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Veröffentlicht am 20.10.2021

Verliert sich unterwegs so ein bisschen...

Becoming Elektra
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Der Einstieg in diese dystopisch angehauchte Welt gelingt problemlos. Dazu trägt wohl nicht zuletzt auch der wahnsinnig angenehme Schreibstil des Autors bei. Das Buch hat sich sehr schnell und flüssig ...

Der Einstieg in diese dystopisch angehauchte Welt gelingt problemlos. Dazu trägt wohl nicht zuletzt auch der wahnsinnig angenehme Schreibstil des Autors bei. Das Buch hat sich sehr schnell und flüssig lesen lassen, die einzelnen Szenen war bildhaft und detailliert dargestellt und ließen sich leicht vor Augen führen. Christian Handel erzählt sehr temporeich, fast schon rasant und hält sich nicht an Kleinigkeiten auf. Die Atmosphäre, die dabei erzeugt wird, ist abwechslungsreich, packend und definitiv spannungsgeladen. Oftmals musste ich mich regelrecht zwingen, das Buch dann nach dem entsprechenden Abschnitt aus den Händen zu legen; einfach weil man stets animiert wird, weiter und weiter zu lesen. Und obwohl die Thematik etwas „anspruchsvoller“ ist, gab es doch keinen Moment, in dem das Verständnis fehlte. Für mich war der Stil und die Erzählweise der Zielgruppe für diesen Roman angepasst, ohne zu kindlich und einfach zu wirken. So konnte auch ich, die besagter Zielgruppe längst entwachsen ist, wunderbar mitfühlen und mich mitreißen lassen.
Die Gliederung, in Form von recht kurzen Kapiteln aus Isabel’s Sicht, spenden zusätzliche Kurzweiligkeit und fliegen mitsamt den Seiten nur so dahin. Mir gefiel auch die Tatsache, dass wir direkt aus der Ich-Perspektive lesen und so durch Isabel’s Augen blicken, denn das brachte sie uns näher und spielte der Handlung und dem Mitfiebern in die Karten.

Isabel selbst ist als Charakter, absolut sympathisch und liebenswert, wenn auch etwas durchschnittlich. Zwar wurde ihr mittels einer eingehenden Vergangenheit und viel Aufmerksamkeit einiges an Tiefgang verpasst, doch so recht abheben wollte sie sich dennoch nicht. Heißt aber nicht automatisch das ich sie nicht gern begleitete; im Gegenteil! Ich mochte die junge Frau sehr gern und fieberte und fühlte gleichermaßen mit ihr mit. Irgendwie hatte ich auch einfach Mitleid mit ihr, immerhin wird sie von jetzt auf gleich aus ihrem Leben gerissen und soll das einer völlig Fremden übernehmen. Und für das, das sie viel zu wenig Infos bekommt, macht sie das nicht mal wirklich schlecht. Es fiel mir aber alles in allem recht schwer, mich in Isabel so richtig hineinzuversetzen, immerhin war sie lediglich der Klon von Elektra; stieß aber auf ziemlich wenig Komplikationen. Einerseits freut man sich mit ihr, dass alles so reibungslos verläuft; andererseits kauft man es ihr bzw. der Geschichte nicht 100% ab. Nichts desto trotz emfand ich Isabel als eine gute Besetzung; mit der man die Geschichte gern durchlebt und deren Handlungen und Gedankengänge zumeist nachvollziehbar und glaubhaft ausfielen. Sie wirkte authentisch, auf ihre eigene Art und Weise und ihre Gefühle am eigenen Leib zu spüren, war auch nicht allzu schwer. Sie öffnete sich nach und nach und fand Personen, denen sie ihr Vertrauen schenkte und wirkte allgemein immer bedachter und weniger naiv. In ihr kämpfen eben auch mehrere Gefühlslagen, was in Anbetracht ihrer Situation nur verständlich war. Manchmal leistete sie erstaunlichen Widerstand und bewies damit Mut; dann wiederum kam die Angst an die Oberfläche – Angst um ihre Liebsten, um sich selbst. Aber manchmal, da schien sie Elektra’s Leben regelrecht verinnerlicht zu haben. Man merkt also: Isabel war vielschichtig und teilweise etwas flatterhaft; aber eben auch echt. Trotzdem fehlte mir bis zuletzt die Entwicklung – zumindest eine kleine Wandlung. Liest man den Klappentext, erwartet man einfach mehr von dem Klon, der plötzlich jemand anderes spielen soll.
Andere Hauptfiguren gab es in dieser Hinsicht nicht; jedoch kämpfen einige um die begehrten Rollen. Mir gefiel die Ausarbeitung der anderen Charakteren wirklich gut. Es gab eine große Bandbreite an undurchsichtigen Personen, an fragwürdigen Gestalten und auch einigen Sympathieträger. Ich konnte allerdings bis zuletzt nicht sagen, wer nur eine Maske trägt und wer es ehrlich mit Isabel meinte und das sorgte für eine Menge Spannung. Nicht jeder ließ sich nicht in die Karten schauen; aber der Großteil überzeugte! Aber auch die Antagonisten lieferten ganz schön Zündstoff. Was gingen mir gewisse Figuren auf die Nerven? An Herzlosigkeit und Eiseskälte kaum zu überbieten. Also in Sachen Darstellung und Vielfalt gibt’s nichts zu meckern – stattdessen ein großes Lob an den Autor.

