Profilbild von anna2874

anna2874

Lesejury Profi
offline

anna2874 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit anna2874 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2021

Gesundheit - um welchen Preis?

Corpus Delicti
0

Meine Meinung:

Gesundheit als oberste Priorität des Lebens. Unser aller Ziel ist es doch schließlich möglichst lange zu leben, nicht wahr? Doch wie weit sind wir bereit für diesen Wunsch zu gehen? Welchen ...

Meine Meinung:

Gesundheit als oberste Priorität des Lebens. Unser aller Ziel ist es doch schließlich möglichst lange zu leben, nicht wahr? Doch wie weit sind wir bereit für diesen Wunsch zu gehen? Welchen Preis sind wir bereit für ihn zu zahlen? Eine perfekte Welt ohne Krankheiten, ohne Leid und gesundheitliche Probleme. Ein unfehlbares System, dass genau dies möglich macht.

Eine Frage: Was wäre wenn...?

Corpus Delicti habe ich im Rahmen meines Deutschunterrichts lesen müssen, davor jedoch bereits oft auf Bookstagram davon gehört. Als großer Fan von Dystopien war ich sehr angenehm überrascht als ich das Buch auf der Lektürenliste gesehen und mir den Inhalt dazu durchgelesen habe. Sofort war ich neugierig geworden, schließlich verspricht der Klappentext einige interessante Elemente. Das Stigma "Schullektüren sind schlecht" und die sich gerade auch wieder mit "To kill a Mockingbird" bewahrheiteten Vorurteile blieben dennoch im Hinterkopf bestehen.

Einmal aufgeschlagen und hineingelesen, schoss ich diese Zweifel jedoch sehr schnell in den Wind - sie waren völlig unbegründet gewesen.

