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Veröffentlicht am 25.09.2020

Was hält ein Mensch alles aus?

Am Himmel drei Sterne
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1942. Siebenbürgen, Rumänien. Selma und ihre kränkliche Schwester Irma leben in Burgthal im deutschsprachigen Teil Rumäniens. Bei einem Tanzabend lernt Selma den deutschen Soldaten Johann kennen. Die beiden ...

1942. Siebenbürgen, Rumänien. Selma und ihre kränkliche Schwester Irma leben in Burgthal im deutschsprachigen Teil Rumäniens. Bei einem Tanzabend lernt Selma den deutschen Soldaten Johann kennen. Die beiden verlieben sich trotz Kriegszeiten ineinander. Ihnen ist nur wenig gemeinsame Zeit vergönnt, denn Johann wird an die Ostfront geschickt. Selma bleibt mit ihm in Kontakt und wartet auf seine Rückkehr. Doch dann wechseln die Rumänen die Seiten und verbünden sich mit den Alliierten. So kommt es, dass die deutsche Minderheit enteignet und junge Frauen und Männer von den Russen abgeholt und in Arbeitslager gebracht werden. Bereits der Transport in die Arbeitslager wird zum Überlebenskampf. So einige Stellen erinnerten mich an die Judentransporte, die ebenfalls in Viehwaggons Richtung Osten in die KZs gebracht wurden. In der Ukraine erleben Selma und Irma nicht nur grauenhafte Arbeitsbedingungen, sondern auch sibirische Kälte. Selma versucht alles um ihre kränkliche Schwester zu schützen und einen Weg zu finden sie nach Hause zu bringen....

Unter dem Pseudonym Maya Freiberger versteckt sich ein deutsches Autorenpaar. Wer dahintersteckt weiß ich leider nicht ;) Aber ich weiß, dass diese Geschichte auf den Memoiren der Tante des männlichen Parts basiert. Leider wird im Nachwort nicht näher erläutert was wahr und was fiktiv an der Geschichte ist.
Der Roman beginnt mit einem Prolog im Jahr 2001 und endet auch in diesem Jahr. Dazwischen erzählt die mittlerweile alte Selma ihrer Tochter Karoline aus ihrer Zeit im Arbeitslager in der Ukraine. Der erste Teil des Romans spielt von 1942-1946 und Teil zwei von 1946-1948.
Mit Selma konnte ich mich sehr schnell anfreunden, auch wenn ich oftmals dachte sie sei zu gutgläubig. Sie gibt die Hoffnung nie auf Irma rechtzeitig aus dem Arbeitslager zu schaffen. Selbst in ihrem größten Feind fand sie noch etwas Gutes, was ich nicht wirklich nachvollziehen konnte...vorallem in ihrer Situation. Sie ist aber auch stark und setzt sich für andere ein.
Irma ist, im Gegenteil, zu Selma eher ruhig. Durch ihre immer wiederkehrenden Fieberschübe, deren Ursache man nie gefunden hat, musste sie bereits als Kind immer wieder zurückstecken. Doch auch sie ist zäh und bewundernswert. Auch Gisela, Efrem oder Marianne sind interessante Charaktere, die sich weiterentwickeln und auch andere Seiten an sich zeigen.

Durch die bildhafte Erzählweise lebt man mit den Figuren mit. Der Spannungsbogen bleibt die ganze Zeit über hoch und einmal angefangen, kann man das Buch schwer wieder aus der Hand legen. Trotzdem gefiel mit Teil Eins besser, als der Zweite, bei dem mir einige Sequenzen oftmals zu dramatisch und unglaubwürdig vorkamen. Maya Freiberger spart an zu brutalen Szenen, was ich einerseits gut finde, mir aber deswegen das Vorgehen im Arbeitslager zu unwirklich vorkam. Ich habe bereits einige Bücher in diese Richtung gelesen und da gab es gegenüber den Gefangenen keinerlei Pardon, wenn sie z. Bsp. bei einem Fluchtversuch erwischt wurden. Trotzdem kommen die unmenschlichen Zustände in den Gulags beim Leser an und man spürt die Machtlosigkeit der Gefangenen, sowie den Hunger und die Kälte. Man denkt der Krieg hat bereits genug angerichtet und Menschleben zerstört, doch die Russen üben Vergeltung an den hilflosen Frauen für die Gräuel der deutschen Soldaten in ihrem Land.

