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Veröffentlicht am 19.08.2020

Grausame Wahrheit!

EVIL
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"Jack Ketchums Horrorthriller ist ein Meisterwerk der psychologischen Spannung und gleichzeitig eines der schockierendsten Werke der modernen Literatur." Stephen King im Vorwort zu "Evil"

Diese Rezension ...

"Jack Ketchums Horrorthriller ist ein Meisterwerk der psychologischen Spannung und gleichzeitig eines der schockierendsten Werke der modernen Literatur." Stephen King im Vorwort zu "Evil"

Diese Rezension kostet mich viel Überwindung und doch bin ich der Meinung, dass ich sie unbedingt schreiben muss. "Evil" hat mich nämlich einfach zutiefst schockiert und beim Lesen regelrecht zerrissen. Es ist das wohl bekannteste Buch aus der Feder von Jack Ketchum und auch der erste Roman, den ich von ihm gelesen habe. Die Art und Weise, wie Ketchum schreibt, hat mich unheimlich ans Buch gefesselt, bedrückt und emotional zutiefst berührt. "Evil" zeigt, dass man auch in einer Vorstadtidylle nicht in den Kopf der Mitmenschen oder gar hinter die vier Wände der Nachbarn schauen kann. Und auch wenn das Buch bereits in den 50er Jahren spielt, so gilt das wiederum leider auch noch in der heutigen Zeit. Es ist unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun können.

Für alle, die von dem Buch noch nichts gehört haben, möchte ich den Inhalt kurz anreißen:
David ist 12 Jahre alt und mit den Kindern seiner Nachbarin Ruth befreundet. Er geht bei ihnen ein und aus, als wäre er dort zu Hause. Ruth ist alleinerziehend und für eine Mom - finden die Jungs - ziemlich cool. Sie erlaubt es ihnen zum Beispiel ab und an ein Bier zu trinken. Ruth selbst trinkt und raucht ziemlich viel, scheint mit ihrer Aufgabe als Alleinerziehende überfordert und ist unfassbar unzufrieden mit ihrem Leben. Diese Unzufriedenheit verschlimmert sich enorm, als sie durch einen tragischen Autounfall auch noch Vormund für ihre beiden Nichten, Meg und Susan, wird und beide bei sich aufnimmt.

Da Davids "Erwachsenes Ich" zu Beginn des Buchs nur andeutet, dass er etwas Schlimmes gesehen und erlebt hat, möchte man unbedingt erfahren, was passiert ist. Ketchum nimmt uns zunächst mit in die Idylle der Vorstadt und zeigt auf, in welcher Umgebung David aufgewachsen ist. Dabei lernt man als Leser die Nachbarskinder und ihre Charakterzüge kennen. Recht früh im Buch habe ich dadurch ein Gespür entwickelt, wer später noch eine Rolle spielen wird.

Sobald die Grausamkeiten anfingen, konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich wollte, dass es aufhört! Das klingt vielleicht seltsam, aber bei diesem Buch ist es so gewesen. Ich wollte das Leid nicht länger "ansehen". Denn obwohl das Buch aus Sicht des Nachbarsjungen David erzählt wird, spürt man die psychische und physische Gewalt, die den beiden Mädchen im Verlauf des Buchs angetan wird, fast am eigenen Körper. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber so etwas habe ich bis dahin noch nicht gelesen. Ganz besonders Meg scheint sich zum Feindbild ihrer Tante zu entwickeln. Ruth scheint immer mehr den Bezug zur Realität zu verlieren und dem Wahnsinn zu verfallen. (Zumindest konnte ich mir ihr Handeln nicht anders erklären.) Ihre drei Söhne genießen es dabei regelrecht Meg leiden zu sehen. Nach und nach verlassen sie ihre Rollen als Zuschauer und beginnen ebenfalls Meg zu foltern. Es scheint nur noch eine Figur mit Gewissen zu geben: David. Je schlimmer die Grausamkeiten im Nachbarshaus werden, umso mehr kämpft er mit sich. Ich wollte ihn regelrecht an den Schultern packen und schütteln, damit wenigstens er zur Vernunft kommt! Die Entwicklung von David und den anderen Kindern war auch der ausschlaggebende Punkt, der "Evil" für mich zu einem echten Pageturner machte. Der Text erzeugte dabei auf mich so eine hohe Spannung, da der Autor Kapitel und Absätze dramaturgisch geschickt in Szene setzte. Er blendete nicht ab, wo ein Film es tun würde. Er erzeugte Kontraste, in dem man von einer Folterszene zu Davids Frühstück wechselte. Ich wurde mitgerissen, obwohl ich mich davor fürchtete. Ketchum drängte mich als Leser in die Rolle des Voyeurs, in Davids Rolle, obwohl ich überhaupt nicht dort sein wollte. Er zwang mich auf jeder Seite neu zu entscheiden, ob ich auf Davids (und mein) Gewissen vertraue. Er hat mich tief in das moralische Dilemma des 12-Jährigen hineingezogen und ich fühlte genauso mit ihm, wie ich es mit Meg tat.

