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Veröffentlicht am 08.11.2020

Der Teufel, seine Dämonen und Engel

Zwischen dir und der Dunkelheit
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Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie schön ist bitte das ...

Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie schön ist bitte das Cover?! .
Im Hintergrund sieht man ein Kirchenportal, umwabert von Schatten und eingerahmt von zwei stilisierten Engelsflügeln. Es sieht nicht nur traumhaft schön aus, beim Lesen merkt man auch wie hervorragend es zum Inhalt passt.
Ebenso der Titel! Ab ca. der Hälfte merkt man sogar, dass sich dahinter mehr verbirgt, als man zunächst denkt.
In den Klappen im Innenteil ist vorne außerdem eine wunderschön gestaltete Karte vom modernen München, hinten eine von München im Jahr 1488. Insgesamt also eine wirklich tolle Aufmachung!

Meine Meinung:
Vorweg: Ich muss wirklich sagen, dass ich positiv überrascht bin. Ich habe eine schöne Romantasy-YA-Geschichte erwartet, aber was ich bekommen habe, hat mich wirklich vom Hocker gehauen!

Man steigt im Prolog in einen Traum Seras ein, in dem direkt schon einiges los ist. Gefühlt fängt die Geschichte mittendrin an, dementsprechend hat man natürlich sofort einige Fragen. Dabei hat die Autorin es so geschickt hinbekommen, dass man – obwohl man zunächst nicht allzu viel begreift – nicht verwirrt ist, sondern einfach nur gefesselt von dem Geschehen. Und das zieht sich durch das gesamte Buch!

Antonia Neumayer hat bewiesen, dass sie es versteht, dem Leser einige wenige Informationshäppchen zuzuwerfen, die gerade so viele Fragen beantwortet, dass der Leser zufriedengestellt wird, aber gleichzeitig wieder ebenso viele Fragen aufwirft. Man ist dadurch schon ab Seite 1 ans Buch gefesselt und kommt so schnell nicht mehr los. So bemerkt man gar nicht, wie die ersten hundert Seiten förmlich an einem vorbeifliegen und hätte ich nicht zwischendurch mal schlafen müssen oder Vorlesung gehabt, hätte ich vermutlich die gesamten 380 Seiten an einem Stück gelesen.

Der Plot des Buches hat mir sehr gut gefallen. Als eingefleischter Supernatural-Fan liebe ich alle Geschichten, die sich um Engel, Dämonen und den Teufel ranken, daher hat Zwischen dir und der Dunkelheit zu hundert Prozent meinen Geschmack getroffen! Vom Gefühl her hätte das Buch auch gut eine Folge der Serie sein können. :D
Parallel zur Handlung in der Gegenwart, in der Sera sich Samael und Lily stellen muss, liest man von ihren Visionen der Vergangenheit, in der Margarete und Elias ganz ähnliche Probleme durchstehen mussten. Man fragt sich dabei natürlich, was damals alles passiert ist (hier wären wir wieder bei den Informationshäppchen, von denen ich oben geredet habe) und ob und inwiefern das Ganze mit der Handlung in der Gegenwart zusammenhängt.
Dabei versucht man natürlich, zu erraten, wie die beiden Handlungsstränge zusammenlaufen könnten, aber dadurch, dass man nur peu á peu neue Hinweise bekommt, die gleichzeitig, wie gesagt, nur weitere Fragen aufwerfen, kommt man einfach nicht dahinter. Es fängt also spannend an und bleibt bis zum Schluss spannend, ich kann es nicht oft genug betonen!