Maya Freiberger hebt vorallem die Schwesternliebe von Selma und Irma stark hervor. Zusätzlich erinnert sie immer wieder daran, dass es keine Rolle spielt, welcher Nationalität ein Mensch angehört, denn es gibt in jedem Land gute und böse Menschen. Zusätzlich wird mit dieser Geschichte daran erinnert, was auch noch nach Kriegsende passiert ist und wie viele Menschen damals auf der Flucht waren oder enteignet wurden...egal wo. Meine Vorfahren (mütterlichseits) wurden zum Beispiel aus Mähren (Tschechien) verjagt und enteignet. Der Brünner Todesmarsch zu uns nach Österreich hat Tausenden das Leben gekostet.

Der Titel "Am Himmel drei Sterne" vermittelt Hoffnung. Das idyllische Cover passt meiner Meinung nicht ganz zur Geschichte. Denkt man aber an eine Interpretation bei der sich die Schwestern auf einen neuen Weg in die Freiheit aufmachen, würde ich es als passend finden.

Fazit:
Ein Roman zum Nachdenken über Menschlichkeit, Zusammenhalt, Überleben in den sibirischen Arbeitslagern und die Hoffnung die Freiheit eines Tages wieder zu erlangen. Mit viel Gefühl erzählt, manchmal etwas zu dramatisch, aber auf jeden Fall eine weitere wichtige Geschichte #gegendasvergessen.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Pflicht oder Liebe

Die Frauen von Gut Falkensee
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Historische Romane, die in Ost- und Westpreußen spielen, sind in der Buchwelt im Moment sehr präsent. Mit Luisa von Kamecke's Roman "Die Frauen von Gut Falkensee" reiht sich eine weitere Reihe in diese ...

Historische Romane, die in Ost- und Westpreußen spielen, sind in der Buchwelt im Moment sehr präsent. Mit Luisa von Kamecke's Roman "Die Frauen von Gut Falkensee" reiht sich eine weitere Reihe in diese Zeit rund um die Jahrhundertwende ein. Leider ist der Klappentext wieder etwas irreführend, denn erstens steht die Liebe zu einem Mann nicht im Vordergrund und zweitens passiert die Hochzeit mit Baldur erst cirka ab der Hälfte der Geschichte.

Hauptprotagonistin Charlotte von Bargelow ist eine sehr selbstbewusste und eigenwillige junge Frau, die in Paris studiert...offiziell Kunst, aber in Wahrheit Agrarwissenschaft. Sie liebt ihr Zuhause und würde am liebsten später den Gutshof übernehmen. Das war zu dieser Zeit jedoch unmöglich, denn Frauen waren eher Aufputz für den Ehemann. Als sie zur Verlobungsfeier ihrer Schwester Alice anreist, eröffnen ihr ihre Eltern, dass das Gut in finanziellen Schwierigkeiten steckt und sie reich heiraten muss, um es zu retten. Ihr kränklicher Bruder Frederick soll das Gut einmal unbelastet erben. Charlotte, die das Gut liebt, fügt sich dem Willen ihrer Eltern, aber möchte selbst unter den Bewerbern ihren zukünftigen Ehemann auswählen...
Standesdünkel, klar definierte Rollenbilder und gesellschaftliche Einblicke bringen dem Leser die Zeit der Jahrhundertwende nahe. Die Rolle der Frau ist unbedeutend. Sie müssen sich den Männern und den Gesetzen fügen. Auch den Staat Polen gibt es zu dieser Zeit nicht. Die Polen sind heimatlos und kämpfen um ihre Rechte. Einer dieser Kämpfer ist Karol, den Charlotte kennen- und später lieben lernt. Wie schon oben erwähnt spielt die Liebesgeschichte aber eher eine Nebenrolle, was für mich absolut in Ordnung war. Ich konnte die etwas zerstörerische Beziehung der Beiden auch nicht zu hundert Prozent verstehen und konnte den Funken, der zwischen ihnen sprang nur teilweise spüren. Im Mittelpunkt steht das Gut selbst und die Frauen, die darin wohnen oder arbeiten. Die täglichen Arbeitsabläufe und das Leben im frühen Zwanzigsten Jahrhundert werden lebendig dargestellt und als Leser taucht man gerne in diese Zeit ein.

