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Veröffentlicht am 29.10.2020

Temporeicher Pageturner

Frostgrab
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Nur widerstrebend folgt die ehemalige Snowboarderin Milla einer Einladung in ein Ski-Resort in den französischen Alpen. Doch die Neugier ist zu groß, denn es ist mittlerweile zehn Jahre her, dass sie ihre ...

Nur widerstrebend folgt die ehemalige Snowboarderin Milla einer Einladung in ein Ski-Resort in den französischen Alpen. Doch die Neugier ist zu groß, denn es ist mittlerweile zehn Jahre her, dass sie ihre damalige Clique, mit der sie für Wettkämpfe trainiert hat, gesehen hat. Doch dann kam es zu einer Tragödie, die den ganzen Freundeskreis und die Zukunftspläne durcheinanderwirbelte. Im Ski-Resort stellen die ehemaligen Freunde jedoch schnell fest, dass es sich nicht um ein harmloses Treffen handelt. Denn irgendwer treibt ein perfides Spiel. Doch warum? Und wer ist es? Schon bald kann Milla niemandem mehr vertrauen....

Die Handlung wird in der Ich-Form, aus der Sicht von Milla, geschildert und trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. Man beobachtet sowohl die aktuellen Ereignisse, als auch die, die sich vor zehn Jahren abspielten und schließlich in einer schrecklichen Tragödie endeten. Durch die gewählte Perspektive steckt man quasi in der Haut von Milla. Dadurch erlebt man ihre Gedanken und Gefühle hautnah mit. Das heißt aber noch nicht, dass Milla eine großartige Sympathieträgerin ist. Denn sie ist zunächst nicht so leicht zu durchschauen und lässt im Verlauf der Handlung Charakterzüge aufblitzen, die nicht unbedingt dafür sorgen, dass man sie spontan ins Herz schließt. Man betrachtet sie deshalb eher distanziert. Außerdem hat man durch die gewählte Erzählperspektive eine etwas eingeschränkte Sicht auf die Gesamtlage. Denn man bekommt nur das mit, was Milla preisgibt. Doch kann man ihr wirklich trauen? Und wie sieht es mit den anderen Akteuren aus? Denn auch die sind nur schwer einzuschätzen. 

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn die Autorin beschreibt Handlungsorte und Protagonisten in beiden Zeitsträngen so lebendig, dass man Hintergrundkulissen und Charaktere vor Augen hat. Snowboardfans dürften hier besonders auf ihre Kosten kommen. Am Anfang sollte man aufmerksam lesen, um die Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander richtig zuzuordnen. Beide Handlungsstränge wecken sofort die Aufmerksamkeit. Die Wechsel sind so geschickt angelegt, dass recht früh ein hohes Tempo angeschlagen wird. Denn oft stoppen die Szenen an entscheidenden Stellen, bei denen man gerne sofort weiterlesen würde. Doch durch den Wechsel muss man sich dem anderen Strang zuwenden, der dann aber ebenso ereignisreich verläuft, so dass man in den Sog des Thrillers gerät. Man erfährt einiges über die ehemaligen Freunde und kann überhaupt nicht einschätzen, wem man eigentlich vertrauen kann. Hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Außerdem schwebt eine bedrohliche Atmosphäre zwischen den Zeilen, die zuweilen nicht nur Spannung, sondern auch Gänsehaut-Feeling, verursacht. Zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse in beiden Strängen dramatisch zu und gipfeln schließlich in einem hochspannenden Finale, das keine Fragen offen lässt. 

Ein spannender Thriller, der durch hohes Tempo, eine atemberaubende Hintergrundkulisse und schwer einzuschätzende Charaktere überzeugt!

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Spannung und Nervenkitzel garantiert!

Amissa. Die Verlorenen
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"Amissa - Die Verlorenen" ist der Auftakt einer Thriller-Trilogie. Im Mittelpunkt stehen der private Ermittler und ehemalige Polizist Jan Kantzius und seine Frau Rica, die für die Hilfsorganisation Amissa ...

"Amissa - Die Verlorenen" ist der Auftakt einer Thriller-Trilogie. Im Mittelpunkt stehen der private Ermittler und ehemalige Polizist Jan Kantzius und seine Frau Rica, die für die Hilfsorganisation Amissa weltweit nach vermissten Personen sucht. Als die beiden in eine Autobahnkarambolage geraten, die dadurch ausgelöst wird, dass ein verzweifeltes Mädchen panisch über die Fahrbahnen rennt und kurz danach in Jans Gegenwart stirbt, beginnen sie genauer nachzuforschen. Dabei finden sie heraus, dass das Mädchen offenbar entführt wurde. Die Umstände sind äußerst rätselhaft und die Polizei scheint bei den Ermittlungen nicht weiterzukommen. Doch Jan und Rica stoßen auf erste Hinweise, denen sie um jeden Preis folgen. Dabei ahnen sie nicht einmal im Ansatz, in welches Wespennest sie dabei stechen....

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im spannenden Geschehen und gerät dadurch von Anfang an in den Sog der Ereignisse. Dabei gilt es mehrere Handlungsstränge zu verfolgen, die oft an entscheidenden Stellen stoppen und so das Tempo erhöhen. Es gibt auch immer wieder kursiv gedruckte Einschübe oder Rückblicke in die Vergangenheit, die für zusätzliche Spannung sorgen. Einmal angefangen, fällt es also äußerst schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. 