Bereits der Schreibstil konnte auf ganzer Linie bei mir punkten. So ist das Buch sehr flüssig und leicht zu lesen, dabei jedoch stellenweise poetisch und gespickt mit einigen wundervollen Zitaten, die ich mir beim Lesen markiert habe und die zum Nachdenken und Verweilen anregen.
Zudem überzeugt Corpus Delicti mit einer ganz besonderen Erzähltechnik. Durchgehend in der Er-/Sie-Form erzählt, ist es die wechselnde Erzählperspektive, die dem Leser zum Roman sowohl Nähe als auch Distanz zugleich verleiht. Die Nähe durch personal erzählte Szenen ermöglicht es hierbei mit Figuren und der Handlung mitzufühlen und sich gegebenenfalls sogar mit ihnen zu identifizieren. Daneben ermöglicht die gewisse Distanz, die auktoriale Passagen erzeugen jedoch zugleich auch ein rationales Auseinandersetzen mit dem Inhalt, bei dem man selbst nachdenken und abwägen kann. Eine geniale Kombination für ein Werk wie dieses, das letztlich ja genau darauf ausgelegt ist- Menschen zum Denken anzuregen und sie mitzunehmen. Unterstützt wird das ganze außerdem durch einen Erzähler, der den Leser an der Hand nimmt und durch das Buch führt, wobei er kommentiert und somit stets präsent ist. Die direkte Leseransprache gefällt mir ja grundsätzlich immer sehr gut, so unterbricht sie die Illusion der Realität gerade weit genug, um uns der Fiktivität der Geschichte bewusst zu bleiben, erlaubt dem Leser jedoch dennoch Parallelen zu sich zu ziehen und weckt ihn hierbei häufig auf, da die Einschübe zu mehr Aufmerksamkeit und einem gewissen „Aufhorchen“ führen - so wie wenn plötzlich beim Tagträumen der Lehrer „Hey hallo, bist du auch noch anwesend?“ , ruft…
Des Weiteren sind auch die geschaffenen Charaktere ziemlich interessant, hierbei stechen besonders eine gute Ausarbeitungen eben dieser, gepaart mit differenzierten Ansichten und Handlungsmotiven, hervor, gerade was unsere Hauptprotagonistin Mia und den Antagonisten Kramer betrifft. So sind die beiden nämlich nicht stereotypisch völlig widersprüchlich, sondern lassen zugleich zarte Bänder erkennen, die sie trotz ihrer polaren Gegensätzlichkeit verbinden.
Nicht nur die widersprüchliche Nähe und Gegensätzlichkeit der Protagonisten, sondern auch der Zwiespalt von Rationalität und Emotionen, den wohl jeder auch aus seinem eigenen Leben im ein oder anderen Moment kennt, wird in diesem Roman thematisiert. Gerade dieser Aspekt macht das Buch für mich zu etwas ganz besonderem, denn der alltägliche Kampf von Kopf gegen Bauchgefühl spielt auch in meinem Leben (wie bereits in meinem Mental Health Beitrag, den ihr hier finden könnt, erwähnt) beständig eine große Rolle. Somit konnte ich mich zumindest ein Stück weit mit Mia und ihrer zunehmenden Zerrissenheit identifizieren, habe jedoch auch einige Komponenten meiner selbst in ihrem Bruder Moritz und seiner Liebe zum Leben, der Poesie und der Freiheit wiederfinden können. Ich spreche oft von mir selbst als ein zweigeteilter Charakter - die beiden Geschwister spiegeln genau diese beiden Seiten, die ich dabei sehe, wieder. Sicherlich bin ich damit nicht die einzige.
Doch nicht nur das eigene Handeln kann während des Lesens hinterfragt und reflektiert werden. Auch die Entwicklungen der Protagonisten sind deutlich erkennbar, der Untertitel, ein Prozess, bezieht sich so sehr raffiniert nämlich nicht nur rein auf die im Klappentext angesprochenen gerichtlichen Begebenheiten, sondern steht vielmehr für Erkenntnisprozesse und Wandlungen der Figuren, die der Leser miterleben und vielleicht auch für und an sich selbst entdecken darf. Näher darauf eingehen möchte ich aufgrund möglicher Spoiler an dieser Stelle nicht.
Trotz meinem Lob fehlt es den Figuren für meinen Geschmack jedoch ein wenig an Tiefe und obwohl ihre grundlegenden Charakterzüge gut zur Geltung kommen, fehlt mir dennoch ein wenig der Feinschliff, der sie zu eigenständigen, einzigartigen Figuren macht und sie nicht nur als simple Mittel zum Zweck der Handlungsübermittlung wirken lässt. Hierbei geht es mir nicht primär um Sympathie, nein, eine gute Lektüre kommt in meinen Augen auch ohne aus, was einige, auf Antagonisten setzende, Romane für mich schon bewiesen haben - dennoch fehlt etwas. So sollen manche der Figuren zwar kühl und eher unnahbar scheinen, aber dennoch kann auch solchen Charakteren normalerweise ein gewisser Hauch von Leben und Eigenständigkeit eingehaucht werden, seien es nur kleine typische Charakteristika oder Macken, die sie besitzen. Betrachten wir so beispielsweise einmal intelligente Antihelden der Literaturgeschichte, wie etwa Thomas Harris' Hannibal Lecter oder Stephen Kings' Annie Wilkes, so wird wohl schnell deutlich, dass gerade unliebsame Figuren oftmals der Geschichte genau das gewisse Etwas geben. Leider gibt es solch eindringliche Charaktere, die lange im Gedächtnis bleiben, bei Corpus Delicti nicht.
Nichtsdestotrotz besitzt der Roman mit seiner einzigartigen Handlung an sich einen interessanten Spannungsbogen, der wenn auch ein wenig flach für meinen Geschmack, dennoch durch einige Wendungen aufrecht erhalten wird.
Auf ganzer Linie überzeugen konnte mich hingegen die Realitätsnähe, die der Roman besitzt, auch wenn gerade diese ein wenig erschreckend ist und ich mir mehr als nur einmal "ach du meine Güte, bloß nicht" dachte. So spielt Corpus Delicti nicht wie manch andere Dystopien sehr weit in der Zukunft, sondern gerade einmal so weit von der Gegenwart entfernt, dass unser jetziges Handeln sich auf spätere Generationen und deren Lebensstil ausgewirkt hat. Sie haben erlebt, gelernt und reagiert. Das Setting bleibt hierbei recht nah bei unserer jetzigen Welt, wodurch es wenig abstrakt wirkt und sich beinahe schon auf unsere heutige Zeit übertragen lässt.
Weitere Vergleiche werden außerdem zwischen Juli Zeh und ihrem Werk, sowie George Orwell gezogen, dessen Roman 1984 wohl eine der bekanntesten, wenn nicht gerade die bekannteste Dystopie aller Zeiten ist. Natürlich lassen sich beim Lesen gewisse Parallelen ziehen, begonnen bei dem System der Methode, dass definitiv ähnlich stark diktatorische Züge aufweist, wie dass des Großen Bruders in 1984 und auch auf totale Überwachung setzt. Ich persönlich rate ja allerdings von solchen Vergleichen meist ab und entferne mich ein wenig von ihnen, letztlich ist ja doch jeder Schriftsteller und jedes Werk auf seine Weise einzigartig und eigenständig, doch zumindest in einem Punkt möchte auch ich die Überschneidungen hervorheben. Corpus Delicti ist eindringlich und bleibt im Gedächtnis. Wie bereits Orwell versteht die Autorin es gut, den Leser zu fesseln und ihm zugleich eine gute Grundlage zum eigenen Nachdenken zu bieten.
Dies ist gerade bei Romanen mit politischen Noten und gesellschaftskritischen Aspekten, Elemente die essentiell für jede Dystopie sind, in meinen Augen sehr wichtig. So können auch an der rein fachlichen Thematik uninteressierte Leser damit erreicht und dafür begeistert werden, da ein Roman es auf ganz besondere Art und Weise schafft, seine Botschaften zu vermitteln und hierbei auf emotionaler Ebene viel eindringlicher ist als jeder Sachtext. Was gibt unserem Leben seinen Sinn? Wo liegen unsere Prioritäten und ist es überhaupt möglich ein Allgemeinwohl zu schaffen, dass jedes Individuum glücklich macht?
Diese und viele weitere philosophische Ansätze beschäftigten mich während des Lesens und ließen mich lange über meine individuellen Antworten, aber auch mögliche allgemeingültige nachdenken. Gibt es überhaupt Normalität? Gibt es Unfehlbarkeit? Perfektion? Fragen über Fragen, die das Leseerlebniss weit über die eigentliche Handlung und dem Erfassen eben dieser hinausgehen lassen und die das Buch zu etwas ganz besonderem machen, das noch lange in seinen Lesern nachhallt. Zumindest wird es das von nun an wohl ein Stück weit in mir.
Für jüngere Leser mag es dadurch auf den ersten Blick vielleicht eher ungeeignet erscheinen, da es möglicherweise schwierig sein könnte die Tiefe und Bedeutungen des Buches bereits in ihrer Gänze zu verstehen, doch das kommt letztlich ganz auf den eigenen Lesetypus an, schließlich habe auch ich wohl eher untypisch für das Alter damals mit 11 Jahren meine Liebe zu Stephen King und Thrillern/Horrorromanen entdeckt. Somit ist es also wohl einzig und alleine von der eigenen Einschätzung bezüglich der Reife beim Lesen bedingt, ob sich die Lektüre eignet oder nicht.


