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Veröffentlicht am 27.09.2020

Eine Geschichte über Liebe, die auch den Tod überdauert

Morgen kommt ein neuer Himmel
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"Ich bin der Meinung, dass so eine Leidenschaft - selbst, wenn sie aus Angst und Unsicherheit entsteht - viel besser ist als ein Leben voller Banalitäten."

Als Elizabeth stirbt, geht für ihre Tochter ...

"Ich bin der Meinung, dass so eine Leidenschaft - selbst, wenn sie aus Angst und Unsicherheit entsteht - viel besser ist als ein Leben voller Banalitäten."

Als Elizabeth stirbt, geht für ihre Tochter Brett die Welt unter. Ihr Leben lang war ihr die Mutter die engste Vertraute, hatten die beiden doch eine sehr innige Beziehung zueinander. Umso weniger kann Brett verstehen, weshalb ihre Mutter sie in ihrem Testament kaum bedacht zu haben scheint - während beide Brüder ein großes Vermögen erben und ihre Schwägerin sogar die Firma, die eigentlich Brett hätte übernehmen wollen, erhält Brett ersteinmal - Nichts. Nun ja, nicht ganz "Nichts": Sie bekommt eine Liste mit Lebenszielen, die sie selbst als 14-jähriges Mädchen verfasst und später weggeworfen hat, denn für ihre geliebte Tochter hat sich Elizabeth etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie möchte ihrer Tochter ein neues, ein glücklicheres Leben schenken.

Im Verlauf des Romas lernt Brett, über ihren eigenen Schatten zu springen und die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erkennen sowie dafür zu kämpfen - sie setzt sich für andere ein, hört auf ihre innere Stimme und unterdrückt nicht mehr das, was sie eigentlich will, nur, weil sie die Ewartungen anderer erfüllen möchte. Sie lernt, dass es nicht darauf ankommt, wer das meiste Geld hat und im schönsten Haus wohnt, sondern auf Freundschaft und darauf, wer man tief in seinem Herzen ist und dass man für andere Menschen da ist, wenn sie einen brauchen. Dabei verlässt sie mehr als einmal ihre Komfortzone und gewinnt eine ganz neue Sicht auf das Leben, die ihr eine riesige charakterliche Entwicklung ermöglicht und - denn was wäre ein Liebesroman ohne Happy End - zum Schluss auch den Weg zu ihrer ganz großen Liebe und dem Leben weist, dass sie sich tief in sich drin immer gewünscht hat.


Ganz zu Beginn habe ich mich mit der Protagonistin etwas schwergetan und sie war mir, offengestanden, nicht gerade sympathisch. Aber das war wohl auch die Absicht der Autorin, denn nur so wird die Wandlung, die Brett durchläuft (und somit letztlich auch die Botschaft des Romans) wirklich klar. Die Idee mit der Liste hat mir sehr gut gefallen und ich wollte unbedingt erfahren, ob es der Protagonistin gelingt, alle Ziele umzusetzen, zumal sie zunächst nicht sehr angetan von dieser Idee ist. Doch was mit einem bloßen Abarbeiten von Punkten auf einer Liste beginnt, um endlich das ersehnte Erbe zu erhalten, wird schnell zu einem Herzensprojekt und endet in genau dem, was sich ihre Mutter Elizabeth erhofft hatte. Denn das, diese grenzenlose Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter, ist für mich die eigentliche Liebesgeschichte dieses Romans!

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, das Ende vielleicht ein kleines bisschen zu klischeehaft - aber bei einem richtigen Liebesroman darf das ja auch mal sein!

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und daher gibt es von mir 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 27.09.2020

Schöner historisch angehauchter Liebesroman

Der Himmel über Havanna
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"Als sie ihn betrachtete, fuhr ein Schmerz durch ihre Brust. Sie war so kurz davor, sich in ihn zu verlieben. Aber das durfte sie nicht."

Eigentlich will Lisandra sich gar nicht in Andy verlieben, immerhin ...

"Als sie ihn betrachtete, fuhr ein Schmerz durch ihre Brust. Sie war so kurz davor, sich in ihn zu verlieben. Aber das durfte sie nicht."

Eigentlich will Lisandra sich gar nicht in Andy verlieben, immerhin macht dieser nur Urlaub in Havanna und muss in absehbarer Zeit zurück nach Deutschland reisen... Doch dann verstirbt Lisandras Großmutter und führt ihre Enkelin mit ihren letzten Worten auf die Spuren eines alten Geheimnisses. Ab diesem Moment nimmt alles seinen Lauf, denn weder Lisandra noch ihrerzeit ihre Großmutter Madelin können sich der Macht der Liebe entziehen.

