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Veröffentlicht am 18.09.2020

Schöne Sprache, spärlicher Inhalt

Die Unschärfe der Welt
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Die Unschärfe der Welt – Iris Wolff
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
Das ist die generationenübergreifende Geschichte einer Familie aus dem Banat (Rumänien) zur Zeit des zusammenbrechenden Ostblocks. ...

Die Unschärfe der Welt – Iris Wolff
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
Das ist die generationenübergreifende Geschichte einer Familie aus dem Banat (Rumänien) zur Zeit des zusammenbrechenden Ostblocks. Es geht um Liebe, um Freundschaft, Unterdrückung durch das System und um das Schicksal.
Leider hat dieser Roman nur 213 Seiten. Die Autorin hat sich entschieden, jeweils nur Bruchstücke, Fragmente aus den Leben der sieben Personen zu erzählen. Diese Momentaufnahmen sind wunderbar und fesselnd erzählt. Leider wird man, kaum in der jeweiligen Geschichte angekommen, im nächsten Kapitel herauskatapultiert und muss sich in einer neuen Zeit, an einem neuen Ort, auf jeden Fall bei einer neuen Figur zurechtfinden. Ja, es gibt eine Person, die sie alle verbindet, gehören sie doch auch einer Familie an. Über alle von ihnen hätte ich so gerne noch viel mehr erfahren.
Genau so hält Iris Wolff es mit den doch durchaus interessanten politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten dieser Zeit im Umbruch. Vieles wird angerissen, nichts ausgearbeitet.
Ich finde das sehr schade, denn das Thema hätte riesiges Potenzial gehabt, einen Schmöker mit mindestens 600 Seiten zu füllen. So bleiben mir leider sowohl die Umstände als auch sämtliche Figuren fremd.
Die Geschichte war für mich sehr unruhig. Ein ständiger Wechsel von Personen, riesige Zeitsprünge, viele fesselnde Handlungen, die einfach nicht zu Ende erzählt werden.

Die Autorin legte wohl Wert darauf, sich von der Masse der Romane abzuheben. Und das tut sie. Zum einen in der Erzählform, wie oben aufgeführt. Aber auch die Sprache ist außergewöhnlich. Mir persönlich hat sie gut gefallen, man könnte sie aber auch gezwungen poetisch, überladen finden. Ich mochte diese Sprache gerne, diese genauen Beschreibungen von Natur und Gefühlen. Als würde man mit allen Sinnen lesen. Nur leider kann mich das nicht vom lückenhaften Inhalt ablenken.

Sprachlich hat mir dieser Roman sehr gefallen, leider finde ich diese Erzählform inhaltlich alles andere als befriedigend. Insgesamt reicht es bei mir deshalb nur für 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Trotz seiner Tiefsinnigkeit recht oberflächlich

Es war einmal ein blauer Planet
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Lelord - Es war einmal ein blauer Planet

Die Geschichte an sich ist eine Dystopie. Die Erde wurde vor Generationen nach einer Atomkatastrophe praktisch unbewohnbar zurückgelassen. Robin lebt in einer ...

Lelord - Es war einmal ein blauer Planet

Die Geschichte an sich ist eine Dystopie. Die Erde wurde vor Generationen nach einer Atomkatastrophe praktisch unbewohnbar zurückgelassen. Robin lebt in einer Weltraumkolonie auf dem Mars, die von der künstlichen Intelligenz Athena geführt wird. Nun wird er auf eine Mission zur Erde geschickt. Geplant ist eine Rückkehr in die Heimat. Dort lernt er verschiedene indigene, sehr unterschiedliche Gesellschaftsformen kennen und macht sich seine Gedanken darüber. Wie wollen wir leben und welche Form des Zusammenlebens kann auf Dauer überhaupt funktionieren?

Ein inspirierendes und nachdenklich stimmendes Abenteuer, das trotz seiner Tiefsinnigkeit ziemlich oberflächlich bleibt.