Wo ich noch deutlich Luft nach oben sah, war in Bezug auf die Handlung. Die Idee, die der Klappentext verspricht, klang großartig und ich stellte mich auf einen undurchsichtigen, wendungsreichen Science Fiction Thriller ein, der sich mit dem Thema Klone beschäftigt und eben jenes auch ausführlich behandelt – vielleicht auch den Finger in eine gesellschaftliche Kritik legt. Doch der Einstieg versprach das auch noch ganz deutlich: ich kam wahnsinnig gut in die Geschichte rein, fand es interessant, wie die Klone, also Besitztümer von jemandem, der genug Geld hat, ihren Alltag bestreiten. Doch kaum soll Isabel Elektra’s Leben übernehmen, geht es schon rapide bergab mit der Innovation. Die ganze Sache mit den Klonen verläuft sich immer mehr im Sand und scheint allgemein nur Mittel zum Zweck gewesen zu sein, um Isabel irgendwie in Elektra’s Rolle gedrückt zu bekommen. Denn hat die Protagonistin erstmal „die Freiheit“ betreten, erfährt man zu den anderen Klonen und der Thematik allgemein, nichts mehr. Ich hätte mir viel tiefere Einblicke gewünscht mit mehr Hintergrund-Informationen und mehr Messages. Doch obwohl es immer wieder aufkommt, waren auch die Elemente nur dafür da, um die Geschichte am Laufen zu halten.
Versteht mich nicht falsch: ich fand es durchaus spannend; aber auf einer eher gewöhnlichen Ebene. Es kamen kaum frische Elemente ins Spiel und die Handlung verläuft, besonders im Mittelteil eher träge und es passiert sehr wenig. Da wäre doch jede Menge Raum gewesen, um näher auf die Grundidee einzugehen? Das Geschehen ist über weite Strecken sehr jugendbuch-typisch; die Thrillerelemente zeigen sich auch nur dann, wenn man sie zwingend braucht und ich hätte mir so viel mehr von der Handlung versprochen als nur ein stereotypischer Jugendroman mit gewissen Thriller-Aspekten. Die Überraschungen waren zu gering gesäht und daher gab es auch nur wenige Wendungen.
Durch die Kurzweiligkeit des Schreibstils und der allgemeinen Grundspannung (immerhin will man wissen, wer Elektra’s Mörder ist), wurde es zwar nie langweilig, doch der Wow-Effekt blieb gänzlich aus. Der drückte sich höchstens in den paar wenigen dystopisch-angehauchten Passagen aus, in denen sich zeigte, zu was die Technik im Jahre 2083 fähig sein könnte. Denn gerade die luden sogar stellenweise zum Träumen ein und waren sehr schön dargestellt. Trug aber eher nicht dazu bei, dass es temporeicher wird.
Das Ende, bzw. die Auflösungen, enttäuschten mich dann schlussendlich auch auf ganzer Linie. Der eine Schlüsselpunkt war überraschend vernichtend; spannungsloser lässt sich solch ein Plot sicher nicht auflösen.. der andere recht vorhersehbar daher. Lediglich das Tempo, das vom Autor dann doch noch endlich angezogen wurde, beeindruckte mich. Man rauschte ja bereits allgemein sehr durch die Geschichte; doch gen Ende überschlugen sich die Ereignisse nochmal auf ganz anderem Niveau und die Spannung war, trotz Vorhersehbarkeit, regelrecht greifbar. Manchmal ist es einfach nicht wichtig, wie etwas endet – sondern wie das Ende verpackt ist. Hier war es so ein Mittelding – einerseits enttäuschte mich der Schluss, andererseits fand ich ihn doch sehr schön ausgearbeitet und toll erzählt; egal wie „bekannt“ die Auflösung auch sein mag.
Allerdings mag ich noch fix was zum Epilog sagen: Das Buch wurde damals als Einzelband angekündigt und angepriesen. Jetzt kommt offensichtlich ein zweiter Teil dazu raus, was aber scheinbar nicht von langer Hand geplant war. Der Epilog allerdings wirft so viele Fragen auf, dass ich mich frage, wie das als alleinstehendes Buch hätte funktionieren sollen? Es bleibt so unglaublich viel offen; vieles wurde schlicht nicht beantwortet und spätestens nach dem Epilog hätte ich mich doch sehr aufgeregt, so abgespeist worden zu sein. (der Gedanke, ob der Epilog nachträglich geändert worden ist, kam mir dabei übrigens auch. Aber das Buch steht seit ET bei mir. Kann also auch nicht sein)

FAZIT:
Alles in allem war „Becoming Elektra“ eine gute, teils spannungsgeladene Geschichte für Zwischendurch, die sich schnell weglesen lässt und durch vielschichtige Charaktere Spaß bereitet. Mehr aber nicht. Ich kann den ganzen Hype um dieses Buch ehrlich nicht nachvollziehen, weil für mich vieles unstimmig ist. Die großartige Idee verläuft sich im Sand und wird zum altbekannten All-Age-Thriller mit ein paar wenigen, innovativen Ideen, die jedoch nur für die Atmosphäre da sind und nicht um die Handlung voran zu treiben. Auch das Ende war mehr enttäuschend als gelungen und der zweite Epilog warf viel zu viele Fragen auf. Es war ehrlich kein schlechtes Buch, aber deutlich weniger überraschend und innovativer als erhofft und erwartet. Nette, kurzweilige Unterhaltung – falls wer danach sucht; der ist hier richtig!

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Veröffentlicht am 20.10.2021

New Orleans trifft auf große Gefühle

Love is Loud – Ich höre nur dich
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Dadurch, dass ich den Stil der Autorin bereits kannte, war es keine große Überraschung, dass ich von jetzt auf gleich in die Geschichte hineingezogen und nach New Orleans katapultiert wurde. Dabei liest ...