Sera ist eine sympathische Protagonistin, die mir auf Anhieb ans Herz gewachsen ist. Zwischendurch könnte man zwar leicht den Eindruck bekommen, dass sie naiv ist, aber dass sie lediglich einen unerschütterlichen Glauben hat, der sie manchmal scheinbar irrational handeln lässt und im Gegenteil sogar eine sehr starke, selbstbewusste Protagonistin ist, die durchaus merkt, wann Situationen ihr gefährlich werden könnten, merkt man schnell. Sie ist mutig und trifft tatsächlich oft riskante Entscheidungen, aber niemals, ohne sich der Gefahr nicht bewusst zu sein und die Situation mit Vorsicht und Bedacht zu genießen. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Elias wirkte auf mich zunächst sehr zwielichtig. Man weiß nicht so wirklich, ob man ihm trauen kann, aber man ist sich ziemlich sicher, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Auch seine Rolle in der Geschichte wird nicht sofort offenbart, sondern man erfährt erst nach und nach, ob er Sera wirklich Gutes will, oder nur so tut.
Lilys Rolle dagegen war mir schon von Anfang an klar, aber ich denke, das war von der Autorin auch so gewollt. Dadurch, dass Sera erst nicht merkt, welch große Gefahr von Lily ausgeht, man als Leser aber einen starken Verdacht ihr gegenüber hegt, steigert sich natürlich nur der Nervenkitzel.
Witzig fand ich, dass der Dämon Azazel (ich glaube er war es, kann aber auch Abaddon gewesen sein) bayerisch spricht. Das mag vielleicht zuerst befremdlich wirken, aber es macht definitiv Sinn. Ich musste seine Sätze nur sehr langsam und oft auch mehrfach lesen, damit ich überhaupt erst verstehe, was er eigentlich sagt. Bayerisch ist für mich als Kind aus dem Westen wie eine Fremdsprache. xD

Fazit:
Zwischen dir und der Dunkelheit hat mich in jeder Hinsicht positiv überrascht!
Antonia Neumayer hat mit ihrer Fähigkeit, dem Leser gerade so viel zu verraten, dass seine Fragen beantwortet werden, aber gleichzeitig neue Fragen aufgeworfen werden, die christliche Mythologie in eine moderne Welt verpackt und so einen Pageturner geschaffen, der einen von der ersten bis zur letzten Seite ans Buch fesselt.
Dazu kommt eine tolle Protagonistin, die einem durch ihren Mut und ihr Selbstbewusstsein sofort sympathisch ist.
Ganz eindeutig ein Monatshighlight!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.10.2020

Das bildgewaltigste SciFi-Epos, das ich je gelesen habe!

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für dieses Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das gebundene Buch kostet 24,00 €, was im ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für dieses Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das gebundene Buch kostet 24,00 €, was im Vergleich zu anderen Büchern relativ viel ist, aber lasst mich euch eins sagen: Nicht nur, weil es so dick ist, alleine schon wegen der wunderschönen Aufmachung ist es jeden Cent wert! Die einzelnen Seiten werden eingerahmt von einem Vorsatz aus etwas festerem Papier, das die Verbündeten und Gegner in der Welt von „Infinitum“ zeigt. Die Geschichte an sich ist unterteilt in sechs Teile und einem Anhang, die jeweils mit einem „Trennblatt“ beginnen. Vor diesem Trennblatt ist nach jedem Teil eine Grafik oder ein Bild zu sehen, das Bezug auf das zuvor Geschehene nimmt.
Infinitum ist also mit erheblichem Aufwand gestaltet, der das Lesen zu einem noch größeren Vergnügen macht.
Das beste daran: Es hat auch ein Lesebändchen!

Der Titel Infinitum (dt.: Unendlichkeit) passt aus offensichtlichen Gründen perfekt zum Inhalt. Aber auch die einzelnen Kapitel- und Teilüberschriften könnten nicht passender gewählt sein! Wer das Lateinische ein bisschen versteht, hat doppelt Freude daran. Das Buch ist also allein äußerlich schon ein Leckerbissen für Nerds! :D

Meine Meinung:
Ich tue mich wirklich schwer mit dieser Rezension. Eigentlich möchte ich jedem von euch das Buch persönlich zum Lesen ohne viele Worte in die Hand drücken, denn warum genau ich zu Infinitum eine absolute Leseempfehlung aussprechen muss, lässt sich nur schwierig in einigen verständlichen Worten zusammenfassen. Es ist einfach gewaltig!
Ich glaube, dieses Adjektiv trifft das Buch am besten.