Lelord hat um schöne, berechtigte Gedanken gewaltsam eine dünne Geschichte gezimmert. Manche Wendungen kommen dann doch eher mit der Brechstange. Natürlich darf eine unmögliche Liebesgeschichte nicht fehlen.

Das Ganze ist wirklich sehr nett zu lesen, wahrscheinlich liegt mir diese Art von Büchern einfach nicht. Ich fand es auch nicht wirklich spannend, es überwiegt oberflächliches Geschwurbel. Man muss es wohl als psychologische Gedankenspiele, eingebettet und übertragen in ein Abenteuer im Stil des kleinen Prinzen von Saint Exupery lesen.

Mich konnte Lelord damit nicht ganz überzeugen.

3 Sterne


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Veröffentlicht am 20.07.2020

Drei Leben

Drei Leben lang
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Drei Leben lang – Felicitas Korn
Drei Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist der 14-jährige Michi, der sich nach dem Unfalltod der Eltern um seine kleine Schwester kümmern muss und alles ...

Drei Leben lang – Felicitas Korn
Drei Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist der 14-jährige Michi, der sich nach dem Unfalltod der Eltern um seine kleine Schwester kümmern muss und alles tut, um zu verhindern, dass sie getrennt werden. Dann King, tief im Drogensumpf steckend und ständig in illegale Geschäfte verwickelt. Und Loosi, der gegen seine Alkoholsucht ankämpft und jemanden sucht, den er lieben kann.
Die drei Handlungsstränge laufen getrennt nebenher, bis ganz zum Schluss. Jede dieser Geschichten ist für sich spannend, obwohl mich der ständige Wechsel doch etwas im Lesefluss gestört hat. Alle drei bewegen sich am Rande der Gesellschaft und drohen ständig abzustürzen. Dazu passt die Sprache, die mir persönlich teilweise etwas zu derb war, aber natürlich absolut authentisch zu einem Drogensüchtigen passt. So ist das Ganze durchaus gut geschrieben und der Leser fiebert mit, ob die Protagonisten die Kurve kriegen. Ab der Mitte des Romans fragt man sich aber dann doch, wie denn das wohl alles zusammenhängen mag.
Tatsächlich wird erst im Epilog aufgeklärt, wie diese drei Leben zusammenhängen. Und auch dann musste ich dieses abschließende Kapitel, gerade dreieinhalb Seiten lang, zweimal lesen, um zu verstehen, was da offenbart wird. Dann ist es tatsächlich ein Knaller, der den ganzen Roman in neuem Licht erscheinen lässt. Es ist eines jener Bücher, die den Leser weniger während der Lektüre beschäftigen als vielmehr hinterher. Nach Beendigung des Romans begann mein Gedankenkarussel zu kreisen und ich rekapitulierte die komplette Handlung noch einmal. Wirklich berührend und ergreifend, aber erst im Nachgang. Tatsächlich kam mir diese Auflösung etwas zu spät. Ein bisschen fühle ich mich an der Nase herumgeführt, obwohl die Konstruktion dieses Werkes eigentlich doch ziemlich genial ist.
Insgesamt ein toller Roman, der mich persönlich aber trotzdem nicht ganz überzeugen konnte. Ich hätte mir gewünscht, dass man schon etwas früher zumindest eine Ahnung bekommt, worauf die Geschichte hinauslaufen könnte.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Vincent

Der unsichtbare Garten
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Der unsichtbare Garten - Karine Lambert

Vincent hat eine seltene Augenkrankheit. Er wird innerhalb weniger Wochen fast vollständig erblinden. Der Leser begleitet Vincent durch den zwangsläufigen Prozess ...

Der unsichtbare Garten - Karine Lambert

Vincent hat eine seltene Augenkrankheit. Er wird innerhalb weniger Wochen fast vollständig erblinden. Der Leser begleitet Vincent durch den zwangsläufigen Prozess der Verzweiflung, über Selbsthilfegruppen und schließlich dem Kraftakt die neue Situation anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Auch eine neue Liebe spielt dabei eine Rolle, der Garten aus dem Titel kommt dagegen erst gegen Ende richtig raus. Viel mehr ist zu diesem Roman eigentlich nicht zu sagen. Und genau darin liegt für mich das Problem.

