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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2020

So ganz anders als das Gewohnte

Brüste und Eier
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Japanische Autoren haben einen eigenwilligen Stil, das stellte ich schon häufiger fest. Und so ist es auch bei Mieko Kawakami. Schon der Titel des Buches „Brüste und Eier“, erschienen im dumontbuchverlag ...

Japanische Autoren haben einen eigenwilligen Stil, das stellte ich schon häufiger fest. Und so ist es auch bei Mieko Kawakami. Schon der Titel des Buches „Brüste und Eier“, erschienen im dumontbuchverlag lässt darauf schließen. Da ich gerne solche Werke lese, war ich gespannt, was mich erwartet.

Midoriko ist die Tochter von Makiko und 12 Jahre alt. Sie schreibt ein Tagebuch und einige Passagen werden in „Brüste und Eier“ wiedergegeben. Sie schämt sich, wenn sie ihre Tage bekommt und mag es nicht, dass ihre Mutter unbedingt eine Brustvergrößerung haben möchte. Sie denkt, dass es ihre Schuld sei, dass der Körper Makikos nicht mehr so ist, wie vor 20 Jahren. Midorikos Tante ist die Hauptperson und ihr Name Natsuko. Sie hat keine Kinder und noch nicht einmal einen Mann.

Das Buch besteht zwei langen Hauptkapiteln. Das erste dreht sich hauptsächlich um den Besuch von Mutter und Tochter bei Tante und Schwester. Viele Erinnerungen aus der Vergangenheit kommen vor. Im zweiten Kapitel geht es um das Buch, welches Natsuko schon seit einiger Zeit schreibt. Auch das Privatleben Natsukos ist hier Hauptthema und ihre Wünsche und Ziele.

Für mich galt es beim Lesen, mich nicht ablenken zu lassen und mit allen Sinnen zu genießen. Es war nicht leicht aber es lohnte sich. Der Alltag in Japan ist so ganz anders als hier und auch die Einstellung der Menschen unterscheidet sich von uns. Das alleine macht das Werk der jungen Autorin so fesselnd und ich gebe gerne vier Sterne und Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Bemerkenswerte Sprache mit viel Kopfkino

Das Leben ist ein wilder Garten
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Carlo ist Landschaftsgärtner und das mit Leib und Seele. Ja, er liebt die Pflanzen und freut sich, wenn er Kunden hat, die seine Arbeit zu würdigen wissen. Doch so richtig läuft es im Moment nicht. Seine ...

Carlo ist Landschaftsgärtner und das mit Leib und Seele. Ja, er liebt die Pflanzen und freut sich, wenn er Kunden hat, die seine Arbeit zu würdigen wissen. Doch so richtig läuft es im Moment nicht. Seine Frau hat ihn nach 16 Jahren Ehe verlassen. Einfach so. Und sein Mitarbeiter wurde zusammengeschlagen. Er liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Nein, der Grund war nicht aktuell. Irgendwann im Krieg damals, da benahm er sich nicht so, wie die anderen es haben wollten. Und jetzt, 20 Jahre später rächten sie sich. Da ja, wenn etwas schief läuft, immer noch mehr Unangenehmes dazu kommt: Seine Mutter floh aus dem Seniorenheim. Was also tun? Wichtig ist erst mal, dass die Mutter gefunden und wieder ins Heim gebracht wird. Oder?

Die Sprache ist einzigartig und so bildhaft, dass ich die Akteure vor mir sah. Die Handlung suchte ich allerdings. Es gab nämlich keine zusammenhängende. Welchen Weg die Mutter während des Zweiten Weltkrieg ging und warum sie eine glamouröse Vergangenheit hatte? Keine Ahnung. Es ist ein munteres Hin und Her aus Gegenwart und Vergangenheit wobei der Zeitpunkt des Geschehens für mich nicht immer eindeutig war.

Mir gefiel aber nicht nur die Sprache. Auch der Umgang Carlos mit seiner Mutter, war rührend. Welcher Sohn nimmt sich so viel Zeit für eine alte Frau und geht so sehr auf ihre Wünsche ein? Es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Trotzdem, ich gebe vier Sterne und hoffe, dass es viele Leser findet. Verdient hätte es die.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Leben und Lieben im Lichtenstein

Das Lichtenstein – Modehaus der Träume
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Auf den ersten Seiten begrüßt uns die Autorin von „Das Lichtenstein“ mit einem ausführlichen Personenregister. Das ist auch nötig, da es etliche Akteure gibt, die uns in dem Buch begleiten.

Es beginnt ...

Auf den ersten Seiten begrüßt uns die Autorin von „Das Lichtenstein“ mit einem ausführlichen Personenregister. Das ist auch nötig, da es etliche Akteure gibt, die uns in dem Buch begleiten.

Es beginnt im Jahr 1913 in Berlin. Schauplatz ist ein großes Kaufhaus, welches vornehmlich Damenoberbekleidung anbietet. Es wird die Familie der Inhaber sowie einige der Angestellten beschrieben. Deren Alltag, ihre Sorgen und ihre Freuden. Ein Brand macht viele Pläne zunichte und es zeigt sich, wer genug Mut und Kraft hat, trotzdem die Zukunft zu gestalten. Ist es Jacob, der flexibel und seinen Mitarbeitern zugewandt agiert? Oder doch Ludwig, der eher konservativ ist und sich nur schwer für neue Wege begeistern kann?

Es müssen nicht immer Bücher sein, die von einigen Lesern als „anspruchsvolle Literatur“ bezeichnet werden. „Das Lichtenstein“ gehört zu den Unterhaltungsromanen und hat durchaus auch einen Mehrwert. Es wird die Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs beleuchtet. Welche Ängste hatten die Menschen und wie kamen die Soldaten zurück? Wie wurde mit Traumen umgegangen? Aber auch die Situation der „gefallenen Mädchen“ beschreibt die Autorin. Dabei fand ich die Frage spannend, warum die im Krieg getöteten ebenfalls als „Gefallene“ tituliert wurden. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden Lebensumständen? Wie oft werden Worte gedankenlos daher gesprochen und deren Sinn nicht hinterfragt.

Leichte Kost für heiße Tage, so sehe ich „Das Lichtenstein“. Klar, es werden nicht alle Rätsel gelöst, es gibt ja noch zwei Bände. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die sich über das Leben während des Ersten Weltkriegs informieren möchten. Aber auch für Leser, die sich für Mode und deren Geschichte interessieren, ist es gewiss das Lesen wert.

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Wenn alles zusammenbricht

Was uns verbindet
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„Was uns verbindet“ beschreibt, wie die Familie Olander nach einem herben Verlust umgeht. Zur Familie gehören die Frau Jaya, eine Inderin, der Mann Keith sowie die Kinder Karina und Prem. Alles läuft bei ...

„Was uns verbindet“ beschreibt, wie die Familie Olander nach einem herben Verlust umgeht. Zur Familie gehören die Frau Jaya, eine Inderin, der Mann Keith sowie die Kinder Karina und Prem. Alles läuft bei ihnen wie geplant. Alle sind gesund und können sich ein Leben leisten, wie sie es sich immer wünschten. Als nun diese Tragödie geschah, fällt alles auseinander. Jeder geht seinen eigenen Weg und versucht, mit dem Trauma fertig zu werden. Ein Miteinander gibt es nicht mehr, alle gehen stumm ihren eigenen Weg.

In dem Roman geht es hauptsächlich um die Tochter Karina. Sie leidet besonders und versucht krampfhaft, wieder ins Leben zurückzufinden. Der Leser erfährt einiges über Indien und der Religion, die dort den Menschen Zuflucht und Trost gibt. Aber auch die Machenschaften von selbsternannten Erlösern kommen zur Sprache. Sektenführer, die ganz bewusst traumatisierte junge Menschen suchten, um sie für ihre Zwecke auszunutzen. Sie sind bestens in der Manipulation von jungen Menschen geschult. Wie gefährlich das ist, erfährt die Tochter leider hautnah. Ein wenig über die Zucht und Verarbeitung von Cannabispflanzen erfährt der Leser übrigens ebenfalls.

Keith und Jaya sind in ihrem eigenen Schmerz gefangen. Sie achten dabei kaum auf Karina und das führt fast zur erneuten Katastrophe. Wie viele Jugendlichen in ähnlichen Situationen sich selbst Verletzungen zufügen, das belegen etliche Statistiken und auch dieses Problem kommt in „Was uns verbindet“ zur Sprache. Und dann sind da noch die Probleme der Hautfarbe. Menschen mit indischen Wurzeln sind halt dunkler als „Weiße“ und das führt zuweilen dazu, dass sie schief angeschaut werden. Sie fühlen sich dann nicht willkommen und denken, sie gehören nicht dazu.

Für mich gab es zu viele Themen, welche die Autorin hier verarbeitete. Einige sind sehr ausführlich beschrieben und andere wiederum nur am Rande erwähnt. Aus dem Grund gebe ich nur vier Sterne und eine Leseempfehlung vornehmlich für junge Leute.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Literarisch ein Hochgenuss

Die Richterin
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Gabrielle ist Richterin. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und studiert Akten. Vermutlich leiden ihre Augen unter der trockenen Büroluft und dem dauernden Lesen der Schriftstücke. Der Arzt, dessen Gutachten ...

Gabrielle ist Richterin. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und studiert Akten. Vermutlich leiden ihre Augen unter der trockenen Büroluft und dem dauernden Lesen der Schriftstücke. Der Arzt, dessen Gutachten sie las, scheint wohl ein Freund der Flüchtigen zu sein. Interessant, wie das Für und Wider der Betroffenen beschrieben wird. Und das ist wohl nicht nur bei Afghanistan der Fall. Sehr schwierig, hier das richtige Urteil zu fällen. Gerechtigkeit gibt es wohl nur selten. 
Für mich ein schwer zu lesendes Buch, obwohl ich mich so langsam an den Stil gewöhne. Die Autorin lässt den "roten Faden" vermissen und das Fehlen von Anführungsstrichen bei Dialogen erfordert hohe Konzentration. Es scheint keine oberflächliche Ehe zu sein und die beiden haben wohl schon einiges mitgemacht. Dass er ihr aber nun untersagt, vor einer bestimmten Zeit die gemeinsame Wohnung zu betreten, das finde ich doch sehr merkwürdig.

„Die Richterin“ ist ein Buch, das seine Leser fordert. Zum Nachdenken, zur Konzentration und es ist keineswegs ein Werk, das er nur mal so und nebenbei lesen kann. Hier gibt es einige Fakten, die nachdenklich stimmen. Warum lässt sich diese intelligente Frau so sehr von ihrem Bruder beeinflussen? Welche Gedanken treiben sie um, wenn sie ein Urteil über das Bleiberecht eines Flüchtigen zu fällen hat? Sprachlich ist es ein Genuss, dieses Buch zu lesen. Wobei mir persönlich der rote Faden fehlt. Die Autorin schweift häufig ab und mir fällt es zuweilen schwer, ihren Gedankengängen zu folgen. Vier Sterne gebe ich aber sehr gerne und empfehle es allen Lesern, die anspruchsvolle Literatur mögen.

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