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Veröffentlicht am 16.10.2020

Magisches Aschenputtel

Magic Tales - Verhext um Mitternacht
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Eine moderne, magischere Form des Aschenputtelmärchens, erzählt aus zwei Perspektiven:
Der junge Tristian ist der Sohn eines mächtigen Hexenmeisters gewesen, die Identität seiner Mutter nicht bekannt. ...

Eine moderne, magischere Form des Aschenputtelmärchens, erzählt aus zwei Perspektiven:
Der junge Tristian ist der Sohn eines mächtigen Hexenmeisters gewesen, die Identität seiner Mutter nicht bekannt. Als sein Vater als dunkler Magier der Blutmagie bezichtigt, im Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet wird, ändert sich alles für ihn. Seine Stiefmutter und Stiefbrüder Chris und Noah verspotten ihn und demütigen ihn regelmäßig mit verbotenen magischen Streichen sogar in der Schule. Nur sein Hund Roger, der ihm noch von seinem Vater blieb und seine beste Freundin Mara, geben ihm Halt und Trost. Eines Tages taucht die schöne Austauschschülerin Ela aus Rom auf ihrer Schule auf und erstaunlicherweise erliegt sie nicht Chris und Noahs Charme, sondern interessiert sich für die schlaue Aussenseiterin Alex und den misstrauischen Tristan. Was er nicht weiß: Ela ist die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie, unterwegs in geheimer Mission, auf der Suche nach Dunkelhexen, die das anstehende Ritual, das die Einigkeit zwischen Menschen und Hexen garantiert, gefährden. Wie sehr wünschte sich Ela, dass in Tristan auch nur ein Funke Magie stecken würde, um ihr als Auserwählter als Partner beim Ritual beistehen zu können, doch er praktiziert nur Kampfkünste und verabscheut Magie!

Mitternacht ist der Moment, an dem die Kräfte der Magie schwinden und nur sehr mächtige Hexen es vermögen ihre Illusionen aufrecht zu erhalten. Nein, Aschenputtel ist nicht um Mitternacht in Gefahr, Mitternacht betrifft alle Hexen und sofern diese magische Kleidung tragen, könnte dies peinlich für sie werden....

Klassische Märchen neu zu erzählen, in einem anderen Kontext ist gerade sehr populär und Aschenputtel/Cinderella/Cendrillion ist eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen, so daß man seine Strukturen schnell wieder erkennt. Daher liegt dann der Spaß im Wiedererkennen und in einer guten Erzählung und interessanten neuen Varianten, sofern sie geboten werden.

Hier sind z. B. die Rollen vertauscht: Tristan ist nicht der Prinz in der schimmernden Rüstung, sondern der verstoßene Sohn, des verstorbenen Hausherren, der von seiner Stiefmutter und seinen Stiefbrüdern regelmäßig gedemütigt wird. Er wurde aus seinem Zimmer verbannt, in den Keller. Da er über keinerlei Magie zu verfügen scheint, wird er verspottet und durch verbotene magische „Streiche“ in der Schule lächerlich gemacht... Ela ist keine Prinzessin, aber die Tochter einer mächtigen römischen Hexenfamilie und die für das Ritual Auserwählte. Das ist vor allem ein böses Omen, denn diese große Ehre, könnte sie auch leicht das Leben kosten, weshalb sie zu ihrem eigenen Schutz bislang vor der Öffentlichkeit ferngehalten wurde und erst beim großen Hexentreffen zur Erneuerung des Bannes in die Hexengesellschaft eingeführt werden soll.
Es gibt hier keine Schichtunterschiede wie Adel und Gesindel, es geht um Hexen, Wissende (Menschen, die Magie immerhin sehen können) und Unwissende (die meisten Menschen).