Fazit:

Abschließend kann ich nun also eine recht eindeutige, uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Corpus Delicti passt besonders gut in unser jetziges Klima und ist wohl im Anbetracht der Corona Pandemie und aktuell vorherrschenden Zuständen und Regelungen aktueller denn je. Definitiv eine der besten Schullektüren, die ich bisher lesen durfte und die eindeutig nicht nur als solche angesehen werden sollte. Ich vergebe nach kleinen Abzügen 4/5 Sterne und appelliere hierbei besonders an alle Fans von Dystopien dem Buch eine Chance zu geben

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2020

Unterhaltsam mit kleinen Abzügen

Hate Notes
0

Cover:

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mich dieses Cover erfreut. Nicht weil ich es besonders toll finde, sondern weil es ein Buch aus dem Lyx Verlag ist und es- Achtung haltet euch fest- nicht ...

Cover:

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mich dieses Cover erfreut. Nicht weil ich es besonders toll finde, sondern weil es ein Buch aus dem Lyx Verlag ist und es- Achtung haltet euch fest- nicht pastell mit Sprenkeln, Wolken oder Schnörkeln ist!! Es ist in dunklen Blautönen gehalten und passt damit gut in mein eher dunkler angesiedeltes Regal, nur der Mann auf dem Cover passt nicht ganz zu dem Bild von Reed in meinem Kopf, weshalb ich die ganzen Gesichter von Menschen auf Covern grundsätzlich eher weniger mag.

Meine Meinung:
New Adult ist bei mir ja immer wieder eine so eine Sache- entweder ich bin super happy mit dem Buch oder aber ich finde es ganz ganz schrecklich (Grüße gehen an dieser Stelle an Anna Todd, auch wenn ich dafür jetzt vielleicht wieder von einigen gesteinigt werde). Etwas zwischen drin hatte ich bei diesem Genre tatsächlich noch nie und auch dieses Buch stellte keine Ausnahme dabei dar. Glücklicherweise gehört es zur ersteren Kategorie, wie ich bereits schnell festgestellt habe.
Von Beginn an fand ich die Protagonisten, besonders Charlotte unglaublich sympathisch. Ja, es werden wie so oft einige Klischees bedient, wie beispielsweise Reeds raue Fassade, allerdings nicht dieses typische "super schüchternes Mädchen und absoluter Bad Boy" Klischee, das mich meist so sehr nervt. Im Gegenteil, Charlotte ist sehr offen, witzig, ein wenig verrückt und tollpatschig und genau das liebte ich beim Lesen so sehr. Sie ist quirlig und einfach nur liebenswert, erinnerte mich beim Lesen ein wenig an Lou aus "Ein ganzes halbes Jahr", die ich ja auch absolut vergöttere. Auch Reed wurde mir recht schnell sympathisch, da hier das raue Äußere nur von kurzer Dauer ist und der Leser durch wechselnde Perspektiven stets auch Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt bekommt. Ein paar Andeutungen hier und da, die offen bleiben und sich erst im Verlaufe des Lesens klären, machen die Protagonisten noch ein wenig interessanter. Selbst die Nebencharaktere wie z.B Reeds Bruder, Oma und Ex-Verlobte sind so ausgearbeitet, dass sie beinahe genauso greifbar werden, wie die Hauptprotagonisten. Seine Oma fand ich ganz besonders genial und unglaublich sympathisch!
Die Story an sich war unterhaltsam und kurzweilig, schien zu Beginn nichts großartig neues zu werden, jedoch fand ich das nicht weiter schlimm, da es mir primär wirklich um die geschaffenen Charaktere und das Mitfiebern mit eben diesen ging. Allerdings wird man auch hier im Laufe des Buches durch emotionale Twists überrascht, auf die ich wegen Spoilern allerdings nicht weiter eingehen möchte. So viel sei nur gesagt- ich habe nicht damit gerechnet und es konnte mich völlig abholen, hat mir die Geschichte noch näher gebracht und mich mehr mitfühlen lassen. Die "Scheiß-Drauf-Liste" von Charlotte und deren Abarbeitung fand ich außerdem unter anderem in der gesamten Story besonders amüsant. Durchgehend zog sich ein sehr humorvoller Ton durch das Buch, der den Spaß am Lesen stets hoch hielt, getragen von einem locker-leichten Schreibstil.
Ebenfalls toll fand ich den Moment, an dem der Titel verständlich wurde- das freut mich wirklich jedes Mal beim Lesen, genau wie hier auch.
Einziger wirklicher Kritikpunkt betrifft die Erotikszenen, beziehungsweise Reeds sexuelle Gedanken. Grundsätzlich habe ich nichts gegen solche, besonders nicht bei New Adult Büchern, auch wenn ich hier Dark Romance doch ein wenig bevorzuge, aber leider war hier der Schreibstil und die Art wie sich Reed in seinen Gedanken ausdrückte so gar nicht meins. Erotische Stellen, die gut geschrieben sind, gerne, doch Sätze wie beispielsweise "Spring für mich auf und ab Charlotte, ich will sie hüpfen sehen." , entlockten mir dann doch nur ein etwas ungläubigen 'Ernsthaft jetzt?'- Blick, gefolgt von einem Kopfschütteln. Zu viel gab es hiervon allerdings glücklicherweise nicht, davon allerdings ein wenig zu viel Kitsch am Ende für meinen Geschmack.