Der Blick in den Dienstbotentrakt lässt die Geschichte sehr lebendig wirken. Wir begleiten vorallem auch Hedi, das Kindermädchen, das sich liebevoll um den kränkelnden Frederick kümmert oder Fine, die als Kind Charlottes beste Freundin war und die gemeinsam aufgewachsen sind. Mittlerweile ist sie eines der Dienstmädchen. Beide Frauen können diese gesellschaftliche Barriere nicht wirklich überwinden.
Mit Alice, Charlottes Schwester konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Sie ist ein sehr egoistischer Charakter, der gerne im Mittelpunkt steht. Frederick ist ein herzenguter Junge, der an einer schlimmen Erbkrankheit leidet und schon in jungen Jahren um sein Leben kämpfen muss. So lebte ich mit den von Bargelows und ihren Dienstboten und Freunden mit und erlebte eine erfrischende Geschichte, die mich berühren konnte.

Jede Figur ist authentisch und wurde von der Autorin liebevoll gezeichnet. Von manchen erfährt man mehr, von anderen weniger. Ein Personenverzeichnis am Beginn des Buches hätte ich für hilfreich empfunden, denn es gab jede Menge Figuren. Und hierzu gibt es auch meinen Kritikpunkt, obwohl die Autorin natürlich nicht auf 400 Seiten allen Personen gerecht werden kann. Manche von ihnen waren zu wenig präsent, um richtig wahrgenommen zu werden oder mir fehlten Anhaltspunkte warum sich diese Figur genauso verhalten hat, wie sie es tat. Auch kleinere Zeitsprünge mitten in der Geschichte verwirrten mich manches Mal.
Trotzdem ist dieser Auftaktband gelungen und konnte mich überzeugen. Die Fortsetzung wird auf jeden Fall gelesen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist fesselnd, bildhaft und lebendig. Die Landschaft und das Gut werden sehr atmosphärisch beschrieben. Ich hatte eine Szenerie vor Augen und konnte mit den Figuren mitfiebern. Die Geschichte wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, was das Ganze spannender macht.

Fazit:
Ein interessanter Auftakt einer Familiensaga, die ich auf jeden Fall weiter verfolgen werde. Ich bin gespannt, wie es mit den Frauen vom Gut Falkensee weitergehen wird. Band Eins hat mir gut gefallen, hat aber noch etwas Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Love is a Rollercoaster

The Light in Us
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Sollte man nicht ab und zu über den Tellerrrand schauen? Das habe ich nach längerer Zeit wieder einmal gemacht und mich nochmals an einen New Adult Roman gewagt. Ich habe es kurze Zeit später in meiner ...

Sollte man nicht ab und zu über den Tellerrrand schauen? Das habe ich nach längerer Zeit wieder einmal gemacht und mich nochmals an einen New Adult Roman gewagt. Ich habe es kurze Zeit später in meiner Bücherei gefunden und "auf Probe" mitgenommen. Und ich muss sagen dieser Roman von Emma Scott hat mir wirklich gut gefallen. Er erinnerte mich allerdings ein bisschen an "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes...ein Buch, das ich geliebt habe.

Auch bei Emma Scott haben wir einen jungen Mann, Noah Lake, der als Extremsportler und Fotograf um die Welt gereist ist. Der tägliche Nervenkitzel war sein Leben und die Frauen lagen ihm zu Füßen. Die Glitzerwelt der Reichen und Schönen war sein Zuhause....bis er bei einem Sprung von einer der höchsten Klippen ins Meer verunglückte und monatelang ums Überleben gekämpft hat. Verloren hat er dabei sein Augenlicht und seinen Lebenswillen. Noah hasst sein momentanes Leben und lässt es auch allen Personen rund um ihn spüren. Er igelt sich im Stadthaus seiner Eltern ein und geht nicht mehr vor die Tür. Noah gibt sich keine Mühe und lässt seine Wut am Personal aus, die alle nach kurzer Zeit wieder kündigen. Er ist ein echtes Ekel und mein Mitleid war bald aufgebraucht. Zu diesem Zeitpunkt tritt Charlotte in sein Leben. Das Angebot, sich um Noah zu kümmern, kommt ihr gerade recht, denn ihren Job als Servierkraft möchte sie schon länger aufgeben. Zusätzlich nerven sie ihre Mitbewohner in der WG und bei Noah kann sie gratis wohnen. Doch auch bei Noah stößt sie schnell an ihre Grenzen. Erst als sie ihre Violine auspackt, taut der junge Mann ein bisschen auf...

