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Veröffentlicht am 05.11.2020

Superschöne Geschichte, gut geschriebene Charaktere

Sinking Ships
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Im zweiten Teil der Fletcher-University-Reihe geht es um Carla und Mitchell. Carla, die toughe junge Frau, die alles alleine managet und keine Schwäche zulassen kann. Und schon gar keine Gefühle wie Liebe. ...

Im zweiten Teil der Fletcher-University-Reihe geht es um Carla und Mitchell. Carla, die toughe junge Frau, die alles alleine managet und keine Schwäche zulassen kann. Und schon gar keine Gefühle wie Liebe. Mitchell, der attraktive, sympathische Good Guy, der hoffnungslos in sie verliebt ist. Doch vielleicht kann ausgerechnet er ihr helfen, ihre größte Angst zu überwinden?

Man kennt die beiden ja schon von Teil 1, wenn auch nur als Nebenfiguren. Dadurch geht man nicht ganz neu hier rein. Für mich hat es das erst etwas schwierig gemacht, weil ich Carla in Band 1 nicht so richtig mochte und auch am Anfang von diesem hier konnte ich erst nicht so ganz mit ihr warm werden. Ja, darum gings ja gerade, dass sie eben versucht, stark zu sein und das ihre Schutzmauern sind. Aber die haben es nicht nur den anderen Charakteren etwas schwergemacht, sondern auch mir. Hingegen blieb mir Mitchell am Anfang etwas zu blass, ihn konnte ich nicht so richtig greifen.

Zum Glück hat sich das dann doch bald gelegt und ist in die andere Richtung umgeschwenkt! Als die beiden sich langsam näherkommen, mehr Zeit miteinander verbringen und man mehr ihre Hintergründe kennenlernt, war ich absolut angefixt. Beide sind wundervolle, authentische Charaktere, die doch noch einiges an Tiefgang bekommen haben. Zwar hat mich auch hier (wie so oft bei NA) etwas aufgeregt, dass manchmal nicht ordentlich kommuniziert werden kann (z.B. Mitchell im Bezug auf Arden!), aber insgesamt waren sie sympathisch und nachvollziehbar und ich hab Carla und Mitchell echt geliebt. Vor allem fand ich es mal richtig schön, dass der männliche Protagonist einfach ein toller, fürsorglicher, verständnisvoller Kerl war, und kein Arschloch, was sich erst für diese eine ganz besondere Frau plötzlich ändert :D

Manche mögen vielleicht sagen, dass die Handlung zu „ruhig“ ist oder nicht genug „passiert“, aber eigentlich fand ich das auch mal ganz schön. Etwas Drama, eine zügige Handlung und einen großen Höhepunkt und alles gabs schließlich natürlich trotzdem! Alles was es für diese Geschichte brauchte. Darüber hinaus noch mehr Drama muss gar nicht sein.

Ich fand die Geschichte einfach richtig richtig schön, und auch wenn mir der Einstieg mit dem Paar Ella&Ches in Band 1 leichter fiel, als mit Carla&Mitchell hier, fand ich die beiden schließlich doch mindestens genauso toll, und die Handlung hier insgesamt etwas runder als bei Band 1. Wegen dem zögerlichen Start, landet es dann bei mir bei 4,5 Sternen.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Schönes, unvorhersehbares Finale

Das Buch der gelöschten Wörter - Die letzten Zeilen
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Die Geschichte um Hope Turner und den Kampf um die Sicherheit der Buchwelten und der unseren geht in die dritte und letzte Runde!

Wieder hat es die Autorin geschafft mich zu fesseln, wieder fand ich die ...

Die Geschichte um Hope Turner und den Kampf um die Sicherheit der Buchwelten und der unseren geht in die dritte und letzte Runde!

Wieder hat es die Autorin geschafft mich zu fesseln, wieder fand ich die Reisen in Buchwelten und das Kennenlernen verschiedener Figuren sehr erfrischend. Mir gefällt es, wie die Autorin damit spielt, wer nun auf welcher Seite steht. Mir gefällt, das Tempo und dass es unvorhersehbar blieb. Der dritte Teil dieser Trilogie – sowie auch die Vorgänger – war ein echtes Lesevergnügen.

Insgesamt hätte ich mir nur das Eintauchen in die Buchwelten etwas ausführlicher gewünscht. Meinetwegen hätten die Bücher da ruhig etwas dicker sein können. Manchmal fand ich es etwas zu knapp, wenn die Charaktere wieder in einem neuen Setting gelandet sind. Aber schön wars trotzdem, und die Landschafts- und Atmosphärebeschreibungen hat die Autorin wirklich drauf. Auch die Dynamik zwischen den Charakteren fand ich toll.

