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Veröffentlicht am 05.05.2021

Wieder spannend an hervorragend recherchierten Orginalschauplätzen

Die Henkerstochter und der König der Bettler (Die Henkerstochter-Saga 3)
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Es geht weiter mit dem dritten Teil der Geschichte des Henkers Jakob Kuisl und seiner Tochter Magdalena.

Den Scharfrichter Jakob Kuisl hat es ja tatsächlich gegeben, und er stammt aus einer der wohl bekanntesten ...

Es geht weiter mit dem dritten Teil der Geschichte des Henkers Jakob Kuisl und seiner Tochter Magdalena.

Den Scharfrichter Jakob Kuisl hat es ja tatsächlich gegeben, und er stammt aus einer der wohl bekanntesten bayerischen Henkersdynastien.

Kurz zur Geschichte:

Dieses Mal entführt uns der Autor Oliver Pötzsch nach Regensburg Anno 1662; der Schongauer Henker bekommt Post von seiner jüngeren Schwester, die in Regensburg mit einem Bader verheiratet ist. Aus dem Brief geht hervor, dass es seiner Schwester gesundheitlich sehr schlecht geht und so macht sich Jakob Kuisl, wohlwissentlich dass er seine Scharfrichterstelle in Schongau ohne Genehmigung nicht verlassen darf und sich sicherlich Ärger einhandeln wird, auf den Weg nach Regensburg. Schon auf dem Weg dorthin, welcher ihn per Floß auf der Donau nach Regensburg bringt, wird Kuisl das Gefühl nicht los, das etwas nicht stimmt. Kaum in Regensburg angelangt beginnt der Ärger für Jakob Kuisl und er merkt, dass er in eine Falle getappt ist. Aber wer hat ihm diese Falle gestellt und warum?

Es beginnt für mich als Leser wieder eine turbulente und spannende Geschichte, in der ich dem Jakob Kuisl gerne helfen möchte. Jetzt sitzt er eingesperrt im Regensburger Gefängnis und ihn erwartet der Regensburger Henker. Was ihm droht ist ihm als Henker wohlbekannt. Er darf nur einfach nicht gestehen für etwas, das er nicht getan hat. Aber wer soll ihm denn zu Hilfe kommen.

Der Roman spielt wieder, und das schätze ich sehr an dieser Reihe, an wirklich gut recherchierten, geschichtlich belegbaren Orten, Plätzen und Stellen.

Dieses mal kann Jakob Kuisl nicht viel selbst ausrichten, und ist somit auf Hilfe von anderen angewiesen. Ein wildes, undurchsichtiges Katz-und-Maus-Spiel beginnt und selbst für mich als Leser bleibt lange verborgen, wer ist Freund und wer ist Feind, wer meint es gut mit unserem Henker, seiner Tochter Magdalena und ihrem Simon Frohnwieser? Turbulent geht es allemal zu in Regensburg.

Das Cover ist wieder gelungen in bewährter Art und Weise und der Roman liest sich ob des guten Schreibstils wieder flüssig. Ich muss es so sagen: Ich bin ein Fan von Oliver Pötzsch und seiner Henkerstochter.

Auch in diesem dritten Teil gelingt es dem Autor die Spannung schnell aufzubauen und bis zum Schluss beizubehalten, viele unerwartete Wendungen, viele verschiedene Personen aus ebenso vielen Schichten der damaligen Zeit begegnen mir in Regensburg und wieder gelingt es Oliver Pötzsch ein sehr gutes und spannendes Finale am Ende zu präsentieren.

Ich finde die vielen kleinen Nebenschauplätze, die vielen Gestalten in Regensburg sehr abwechslungsreich und sie passen sehr gut ins große Ganze und ergeben so ein gutes Gesamtkonzept. Aber dieser Teil hat ein paar Längen, die es tapfer zu bestehen gilt, und auch hier ist Kuisls Tochter Magdalena in ihrem Handeln wieder naiv und äußerst töricht, („störrisches Weibsbild“) was mich teilweise gestresst hat, was dem Roman aber irgendwie auch gut tut.

Mit gefallen die Originalschauplätze, auch wenn Heute vielleicht nicht mehr alles vor Ort zu finden ist. Aber wieder findet sich im Epilog eine ausführliche und sehr schöne Beschreibung über die Örtlichkeiten vor Ort und wer Regensburg noch nicht kennt, sollte sich diesen Band unbedingt holen und Regensburg zu Fuß erkunden. Man wird sicherlich nicht enttäuscht werden.

Also auch Heute wieder eine klare Leseempfehlung für den dritten Teil.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Herzerfrischend humorvoll

Im nächsten Leben wird alles besser
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Ich hatte das Buch zunächst überhaupt nicht auf dem Schirm und bin eher durch Zufall darauf aufmerksam geworden. Und was soll ich sagen? Ich bin wirklich nicht enttäuscht worden.

Das Cover wirkt auf den ...

