich letztenendes mitten ins Herz getroffen.

Aus diesem geschilderten Albtraum gibt es keine Entkommen, kein Happyend, ebenso wenig wie es das für die Menschen der damaligen Zeit gab.

Fazit:
Ein Stück Weltgeschichte, unbeschönigt und doch oder gerade deshalb lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere