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Veröffentlicht am 06.09.2020

Emotionaler Familienroman, der zum Nachdenken anregt

Ein Leben lang lieben
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Gibt es sie wirklich, die große, ewige Liebe, die allen Widerständen trotzt? Woran erkennt man, um welchen Menschen es sich zu kämpfen lohnt und welchen man lieber ziehen lassen sollte?

Prinzipiell bin ...

Gibt es sie wirklich, die große, ewige Liebe, die allen Widerständen trotzt? Woran erkennt man, um welchen Menschen es sich zu kämpfen lohnt und welchen man lieber ziehen lassen sollte?

Prinzipiell bin ich ein großer Fan von Liebesromanen aller Art. Auch die Protagonisten in Marissa Stapleys Werk "Ein Leben lang lieben" (- die Mittsechzigerin und Ex-Hippie Helen und ihre drei erwachsenen Töchter, die sich Jahr für Jahr im Sommerhaus der Familie treffen -), sind auf der Suche nach genau diesem Glücksgefühl, selbst wenn ihnen das zunächst nicht bewusst ist.

"<< Die Sache mit der Liebe ist die: Sie kann bleiben, aber man muss vorsichtig mit ihr umgehen. Man muss sie behandeln wie das Allerwertvollste, was man hat, man darf sie nie, ebenso wenig wie denjenigen, den man liebt, als selbstverständlich ansehen. Niemals.>>"

Der knapp 400 Seiten umfassende Roman ist in drei große Abschnitte unterteilt, denen jeweils ein stimmungsvolles Zitat vorangestellt ist. Zu Beginn eines jeden Kapitels wird ein Tier vorgestellt, dessen Eigenheiten gerade zum Kontext der Handlung passen. Dieser kreative Einstieg lockerte die Handlung stets auf und war mal etwas ganz Neues – eine tolle Idee! Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, was einerseits einen Einblick in das Denken und Fühlen der verschiedenen Figuren ermöglicht, auf die Leser gerade zu Beginn einer Lektüre jedoch etwas irritierend wirken bzw. den Lesefluss hemmen kann, wenn zu viele unterschiedliche Sichtweisen aufeinanderfolgen. Jede von Helens Töchtern stammt von einem anderen Mann und natürlich hat dieser rastlose Lebensstil der Mutter auch Ilsa, Liane und Fiona in ihrem Wesen geprägt, so unterschiedlich sie ansonsten auch sind. Wie soll man denn an die wahre Liebe glauben, wenn man im eigenen Zuhause wieder und wieder vorgelebt bekommen hat, dass romantische Beziehungen nicht von Dauer sind, dass Gefühle endlich sind? Kein Wunder, dass Helens Töchter ihre Schwierigkeiten mit diesem Thema haben: Liane sehnt sich nach Stabilität und kann sie in ihrer aktuellen Beziehung nicht finden; Fiona verbirgt ihre Unzufriedenheit mit ihrem scheinbar perfekten Leben hinter einer Tablettensucht, um die Fassade und den schönen Schein zu wahren – und ist entsetzt, als von einem Geheimnis ihres Mannes erfährt; Ilsa stürzt sich (- trotz Ehe -) von einem Flirt in den nächsten und macht auch nicht vor Fionas Ehemann Halt… Probleme über Probleme, es besteht also jede Menge Konfliktpotential.

Eine besondere Art von Liebe jedoch ist unerschütterlich, nämlich jene zwischen einer Mutter und ihren Kindern; diese innige Bindung hebt die Autorin in ihrem Werk letztlich wunderbar hervor. Auch die individuellen Probleme der einzelnen Charaktere werden sehr realistisch beschrieben und wirkten auf mich einfach echt, wie aus dem Leben gegriffen…welches nun mal kein Wunschkonzert ist. Man muss selbst aktiv werden und die Dinge ändern, mit denen man im Grunde seines Herzens unzufrieden ist. Manchmal ist eben ein Neustart nötig. Dass diese Erkenntnis von den Damen nach und nach umgesetzt wird, habe ich sehr begrüßt; man spürt förmlich, wie sie reifen und sich weiterentwickeln.

"Ilsa wusste, dass sie nach Hause gehen und von der Klippe springen musste, auf der sie die ganze Zeit verharrt hatte, selbst wenn sie sich nicht sicher sein konnte, dass sich ihr Fallschirm öffnen und sie fliegen würde."

Die Mischung aus einem eher gemächlich-ruhigen Schreibstil, einem melancholischen Unterton und doch mehr tragischen, negativen Handlungselementen, als ich hinter diesem sommerlich anmutenden Cover erwartet hätte, verleiht dem Roman zwar Tiefe, aber auch eine gewisse Schwere. Trotz dem versöhnlichen Ende blieb ich ein wenig ernüchtert zurück. Ich hatte mir eine beschwingte, im Hauptton fröhliche Geschichte erhofft (ganz im Stil von Sarah Morgans Werk "Die Zeit der Weihnachtsschwestern", in dem zwar auch dramatische Themen wie z.B. Verlust und Trauer Teil der Handlung sind, die Positivität jedoch überwiegt), eine Strandkorblektüre, nach dessen Beendigung ich beherzt das Buch zuklappen würde mit den Worten 'Hach, war das schön!'. Für meinen Geschmack war es etwas zu bedrückend, gar nicht mal im Hinblick auf die Anzahl der Schicksalsschläge, sondern im Gesamtgefühl, welches die Story bei mir hinterließ; ich war gerade einfach nicht auf solch einen (teilweise deprimierenden) Roman eingestellt.

Fazit: Vergangenheitsbewältigung, Beziehungsdramen, Selbsterkenntnis, Umbruchstimmung und zwischendrin die Suche nach der Liebe. Für diese Geschichte sollte man sich viel Zeit nehmen, damit sie ihre tatsächliche Wirkung voll entfalten kann. Ich empfehle sie allen Fans von tiefgründigen Familienromanen.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Erfrischend anders

Can you help me find you?
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Mit ihrem im März 2020 beim Rowohlt Verlag erschienenen Debütroman "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks einen unterhaltsamen Jugendroman erschaffen, der nicht nur aufgrund seiner auf Bildung ...

Mit ihrem im März 2020 beim Rowohlt Verlag erschienenen Debütroman "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks einen unterhaltsamen Jugendroman erschaffen, der nicht nur aufgrund seiner auf Bildung ausgelegten Handlung von der Norm abweicht, sondern mit überraschend tiefgründigen Charakteren punktet. Die Covergestaltung und der Buchtitel sind eine niedliche Anspielung auf das "Can you help me find…?"-Bibliothek-Spiel der beiden Hauptfiguren.

Die Teenager Evie und Caleb sind beide höchst talentiert in Naturwissenschaften, wobei Evie der "Rockstar" unter ihnen ist; allerdings ist es nicht nur ihre Genialität, die Caleb seit nunmehr vielen Jahren an seiner besten Freundin fasziniert – ein Leben ohne Evie ist für ihn schier unvorstellbar und ebenso geht es ihr. Mit dem kleinen Unterschied, dass Caleb in ihren Augen seinen festen Platz in der Friendzone hat – während er sogar eine heimliche Liste führt über all die verpassten Gelegenheiten, in denen er Evie am liebsten geküsst hätte. An Evie Beckham beißen sich sämtliche Jungs des Elite-Internats die Zähne aus, ihr Herz schlägt für Zahlen und Formeln, nicht für Flirts. Das ändert sich schlagartig, als Leo neu an die Newton Academy kommt – entsetzt muss Caleb feststellen, dass sein heimlicher Schwarm sich vor seinen Augen in jemand anderen verliebt. Hätte er offensiver vorgehen sollen? Bex, Evies beste Freundin, ist überzeugt, dass Caleb sich nur mal richtig ins Zeug legen und sich vorerst in Geduld üben müsse. Doch leider gibt es keine perfekte Formel für die Liebe und noch dazu steht der wichtigste Schülerwettbewerb des Jahres an. Wird Caleb trotz Gefühlschaos seine Chance auf ein Collegestipendium nutzen können – und endlich Evie erobern?