Die Geschichte beschreibt das Schicksal zweier junger Frauen und spielt in zwei sich abwechselnden Zeitebenen, beide Male mit schön gezeichneten Protagonisten und glaubwürdig und bewegend dargestellt. Der Leser kann sich gut in die Charaktere hineinversetzen und auch die Umgebung wird authentisch beschrieben. Da möchte man doch gleich im nächsten Urlaub mal nach Kuba reisen :)

Veröffentlicht am 27.09.2020

Adel verpflichtet... Oder doch nicht?

Everdeen River
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"Am Ende ist alles entweder ein Geschenk oder eine Lektion. Willst du das Geschenk, wähle das Glück. Willst du die Lektion, wähle die Pflicht."

Samira, Tochter eines Duke, kann mit dem braven, konservativen ...

"Am Ende ist alles entweder ein Geschenk oder eine Lektion. Willst du das Geschenk, wähle das Glück. Willst du die Lektion, wähle die Pflicht."

Samira, Tochter eines Duke, kann mit dem braven, konservativen Mädchen, als das ihr Vater sie gerne hätte, nicht viel anfangen. Und so begehrt sie auf, immer und immer wieder wird sie in einen Skandal nach dem nächsten verwickelt und macht ihren Bodyguards das Leben schwer. Als dann Jackson auftaucht, scheint er zunächst nur einer von vielen auf der endlos langen Liste derer zu sein, die es nicht sehr lange mit ihr aushalten.
Kurz darauf beschließt der Duke, Sam bis zu ihrem 21. Geburtstag für 7 Monate auf eine Farm im kleinen Örtchen Everdeen River irgendwo im Nirgendwo zu schicken, worüber Sam alles andere als glücklich ist. Und dann soll auch noch ausgerechnet Jackson sie begleiten! Dabei ist der ebenfalls nicht gerade begeistert, ist ebenjener Ort doch sein Heimatdorf, in das er so schnell eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte...
Doch es kommt ganz anders als gedacht: Die beiden werden überschwänglich von den Dorfbewohnern begrüßt und schon bald entpuppt sich Sam als fröhliche, einfühlsame junge Frau, womit sie Jackson ins Dilemma bringt: Die leise aufkeimenden Gefühle für Sam lassen sich nicht mit seiner Anstellung als ihr Bodyguard vereinbaren, und dann ist da ja auch noch dieser düstere Plan, in den er verwickelt ist und von dem niemand etwas weiß...

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir dank des lockeren, angenehmen Schreibstils leicht, obwohl mir die Protagonisten zu Beginn nicht unbedingt sympathisch waren. Das änderte sich nach der Ankunft in Everdeen River aber schnell, da sowohl Samira als auch Jackson hier einiges an Entwicklung durchmachen. Das Örtchen selbst hat mir sofort gefallen, die Menschen dort sind sehr aufgeschlossen und bestechen durch ihre Herzenswärme und Lebensfreude. Da wäre ich an Samiras Stelle gerne gelandet!

Laura Misellie gelingt es, die Geschichte einer wunderbaren Liebe zu erzählen, welche immer wieder auf die Probe gestellt wird, und dabei die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.

Veröffentlicht am 25.11.2023

Zu langatmig

Wilde Minze
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Sara, die in ihrer Jugend die Mutter wegen einer Überdosis verloren und der Familie den Rücken gekehrt hat, um in LA von vorne anzufangen, ist mittlerweile angesehene Barkeeperin. Auch Emilys Schwester ...

Sara, die in ihrer Jugend die Mutter wegen einer Überdosis verloren und der Familie den Rücken gekehrt hat, um in LA von vorne anzufangen, ist mittlerweile angesehene Barkeeperin. Auch Emilys Schwester ist drogenabhängig, und Emily leidet unter der fehlenden Aufmerksamkeit, die ihr als kleiner Schwester zukommt; die Folge ist ein Leben, in dem sie zwischen ihrem Job im Blumenladen, ihrem niemals endenden Studium und Beziehungen hin- und herpendelt.
Die erste Begegnung zwischen Sara und Emily verläuft ebenso intensiv wie zunächst folgenlos. Denn es ist zwar erste Liebe auf den ersten Blick, als die beiden im Yerba Buena, einem schicken Restaurant, aufeinandertreffen, doch verlieren sie sich im Anschluss aus den Augen. Erst später begegnen sie sich wieder und beginnen eine Beziehung, die jedoch nicht unangetastet bleibt von dem, was sie in ihrer Kindheit und Jugend erleben mussten.

