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Veröffentlicht am 12.08.2020

Ein tolles Hörbuch, sehr authentisch mit einer selbstbewussten, naseweisen, bodenständigen und supersympathischen Hauptprotagonistin

Fräulein Gold. Schatten und Licht
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"Fräulein Gold. Schatten und Licht" von Anne Stern ist der Auftakt zu einer Serie um die Hebamme Hulda und spielt im Berlin der 1920er Jahre.

Das Hörbuch ist im Juni 2020 im Argon Verlag als Audio erschienen ...

"Fräulein Gold. Schatten und Licht" von Anne Stern ist der Auftakt zu einer Serie um die Hebamme Hulda und spielt im Berlin der 1920er Jahre.

Das Hörbuch ist im Juni 2020 im Argon Verlag als Audio erschienen und wird gesprochen von Anna Thalbach. Den Hörer erwartet historisches Hörvergnügen.



Zum Inhalt:

Hulda Gold ist Hebamme und hilft vorwiegend in ihrem Kiez, dem Bülowbogen den werdenden Müttern aus den häufig sehr armen Familien.

Mit ihrem Fahrrad und ihrer großen Tasche fährt sie durch ihr Viertel, ist bei allen bekannt und eine sehr beliebte Person.

Dann wird eines Tages Rita tot aus dem Kanal geborgen, eine alternde Prostituierte, offensichtlich von einer Brücke gestürzt und ertrunken.

Rita war die Nachbarin einer der Schwangeren, die Hulda betreut. Diese kann nicht glauben, dass Rita Selbstmord begangen haben soll, wie die Polizei zunächst vermutet. Das facht Fräulein Huldas Neugier ganz enorm an, und sie beginnt, sich in ihrem Kiez mal umzuhören. Damit ist sie Karl North, dem leitenden Ermittler der Kriminalpolizei, immer einen Schritt voraus…


Meine Meinung:

Hulda ist eine sehr patente, engagierte und selbstbewusste Frau, die mir wahnsinnig gut gefällt. Sie ist fleißig und pflichtbewusst, geht aber auch gern aus, amüsiert sich und schlägt hin und wieder etwas über die Stränge. Dazu gehört auch jede Menge Alkohol und etwas Koks – letzteres hat mich etwas geschockt, aber das war zu der Zeit ja chic.

Das mit den Männern klappt bei Hulda noch nicht so, aber das kann ja noch werden ;)

Auch Karl North ist eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, der hier gegen seine eigenen Dämonen kämpfen muss…und sein dicklicher Assistent Fabricius ist deutlich heller, als die Autorin uns zuerst glauben ließ…

Annes Stern hat hier ein großartiges Buch abgeliefert, welches sehr authentisch geschrieben ist.

Die Autorin begeistert durch ihren sehr detaillierten Schreibstil, der von Beginn an fesselt.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und stammen aus ganz unterschiedlichen Kreisen, wodurch die Gesellschaftsschichten quer durch die Bank beleuchtet werden. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen, und ebenso, dass man einige Schicksale sehr genau kennenlernt, andere Protagonisten zwar stets da sind, aber dennoch eher Randfiguren bleiben.

Eine meiner Lieblingsfiguren (neben Hulda) war übrigens Bert, der Kioskbetreiber, das Faktotum vom Wittenbergplatz :o)

Eine Seele von Mensch mit einer Berliner Schnauze und ganz viel Herz, der alles im Blick hat - toll!

Die Sprecherin des Hörbuches, Anna Thalbach, hat einen ganz hervorragenden Job gemacht. Sie hat eine sehr prägnante Stimme, an die sich der ein oder andere Hörer evtl. kurz gewöhnen muß, dann aber wird man sie umso passender finden. Sie liest wirklich toll, lässt die Figuren lebendig werden und berlinert auch sehr gekonnt!



Mein Fazit:

Mir hat das Hörbuch wirklich tolle Lesestunden bereitet und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung! :o)

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Die grandiose Geschichte über die Freundschaft eines Panther-Chimären und einer Fürstentochter – unbedingt lesen!

Drachendieb
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Hinweis: Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe!

„Drachendieb. Das Buch der Bänder Teil 1“ von Raphael Lang ist im Februar 2020 als Taschenbuch mit 298 Seiten beim Verlag Andreas Spang ...

Hinweis: Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe!

„Drachendieb. Das Buch der Bänder Teil 1“ von Raphael Lang ist im Februar 2020 als Taschenbuch mit 298 Seiten beim Verlag Andreas Spang erschienen.

Narugar ist ein 15-jähriger Panther-Chimär und lebt im Käfigwagen eines kleinen Zirkus´, angekettet. Losgemacht wird er nur während der Vorstellungen. Aber Narugar ist zufrieden, er kennt es nicht anders. Und die Mitglieder der Zirkustruppe sind seine Familie. Irgendwann aber gibt es einige Probleme für die Truppe, das Ensemble bricht auseinander, der Zustrom an Zuschauern wird spärlich, Narugar wird immer wieder von einem Kollegen bloßgestellt und drangsaliert und Direktor Sonogun hat große Zukunftssorgen.