Fazit:
Eine wirklich schöne New Adult Geschichte mit sehr sympathischen Protagonisten und einem humorvollen Ton. Das Buch bekommt von mir 4/5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die genug von den Standartklischees haben, ein paar kleine jedoch in Kauf nehmen. Kleine Abzüge in der B-Note.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Und man kann nicht wegsehen..

Snuff Killers
0

Cover: Ich sage es wieder und wieder, aber ich liebe die Coverauswahl des Festa Verlages einfach. Dieses Cover ist im Grunde sehr schlicht, so zeigt es ja 'nur' ein Auge, allerdings gibt es dem Buch damit ...

Cover: Ich sage es wieder und wieder, aber ich liebe die Coverauswahl des Festa Verlages einfach. Dieses Cover ist im Grunde sehr schlicht, so zeigt es ja 'nur' ein Auge, allerdings gibt es dem Buch damit schon einen gewissen Charakter und passt zu dem düsteren Inhalt. Außerdem finde ich es genial ein offensichtlich gerötetes, strapaziertes Auge in Mitten totenblasser Haut für das Cover eines Buches zu verwenden, in dem es ja quasi genau darum geht: Menschen, die andere Menschen leiden sehen wollen.

Für mich absolut passend.

Meine Meinung:

Wer mich kennt, weiß dass ich mich für alles düstere interessiere und so war mir der Begriff Snuff bereits bevor ich auf das Buch aufmerksam wurde natürlich kein Neuland. Umso interessanter machte es das Buch dadurch allerdings für mich, sobald ich den Titel und den Klappentext las, da ich zwar die groben Züge der Snuff Welt kannte, jedoch gerne mehr darüber erfahren wollte. Natürlich erwartete ich keine Informationen, wie man sie in Sachbüchern finden würde, allerdings versprach ich mir eine sehr spannende und grausame Geschichte, in deren Verlauf man mehr über die gesamte Szene erfahren würde. Was die Spannung und das Eintauchen in das Thema anging, wurde ich keinesfalls enttäuscht.

Obwohl das Buch mit seinen knapp 500 Seiten ja doch eher zu den längeren, der in letzter Zeit von mir gelesenen Lektüren zählt, habe ich es in 2 Tagen durchgelesen- und dies in nur zwei Sitzungen.

Sobald ich das Buch geöffnet habe, hat mich die Geschichte und der Schreibstil sofort gefesselt. So wollte ich stets wissen, was denn nun als nächstes passiert, wie es mit Sache xy weitergeht und was es denn nun mit gewissen Aspekten auf sich hat. Hierbei war der Schreibstil sehr flüssig, die Kapitellänge genau richtig und auch die kleinen humorvollen Momente ab und an genau richtig (auch wenn dieser Humor vermutlich nicht bei jedem als solcher ankommt, da er dann doch eher düster/makaber ist).

Rein darauf bezogen, für mich ein perfektes Buch. Auch die Protagonisten fand ich von Beginn an genial, die guten, sowie die bösen, da sie allesamt stark ausgeprägte Charaktere und somit jeder seine eigene wiedererkennbare Note bei seinen Handlungen und Aussagen hatte. Leider, leider findet sich hier jedoch auch der Aspekt wieder, der mir weniger gefallen hat. Die Charakterentwicklung. Ein so wichtiger Teil einer Geschichte, der mich hier im Bezug auf die weibliche Hauptprotagonistin Lisa sehr enttäuscht hat. Empfand ich sie anfangs noch als interessante und toughe Protagonistin, so ging sie mir irgendwann nur noch auf die Nerven und ich ertappte mich oft beim genervt Schnauben oder Augenrollen. Möglicherweise liegt das an meiner eigenen ,sehr deutlich gegensätzlichen Einstellung zu einem Aspekt der Änderung, den ich aus Spoiler Gründen nicht nennen möchte, aber ich glaube auch abgesehen davon, war es einfach ein wenig too much. Wenigstens die restlichen Protagonisten fand ich durchgehend sympathisch/interessant, wie immer natürlich besonders die bösen...

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt für mich ist, dass die Geschichte insgesamt in eine andere Richtung ging, als ich nach dem Klappentext zu urteilen, erwartet hätte. So ist es beispielsweise wirklich kaum detailliert oder brutal geschrieben, denn das meiste wird der eigenen Fantasie überlassen. Nicht schlimm, aber für Fans der Extreme wie mich, ein wenig Schade. Auch 'die grausamen Dinge, die sie tun wird' existierten dann doch nicht wirklich... der Klappentext leitet hier ein wenig fehl, doch versteift man sich nicht auf dessen Versprechungen, ist es immer noch ein sehr gelungenes Buch.

Zuletzt hat mir allerdings der Epilog wirklich sehr missfallen, so schloss er in meinen Augen ein so tolles Buch wie dieses absolut nicht würdig ab, sondern hinterließ einen extrem langweiligen, faden Nachgeschmack.



Fazit: Das Buch war etwas anders als dem Klappentext nach erwartet, jedoch trotzdem alles in allem wirklich gelungen. Nach kleinen Abzügen bekommt es von mir 4/5 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2020

Für Schurkenfans

Das Buch der Schurken
0

Cover:

Das Cover ist sehr schlicht gehalten, hierbei zugleich aber auch sehr passend zu dem Inhalt des Buches. Obwohl es nur schwarz und weiß ist, fällt es trotzdem ins Auge und auch die beiden verschiedenen ...

Cover:

Das Cover ist sehr schlicht gehalten, hierbei zugleich aber auch sehr passend zu dem Inhalt des Buches. Obwohl es nur schwarz und weiß ist, fällt es trotzdem ins Auge und auch die beiden verschiedenen Schriftarten gefallen mir in ihrer Kombination sehr.

Meine Meinung:

Den Einstieg des Buches bildet ein kurzes Vorwort, das den Begriff Schurke nochmals genauer definiert und die gesamte Thematik ein wenig unter die Lupe nimmt. Dies hat mir gut gefallen, da es nicht zu lang war, sondern gut gepasst hat, um an den eigentlich Inhalt herangeführt zu werden und ein paar Hintergrundinformationen zu besitzen, bevor man beginnt, durch die Welt der verschiedensten Schurken zu stöbern. Zu jedem der 100 gelisteten Schurken findet man von nun an auf Doppelseiten, alle wichtigen Informationen, die man braucht um ihn/sie kennenzulernen. Daneben befinden sich stets schwarz-weiß Illustrationen der jeweiligen Schurken, die ich sehr schön finde, besonders wenn man den vorgestellten Charakter noch nicht kennt und ihn somit gleich auch noch bildlich kennenlernt, sowie passende Sprüche/Zitate. Aufgeteilt sind die Schurken in verschiedene Kategorien, wie beispielsweise 'Die Gierigen', 'Die Psychopathen' oder 'Die fatalen Frauen'. Zudem werden sie noch nach einem kurzen Fließtext mit kleinen stichpunktartigen Extrainfos versehen, die je nach Schurke unterschiedlich sind (beispielsweise Gegner, Ratings der Schurkenhaftigkeit, Fähigkeiten etc.). Natürlich ist es kein Buch, das man mal eben an einem Tag durchließt, auch wenn man dies aufgrund des lockeren Schreibstils, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und des Humors durchaus könnte, aber ich hatte großen Spaß daran, immer mal wieder ein wenig darin zu blättern und neue Schurken kennenzulernen oder mich an altbekannten zu erfreuen.

!!Achtung, das Buch enthält Spoiler für die jeweiligen Geschichten der Schurken!!



Fazit:

Ein informatives Buch für zwischendurch, empfehlenswert für alle Fans der Schurken unserer Literaturwelt oder denen, die es noch werden möchten.

