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Veröffentlicht am 28.10.2020

Gänsehaut inklusive

Die perfekte Sünde
2

"Die perfekte Sünde" von Helen Fields ist der 4. Band der Perfekt-Reihe. Obwohl dies für mich der erste Thriller dieser Reihe ist, konnte ich problemlos in die Handlung eintauchen. DCI Ava Turner und ...

"Die perfekte Sünde" von Helen Fields ist der 4. Band der Perfekt-Reihe. Obwohl dies für mich der erste Thriller dieser Reihe ist, konnte ich problemlos in die Handlung eintauchen. DCI Ava Turner und DI Luc Callanach waren ein sympathisches Ermittlerduo. Die hin und wieder eingestreuten Schnipsel aus ihren Altfällen machen neugierig, sich die Vorgängerbände auch noch einmal genauer anzuschauen.

Es geht direkt blutig und brutal zur Sache. Am Stadtrand von Edinburgh wird eine junge Frau verstümmelt und ermordet aufgefunden. Ihr fehlen größere Teile ihrer Haut, aus der der Täter, wie sich herausstellt, eine Puppe genäht hat, was ihm bei den Folgetaten in der Presse den Namen "Babydoll- Mörder einbringt. Zeitgleich werden in der Stadt drogensüchtige Obdachlose angegriffen und deren Wangen z-förmig aufgeschlitzt. Man fragt sich als Leser natürlich sofort, ob und wie diese Taten zusammenhängen. Die Ermittlungen gehen etwas schleppend voran, und es bleibt erwartungsgemäß nicht bei den ersten Opfern . Geschickt legt Helen Fields dann auch falsche Fährten, so dass die Auflösung letztendlich sehr überraschend ist.

Die Autorin hat einen flüssigen und fesselnden Schreibstil, und sie versteht sich darauf, Spannung aufzubauen und Gänsehautmomente zu erzeugen.Trotzdem gibt es von meiner Seite auch Kritikpunkte. Es ist immer schön, wenn auch Privates der Ermittler in einen Thriller miteinfließt. Der Fall sollte aber nicht in den Hintergrund rücken. Genau das ist meinem Empfinden nach aber zwischenzeitlich passiert. Auf die sexuellen Eskapaden von Detective Superintendent Overbeck z.B. hätte ich gut verzichten können, auch wenn es amüsant zu lesen war.

Das Buch endet leider etwas unbefriedigend mit einem Cliffhanger. Auch das hätte ich mir anders gewünscht.

Insgesamt aber habe ich das Buch, dass wahrlich keine Lektüre für schwache Nerven war, sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Vor der Kulisse Island's

DUNKEL
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Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin der Polizei Reykjavik, steht nicht gerade auf der Gewinnerseite des Lebens. Sie ist 64 Jahre alt und hatte es in ihrem Leben nie leicht. Jetzt will man sie nach einem ...

Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin der Polizei Reykjavik, steht nicht gerade auf der Gewinnerseite des Lebens. Sie ist 64 Jahre alt und hatte es in ihrem Leben nie leicht. Jetzt will man sie nach einem langen Berufsleben, in dem sie auch viele Erfolge zu verzeichnen hatte, vorzeitig loswerden, um Platz zu machen für einen jüngeren Kollegen. Das schmerzt um so mehr, als dass Hulda eigentlich noch keinen Plan für ihren Ruhestand hat. Die Arbeit war immer auch ihr Leben. Sie trotzt ihrem Chef noch 2 Wochen ab und bekommt halbherzig die Genehmigung sich in dieser Zeit einem cold case ihrer Wahl zu widmen.

Hulda sucht sich den, wie sich herausstellt eher schlampig bearbeiteten Fall einer jungen Asylbewerberin heraus, die so vermutet man, ohne es beweisen zu können Selbstmord begangen haben könnte. Sie stößt auf einige Ungereimtheiten und gerät selber in höchste Gefahr. Es gibt 3 Erzählstränge die sich abwechseln, die in der Gegenwart und der Vergangenheit spielen und verschiedene Perspektiven beleuchten, was die Geschichte abwechslungsreich macht.

Die Besonderheit dieser neuen Thrillerreihe von Ragnar Jónasson ist, das Hulda's Geschichte von hinten aufgerollt wird, und das finde ich eine spannende Idee. In Teil 1 ist sie mit 64 Jahren kurz vor dem Ruhestand. Im 2. Teil, der im Juli erscheinen wird ist sie 15 Jahre jünger und im letztenTeil, der für September angedacht ist, ist sie vermutlich am Beginn ihrer Karriere.

Für einen Thriller fehlt allerdings definitiv Spannung. Ich würde eher von einem Kriminalroman sprechen. Die Protagonistin, die in einer Männer dominierten Polizeiwelt zwangsläufig zur Einzelgängerin wurde, war mir zunächst nicht einmal sympathisch. Je mehr ich aber über sie erfuhr, desto mehr ist sie mir doch ans Herz gewachsen. Sie ist eine außergewöhnliche Kommissarin, die sich in ihre Fälle verbeißt und sich selber aber auch immer wieder selbstkritisch hinterfragt. Auch den ruhigen Erzählstil von Jónasson mochte ich. Die Kapitel sind extrem kurz gehalten, die Sprache ist eher einfach. Überraschenderweise ist das Buch zunächst ins Englische übersetzt worden und dann erst ins Deutsche. Ich könnte mir vorstellen, dass da sprachlich etwas verloren gegangen ist.

Extrem gut haben mir die Landschaftsbeschreibungen gefallen. Die einzigartige Natur Island's hatte man beim Lesen immer vor Augen. Ab Mitte des Buches nimmt das Erzähltempo dann auch etwas zu und die Zahl der Verdächtigen steigt. Gleichzeitig steigt der Druck auf Hulda. Was hat sie sich mit dem letzten Fall nur aufgehalst?

Das Ende hat mir gefallen und war eine wirkliche Überraschung. Für mich wird es auf jeden Fall ein Wiedersehen mit Hulda im 2. Teil geben.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Guter Feierabendkrimi

Abgetaucht
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Der ehemalige Wirtschaftsjurist und Strafverteidiger David Baldacci schreibt Bestseller, die in 37 Sprachen übersetzt und in 80 Länder verkauft werden.

Ein Krimi oder Thriller von ihm ist Garant für spannende ...

Der ehemalige Wirtschaftsjurist und Strafverteidiger David Baldacci schreibt Bestseller, die in 37 Sprachen übersetzt und in 80 Länder verkauft werden.

Ein Krimi oder Thriller von ihm ist Garant für spannende und solide Unterhaltung." Abgetaucht "ist der 2. Band seiner Atlee Pine Reihe. Der 1. Band, "Ausgezählt" erschien 2018.

Ich habe "Abgetaucht" gelesen, ohne den Vorgängerband zu kennen und hatte keinerlei Verständnisprobleme.

Zum Inhalt:

Die FBI Ermittlerin Atlee Pine entgeht nur knapp einem Disziplinarverfahren, nachdem sie bei einem Einsatz Grenzen überschreitet, weil ihre eigene Vergangenheit sie offenbar eingeholt hat. Sie wird beurlaubt und reist zusammen mit ihrer Assistentin Carol Blum in ihren Heimatort Andersonville in Georgia, um sich ihrem Kindheitstrauma zu stellen. Vor 30 Jahren war ein Fremder in ihr Elternhaus eingedrungen und hatte , ohne das die Eltern etwas mitbekommen haben, ihre Zwillingsschwester Mercy entführt und sie selbst lebensbedrohlich verletzt. Die Familie ist an dem Drama zerbrochen.

Atlee und Carol beginnen mit ihren Nachforschungen, in der Hoffnung das Schicksal der verschwundenen Zwillingsschwester aufklären zu können, als ein Mord die Kleinstadt erschüttert, der nicht der einzige Todesfall bleiben soll. Hängen die Morde mit Mercy's Entführung zusammen? Kann Atlee ihren Erinnerungen trauen?