Bei diesem Teil hatte ich allerdings ab und zu das Gefühl, dass die Lösungen etwas zu einfach kamen, bzw. die Gefahren etwas zu schnell gebannt wurden. Und ich bin nicht ganz so glücklich mit dem Ende. Das liegt nicht daran, dass es nicht gut geschrieben ist, das ist es nämlich! Aber es ist für mich kein richtig ‚schönes’ Ende, es hat mich mit einem „ach schade“ und irgendwie traurig zurückgelassen. Ich bin halt auch so ein Mensch, der am Ende „Friede, Freude, Eierkuchen“ braucht :D Aber es ist auf jeden Fall gut gemacht, und wenn ihr nicht so ein schlimmer Happy End-Fanatiker seid wie ich, sollte euch das überhaupt nicht abschrecken (und wenn doch: Es ist jetzt auch kein ganz trauriges Ende, nur eben nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hab).

Aber trotz kleiner Schwächen (oder etwas persönlicher Kritik) in jedem der Teile, hab ich doch jeden und die Reihe insgesamt sehr genossen und von mir gibt’s deswegen eine Leseempfehlung! Mir hat die Reise in Hopes Welt sehr viel Spaß gemacht. Für diesen dritten Teil, und auch die Reihe insgesamt, gebe ich wieder gute 4-4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Der Libanon in seiner Zerissenheit

Ein Lied für die Vermissten
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Während Amin 2011, während des Arabischen Frühlings, seine Erinnerungen niederschreibt, begleiten wir ihn in das Beirut seiner Kindheit und tauchen ein in seine Familiengeschichte. Sein Leben mit der Großmutter, ...

Während Amin 2011, während des Arabischen Frühlings, seine Erinnerungen niederschreibt, begleiten wir ihn in das Beirut seiner Kindheit und tauchen ein in seine Familiengeschichte. Sein Leben mit der Großmutter, nach dem Tod seiner Eltern. Seine Freundschaft mit dem unergründlichen Jafar. Amins Versuche, zu verstehen, was damals, vor seiner Geburt und im libanesischen Bürgerkrieg, als er selbst in Deutschland lebte, passiert ist. Was es für ihn und die Menschen um ihn herum bedeutet. Er versucht zu verstehen, doch er muss auch feststellen, dass es manchmal keine Gewissheiten im Leben gibt ...

‚Ein Lied für die Vermissten’ ist ein wahnsinnig eindringliches Buch, so voller ruhiger Intensität und Sprachgewalt.
Jeder Satz ist wichtig. Jeder Satz will gehört werden. In fast jedem davon, so scheint es mir, befindet sich eine Weisheit, die mir die Augen öffnet für das Wesentliche; und für ein mir fremdes Land und eine mir fremde Zeit. Das Buch hilft, zu verstehen, wobei die Worte keine Allgemeingültigkeit für das ganze Land beanspruchen; Amins Geschichte ist ein Ausschnitt, aber ein wichtiger, der hilft, das Leben und die Situation im Libanon besser zu begreifen. Durch das Buch erwachen das Land und die Leute zum Leben und ich, als leider zuvor völlig Unwissende, habe das Gefühl, dass mir ein Stück klarer wird, was die Menschen dort bewegt.

Der Schreibstil ist sehr intensiv, voller Details; Erinnerungen, die ein Stimmungsbild abgeben, Momente einfangen, einzelne Geschichten herausstellen – wie einzelne Puzzleteile, die am Ende zusammengesetzt werden und so ein Ganzes ergeben. Pierre Jarawan hat es unglaublich beeindruckend geschafft, alles zusammenzuweben. Aber das Buch ist weder vom Thema noch vom Schreibstil etwas für zwischendurch. Es ist sehr anspruchsvoll und komplex geschrieben, man muss jeden Satz deutlich lesen. Wer sich aber auf die Sprache einlässt, wird belohnt.

Einzig hat mich die Schreibweise manchmal etwas verwirrt, wenn es darum ging, Erlebnisse irgendwo einzuordnen. Dadurch, dass sich das Buch aus Erinnerungen zusammensetzt und bruchstückhaft erzählt wird, hatte ich manchmal Probleme, mit den Sprüngen mitzukommen, oder in meinem Kopf eine verständliche Chronologie aufzubauen. Das hat mich manchmal kurz rausgebracht und es fiel mir teils schwer, mich zu orientieren. Aber dem Leseerlebnis an sich hat es keinen Abbruch getan, weil jeder Abschnitt auch für sich stehen konnte. Und im Nachhinein kann ich es mir eigentlich auch nicht mehr vorstellen, dass das Buch irgendwie anders geschrieben würde. Im Vordergrund steht die Atmosphäre und die einzelnen Eindrücke, und die treffen ins Schwarze.

Ein eindrückliches Thema, ein intensiver Schreibstil. Lest es. Nehmt euch Zeit für dieses Buch. Es lohnt sich. 4,5/5

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Gefühlvoll und nervenaufreibend

It was always you
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Vor vier Jahren fiel Ivy Welt auseinander. Erst verunglückte zuvor ihre Mutter, dann schob ihr Stiefvater sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Internat ab. Mit ihrem Stiefbruder Asher hatte sie sich ...