Beide fühlen sich auf Anhieb zu einander hingezogen und durch ihre Herkunft aber auch durch scheinbar unüberwindbare Gräben getrennt. Aber nein, wir wechseln nicht zu Romeo und Julia, immerhin ist dies ein modernes Märchen ab 13 Jahren. Beide umgibt ein Geheimnis, doch nicht beide wissen davon.... Das finde ich sehr interessant gemacht, wobei die Neugierde auch immer wieder geschickt gesteigert wird. Wer ist Tristans Mutter und warum ist sie geheim und warum ist er nicht magisch? Zum Teil werden die Rätsel gelöst, aber zum Teil auch nicht. Ein „Warum“ lässt mich noch immer grübeln, da finde ich die Erklärung nicht so logisch.

Ela und Tristan sind sehr sympathisch, interessanter fand ich aber fast die zwiespältigeren Personen Alex und Chris. Ela hat aufgrund ihrer Bestimmung kein ganz unbelastetes Verhältnis zu ihrer Schwester Gloria, die auch immer wieder ins Zentrum dieser Geschichte drängt. Durch die zahlreichen Personen, sollte man also durchaus genau hinhören. Fanny Bechert mag ich als Sprecherin für Ela sehr gerne. Sie klingt jung, dynamisch und bisweilen verletzlich. Allerdings hätte ich mir einen zweiten, männlichen Sprecher für Tristan gewünscht. Da ich Hörbücher immer nebenbei höre, brauche ich einen deutlichen akustischen Reiz und nur die Erwähnung des Perspektivwechsel kann leicht mal überhört werden, so dass ich dann etwas verwirrt war, weil Ela und Tristan gleich klingen. Das ist nicht unangenehm und mir deutlich lieber, als jemand der mit schlecht verstellter Stimme spricht, aber gerade für Hörer, die zum Einschlafen oder nebenbei hören, nicht wirklich deutlich genug.

Dennoch hat mir das Hörbuch gut gefallen. Es war abwechslungsreich, mit erfrischenden Ideen, spannenden Zwischenereignissen und einem großen Showdown mit anschließender glücklicher Auflösung. Was will der magische Märchenfan ab 13 mehr? Seufz!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Konzept mit Potenzial

Rund um die Welt mit Fuchs und Schaf. Konichiwa
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Das erste Bilderbuch basierend auf der erfolgreichen Fox & Sheep-App und dem Spotify-Podcasts:
Fox und Sheep leben auf dem Land, in einem gemütlichen Bauernhaus, mit Bauerngarten und fruchtbaren Apfelbäumen. ...

Das erste Bilderbuch basierend auf der erfolgreichen Fox & Sheep-App und dem Spotify-Podcasts:
Fox und Sheep leben auf dem Land, in einem gemütlichen Bauernhaus, mit Bauerngarten und fruchtbaren Apfelbäumen. Von dort aus beliefern sie mit ihrer eigenen kleinen Eisenbahn die ganze Welt mit ihren Hofprodukten: Marmelade, Wollsocken, Gürkchen, Apfelkompott und -saft... Eines Tages erhalten sie einen Großauftrag Apfelpunsch aus Osaka, der drittgrößten Stadt Japans. Wie aufregend! Eifrig begeben sie sich an die Arbeit, um rechtzeitig vor Weihnacht wieder zurück in ihrem gemütlichen Häuschen sein zu können. Doch bis dahin liegt noch eine abenteuerliche Reise durch fremde Länder, mit fremden Sprachen vor ihnen.

Meine Tochter (11) liebt Bilderbücher und ihr hat die Geschichte sehr gut gefallen. Besonders die Versprecher vom Fuchs fand sie sehr witzig, sowie das Apfelpunsch-Rezept, das bei uns genau zur Apfelernte kommt. Außerdem meinte ihre Freundin letztens „Ich kann ein Wort Chinesisch: „Konichiwa!“ - „Konichiwa, ist doch Japanisch“. Tja, Lesen bildet ;) Sowohl die Postkarte, als auch die Weltkarte in der „Schatz-Tasche“ am Ende fand sie prima, allerdings fehlten ihr die Landesbezeichnungen: „Wo ist denn nun Japan?“ - „Meinst Du echt? So klein!?“, tja, ich denke, das war Japan, aber kann ich sicher sein? - Die Illustrationen sind aber schön!