Eines Tages besucht der Fürst mit seiner Tochter Kaira den Zirkus. Kaira ist Narugar, der Star des Ensembles, aufgefallen und sie will ihm heimlich das Lesen beibringen. So entsteht eine Freundschaft und der Wunsch, gemeinsam Freiheit zu erlangen, denn auch Kaira ist auf ihre Art gefangen, wenngleich sie nicht in Ketten liegt. Und so beschließen die beiden zu fliehen und in die Hauptstadt zu gehen.

Zwischen den beiden entsteht eine wunderbare, tiefe Freundschaft, die zwischendurch hart auf die Probe gestellt wird und es auch sonst nicht leicht hat.

Raphael Lang hat einen besonders tollen Schreibstil, sehr kreativ und detailliert. So zeichnet er seine Charaktere mit viel Liebe und unglaublich ideenreich, was sie sehr authentisch wirken lässt. Narugat, Kaira und auch ein paar der anderen Protagonisten, die später in der Handlung auftauchen wie Hok, sind mir direkt ans Herz gewachsen.

Die Chimären sind zur Hälfte Mensch, zur Hälfe Tier und damit zwar fiktive Wesen, aber dennoch nah an der Realität. Auch Cencho ist fiktiv, aber es könnte sich durchaus z.B. um eine mittellalterliche Region in unseren Landen handeln J

Man erfährt mittendrin in einem sehr coolen Kapitel, wie das Buch zu seinem Titel kam, und die Handlung ist insgesamt fesselnd, abwechslungsreich und stellenweise äußerst humorvoll.

Mein Fazit: ein Buch, welches mich absolut begeistert hat. Ich warte nun gespannt auf Teil 2 der „Bänder-Trilogie“ !

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Erschreckender Plot über das Aufwachsen in einer Sekte - und das Aufwachen!

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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"After The Fire" von Will Hill ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 480 Seiten bei dtv erschienen.

Die 17-jährige Moonbeam liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem sie eine Brandkatastrophe bei der ...

"After The Fire" von Will Hill ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 480 Seiten bei dtv erschienen.

Die 17-jährige Moonbeam liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem sie eine Brandkatastrophe bei der Gotteslegion knapp überlebt hat.

Die Gotteslegion, das ist die Sekte, in der Moonbeam aufgewachsen ist. Das Leitmotto hier lautet: "Der Herr ist freundlich". In der Wüste, abgeschottet von der Außenwelt, leben die Gläubigen, allen voran Oberhaupt Father John, der ein strenges und unerbittlichhes Regiment führt und harte Strafen verhängt, wenn man sich ihm widersetzt.

Aber es ist nicht alles so, wie es zu sein scheint, und schon vor dem großen Feuer, als ihre Mutter aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde, kamen Moonbeam einige Zweifel und es gingen merkwürdige Dinge vor...

Will Hills Schreibstil ist sehr eindringlich. Die Glaubensgemeinschaft, deren Hintergründe und die Geschehnisse werden absolut glaubwürdig und authentisch geschildert und das hat mich von Anfang an gefesselt.

Die Protagonistin Moonbeam und ihre Gefühls- und Gedankenwelt lernt der Leser sehr intensiv kennen, und zwar im DAVOR und DANACH, so die beiden Handlungsstränge.

Moonbeam ist ein sehr sensibles und aufgeschlossenens Mädchen, und sie hatte bereits vor der Katastrophe gewisse Zweifel im Hinblick auf die Gotteslegionäre , die an ihr nagten, und im Danach hinterfragt sie die Geschehnisse, gewinnt nach und nach eine eigene Sicht auf die Welt und macht eine starke persönliche Entwicklung durch.

Und obwohl das natürlich sehr schwierig ist und ihr ganzes Leben und Glauben auf den Kopf stellt, hat sie doch einen tollen Humor und ist absolut offensiv eingestellt.

Das Leben in der Sekte, die falsche Propaganda, den Fanatismus der "Chefetage" und die Unterdrückung der eigenen Entwicklung und Meinungsbildung hat der Autor wirklich grandios geschildert!

Es ist erschreckend, was man Menschen suggerieren kann, wenn es nur oft und penetrant genug wiederholt und überzeugend herübergebracht wird...

Die Lektüre hat mich stark beschäftigt, zum Nachdenken auch über eigene Motive und Ziel angeregt und vor allem erschreckt und aufgewühlt!

EIn wirklich wichtiges und lesenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Serienkiller sucht Frau zum Liebhaben - spannend, actionreich und gnadenlos!

Der Behüter: Thriller
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"Der Behüter" von Catherine Shepherd ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 336 Seiten beim Kafel Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um den fünften Teil der Reihe um die Spezialermittlerin Laura Kern, ...

"Der Behüter" von Catherine Shepherd ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 336 Seiten beim Kafel Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um den fünften Teil der Reihe um die Spezialermittlerin Laura Kern, der unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden kann (ich kenne sie auch nicht alle und mir haben keine Infos gefehlt).