Mein Fazit:

Der Schreibstil von David Baldacci ist gewohnt mitreißend und spannend. Es gibt viele spritzige Dialoge, die die Geschichte lebendig machen. Für einen Thriller fehlte ein bisschen das Gänsehautfeeling. Deshalb würde ich "Abgetaucht" eher als Krimi bezeichnen. Mir haben auch die Protagonisten gefallen. Die taffe Atllee Pine, die wohl durch den erlittenen Schicksalsschlag erst auf die Idee gekommen ist, Ermittlerin zu werden. Sie wird von ihrer sympathischen Assistentin Carol Blum unterstützt, die auch die Rolle einer mütterlichen Freundin übernommen hat. Endlich mal keine durchgeknallten Kommissare mit Drogenproblemen oder ähnlichen Highlights, sondern Frauenpower vom Feinsten! Die mysteriöse Vergangenheit von Atlee ist sehr interessant und geschickt verwoben mit den Morden in der Jetztzeit, die auf einen Serientäter schließen lassen. Es gibt auch so einige Finten und Überraschungen und das Erzähtempo und die Spannung nehmen im letzten Drittel deutlich zu, ganz so wie man es als treuer Leser von Baldacci erwartet. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der Lust auf die Forsetzung und damit auf den letzten Teil der Reihe macht.

Ich wurde wirklich gut unterhalten. David Baldacci hat mit "Abgetaucht" einen soliden Krimi geschrieben, keinen Thriller allerdings wie es der Titel verspricht. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen und bin gespannt auf das Finale im letzten Teil.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Zwischen zwei Kulturen

Die Sommer
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Leyla lebt in zwei Welten. Als Tochter eines kurdischen Vaters und einer deutschen Mutter pendelt sie in ihren jungen Jahren ständig zwischen beiden Kulturen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. ...

Leyla lebt in zwei Welten. Als Tochter eines kurdischen Vaters und einer deutschen Mutter pendelt sie in ihren jungen Jahren ständig zwischen beiden Kulturen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es ist schwierig für sie ihre eigene Identität zu entdecken. Jahr für Jahr reist sie in den Sommerferien nach Syrien, in das kleine Dorf, in dem der Vater aufgewachsen ist und in dem ihre Großeltern und ihre zahlreichen Verwandten ein einfaches Leben führen.

Dadurch, dass der Vater Leyla sehr intensiv seine eigene Vergangenheit und seine Erfahrungen mit dem autokratischen Regime Assad's vermittelt, dominiert bei Leyla die kurdische Identität gegenüber ihrer Deutschen. Sicher tragen auch die vielen Sommer, die sie bei den Großeltern in dem kleinen syrischen Dorf verbracht hat dazu bei, dass die sich mit zunehmenden Alter im reichen Deutschland immer weniger zu Hause fühlt. Ihr ist sehr wohl bewusst, dass sie nach 3 Freiheitskämpferinnen benannt wurde, und sie weiß nicht genau, ob dass nicht auch eine gewisse Erwartungshaltung an sie impliziert.

Der Vater ist zwar in Syrien geboren, gilt aber trotzdem im eigenen Land als adschnabi (Ausländer), da er zur Minderheit der kurdischen Jesiden gehört, einem Volk ohne Land, entrechtet, verfolgt und diskriminiert, was ihn schließlich auch in die Flucht nach Deutschland getrieben hat. Im 2. Teil des Buches wird die politische Situation nach dem kurzen Hoffnungsschimmer im arabischen Frühling noch dramatischer als die Demokratisierungsversuche offenbar gescheitert sind und das Land in einen furchtbaren Bürgerkrieg versinkt, der bis heute anhält. Leyla's Vater verfolgt die kurdischen Nachrichten quasi pausenlos, die Mutter versucht verzweifelt einen Verwandtennachzug über die Ausländerbehörden zu erreichen, und Leyla kann dieses sorglose Leben in Deutschland angesichts der Tragödien, die sich in Syrien abspielen nicht mehr einfach so weiterleben. Sie muss eine Entscheidung treffen.

Gefallen haben mir die intensiven Bilder des Dorfes, in dem Leyla's Großeltern leben, die Beschreibungen der kargen Landschaften, das einfache Leben, das Gemeinschaftsgefüge der Verwandten. In Syrien hatte Leyla nie das Gefühl allein zu sein. Immer waren Nachbarn oder Freunde zu Besuch. Den atmosphärischen Schreibstil mochte ich sehr. Gestört hat mich das Fehlen jeglicher Kapitel, die dem Buch mehr Struktur gegeben hätten. Ich hatte das Gefühl,gerade zu Beginn des Buches, eine Begebenheit reiht sich an die Nächste, ohne zeitliche Zuordnung ohne roten Faden. Leider ist mir auch Leyla nicht wirklich nah gekommen.