Vor vier Jahren fiel Ivy Welt auseinander. Erst verunglückte zuvor ihre Mutter, dann schob ihr Stiefvater sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Internat ab. Mit ihrem Stiefbruder Asher hatte sie sich sowieso nur gestritten. Aber jetzt soll sie plötzlich dringend zurückkommen. Wieder ohne Erklärung. Ivy schwankt zwischen dem Wunsch, wieder eine Familie zu haben und dem, sie gänzlich hinter sich zu lassen. Wenn da nicht diese Spannung zwischen ihr und Asher wäre, die nicht sein darf ... und dann eröffnet ihr Stiefvater, wieso er sie zurückgeholt hat ...



Erstmal muss ich die Gestaltung ansprechen, denn die muss bei so einem schönen Buch gewürdigt werden. Das Cover ist wirklich toll, mit Prägung und Glitzer, und die Handletterings innendrin runden das superschön ab.

Bei Liebesgeschichten zwischen Stiefgeschwistern bin ich immer ein bisschen verhalten, aber ich konnte mich nach und nach doch darauf einlassen, weil in diesem Fall die beiden lediglich wenige Jahre zusammengelebt und nicht ihre Kindheit etc. zusammen verbracht haben. Und für ihre Gefühle können sie eben auch nichts. (In puncto Altersunterschied war ich zunächst sehr verstört, aber ich wurde hinterher doch so einigermaßen beruhigt)

Ich war von Anfang an gut drin in dem Buch, wirklich ein angenehmer Schreibstil und das angedeutete Familiendrama, die Geheimnisse, wurden perfekt eingestreut, um die Spannung zu halten. Man war direkt drin im Dilemma und ich war wirklich neugierig, was sich da noch alles auftut. Für mich ein guter Einstieg. Zwischendurch ging es dann aber etwas zögerlich voran und mich störte es etwas, dass da einfach niemand mal miteinander geredet hat. Ich kann mich gar nicht entscheiden wer schlimmer war; Ivy, Asher oder der Vater? Niemand hat es mal geschafft, den Mund aufzumachen und zu sagen, was man wirklich denkt und was eigentlich Sache ist. Aaargh!

Aber gerade die zweite Hälfte hat mich dann überzeugt und zwar mit Nachdruck. Als langsam mehr und mehr aufgedeckt wurde, als die Zuneigung zwischen Asher und Ivy voranschritt, als sie endlich redeten, da hatte mich das Buch absolut gepackt. Und es war soooo schön und so romantisch. Es gab einige Schmacht-Momente und tolle Nachrichten oder Sätze, die ich mir direkt ‚abgespeichert’ hab. Das Ende war wirklich klasse. Bei den letzten ca. 100 Seiten konnte ich einfach nicht mehr unterbrechen.

Alles in allem eine definitive Leseempfehlung von mir. Aber weil ich so ein paar Kritikpunkte doch hatte, sinds von mir 4,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Über die Liebe - zu Büchern, zu Menschen, zum Leben

Das Antiquariat der Träume
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Johan hat seine große Liebe Lina bei einem Schiffsunglück verloren – oder doch nicht? Seit damals erscheinen ihm die Figuren aus großen literarischen Werken, die Johan in seinem Leben begleitet haben. ...

Johan hat seine große Liebe Lina bei einem Schiffsunglück verloren – oder doch nicht? Seit damals erscheinen ihm die Figuren aus großen literarischen Werken, die Johan in seinem Leben begleitet haben. Die Figuren sprechen mit ihm über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und versuchen, Johan auf seinen Weg zu bringen. Doch bedeutet das, Lina zu vergessen oder sie zu suchen?

„Das Antiquariat der Träume“ ist ein wirklich schönes und zauberhaftes Buch, das wegen der Literatur-Thematik eigentlich jedemr Buchliebhaberin gefallen dürfte (Johan war nämlich mal Verlagsleiter, jetzt ist er Antiquar!). Die Handlung ist ziemlich ruhig, aber nicht langweilig. Sehr angenehm zu lesen. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, der Autor kann sich gut ausdrücken, sodass es literarisch klingt aber trotzdem leicht und flüssig zu lesen ist. Er schafft es gekonnt, eine Mischung aus traurigen Szenen und humorvollen Dialogen, aus magischer Atmosphäre und realitätsnahem Alltag zu kreieren. Und die vielen Buch- und Literatur-Anspielungen waren wunderbar.
Die Charaktere sind alle sehr liebenswürdig, aber eine so richtig emotionale Bindung konnte ich zu ihnen (zumindest am Anfang) nicht entwickeln, auch wenn ich nicht genau den Finger darauf legen kann, woran das lag. So habe ich interessiert und neugierig ihre Geschichte verfolgt, aber war nie so richtig ergriffen.
Trotzdem kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, allein schon wegen der tollen Ausdrucksweise – und der außergewöhnlichen, magischen Handlung, bei der ich nicht wusste, wo sie mich hinführen wird.
4,5/5 Sterne!

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