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Veröffentlicht am 30.06.2020

Von Ängsten, Einsamkeit, festgefahrenen Situationen und dem Mut, einen Neuanfang zu wagen

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Städterin Lucy möchte Weihnachten zu Hause bei ihren Eltern verbringen. Sie organisiert sich eine Mitfahrgelegenheit: Ben, der als Arzt in der Notaufnahme arbeitet. Doch das Weihnachtsfest fällt anders ...

Städterin Lucy möchte Weihnachten zu Hause bei ihren Eltern verbringen. Sie organisiert sich eine Mitfahrgelegenheit: Ben, der als Arzt in der Notaufnahme arbeitet. Doch das Weihnachtsfest fällt anders aus als erwartet. Ein heftiger Schneesturm verhindert, dass Lucy bei ihren Eltern rechtzeitig ankommt. Gemeinsam mit Ben findet sie Unterschlupf bei der älteren Dorle, die in einem historischen Bauernhof auf dem Land lebt. Diese Weihnachtsfeier wird Ben und Lucy noch lange in Erinnerung bleiben. Denn einige Zeit später erfahren sie, dass sie gemeinsam und völlig unerwartet Dorles Anwesen erben. Sie beschließen, sich auf das Abenteuer Landleben einzulassen.

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ lässt sich angenehm unkompliziert und flüssig lesen. Kristina Günaks Schreibstil macht es dem Leser sehr leicht, sofort einen Zugang zur Geschichte zu finden.

Lucy hält sich mit Übersetzungen von mehr oder weniger interessanten Romanen über Wasser. Eigentlich möchte sie aber als Autorin arbeiten und hat bereits einen Vertrag für ein Buch in der Tasche, doch das Schreiben mag einfach nicht so recht vorwärts gehen. Lucy hofft darauf, auf dem Land Inspiration zu finden und dort endlich ihr Buch zu beenden.
Ben ist mit seinem stressigen Leben als Arzt in der Notaufnahme überfordert, wird immer wieder von Ängsten geplagt. Das Landleben soll den erwünschten Neuanfang bringen. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Ben und Lucy sind zwei sympathische, stimmige und nachvollziehbare Charaktere. „Auf Zehenspitzen“ beschnuppern sie sich zunächst sacht, ganz vorsichtig und zurückhaltend, doch mit der Zeit werden aus den Mitbewohnern Freunde. Die sich entwickelnde Beziehung der beiden sensiblen Figuren beschreibt Kristina Günak sehr überzeugend, mit Gefühl und Bedacht. Hier haben kleine Gesten oft eine wunderbar große, romantische Bedeutung.
Außergewöhnlich gut haben mir auch die Dorfbewohner gefallen: liebenswert, schrullig, originell. Menschen, die füreinander da sind, auf die man sich verlassen kann. Hier auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung.

Der Titel „Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ passt perfekt zum Inhalt, es ist kein Roman mit Effekt und Wumms. Es ist ein ruhiger Roman der leisen Töne. Ben und Lucy entschleunigen ihr Leben, auch dazu gehört Mut. Viel passiert äußerlich nicht, die Handlung ist recht vorhersehbar. Dennoch füllt die Autorin das Buch mit sehr viel Leben. Es werden so viele ernste Themen, wie Einsamkeit und vor allem Ängste und Unsicherheiten angesprochen, dass keine Langeweile aufkommt. Eine Geschichte mit viel Harmonie, vor allem im Dorf, aber auch voller existenzieller Probleme, die hier wirklich ernst genommen und nicht nur oberflächlich abgehandelt werden. Am Ende siegt, wie wir es uns alle wünschen, die Zuversicht. Allerdings gestaltet sich das Ende etwas weniger verhalten, etwas übertriebener als ich es mir erhofft habe. Aber das mag nur mein persönlicher Geschmack sein und tut dem Ganzen wenig Abbruch.

Das Leben ist nicht immer Friede, Freude und Eierkuchen. Aber es liegt auch an uns selbst, es möglichst glücklich zu gestalten. Manchmal braucht es einfach Mut, sein Leben zu ändern und sich auf andere einzulassen. Ängste hat jeder, aber gemeinsam wird es schon irgendwie werden. Ein bisschen Glück ist nie verkehrt und solches, das ganz langsam und leise daher kommt, hält vielleicht sogar länger. Optimistischer Roman mit netten Figuren und schöner Botschaft und dazu eine kleine Liebeserklärung ans Landleben.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Ein bisschen Roadmovie, eine kleine Reise in die Vergangenheit, eine Fahrt in Richtung Neubeginn

Immer wieder im Sommer
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Anna könnte gerade durchaus etwas mehr Glück vertragen: Ihre Arbeit als Zimmermädchen in einem Münchner Hotel ist nicht gerade erfüllend, hat sie doch früher davon geträumt, Modedesign zu studieren, zu ...