Dadurch, dass ich den Stil der Autorin bereits kannte, war es keine große Überraschung, dass ich von jetzt auf gleich in die Geschichte hineingezogen und nach New Orleans katapultiert wurde. Dabei liest sich das Buch unheimlich leicht und schnell, verliert aber zu keiner Sekunde an Gefühl. Die Stimmung ist durchweg mitreißend, der Humor perfekt mit der Handlung verflochten und wirkt natürlich und überhaupt nicht gestellt. Ich konnte herzlich über Hugo lachen, aber genau so mit allen Beteiligten mitfiebern und mitleiden. Eine gelungene Mischung, bei der die Spannung nicht vom Humor zunichte gemacht wird. Doch ganz besonders positiv hallt die Atmosphäre in mir nach. Ich war noch nie in New Orleans, aber so wie Kathinka Engel davon schreibt und erzählt, ist es ein Ort, den ich unbedingt mal besuchen möchte. Die Lebendigkeit der Stadt und die einzigartigen Vibes, die dort herrschen, nahmen mich von der ersten Seite an komplett ein und verzauberten mich regelrecht. Unglaublich gut gemacht und ein wahres Highlight an der Geschichte.
Die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Sichten sagte mir auch zu. Die Kapitel sind abwechselnd aus Franziska’s und Lincoln’s Perspektive erzählt und vom Umfang her eher gering, sodass der Zwang, doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen (sind ja schließlich kurz und knackig) jedes Mal deutlich spürbar war. Gefiel mir sehr und brachte uns beide Protagonisten nochmal ein gutes Stück näher.

Apropos Licoln und Franzi. Bleiben wir doch direkt mal bei den beiden Hauptfiguren. Wir lernen zunächst erstmal Franziska kennen und erfahren einiges über ihre aktuelle Situation und ihre Lebensumstände. Obwohl sie interessant verpackt sind, war es erstmal nichts, was man nicht schon kannte. Doch die Art, wie sie auftrat und ihre gesamte Ausstrahlung schaffte es, mich sofort für sie zu gewinnen. Sie ist ein sehr strukturierter Mensch, geordnet mit einer glasklaren Vorstellung ihrer Zukunft. Doch dabei bleibt es nicht, denn New Orleans, die Einheimischen, Hugo und vor allem Lincoln bringen ihre Pläne ganz schön durcheinander. Dabei wird einem Franzi immer sympathischer. Nicht, dass sie das nicht von Anfang an gewesen ist; aber sie wirkt zunehmend greifbarer, lebendiger und einfach authentischer. Die Entwicklung, die sie dabei an den Tag legt, ist beeindruckend wie subtil gleichermaßen. Nichts wirkt übertrieben; jeder neu entdeckte Charakterzug genau dort, wo er hingehörte. SIe besaß eine Menge Humor, konnte sich für Kleinigkeiten begeistern und catchte mich mit ihrer weichen Seite. Für mein Geschmack war sie eine wirklich tolle, lebensechte Hauptfigur, die eine große Bereicherung für die Geschichte darstellt. Darüber hinaus glänzte sie auch durch Eigenschaften wie Loyalität, Großherzigkeit und Empathie.
Lincoln hatte es ein klein wenig schwerer. Er erschien mir zunächst recht distanziert und es hat gedauert, bis ich den Zugang zu ihm gefunden hatte. War das bewerkstelligt, so fühlte ich mich ihm immer näher. Im Gegensatz zu Franziska, die vielleicht eine Spur mehr Tiefgang vertragen hätte, gab es davon bei Lincoln jede Menge. Seine schwere Vergangenheit lastete schwer auf seinen Schultern und man spürte dies in jeder Faser seines Tuns und Handelns. Trotzdem wirkte er keineswegs gebrochen, sondern besaß Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Es war äußerst realistisch dargestellt, wie er mit der Situation umging und wie er stets sein Bestes gab – zumindest das, was er für das Beste hielt; auch wenn andere das vielleicht anders sahen.
Lincoln war, in meinen Augen, nicht der typische Protagonist; nicht der allseits bekannte heiße Kerl. Aber durch Greifbarkeit und seiner Großherzigkeit wurde er um so vieles schöner; auch optisch. (macht das Sinn?) Jedenfalls war er und sein Leben allgemein mal was völlig Neues und machte die ganze Geschichte um so vieles interessanter und spannender. Ein toller Protagonist auf jeden Fall, der einfach ein bisschen Zeit braucht, um all seinen Charme zu entfalten und mich erst nach ein paar Kapiteln komplett für sich gewinnen konnte.
Randfiguren gab es auch so einige, und jeder löste komplett unterschiedliche Emotionen in mir hervor. Den ersten liebte ich heiß und innig, den zweiten verachtete ich von Grund auf und den dritten schätzte ich komplett falsch ein. Es machte unheimlichen Spaß, sie alle kennenzulernen und auch wenn nicht jeder auf Verständnis bzw. Sympathie traf, tat doch jeder sein Bestes, die Geschichte abwechslungsreich zu gestalten. Ein besonderes Lob geht an Hugo, den ich ehrlich nicht ab konnte, nur um dann zu merken, dass es der wohl tollste Nebencharakter war, dem ich jemals begegnen durfte. Gut gemacht, liebe Autorin! Die Vielfalt war eindeutig ein Segen für den Roman.