Charlotte ist eine hochbegabte Violinistin und hat den Abschluss der berühmten Juillard, der bedeutensten Hochschule für Musik, Schauspiel und Tanz, in der Tasche. Die Welt steht ihr offen, doch ein schwerer Schicksalschlag lässt in ihr die Musik verstummen. Sie fühlt sich hilflos, denn sie kann die Musik nicht mehr fühlen. Charlotte hadert mit ihrem Schicksal, kann sich selbst aber nicht aus dem tiefen Loch ziehen, in das sie gefallen ist. Mit ihr konnte ich mich sehr gut identifizieren. Ich habe mit Charlotte mitgefühlt, gelacht und fast auch geweint....aber nur fast.

Die Liebesgeschichte fand ich zwar süß, aber sie kam mir nach langen Warten dann etwas zu plötzlich. Hier hätte ich mir ein wirkliches Adagio gewünscht, denn der schnelle Übergang ins Forte kam bei mir nicht richtig an. Zusätzlich waren manche Stellen etwas zu erotisch angehaucht.

Ziemlich klischeehaft fand ich die Party am Ende des Romans, die nichts auslässt, was man sich bei einer Geschichte wie dieser vorstellt. Das ist schade, denn das richtige Ende ist dann doch passend und hätte diesen Abschnitt nicht benötigt.

Die Liebe zur Musik bleibt im Roman allgegenwärtig und spielt in der ganzen Geschichte ein Rolle, was auch ein Grund für mich war zu diesem Buch zu greifen.

Die Charaktere sind authentisch und liebevol gezeichnet. Sie entwicklen sich beide weiter und beginnen wieder ihr Leben in die Hand zu nehmen. Ein sehr positiver Effekt, den man nicht immer in diesem genre findet.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Darstellung der Äußerlichkeiten. Noah ist ein Modeltyp und mit vierundzwangig erfolgreich wie mancher alternder Millionär. Kann es nicht auch ein ganz normaler Typ sein?

Sonst muss ich aber gestehen, dass mich dieser New Adult Roman positiv überrascht hat. Es ist der erste, den ich wirklich mochte und der nicht nur vor lauter Klischees so strotze und wo sich nur alles um die Liebesgeschichte bzw. Sexszenen drehte. Der Leser wird mit Problemen und Themen, die das wirkliche Leben bereitet, konfrontiert. Ich mochte vorallem die erste Hälfte wirklich. In der zweiten rutschte die Autorin doch ein bisschen zu viel in das von mir eigentlich ungeliebte Genre ab....alles in allem aber ein Roman, der mich gut unterhalten hat und mir im Gedächtnis bleiben wird.

Schreibstil:
Emma Scott schreibt leicht, einfühlsam und mitreißend. Sie legt den Schwerpunkt auf die Emotionen und die Charakterentwicklung ihrer Figuren.

Erzählt wird hauptsächlich aus der Sicht von Charlotte, aber es gibt auch Passagen aus Noahs Sicht. Der Autorin sind Toleranz, Diversität und Offenheit wichtig. Sie geht sehr behutsam mit dem Thema der Blindheit um und hat viel Einfühlungsvermögen bewiesen, was mir gut gefallen hat.

Der Roman ist in drei Teile geteilt, die mit den Überschriften Adagio (langsam), Allegro (schneller) und Kadenz (Akkordfolge als Abschluss) bezeichnet sind.

Fazit:
Für mich eine positive Überraschung in diesem Genre, das ich sonst eher meide. Emma Scott schreibt gefühlvoll und mit einer Leichtigkeit, die ich sehr mochte. Das Thema Musik hat bei mir ebenfalls gepunktet. Die erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen - die zweite wurde mir dann doch an manchen Stellen etwas zu klischeehaft. Trotzdem habe ich Lust noch einen weiteren Roman der Autorin zu lesen, denn "The Light in Us" war für mich trotz kleiner Kritikpunkte lesenwert.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Historischer Zeitreiseroman, der in der Grand Central Station spiel

Mit dir für alle Zeit
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New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen ...

New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen Uhr, ist altmodisch gekleidet und scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Joe spricht sie an und verliebt sich augenblicklich in die hübsche Fremde. Ihr Name ist Nora, sie ist 23, und die Beiden verbringen zusammen einen netten Abend. Als er sie nach Hause begleitet verblasst sie plötzlich und verschwindet vor seinen Augen. Denn Nora ist eigentlich tot. Sie ist 1925 beim schweren Subway-Unglück im Grand Central gestorben und kehrt in manchen Jahren an ihrem Todestag genau dort wieder auf. Dass Nora tot ist erfährt Joe nach einem Telefonat und einigen Nachforschungen. Doch die junge Frau geht ihm nicht aus dem Kopf und so wartet er ein Jahr später am selben Ort wieder auf sie.....