Das für mich grausamste am Buch jedoch war, zu wissen, dass der Autor vieles davon gar nicht frei erfunden hat. Diese unverzeihlichen Verbrechen sind tatsächlich einem Mädchen in den USA angetan worden. Ich habe nach dem Beenden des Buchs recherchiert, wie ich es immer tue, wenn ich weiß, es wurde an eine wahre Begebenheit angelehnt. Was ich dabei gefunden habe, hat mich zutiefst schockiert! Jack Ketchum hat sich nicht sehr viel ausdenken müssen, um "Evil" zu schreiben. Ein Großteil der Grausamkeiten hat er nur adaptiert. (Für alle, die der True Crime-Anteil ebenfalls interessiert, schaut auf Wikipedia nach dem "Mordfall Sylvia Likens".)

Nachdem ich nun weiß, was wirklich in den USA passiert ist, finde ich es umso wichtiger, dass jemand darüber geschrieben hat. Wir als Leser nennen es "Horrorthriller", für Sylvia Likens war es jedoch grausame Realität. Viele Leser nehmen Anstoß daran, dass Ketchum kein Blatt vor den Mund nimmt und die Taten niedergeschrieben hat. "Andeutungen hätten doch auch gereicht." Nein! Hätten sie nicht! Es ist wichtig, dass man das volle Ausmaß der Brutalität vorgezeigt bekommt. Dieses Wissen und das widerliche Gefühl, das ich beim Lesen hatte, sind die Dinge, die mich immer wieder dazu bringen würden, die Behörden einzuschalten, wenn ich einen Verdacht habe, dass jemand seine Kinder schlecht behandelt oder vernachlässigt. Andere Leser schreiben, das Buch sei klasse, aber die ersten 150 Seiten "Gelaber" hätte sich der Autor sparen können. Diese Menschen haben in meinen Augen nicht verstanden, worum es geht und wären vermutlich aus Sensationslust selber zu Meg in den Bunker gestiegen.

Ich empfehle dieses Buch gern an alle, die es sich zutrauen. Psychische und physische Gewalt werden hier im Detail beschrieben. Es ist kein Buch, was man zwischendurch lesen kann: Es nimmt dich mit, es zieht dich hinunter, es kaut dich einmal durch und dann spuckt es dich wieder aus! Wenn du diese seelische Achterbahnfahrt nicht scheust, dann lies dieses literarische Meisterwerk!

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Fesselnd

Die Frau ohne Namen
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Hendricks und Pekkanen verstehen es einfach mich zu unterhalten. Bereits ihr erstes Buch "Die Wahrheit über ihn" (ehemaliger Titel "The Wife between us") hat mich damals echt begeistert. Natürlich konnte ...

Hendricks und Pekkanen verstehen es einfach mich zu unterhalten. Bereits ihr erstes Buch "Die Wahrheit über ihn" (ehemaliger Titel "The Wife between us") hat mich damals echt begeistert. Natürlich konnte ich mir auch das zweite Buch der beiden Autorinnen nicht entgehen lassen.

"Die Frau ohne Namen" ist definitiv anders als ihr Debüt. Ich würde hart sagen: Es hat einfach weniger Thrill. Das ist aber in meinen Augen absolut nicht hinderlich gewesen, das Buch in kurzer Zeit zu lesen und mitzufiebern.

