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Veröffentlicht am 14.06.2020

Wunderbarer LGBT-Roman!

Royal Blue
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Um dieses Werk besonders wertzuschätzen und nicht nur die offensichtliche Storyline hervorzuheben, wollen wir in passender Art und Weise darüber schreiben. Die meisten Dialoge wurden in diesem Roman per ...

Um dieses Werk besonders wertzuschätzen und nicht nur die offensichtliche Storyline hervorzuheben, wollen wir in passender Art und Weise darüber schreiben. Die meisten Dialoge wurden in diesem Roman per Mail oder Textnachrichten verfasst, was die räumliche Distanz der Protagonisten Henry und Alex besonders deutlich machte. In diesem Sinne:

Von: troph@schizothekare.de

An: apos@schizothekare.de

Datum: 04.06.2020, 14:20Uhr

Betreff: Royal Blue

Herzallerliebste Lady Apos,

ich denke, es wird Zeit, dass wir uns mit unserem ersten „LGBT-Roman“ befassen. Ich war mir, wie du weißt, nicht sicher, ob dieser Roman denn etwas für uns ist. Der Hype auf Bookstagram war groß, aber die Aussicht auf eine Schmunzette ließ uns doch ein wenig zurückschrecken. Zum Glück haben wir uns aber dennoch mit diesem zauberhaften Werk befasst. Ich muss sagen, Alex und seine Art haben mich in Gänze überzeugt. Wie sieht es bei dir aus? Team Alex? Oder Team Henry? Muss man sich überhaupt entscheiden? Hmmm, eigentlich nicht, oder? Allerdings war ich von Seite 1 echt in Alex verliebt. Besonders mochte ich echt seine jähzornige, direkte Art, die aber nie irgendwie platt wirkte. Ich hatte extrem viel Spaß an seinem Fluchen und seiner doch herausragenden Intelligenz. Wie oft musste ich bei seinen Ausbrüchen wirklich lachen. Seine Entwicklung vom „Klatschspalten-Präsidentinnen-Sohn“ zu einer schillernden Person des Wahlkampfs und der „LGBT“-Bewegung war genial dargestellt und nie zu offensichtlich geformt. Ein Hoch auf den Schreibstil von Casey McQuiston. Sie hat es wirklich geschafft, ohne „Ich-Perspektive“ eine besondere Nähe zum erzählenden Charakter zu zeichnen. Ich könnte jetzt noch ins weitere Schwärmen geraten, bin aber echt interessiert daran, was du denn sagst?! Auch zur Story…die hab ich während des Schreibens nun gänzlich aus den Augen verloren, aber das kennst du ja nicht anders von mir.

Bin gespannt. XOXO, Troph



Von: apos@schizothekare.de

An: troph@schizothekare.de

Datum: 05.06.2020, 17:09 Uhr

Betreff: Re: Royal Blue

Horido Troph,

ich weiß was du meinst, ich hatte sehr, sehr lange gezögert bis ich zugestimmt habe, dieses Buch zu lesen. Am Ende hatte mich das im Klappentext beschriebene Setting überzeugt. Ich mein sind wir mal ehrlich: der Sohn der Präsidentin hasst den einen britischen Prinzen und um den Schein zu wahren, folgen wir einer diplomatischen Etikette. In meiner Vorstellung ein wahres Pulverfass und daher fiel dann schlussendlich auch die Entscheidung positiv aus. Und ja, ich bereue es in keinster Weise.

Es war klar, dass du Team Alex bist 😉 Vorpreschende, laute und zutiefst emotionsgesteuerte Charaktere liebst du halt. Und er ist auch sehr liebenswert. Aber wie du dir sicher denken kannst, bin ich durch und durch Team Henry – der still leidende, stets distanzierte und nur in ganz speziellen Momenten hoch emotionale Henry. Irgendwie haben diese Momente dann etwas ganz Besonderes. Und nicht zu vergessen – dieser typisch, trockene Humor der Briten. Herrlich pointiert und stilecht.