Ich bin etwas zwiegespalten. Ich habe das Gefühl, dass etwas zu viel auf einmal gewollt wird, der Fokus schwenkt mir zu oft. Erst der Bauernhof, wahrscheinlich für Neulinge der Reihe, so wie wir und die Eisenbahn, die aber später kaum noch Erwähnung findet, wohl aber ein zentraler Bestandteil der Reihe ist und die wunderbare Ausstattung, die aber den Inhalt nicht so wirklich widerspiegelt. Superschön finden wir die Weltkarte, die hinten eingelegt ist und ein eigenes Staufach hat, eine wunderbare Idee, aber noch schöner hätten wir es gefunden, wenn zumindest Japan benannt worden wäre. So waren wir uns etwas unschlüssig, als wir Osaka suchten, da sie ja wirklich nicht kartografisch korrekt ist. Die Reise wird angerissen, aber irgendwie Potenzial ungenutzt gelassen, wahrscheinlich um die Zielgruppe nicht zu überfordern. Es hätte mir dennoch gefallen, wenn dann etwas mehr Wissen mit der Reise vermittelt worden wäre, oder diese ganz gestrichen. Es ist für Dreijährige z.T. echt relativ viel Text. Die meisten Kinder in diesem Alter können sich nicht so lange am Stück konzentrieren. Die Illustrationen sind hinreißend und sprechen sowohl Jungs und Mädchen an und bieten jede Menge zu entdecken.
Das Apfelpunschrezept ist eigentlich eine tolle Mitmach-Idee, aber nicht unbedingt mit Dreijährigen, selbst wenn sie motorisch in der Lage sein sollten, Äpfel klein zu schneiden, dürfte ihnen das Durchhaltevermögen für 2 kg Äpfel gemeinsam mit einem Elternteil fehlen...
Die Geschichte ist zwar schön, lustig und unterhaltsam, aber irgendwie bleibt bei mir das schale Gefühl zurück, dass da noch mehr ginge. Denn, was antwortet man auf „Konichiwa“? Oder wie verabschiedet man sich? So hatte ich die Erwartung, dass man etwas mehr Einblick in japanische Besonderheiten bekommt, aber es sind vor allem die grellen Lichter der Stadt. Meine Tochter fragte mich sehr erstaunt: ist das wirklich so, gibt es da sonst nichts? Doch ein Schloss wird noch erwähnt... ich musste aber einräumen, dass die grellen Neonlichter bei Nacht, nicht nur für Osaka typisch sind, sondern auch für Tokio und andere japanische Großstädte. Es ist schön Bewusstsein bei den Kindern zu schaffen, dass fremde Länder mehr als eine bedeutende Stadt besitzen, aber so ganz wird die Bedeutung hier nicht deutlich. Sie hätten genauso gut nach Tokio fahren können.
Für 3 Jährige ist es mir einfach zu umfangreich und für Ältere hätte ich mir ausgereiftere Infos gewünscht – aus Elternsicht, denn meiner Tochter gefällt die Geschichte ja uneingeschränkt, mit Ausnahme der fehlenden Bezeichnung in der Karte.

Ein interessantes Konzept mit Ausbaupotenzial. Hier sollen Kinder beim Lesen durch eigene Handlungen mit einbezogen werden. Es wurde mit Eltern gemeinsam entwickelt, aber vielleicht hätte man noch Erzieherinnen einbeziehen können.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Entdecke, was in Dir steckt!

Captain Underpants Band 1
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Diese Geschichte schildert aus erster Hand, wie es George und Harold ergeht, wenn sie gerade keine Dogman-Comics erfinden. Sie sind die Witzbolde der Schule und um keinen Streich verlegen. Dem gestrengen ...