Die Geschichte ist abwechselnd aus Calebs und Evies Perspektive geschrieben; mit gleicher Intensität werden uns die Emotionen und Gedanken beider Protagonisten geschildert, sodass man zu beiden Figuren einen angenehmen Bezug entwickelt und sich in ihre jeweilige Situation hineinversetzen kann. Speziell Evies Phobien und Spleens werden mit entsprechendem Ernst beschrieben. Tatsächlich hat sie es nicht leicht gehabt, ist in der Vergangenheit oft gemobbt, ausgegrenzt und mit Vorurteilen konfrontiert worden (- ihre Mutter ist eine ganz eigene Baustelle! -) – immer war Caleb ihr Fels in der Brandung gewesen. Sie ahnt nicht, dass er sich längst rettungslos in sie verliebt hat. Ihre Entwicklung ist mit Abstand die stärkste. Trotzdem war Caleb mein Favorit in dieser Story – ein herzensguter, aufrichtiger Junge. Auch Bex, deren übertrieben religiöse Eltern sie nur aufgrund eines Kompromisses nach Newton gelassen haben, ist eine schillernde, herrlich amüsante Persönlichkeit, von der ich sehr gerne mehr lesen würde!

Ein zentrales Handlungselement sind Naturwissenschaften, speziell Mathematik und Physik, ebenso Informatik. Es werden zahlreiche Fragestellungen, Experimente und Erkenntnisse ungewöhnlich detailliert erwähnt – sicherlich in vereinfachter Form, aber dennoch ziemlich anspruchsvoll. Ich habe mich nie sonderlich für Mathematik erwärmen können, weshalb ich besonders gespannt auf die Story war. Der Autorin gelingt es auf jeden Fall, ihre eigene Faszination bezüglich Zahlen miteinfließen zu lassen, auch wenn es (- für meinen Geschmack -) gerne ein, zwei Fälle weniger hätten sein können. Von Adinkras hatte ich übrigens noch nie gehört, wieder was gelernt!

Fazit: Mathe-Nerds werden begeistert sein von diesem Roman – ebenso Fans von süßen, recht unschuldigen Teenager-Love-Stories. Der Schreibstil ist locker und jugendlich, die Dialoge durch und durch authentisch. Solide 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Der Funke ist leider (noch) nicht so ganz übergesprungen

Bring Down the Stars
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Für mich war "Bring Down the Stars" das erste Werk, welches ich von der Autorin Emma Scott, über deren Schreibkünste ich im Vorfeld bereits viel Positives gehört hatte, lesen durfte. Hand auf’s Herz – ...

Für mich war "Bring Down the Stars" das erste Werk, welches ich von der Autorin Emma Scott, über deren Schreibkünste ich im Vorfeld bereits viel Positives gehört hatte, lesen durfte. Hand auf’s Herz – allein das wunderschöne, glitzernde Cover verführt ja schon zum Lesen, oder?! Und auch der Klappentext hatte ziemlich vielversprechend geklungen: ein von der Liebe enttäuschtes Mädchen trifft auf zwei Jungs, von denen sich einer mit den poetischen Fertigkeiten des anderen schmückt, um besagtes Mädchen zu beeindrucken. Emotionales Chaos und Herzklopfen vorprogrammiert – all das vor der Kulisse der renommierten Amherst Universität in Massachusetts.

Erstaunt hatte ich vor der Lektüre festgestellt, wie weit die Meinungen über diesen bei LYX erschienenen Auftakt des 'Beautiful Hearts'-Duetts auseinandergingen und ich war fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Inzwischen kann ich festhalten: auch ich habe gemischte Gefühle im Hinblick auf diesen Roman. Die Beschreibung 'durchwachsen' trifft es wohl am besten. Den Schreibstil der Autorin habe ich, abgesehen von ein paar Längen im Mittelteil, als durchaus angenehm empfunden; nicht zu verspielt, nicht triefend vor Herzschmerz. Vor allem ist es ihr gelungen, die Handlung und die Dialoge als vollkommen realistisch zu gestalten – glaubwürdiger geht es kaum. Auch die Hauptfiguren - Autumn, Connor und Weston – sind authentisch und facettenreich ausgearbeitet worden. Connor war, sonniges Gemüt hin oder her, zwar nicht mein Lieblingscharakter, aber die Autorin ließ immer wieder seine guten Eigenschaften hindurchleuchten (z.B. seine Loyalität gegenüber Wes), was ihn trotz allem, was man ihm an Fehlverhalten vorwerfen könnte, sehr menschlich erscheinen ließ. Obwohl aus seiner Perspektive nicht erzählt wird, habe ich mich gut in ihn hineinversetzen können und ja, man kann ihm wirklich kaum böse sein. Nur weil er mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden ist, heißt das nicht, dass er keine Probleme hätte. Zur weiblichen Protagonistin habe ich ziemlich wenig Verbundenheit gefühlt, was für mich bei Büchern dieses Genres ein totales Novum ist. Autumn war mir keineswegs unsympathisch – sie ist ein freundliches Mädchen mit lobenswerten Ambitionen und guten Grundansichten, allerdings kam mir ihr Part in dieser Geschichte eher wie eine Nebenrolle vor; der eigentliche Kern der Story war die Freundschaft zwischen Connor und Weston, deren Dynamik ziemlich ungewöhnlich ist. Für mich ist der charismatische, verschlossene Weston der tragische Held der Geschichte, der mit seinem feinfühligen Charakter, seiner Intelligenz und seinem Sinn für Poesie mein Herz zum Schmelzen gebracht hat. Allein wegen ihm runde ich meine geplanten 3,5 Bewertungs-Sterne letztlich doch noch auf 4 Sterne auf!

Nach dem äußerst gemeinen Cliffhanger am Ende des Romans kann ich es nicht erwarten, bis mit "Light Up the Sky" am 31.01.2020 Teil 2 der Reihe erscheint. Wie ging es Autumn in einer prickelnden Szene so schön durch den Kopf: "Endlich." - Ich habe so eine Ahnung, dass der erste Band rein zum Aufbau der Story diente und im Folgewerk das tatsächliche Feuerwerk der Emotionen explodieren wird.

Fazit: Ein tiefgründiges New Adult-Werk, verpackt in ein zauberhaftes Cover.

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Welcome back to Fletcher!

Sinking Ships
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Beim New Adult-Roman "Sinking Ships”, erschienen am 04.11.2019 bei Knaur TB, handelt es sich um den zweiten Teil der Fletcher University-Reihe von Autorin Tami Fischer. Das Werk weist eine in sich geschlossene ...

Beim New Adult-Roman "Sinking Ships”, erschienen am 04.11.2019 bei Knaur TB, handelt es sich um den zweiten Teil der Fletcher University-Reihe von Autorin Tami Fischer. Das Werk weist eine in sich geschlossene Handlung auf und kann unabhängig vom Vorgängerband gelesen werden. Ich habe diesen Roman in Form eines Hörbuchs (- eine MP3-CD mit 719 Minuten -) vom AUDIOBUCH Verlag kennengelernt.

Eine kurze Anmerkung vorab: Tami Fischers Debütroman "Burning Bridges" zählt zu den wenigen Büchern, die ich meine persönlichen Highlights nenne, weil ich sie einfach wieder und wieder lesen könnte, ohne je genug davon zu bekommen. Nach diesem sensationellen Erstlingswerk stand für mich fest, dass die Autorin schreibtechnisch unheimlich talentiert und kreativ ist (- was sich auch mit dem aktuellen Band bestätigt hat). Meine Erwartungshaltung war also enorm hoch; zudem hatte ich, ehe ich mir selbst einen Eindruck von "Sinking Ships" machen konnte, bereits die unterschiedlichsten Meinungen darüber gelesen – oftmals hieß es, dieser Roman sei noch viel besser als der erste Teil. Aber der Reihe nach!