Ich weiß, du hälst mich jetzt wieder für total paranoid, aber ich will nicht zu viel zur Handlung schreiben. Der Typ von der NSA, der immer unsere Emails mitliest, will vielleicht nicht gespoilert werden. Aber eins darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben: es wurde nie langweilig! Oder siehst du das anders? Und die Storyline war auch durchdachter als ich es erwartet hätte. Es hat sich am Ende alles perfekt zusammen gefügt und die unzähligen, offenen Fragen wurde beantwortet. Zumindest aus meiner Sicht. Ich weiß nicht, ob bei dir noch Fragen offen sind…

Mmmmh, immer wenn ich an das Buch denke, komme ich in so eine eigenartige Stimmung. Weißt du was ich meine? Ist irgendwie schwer zu erklären.

Apos



Von: troph@schizothekare.de

An: apos@schizothekare.de

Datum: 05.06.2020, 21:45Uhr

Betreff: Re: Re: Royal Blue

Aposi, meine Liebe,

auf deine Paranoia geh ich jetzt einfach mal nicht weiter ein, außer dass ich dir sage: „Chill doch einfach mal.“ Völlig Wurst, wer diese Mails liest. Ich weiß, du bist noch immer im Prinzen und Präsidententran, ABER unsere Mails sind von so geringer Relevanz, als dass sie jemand lesen würde. 😉

Natürlich hast du recht: ich musste einfach Team Alex sein. Dieser Charakter war aber auch einfach so unglaublich gut gezeichnet. Ich konnte mich unfassbar gut mit ihm identifizieren. Seine Gedanke zum Thema „Outing“ und generell zu seiner sexuellen Gesinnung waren einfach erfrischend anders. Keine abgedroschenen Dilemma, kein abgedroschenes Drama, sondern realistische Probleme und Auffassungen zu sich selbst und seiner Umgebung. Jaaaa, ein bisschen Sex war auch dabei, aber das möchte ich hier wirklich vernachlässigen.

Ich würde tatsächlich noch ein, zwei „Kleinigkeiten“ zum Thema Handlung erwähnen wollen. Irgendwie war doch klar, dass es ein „Happy End“ gibt oder? Aber ich konnte selbst auf den letzten Seiten noch nicht daran glauben und habe einfach die ganze Zeit mitgefiebert, gebangt und gehofft. Die Präsidentschaftswahl war natürlich während des ganzen Werks ein Thema, dass sie jedoch im letzten Viertel das Hauptthema des Buches wurde, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Gänsehautmomente wurden selbst im politischen Wirrwarr noch mehr. Auch wenn ich gestehen muss, die ganze „Wahlmann-Sache“ noch nie so ganz durchdrungen zu haben, war ich das erste Mal wirklich gespannt, wie eine Wahl ausgeht.

Diese eigenartige Stimmung beim Gedanken an die Geschichte habe ich auch. Sie ist wirklich durchweg positiv. Warum auch immer gab das Buch Hoffnung und Kraft. Es ist einfach lebensbejahend und man fühlt sich sowohl während des Lesens, als auch danach, wirklich wirklich gut oder?

Ich muss langsam aber auch wirklich mit der Schreiberei hier aufhören. Ganz schön lang schon wieder die Nummer hier. Bitte lass mich doch noch wissen, wann wir wieder Torte verspeisen (selbst dabei denke ich nun an Alex und Henry. Geht dir das auch so?).

Lass von dir hören,

Deine Troph



Von: apos@schizothekare.de

An: troph@schizothekare.de

Datum: 06.06.2020, 00:24 Uhr

Betreff: Re: Re: Re: Royal Blue

Mitternächtliche Grüße,

sieh es mir nach, wenn hier ein bisschen Kauderwelsch steht. Die fortgeschrittene Stunde und zu wenig Koffein lassen mein Gehirn lediglich nur noch auf Sparflamme laufen. Ein Stück Torte wär jetzt toll- mit viel Schokolade und Himbeeren. Ein Träumchen – das mit dem Hineinfallen könnten wir ja vorerst weglassen. Aber sei auf der Hut, ein kleiner Schubser und du wärst eine Riesenpraline. Sehr nette Vorstellung.

Ich will gar nicht mehr viel zu dem Buch sagen. Es ist und bleibt ein sehr gutes Buch und das beste daran ist tatsächlich, dass man mit einem bestimmten Gefühl aus der ganzen Sache heraus geht. Du hast es selbst schon beschrieben, aber ich würde da wirklich noch ein Stück weiter gehen. Ich verließ dieses Lesevergnügen mit der Überzeugung, dass man mit den richtigen Leuten um sich herum und dem dadurch entstehenden Rückhalt, Berge versetzen kann. Seien diese auch noch so gewaltig. Und das hat mich nicht nur in eine sehr gute Stimmung versetzt. Es hat mich auch zuversichtlich gestimmt.

Sei’s drum, vielleicht spricht da gerade die Müdigkeit aus mir. Aber ich glaub eher nicht. Es ist für mich eine Tatsache und das ist ein absoluter Mehrwert den dieses Buch liefert.

Eine Überraschung durch und durch. Bei diesem Cover rechnet man mit so etwas einfach nicht.

So Praline. Hab eine geruhsame Nacht.

Auf bald, Apos.



Vielleicht erkennt ihr, liebe Leser, dass uns das Buch wirklich sehr gefallen hat. Auch Henry und Alex schrieben sich häufig Mails, die das Ganze äußerst dynamisch machten. Jede Seite ist lohnenswert und machte glücklich. Lest, unabhängig von eurem favorisierten Genre, einfach dieses Buch. Es macht glücklich!

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Ein wahrlich episches Finale!

Nevernight - Die Rache
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Wenn man zu einem dritten Teil einer Trilogie greift, bedeutet das: es ist der letzte Teil, es wartet das große Finale, in dem sich alles zusammenfügt und den Leser dann glücklich oder gänzlich unzufrieden ...

Wenn man zu einem dritten Teil einer Trilogie greift, bedeutet das: es ist der letzte Teil, es wartet das große Finale, in dem sich alles zusammenfügt und den Leser dann glücklich oder gänzlich unzufrieden zurücklässt. Genau dies ist unser Problem. Wir beenden ungerne Reihen und diese machte da keine Ausnahme. Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass wir vom ersten Teil mehr als begeistert waren und der zweite Teil uns einfach nur enttäuschte.

Vollkommen zwiegespalten, wie wir nun mal sind, standen wir vor diesem Werk. Natürlich landete es aus vollkommen rationalen und logischen Gründen in unserem Korb – gelesen haben wir es jedoch nicht direkt. Da brauchten wir dann noch eine Woche, um uns zu überwinden.

Der Klappentext gab jetzt nicht so viel her. Erwähnung fand, dass die Großen Spiele mit dem vermeintlichen Mord am Konsul endeten und Mia sich nun auf den Weg macht, sich und die Republik zu retten. Das war echt ganz gut als kurzer Reminder und versprach nicht zu viel.

Was dieses Buch, nein diese Reihe, zu etwas Besonderem macht sind ohne Zweifel die Charaktere. Begonnen bei der Protagonistin Mia Corvere – eine kaltblütiges, mordendes Kottermaul, tief in ihr versteckt sich jedoch die Sehnsucht im Kreis ihrer Lieben ein normales Leben zu führen. Ihr Innenleben ist eindringlich dargestellt und wie schon in den Teilen zuvor, wird einem schnell klar, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt. Mia ist Gejagte. Mia ist Jägerin. Mia ist Mörderin. Mia ist Geliebte. Kurz – Mia ist Mensch.

Dieses Konzept wird auf die meisten Charaktere angewandt und das ist es auch, was ein Verständnis beim Leser hervorruft. Was einen mitfühlen lässt – im gleichen Maße flucht und jubelt man. Das fluchen ist nur nicht so eindrucksvoll wie Kristoff es kann.

An dieser Stelle wollen wir nicht zu viel verraten, ABER: es tauchen Personen wieder auf, mit denen man nicht gerechnet hat

Nicht nur die Charaktere machten dieses Werk einzigartig, auch die erschaffene Welt war der Hammer. Jetzt sollte man meinen, dass in einem Finale jetzt nicht auch noch viele Sachen dazukommen dürfen, da man sie nicht mehr abschließend behandeln kann, aber Jay Kristoff kriegt es einfach hin. Wir reisen also durch viele Fleckchen der Welt und keine lässt Fragen offen. Detailreich und durchweg phantasievoll kann man hier abtauchen – immerhin hat man dazu 800 Seiten Zeit. Klingt aber eindeutig mehr als es letztendlich in der gefühlten Wahrnehmung war. Es gab keine einzige langweilige Seite. Das letzte Abenteuer von Mia ist einfach rasant, kurzweilig und durchweg spannungsgeladen.

