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Veröffentlicht am 25.10.2020

Ein ganz besonderes Kochbuch

Komm in meine Küche!
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In Puchheim bei München leben rund 22000 Einwohner aus über 115 Nationen. Die Autoren hatten die Idee, einige davon beim Kochen zu besuchen. Die Personen werden jeweils vorgestellt und erzählen etwas über ...

In Puchheim bei München leben rund 22000 Einwohner aus über 115 Nationen. Die Autoren hatten die Idee, einige davon beim Kochen zu besuchen. Die Personen werden jeweils vorgestellt und erzählen etwas über sich und ihre Herkunft. Ich finde die Idee wunderbar. So bringt man Leute zusammen. Ich finde es sehr interessant, die Geschichten der Köche zu lesen, und was sie über Deutschland und ihre Heimat zu erzählen haben. Die Rezepte sind schön gestaltet. Leider enthalten die meisten Rezepte Fleisch oder Fisch, sodass für mich nur wenige in Frage kommen bzw. ich vieles abändern muss. Danke an alle Köche, die hier ein vegetarisches Rezept teilen! Ich finde die Idee wirklich toll umgesetzt, das Buch ist sehr gelungen! Vielleicht gibt es ja irgendwann einen zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Jeder kann etwas zum Umweltschutz beitragen

Groß genug, die Welt zu retten
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Dieses gebundene Buch ist sehr schön gestaltet und qualitativ hochwertig. Die vielen Bilder laden zum mitdenken ein. Das Buch stellt pro Doppelseite jeweils ein Kind vor, welches einen Beitrag zum Umweltschutz ...

Dieses gebundene Buch ist sehr schön gestaltet und qualitativ hochwertig. Die vielen Bilder laden zum mitdenken ein. Das Buch stellt pro Doppelseite jeweils ein Kind vor, welches einen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Die Kinder stammen aus der ganzen Welt, unter anderem aus Deutschland, USA, Australien, Indien oder Kenia. Die Geschichten zeigen einfache aber wirksame Methoden auf, einen Teil zum Umweltschutz beizutragen. Obwohl der individuelle Beitrag nie so groß sein kann wie der von großen Firmen, finde ich den Ansatz trotzdem sehr wichtig. Das Buch ist gemäß Verlag ab 4 Jahren geeignet, zum wirklichen Verstehen müssen die Kinder vielleicht etwas älter sein. Ein wirklich schönes Buch, um Kindern das Thema schon früh nahezubringen!

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Zwischen zwei Kulturen

Die Sommer
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"Du darfst diese Geschichte nicht vergessen, sagte der Vater, das ist deine Geschichte, Leyla.
Diese Geschichte, in der sie kein Land hatten, keinen Platz, und wegen der sie in Deutschland waren. Nicht ...

"Du darfst diese Geschichte nicht vergessen, sagte der Vater, das ist deine Geschichte, Leyla.
Diese Geschichte, in der sie kein Land hatten, keinen Platz, und wegen der sie in Deutschland waren. Nicht im Land mit den singenden Hirten, den Frauen mit den Tätowierungen im Gesicht, den Bergdörfern, den weiten Landschaften aus dem kurdischen Fernsehen."

Leyla wächst als Tochter einer Deutschen und eines ezidischen Kurden in der Nähe von München auf. Die Sommer verbringt sie jeweils bei den Großeltern im Norden Syriens. Das kleine Dorf, die Lehmhäuser, die trockene Hitze, der Staub, das Obst, die Oliven, das selbst gebackene Brot. Tee trinken mit den Großeltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Nachbarn... All das verbindet Leyla mit Kurdistan. Aber Kurdistan darf sie nicht sagen. "Wir gehen zu den Großeltern" soll sie sagen, wenn jemand fragt. Die Wochen vergehen immer langsam und doch zu schnell. Doch es kommt zunehmend zu Unruhen im Land und schließlich 2011 zum Bürgerkrieg. Leyla fliegt nicht mehr nach Syrien. Stattdessen verfolgt die Familie fast Tag und Nacht im Fernsehen, was im Land passiert und versucht verzweifelt, die Familie nach Deutschland zu bringen.

Ich mochte den erzählenden Schreibstil, was Leyla erlebt hat, wie sie mit diesen Kulturen groß wird und langsam mehr versteht. Ich fand es eindrücklich, wie Leyla sich zwischen diesen Welten hin-und hergerissen fühlt, wie sie nirgendwo richtig dazugehört, und wie schmerzlich es ist, dass keiner das Land kennt, in dem sie ihre Wurzeln hat. Mich hat das Buch unglaublich berührt. Ein großartiges, tiefgründiges, emotionales Debüt und eines der besten Bücher von 2020. Ich hoffe auf ein baldiges zweites Buch der Autorin!

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Unglaublich gut und tiefgründig

Ich bleibe hier
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"Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alten Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf ...

"Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alten Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammeltem. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben."

Trina wächst in Graun in Südtirol auf. Dort sind ihre Wurzeln, ihre Familie; dort heiratet sie Erich und bekommt zwei Kinder. Immer wieder wird sie vor die Entscheidung gestellt: will sie gehen oder bleiben? Nach dem ersten Weltkrieg gehört Südtirol zu Italien und wird nach und nach "Italianisiert", die deutsche Sprache wird verboten, die Menschen sind gezwungen Italienisch zu lernen oder auszuwandern. Trina, die vor kurzem die Lehrerausbildung abgeschlossen hat, darf nicht unterrichten. Sie lernt Italienisch und beschließt, die Kinder des Dorfes heimlich auf Deutsch zu unterrichten - ein gefährliches Unterfangen. Immer wieder wird von einem geplanten Staudamm in Reschen und Graun gesprochen. Mit dem zweiten Weltkrieg kommt nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich erneut eine Entscheidung: soll man ins Hitler Deutschland auswandern? Trina und Erich entscheiden sich dagegen. Im Krieg flüchten sie in die Berge und überleben nur knapp. Nach dem Krieg folgt der bittere Kampf der Dorfbewohner gegen den Staudamm - vergeblich.

Dieser Roman wird mich noch lange verfolgen. Ursprünglich erschien er unter dem Namen "Resto qui" und wurde von Maja Pflug ins Deutsche übersetzt. Marco Balzano versteht was vom Schreiben. Seine Sprache ist wunderbar unaufgeregt und doch poetisch. Mir gefällt die kluge und kämpferische Protagonistin Trina und die geschichtlichen Aspekte. Ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und wollte nicht mehr hochkommen. Ein wahnsinnig gutes Buch!

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Ein großartiges Erlebnis

Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen
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"Bergbewohner - gab es die überhaupt noch? Gab es noch irgendwo authentische Berge, unberührt vom Kolonialismus der Stadt, unversehrt in ihrem Berg-Sein?"

Zu seinem 40. Geburtstag beschließt Paolo Cognetti, ...

"Bergbewohner - gab es die überhaupt noch? Gab es noch irgendwo authentische Berge, unberührt vom Kolonialismus der Stadt, unversehrt in ihrem Berg-Sein?"

Zu seinem 40. Geburtstag beschließt Paolo Cognetti, nach Dolpo zu reisen, die entlegenste Region Nepals, unweit der tibetischen Grenze. Dort erhofft er, noch die unberührten Berge von einst zu finden, das „verlorene Tibet“. Mit zwei Freunden und einem nepalesischen Guide sowie einer Reihe von Trägern, einem Koch, Zelten und Maultieren macht er sich also auf den Weg. Der Plan ist einfach: sie wollen diese entlegene Region zu Fuß entdecken, ohne auf einen Gipfel zu steigen. Viele Jahre zuvor hat Peter Matthiessen die Region besucht, das Buch „Auf der Spur des Schneeleoparden“ entstammt dieser Reise. Der Weg umfasst mehrere Pässe bis 5500 Höhenmeter. Sehenswürdigkeiten der Strecke umfassen den Phoksundo-See, das Kloster Shey Gompa und den heiligen Kristallberg. Cognetti nimmt uns mit auf seine Reise – eine spirituelle Reise zurück zu sich selbst, auf der Suche nach Ruhe und dem Sinn des Lebens.

„Das Gehen reduzierte das Leben aufs Wesentliche, auf Essen, Schlaf, Begegnungen, Gedanken. (…) Seit Wochen lebte ich von Reis, Linsen, Gemüse, manchmal auch von Eiern und Käse, von meinem Schneeleoparden, meinem Notizheft und von meinen Freunden. Mehr noch als darüber, dass man mit so wenig auskommen kann, staunte ich, dass ich gar kein Verlangen nach mehr hatte. Erst, wenn wir irgendwo Halt machten, kehrten die Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ziele zurück – Löcher, die man stopfen möchte.“

In groben Zügen erzählt Gognetti uns von seiner Reise durch den Himalaya. Zwischendurch eingestreut sind Gedanken zu den Bergen und der Einsamkeit. Immer wieder enthält das Buch auch seine Skizzen der Orte, die er unterwegs sieht. Da ich selbst auch schon im Himalaya trekken war, war das Buch für mich wie eine schöne Erinnerung, ein Weckruf. Ich habe selbst ähnliches erlebt, ohne dass ich es so schön zu Papier bringen hätte können. Das Buch ist kurzgehalten und teils sehr poetisch geschrieben. Für mich war es ein großartiges Leseerlebnis. Wer das „Gehen, ohne den Gipfel zu Besteigen“ auch schon erlebt hat wird dieses Buch mögen. Ich bin froh, dass Cognetti seine Reise mit uns teilt und kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

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