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Veröffentlicht am 14.05.2019

Solider Überblick

John F. Kennedy. 100 Seiten
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Ein guter, grundsolider Überblick über JFK, sein Leben, seine Politik und seinen Tod. Was mir gut gefallen hat, war die Ausgewogenheit, zum einen an Themen: So werden neben den "offensichtlichen" Themen ...

Ein guter, grundsolider Überblick über JFK, sein Leben, seine Politik und seinen Tod. Was mir gut gefallen hat, war die Ausgewogenheit, zum einen an Themen: So werden neben den "offensichtlichen" Themen wie Attentat/Verschwörung, JFKs zahllosen Affären, seiner Bedeutung als junger, charismatischer und erster katholischer Präsident sowie den bekanntesten politischen Themen seiner Regierungszeit (Schweinbucht, Kubakrise, kalter Krieg) auch weitere Themen aus der "zweiten Reihe" angerissen (z.B. JFKs fragile Gesundheit, das "Reifen" zum Politiker unter der Aufsicht seines Vaters, seine Afrikapolitik). Zum anderen bleibt der Autor in Sachen Schreibstil und Bewertung der Ereignisse ebenfalls ausgewogen. Zum Attentat werden besipielsweise zunächst die Fakten präsentiert, danach diverse Verschwörungstheorien kurz erläutert, wobei der Leserschaft keine Meinung aufgezwungen wird. Auch die Gesamtdarstellung der Person JFK liest sich neutral, unaufgeregt und angemessen, ohne Meinungsvorgabe, abwertender Beurteilung oder übermäßige Glorifizierung.

In erster Linie habe ich mir dieses Buch besorgt, um anhand dieses mir recht gut bekannten Themas die Reihe "100 Seiten" des Reclamverlags zu testen. Das Konzept gefällt mir und macht Lust auf mehr, in der Reihe sind ja nun schon einige Bücher erschienen, da werde ich mir sicher noch einen Überblick über das ein oder andere Thema verschaffen. Beim vorliegenden Beispiel zu JFK war es aber für mich dann doch "nur" das, ein erster Überblick, und damit etwas zu wenig, da ich schon tiefer im Thema drin bin. Aber wer sich für das Thema interessiert und einen Einstieg sucht, dem sei dieses kleine Werk ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Durchaus ein gutes Buch, das zum Denken anregt

Haltung zeigen!
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Eine leidenschaftliche Streitschrift zum Thema, die ruhig noch etwas knackiger und pointierter hätte sein dürfen. Grundsätzlich ist das Thema ein gutes und wichtiges, und Anja Reschke schreibt und argumentiert ...

Eine leidenschaftliche Streitschrift zum Thema, die ruhig noch etwas knackiger und pointierter hätte sein dürfen. Grundsätzlich ist das Thema ein gutes und wichtiges, und Anja Reschke schreibt und argumentiert sehr gefällig - ich stehe da ohnehin voll und ganz an ihrer Seite. Frau Reschke zeigt Haltung, und das ist gut so.

Letzlich waren für mich allerdings leider nur 2/3 des Buchs wirklich gut, da ich zwei der fünf Kapitel als zu "ausgewalzt", wenn nicht überflüssig, empfand. Und so gestaltete sich auch der Anfang ziemlich zäh: Grob gesagt geht es im ersten Kapitel um Begriffsdefinitionen - woher kommen die Begriffe Haltung annehmen und zeigen, was ist Haltung und inwiefern grenzt sie sich von Meinung und Starrsinn ab usw. Das zweite Kapitel setzt sich mit den optischen/körperlichen Varianten von Haltung auseinander - wie man eben diese z.B. durch eine bestimmte Körperhaltung oder äußeres Erscheinen zum Ausdruck bringen oder verstärken kann. Das alles mag an anderer Stelle interessant und kurzweilig sein, hier empfand ich es als zu viel Füllmasse. Das hätte man vielleicht alles deutlich komprimierter in einem Vorwort zusammen fassen können. Klar wäre das ohnehin recht kleine Büchlein dann noch kürzer ausgefallen - aber als derart kompriminiertes Essay hätte es für mich vermutlich besser funktioniert.