Während das Debüt des Duos stets sehr bedrückend war, fängt "Die Frau ohne Namen" viel lockerer an. Man begleitet Jess, die stets knapp bei Kasse ist, da sie z.B. ihre Eltern finanziell unterstützt. Sie arbeitet als mobile Kosmetikerin und kann jeden Dollar gebrauchen. Als sie davon hört, dass Frauen für eine Moralstudie gesucht werden und durch das Beantworten von einigen Fragen gut zuverdienen können, fackelt sie nicht lang und "mogelt" sich an Stelle einer ihrer Kundinnen in die Tests. Die leitende Wissenschaftlerin Dr. Lydia Shields kommt im Roman ebenfalls direkt zu Wort und ist von Jess, alias Testperson 52, beeindruckt. Sie unterzieht sie nach und nach immer merkwürdigeren Tests, die jedoch auch immer besser bezahlt werden. Nach und nach entwickeln die beiden Frauen eine Art Abhängigkeit voneinander. Doch Dr. Shields hat ganz eigene Pläne.

Mehr möchte ich inhaltlich gar nicht verraten. Während der Anfang des Buchs also eher ruhig ist und man die Befragungen miterlebt, die teils aus Jess und Dr. Shields Sicht wiedergegeben werden, merkt man doch, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Stimmung kippt plötzlich sehr schnell und man fühlt dann doch wieder die Bedrückung, Angst und Zweifel, die man auch in "The Wife between us" erlebt hat. Ich wusste irgendwann tatsächlich nicht mehr, wem hier zu trauen ist und habe mit Jess mitgelitten. Die Geschichte wurde immer komplexer und verworrener, was mir persönlich sehr gut gefiel, da ich jedes kleine Detail verstehen und zuordnen möchte (ich bin vermutlich mit Monk verwandt).

Der Schreibstil war das ganze Buch über hinweg sehr flüssig und angenehm zu lesen. Die abwechselnden Perspektiven, vor allem die aus Dr. Shields Sicht fand ich großartig. Man verfolgt Dr. Shields Gedanken, in denen sie Jessica immer mit "Du" anspricht, was den Kapitel etwas besonders Unheimliches einhauchte.

Das Ende konnte mich vollends überzeugen und ich fand auch den Epilog fantastisch. Ein kleiner Kritikpunkt ist natürlich auch für mich zu finden: Das Buch wirkt natürlich sehr konstruiert, je weiter es auf das Ende zugeht. Allerdings möchte ich es ja auch spannend haben und wenn es weniger komplex geplottet gewesen wäre, hätte ich auch etwas zu meckern gehabt. Ich möchte es hier vor allem für diejenigen erwähnen, die sich daran stören, wenn etwas nicht mehr authentisch wirkt. Ich persönlich jedoch habe die Geschichte den beiden Autorinnen komplett abgekauft, da die Figuren einfach extrem gut und tief gezeichnet waren. Eventuell geht das dem einen oder anderen Leser, der es temporeich mag, auch auf Kosten der Spannung. Mir gefiel es jedoch sehr gut und ich werde das nächste Buch der beiden wieder kaufen ohne den Klappentext zu lesen.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Herzensbuch

Pandatage
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Ich lese normalerweise viele Thriller und Krimis. Irgendwann ist man jedoch übersättigt. „Pandatage“ von James Gould-Bourn erschien mir daher perfekt, um meine Nase mal wieder in einen Roman ohne Mord ...

Ich lese normalerweise viele Thriller und Krimis. Irgendwann ist man jedoch übersättigt. „Pandatage“ von James Gould-Bourn erschien mir daher perfekt, um meine Nase mal wieder in einen Roman ohne Mord und Totschlag zu stecken.

Danny Malooley hat es nicht leicht. Seine Frau ist vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem redet sein Sohn Will kein Wort mehr. Mit der Rolle als alleinerziehender Vater kommt Danny gar nicht zurecht. Dann verliert er auch noch seinen Job als Bauarbeiter und hat einen Berg Rechnungen zu begleichen. Sein Vermieter droht ihm mit dem Rausschmiss aus der Wohnung (und Schlimmerem). Es könnte also kaum schlechter laufen. Als er keine neue Stelle auf dem Bau findet, beschließt er, mit seinem letzten Geld ein Pandakostüm zu kaufen und fortan als Tanzbär sein Geld im Park zu verdienen. Blöd nur, dass Danny auch nicht tanzen kann. Durch (un)glückliche Zufälle lernt er jedoch Krystal kennen, eine Stangentänzerin, die ihn fortan im Tanzen unterrichtet. Und auch Will spricht plötzlich wieder, aber nicht mit Danny – sondern nur mit dem Panda im Park, der ihn vor ein paar Raufbolden aus der Schule verteidigt hat.