Es ist eine fürchterliche Situation, in der Vincent sich befindet und die Autorin bemüht sich sehr, alle möglichen Facetten einer solch einschneidenden Veränderung darzustellen. Natürlich möchte man als Leser wissen, wie Vincent zurechtkommen wird. Das ist durchaus spannend. Trotzdem bleibt diese Darstellung leider sehr oberflächlich. Die Geschichte wirkt recht eindimensional und vorhersehbar, ohne Raffinesse. Die Handlung wird relativ chronologisch runtererzählt, über die Nebenfiguren erfährt man wenig.
Dasselbe gilt auch für die Sprache. Sie ist sehr einfach gehalten. Manch schöner Satz wirkt seltsam deplatziert.
Die Seiten fliegen nur so dahin. Das Schriftbild ist großzügig, dazwischen immer wieder mehr oder weniger leere Seiten.

Ich hatte mir einfach mehr erwartet. Der vorliegende Roman ist trotz seines ernsten Themas eher in die Kategorie "leichter Sommerroman" einzuordnen. Als solcher mag er ganz gut sein, nur ist das leider nicht unbedingt mein Genre.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 22.03.2020

In der Salpetriere

Die Tanzenden
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Die Tanzenden – Victoria Mas

Paris, 1885, eine frauenfeindliche Zeit, in der Frauen, die gegen die Konventionen rebellieren, ohne weiteres in die Salpetriere, eine Anstalt für geisteskranke Frauen eingewiesen ...

Die Tanzenden – Victoria Mas

Paris, 1885, eine frauenfeindliche Zeit, in der Frauen, die gegen die Konventionen rebellieren, ohne weiteres in die Salpetriere, eine Anstalt für geisteskranke Frauen eingewiesen werden können. Hier nun ist der Schauplatz dieses Romans.
Eugenie, eigentlich ein Mädchen aus gutem Hause, passiert genau das. Von Vater und Bruder wird sie in die Salpetriere gebracht, weil sie immer öfter aufbegehrt, schließlich sogar behauptet einen Toten zu sehen.
Louise ist schon mehrere Jahre in der Anstalt und träumt von einem ganz normalen Leben als Ehefrau und Mutter.
Auf der anderen Seite steht Genevieve, als Aufseherin der Geisteskranken. Sie muss feststellen, dass die Neue, Eugenie, etwas in ihr berührt, das ihre Überzeugungen in ihren Grundfesten erschüttert.

Diese Anstalt gab und gibt es tatsächlich.
„Das Hôpital de la Salpêtrière in Paris war im 19. Jahrhundert die wohl bekannteste psychiatrische Anstalt Europas. Unter der Bezeichnung Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière ist es heute noch ein Krankenhaus.“ (Wikipedia)
Somit ein wirklich spannendes Thema, das ich persönlich in der Umsetzung nicht so toll finde.

Tatsächlich spielen wie oben bereits erwähnt immer wieder esoterische Aspekte eine große Rolle. Das hat mich etwas gestört. Einerseits ist Eugenie das bemitleidenswerte Mädchen, das zu Unrecht in der Irrenanstalt landet, andererseits hat sie diverse Erscheinungen. Das passte für mich nicht zusammen. Vieles wurde mir auch etwas zu oberflächlich abgehandelt.
Es ist gut zu lesen, wirklich gefangen hat mich das Buch allerdings nicht. Eine gewisse Distanz zu den Figuren blieb die ganze Lektüre über.

Dies ist beileibe kein schöner Roman. Die Stimmung ist düster, die Lage aussichtslos. Die Frauen sind der Willkür der Männer ausgesetzt. Erst der Väter oder Ehemänner, dann der Ärzte. Sie werden zur Schau gestellt und vorgeführt. Ernst nimmt sie keiner.

Ein Roman über ein spannendes Thema, leicht zu lesen, aber schwer verdaulich. Für mich insgesamt 3 Sterne!


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