So richtig los ging es also erst ab Kapitel drei (von fünf), dann aber so richtig. Gut formulierte Zusammenfassungen über ethische Grundwerte und warum sie so wichtig sind. Ein kurzer Rückblick auf die Fluchtgeschichte von Frau Reschkes Großmutter und wie diese sie geprägt hat - diese Erinnerung stellt sie einer anderen gegenüber, der eines Mannes, der zwar ähnlich geprägt wurde, hieraus aber ganz andere Schlüsse gezogen hat. Das war ein kluger und aufschlussreicher Vergleich.

Ganz stark fand ich auch den Teil über Journalisten, die Haltung zeigen - wird doch zu gerne aus der lauten neurechten Ecke gefordert, die "Staatsmedien" sollten doch bitte neutral berichten und sich nicht steuern lassen. Hier zeigt Frau Reschke anhand von Beispielen, was neutral und nicht neutral ist (und spart auch nicht an Kritik), wieso Haltung wichtig ist und sein sollte, wo sie an ihre Grenzen stößt und, ein und für alle mal, warum ein Kommentar selbstverständlich etwas mit Meinung zu tun hat. Und sie räumt mit dem oft falsch verstanden Zitat von Hanns Joachim Friedrichs auf, das die "Verfechter der neutralen Staatsmedien" gerne anbringen.

Durchaus ein gutes Buch, das zum Denken anregt. Doch obwohl es schon sehr kompakt ist, wäre hier wohl weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Empfehlenswert, wenn auch nicht so genial wie die Vorgänger.

Die Känguru-Offenbarung (Känguru 3)
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So schwer es mir auch fällt, mehr als drei Sterne sind diesmal nicht drin. Zwar hat auch dieser abschließende Teil der Trilogie wieder viele sehr lustige und gut beobachtete, bissige, gesellschaftskritische ...

So schwer es mir auch fällt, mehr als drei Sterne sind diesmal nicht drin. Zwar hat auch dieser abschließende Teil der Trilogie wieder viele sehr lustige und gut beobachtete, bissige, gesellschaftskritische Momente. Und auch dieser Teil ist durchaus empfehlenswert und sollte all jenen, die sich schon bei den ersten beiden Teilen köstlich amüsiert werden, ans Herz gelegt werden. Es ist und bleibt eben Marc-Uwe Kling, und der Mann kann was.

Dennoch: Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen hat mir dieser nicht ganz so gut gefallen. Ich glaube, ich bevorzuge eher die "kleinen" Abenteuer von Marc und dem Känguru, die feinen Momente und Beobachtungen des Alltags und Miteinanders. Im dritten Teil war mir der Storybogen zu groß, die Abeuer zu "weit weg", das hat für mich nicht ganz so gepasst. Und auch die Lesung war hier und da etwas holpriger als zuvor, vor allem das Känguru klang teils etwas "overdone", da wäre weniger mehr gewesen. Ich habe parallel an einigen Stellen noch einmal den zweiten Teil (mit)gehört, mein Freund ist da gerade dabei, da wurde dieser Unterschied nochmals sehr deutlich.

Alles an in allem also gut und empfehlenswert, wenn auch nicht so genial wie die Vorgänger.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sammlung von Schicksalsberichten

Unsere Mütter
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Silia Wiebe legt hier eine Sammlung von Schicksalsberichten vor, die die Gemeinsamkeit haben, dass Töchter (und ein Sohn, was im Kontext absolut Sinn ergibt) vom Verhältnis zu ihren Müttern erzählen. Die ...

Silia Wiebe legt hier eine Sammlung von Schicksalsberichten vor, die die Gemeinsamkeit haben, dass Töchter (und ein Sohn, was im Kontext absolut Sinn ergibt) vom Verhältnis zu ihren Müttern erzählen. Die Bandbreite der Geschichten schöpft so ziemlich alles aus: Von Vernachlässigung, Sehnsucht und Ausnutzung bis hin zu unerschöpflicher Liebe, Aufopferung und dem Wunsch nach Anerkennung. Da ist z.B. die Tochter, die ihre stest unzufriedene Mutter Ewigkeiten pflegt und sich darüber fast selbst vergisst, die adoptierte Tochter, die ihre leibliche Mutter sucht, und die junge Influencerin, die endlich von ihrer Mutter respektiert werden möchte. Es gibt die scheinbar verantwortungslose Hippie-Mutter und eine Mutter, die sich mit ihrer Tochter auf die Flucht begeben muss.