Der Einstieg ist bewusst leicht gehalten. Wir setzen, zusammen mit der Portagonistin, den ersten Fuß auf den Boden New Orleans und können die Stadt so nach und nach an der Seite von Franzi kennenlernen und erleben. Mir gefiel dieser Startpunkt wirklich sehr, weil man zunächst noch keine Ahnung hat, was einen wohl noch erwarten könnte. Es ist ein eher ruhiger Einstieg, der einige Infos vermittelt; aufklärt, was Franzi überhaupt am anderen Ende der Welt macht und einfach erste Einblicke in diesen bunten Flecken Erde gibt. Auch Lincoln’s Einstiegspart ist bewusst eher zurückhaltend, wenig spektakulär und eine somit eine gute Möglichkeit, ihn kennen zu lernen.
Als die beiden Portagonisten dann zusammentreffen, geht’s so richtig los. Es tun sich erste Geheimnisse auf und man merkt, dass beide noch einiges vor dem anderen verbergen. Die Liebesgeschichte, die hier, logischerweise, im Vordergrund steht, ist eine Mischung aus schnell und langsam. Einerseits wirken die Geschehnisse sehr nah beieinander, und doch könnte ich nicht sagen, dass es zu schnell ging. Es war ein angenehmes Tempo, lebte viel von der Wohlfühl-Atmosphäre und obwohl mir recht schnell klar war, was Lincoln so eifrig zu verbergen versuchte, blieb es doch spannend. Es fällt mir etwas schwer, zu beschreiben, wie mir die Idee und die dazugehörige Umsetzung gefiel, weil in meinem Kopf sehr viel Chaos herrscht. Die Idee ist großartig und einfallsreich. Vor allem deshalb, weil Franzi kein Au Pair ist und auch keine Austauschschülerin oder Studentin – sie macht ein sozialen Jahr und muss sich dabei um einen mürrischen alten Mann kümmern. Das versprach schon ziemlich viel Zündstoff. Und den gab’s auch – bis die Fassade bröckelt und klar wird, dass nicht alles so ist, wie es scheint.
So war auch die Umsetzung keineswegs schlecht, sondern überzeugte durch eine tolle Stimmung, viel Humor und einigen schwermütigen Passagen. Aber obwohl mir die New Orleans-Vibes so positiv auffielen, war es doch keine Story, die mich komplett umhauen konnte. Ein wenig mehr Spannung und mehr bleibende Eindrücke wären sicher nicht verkehrt gewesen. Trotzdem konnten mich Lincoln und Franzi gefühlsmäßig fesseln und ich fieberte problemlos mit ihnen mit. Das vorherrschende Thema Musik war toll ins Geschehen eingewoben und ließ mich manchmal ein wenig wehmütig in Erinnerungen an die schönen Zeiten, in denen man noch in Bars gehen konnte, schwelgen. Allgemein gab es aber keine große Überraschungen. Auch Wendungen sucht man, bis kurz vor knapp, vergeblich.
Dann kam das Ende. Ein Ende, das man als durchaus turbulent bezeichnen kann, denn es geschieht innerhalb kürzester Zeit sehr viel. Sowohl bei Lincoln als auch bei Franzi gab es plötzlich Probleme und, oh Wunder, ihre Liebe stand von jetzt auch gleich auf der Kippe. Mir gefielen diese Szenen sehr gut, weil sie endlich Tempo in die Geschichte brachten und mitrissen. Selbst wenn man die Auflösung kommen sieht, macht es doch Spaß, weil sich Kathinka Engel noch den ein oder anderen Punkt einfallen ließ, um wirklich jeden überraschen zu können. Plötzlich schien doch nicht mehr alles so klar, wie man vielleicht lange annahm. Zumindest mir erging es so. Das Ende hätte also gut und gern noch ein bisschen mehr Raum einnehmen können; aber an sich war es toll ausgearbeitet und umgesetzt und tröstete über so manchen, zuvor entstandenen Kritikpunkt hinweg.


FAZIT:
„Love is loud“ von Kathinka Engel ist ein unterhaltsamer, atmosphärischer New Adult Roman, der einem ein paar schöne Lesestunden bescheren konnte. Besonders das Setting beeindruckte mich zutiefst und konnte mich für ein paar Stunden ins weit entfernte New Orleans entführen. Franzi und Lincoln tun auch alles, um die Geschichte voran zu treiben. Beide Figuren sind sympathisch und gerade der männliche Protagonist sticht mal aus der Masse an bekannten Charakteren heraus. Für mich fehlte es allerdings ein wenig an überraschenden Wendungen und einer etwas undurchsichtigeren Storyline. Vieles sah man schon kommen; und obwohl selbst die Szenen toll umgesetzt wurden, bleibt eine kleine Enttäuschung zurück. Trotzdem ein schönes Buch mit tiefen Emotionen, einer gehörigen Portion Humor und viel thematisierter Musik. Noch ein Punkt, der für die Story spricht.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ich versteh nicht, wo der Hype herkommt..

Spark (Die Elite 1)
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Die dystopische Welt, die wir hier betreten, ist eigentlich gar nicht so weit entfernt von der unseren. Zumindest von den Begebenheiten unterscheidet sich die Zukunft kaum von der heutigen Zeit. Die Technik ...

Die dystopische Welt, die wir hier betreten, ist eigentlich gar nicht so weit entfernt von der unseren. Zumindest von den Begebenheiten unterscheidet sich die Zukunft kaum von der heutigen Zeit. Die Technik etc. scheint kaum weiterentwickelt zu sein, im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen und auch die Städte und Regierungsformationen findet man auch im Jahr 2020 schon genau so oder so ähnlich vor. Sicher, manches ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber keineswegs zu abgehoben, um wirklich einmal so zu sein. Dafür hat die Autorin einiges an Magie einfließen lassen und so einige interessante Elemente eingebaut, die dafür sorgen, dass die Handlung anregend bleibt. Schon der Einstieg in die Geschichte gelingt wunderbar leicht und man kann dem Geschehen, als Leser, problemlos folgen. Durch die Tatsache, dass wir erst einmal ein wenig Zeit bekommen, Malia kennenzulernen, beginnt dieser Auftakt noch verhältnismäßig ruhig, aber keineswegs langweilig. Malia zu ihrem Gentest zu begleiten, lässt uns gleich tief in den weiteren Verlauf des Buches blicken. Leider stellt sich dann aber doch recht schnell Ruhe ein und alles wirkt ein wenig in die Länge gezogen. Obwohl der Einstieg so vielversprechend schien, kamen dann doch sehr viele stereotypische Passagen, bekannte Elemente und ich verlor nach und nach ein wenig das Interesse an dem, was geschah. Besonders im mittleren Bereich wiederholten sich die Geschehnisse zum Tel und es war wenig spannend. Zwar keimte immer wieder kurz ein Spannungsfunke auf; besonders in Hinblick auf die Undurchsichtigkeit eines bestimmten Charakters, doch verglommen die stets recht schnell wieder. Sehr schade, ich bin mir sicher, da hätte man mehr rausholen können.
So wie zum Beispiel zum Ende hin. Die gesamte Handlung nahm noch einmal Fahrt auf und es kam zu der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Vivien Summer hat das Finale dieses ersten Bandes sehr schön insziniert, denn auch wenn vieles wieder sehr bekannt wirkte, schaffte sie es doch, mich an die letzte Stunde zu fesseln. Es gab Spannung, Action, überraschende Wendungen und einen Cliffhanger, der mich persönlich dazu animiert, dem zweiten Band auf jeden Fall noch eine Chance zu geben.