Ich gebe dem Buch 4/5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2019

Sehr gelungen

Godeks Keller
0

Bereits den Einstieg fand ich durch den kurzen Prolog, der 29 Jahre vor der eigentlich Handlung spielt und einen ersten Einblick in Godeks Keller gibt, sehr interessant und daher gut gewählt. Weiter geht ...

Bereits den Einstieg fand ich durch den kurzen Prolog, der 29 Jahre vor der eigentlich Handlung spielt und einen ersten Einblick in Godeks Keller gibt, sehr interessant und daher gut gewählt. Weiter geht es nun 29 Jahre später, mit Godeks Sohn John und einem Einblick in dessen Leben, seit seine Frau ihn mitsamt Sohn für ihren Chef verlassen hat. Hier hat mir direkt von den ersten Seiten an, der psychologische Aspekt sehr gefallen. Die Auswirkungen der Trennung auf John sind deutlich spürbar und ich begann mit ihm mitzufühlen und das, obwohl er gerade zu Beginn eigentlich kein besonders sympathischer Charakter ist. Ich mochte die Einblicke in Johns Privatwelt bevor der Grusel überhaupt begann und die damit verbundenen psychologischen Aspekte, die sich durch das gesamte Buch ziehen, da ich so anfing, langsam aber sicher Empathie für diesen Mann und seine Situation zu empfinden. Ich litt stellenweise mit ihm mit und konnte einige, wenn auch bei weitem nicht alle, seiner Handlungen Stück für Stück ein wenig mehr nachvollziehen und verstehen.
Die gesamte Grundstimmung ist meist ziemlich melancholisch und beklemmend, dazu kommen sehr bildliche und genaue Beschreibungen des Handlungsortes, der Geräusche und Gerüche dort, weshalb es mir leicht fiel, mich in die Story einzufinden und sie vor Augen wie einen Film mitlaufen zu haben. Gerade dadurch, dass die Geschichte nur ein sehr begrenztes Setting hat und sich hauptsächlich nur in Johns Haus und dem Keller abspielt, nimmt sie mich als Leser noch mehr mit und ist eindringlicher, als eine Geschichte mit ständigem Schauplatzwechsel.
Sobald nach einer anfänglichen Einstiegsphase der erste Grusel beginnt, indem der Leser das bereits im Klappentext erwähnte Geistermädchen Ann kennenlernt, wird die Geschichte noch fesselnder, wenn auch eher auf eine ruhige unterschwellig spannende Art.
Ich grusele mich normalerweise nicht besonders schnell und halte einiges aus, vor diesem Buch ist es mir noch nie passiert, dass ich nachts bei einem Horror-/Mysterybuch nicht weiterlesen konnte, doch hier gruselte ich mich durch die greifbare Atmosphäre tatsächlich kurzzeitig an einer Stelle so, dass ich es bei Seite legen und warten musste. Das ist wirklich besonders für mich und hat mich dahingehend absolut begeistert.
Mit der Zeit lernt man nicht nur John, sondern auch Ann immer besser kennen und ich begann sie beide immer mehr zu mögen, während meine Abneigung gegen seine Frau wuchs.
Grundsätzlich finde ich neben den wenigen Hauptprotagonisten, auch die Nebencharaktere sehr gut gewählt und beschrieben. Auch wenn Personen wie beispielsweise die neue Postbotin, der Kumpel von John oder dessen Sohn nur eine kleine Rolle im Buch einnehmen, fühlen sie sich nicht wie ein Lückenfüller oder Mittel zum Zweck an, sondern wie eigenständige wichtige kleine Puzzleteile im Großen und Ganzen. Sie werden greifbar und bleiben nicht zu blass.
Ingesamt ist der Schreibstil des Buches durchgehend sehr angenehm, wodurch sich das Buch flüssig und schnell lesen lässt. Dazu tragen auch die recht kurzen Kapitel bei, die sehr dazu verleiten mal kurz "nur noch ein Kapitel zu lesen" - bis es dann auch leider schon wieder vorbei ist.
***********
Ich hätte allerdings eine kleine Triggerwarnung angebracht gefunden, da es unter anderem eine Selbstverletzungsszene gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere