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Veröffentlicht am 06.01.2021

Na endlich

Reifeprüfung 3.0
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Nach 24 Jahren Ehe findet Carola die Rechnung für ein 4-Sterne-Restaurant im Jackett ihres Mannes der froh ist, dass sie auf diese Weise endlich von seiner neuen Liebe erfährt und er sich trennen kann. ...

Nach 24 Jahren Ehe findet Carola die Rechnung für ein 4-Sterne-Restaurant im Jackett ihres Mannes der froh ist, dass sie auf diese Weise endlich von seiner neuen Liebe erfährt und er sich trennen kann. Schließlich sind die Kinder längst aus dem Haus und er will nochmal neu durchstarten. Carola heult, betrinkt sich mit ihrer besten Freundin Gwendy und schmiedet sofort neue Pläne. Sie wird nicht mehr für die Werbefirma ihres Mannes arbeiten, aber in der gemeinsamen Wohnung bleiben – leider läuft nämlich alles auf seinen Namen. Und statt erst mal zu sich zu kommen – z.B. bei einer Weltreise wie Gwendy und Carolas Tochter vorschlagen – meldet sie sich sofort beim Arbeitsamt, besucht Fortbildungen und sucht im Internet nach neuen Jobs, Freunden und Partnern. Wenigstens eine neue Frisur und ein paar neue Designerteile kann ihr Gwendy einreden – jetzt steht Carolas Neustart nichts mehr im Weg!

Auch wenn das Buch nichts wirklich Neues bietet, schreiben Gwendy Teufel und Carola Lustig sehr amüsant und mit leichter Feder vom Neustart jenseits der 50. Carola tappst zielsicher in einige Fettnäpfchen und muss sich im Dschungel der Berufs- und Partnerfindung erst wieder neu orientieren. Dabei lernt sie sich selbst besser kennen, besinnt sich auf ihre Stärken und krempelt letztendlich nicht nur ihr eigenes Leben um, sondern macht auch gleich ihren neuen Beruf daraus. Mir hat gefallen, dass sie sich nicht im Selbstmitleid gesuhlt hat, sondern die Chance des Neuanfangs relativ schnell gesehen und ergriffen hat. Sie ist eben eine Planerin, die Strukturen und Ziele im Alltag und Berufsleben braucht. Ihre Freundin Gwendy ist das ganze Gegenteil, aber nicht weniger sympathisch. Sie hat sich dem Künstlerischen und Esoterischen verschrieben, muss nicht wirklich arbeiten, hangelt sich von Mann zu Mann und passt auf, dass sie dabei immer auf ihre Kosten und ihr Vergnügen kommt. Außerdem haut sie bei jeder (un)passenden Gelegenheit sehr direkte Sprüche raus, die den Kern der Sache treffen und lustig sind. „Wenn es einen Vorhang zum Unsichtbarmachen geben würde, wärst du die Erste, die ihn im Zehnerpack kaufen würde.“ (S. 13).
Mich hat nur etwas gestört, dass das Buch bei Carolas beruflicher Tätigkeit zu detailliert wurde und dadurch in Richtung Sachbuch tendierte.

Mein Fazit: Eine Mischung aus heiterem Frauenroman, Sachbuch und Entwicklungs- bzw. esoterischem Selbstfindungsroman.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Die erste Liebe ist grausam

This Is (Not) a Love Song
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„Bei Liebeskummer gibt es keine Abkürzung. Durch die Gefühle muss man durch.“ (S. 326)
Seit ihrer Jugend ist Zoë in ihren amerikanischen Freund Simon verliebt, der davon aber nichts weiß. Sie haben sich ...