In kurzen Rückblenden wird Noras Leben vor dem Unglück erzählt, genauso wie auch Joes Leben abseits seiner Arbeit im Grand Central. Der rote Faden und der wirkliche Mittelpunkt der Geschichte ist die Grand Central Station, wo sich alles Leben und die Liebe zwischen den beiden abspielt. Den Joe bleibt nicht untätig und versucht herauszubekommen, warum Nora immer am 5. Dezember auftaucht und welche Einflüsse ihr Verschwinden verursachen. Gibt es eine Möglichkeit längere Zeit oder sogar für immer zusammenbleiben zu können?
Es vergehen einige Jahre, doch Joe wartet jedes Jahr am 5. Dezember auf seine Nora. Während sich die Welt weiter dreht, 1939 die Weltsausstellung in New York stattfindet und später die USA in den Zweiten Weltkrieg eintritt, versucht Joe herauszufinden, wie er es anstellen kann, dass Nora für immer bei ihm bleiben kann. Doch während er altert, bleibt Nora immer 23.

Der Roman lebt nicht nur von der Liebesgeschichte, sondern vorallem von der großartigen Atmosphäre am Grand Central, die von dere Autorin wunderbar eingefangen wurde. Obwohl ich noch nie in New York gewesen bin, hatte ich Bilder im Kopf, die mich beim Lesen begleitet haben. Selten habe ich so wunderbar bildhafte Beschreibungen der Umgebung gelesen. Zusätzlich googelte ich auch nach dem Phänomen der Manhattanhenge, bei dem das Licht der untergehenden Sonne in einer geraden Linie durch die Schluchten der Straßen Manhattans fällt. Dieser Zeitpunkt spielt im Roman eine große Rolle, ebenso wie die räumliche Grenze.

Kleine Längen in der Mitte, bei denen ich das Gefühl von Stillstand hatte, haben mich etwas im Leseflow gebremst, aber in der zweiten Hälfte legte sich das wieder.
Die Problematik des beginnenden Altersunterschiedes, die Erklärung warum er mit Nora nicht seine Familie besuchen kann und weitere Ereignisse in Joes Familie, sind schwerwiegende Probleme in der Beziehung der Beiden. Der Autorin gelingt es allerdings nicht zu 100% darauf einzugehen. Die Probleme werden nur oberflächlich angerissen, wie auch die "Lösung", die Lisa Grunwald am Ende anbietet. Ich war sehr neugierig, wie die Autorin diese Geschichte beenden würde und ich bin damit zufrieden. Romantikerinnen werden aber vielleicht mit dem Ende Probleme haben. Alles in allem ein Roman, der mich gut unterhalten und mir sicherlich im Gedächtnis bleiben wird.


Fazit:
Etwas anders als ich erwartet hatte, aber ein sehr atmosphärischer Roman, der vorallem mit seinen bildhaften Beschreibungen glänzt. Kleine Längen in der Mitte und ein Ende, das nicht jedem Leser zusagen wird, lassen mich gelungene 4 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Viel Inselatmosphäre

Über dem Meer tanzt das Licht
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Meike Werkmeisters erster Roman "Sterne sieht man nur im Dunkeln" hat mich letztes Jahr äußert positiv überrascht. Deswegen war ich schon sehr auf ihren neuen Roman gespannt, der dieses Jahr im Mai erschienen ...

Meike Werkmeisters erster Roman "Sterne sieht man nur im Dunkeln" hat mich letztes Jahr äußert positiv überrascht. Deswegen war ich schon sehr auf ihren neuen Roman gespannt, der dieses Jahr im Mai erschienen ist.
Gott sei Dank hatte ihn auch unsere Bücherei, denn auch dieses Jahr hatte ich bei der Auslosung zu Meike Werkmeisters neuem Roman bei Lovelybooks kein Glück.
Man kann die beiden Romane unabhängig voneinander lesen, aber wer "Sterne sieht man nur im Dunklen" kennt, der weiß, dass Maria bereits darin eine größerer Rolle gespielt hat.