Ab und an sind Kristoffs Settings sehr düster und die Stimmung sehr bedrückend. Das ist nichts, was negativ ins Gewicht fallen sollte, denn die Passagen sind sehr schlau gewählt. Sie untermauern den Kampf, die Notwendigkeit des Kampfes und die Ausweglosigkeit bei einer möglichen Niederlage nur und verweben so Handlung und Atmosphäre zu einem stimmigen Gesamtbild. Auch wenn diese überwiegen, gibt es dennoch viele Lichtblicke.

Da stimme ich vollständig zu. Die düsteren Szenen überwiegen, jedoch fällt man als Leser in kein Loch, da Jay es alleine in den altbewährten Fußnoten schafft, Sarkasmus, Witz und Charme in die Geschichte zu bringen ohne in die Handlung weiter einzugreifen.

Die vorherigen Worte dürften schon den Eindruck geweckt haben, dass Begeisterung ein zu geringes Wort für das Finale dieser Reihe ist. Selten hat sich in einem Finale alles so lückenlos zusammengefügt und alle losen Ende wurden von Kristoff zu einem robusten Faden gesponnen.

Jay Kristoff hat durch die Nevernight-Reihe einen hohen Stellenwert bei uns erhalten. Auch wenn der zweite Teil doch etwas enttäuschend war, so hat er als einer unserer Lieblingsautoren eine zweite Chance verdient und diese hat er mit dem Finale in vollem Umfang und zu absoluter Befriedigung genutzt.

Wir hoffen also definitiv auf ein SpinOff, so dass wir nicht ganz auf diese Welt verzichten müssen. Weitere, ganz andere Werke von ihm nehmen wir aber auch sehr sehr gerne.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Lesehighlight Frühjahr 2020

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Was uns erstmal fesselte: Ein Protagonist, der Figuren oder Dinge aus Büchern „herauslesen“ kann. In dem beschriebenen Abenteuer liest er Uriah Heep aus Charles Dickens‘ „David Copperfield“.. Ok wir müssen ...

Was uns erstmal fesselte: Ein Protagonist, der Figuren oder Dinge aus Büchern „herauslesen“ kann. In dem beschriebenen Abenteuer liest er Uriah Heep aus Charles Dickens‘ „David Copperfield“.. Ok wir müssen gestehen, dass wir nicht so sehr in der klassischen Literatur unterwegs sind und Uriah Heep erstmal googlen mussten, ABER: herauslesen? Herauslesen und Abenteuer mit Romanfiguren klingt doch super!

Ein Glück bewahrheitete sich hier unser erster Eindruck und zwar die kompletten 600 Seiten lang.

Und hier sollte zum ersten Mal der Autorin Respekt gezollt werden, auch wenn es bei weitem nicht meine Art ist großes Lob auszusprechen ohne nicht doch das ein oder andere Haar in der Suppe finden zu sollen. An dieser Stelle jedoch: Ehre wem Ehre gebührt!

600 Seiten Erzählfluss ohne Durststrecke, ohne Handlungsloch, ohne unnötig Nebenschauplätzen. Die Doktrin von Dickens – „jedes Wort in einem Buch hat seinen Sinn“ – wurde im Aufbau, dem Plot und sämtlichen Handlungsfäden bibliophil gelebt. Eine Geschichte, durchdacht bis zum Ende.

Die Geschichte selbst überraschte übrigens auch sehr. Im Gegensatz zum Klappentext vermochte sie mit einem Abenteuer vieler Romanfiguren zu überzeugen. Uns liefen Dorian Grey, Sherlock Holmes und Lady MacBeth über den Weg. Ein besonderes Highlight war auch die Erwähnung der wütenden, explodierenden Anna Karenina oder den dauerhaft grummeligen Heathcliff aus Sturmhöhe. Jede Figur war detailreich gezeichnet und trug ihren Teil zur Geschichte bei. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass in der realen Welt einige Romanfiguren leben, die herausgelesen wurden. Sie leben an einem eigenen Ort, welcher in Gefahr ist und von Charley, Rob und Konsorten beschützt werden will.

„Ein Ort, welcher […] beschützt werden will“ ? Eigenartige Formulierung – so denkt ihr? Mitnichten!

Nach der Lektüre dieses Buches sind wir uns einer Sache bewusst: Es vermag viel literarisches Können Figuren zu erschreiben, die andere Autoren geschaffen haben und sie so authentisch erscheinen zu lassen. Aber es bedarf noch einiges mehr eine Straße aus einer Zeit zu erschaffen, die uns selbst auch nur aus Erzählungen geläufig ist und diese so lebendig und voller Charakter zu schreiben, dass man sich selbst fast in dieser Straße verliert. Dafür brauch es nicht nur literarisches Geschick, sondern auch Stil.