Denn Infinitum ist mitnichten leichte Kost. Es dauert viel Zeit und beansprucht stark die Nerven, will man die Geschichte rund um Kira und den Alien-Suit in ihrer Gänze verstehen und nachvollziehen können. Aber es lohnt sich!

Auch wenn Vieles wegen der Komplexität, die das Genre Science Fiction und die Thematik rund um Raumfahrt und die Möglichkeiten der Physik für einen „Laien“, der sich sonst nicht oder nur wenig damit beschäftigt, sehr schwierig zu verstehen ist und man deshalb oft viele Passagen mehrfach lesen muss, fällt es einem als Leser mit fortlaufender Handlung immer schwerer, sich von Infinitum zu lösen.
Das Buch ist – ich kann es nicht oft genug betonen – keine leichte Kost, man sollte sich viel Zeit dafür nehmen, aber aufgrund der enormen Plotdichte und nahezu durchgängig höchste Spannung – eine Gefahrensituation folgt auf die nächste – kommen einem die gut 920 Seiten zzgl. Anhang eher vor wie knapp 300, so schnell fliegt man durch die Handlung. Das klingt jetzt vielleicht widersprüchlich zu dem, was ich zuvor gesagt habe, aber ich hatte (abgesehen von dem Gewicht des Buches) nie das Gefühl, dass ich einen so dicken Schinken lese, wie Infinitum eigentlich ist.

Das liegt wohl hauptsächlich an dem unfassbar genialen Wordbuilding Paolinis, das hier spiegelbildlich für die endlose Weite des Weltalls ist.
Der Autor schafft mit diesem Buch ein SciFi-Epos, das seinesgleichen sucht. Es ist unglaublich gut durchdacht und tiefgründig, was man auch an den vielen Informationen im Appendix erkennt. Die ganze Welt, die im 23. Jahrhundert spielt, erscheint dadurch noch realer als sie es durch die Bezüge zur Wissenschaft ohnehin schon tut (auch wenn ich Vieles davon nicht so gut verstehe, dass ich es reproduzieren könnte).

Das Ganze wird unterstützt von dem bildgewaltigen, wortgewandten Schreibstil des Autors, der so weit ausgereift ist, dass alleine anhand des Sprechmusters die Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen aber auch zwischen der Menschheit und anderen Arten deutlich werden.
Es ist wahrlich beeindruckend, wie Paolini die einzelnen Kolonien und Systeme aufbaut, die Soft Blade, die Wranaui, die Vergessenen und die Verdorbenen beschreibt. Alle erhalten so viel Tiefe und Charakter, wie man sie selten in Romanen findet, sodass man beim Lesen keine Zweifel an ihrer tatsächlichen Existenz hat. Dieser Realismus ist, was in meinen Augen gute Science Fiction ausmacht.
Bereichert wird dies nur noch durch Kira, die eine sympathische, tolle und menschliche Protagonistin ist.

Fazit:
Wie gesagt, Infinitum lässt sich nur schwer in wenigen Worten zusammenfassen, auch wenn „gewaltig“ wohl das passendste für diese Geschichte ist. Paolini hat hiermit einzigartige SciFi geschaffen, mit der kein (oder jedenfalls kaum) ein Buch dieses Genre mithalten kann, alleine wegen seines unvergleichlichen Schreibstils und unfassbaren Talents für Worldbuilding.
Ein Abenteuer jagt hier das nächste und trotz einiger komplizierten Passagen kann man sich nur schwer von Infinitum lösen. Obwohl man für dieses Buch Zeit braucht, die man sich auch wirklich nehmen sollte, fühlen sich die 920 Seiten an wie 300.
Ich kann nicht anders, als eine Leseempfehlung für dieses Buch auszusprechen!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Gladiatorinnen und Königinnen: Ein starker Auftakt

Kill the Queen
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Vielen lieben Dank an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
So ein cooles Cover! Mir gefällt ...