Diesmal widmet sich die Autorin ganz der sympathischen jungen Frau, die nach Jahren, in denen sie um die Welt gereist ist, sesshaft geworden ist. Nach dem Tod ihrer Mutter ist Maria auf ihrer Heimatinsel Norderney geblieben und hat das Café "Strandmuschel" eröffnet. Sie ist Mutter zweier Töchter, Morlen (12 Jahre) und Hannah (10 Monate) und lebt mit den jüngeren Surflehrer Simon zusammen. Doch eines Tages beschließt dieser mit der gemeinsamen Tochter Hannah mit dem Campingbus zu verreisen. Er würde eine kleine Auszeit benötigen und versucht Maria zu überzeugen sich auch mehr Zeit zu nehmen und sich mit der momentanen etwas schwierigen Morlen zusammemzuraufen, die mitten in der Pubertät steckt und gegen alles rebelliert. Außerdem sollte sie endlich zu einem Entschluss wegen dem Haus ihrer Mutter kommen....

Maria ist vor dem Kopf gestoßen. Sie vermisst die kleine Hannah und Simon schrecklich, Morlen entschließt sich den Sommer bei ihren Vater Jens zu verbringen und auch das Café wirft nicht genug ab. Dies wird zu einem Problem, als eine dringende Dachreparatur ansteht. Zusätzlich nehmen sie die Aufräumarbeiten im Haus ihrer Mutter ziemlich mit, sowie die Entscheidung, ob sie das Haus verkaufen soll. Sie möchte die Erinnerungen an ihre Mutter Iris, die mit dem Haus verknüpft sind, nicht so einfach ad acta legen. Gleichzeitig würde ihr das Geld vom Hausverkauf helfen das Café wieder auf Vordermann zu bringen. Als sie alte Tagebücher ihrer Mutter findet, denkt sie endlich einen Hinweis bezüglich ihres Vaters zu bekommen, den sie nicht kennt und deren Namen ihr ihre Mutter verheimlicht hat.

Die Beschreibungen der Insel lassen einem von Sonne, Strand und Meer träumen und erfüllen somit jedes Kriterium für ein Buch, mit dem man sich in den Urlaub träumen möchte. Allerdings gibt es diesmal doch jede Menge Probleme, mit denen sich Maria herumschlagen muss. Morlen zickt, ihr Exmann taucht plötzlich wieder auf, Simon meldet sich immer weniger aus seiner Auszeit, ein weiterer Mann hat Interesse an Maria gefunden und die Geldsorgen bringen sie um ihren Schlaf. Es sind diesmal fast zu viele Baustellen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeiten möchte. Trotzdem hat mir auch "Über dem Meer tanzt das Licht" sehr gut gefallen und mich super unterhalten. Ich habe das Buch in kürzester Zeit wieder verschlungen.

Die Figuren sind mitten aus dem Leben gegriffen und wachsen einem schnell ans Herz. Die Entwicklung der Beziehung von Simon und Maria ist realitisch dargestellt, genauso wie die einzelnen Charaktere. Die quirlige und rastslose Toni, die Maria bei ihren vielen Reisen kennengelernt hat und die Simon von früher kennt, lässt den Leser einen etwas anderen Blick auf ihn werfen. Sie versucht aber auch Maria mit Marlon zu helfen, die ihr langsam entgleitet. Und dann ist neben Jan und Simon noch der adrette Georg, der Vater von Marlons Flamme.
Trotzdem ist der Roman nicht 08/15 und leicht vorherhsehbar, wie es vom Klappentext her scheinen möchte. Auch diesmal gelingt es der Autorin mich wieder zu überraschen, auch wenn mir ihr Debüt besser gefallen hat.

Schreibstil:
Meike Werkmeisters Schreibstil liest sich wunderbar angenehm und ist sehr bildhaft und atmosphärisch. Man taucht sehr schnell in Marias Leben ein und fühlt mit ihr mit. Die anschaulichen Beschreibungen der Landschaft lässt Inselfeeling aufkommen. In meinem Kopf hatte ich Bilder von Norderney, obwohl ich selbst noch nie an der Nordsee war.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der aus dem Leben gegriffen ist und mit den bildhaften Beschreibungen der Insel Norderney Urlaubsgefühle heraufbeschwört. Die Geschichte stimmt aber auch nachdenklich und nimmt sich einigen Problemen an mit denen die Hauptprotagonistin zu kämpfen hat. Der zweite Roman der Autorin kommt nicht ganz an ihr Debüt "Sterne sieht man nur im Dunklen" heran, aber liest sich trotzdem wieder sehr gut.

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