Die toughe und temperamentvolle Latina Carla Santos hat schon früh erwachsen werden und Verantwortung übernehmen müssen. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert sie sich um ihre zwei jüngeren Brüder, die ihr manchmal den letzten Nerv rauben – und in der spärlichen Freizeit, die ihr bleibt, versucht sie einen Spagat zwischen Studium und Aushilfsjob hinzulegen…immerhin müssen die Rechnungen bezahlt werden. Von all dem ahnen ihre Freunde nichts. Auch von Carlas panischer Angst vor Wasser weiß niemand – Schwäche ist ein Luxus, den sie sich nicht leisten kann. Bei einer Party stürzt Carla in den Pool und wird in letzter Sekunde von Mitchell gerettet. Der Kapitän des Schwimmteams und Bruder ihrer Freundin Savannah bringt sie mit seiner übertrieben freundlichen Art regelmäßig aus der Fassung – er ist viel zu nett…und das nervt Carla gewaltig! Ausgerechnet er hat sie nun von ihrer verletzlichsten Seite erlebt, megapeinlich! Noch dazu ist seit diesem Vorfall irgendwie alles anders zwischen ihnen und wider Willen entdeckt Carla immer mehr Eigenschaften an dem attraktiven, nervig-netten Typ, die ihre Selbstbeherrschung bröckeln lassen…

Erzählt wird sowohl aus Carlas als auch aus Mitchells Perspektive und so unterschiedlich die zwei Protagonisten auch sind, man gewinnt sie beide gern – es geht gar nicht anders. Ihrer beider Emotionen und Verhalten werden dermaßen schlüssig und logisch beschrieben, dass man am liebsten für beide Seiten Partei ergreifen möchte. Ausnahmsweise haben wir hier keinen Bad Boy, sondern einen Good Guy – und es kämpft nicht das Mädchen um Aufmerksamkeit, sondern der Junge. Ein interessanter Twist! Tami Fischer schreibt mit so viel Gefühl und Herzensblut! Das merkt man nicht nur an den liebevoll ausgearbeiteten Figuren, sondern auch an der detaillierten Story-Welt, die sie mit der Fletcher-Reihe ins Leben gerufen hat. Speziell nach dem ersten Teil (...den ich euch wirklich, wirklich ans Herz lege - aber seid gewarnt, dass ihr eben jenes an einen gewissen 'Ches' verlieren könntet!) erscheinen einem die Charaktere so angenehm vertraut, als würde man sie tatsächlich kennen. Gleichzeit hat man als Neuleser/in nie das Gefühl, außen vor zu sein.

Mein einziger winzig-minimaler Kritikpunkt zur Handlung – und das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau: die körperliche Annäherung zwischen den Figuren hätte gerne etwas später erfolgen können; hier kam mir der erste Kuss ein wenig zu früh, sodass es für mich im Mittelteil etwas an Würze fehlte.

Die Sprecherin Fanny Bechert hat Carla wunderbar realistisch interpretiert und mich komplett begeistert. Eine sehr überzeugende Darbietung! Oliver Dupont, der Mitchells Part sprachlich verkörperte, hätte ich in Werken anderen Genres (speziell Fantasy oder spannungslastigen Thrillern/Krimis/SciFi-Audiobooks) überzeugender gefunden. Ich sage das mit allem Respekt, denn den Sprecher trifft keinerlei Schuld; er hat darbietungstechnisch alles perfekt und beachtenswert abwechslungsreich interpretiert; einzig seine Stimmfarbe erschien mir äußerst unpassend gewählt für einen jungen Teenager. Ich habe mir das Werk zusätzlich zum Hörbuch auch als Buch geholt und habe beim Lesen von Mitchells Passagen tatsächlich einen ganz anderen, viel positiveren Gesamteindruck gewonnen. Aus diesem Grund lege ich euch vor allem die Printversion ans Herz. (Außerdem ist das traumhaft schöne Cover ein absoluter Hingucker im Bücherregal!)