Apropos Stil.

Vom Erzählstil waren wir zunächst sehr überrascht. Anstatt uns in der Haut des „Herauslesers“ Charley Sutherland zu befinden, wurde die Geschichte von seinem Bruder Rob (ohne besonderen Fähigkeiten) erzählt. Direkt auf den ersten Seiten macht er als erzählender großer Bruder deutlich, wie genervt er eigentlich von der Gabe von Charley ist. Und ja, wir konnten jeden Satz mitfühlen. Charley war und ist das Wunderkind der Familie. Studium in Oxford und Doktortitel mit 26 Jahren. Klingt nach einem Überstreber, stellt sich jedoch im weiteren Verlauf als ein Riesenchaot heraus. Wirklich sehr schön gemacht. Wir konnten uns sowohl in den einen als auch in den anderen Charakter komplett hineinversetzen.

Die Perspektive, aus der meist erzählt wird, ist die des Bruders Rob. Doch ab und an kommen wir in den Genuss in den Kopf des Literaturgenies zu schauen – Tagebucheinträge eines 12 jährigen Genies haben ihren Reiz. Gerade wenn hoch intellektuelle Sichtweisen auf kindliche Naivität treffen, kommt man aus dem Staunen nur schwer heraus und ist umso mehr gefesselt von diesem Buch.

Auch toll war das Setting der Geschichte. Anstatt die üblichen, ausgelutschten Orte Europas spielt dieses Werk in einem Ort in Neuseeland. Landestypische Aspekte, die auch überraschen, finden hier genauso Einzug in die Geschichte, wie die Romanfiguren aus England. Absolut gelungene Verknüpfung von „Welten“.

Man kann die maximale Begeisterung einfach nicht in Worte fassen. An diesem Werk war einfach alles gelungen.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Wahnsinnsauftakt der Dilogie!

Ashes and Souls (Band 1) - Schwingen aus Rauch und Gold
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Monatelang schlavenzelten wir schon um dieses Buch herum – ausnahmsweise wirklich mal keine troph’sche Übertreibung. Keine Ahnung, warum wir nicht zugriffen. Einfach keine Ahnung, aber zum Glück kam dieser ...

Monatelang schlavenzelten wir schon um dieses Buch herum – ausnahmsweise wirklich mal keine troph’sche Übertreibung. Keine Ahnung, warum wir nicht zugriffen. Einfach keine Ahnung, aber zum Glück kam dieser Moment dann doch endlich bei unserem ersten „After-Shotdowm-Bucheinkauf“. Voller Stolz lag nun diese Schönheit (jaaaaa, ganz großer Coverliebe) in unserem Körbchen und lachte uns an.

Der Klappentext preist mit folgenden Highlights diesen Auftakt der Dilogie an. Da wären zum Einen die recht ungewöhnliche Location Prag, an sich schon sehr vielversprechend. Des Weiteren die Gabe der Protagonistin, die für uns so auch noch nicht da gewesen war. Sie sieht Menschen, welche bald sterben werden ohne Farbe – als Graue. Und zum Anderen wird von einem seit 12 Jahren bestehenden Ungleichgewicht gesprochen. Ein schlauer Zug der Klappentextautoren oder wahrlich ein Werk mit ganz besonderen Aussichten?

Ein Werk mit ganz besonderen Aussichten, ja. Anfangs lernt man die liebe Protagonistin Mila kennen und macht sich ohne große Umschweife direkt auf den Weg in die Hauptstadt Tschechiens. Ava Reed fackelt nicht lange und stürzt uns direkt ins Abenteuer. Nicht jedoch ohne Tiefe. Sofort lernen wir die Gründe des Gleichgewichts zwischen Licht und Schatten und Gut und Böse kennen. Es verschwimmt umgehend die eigene Sicht darauf. Bedeutet nun Schatten gleich böse? Und ist Licht gleich gut? Auf all diese Punkte des Klappentextes wird innerhalb kürzester Zeit eingegangen und man fühlt sich nie abgehangen. Die Autorin schafft es wird innerhalb weniger Seiten einen wahnsinnigen Spannungsbogen aufzubauen.

Viel wird geschrieben über Autoren, die ihre Charaktere perfekt zeichnen. Oft haben wir das auch schon bei anderen Werken ins Feld geführt. Aber nun ja, man lernt nie aus… Die Personen in diesem Buch, sind perfekt genau so wie sie sind. Vielschichtig, mysteriös, im perfekten Maße liebens- und auch hassenswert. An den richtigen Stellen witzig, nachdenklich, ängstlich, wütend und liebenswert. Ein neuer Maßstab wurde gesetzt, was diese Kategorie betrifft.

Natürlich geht es um Mila, ihre neu entdeckte Fähigkeit und ihre Geschichte, die Vergangenheit zu verstehen. Allerdings greifen Asher und Triel sofort ins Geschehen ein und zeigen nicht nur die nachdenkliche, neugierige Protagonistin, sondern auch das Leben in der anderen Sphäre. Das Thema von „Gut und Böse“ wird direkt wieder aufgegriffen und sorgt dafür, dass man sich sofort auf eine Seite (wir verraten natürlich nicht welche) schlägt. Besonders haben wir in diesem Werk auch die Nebendarsteller lieben gelernt. Diese überzeugen ebenfalls durch ihre unaufdringliche, aber omnipräsente Art. Natürlich ist aus „jeder Kategorie“ jemand dabei. Witzig, schusselig, mitfühlend, aber auch arrogant, brutal und bösartig. Liebe Leser, ihr merkt, es gab da so einige Personen. Im Übrigen wurden wir in diesem Roman Fans von nicht zu kategorisierenden „Haustieren“. In Mim und Pan waren wir auf Anhieb schockverliebt und freuen uns einfach darauf, im nächsten Teil sabbernde Zeit mit ihnen zu verbringen. Denn für Monster, die keine sind, haben wir einfach ein großes Herz.

Zum Schreibstil von Ava Reed müssen wir uns an dieser Stelle auch noch auslassen. Wie bereits oben erwähnt, wird dieser Roman nie langweilig. Jeder Satz, fast jedes Wort macht hier einfach Sinn. Obwohl wir die Geschichte von einem personalen Erzähler geschildert bekommen, eröffnet die Autorin uns als Leser die Gefühlswelt der Protagonistin in wunderbarer Form, die nicht kitschig wird. Der Perspektivenwechsel ist auch mehr als gelungen, da man sich direkt in die beschriebene Person hineinversetzen kann.

Die Autorin hat etwas gemacht, was nicht viele Autoren bereit sind zu tun geschweige denn stilistisch umsetzen können. Sie hat mit unseren eigenen, christlich verwurzelten Moralvorstellungen gespielt. Licht ist nicht immer Gut und das Dunkel ist nicht immer Böse. Es war faszinierend seinen eigenen Wandel mit zu erleben und wie sich seine eigenen Vorstellungen wandelten. Der Geniestreich darin lag wohl darin, dass dieser Wandel so logisch und nachvollziehbar war. Etwas, was nicht jeder geschafft hätte und woran wohl schon viele Autoren gescheitert sind. Doch nicht Ava Reed.

Dies, liebe Apos, waren die treffendsten Worte, die man zum Abschluss finden konnte. Wer eine Fantasy-Dilogie sucht, die nicht nur vor sich hinplätschert und die nicht einfach nur seichte Unterhaltung bietet, der sollte hier sofort zugreifen und abtauchen.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Empfehlenswerte Fortsetzung

Das Kind in mir will achtsam morden
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Fast zwei Monate ist es her, dass Apos und Troph zusammen mit einem renommierten Journalisten in einem Café saßen und brav Fragen beantworten. Der große Erfolg von "Achtsam morden" und wahrscheinlich viele ...

Fast zwei Monate ist es her, dass Apos und Troph zusammen mit einem renommierten Journalisten in einem Café saßen und brav Fragen beantworten. Der große Erfolg von "Achtsam morden" und wahrscheinlich viele weitere tolle Ideen, veranlasste den Autor ein weiteres Buch zu verfassen. Und so kommt es, dass die zwei erneut Kaffee schlürfend einem Journalisten gegenüber sitzen und begierig auf seine Fragen warten. Diesmal jedoch das Gesicht in die Sonne streckend - der große Vorteil eines Maibuches.

J: Danke, dass ihr es wieder einrichten konntet. Hättet ihr gedacht, dass wir uns zu diesem Thema so schnell wieder sehen?