Dr. Christine Gebauer findet eine Tote vor den Müllcontainern des Krankenhauses. Diese war einige Zeit zuvor bei ihr in der Notaufnahme gelandet, in der Hektik waren aber die Personalien der Frau nicht aufgenommen woden und dann war sie plötzlich von der Liege verschwunden...

Und das ist leider nicht die einzige Frauenleiche, die auftaucht...

Ein Entführer nimmt Frauen mit einer gewissen Vorgeschichte mit, um sie erstmal aufzupäppeln und zu verwöhnen - das ist schon sehr speziell... ist er auch der Mörder?!

Die Opfer werden stets vor Müllcontainern gefunden und Laura Kern und ihr Kollege Max Hartung bekommen heraus, dass sie teils in einer Schubkarre, teils in einem Rollstuhl dorthin transportiert wurden - das ist ja nicht alltäglich, so dass man eigentlich Zeugen finden müsste - oder?!

Kaum losgelegt, zog mich „Der Behüter“ gleich auf den ersten Seiten absolut in seinen Bann . Catherine Shepherds Schreibstil mag ich total gern, sie teilt die Story in kurze Kapitel ein, die häufig mit einem Cliffhanger enden und dann geht es erstmal mit einem anderen Handlungsstrang weiter. Hier sind die Geschehnisse teils parrallel, teils leicht zeitversetzt, das bringt noch zusätzlich Fahrt in die Geschichte.

Die Spannung wird permanent gehalten, es gibt mehrere Verdächtige und das Ende war - zumindest für mich - definitiv überraschend.

Dieser Thriller hat mich bestens unterhalten und mir top Lesestunden mit maximaler Spannung beschert - kann ich uneingeschränkt und unbedingt empfehlen! :)


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Veröffentlicht am 07.07.2020

Bewegend und erschütternd - ein totgeschwiegener Teil deutscher Geschichte!

Aussortiert: Kind 351
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"Aussortiert: Kind 351" von Anne Gebert ist im März 2019 als Taschenbuch mit 148 Seiten bei tredition erschienen.

Anne Gebert hat hier ein Thema aufgegriffen, welches in der deutschen Geschichte nahezu ...

"Aussortiert: Kind 351" von Anne Gebert ist im März 2019 als Taschenbuch mit 148 Seiten bei tredition erschienen.

Anne Gebert hat hier ein Thema aufgegriffen, welches in der deutschen Geschichte nahezu totgeschwiegen wird - die Zustände in katholischen Kinderheimen in den 1960er/70er Jahren...

Das Buch ist in Romanform geschrieben, basiert aber auf einer wahren Geschichte.

Frank wird bereits als ganz kleines Kind in ein katholisches Kinderheim gebracht und verbringt dort unter unvorstellbaren Qualen seine gesamte Kindheit und Jugend.

Allen Widrigkeiten zum Trotz schafft er es als Erwachsener, ein weitgehend normales Leben zu führen, er ist glücklich verheiratet und hat einen Sohn, verwöhnt seine Familie nach Kräften.

Da kommt eines Tages ein Brief, der sein Leben komplett auf den Kopf stellt: er soll zukünftig finanziell für seine Mutter aufkommen. Für eine Frau, die er nie (seitdem er von ihr getrennt wurde) gesehen hat, die sich nie um ihn gekümmert hat, weder an seinen Geburtstag dachte noch sich irgendwann nach seinem Befinden erkundigte. Dagegen will Frank sich wehren...

Die Autorin zeigt hier an einem konkreten Beispiel auf, was in dieser Zeit in den katholischen Kinderheimen vorging - unvorstellbar furchtbar und unfassbar , was diesen Jungen und so vielen tausenden anderer Kinder passiert ist in dieser Zeit… In diesen Heimen…

Allein schon, dass die Kinder nicht mit ihrem Namen angesprochen, sondern dass Nummern für sie benutzt werden, sagt so viel über diese menschenverachtenden Heime und Betreuer! Außerdem das Anschnallen in den Betten über Nacht, absolut unglaublich… und dann werden die Kinder, die ins Bett gemacht haben, beschimpft, gedemütigt und bestraft.

Aber das sind noch nicht die schlimmsten Dinge, die dort Usus sind. Gefühlskalte Schwestern und Betreuer, die Spaß daran finden, ihre Schutzbefohlenen zu mobben, zu züchtigen und kleinzuhalten. Tagelanges Einsperren in kleinen dunklen Räumen, Vergewaltigungen, die Verabreichung von Beruhigungsmitteln...

So viel Leid und Traurigkeit, da grenzt es an ein Wunder, wenn ein ehemaliges Heimkind imstande ist, ein normales Leben zu führen.

Das Lesen hat mich entsetzt und fassungslos gemacht. Ich hatte zwar bereits Einiges aus den Medien immer mal wieder mitbekommen, aber Anne Gebert bringt das Geschehen hier so emotional berührend und Augenöffnend herüber, dass es mich und vermutlich auch die meisten anderen Leser noch lange beschäftigen wird.

Danke für dieses Buch, es ist wichtig so etwas publik zu machen, auch wenn es in den Heimen mittlerweile sicher ganz anders ausschaut!


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