Vielen lieben Dank an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
So ein cooles Cover! Mir gefällt vor allem die schlichte Farbgebung. Gut ist auch, dass die Frau auf dem Cover nur in Umrissen zu sehen ist. Sehr spannend sind die Details in dem Kleid und die Federn neben der Frau – beides mit Bezug zum Inhalt.
Auch der Titel ist toll gewählt. Wenn man den Klappentext liest, ist der Bezug offensichtlich. Wenn man den Inhalt kennt, fällt einem sogar die doppelte Bedeutung auf!

Meine Meinung:
Kill the Queen ist mein erstes Buch der Autorin, aber weil ich schon so viel Positives über ihre Reihen gehört habe, waren meine Erwartungen natürlich entsprechend. 😉
Schon auf den ersten paar Seiten wird klar, wieso Frau Estep so hoch gelobt wird. Denn auch wenn erstmal nicht besonders viel passiert, lässt einen der grandiose, bildhafte Schreibstil der Fantasy-Autorin nicht mehr los.

Der Einstieg ist also relativ ruhig. Man lernt erst mal alles grob kennen und erfährt, wie der Hase in Bellona so läuft. Dann dauert es jedoch nicht lange, bis die Autorin das Tempo etwas anzieht und schon die ersten Dinge passieren, die den Leser sehr überraschen. Wenn man also anfangs schon unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht, dann lässt einen Kill the Queen jetzt erst recht nicht mehr los.

Es kommen schnell viele Fragen auf, zum Beispiel, was es mit Evies Gabe auf sich hat, welches Geheimnis die Königin seit ihrer Vergangenheit hütet und was Lucas und die anderen Gladiatoren verbergen.
Zwar bekommt häppchenweise Antworten zugeworfen, die werfen dann jedoch nur neue Fragen auf.
Man hat als Leser nicht wirklich eine Ahnung, was da passiert und will deshalb unbedingt weiterlesen. Die Autorin versteht sich darauf, einem gerade so viel zu verraten, dass man nicht wahnsinnig wird, aber nicht so viel, dass man schon erschließen kann, was als nächstes geschieht oder gar das Interesse verliert. Das bleibt bis zum Ende so, das dann aber übrigens echt fies ist. ☹

Zu den unvorhersehbaren Plottwist gesellt sich dann auch noch eine neue, spannende Idee: Gladiatoren! Ich habe schon einige Geschichten gelesen, in denen Könige und Königinnen gestürzt werden sollen, aber über Gladiatoren habe ich außer im Lateinunterricht noch nicht viel gelesen. :D
Die Umsetzung des Ganzen in Kill the Queen macht aus einem weiteren High Fantasy-Buch eine blutige, gefährliche Geschichte. Sie ist absolut gelungen und macht das Buch zu einem Pageturner.

Hinzu kommen die tollen Charaktere, allen voran Everleigh und Lucas.
Evie ist eine coole Protagonistin, die anders als so viele andere YA-Protagonisten erst einmal lernen muss, für sich selbst einzustehen. Während sie anfangs bedingt durch ihr Leben bei Hofe ihre wahren Gefühle versteckt, wird sie durch die Ereignisse gezwungen, aus sich herauszukommen und Situationen, die ihr nicht gefallen, zu konfrontieren. Man erlebt als Leser mit, wie sie an ihren Aufgaben wächst, ohne sich selbst zu verlieren. Gleichzeitig sieht man auch, wie sie immer wieder scheitert oder Fehler macht. Dass sie sich davon nicht unterkriegen lässt, macht sie zu einer starken, sympathischen und vor allem menschlichen Protagonistin, mit der man sich gut identifizieren kann.