Anna könnte gerade durchaus etwas mehr Glück vertragen: Ihre Arbeit als Zimmermädchen in einem Münchner Hotel ist nicht gerade erfüllend, hat sie doch früher davon geträumt, Modedesign zu studieren, zu Teenager-Tochter Sophie dringt sie nicht mehr durch und Ex-Mann Max ist unzuverlässig und hält sich nicht an Absprachen. Dann bekommt sie unerwartet auch noch eine seltsame Nachricht von ihrer Mutter, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt hatte und die sie nun dringend sprechen möchte. Anna beschließt, ihre Mutter auf ihrem Gnadenhof zu besuchen und danach ihre Ferien auf Amrum zu verbringen. Insgeheim hofft sie darauf, auf der Insel Jan zu begegnen, in den sie in ihrer Jugend so verliebt war. Doch der Urlaub verläuft von Anfang bis Ende komplett anders als geplant und erwartet.

„Immer wieder im Sommer“ liest sich flüssig und angenehm. Autorin Katharina Herzog wechselt regelmäßig die Perspektive, nimmt die Sichtweise von Anna, ihrer älteren Tochter Sophie und ihrer Mutter Frieda ein. Sie bezieht sich dabei auf die Handlung in der Gegenwart, schildert aber auch Ereignisse aus der Vergangenheit. Diese Erzählweise sorgt für Abwechslung. Außerdem ermöglicht sie es dem Leser, sich mit den einzelnen Personen stärker zu identifizieren und einen Zugang zu ihnen zu finden.

Anna ist gerade alles andere als zufrieden. Sie hat es nie geschafft, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, hadert immer noch mit dem, was gewesen ist. Mit Ex-Mann Max bespricht sie nur das Nötigste, zwischen Mutter Frieda und ihr herrscht seit Jahren Funkstille und auch mit Tochter Sophie redet sie nicht richtig. Auf der Beziehungsebene könnte es definitiv besser für die Protagonistin laufen. Anna ist nicht unfehlbar, manche ihrer Verhaltensweisen sind nicht logisch und nachvollziehbar, oft zu impulsiv, aber gerade das macht sie so menschlich, authentisch und für mich zu einem überzeugendem Charakter. Auch die anderen Figuren Frieda, Sophie und Max haben ihre Probleme und so manche „Ecken und Kanten“. Die sympathischen Familienmitglieder haben mich alle auf ihre Art angesprochen und berührt, ich habe mit ihnen gefiebert und auf ein Happy End für alle gehofft.

„Immer wieder im Sommer“ ist ein kurzweiliger, leichter Sommerroman mit Tempo, der mich mitgenommen hat auf einen Urlaub voller teils überraschender Wendungen. Ein bisschen Roadmovie, eine kleine Reise in die Vergangenheit, eine Fahrt in Richtung Neubeginn. Auf alle Fälle durchgehend fesselnd.

Manchmal muss man weiter weg fahren, um mehr über sich selbst und andere herauszufinden.
Katharina Herzog hat eine nette, unterhaltsame Liebesgeschichte geschrieben, in der nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, die aber trotzdem optimistisch stimmt und glaubwürdig ist. Ideal als Urlaubslektüre für alle, die das Meer und Sommer mögen und von der großen Liebe nicht genug bekommen können.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Seuche und Mord- Spannender historischer Krimi vor düsterer Kulisse

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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Wir sollten alle zu unseren Schutzpatronen gegen Pest und Seuchen beten, zum heiligen Sebastian und zur heiligen Corona“.

Die Pest breitet sich 1679 erneut in Bayern aus. Magdalena und Simon sind gerade ...

Wir sollten alle zu unseren Schutzpatronen gegen Pest und Seuchen beten, zum heiligen Sebastian und zur heiligen Corona“.

Die Pest breitet sich 1679 erneut in Bayern aus. Magdalena und Simon sind gerade mit ihren Kindern zu Besuch in Schongau bei Magdalenas Vater dem Henker Jakob Kuisl und dessen Sohn Georg, als der Scharfrichter von Kaufbeuren plötzlich dort auftaucht. Kurz bevor er tot zusammenbricht, bittet er seinen Freund Jakob, Kaufbeuren zu retten, denn dort spiele ein schwarzer Reiter, ein Mörder, zum Tanz auf. Mit Simon und Magdalena reist Jakob nach Kaufbeuren und wird Zeuge mehrerer mysteriöser Todesfälle. Die Opfer scheinen an der Pest gestorben zu sein, aber ganz untypisch kommt es nicht zur Epidemie. Ist die Pest dort etwa noch aufzuhalten? Magdalena muss sich zudem noch um ihre beiden Söhne sorgen: Peter sollte eigentlich in Kaufbeuren einen wichtigen Brief des bayrischen Thronfolgers zu überbringen, taucht aber nicht am Ziel auf. Und der oft unbeherrschte, temperamentvolle Paul, der bei Onkel Georg in Schongau bleibt, bringt sich selbst durch seine Neugier in Lebensgefahr.....