Insgesamt fand ich das Buch aber sehr eindrucksvoll und bewegend, und es konnte doch einige meiner Wissenslücken füllen.

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Fortsetzung der Riviera Saga

Riviera - Der Weg in die Freiheit
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In den 2. Teil der Riviera Reihe " Der Weg in die Freiheit" von Julia Kröhn wird man zu Beginn mit einer Zusammenfassung des 1. Teils wunderbar von der Autorin abgeholt.

Auf der Cover Innenseite gibt ...

In den 2. Teil der Riviera Reihe " Der Weg in die Freiheit" von Julia Kröhn wird man zu Beginn mit einer Zusammenfassung des 1. Teils wunderbar von der Autorin abgeholt.

Auf der Cover Innenseite gibt es wieder wie in Band 1 eine Karte, die die wichtigsten Schauplätze in Italien und Frankreich zeigt, was dem Leser eine gute Orientierung verschafft.

Der Roman beginnt im Jahre 1938 und die inzwischen 24jährige Salome ist als Reiseführerin für das Reisebüro ihres Vaters in Rom unterwegs. Zu dieser Zeit scheint es eine Nachfrage an Reisen zu geben, die die deutschen Touristen nach Hitler's Italienreise auf dessen Spuren wandeln lassen. Salome, die sich vorgenommen hat das Reisebüro zu nutzen, um Juden die Flucht aus Nazideutschland zu ermöglichen, nutzt ihre Position und geht damit natürlich selbst ein großes Risiko ein. Sie ermöglicht aber auch dem ehemaligen jüdischen Buchhalter ihres Vaters, Herrn Theodor und Teilen seiner Familie die Flucht.

Felix, der ihre große Liebe ist, der aber mit ihrer Freundin Ornella verheiratet ist, nutzt sein Hotel im französchen Menton zur Unterbringung von Juden, die er kostenlos dort wohnen lässt. Er ist ein sehr schwieriger Charakter, unnahbar, von Selbstzweifeln gebeutelt und für Ornella der denkbar schlechteste Ehemann. Er hat sicherlich ein gutes Herz, was sich auch bei seinem Einsatz für die Juden zeigt, aber er hat gelernt dieses Herz im tiefsten Innern seiner Seele zu verstecken und macht es einem schwer ihn zu mögen. Schon im 1. Teil konnte ich die Fazination die die beiden Frauen Salome und Ornella gleichmaßen für ihn empfanden überhaupt nicht nachvollziehen.

Schnell wird klar, dass Mussolini in Italien keine Juden mehr dulden will und so wird eine erneute riskante Flucht für Salome und ihre Schützlinge über das Mittelmeer nach Frankreich notwendig. Hier trifft sie Felix wieder doch trotz der Liebe, die sie beide spüren, ist er in dem Moment tabu, als Salome von Ornella's Schwangerschaft erfährt. In den zermürbenden Kriegsjahren findet das private Reisen nicht mehr statt. Auch Frankreich ist nach dem Einmarsch von Hitler's Wehrmacht für die Juden kein sicherer Zufluchtsort mehr, und es folgen erschütternde Szenen. Julia Kröhn nimmt sich der Schreibtischtäter und der Mitläufer an aber bringt auch immer wieder kleine Hoffnungsschimmer durch ihre Schilderung der Widerstandsbewegung in die ansonsten deprimierende und düstere Szenerie. Am Ende sehnt man die Landung der Allierten herbei. Doch gerade die letzten Stunden sind nervenaufreibend und spannend.

Wenn ich im Nachhinein ein Fazit ziehen möchte, fand ich das Buch einerseits ausgesprochen anstrengend, andererseits hervorragend recherchiert. Es gab vielschichtige Charaktere, die ich nicht unbedingt mochte. Mit Felix bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden. Es war spannend, teilweise düster und tottraurig, aber genauso stelle ich mir diese Zeit auch vor. Auch der Schreibtil hat mir gut gefallen. Es gab wohl auch einige Längen.

Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Leser, die sich mit Italien und Frankreich rund um den 2. Weltkrieg beschäftigen möchten.

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