Diese Geschichte schildert aus erster Hand, wie es George und Harold ergeht, wenn sie gerade keine Dogman-Comics erfinden. Sie sind die Witzbolde der Schule und um keinen Streich verlegen. Dem gestrengen Schulleiter Herrn Krupp sind sie ein Dorn im Auge. Ständig bringen sie sein geordnetes Schulregime durcheinander und kopieren heimlich ihre dämlichen Captain Underpants Comics auf dem Kopierer seiner Sekretärin! Noch hat er sie dabei nicht erwischt, aber das wird ihm schon noch gelingen. Bis dahin kassiert er gnadenlos alles ein, was diese Zwei unerlaubterweise mit in die Schule bringen. Der Verzweiflung nahe installiert er vor dem großen Football-Spiel ein ausgeklügeltes Überwachungssystem, mit dem die Schandtaten der Freunde auf Video (ja, VHS!) festgehalten werden! Mit dieser Bandaufnahme erpresst der Schulleiter von Harold und George vorbildliches Verhalten in der Schule und Frondienste, wie sein Auto zu waschen, seine Schuhe zu putzen..... Lange halten die Beiden das nicht durch und starten einen Gegenangriff! Dabei erleben sie die Überraschung ihres Lebens: Herr Krupp verwandelt sich in Captain Underpants und gemeinsam müssen sie die Welt retten!

Meine Tochter war zuerst etwas enttäuscht: Das ist ja gar kein Comic! Tja, das war wohl mit der ersten epischen Geschichte gemeint. Es gibt wirklich zusammenhängende Sätze! Ja, es ist diesmal mehr Text, aber es ist weiterhin alles schön bunt, mit viel Action, Spaß und Abenteuer und natürlich den Original Fliporamas von Dav Pilkey! Man könnte nun argumentieren, dass die Geschichte albern, übertrieben, pädagogisch zweifelhaft u.ä. sei, aber seien wir ehrlich, wer ein Kind zu Hause hat, das kein Buch lesen will, freut sich wirklich über alles, was das Kind liest! Außerdem ist Kinderhumor echt anders, alberner, aber das heißt ja nicht dass er schlechter ist und gibt es ein schöneres Geräusch als Kinderlachen? Eben! George und Harold sind keine Musterschüler und machen ständig Blödsinn, bisweilen schießen sie über das Ziel hinaus, aber das wird ihnen dann auch schon selbst bewusst. Aber kindergefährdend sind diese Abenteuer nicht, sie dienen jetzt nicht wirklich der Erleuchtung, aber Spaß ist wichtiger und Lesevergnügen zu bereiten, ist unschlagbar. Außerdem erzählt der Autor, wie er diese Geschichte als Schulkind erfand und dass in diesem Buch auch viel authentisches und autobiografisches von ihm steckt. Sein Schulleiter konnte seine Streiche und Zeichnungen auch nicht leiden und hat ihm immer wieder Strafen aufgebrummt. Letztendlich hat er dennoch nicht nur den High School Abschluß geschafft, sondern auch das College besucht und ist nun erfolgreicher Autor. Also liebe Eltern, nicht verzweifeln, glaubt an die Kids, sie gehen schon ihren Weg, dass heißt aber nicht, dass man nicht hinschauen soll, was sie tun, oder sie alles gewähren lässt....