Soweit zur Story. Mit ein paar wenigen Sätzen mehr, könnte ich sie fast zu Ende erzählen. Aber das ist auch überhaupt nicht wichtig. Das Buch lebt nicht von einer komplexen Handlung oder unfassbarer Spannung. Für mich waren es die Figuren, die das Buch so besonders gemacht haben. Wir haben eine Hand voll verrückter, klischeebehafteter, liebenswerter Figuren, die einfach soooo sympathisch sind, dass sie mir beim Lesen alle ans Herz wuchsen: Danny, der chaotische, überforderte Vater und trauernde Witwer; Will, der wütend auf die Welt, seinen Vater und sich selbst ist, weil es seine Mutter nicht mehr gibt; Ivan, der ukrainische Bauarbeiter, mit grammatikalischen Schwächen, aber einem umso größeren Herzen unter der harten Schale; Krystal, die zynische Stangentänzerin, mit dem losen Mundwerk; El Magnifico, der Straßenkünstler, der seinen Bademantel als Zaubererumhang sieht; Tim und Milton, die… ihr am besten selbst kennenlernen müsst. Ich könnte noch einige Zeit so weitermachen. Die Figuren waren einfach toll und haben Momente kreiert, in denen ich schmunzeln oder gar lachen musste (wirklich, mein Freund hat mich oft gefragt, wieso ich plötzlich abends auf der Couch anfange zu kichern). Es gab aber auch durchaus viele traurige und emotionale Momente, die mich wirklich berührt haben. Mehrfach habe ich ein paar Tränchen verdrücken müssen, weil ich mich sehr gut in Dannys und Wills Gefühlsleben hereinversetzen konnte.

Ganz besonders gefiel mir, neben dem lockeren und sarkastischen Schreibstil, wie viel man aus diesem Buch mitnehmen kann. Es sind die kleinen Dinge, die uns glücklich und dankbar machen sollten. Kleine Gesten, wie ein gebackener Walnusskuchen, sind es, die so viel mehr wert sind als alles Geld der Welt. (Wenn ihr das Buch gelesen habt, werdet ihr verstehen, was es mit dem Kuchen auf sich hat. Außerdem macht Kuchen immer alles besser. )

Aber trotz aller witzigen Klischees und vermittelter Emotionen blieb die Spannung in meinen Augen auch nicht zu kurz. Es gab ein großes Highlight, auf das kontinuierlich zugearbeitet wurde und das Ende passte einfach hervorragend zum restlichen Buch, das mich stets ein weinendes und ein lachendes Auge behalten ließ. Schon nach ca. 60-70 Seiten dachte ich: „Das Buch würde so super als Film funktionieren!“, und ich bleibe auch nach dem Beenden der Meinung: Bitte verfilmt dieses Buch! Ich muss den Panda tanzen sehen!

Ein großartiges Buch fürs Herz: Ein Highlight!

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Ein neuer Lieblingsautor?

Das andere Mädchen
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Ihr sitzt im Café, genießt gerade eure Pause. Plötzlich setzt sich ein Mann neben euch, den ihr nicht kennt. Er erzählt euch von einem zweijährigen Kind, das vor über 20 Jahren in einem anderen Land verschwunden ...