Malia als Hauptfigur passt soweit ganz gut in die Geschichte. Sie ist sympathisch, liebenswert und es fällt einem nicht schwer, mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen. Sie ist loyal und hilfbereit, ehrgeizig und mutig. Besonders in Hinblick auf ihre Familie gefiel sie mir umheimlich gut. Leider legt sie aber auch eine gewisse Naivität und Gutgläubigkeit an den Tag, was es stellenweise etwas schwer macht, sich so richtig mit ihr zu identifizieren. Ich hätte mir eine deutlichere, hervorstechendere Entwicklung gewünscht, sodass sie zwar am Ende immer noch Malia ist, aber eben reifer und in gewisser Form auch klüger. Nichts desto trotz waren ihre Handlungen und Gedankengänge in den meisten Fällen absolut doch nachvollziehbar und sie im allgemeinen eine liebenswürdige Persönlichkeit.
Anders verhielt es sich bei Chris. Er war zwar auf seine eigene Art und Weise interessant und der einzige Charakter, der eine gewisse Undurchsichtigkeit an den Tag legt, doch so richtig erreichen konnte er mich nicht. Sein Verhalten wollte mir nicht immer einleuchtend und das Hin und Her, das nicht nachvollziehbar war, steigerte die Distanz, die ohnehin zwischen uns herrschte, nur noch mehr. Er wurde als der talentierte Ausbilder beschrieben, verhielt sich aber zumeist wie ein pubertärer Jungspund, der selbst nicht weiß, was er will.
Dadurch blieb auch die Lovestory, die sich hier einen recht großen Platz in der Geschichte reservierte, eher blass und erreichte mich gefühlsmäßig nicht sonderlich. Da hätte mehr passieren sollen, um so richtig mitzufühlen und mitzuleiden zu können.
Nebenfiguren, sofern sie überhaupt eine etwas tragendere Rolle spielten, waren ausreichend ausgearbeitet und größtenteils detailliert genug dargestellt, um sich ein Bild von ihnen machen zu können. Wie so oft war es dann einer der Nebenfiguren, der sich zu meinem Favorit mauserte und das wiederum spricht ja dann auch dafür, dass die Nebenrollen gut besetzt waren.

Zum Schreibstil lässt sich im Allgemeinen nicht besonders viel sagen. Das Buch hat sich wunderbar lesen/hören lassen und wie oben bereits erwähnt, trifft man auf keinerlei Verständnisprobleme. Allerdings hebt sich der Stil auch nicht großartig von anderen ab, sondern wirkt sehr alltäglich und normal. Vivien Summer hat es dennoch geschafft, mir die Szenen bildhaft vor Augen zu führen und mich mit der erschaffenen Atmosphäre, die ohne jeden Zweifel spürbar ist, zu erreichen.
Die Gliederung, in Form der recht kurzen, aber knackigen Kapitel spricht ebenfalls für die Autorin. Da die Geschichte rein aus Malia’s Sicht erzählt wird, bleiben die anderen Figuren eher undurchsichtig, was ich in diesem Fall aber wesentlich positiver wie negativer empfand. Die Spannung blieb dadurch aufrecht erhalten und als Leser fragte man sich ständig, was den anderen Figuren bei ihren Handlungen wohl durch den Kopf ging.
Weitaus mehr Lob gibt’s dafür für die Sprecherin Lydia Herms. Sie liest die Geschichte sehr einnehmend, abwechslungsreich und authentisch. Ihre Stimmfarbe ist extrem angenehm und ihre Art zu Sprechen sehr zugänglich. Ich mochte die verschiedenen Tempi genau so wie die verschiedenen Spannungsgrade, die sie sehr deutlich herausgelesen hat. Damit hat sie, meiner Meinung, der Geschichte jede Menge Gutes getan und ihr zusätzliches Leben eingehaucht.

FAZIT:
Der erste Band der Elite-Reihe „Spark“ von Vivien Summer ist eine gelungene, unterhaltsame und zum Teil magische Geschichte. Trotz einiger stereotypischer Elemente und eines bekannten Aufbaus kann die Handlung, vor allem zum Beginn und gen Ende durchaus überzeugen. Leider wurde ich weder mit dem Hauptcharakter Chris noch mit der Liebesgeschichte so richtig warm, was dem Ganzen ein wenig den Wind aus den Segeln nahm. Dennoch kann ich mir, nicht zuletzt wegen des Cliffhangers an Ende, durchaus vorstellen, dass mich Band 2 mehr begeistern kann – versuchen werde ich es auf alle Fälle. Falls ihr gern dystopische Fantasy-Geschichten lest und auch mal über ein wenig „Standard“ hinwegsehen könnt, könnt ihr ruhig mal einen Blick auf diesen Auftakt werfen.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Keine Neuerfindung des Rads aber doch sehr unterhaltsam

Finde mich. Jetzt (Finde-mich-Reihe 1)
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Kathinka Engel hat einen sehr leichten, alltäglichen Schreibstil, der sich wunderbar schnell und flüssig lesen (und hören) lässt. Sie verwendet eine einfache, verständliche Sprache und erzählt mit jugendlicher ...