Meine Tochter fand diese irren Abenteuer witzig! Ihr ist natürlich klar, dass das alles völlig unrealistisch ist, aber das mindert den Spaß ja nicht. Ich finde, dass es sicherlich bessere Zeichner gibt als Dav Pilkey, aber es ist auch kein hochwertiger Kunstband, zum angeberisch rumliegen lassen, es ist es Buch, das Spaß am Lesen wecken soll, weil es so anders ist, als die üblichen Bücher. Das stimmt, das ist hier gegeben. Es ist von der Schriftgröße her kein Erstlesebuch, aber es ist mindestens genauso bunt und noch mehr illustriert. Zwischen den Illus sind dann auch tatsächlich Textzeilen, auf einigen Seiten mehr, auf anderen weniger, damit die Lesemuffel sich nie überfordert fühlen. Meine Tochter hat altmodische Eltern und kennt daher noch VHS-Kassetten, aber einige Kinder werden da wohl überfordert sein. Technisch ist dies aber wirklich mit Digitalaufnahmen nicht möglich. Ein modernerer Schulleiter hätte die Aufnahmen sofort in eine Cloud hochgeladen, aber dann würde diese Geschichte einfach nicht funktionieren. Es muss tatsächlich eine körperliche Aufnahme sein, die man auch wieder an sich bringen kann, außerdem ist dem Autor wahrscheinlich genau das passiert, damals als VHS Gang und Gäbe war...

Eine Geschichte die Jungsträume von Superhelden und Abenteuern wahr macht und nebenbei zum Lesen motiviert. Sie zeigt, was in einem stecken kann, auch wenn man völlig unterschätzt wird, man sollte daher bloß nie aufhören an sich zu glauben!

Dav Pilkey ist für seine Verdienste um die Leseförderung in Amerika mehrfach ausgezeichnet worden u.a. mit dem Caldecott Preis.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Sehr malerisch

Aqua Mystica
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Vickys Adoptiveltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, das hat sie schwer traumatisiert. Seither lebt sie bei ihrem Onkel Till, einem Forschungstaucher und dessen Freundin Sandra, die sie beide ...

Vickys Adoptiveltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, das hat sie schwer traumatisiert. Seither lebt sie bei ihrem Onkel Till, einem Forschungstaucher und dessen Freundin Sandra, die sie beide sehr liebt. Zu Sandra hat sie ein außerordentlich gutes Verhältnis, während sie mit ihren Klassenkameradinnen nichts anfangen kann. Sie ist einfach zu anders. Die Fische im Aquarium lieben sie, aber Gleichaltrige starren sie an, mit ihren Wallehaaren, ihrer flachen Nase, dem unsicheren Gang, den komischen Spalten hinter den Ohren und den vielen Tränen, die ihr ständig über das Gesicht laufen. Aber im Meer ist sie in ihrem Element, da macht ihr keiner was vor! Als Till mal wieder einen Auftrag zur Erforschung einer mexikanischen Cenote, einem verborgenen Höhlensee erhält, setzt die sonst so sanfte Vicky erstmals ihren Willen durch. Seit kleinauf ist es ihr Traum in einer der Cenoten zu schwimmen, von denen Till ihr immer erzählte. Doch dieser ist vehement dagegen. Als Vicky sich durchsetzt ist das Forschungscamp in Mexiko wie die Erfüllung eines Traums. Die Cenote scheint sie zu rufen, doch da ein unbekanntes Wesen mit scharfen Zähnen Till angriff, darf sie sich ihr nicht nähern. Überzeugt, dass für sie keine Gefahr besteht, steigt sie nachts heimlich in den dunklen See und tatsächlich, das wunderschöne Wesen unter Wasser droht ihr nicht, sondern will ihr eine völlig fremde Welt eröffnen.
 
Das Buch ist einfach wunderschön gestaltet, so schön, dass man es einfach lesen muss, neben dem schillernden Schutzeinband gibt es noch ein farblich passendes Lesebändchen, dezent nautische Vignetten und eine entspannt große Schrift.
 