Lucas ist vor allem anfangs noch sehr geheimnisvoll und nebulös. Man ahnt, dass er eine dunkle Vergangenheit hat, kann aber trotzdem nicht einschätzen, auf welcher Seite er steht. Gerade diese Undurchsichtigkeit macht ihn zu einer spannenden Figur. Gleichzeitig ist er – anders als so viele andere männliche Love Interests in Romantasy-Geschichten – dazu fähig, Evie (und anderen) gegenüber auch echte Gefühle zu zeigen. Nach und nach erfährt man mehr über ihn, und er entpuppt sich als vielschichtiger Charakter, der einiges mehr draufhat, als es zunächst den Anschein hat.
Ich freue mich darauf, in Protect the Prince mehr über ihn zu erfahren.


Fazit:
Kill the Queen ist ein Wahnsinnsauftakt zu einer spannenden neuen Fantasy-Reihe, die mit unvorhersehbaren Plottwists, vielseitigen Charakteren und originellen Ideen punktet.
Typische „Auftaktkrankheiten“ wie ein langwieriger Einstieg oder unausgereifte Figuren sucht man hier vergebens.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Ein Querschnitt der letzten zehn Jahre

Gefolgt von niemandem, dem du folgst
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Aufmachung:
Dieses Buch ist etwas anderes: Es ist eine Zusammenstellung der Tweets von Jan Böhmermann von 2009 bis Anfang 2020. Daher war ich erst etwas skeptisch, als ich den stolzen Preis des Buches ...

Aufmachung:
Dieses Buch ist etwas anderes: Es ist eine Zusammenstellung der Tweets von Jan Böhmermann von 2009 bis Anfang 2020. Daher war ich erst etwas skeptisch, als ich den stolzen Preis des Buches von 22,00 € gesehen habe. Mein Gedanke: So teuer müssen Tweets doch nicht sein!
Aber: Das Buch ist das Geld wirklich wert! Es ist sehr aufwendig verarbeitet, der Einband ist fest und „rau“ (?),im Titel und auf dem Buchrücken sind silberne Details, was das Cover trotz seiner Schlichtheit edel aussehen lässt. Innen ist das Buch teilweise farbig gedruckt und das beste: Es hat ein Lesebändchen! Diese Tweets dürfen also mit Fug und Recht 22,00 € kosten.