„Bei Liebeskummer gibt es keine Abkürzung. Durch die Gefühle muss man durch.“ (S. 326)
Seit ihrer Jugend ist Zoë in ihren amerikanischen Freund Simon verliebt, der davon aber nichts weiß. Sie haben sich seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen, nur über Telefon, Social Media und witzige Postkarten ihres erdachten Pop-Idols Zac Scaramouche Kontakt gehalten. Als plötzlich eine Postkarte mit den Worten „… ich komme nach London, Baby.“ (S. 22) endet, schlägt Zoës Herz Purzelbäume. Sie ist Single, Simon geschieden – sollte jetzt endlich ihre Liebesgeschichte beginnen?
Doch gleichzeitig platzt auch PR-Manager Nick in ihr Leben. Ihr Herz rast definitiv jedes Mal, wenn sie ihn sieht – vor Wut, weil er ihr beruflich Probleme bereitet, oder weil sie sich zu ihm hingezogen fühlt?!

Zoë ist Journalistin der berühmten in Londoner Musikzeitschrift Re:Sound, ein echter Workaholic, die für die Musik und ihren Job brennt und sich darüber definiert. „Ich bin die erste Frau auf dem Chefredakteursposten, und ich will die Zeitschrift wieder zu dem machen, was sie mal war.“ (S. 63) Leider sinken die Verkaufszahlen immer mehr und die Herausgeber drohen damit, das Blatt einzustampfen. Zoë sieht ihre Chance in einem Interview mit ihrem Idol, der berühmten Sängerin Marcie Tyler. Die hat sich vor vielen Jahren aus dem Musikbusiness zurückgezogen, doch es geht das Gerücht um, dass sie ihr Comeback plant. An Marcie kommt sie allerdings nur über deren Manager Nick, der im Gegenzug fordert, dass Re:Sound eine Boyband hypt, die nicht zum Anspruch des Magazins passt.

„This ist (not) a Love Song” von Christina Pishiris kam als Überraschungsbuch vom Aufbau-Verlag und wäre mir aufgrund des ungewöhnlichen Titels und Covers sicher auch im Buchladen aufgefallen.
Es ist zwar eine typische, zum Teil überraschende Dreiecksgeschichte, aber ich fand es spannend mit Zoë zu rätseln, ob Nick nun Freund oder Feind ist und für wen ihr Herz wirklich schlägt. „Ich kennen niemanden, mit dem ich mich so fühle wie mit Simon.“ (S. 176)
Die Musik spielt eine zentrale Rolle. Jedem Kapitel ist ein (not) Lovesong vorangestellt und auf Spotify gibt es die Playlist zum Buch – so konnte ich beim Lesen in den alten Songs schwelgen und mich an meine Jugend erinnern seufz.
Christina Pishiris schreibt sehr humorvoll und nimmt dabei auch ihre eigene griechische Abstammung auf die Schippe. Besonders witzig fand ich die Idee mit Zoës und Simons erdachtem Pop-Idol Zac Scaramouche und den Postkarten, die sich beide in seinem Namen schicken. “Wir tanzten weiter den Fandango und benutzen einen imaginären Rockstar, um um unsere Gefühle füreinander herumzulavieren, ohne die richtigen Schritte zu wagen.“ (S. 8)
Meine Kritikpunkte sind das Hin und Her im letzten Drittel des Buches und die Teenager-Verhaltensweisen der immerhin Mitte 30jährigen Protagonisten.
3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Eine etwas andere Kreuzfahrt

Die Kreuzfahrt
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Die aufstrebende Violinistin Carla verbringt mit ihrer Familie den Sommer 1936 in Berlin und besucht die Olympischen Spiele. Carla ist schüchtern, keine auffällige Schönheit, darum versteht sie auch nicht, ...

Die aufstrebende Violinistin Carla verbringt mit ihrer Familie den Sommer 1936 in Berlin und besucht die Olympischen Spiele. Carla ist schüchtern, keine auffällige Schönheit, darum versteht sie auch nicht, was Baron Harald von Breden, ein Erbe großer Ländereien in Ostpreußen und Redakteur eines Berliner Wochenblatts, ausgerechnet an ihr findet. Ihre Mutter, eine ehemalige russische Balletttänzerin, drängt auf eine schnelle Hochzeit. Doch als Carla ein gut gehütetes Familiengeheimnis entdeckt und es Harald erzählt, trennt sich dieser sofort von ihr. Um Carla zu trösten organisiert ihr Vater eine spontane Mittelmeerkreuzfahrt nach Ägypten und Palästina.
Auf dem Schiff umwirbt ein aufstrebender Ufa-Regisseur Carla und auch Harald ist plötzlich wieder da, will sie nun plötzlich doch heiraten: „Ich verschaffe dir eine völlig neue Identität, aber dafür muss die Vergangenheit sterben.“ (S. 199) Carla kommt das sehr suspekte vor, denn auch ihr Vater verhält sich irgendwie merkwürdig und hat sich verändert.
Als auf dem Schiff dann auch noch ein Mord passiert und die Weiterreise gefährdet, ist eigentlich jeder verdächtig …

Carla lebte bisher nur für die Musik, selbst auf der Reise wird sie von ihrem Violinen-Lehrer begleitet. Doch das entdeckte Geheimnis lastet schwer auf ihr, sie muss wichtige Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen, genießt aber auch die Reise und aus dem naiven Mädchen wird dabei nach und nach eine emanzipierte Frau.
Ihr Vater ist echter ein Selfmade-Man. Begonnen hat er mit einer Apotheke, inzwischen gehört ihm eine Arzneimittelfirma. Er will nur das Beste für seine Familie und ihm gefallen die Entwicklungen in Deutschland nicht. Außerdem hat er nicht nur ein Geheimnis vor seiner Familie, wie Carla bald feststellen muss.
Auch Baron Harald von Breden ist sehr undurchsichtig und spielt ein ganz eigenes Spiel.

„Die Kreuzfahrt!“ von Guido Dieckmann ist eine orientalisch angehauchte Mischung aus historischem Abenteuer-, Spionage-, Reise- und Liebesroman. Ich mag die die Idee hinter der Geschichte, dass 1936 ein Kreuzfahrtschiff in See sticht und jüdische Emigranten versuchen, damit nach Jerusalem zu kommen – zumal es das Schiff und die Fahrt zu dem Zeitpunkt wirklich gegeben hat. Die beginnenden Judenvertreibung in Deutschland und die verschiedenen politischen Entwicklungen und Machspiele in Europa und im Mittelmeerraum als Rahmenhandlung sind gut gewählt. Zudem bilden die Reiseziele eine abwechslungsreiche, aufregende und farbenprächtige Kulisse.
Leider war mir aber Handlung zum Teil etwas zu berechenbar und es fehlte Spannung bzw. wurde es zu mystisch. Zudem waren mir auch etwas zu viel Liebe und zu viele günstige Zufälle im Spiel.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Silverager

Nordfriesenzauber
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Inken, Nele und Wiete sind beste Freundinnen, sogenannte „Silverager“. Sie singen gemeinsam im Husumer Shanty-Chor, wohnen zusammen und arbeiten in Inkens Restaurant „Wattparadies“.
Inkens Mann ist vor ...

Inken, Nele und Wiete sind beste Freundinnen, sogenannte „Silverager“. Sie singen gemeinsam im Husumer Shanty-Chor, wohnen zusammen und arbeiten in Inkens Restaurant „Wattparadies“.
Inkens Mann ist vor kurzem gestorben und hat vorher das ganze Geld durchgebracht - das traut sie sich aber weder ihren Freundinnen, noch ihrer Tochter zu sagen, um sein Andenken nicht zu beschmutzen, denn bis dahin haben sie eine perfekte Ehe geführt. Sie versucht um jeden Preis und gegen den Willen der Bank, ihr Restaurant zu halten.
Neles Mann ist nach einem Konkurs mit einer Jüngeren durchgebrannt und Wietes große Liebe schon vor Jahrzehnten heimlich über Nacht nach Brasilien ausgewandert. Auch Nele und Wiete haben jeweils ein Geheimnis, für das sie sich schämen und dass sie vor den anderen unbedingt verbergen möchten. Dabei wäre es so viel einfacher und vor allem befreiender, die Sorgen zu teilen. Es muss allerhand Dramatisches und Amüsantes passieren, bis endlich alle Fakten auf dem Tisch liegen und sie neu durchstarten können.

„Nordfriesenzauber“ von Merle Jensen ist ein netter Sommer, Sonne, Nordseeroman mit viel Flair und sympathischen Protagonistinnen in den besten Jahren. Die Handlung ist zwar an einigen Stellen vorhersehbar, hat aber auch ein paar Überraschungen auf Lager. Alles in allem ein gelungener Mix aus Liebe, Freundschaft, Geheimnissen und hoffnungsvollem Neubeginn. 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Die Herzensbrecherin

Grace und die Anmut der Liebe
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„… was gibt es denn Schöneres, als jemand anderen zu spielen, jemand anderes zu sein, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist?“ (S. 7) Seit ihrer frühesten Kindheit weiß Grace Kelly, dass sie nur eins ...

„… was gibt es denn Schöneres, als jemand anderen zu spielen, jemand anderes zu sein, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist?“ (S. 7) Seit ihrer frühesten Kindheit weiß Grace Kelly, dass sie nur eins werden will – Schauspielerin. Doch ihre Eltern sind dagegen. Die Vorfahren ihrer Mutter sind aus Deutschland nach Amerika eingewandert, die ihres Vaters aus Irland. Mit viel Disziplin und Durchsetzungskraft haben die Kellys ein Millionenimperium aufgebaut und waren nebenher erfolgreiche Sportler, da passt ein musisch begabtes und interessiertes Kind so gar nicht ins Konzept. Man erwartet Höchstleistungen von Grace und ihren 3 Geschwistern, oder wenigstens eine passende Ehe! Trotzdem setzt sich Grace durch, studiert in New York Schauspiel und modelt nebenher sehr erfolgreich. Grace wird immer wieder von ihren Lehrern und Kritiker gelobt – nur ihre Eltern sind stets unzufrieden. „Irgendwann wird dieser Zirkus ja vorbei sein. Dann kommst du wieder heim und heiratest.“ (S. 182) Selbst als sie den Oscar gewinnt, sind sie nicht stolz, sondern nur überrascht – sie hatten es ihr schlichtweg nicht zugetraut. Zudem sind sie nie mit ihren Freunden bzw. Liebhabern einverstanden. Diese sind fast immer älter, oft ihre Lehrer oder Kollegen. Obwohl Grace mehrfach verlobt war, ist es durch den Einfluss ihrer Eltern nie zu einer Hochzeit gekommen. Erst Fürst Rainier von Monaco ist ihnen recht.

„Grace bewegte sich mit natürlicher Anmut und Eleganz, sie war eine junge Frau, die wusste, dass das Leben vor ihr lag, und die fest entschlossen schien, ihren Weg durch diese Welt zu finden.“ (S. 31)
Sophie Benedict hat hier einen sehr interessanten biografischen Roman geschrieben, bei dem die Liebe leider zu kurz kommt (für die diese Reihe so berühmt ist). Sie schreibt unterhaltsam, flüssig, liefert viele Fakten und zeigt Grace` Verbindungen mit berühmten Künstlern auf, lässt den Leser aber leider nicht in ihr Herz schauen. Grace bleibt unnahbar - scheint trotz der Affären unberührbar. Überhaupt könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie ihre Partner danach auswählte, ob sie sie in ihrer Karriere voranbringen oder ihr den unnahbaren Vater ersetzen.
Zudem hört das Buch ausgerechnet da auf, wo es spannend wird – als sie Fürst Rainier kennenlernt und ziemlich schnell heiratet, nach nur einem gemeinsam verbrachten Nachmittag wegen eines Fotoshootings. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihn nicht aus Liebe nimmt – auf die sie vorher immer so viel Wert gelegt hat, sondern aus Berechnung und Pflichtgefühl. Ihre Karriere ist auf dem Höhepunkt, sie hat Angst, bald aussortiert zu werden, und einen besseren Zeitpunkt zum Abtreten gibt es bekanntlich nicht. Außerdem sind ihre Eltern endlich stolz auf sie.

Obwohl mir bei diesem Buch das Gefühl fehlt, hat es mich sehr gut unterhalten und ich habe viel Wissenswertes über Grace Kelly erfahren.

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