Sehr direkt und doch auch sehr persönlich gelingt der Einstieg in diese Geschichte, die aus Vickys Sicht geschildert wird. Man wird unmittelbar in den Sog der Wut, dieses ansonsten so ruhigen und zurückhaltenden Mädchens hineingezogen. Man erbebt mit ihr vor Zorn über die soeben erfahrene Ungerechtigkeit! Irgendetwas stimmt hier doch nicht. Meiner großen Tochter (13) liefen auch sofort Zornestränen über das Gesicht und ich wollte sofort weiterlesen und war gebannt. Doch vor Ort ließ der Zauber etwas nach und wir fanden, dass es im Mittelteil einen kleinen Durchhänger hat. Sehr viel Beschreibung, sehr viel Seelenkonflikt, aber für uns, hätte da gerne etwas mehr passieren können. Meine Jüngste (11) liebt aber durchaus diese ruhige, mystische Erzählweise. Ich habe da Vicky als zu zögerlich und unentschlossen empfunden, aber sie ist ja auch noch sehr jung und unerfahren, da sie meistens das Haus nicht verlässt.
 
Gegen Ende zieht das Tempo jedoch an, als Vickys wahre Natur versucht in ihr durchzubrechen und sie sich entscheiden muss, wie sie künftig leben wird. Dieses Paradies im Dschungel Mexikos ist bedroht durch Wirtschaftsinteressen amerikanischer Investoren. Ist es überhaupt noch zu retten und wenn ja wie? Was würde der Verlust dieses Lebensraumes für sie und das Wasserwesen Nox bedeuten?
 
Schön finden wir, dass dieser Roman zu einem rücksichtsvolleren und bewussteren Umgang mit der Natur aufruft, gegen die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, die unwiederbringlich verschwinden, wenn das Gleichgewicht erst mal zerstört ist. Lebensräume, die für Menschen und Tiere wichtig sind und bei deren Entscheidungen Einheimische oft übergangen werden, weil Entscheidungen heimlich und überstürzt getroffen werden.
 
Vicky ist innerlich zerrissen, weil sie spürt, dass sie vor einem tiefen Einschnitt in ihrem Leben steht, bei dem es kein Zurück mehr geben wird, sobald sie sich entschieden hat. Auch wenn es der richtige Weg für sie ist und sehr konsequent aus ihrer Natur heraus, fanden wir die Konsequenzen doch auch sehr traurig und irgendwie auch einsam. Da flossen dann wieder die Tränen in Strömen.
 
Ein sehr ungewöhnliches und emotionales Buch, über Vickys Weg zu sich selbst, bei dem uns ganz besonders auch Sandra und der einheimische Guide Carlos ans Herz gewachsen sind. Es ist ein Buch, dass ab 11 Jahren empfohlen wird, die Emotionen sind also wirklich rein auf Vicky bezogen, auf ihr Leben, ihre Bindungen, ihren Lebensweg und nicht auf eine Liebesgeschichte. Vickys Herkunft wird immer wieder hinterfragt, aber dann auch wieder umschifft, um nicht in altersunangemessene Gefilde zu gelangen, wie ich bisweilen befürchtete. Die Altersempfehlung ab 11 Jahren trifft also voll zu, man sollte seinem Kind aber vorsichtshalber mindestens 1 Packung Taschentücher zum Lesen mitgeben!
 
Ein malerisches Abtauchen in unbekannte, geheimnisvolle Welten, die von üblichen Nixengeschichten absolut abweicht.
 

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Mal eine etwas andere Pferdegeschichte!

Gängster-Pferde
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Romeo ist ein wilder, schwarzer Hengst, der es leid ist, auf dem Pferdehof von Kindern gegängelt zu werden und Bocky Bill ist ein geschecktes Pony mit Lust auf Abenteuer! Beide sind abgehauen, um sich ...