T: Ganz und gar nicht! Welch überraschende und freudige Begegnung!

J: Der erste Teil schien in sich eine abgeschlossene Geschichte. Hattet ihr dennoch bestimmte Erwartungen was die Handlung betrifft?

T: So gar nicht. Meine einzige Hoffnung war, dass ich genauso schmunzeln muss und dieses Werk ebenfalls verschlinge.

A: Dem stimme ich zu. Bezogen auf die Handlung hatte ich keinerlei Vorstellungen, aber dennoch die Hoffnung, dass es genauso unterhaltsam und absurd wie der erste Teil ist.

J: Und was sagt ihr? Wurden diese Erwartungen erfüllt?

T: Was das Schmunzeln und Verschlingen betrifft: absolut ja!

A: Und absurd war es diesmal auch. Definitiv Erwartung erfüllt.

J: Beim letzten Mal habe ich euch gefragt, welche Personen außer dem Protagonisten ihr besonders mochtet. Welche waren es diesmal oder sind es sogar dieselben?

T: Ich habe eine Hassliebe zu Björns Frau entwickelt, muss ich gestehen. War sie doch wirklich die ganzen zwei Bände über eine ultimativ unsympathische Person, hat sie es durch eine Brandrede am Ende geschafft, mich sehr glücklich und zufrieden zurückzulassen. Den wahren Charakter einer Person entdeckt man scheinbar wirklich immer in Ausnahmesituationen.

A: Sascha, der Kindergartenleiter, hat sich in diesem Teil zu meinem absolutem Liebling gemausert. Er hatte im ersten Teil schon seine Momente, aber war dennoch recht unauffällig. Aber hier hat er durch trockenen Humor und absoluten unsinnige Ideen brilliert. Ein Hochgenuss für alle Zyniker.

J: Nun geht es in diesem Buch ja offensichtlich um die Beschäftigung mit dem inneren Kind. Konntet ihr da etwas für euch mitnehmen?

T: Na klar doch! Das innere Kind erleichtert es, alle noch so sinnlosen Entscheidungen zu legitimieren! Kindisches oder auch kindliches Verhalten wird damit absolut gesellschaftstauglich.

A: Und wir haben von nun an stets eine Ausrede für unser irrationales Verhalten parat. Wer vermag unsere Handlungen schon negativ zu beurteilen, wenn wir es auf unser gekränktes, mit emotionalen Hämatomen übersätes, inneres Kind schieben. Das würde niemand wagen.

J: Ihr habt mir beim letzten Mal von vielen lustigen Szenen erzählt. Ich erinnere da gern an einen Kofferraum und ein Thermometer. Konnte das Buch damit wieder aufwarten?

T: Tatsächlich konnte es das. Ein großes Thema in diesem Buch war der Klimawandel und der damit unmittelbar zusammenhängende Konsum von "Fruchtquetschies" von Kindern. Karsten Dusse hat das Unmögliche geschafft und diese beiden Dinge verknüpft. Ein absolutes Highlight.

A: Wenn wir schon beim Klimawandel sind, darf eine Szene auch nicht unbeachtet bleiben. Der Elternbeirat des Kindergartens tagt und es werden auf eine sehr amüsante Art und Weise Vorschläge zur Klimarettung unterbreitet. Ein Highlight!

J: Was bleibt euch aus diesem Buch nachhaltig im Gedächtnis?

T: Oh Nachhaltigkeit ist wirklich ein großes Thema, gerade im Bezug auf dieses Werk. Ich möchte gerne auf meine Antwort von oben verweisen. Im Übrigen bleibt hängen, dass man sich mit seinen Eigenarten vielleicht einfach akzeptiert und die Achtsamkeit und das innere Kind nicht totanalysieren sollte.

A: Ich werde mich immer wieder an dieses Buch zurück erinnern, wenn mein Blick auf Fruchtquetschies fällt und die Erinnerung wird mich zum Schmunzeln bringen.

J: Zu allerletzt. Würdet ihr dieses Buch weiterempfehlen?

T: Aber so was von! Jeder, der etwas kurzweiliges zum Lachen sucht, sollte losziehen und das Werk lesen!

A: Und vor allen diejenigen, die das erste Buch gelesen haben, sollten auch zu diesem Werk greifen. Es rundet alles sehr stimmig ab!

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