Ich hatte das Buch zunächst überhaupt nicht auf dem Schirm und bin eher durch Zufall darauf aufmerksam geworden. Und was soll ich sagen? Ich bin wirklich nicht enttäuscht worden.

Das Cover wirkt auf den ersten Blick etwas „dunkel“, bestimmt durch die Farbe schwarz, aber da sind noch bunte Buchstaben, die etwas erhellendes, erheiterndes haben, gemeinsam mit den beiden Karikaturen. Insgesamt gefällt mir das Cover recht gut.

Die Geschichte ist schnell erklärt. Der Protagonist Arnold Kahl ist ein Nörgler, mit sich und der Welt unzufrieden und findet sich plötzlich im Jahr 2045 wieder. Ein Alptraum, oder etwa doch nicht?

Dort ist er aber nicht allein, sondern ihm ist ein sogenannter Bot namens Gustav, eine Künstliche Intelligenz zur Seite gestellt, die sich um ihn kümmern soll, denn dies ist in der Zukunft scheinbar so. Welch eine tolle Vorstellung. Gustav kümmert sich mal mehr oder weniger emphatisch, meistens seiner technischen Logik folgend, ziemlich gut um Arnold, obwohl er ein Auslaufmodell ist. Manchmal scheint er schon Ausfallerscheinungen zu haben, was den Bot durchaus sehr sympathisch macht. Es beginnt eine herrlich Geschichte mit dem ungleichen „Paar“. Der Autor erzählt uns was sie gemeinsam erleben, welche abstrusen Situationen sie meistern und vor allem sind es die wirklich guten und klugen Dialoge, witzig, spritzig, mal bissig, mal mit schwarzem Humor gespickt, die diese Geschichte so wunderbar erfrischend macht.

Es ist ein Buch das durch seine Leichtigkeit, seinen Humor und durch den, für mich frischen Schreibstil besticht. Gerne wäre ich bei den beiden live dabei. Ich erwische mich immer wieder, wie ich schmunzelnd die Geschichte in mich aufsauge und mich auf das nächste Kapitel freue, mit einem verschmitzten Lächeln

Zugegeben, an manchen Stellen ist es etwas vorhersehbar, aber das tut der Leichtigkeit und dem Humor des Buches nicht weh. An manchen Stellen lag ich dann dennoch nicht ganz richtig, aber was soll’s. Es ist kein Krimi, kein Roman sondern gute Unterhaltung für einen lauen Sommerabend oder einen ebenso schönen Strandtag.

Sehr gut gefällt mit dann doch, dass es nicht nur eine einfache Unterhaltung ist, sondern mich ganz behutsam als Leser zum nachdenken anregt. Anregt über das Leben nachzudenken. Wie wichtig nehmen ich mich und wieviel bleibt dadurch vom „wir“ auf der Strecke. Was für Wünsche habe ich im Leben und kann ich diese realisieren.

Warum verschieben wir so viele wichtige Dinge auf Morgen um dann am Ende ihnen nurmehr nachzutrauern?

Ein herzerfrischendes Buch mit ganz klarer Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Ein tolles, emphatisches Buch

Der Zopf
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„Der Zopf“ ist Laetitia Colombanis Debütroman, der 2019 erschienen ist und lange Zeit auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand; jetzt steht auch fest, dass er verfilmt wird.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ...

„Der Zopf“ ist Laetitia Colombanis Debütroman, der 2019 erschienen ist und lange Zeit auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand; jetzt steht auch fest, dass er verfilmt wird.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf diesen Roman aufmerksam geworden bin, aber wahrscheinlich war er in der Buchhandlung meines Vertrauens nicht zu übersehen, oder ich habe auf Instagram darüber gelesen. Ehrlich gesagt, war ich immer etwas skeptisch, weil ich gedacht hatte, es ist ein klassisches Frauenbuch (was soll das eigentlich sein, ein Frauenbuch?). Jetzt weiß ich es besser, denn es ist ein „Menschenbuch“ und ich muss jetzt sagen, ich hätte das Buch schon viel eher lesen sollen.

Kurz zum Inhalt:

Es geht um drei Frauen. Smita, eine Unberührbare in Indien; Giulia, Tochter eines Perückenfabrikbesitzers auf Sizilien und um Sarah, eine erfolgreiche Anwältin in Montreal. Und die drei Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein; eine Jede mit ihrer eigenen -und aus meiner Sicht- starken Geschichte.

Das Cover finde ich unaufgeregt aber dennoch ist es für mich ansprechend gestaltet und hat mich immer wieder angezogen. Abgebildet klar: ein geflochtener Zopf.

Der Schreibstil des Romans hat mich wirklich begeistert. Die Autorin schreibt in einem ruhigen, angenehmen, mäanderten Stil ohne jedoch langweilig zu wirken. Diesem Stil bleibt sich die Autorin von der ersten bis zur letzten Seite treu, obwohl so einiges Aufregendes geschieht. Und gerade das war ein Aspekt, warum ich dieses Buch verschlungen habe. Sie beschreibt die Umgebung der drei Frauen so detailliert und anschaulich, dass ich mich in die Situationen, in denen sie sich jeweils befanden, sehr gut hineinversetzen konnte.