Romeo ist ein wilder, schwarzer Hengst, der es leid ist, auf dem Pferdehof von Kindern gegängelt zu werden und Bocky Bill ist ein geschecktes Pony mit Lust auf Abenteuer! Beide sind abgehauen, um sich ein Leben als Gängster-Pferde, frei und ganz nach ihrem Geschmack einzurichten. Das kleine Dörfchen Chili scheint genau der richtige Fleck mit seinen Gemüsefeldern zu sein. Immerhin kommt hier Darlings weltberühmte Bohnensuppe her. Allerdings müssen die zwei Ausreißer schon bald feststellen, dass nicht alles was lecker duftet auch gut verdaulich ist und während ihre Därme ihnen das Leben schwer machen, brauchen sie Hilfe von der jungen Siglinde. Die nennt sich aber selbst nur lässig Sista und will sich ihnen anschließen und bringt Wampe, das verfressene Pony von Tierarzttochter Jojo mit dazu. Sista wäre auch gerne ein Gängsterpferd, ganz anders als ihr großer Bruder Otto, der bereits als Polizeipferd arbeitet. Doch die zwei wilden Jungs wollen kein Mädel dabei haben, sondern alles lassen, wie es ist, bis der Wohlstand und die Existenz des Dörfchens Chili in Gefahr ist und sie sich entscheiden müssen, ob sie helfen oder abhauen wollen.

Naja, so rein pädagogisch habe ich ja immer so meine liebe Not mit Kinderbuchhelden, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen und es sich lieber auf fremder Kosten gut gehen lassen, als selbst zu arbeiten. Damit vertrete ich genau den Standpunkt des spießigen Bruders Otto, aber ich bin ja auch schon Mutter ;) Allerdings hat Sista einen guten Einfluss auf die zwei Wildfänge und mit ihrer cleveren Art und Ortskenntnis findet sie für viele Probleme schnell eine Lösung. Dennoch finde ich es schade, dass sie so auf den schönen Bad Boy Romeo abfährt und sich von ihrem braven, großen Bruder nichts sagen lässt. Am Ende halten aber alle zusammen. Doch Ehre und Ruhm erhalten ausgerechnet die, die am wenigsten geleistet haben. Etwas ungerecht, aber irgendwie rechtfertigt es auch die Einstellung der Gängster.

Die Geschichte ist kurzweilig und frech und weicht von dem üblichen Pferdegeschichtenmuster ab. Für gute Laune sorgen dabei noch die eingängigen Songs, natürlich auf Deutsch, so dass die Kinder sowohl die Texte verstehen, als auch recht bald mitsingen können. Keine Sorge, sie sind auch elternverträglich, könnten aber sehr schnell im Ohr bleiben und es sich dort bequem machen...

Bei den Autoren handelt es sich übrigens auch um die geistigen Eltern der „Die Gäng vom Dach“ ebenfalls mit Songs des Autors und „Roki – Mein Freund mit Herz und Schraube“.

Die Songs zum Mitsingen stammen von Autor Andreas Hüging, der sie auch selbst singt, wobei er vor allem bei dem Song „Sista“ weibliche Unterstützung von Cathlen Gawlich und Angelika Niestrath erhält. Die Lieder drehen sich mit Ausnahme des Titelsongs „Gängsterpferde – ho!“ jeweils um einen tierischen Helden und bekommen eigene Tracks, so dass man sie gezielt einzeln anspielen und mitsingen kann. Die Texte sind nämlich im liebevoll aufbereiteten Booklet abgedruckt, ebenso wie eine doppelseitige, farbige Illustration von Carolin Opheys aus dem gleichnamigen Buch erschienen im Ueberreuter Verlag. Weitere der witzigen Illustrationen befinden sich neben den Songtexten abgebildet, auf dem Bookletcover, auf den Tonträgern ist jeweils ein Bild vom schönen Romeo und dem wilden Bocky Bill und auf der aufwendig gestalteten Klapphülle. Da ist wirklich ganz viel Überlegung und Liebe in die Verpackung des Hörbuchs investiert worden.

Oliver Kalkofe zieht sämtliche Stimmregister und setzt gekonnt Pointen, wo der Text sie hergibt.

Dieses Hörbuch ist so wunderschön gestaltet und lädt zum Mitsingen ein, dass es sicher nicht nach nur einmal Hören im Regal verstauben wird.

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