Der Roman liest sich schnell, konnte mich dabei aber nicht packen. Die ersten paar Kapitel, die die Jugend der beiden Protagonistinnen beschreibt, fand ich spannend und intensiv zu lesen; irgendwann bald danach hat die Geschichte mich leider verloren. Erzählt wird abwechselnd aus den Leben Saras und Emilys, die viele Ähnlichkeiten aufweisen, jedoch lange Zeit parallel verlaufen und erst spät im Buch zueinanderfinden. Für mich hat sich das mehr gelesen wie zwei einzelne Geschichten, zwischen denen man immer wieder abwechselt, und nicht wie zwei Einzelstränge einer Geschichte. Das Gefühl des Verlorenseins, die Traumata, die aus dem Erlebten resultieren, die Suche nach einem Ort zum Ankommen - all das wird großartig transportiert und aufgearbeitet durch die unaufgeregte Sprache und die zarten Gefühle, die im Roman beschrieben werden.
Mir war das aber leider zu wenig. Die ersten Jahre des Erwachsenenlebens der beiden waren mir zu ausführlich und langatmig beschrieben, hier hätte man mMn stark kürzen bzw. mit der Begegnung und Beziehung der beiden einfach etwas früher ansetzen können.

So war "Wilde Minze" für mich ein Roman, der zwar ganz schön ist, aber kaum in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 11.10.2023

Coming of Age und Trauer

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Die Wohnung beengt, die Mutter von Arbeit und der eigenen Verzweiflung eingenommen, die neuen Mitschüler*innen - mal schauen. Wenn ihr eigenes Leben gerade schon irgendwie unbequem ist, sollen es wenigstens ...

Die Wohnung beengt, die Mutter von Arbeit und der eigenen Verzweiflung eingenommen, die neuen Mitschüler*innen - mal schauen. Wenn ihr eigenes Leben gerade schon irgendwie unbequem ist, sollen es wenigstens die anderen besser haben, denkt sich Katha, und so tut sie, was sie immer tut - sie macht es allen recht. Kümmert sich um die jüngere Schwester, die sich kaum in ihr neues Leben einfinden kann, schmeißt den Haushalt, arbeitet in der Schule mit. Sie ist Mustertochter, Musterschwester, Musterschülerin, Musterfreundin. Sie ist Lebenshandwerkerin. Ihre Gedanken und Gefühle macht sie, wenn überhaupt, mit sich selbst aus. Bis sie eines Tages am Fenster Angelicas steht und es plötzlich aus ihr herausbricht, all das, was sich in den letzten Jahren angestaut hat.

Nach der Scheidung ihrer Eltern ziehen Katha und Nadine mit der Mutter nach Dortmund. Die Trennung hat sich lange abgezeichnet, Kuppelversuche mittels Zettelbotschaften hin oder her. Und nun sitzen sie dort, in dieser Wohnung, in der sich niemand wirklich zuhause fühlt, in der die Abwesenheit des Vaters allgegenwärtig ist, in der man einander und der Welt nur im Badezimmer entkommen kann. Anschluss in der Schule findet man schnell, wenn man ein Chamäleon ist, für Katha also im Gegensatz zu ihrer Schwester kein Problem. Aber wohin mit all dem, was sich nicht aussprechen lässt, weil es niemanden interessiert, weil man stark sein und für andere da sein muss? In Angelica findet Katha eine Gesprächspartnerin, denn sie hört ihr zu, sie will wissen, wie es Katha geht. Und zwar wirklich, da genügt keine Standardantwort. Angelica gibt Katha all die mütterliche Liebe und den Halt, die dieser in ihrem jungen Leben fehlen. Und dann, eines Tages, steht das alles einfach so vor dem Aus, und für Katha gerät die Welt ins Wanken.

Scherzants Roman ist der Inbegriff von Coming-Of-Age, besonders in der ersten Buchhälfte. Katha, die nach und nach all die Schwierigkeiten des Lebens erahnt, die längst kein Kind mehr ist und manchmal doch so gerne noch eins wäre, muss lernen, sich nicht nur in der Welt zurechtzufinden, sondern auch für sich selbst einzustehen. Der zweite und dritte Teil des Buches dann widmen sich Angelica und ihrer Krankheit und Kathas Umgang damit. Der zweite Teil ist dabei eher fragmentarisch und arbeitet viel mit Wiederholungen und alternativen Szenarien. Das kann mitunter recht anstrengend werden, weil sich Realität und Fantasie vermischen und weil die Leichtigkeit, die die erste Buchhälfte trotz allem kennzeichnet, der Eintönigkeit und der Last von Trauer und großem Schmerz weichen. Anschließend nimmt die Handlung zwar nochmal etwas an Fahrt auf, reicht aber nicht mehr ganz an den Beginn des Romans heran; eine gute Lektüre ist der Roman dennoch.