Oliver Pötzsch schreibt sehr flüssig, klar und gut verständlich. Der angenehm unkomplizierte Schreibstil macht es dem Leser leicht, in die Geschichte hineinzufinden, sich gar ganz in ihr zu verlieren und in die düstere Zeit des 17. Jahrhunderts einzutauchen.

Pötzsch Figuren sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen: Die schlaue scharfsinnige und vorwitzige Magdalena steht ihrem brummigen Vater in nichts nach, wenn es darum geht, ein Verbrechen zu wittern und es tatkräftig aufzuklären. Ehemann Simon, der mittlerweile in München als Arzt arbeitet, macht die Verbrecherjagd ebenso viel Freude, doch geht er die Dinge etwas theoretischer an, studiert lieber Bücher, während sich Magdalena und ihr Vater kopfüber ins Geschehen stürzen. Ein Henker ist sicherlich nicht unbedingt ein sympathischer Zeitgenosse, doch bei Jakob Kuisl vergisst man regelmäßig, welcher grausamen Tätigkeit er eigentlich nachgeht. So unangenehm sein Beruf, so sympathisch und menschlich wirkt er auf mich. So kümmert er sich engagiert um Kranke und Verletzte und seine Familie ist für ihn das Wichtigste überhaupt. Simon, Magdalena und Jakob sind definitiv ein interessantes, äußerst unterhaltsames Detektivtrio. Auch Peter, Paul und Sophia, Magdalenas Kinder oder ihre Geschwister Barbara und Georg sind Figuren mit großem Potenzial, deren Entwicklung mich immer neugieriger machen.

Oliver Pötzsch hat einen zweifelsfrei fesselnden, stellenweise aber etwas abstrusen Kriminalfall konstruiert. Bis zum Ende bleibt es spannend und mehr als einmal verdächtigt der Leser den Falschen. Langweilig wird es dabei nie. Das Ende kommt recht unerwartet, scheint aber logisch und stimmig.

Der Autor beteuert im Nachwort, nicht beabsichtigt zu haben, einen Roman mit Anspielungen auf die aktuelle Corona-Pandemie schreiben zu wollen. Als er mit dem umfangreichen Buch anfing, waren die Ereignisse noch ganz weit weg. Mit dem Corona-Ausbruch gewinnen manche Ereignisse im Roman eine ganz neue Bedeutung, sind dem Leser nun viel nachvollziehbarer und realistischer.
Nach ein, zwei schwächeren Romanen aus der Reihe hat mich „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ erneut überzeugt. Ich habe den historischen Krimi sehr gerne gelesen, hatte trotz erschreckender Parallelen zur aktuellen Situation einige kurzweilige, unterhaltsame Lesestunden und bin beim nächsten Fall gerne wieder mit von der Partie.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Wenn mit dem großen Hunger die schlechte Laune kommt

Miezbert
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Gerade will Kater Miezbert gemütlich Frühstücken, da kommt sein Freund Piep und möchte mit ihm ein neues Spiel ausprobieren. Sie spielen bis Mittag und besuchen Freund Bär. Miezberts Beine beginnen zu ...

Gerade will Kater Miezbert gemütlich Frühstücken, da kommt sein Freund Piep und möchte mit ihm ein neues Spiel ausprobieren. Sie spielen bis Mittag und besuchen Freund Bär. Miezberts Beine beginnen zu zittern, seine Laune wird immer schlechter. Ohne ersichtlichen Grund faucht er Bär an. Den Eichhörnchen, Huhn und den Hasen ergeht es im Anschluss nicht besser, auch sie ziehen Miezberts Zorn auf sich und werden von ihm angepflaumt. Miezbert ist ein richtiger „Miesbert“ geworden. Was ist nur los mit ihm? Als sein Magen plötzlich laut knurrt, weiß Miezbert endlich, wo der Schuh drückt. Er hat schlicht und einfach Hunger...

Das Autorinnen-Duo Stütze und Vorbach schreibt in altersgemäßer, einfacher und klarer Sprache. Kinder ab drei Jahren können dem Geschehen sicher schon gut folgen und seinen Sinn verstehen. Dorothee Mahnkopfs sehr bunte Illustrationen stellen die Geschichte noch einmal treffend zum Anschauen fürs Auge dar. Anhand der Bilder können die Kinder die Handlung gut nachvollziehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei die Farbwahl, meine Kinder haben sich beispielsweise gewundert, dass Miezbert blau und das Huhn grün ist. Mich hat das weniger gestört.