Ihr sitzt im Café, genießt gerade eure Pause. Plötzlich setzt sich ein Mann neben euch, den ihr nicht kennt. Er erzählt euch von einem zweijährigen Kind, das vor über 20 Jahren in einem anderen Land verschwunden ist. Er zeigt euch Bilder. Als ihr ihm sagt, dass ihr das bedauert, aber nicht helfen könnt und fragt, was das überhaupt mit euch zu tun hat, behauptet er plötzlich, dass ihr das verschwundene Kind seid.
Heftig oder? Genauso passiert es der Hauptfigur Kim in "Das andere Mädchen". Das alles wäre vielleicht auch noch gar nicht so schlimm, aber Kim hat ein ungutes Bauchgefühl. Es gibt keine Babyfotos von ihr. Ihr Stiefvater reagiert sehr sonderbar, als Kim ihm von der Begegnung erzählt. Ihre Mutter ist gestorben. Kim kann sie nicht mehr fragen. Ist vielleicht doch etwas an der Geschichte dran? Ist ihre Mutter eine Entführerin gewesen? Ist sie bei der falschen Familie aufgewachsen?
Für mich wäre das eine psychisch total an die Nieren gehende Situation, die ich mir nicht weiter ausmalen möchte. Kim muss nun verständlicherweise aber für sich unbedingt die Wahrheit herausfinden und reist von Australien in die USA, um den Spuren des verschwundenen Mädchens zu folgen.
Neben den Kapiteln in der Gegenwart, die in Melbourne beginnen und aus Kims Sicht geschrieben wurden, führt uns der Autor Christian White in die Vergangenheit der US-Kleinstadt Manson. Man begleitet dort durch einen neutralen Erzählstil die Familie Went, deren kleine Tochter Sammy verschwinden wird, und einige andere Einwohner, die etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt haben könnten.
Das Stilmittel der wechselnden Zeitebenen und Perspektiven ist nicht neu, gefiel mir aber auch hier wieder richtig gut, um den Geschehnissen auf die Spur zu kommen. Toll gesetzte Cliffhanger ließen mich immer mindestens ein bis zwei Kapitel mehr lesen, als meine Müdigkeit eigentlich vertragen hätte.
Das Besondere an Manson sind die Pfingstkirchler der "Church of the Light within", auch Fundis genannt. Das ist eine religiöse Gemeinschaft, die sektenartig agiert und zum Beispiel mit Schlangen (und ihren Bissen) arbeitet, um herauszufinden, wer von Gott gesegnet ist. Ziemlich verrücktes Zeug sag ich euch! Viele der Einwohner sind Anhänger dieser Kirche, unter anderem auch Sammys Mutter. Einige der Einwohner, die nicht zu den Fundis gehören. verdächtigen die Kirche, etwas mit dem Verschwinden der kleinen Sammy zu tun zu haben. Spannend!
Ich kann euch sagen, dass mich der Autor immer wieder überraschen und auf falsche Fährten führen konnte, ob es nun Sammys Verschwinden oder aber auch einzelne Figuren und ihre Beziehungen betraf. Den meisten Figuren war einfach nicht, bzw. alles zu (-zu)trauen. Sie waren aber trotzdem (oder gerade deswegen) unheimlich interessant.

Das Finale stand dem restlichen Buch in nichts nach. Schöne Twists, spannende, actionreiche Szenen, logische Auflösung… hach, so mag ich das! Ein tolles Debüt, was durch eine religiöse Vereinigung, Geheimnisse und atmosphärischer Schreibweise durchaus überzeugte. Christian White bleibt mir nach diesem Debüt auf jeden Fall im Gedächtnis und ich bin gespannt, wann ein neues Buch von ihm erscheinen wird. „Das andere Mädchen“ ist mein Highlight im Mai!

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Genial bis ins letzte Wort

Marta schläft
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Rezension
Martaschläft
RomyHausmann
dtv

Romy Hausmann spaltet auch mit ihrem zweiten Thriller die Leserschaft. Ihr Debüt "Liebes Kind" hat 2019 polarisiert wie kein zweites Buch in diesem Jahr (außer ...

Rezension

Martaschläft

RomyHausmann

dtv

Romy Hausmann spaltet auch mit ihrem zweiten Thriller die Leserschaft. Ihr Debüt "Liebes Kind" hat 2019 polarisiert wie kein zweites Buch in diesem Jahr (außer vielleicht mal wieder der aktuellste Fitzek).
Während die einen es todlangweilig fanden, wie die Autorin in die Psyche der verschiedenen Figuren getaucht ist, hat der andere Teil der Leserschaft den Schreibstil geliebt. 😍 Ich gehörte zu Letzteren.
Bei "Marta schläft" gehen die Meinungen der Leser/innen fast noch weiter auseinander. 😱🙈 Bei "Liebes Kind" spielte der Überraschungseffekt natürlich eine nicht unbedeutende Rolle. Beim zweiten Buch sieht das schon ganz anders aus. Ein gewisser Druck "nachzulegen", ist nicht abzustreiten. Aber wieder hat die Autorin - in meinen Augen - ein genialen Thriller abgeliefert und einfach noch ein i-Tüpfelchen darauf gesetzt. 🤩😎