Jede der drei Frauen hat ihren eigenen Weg zu gehen; Wege die alles andere als einfach sind. Und ich habe mich anfangs gefragt, was die drei Frauen mit dem Titel „Der Zopf“ zu tun haben könnten? Aber im Verlauf des Romans eröffnet uns Laetitia Colombani leise und einfühlsam das Geheimnis. Alle drei Frauen sind unheimlich stark und sind ebenso hervorragen dargestellt.

Was mich beeindruckt hat, war der Umstand, dass alle drei Frauen aus völlig unterschiedlichen sozialen Schichten kommen und dennoch vieles Gemeinsam haben. Smita als Unberührbare hat keine Rechte in Indien und lebt in der untersten Schicht, die es in Indien gibt; Giulia scheint das wohlbehütete, verwöhnte Fabrikantentöchterchen aus Palermo zu sein und Sarah, die Powerfrau und erfolgreiche Anwältin in Montreal, die vermeintlich nichts aus der Bahn werfen kann. Aber weit gefehlt. Ich finde die Zielstrebigkeit, ihre Beharrlichkeit und die Art und Weise wie sie ihre Ziele verfolgen und versuchen diese auch gegen alle gesellschaftlichen Regeln zu erreichen, einen die drei Frauen auf eine ganz eigene Weise. Und natürlich spielen Haare eine nicht ganz unwichtige Rolle in ihren Leben.

Aber bei aller Euphorie fand ich es wirklich schade, dass der Roman viel zu schnell zum Ende kommt. Es wirkt fast schon gehetzt, wie die Autorin die Geschichte zum Ende bringt und ihr dadurch etwas vom anfänglichen Charme nimmt. Hier hätten dem Roman noch mindestens 200 Seiten gut getan um diesen Eindruck zu vermeiden.

Mein Fazit: Ein ganz emphatischer, einfühlsamer Roman, der mit leisen Tönen hervorragend auskommt und dennoch, oder gerade deswegen es vermag, die Kraft, die Zielstrebigkeit und die Willenskraft der drei Frauen wunderbar darzustellen. Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Erschütternd

Der Tätowierer von Auschwitz
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Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es gefiel mir. Ich finde es ist schwer zu beschreiben. Aber ich versuche es mal. Mir gefiel die offene, ehrliche Art und Weise, wie der Aufenthalt und die täglichen ...

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es gefiel mir. Ich finde es ist schwer zu beschreiben. Aber ich versuche es mal. Mir gefiel die offene, ehrliche Art und Weise, wie der Aufenthalt und die täglichen negativen und unhaltbaren Zustände in diesem Konzentrationslager beschrieben wird. Auf der anderen Seite liesen mich diese Kapitel erschütternd zurück, nicht weil ich überrascht war, sondern ob der offenen, detaillierten Beschreibungen. Fasziniert von der Art und Weise des Protagonisten, wie es ihm gelingt sich das Überleben im Lager zu sichern. Auch seine Bezeihung zu Gita lässt nur erahnen, was für Entbehrungen, Qualen und unwürdigen Zustände dort im Lager herrschten.

Ein ehrliches, interessantes und zugleich erschütterndes Buch.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Spannend bis zum Schluss

Miracle Creek
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Eine spannende Geschichte, die mich gleich “mit dem ersten Paukenschlag“ in ihren Bann gezogen hatte.
Zwei Menschen kommen bei einer Sauerstofftherapie ums Leben und relativ schnell ist klar (so glaubt ...

Eine spannende Geschichte, die mich gleich “mit dem ersten Paukenschlag“ in ihren Bann gezogen hatte.
Zwei Menschen kommen bei einer Sauerstofftherapie ums Leben und relativ schnell ist klar (so glaubt man zunächst), dass es kein Unfall war, sondern Mord. Der Hauptschauplatz ist eine Gerichtsverhandlung. Elizabeth steht wegen Mordes vor Gericht. Und es geht in erster Linie um Elizabeth und ihren autistischen Sohn. Jedoch werden nach und nach die Menschen, im Zeugenstand und aus ihrem Umfeld immer undurchsichtiger und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass alle lügen und ein jeder „seine Leiche im Keller hat“.

Und in der Tag wird nach und nach klarer, dass mehrere Personen als Täter in Betracht kommen, oder doch nicht? Ich finde Angie Kim gelingt hier ein ganz tolles Katz und Maus- Spiel, dass für mich wirklich bis zum Schluss spannend blieb. Auch gefällt mir, dass die einzelnen Kapitel immer von den verschiedenen Personen, welche in der Geschichte vorkommen, handelt. Immer wenn ich „ganz nah dran war“ gab es wieder eine Wendung mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich fand das Buch sehr gelungen, guter Schreibstil und irgendwie hatte ich das Gefühl, die Menschen persönlich zu kennen. Einfach genial!

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