Meine Meinung:
Gefolgt von niemandem, dem du folgst ist, wie gesagt, ein ungewöhnliches Buch, das auch ein wenig schwierig zu bewerten ist. Als ich mich jetzt für diese Rezension hingesetzt habe, habe ich das Buch angeschaut und mich gefragt: Wie soll ich Tweets rezensieren?
Das Buch ist allerdings nicht bloß eine Aneinanderreihung von einigen Tweets, sondern vielmehr durchaus das, was es im Titel verspricht: Ein Tagebuch.
Es ist nicht „spannend“ im herkömmlichen Sinne, wie die Romane, die ich sonst lese, aber dennoch hat es mich gefesselt.
Gefolgt von niemandem, dem du folgst beginnt 2009. Da habe ich in der Politik noch nicht allzu viel mitbekommen, ich war ja erst 9 bzw. 10 Jahre alt. Dank der Erklärungsspalten am Rand, in denen man nähere Infos zu erwähnten Personen erhält oder Ereignisse erläutert werden, konnte ich die meisten von Böhmermanns Tweets jedoch gut nachvollziehen. An einiges, das ich damals aufgeschnappt hatte, konnte ich mich sogar noch erinnern. Da war ich dann ganz erstaunt, dass das doch schon so lange her ist! Ich bin erst 21, aber ich merke, ich werde alt.
Man erhält also eine gute Zusammenfassung der Dinge, die in den letzten zehn Jahren passiert sind, und die man teilweise gar nicht mehr wirklich auf dem Schirm hatte. Dabei erwähnt Böhmermann hin und wieder natürlich den einen oder anderen Politiker oder auch Journalisten, den man auch heute noch regelmäßig in den Nachrichten sieht, und ist manchmal echt erschrocken, was sich so mancher schon geleistet hat, bspw. Äußerungen in Bezug auf die gleichgeschlechtliche Ehe oder Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ebenso wie rassistische Aussagen. Es ist ja keine Überraschung, dass (gerade die „konservativeren“) Politiker eine verquere und absolut veraltete Ansicht von Ehe und Elternschaft, sowie von vielen anderen Themen, bei denen man sich fragt, ob einige auch schon im 21. Jahrhundert angekommen sind, haben, aber dass so mancher Kommentar immer noch einfach totgeschwiegen wird, frustriert dann doch schon. Oder dass Xavier Naidoo nicht erst während Corona total komisch geworden ist, der war ja schon immer so! Das wusste ich gar nicht. Weil darüber nicht geredet wurde.
Gerade in der Hinsicht dokumentiert Gefolgt von niemandem, dem du folgst das (deutsche) politische und gesellschaftliche Leben hervorragend!
Vor allem ab 2015 wird das Buch sehr spannend – jedenfalls für mich, was aber wohl auch daran liegt, dass ich mit 15 bzw. 16 angefangen habe, mehr Dinge im Leben mitzubekommen, als die Geschichten aus meinem Bücherregal. xD
Ab dort setzt der Autor sich auch verstärkt mit Rassismus und Rechten auseinander; vorher zwar auch schon, aber durch die Fluchtmigration sind ja leider viele Rechte aus ihren braunen Höhlen gekrochen. Das merkt man, und an dem Buch kann man sehr gut den „Rechtsruck“ der Gesellschaft und die Radikalisierung Vieler (auch Politiker) beobachten, sowie bspw. auch die Gründung der AfD und wie sie unheimlich schnell von einer Außenseiterpartei zu einer leider salonfähigen wurde – anhand von Kommentaren und Reaktionen auf Tweets des Autors, die mich echt am Verstand so mancher zweifeln lassen haben. Also die Reaktionen, nicht die Tweets von Böhmermann.
Das traurigste an der ganzen Sache ist, dass man manche Situationen in der Retrospektive natürlich ganz anders beurteilt und erkennt, dass sich in den letzten paar Jahren nichts geändert hat, im Gegenteil. In der Hinsicht regt Gefolgt von niemandem, dem du denkst zum Nachdenken an.
Generell sollte man die Tweets des Autors mit etwas Hirn lesen – Böhmermann ist ein Satiriker und das merkt man auch. Hinter vielen Tweets, die zunächst etwas sinnlos anmuten, steckt viel mehr dahinter.
Auf der anderen Seite ist er natürlich auch ein großer Quatschkopp und fast genauso viele Tweets ergeben einfach wirklich keinen (tieferen) Sinn. Ich habe auch das Gefühl, dass Haribo die Rezeptur für Tropi Frutti verändert hat, die fühlen sich beim Kauen irgendwie matschiger an. Früher waren die außen fester und dafür innen nur matschiger, aber jetzt sind die anders.

Fazit:
Gefolgt von niemandem, dem du folgst ist nicht bloß eine Aneinanderreihung alter Tweets des Satirikers Jan Böhmermann. Es ist einerseits ein sehr unterhaltsames, andererseits aber auch ein absolut politisches Buch, das ein Querschnitt der letzten Dekade darstellt. Der Autor hat über den Kurznachrichtendienst Twitter über die letzten Jahre viele Probleme beim Namen genannt und den Finger ohne Rücksicht auf die Wunde gelegt – das Buch stellt diese Ereignisse zusammen und beim Lesen merkt man: Es hat sich in vielen Dingen leider nicht viel geändert. Nicht nur Politikinteressierten kann ich Gefolgt von niemandem, dem du folgst nahelegen, sondern jedem, dem Demokratie wichtig ist (auch wenn das jetzt polemisch klingt, aber gerade angesichts der rechtsnationalen Entwicklung innerhalb der EU und Deutschlands kann man das nicht anders sagen).
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Ein wunderbarer Abschluss!

Lodernde Schwingen
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Aufmachung:
Ich liebe einfach die Cover dieser Auflage (die bis auf den Titel identisch zu den Originalcovern sind)! Nicht nur, weil sie durch die Goldverzierungen richtig edel aussehen, aber vor allem, ...