Die Töchter erzählen jeweils aus ihrer Perspektive, ohne einordnenden Kommentar, aber der ist auch nicht nötig, denn die Erzählungen sind gut niedergeschrieben. Abgerundet wird das Paket durch ein abschließendes Interview mit einer Psychologin sowie ein Nachwort, das noch einmal aktuelle Entwicklungen seit den Interviews zusammenfasst. Vor allem hier merkt man, wie respekt- und liebevoll Silia Wiebe dieses Projekt umgesetzt hat.

Als Tochter konnte ich die Vergleiche natürlich nicht lassen. Auch die Beziehung zu meiner Mutter ist nicht immer einfach - aber welche ist das schon? Bei einigen Geschichten dachte ich mir also schon, dass es schön wäre, wenn meine Mutter auch etwas mehr wie die eben geschilderte wäre. Andererseits waren auch viele Geschichten dabei, bei denen ich glücklich war, dass meine Mutter so ganz anders ist - und dieses Gefühl überwog dann letztlich auch :)

Veröffentlicht am 04.09.2020

Mahler bleibt erstaunlich blass

Der letzte Satz
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Ach ja, also - das hat mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Nun gut, eine reflektierende Novelle über die letzten Tage eines kranken Mannes ist natürlich per se schon mal kein Garant für lebensfrohe ...

Ach ja, also - das hat mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Nun gut, eine reflektierende Novelle über die letzten Tage eines kranken Mannes ist natürlich per se schon mal kein Garant für lebensfrohe Duselei, aber diese Seiten haben mich doch erstaunlich wenig abholen können. Möglicherweise mag es daran liegen, dass ich alte Banausin nicht wirklich viel über Gustav Mahler weiß - jenem großen Komponisten, der im Zentrum dieses Werks steht.

Also habe ich im Vorfeld ein wenig Recherche betrieben, die mir den Mann und sein Leben näher bringen sollte - nur um dann festzustellen, dass ich die Liebe seines Lebens, seine Frau Alma, als Charakter irgendwie faszinierender fand: Ein Frau, der die Männer augenscheinlich reihenweise verfielen (quasi alle großen Künstler und/oder Kulturschaffenden jener Zeit), die von Ehe zu Äffäre und zurück schwebte, die ihre eigenen Talente hinten anstellte und - habe ich das noch gar nicht erähnt? - mehr als nur zweifelhafte Ansichten und Verbindungen der nationalsozialistischen und antisemitischen Natur hegte und pflegte.

Aber nun, hier steht der Mann im Mittelpunkt, nicht diese unethisch schillernde Frau, aber ich kam beim Lesen/Hören nicht umhin, dauern auf Almas Auftritte in der Erzählung zu warten (und es waren mir zu wenige). Ansonsten plätscherte das Buch eher so dahin, ähnlich der Reise, auf die sich der große Komponist befindet. Er sitzt überwiegend an Deck eines Dampfers, lässt sich von einem Schiffsjungen hegen und pflegen und horcht sehr tief in seine Schmerzen und den sich bereits ankündigenden Todeskampf hinein. Auch die Erinnerungen, die sein Geist hervorruft, sind zu großen Teilen dramatisch-trauriger Natur: Der Tod der älteren Tochter, die Fast-Trennung von seiner Frau, die immer wiederkehrenden Krankheitsschübe. Hingegen klingt die Liebe zu Alma schon fast überromantisiert. Aber nun, große Menschen, große Gefühle?

Das war alles gut zu lesen und zu verstehen, irgendwie aber erstaunlich mild und ruhig mit starker Jammer-Tendenz - war Mahler eine deratige Dramaqueen? Ich vermag es nicht zu beurteilen, aber irgendwie entstand bei mir dieses Bild. Alles in allem also "joa, okay" für mich. Und gut gelesen von dem tollen Matthias Brandt (ich habe zwischen Hörbuch und ebook gewechselt), der dem teils sehr leidvollem Text etwas mehr Tiefe verlieh, die sich beim Lesen wieder leicht verflüchtigte. Ebenso wie mein Eindruck von diesem Buch, befürchte ich.