Kathinka Engel hat einen sehr leichten, alltäglichen Schreibstil, der sich wunderbar schnell und flüssig lesen (und hören) lässt. Sie verwendet eine einfache, verständliche Sprache und erzählt mit jugendlicher Leichtigkeit sehr gefühlvoll, bildhaft und greifbar. Es fiel mir als Leser weder schwer, mir die Charaktere und Settings vorzustellen, noch mit besagten Charakteren mitzufühlen. Die Gliederung in zwei verschiedene Perspektiven bringen sie uns zudem auch nochmal deutlich näher und lassen uns ausgesprochen tief in die jeweiligen Gefühls,- und Gedankenwelten blicken.
Ein weiterer Pluspunkt war die Aufteilung der beiden Sprecher; so übernimmt – wer hätte es gedacht – Dagmar Bittner den Part von Tamsin und Bastian Korff dementsprechend den von Rhys. Da mir die weibliche Stimme bereits aus anderen Hörbüchern bekannt war, war es keine große Überraschung, dass sie einen tollen Job macht. Obwohl es hier manchmal ein wenig ins „Säuseln“ abdriftet, was stellenweise etwas anstrengend wirkt. Dagegen überzeugt der männliche Sprecher auf ganzer Linie. Seine Stimmlage ist äußerst angenehm, mitreißend und transportiert dazu die Emotionen noch enorm gut. Kurz um: beide Vorleser haben einen tollen Job gemacht, auch wenn Tamsin’s Parts teilweise ein wenig zu gestellt anmuteten.

(Bevor ich nun zu den Figuren ganz allgemein komme, möchte ich mal kurz über die Namensgebung meckern – also mehr SJM ging nicht, oder? Tamsin und Rhys? So wie Tamlin und Rhysand? Naja. Lassen wir das mal so stehen.) Sowohl Sprecher als auch Sprecherin verliehen den beiden Protagonisten also ihre ganz eigene Lebendigkeit und Dynamik. Doch auch charakterlich stechen Tamsin und Rhys heraus. Tamsin, die quirrlige junge Frau mit einer Menge Lebensfreude, Ausstrahlung und Energie begeistert durch authentisches, ehrliches Auftreten und nimmt den Leser schon während den ersten Seiten für sich ein. Sie mag vielleicht nicht die Außergewöhnlichkeit in Person sein, doch dank ihres Temperaments und ihrer sympathischen, einnehmenden Art überzeugt sie auf ganz alltägliche Weise. Ihre Gedankengänge und Handlungen sind in den meisten Fällen glaubhaft und nachvollziehbar; ihre Emotionen schön eingefangen und wiedergegeben und durch und durch realistisch. Manchmal erweckt sie den Eindruck, ein wenig blauäugig und naiv durchs Leben zu gehen, doch das lässt sich, in Anbetracht all ihrer anderen positiven Eigenschaften, verschmerzen.
Ganz anders wie viele andere New Adult Protagonisten ist Rhys. Rhys ist eigentlich das pure Gegenteil von allen anderen. Das Leben hinter Gittern, und das über Jahre hinweg, haben ihn das Vertrauen in die Menschen und die Welt ganz allgemein gekostet. Als er dann endlich in Freiheit kommt, ist er unbeholfen, wirkt fast ein bisschen weltfremd, ist alles andere als fehlerfrei und glänzt durch Unerfahrenheit. Ihm ist so vieles entgangen und man hat oft das Gefühl, einem 15-jährigen Teenager gegenüber zu stehen. Dabei ist er durchaus gewillt, alles richtig zu machen; sich alles zu erarbeiten, wonach er strebt. Er ist offen gegenüber der Welt und es ist wunderschön mit anzusehen, wie er sich entwickelt. Dabei gibt es aber immer noch diesen dezenten Bad Boy – Aspekt, der hin und wieder durchschimmert. Man will sich auch bei Gott nicht vorstellen, was man im Gefängnis alles erleben muss – wie man dort ÜBERleben muss. Kurz um: Rhys ist der Grund, warum diese Geschichte überhaupt funktioniert. Er ist ein äußerst interessanter Charakter, der für Spannung sorgt und den Leser an sich bindet und dementsprechend mitreißt. Man wünscht diesem jungen Mann von Herzen alles erdenklich Gute und man möchte um jeden Preis wissen, welche Entscheidungen er trifft und welche Fehler er macht und welche Aufwirkungen besagte Fehler auf sein weiterführendes Leben haben werden.
Andere Figuren, wie beispielsweise Malik und Zelda, die ja in Band 2 die Hauptrolle übernehmen, sind ausreichend interessant dargestellt, um auch ihre Geschichte kennenlernen und erleben zu wollen. Vor allem Zelda ist eine wunderbare Persönlichkeit, die ihren Charme versprüht und trotzdem genügend Tiefgang verpasst bekam, um greifbar und authentisch zu sein. Auch sie hat, genau so wie all die anderen Charaktere, ihr Päckchen zu tragen und eben jenes Päckchen macht sie interessant und in gewisser Weise sogar vielschichtig. Keiner sticht immens aus der Masse an Figuren in solchen Romanen heraus, doch die Sympathie und das Interesse an ihnen stand definitiv auf ihrer Seite; und das ist schließlich das, was zählt.