Fazit: Eine sehr gelungene Fortsetzung und definitiv von Interesse für alle Fans von tiefgründigen New Adult-Romanen. Ich fiebere schon sehnsüchtig dem dritten Band der Reihe entgegen!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Informatives, kindgerechtes Geschichtsbuch

Mein Mauerfall
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Aufgrund meiner eigenen Vergangenheit habe ich mich schon immer sehr für alle Bücher und Dokumentationen interessiert, die sich mit der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands beschäftigen. Ich finde ...

Aufgrund meiner eigenen Vergangenheit habe ich mich schon immer sehr für alle Bücher und Dokumentationen interessiert, die sich mit der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands beschäftigen. Ich finde es schade, dass dieses wichtige Kapitel der Geschichte im Schulunterricht oftmals zu kurz kommt; an vielen Schulen endet der Geschichtsunterricht direkt nach dem Thema 'Zweiter Weltkrieg'.

Autorin Juliane Breinl hat ein sehr interessantes Sachbuch für Kinder (ab 10 Jahren) und Jugendliche geschaffen, in dem die jüngere Geschichte Deutschlands - vom Mauerbau bis hin zur Wiedervereinigung - kreativ und ansprechend näher beleuchtet wird. Wieso war Deutschland überhaupt geteilt? Warum gab es erst ein Jahr nach dem Mauerfall die Wiedervereinigung?

Das Datum der Veröffentlichung hätte passender nicht sein können, jährt sich doch 2019 der Mauerfall zum 30. Mal.

Zahlreiche Fotos und Karten, bunte Grafiken und kindgerecht geschriebene Berichte von Zeitzeugen prägen das Layout. Die Rahmenhandlung zur Erzählung der historischen Fakten bildet die fiktive Familie Schumann: Theo, 12 Jahre alt, möchte von seinen Eltern (und überhaupt von all seinen Angehörigen) gerne wissen, wie sie damals die Teilung Deutschlands erlebt haben – und löst damit einen interfamiliären Tumult aus, denn die Meinungen gehen weit auseinander. Das liegt darin begründet, dass einige von Theos Angehörigen damals in den Westen geflüchtet waren, während andere ihr Leben in der DDR verbracht hatten. Dieser Schachzug ermöglicht der Autorin, mehr als nur eine Perspektive des Ost-West-Konflikts miteinzubeziehen und regt zum Austausch über diverse Ansichten an.

Während des gesamten Schumann’schen Familien-Ausflugs wird wild debattiert und diskutiert, es werden die unterschiedlichsten Erinnerungen ausgetauscht und Meinungen geäußert; oftmals wird auch geschimpft – was nicht ganz so häufig hätte sein müssen. (Aber vielleicht macht dieser verbale Schlagabtausch den eigentlichen Diskussionsinhalt für die jugendlichen Leser/innen ja noch interessanter…?)

Das Werk hat mich in vielerlei Hinsicht (positiv) an ein Schulbuch erinnert, vor allem im Hinblick auf den chronologischen, wohl strukturierten Aufbau, die Frage-Antwort-Konstellationen und die tabellarische Auflistung der Ereignisse zu Beginn des Buches. Themen, die anderweitig manchmal als trocken empfunden werden (- z.B. politische Hintergründe -), sind durch die Inkludierung aktueller Elemente (z.B. Verweis auf YouTube-Videos, Gebrauch von Slangworten, etc.) aufgelockert worden. Im Anhang besteht die Möglichkeit, eigene Erinnerungen aufzuschreiben oder sich Notizen zu Erzählungen zu machen.

Das aktuelle Thema der Flüchtlingskrise hätte ich, trotz der sehr gut formulierten Überleitung, nicht miteinbezogen, da dies den geschichtlichen Rahmen für meinen Geschmack zu weit spannt und eher ein eigenes erklärendes Buch nötig hätte. Auch wenn einige der Bilder gerne noch etwas größer hätten ausfallen können und ich mich über ein paar zusätzliche Seiten zum Schwerpunkt 'Mauerfall' gefreut hätte, ist dies in jedem Fall ein liebevoll gestaltetes und empfehlenswertes Sachbuch für alle jungen (sowie erwachsenen) Geschichtsinteressierten.

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