Miezbert ist eigentlich ein netter, umgänglicher, fröhlicher Kater. Aber heute am „Knurrmagentag“ ist er kaum wiederzuerkennen. Er ist unfreundlich und verteilt einen Rüffel nach dem anderen, ein echter „Miesbert“. Zum Glück findet er schließlich den Grund für seine schlechte Laune heraus. Er hat Hunger. Wie sich Miesbert verhält, kommt uns allen wohl bekannt vor. Auch in meinem Umfeld gibt es z.B. kleine und große Personen, die zum unerträglichen Griesgram mutieren, wenn sie Hunger haben. Miezbert ist also eine sehr glaubwürdige Figur, mit der sich die Leser identifizieren können. Dass Piep Miezbert zum Schluss einen Notfallkoffer mit einer Fischration schenkt, finden meine Kinder und ich eine gute Idee. Wir gehen schließlich auch nie ohne Essen aus dem Haus .

Manchmal ist es so einfach, seine gute Laune wiederzufinden. Eine nette, aus dem Leben gegriffene Geschichte, die anschaulich zeigt, dass es - so profan es klingt- wichtig ist, die einfachsten Grundbedürfnisse, wie essen, trinken, schlafen oder zur Toilette gehen, sofort zu befriedigen, ansonsten hat der Spaß schnell ein Loch. Essen ist etwas, das zum täglichen Leben einfach dazugehört. Wenn man Hunger hat, sollte man in Ruhe und ohne Ablenkung essen, „achtsam essen“ sozusagen. So simpel das ist, so oft wird es in der Hektik des Alltags vergessen. Zum Glück erinnert uns Miezbert in diesem Buch eindringlich daran.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Manche Kinder sind wie Clownfische und das ist total in Ordnung

Alfie und der Clownfisch
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Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt ...

Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt möchte er nicht auf das Unterwasserkostümfest. Sich als Kapitän Seestern zu verkleiden, bereitet ihm einfach kein gutes Gefühl. Er fühlt sich nicht mutig genug dafür. Statt auf die Party zu gehen, nimmt ihn Mama mit ins Aquarium. Dort entdeckt er einen Clownfisch, der ihm auf Anhieb gefällt, denn Clownfische verstecken sich gerne. Alfie beschließt nächstes Jahr als Clownfisch auf das Kostümfest zu gehen.

„Alfie und der Clownfisch“ ist in einfachen, altersgemäßen, gut verständlichen Sätzen geschrieben. Das Außergewöhnliche an diesem Buch sind die Illustrationen, die in ungewöhnlichen Farben gedruckt sind, die Gesichter der Figurenleuchten in Neonfarben, andere Details in extremem Blau, ansonsten bestimmen Pastell- und Brauntöne die Farbpalette. Die Bilder fallen definitiv aus dem Rahmen, erregen Aufmerksamkeit.

Alfie ist ein besonders schüchterner Junge. Er leidet darunter, nicht mutig zu sein, erinnert sich immer wieder an Situationen, die er nicht gemeistert hat. Es fühlt sich für ihn an, als müsse er die ganze Welt tragen. Das tat mir beim Lesen sehr Leid. Als seine Mutter ihm das Aquarium zeigt, erkennt er, dass nicht alle Lebewesen gleich mutig sind. Manche stehen gerne im Mittelpunkt, andere nicht. Und das ist richtig so. Wer heute nicht mutig ist, kann es immer noch morgen sein. Alfie kann sich ruhig Zeit lassen und darf sich nicht unter Druck setzen, das macht ihn nur unglücklich.

Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die bedeutende Botschaft bei den Kindern richtig ankommt -vielleicht ist sie doch ein bisschen zu komplex und wird für die kleinen Leser nicht deutlich genug umgesetzt- hat mir die Aussage von „Alfie und der Clownfisch“ sehr gut gefallen. Nicht jeder ist ein Draufgänger, muss unbedingt im Mittelpunkt stehen, das ist in Ordnung. Man hat immer noch Zeit, irgendwann mutig zu sein. Außerdem muss man gar nicht zwangsläufig über seinen Schatten springen, aus sich heraus kommen. Manche Tiere verstecken sich gerne, manche Menschen bleiben im Hintergrund. Wenn Kinder ihre Persönlichkeit akzeptieren, werden sie sich viel wohler fühlen, als wenn sie sich zwingen, jemand zu sein, der sie nicht sind. Mir imponiert, dass Alfie von seinen geduldigen Eltern nicht genötigt wird, etwas zu tun, was nicht zu ihm passt. Er erkennt (hoffentlich), dass er absolut richtig so ist, wie er ist.

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