Die Idee hinter diesem Roman ist vielversprechend. Es macht eine Menge Spaß, Tamsin auf ihrer Reise in ihr neues Leben zu begleiten und auch Rhys‘ Leben ist von interessanten Elemente gesäumt. Das Potential war definitiv da, ebenso wie auch die allgemein interessante Kombination aus zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die war es letztlich wohl auch, die so unterhalten und in gewisser Weise sogar mitreißen kann. Der allgemeine Aufbau ist allerdings eher 0-8-15 und deshalb enorm vorhersehbar. Kathinka Engel bedient sich in Sachen Abhandlung an einigen sehr bekannten, um nicht zu sagen, ausgelutschten Bausteinen und erzeugt so eine mehr als klischeehafte Storyline. Das typische Muster, in das diese eigentlich so vielversprechende Beziehung, hineingepresst wurde, ist derart typisch für New Adult, dass es beinahe weh tut. Schon der erste Satz, in dem Tamsin ihre Koffer packt, weil sie es mit ihren Eltern nicht mehr aushält, verursacht regelrecht Bauchschmerzen. Das Kennenlernen mit Rhys ist zwar keine Überraschung gewesen, doch alles in allem sehr schön ausgearbeitet und in Szene gesetzt, So verhält es sich eigentlich mit allen Parts des Buches – im Großen und Ganzen ergibt es eine banale Story nach dem bekannten Schema (Mädchen zieht weg zum studieren, lernt mysteriösen Kerl kennen, sie verlieben sich; das große Drama folgt, ehe alles wieder gut wird). Doch betrachtet man mal jede Szene für sich, wird das Talent der Autorin doch deutlich. Jede Szene ist sehr schön geschrieben, abwechslungsreich ausgearbeitet und interessant zu verfolgen. Das war auch der springende Punkt: wäre das nicht so gewesen, hätte es niemals dieses Gefühl von Unterhaltung gegeben. Denn trotz der ganzen Kritik, ließ sich die Geschichte binnen zwei Tagen komplett durchhören und ich war, trotz allem Gemecker, beinah durchgehend gefesselt (auch wenn die Augenroll-Momente nicht ausblieben).
Das Ende war dann noch einmal mit ein wenig mehr Spannung gespickt und dementsprechend etwas rasanter, als der Rest des Romans. Es gibt zwar keine umwerfenden Überraschungen oder super unvorhersehbare Wendungen, doch die Art und Weise, wie die Autorin die Geschichte beendet, sprach doch für sich. Es war emotional wie mitreißend, wieder schön insziniert und dargestellt und rundete alles gänzlich ab. Außerdem keimt während den gesamten 432 Seiten immer mehr die Neugier auf Zelda’s und Malik’s Geschichte auf – was man auch nicht unerwähnt lassen sollte.

FAZIT:
Der Auftakt der „Finde mich – Reihe“ von Kathinka Engel ist eine süße, nette Unterhaltung für zwischendurch. Nicht perfekt, nicht super überraschend und auch nichts, was man nicht schon etliche Male gelesen hätte; aber gleichzeitig doch irgendwie mitreißend und fesselnd. Besonders gut gefiel mir hier, dass endlich mal der weibliche Part mehr Erfahrung hat und dementsprechend dem männlichen Protagonisten anleitet. Das hat dem klischeehaften Aufbau doch deutlich in die Karten gespielt und lässt so manches Augenrollen ein bisschen verblassen. Ich jedenfalls freue mich auf Band 2 der Trilogie und hoffe auf ein bisschen weniger Vorhersehbarkeit und mehr Überraschungen – und wenn es das nicht gibt; dann hab ich zumindest wieder einige schöne Lese, – oder Hörstunden.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Eine kleine Steigerung zu Band 1

Silber – Das zweite Buch der Träume
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Das Wiedersehen mit Liv bereitet überraschend viel Freude. Sie ist so herrlich normal und bodenständig; immer noch ein bisschen zu naiv und kindlich für ihr Alter aber eben so immer noch ein Segen für ...

Das Wiedersehen mit Liv bereitet überraschend viel Freude. Sie ist so herrlich normal und bodenständig; immer noch ein bisschen zu naiv und kindlich für ihr Alter aber eben so immer noch ein Segen für die Geschichte. Sie sprüht nur so vor Lebendigkeit, wirkt authentisch und hat manchmal die dümmsten Ideen. Charmant verpackt leistet sie sich also den ein oder anderen Fauxpas und bringt den Leser damit immer wieder zum Schmunzeln. So lässt sich zwar nicht jede Handlung komplett nachvollziehen, lässt sich aber am Ende doch durch ihre Eigenheit erklären. Mit ihr mitzufiebern ist wunderbar leicht; man nimmt den Draht, den man in Band 1 schon zu ihr aufgebaut hat, einfach wieder auf und verspürt die identischen Gefühle ihr gegenüber, wie man es bereits kennt. Liv ist manchmal vorlaut, manchmal frech, manchmal unreif und manchmal ein wenig schwer von Begriff – sie ist in so mancher Hinsicht unerfahren, kann durchaus mal an den Nerven des Lesers zerren, aber am Ende ist man ihr nie böse; weil sie einfach so liebenswert und greifbar rüber kommt.
Mia, Liv’s kleine Schwester, übernimmt hier in diesem zweiten Band eine weitere Hauptrolle. So lernen wir das Mädchen noch ausgiebiger, noch intensiven und noch tiefgründiger kennen. Kerstin Gier brachte noch eine interessante, humorvolle Fakten zu Mia mit ein und hielt so die Spannung aufrecht. Mia ist eine zuckersüße Persönlichkeit, die definitiv ihre Eigenheiten hat, aber dadurch nicht weniger liebenswert wirkt. Allein ihre Liebe zu Sherlock Holmes und der Detektiv-Arbeit ganz allgemein lassen sie schon unglaublich sympathisch werden. Kurz um: man fiebert hier in dieser Fortsetzung mindestens genau so sehr mit Mia mit, wie man es mit Liv tut.
Weitere Charaktere gibt es natürlich auch wieder – und zwar einige. Von den beiden Stiefgeschwistern der Mädchen, über Mitschüler bishin zu Freunden, Feinden und lästigen Stief-Familienmitglieder. Ein jeder ist, wie schon im vorherigen Teil der Trilogie, ausreichend detaillreich und greifbar ausgearbeitet. Es gab sowohl die, die man prompt ins Herz schließt, die, die man von der ersten Sekunde gefressen hat und die, in denen man sich radikal getäuscht hat. Diese Undurchsichtigkeit, die der ein oder andere an den Tag legte, beeindruckte mich beinah mehr, als er ganze Rest des Buches – immerhin schafften es besagte Charaktere komplett, mich hinters Licht zu führen.

