Ein gelungener Ausflug ins MIttelalter
Die SündenbrautDie Autorin entführt ihre Leser in das Hochmittelalter als Deutschland noch ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Lehen des Heiligen Römischen Reiches war.
Fenja reist mit ihrer Ziehmutter Runhild ...
Die Autorin entführt ihre Leser in das Hochmittelalter als Deutschland noch ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Lehen des Heiligen Römischen Reiches war.
Fenja reist mit ihrer Ziehmutter Runhild durch die Lande. Die beiden verdienen ihren kargen Lebensunterhalt als Heilkundige und dadurch, dass Fenja durch ein heidnisch anmutendes Ritual die Sünden der Verstorbenen auf sich nimmt. Bei ihren Wanderungen weichen sie großen Städten und Klöstern der Zisterzienser penibel aus. Als ihre Ziehmutter ermordet wird, gelten ihre letzten Worte einer Warnung an Fenja.
Mit dem Karren von Runhild und einem Stückchen Stoff auf dem eine Wappen eingestickt ist, begibt sich Fenja auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und trifft dabei auf Gerald von Aue, der als Handwerker verkleidet, in geheimer Mission für den Kaiser unterwegs ist. Die beiden vertrauen einander nicht wirklich, schließen sich aber zu einer Zweckgemeinschaft zusammen.
Meine Meinung:
Dieser zweite historische Roman von Manuela Schörghofer widmet sich abermals dem Mittelalter, das von Aberglauben und Machtstreben geprägt ist. Nicht nur die weltlichen Herrscher wollen ihren Einfluss mit allen Mitteln vergrößern, sondern auch die Kirche. Die einfachen Menschen richten ihr Leben stark auf das Jenseits aus und so ist es für viele eine Tragödie, ohne die Absolution eines Priesters zu sterben. Hier tritt dann Fenja auf den Plan, die die Sünden des Verstorbenen auf sich nimmt. Dieser Gedanke bzw. Brauch ist mir bislang unbekannt gewesen. Aber, hat nicht Jesus auch die Sünden der Welt auf sich genommen? Allerdings, wo käme die Kirche hin, wenn es mehr von diesen „Sündenbräuten“ gäbe? Ihr Einfluss würde zunehmend schwinden, daher ist das Ritual als heidnisch verboten.
Die Geschichte ist wunderschön erzählt und die Leser können Anteil an den Leben der Protagonisten nehmen. Herrlich sind die Wortgefechte zwischen Fenja und Gerald. Da musste ich mehrmals schmunzeln. Obwohl Fenja manchmal sehr moderne Ansichten vertritt, ist die Autorin mit ihrer Wortwahl im Mittelalter geblieben. Bei manchen Autoren schiebt sich ein moderner Begriff zwischen die Zeilen. Hier passt alles gut zusammen.
Der Klappentext gefällt mir nicht ganz so gut. Er suggeriert, dass Fenja mit Feuer und Schwert die Mörder ihrer Familie und Ziehmutter zur Rechenschaft ziehen will. Dabei will Fenja einfach nur wissen, wer sie ist und woher sie kommt. Sie will zwar, nachdem sie den Urheber der Tragödie ausgeforscht hat, diesem das Handwerk legen, greift aber nicht zur Selbstjustiz.
Das historische Umwelt ist gut in die Geschichte eingebettet oder vielmehr die Fenjas Geschichte in den historischen Kontext.
Die Charaktere, gut oder böse, sind detailliert und plastisch beschrieben. Allerdings ist nicht jeder Charakter nur gut oder nur böse - wie die Menschen einfach so sind, steckt beides in jedem von ihnen (von uns).
Es sieht so aus, als ob dieses Buch das zweite einer Reihe von „Bräuten“ wäre. Bin schon gespannt, ob es eine Fortsetzung gibt.
Fazit:
Ein gelungener hist. Roman, der uns ins Mittelalter entführt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.