Zu Beginn des Buchs finden sich eine Menge kurzer Kapitel, die verschiedene Erzählstränge, Zeitebenen und Figuren betreffen. In der Tat fordert das den Lesenden stärker, als es eine Vielzahl der Thriller heute auch nur annähernd tut. 😲 Ich jedoch war direkt wieder ganz eingenommen vom besonderen Schreibstil, der Romy Hausmann auszeichnet. 😍

Teils blumig schmückt sie gleich mehrere Seiten mit Filmvergleichen aus und schafft es damit nicht nur eine Figur unglaublich emotional in die Geschichte einzuführen, sondern ebenfalls eine tolle Spannung zu erzeugen. 😌
Kurz darauf wird man Zeuge eines unadressierten Briefes und schämt sich fast die Worte gelesen zu haben, weil er so authentisch geschrieben ist und so intim wirkt. 🤫

Und für alle, denen der Einstieg zu komplex und kompliziert anmutet: Es lohnt sich! Ab Seite 111 erfahrt ihr, wer Marta ist und danach steigt die Spannungskurve exponentiell. Allein wie toll der Titel letztendlich zum Buch passt, begeistert mich. Weil es sogar zwei Bezüge zu "Marta schläft" gibt. Ganz große Klasse!

"Marta schläft" ist ein so komplexes Buch, dass man es vermutlich mindestens zweimal lesen sollte um all die kleinen Hinweise und besonderen Zitate zu erfassen. Ständig ergeben sich kleine Wendungen, die alles Gelesene in Frage stellen oder Figuren und Erzählstränge wieder einmal in ein anderes Licht rücken. Ich muss zugeben, dass ich ca. ab der Hälfte auch gar nicht mehr "mitgerätselt" habe, welche Auflösung mich erwarten könnte, wie ich das sonst beim Lesen von Thrillern und Kriminalromane tue.

Ich habe jede Überraschung und jeden Satz einfach nur noch genossen und eine Achterbahnfahrt der Emotionen erlebt. Denn letztendlich geht es in "Marta schläft" nicht nur um Schuld - wie der Klappentext es behauptet. In meinen Augen dreht sich eigentlich alles um die Liebe und was sie mit den Menschen macht. Romy Hausmann schreibt dazu auf Seite 163: "Die Liebe, dieses wilde und unberechenbare Geschöpf, frage eben nicht, sie stolperte unkoordiniert auf unabsehbaren Wegen, sie falle und bliebe einfach liegen, wie eine niedergestreckte Betrunkene." Und so ist es. Die Liebe ist wunderbar, kann aber auch unser Leben aus dem Gleichgewicht bringen oder gar Menschen zu Taten treiben, die sie sich selber nie zugetraut hätten. Was das für "Marta schläft" bedeutet, müsst ihr selber herausfinden. 😉

Das Ende des Buchs war genauso großartig wie der Weg dorthin. Ich hätte nie gedacht, dass Romy Hausmann alles so lückenlos aufklären kann, wie sie es nachher getan hat. Ich persönlich finde das aber in Thrillern unheimlich wichtig. Toll, dass hier keine losen Enden blieben. Jedes Kapitel hat Sinn ergeben und war wichtig für das große Ganze. 👏👌

Meine Neugier und dieses spannende Buch hatten nur zwei Tage miteinander, aber die waren unglaublich!
Romy Hausmann hat hier mehr als eindrucksvoll bewiesen, dass sie schreiben kann und dass sie nach "Liebes Kind" nicht vor hat eine Eintagsfliege zu sein.
"Marta schläft" hatte Spannung, Emotionen, Drama, Thrill, einen unglaublich feinen Schreibstil und einen sehr clever konstruierten Plot zu bieten! Ich habe hier definitiv ein Jahreshighlight gelesen. 💖 ä

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