Aufmachung:
Ich liebe einfach die Cover dieser Auflage (die bis auf den Titel identisch zu den Originalcovern sind)! Nicht nur, weil sie durch die Goldverzierungen richtig edel aussehen, aber vor allem, weil auf jedem Cover das abgebildet ist, worum es im jeweiligen Band geht – hier der Feuervogel. Und zwar auf recht dezente, aber doch eindeutige Art und Weise; die Farbgebung passt auch super.
Das Gleiche gilt im Übrigen für den Titel. Es ist offensichtlich, was mit Lodernde Schwingen gemeint ist, aber trotzdem finde ich die Wortwahl wirklich fabelhaft. ♥
Wie bei Band 2 haben sich hier die Goldverzierungen auf dem Buchrücken jedoch beim Lesen gelöst, was ich sehr schade finde.

Meine Meinung:
Eigentlich weiß ich gar nicht so wirklich, was ich jetzt schreiben soll. Eigentlich würde es alles ausdrü-cken, wenn ich nur sagen würde: AAAAAAAAAAAAHHH!, denn Lodernde Schwingen ist eindeutig mein Lieblingsband der Trilogie; ich habe wirklich nichts auszusetzen. Allerdings wäre das ja nicht wirklich der Sinn einer Rezension, also versuche ich mal, das Ganze ein wenig zu elaborieren. xD

In Eisige Wellen (Rezension) habe ich unter anderem kritisiert, dass Alina und Mal nicht mehr miteinan-der reden, was dazu führte, dass ich von den beiden – vor allem von Alina – etwas angenervt war, ein-fach, weil ich sie im Vergleich zu Goldene Flammen (Rezension) nicht mehr wiedererkannt habe.
In diesem Band haben sich die beiden Protagonisten allerdings anscheinend wieder aufgerafft und ich habe die Alina und den Mal getroffen, die ich in Band 1 kennen und lieben gelernt habe. Beide verhalten sich hier nämlich nicht mehr wie Kinder und kommunizieren miteinander. Es war wirklich erfrischend zu sehen, dass sie sich weiter entwickelt und aus ihren Fehlern gelernt haben. Dadurch fällt es ihnen nicht nur leichter, sich ihren Problemen ohne Drama zu stellen, sie sind dem Leser auch gleich wieder viel sympathischer, weil man nicht ständig die Augen verdrehen muss.

Auch handlungstechnisch passiert in Lodernde Schwingen glücklicherweise wieder viel mehr als in Eisige Wellen. Zwar hat man nicht ständig irgendwelche „Action“ – das wäre dann wahrscheinlich wieder zu viel des Guten –, aber dennoch herrscht durchgehend Spannung; wenn nicht durch Kampfszenen, dann durch spannende und abwechslungsreiche Dialoge sowie unvorhersehbare Plottwists. Das sorgt dafür, dass man sich nur schwer von Ravka lösen kann und das Buch direkt in einem Rutsch durchlesen möch-te.

Viel mehr Neues kann ich eigentlich nicht mehr sagen. Bardugo hat mit ihrem Grisha-Verse einfache etwas Einzigartiges geschaffen!
Ich habe mich auch hier wieder über Nikolajs Anwesenheit gefreut – absoluter Lieblingscharakter, ich freue mich auf seine Geschichte!
Der Schreibstil der Autorin ist ebenfalls wieder hervorragend. Man fängt an zu lesen und gleich auf der ersten Seite hat Bardugo einen wieder sofort in ihrem Bann.

Fazit:
Lodernde Schwingen ist ein fabelhafter Abschluss, der die Schwächen seines Vorgängers ausmerzt und so die Trilogie wunderbar abrundet. Es bleiben keine weiteren Fragen offen und der Leser wird nicht nur zufriedengestellt, sondern kann bei Beenden direkt eine neue Lieblingsreihe verkünden.
Ich freue mich auf die Netflix-Serie!
5/5 Lesehasen.

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