Zum Schreibstil von Kerstin Gier braucht man nun wirklich nicht mehr viele Worte verlieren. Wunderbar leicht, einfach und trotzdem bildhaft und atmosphärisch erzählt sie uns die Geschichte von Liv und ihrer Traumwelt und setzt dabei besonders Humor, Charme und Lebendigkeit. Selten konnte mich ein anderer Autor mit so einer Leichtigkeit einnehmen, wie es Kerstin Gier hier mal wieder gelingt. Und obwohl es sich nicht in Worte fassen lässt, was genau ihre Art und Weise eine Story zu transportieren, so besonders macht, empfinde ich ihre Bücher allein des Stils wegen schon immer als einzigartig.
Als Sahnehäubchen dient dann letztlich die Sprecherin. Simona Pahl macht wieder einen mega genialen Job – anders lässt es sich nicht beschreiben. Sie hat eine so angenehme Stimmfarbe, erzählt eindringlich und authentisch und verleiht mittels verschiedenen Stimmlagen jeder Situation die entsprechende Atmosphäre. Dabei bringt sie sowohl die düsteren Passagen perfekt rüber, als auch den Witz. Fand ein bisschen kindlich verstellt sie ihre Stimme, schenkt jedem Charakter eine Eigenheit und übertrifft sich von Kapitel zu Kapitel immer wieder selbst.

Die Geschichte schließt natürlich an den Vorgänger an – so sind die Begebenheiten die selben geblieben; ebenso wie Charaktere, Setting und Worldbuilding. Jedoch gab es in Band 1 bereits die Anfänge einer Grundstory, die sich auch hier durch dieses Buch zieht. Jedoch schafft es Kerstin Gier, dass Band 2 wie eine ganz neue Geschichte wirkt. Fast so, als wäre es ein neuer Fall, den es für Liv – aber dieses Mal auch für ihre kleine Schwester Mia – zu lösen gilt. Mittels bekannten Elementen, eingebaut in eine sehr erfrischende, charmante Storyline, schafft die Autorin diese heimelige Wohlfühl-Atmosphäre, aber eben gleichzeitig auch eine gewisse Portion Spannung. Dadurch, dass sich hier vieles um Mia dreht, die man als Leser ohnehin schon ins Herz schließen muss aufgrund ihrer zuckersüßen Art, fiebert man noch einmal deutlich intensiver mit, als man es aus dem ersten Teil kennt. Auch hier ist es wieder keine Handlung, die einen komplett vom Hocker reißt, aber sie weiß zu unterhalten und teilweise richtig zu fesseln. Selbst die ein oder andere Überraschung bleibt nicht aus. Besonders besagte Grundidee lässt den ein oder anderen Grusel-Moment entstehen und die Neugier des Lesers entfachen. Super unvorhersehbare Wendungen gibt es dabei nicht, aber das brauchte dieses Buch auch gar nicht, um zu funktionieren. Was es jedoch gebraucht hätte, wäre ein wenig mehr Tempo gewesen. Gerade im mittleren Teil der Geschichte kommt eine gewisse Ruhe auf – Ruhe, in der sich die Autorin viel mit dem Zwischenmenschlichen befasst und Liv’s Liebesleben thematisiert. Hätte man das ein wenig mehr „nebenbei“ einfließen lassen, wäre es sicher dynamischer gewesen. Aber man sollte auch bedenken, dass ich eigentlich schon sehr lange nicht mehr zur Zielgruppe gehöre und deshalb kann ich über solche kleinen Kritikpunkte durchaus hinwegsehen.
Gen Ende nahm die Geschwindigkeit aber zum Glück nochmal zu und mir gefiel, für welche Abwicklung sich Kerstin Gier entschied. Das zog diese Spannungsmomente nochmal ein wenig in die Länge, sodass man einfach mehr davon hatte. Gut gelöst und ein stimmiges Ende für diesen zweiten Band. Und tatsächlich auch mit einem kleinen Cliffhanger versehen, um möglichst schnell Band 3 und somit das große Finale der Trilogie lesen, oder besser gesagt hören, zu wollen.

FAZIT:
Ich tu mir immer schwer, meine Empfindungen zu Kerstin Gier’s Bücher in Worte zu packen, schlicht weil es stets so klingt, als hätte ich es nicht gemocht. Dem war allerdings nicht so – im Gegenteil! Band 2 dieser Trilogie überzeugt noch ein ganzes Stück mehr und lässt das Leserherz so manches Mal höher schlagen; und zwar nicht nur vor Spannung oder auch vor aufkommenden Gefühlen. Die Problematik mit der Protagonistin, ausgelöst durch ihre recht unreife, kindliche Art, blieb zwar bestehen, doch da sich hier auch vieles um Mia dreht, gleicht sich das beinah gänzlich aus. Von mir eine absolute Empfehlung, mit dem Vermerk, dass es eben eher ein jüngeres Publikum bedienen soll. Es kann aber, wie man sieht, auch die Erwachsenen wunderbar unterhalten.

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