Die Charaktere haben Ecken und Kanten und wirken dadurch sehr lebendig. Auch wenn Jan Kantzius nicht sofort zu den Sympathieträgern dieses Thrillers gehört, da er zunächst etwas eigensinnig, verschlossen und unnahbar wirkt und dadurch schwer einzuschätzen ist, freundet man sich während des Lesens immer mehr mit ihm an. Rica wirkt von Anfang an deutlich sympathischer, obwohl es offensichtlich ist, dass sie eine Vergangenheit hat, die man niemandem wünscht. Gemeinsam geben sie ein tolles Paar ab, bei dem die Verbundenheit zwischen den Zeilen spürbar ist. Man braucht allerdings nicht zu befürchten, dass die privaten Hintergründe der Ermittler zu viel Raum einnehmen. Der Fall und die Ermittlungen stehen im Zentrum. 

Egal ob der Autor als Andreas Winkelmann oder wie hier, als Frank Kodiak, schreibt, versteht es wieder hervorragend, mit den Ängsten der Leser zu spielen. Denn Eltern dürfte es wohl eiskalt den Rücken herunterlaufen, wenn sie beobachten müssen, mit welcher Naivität die weiblichen Jugendlichen hier ihre Sorgen blauäugig mit Unbekannten in den sozialen Medien teilen und nicht ahnen, mit wem sie sich da austauschen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Spannung und Nervenkitzel sind deshalb durchgehend vorhanden. Im Verlauf der Handlung kommt es außerdem zu einigen Überraschungen. Dadurch ist das Geschehen kaum vorhersehbar und das Ende weckt die Neugier auf die Fortsetzung. 

Ein spannender Auftakt der Thriller-Trilogie, bei dem das Ende dafür sorgt, dass man so schnell wie möglich den nächsten Teil lesen möchte. 

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Ehrliche und persönliche Einblicke

Als die Welt stehen blieb
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Die norwegische Autorin und Drehbuchschreiberin Maja Lunde gewährt in "Als die Welt stehen blieb" einen sehr persönlichen Einblick in ihre ersten Tage des Lockdowns. Das Familienleben mit ihrem Mann und ...

Die norwegische Autorin und Drehbuchschreiberin Maja Lunde gewährt in "Als die Welt stehen blieb" einen sehr persönlichen Einblick in ihre ersten Tage des Lockdowns. Das Familienleben mit ihrem Mann und den drei Söhnen liest sich wie ein Tagebuch. Dabei lässt Maja Lunde ihre Leser an ganz persönlichen Gedanken und Alltagssituationen teilhaben.

Plötzlich schrumpft die Welt zusammen und die digitale Verbindung zur Außenwelt gewinnt immens an Bedeutung. Home-Office und Home-Schooling nehmen einen Großteil des Tages in Anspruch. Gerade der Online-Unterricht stellt Eltern und Kinder vor ungeahnte Herausforderungen und erhöht das Konfliktpotential. Dazu kommen die Sorgen und Ängste um gefährdete Verwandte, Freunde oder Bekannte. Der wichtige persönliche Kontakt wird eingeschränkt. Jeder Leser kennt genau diese Situation selbst, denn so oder zumindest ähnlich, ist es allen vor wenigen Monaten, zur Anfangszeit der Corona-Pandemie gegangen. 

Die Autorin beschreibt ihre Eindrücke so intensiv, dass man das Gefühl hat, direkt von ihr angesprochen zu werden. Maja Lunde, die wie sie zugibt, nah am Wasser gebaut ist, teilt die Wucht der Eindrücke, die auf sie einprasseln und ihre Sorgen ungeschminkt mit den Lesern. Dadurch wirkt sie sehr sympathisch. Das kleine Büchlein liest sich deshalb nahezu von selbst. 

Ein durchweg interessanter und ehrlicher Einblick in die ersten Tage des Lockdowns, aus sehr persönlicher Sicht von Maja Lunde. 

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Fasziniert und regt zum Nachdenken an

Das Buch Ana
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In ihrem Roman "Das Buch Ana" erzählt Sue Monk Kidd die fiktive Geschichte von Ana. Ana wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Die Mutter scheint Anas Bruder Judas deutlich zu bevorzugen, ...

In ihrem Roman "Das Buch Ana" erzählt Sue Monk Kidd die fiktive Geschichte von Ana. Ana wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Die Mutter scheint Anas Bruder Judas deutlich zu bevorzugen, doch Anas Vater sorgt dafür, dass seine Tochter lesen und schreiben lernt und die Thora studieren kann. Das schärft nicht nur ihren  Verstand, sondern fördert ihr Interesse am Schicksal der Frauen, die in ihrer Welt kaum Rechte haben und den Männern und ihrer Willkür ausgeliefert sind. Ana schreibt diese Geschichten auf, um den Frauen eine Stimme zu geben und so dafür zu sorgen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Schon bald muss sie feststellen, dass auch sie sich unterordnen soll. Denn ihre Familie vereinbart eine Verlobung mit einem deutlich älteren Mann. Als sie diesem Mann auf dem Markt förmlich vorgeführt wird, lernt Ana dort zufällig einen jungen Mann kennen, der ihr schon bald nicht mehr aus dem Kopf geht. Es handelt sich um Jesus von Nazareth. Diese Begegnung ändert alles für Ana....

Die Grundidee dieses fiktiven historischen Romans, dass Jesus von Nazareth verheiratet gewesen sein könnte, und dass Ana, die junge jüdische Frau, mit den, für ihre Zeit geradezu rebellischen Gedanken, diese Frau gewesen sein könnte, wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig. Doch Sue Monk Kidd schafft es bereits nach wenigen Seiten, dass man diese Gedanken vergisst und die Geschichte fasziniert auf sich wirken lässt. Denn es gelingt ihr einfach hervorragend, die damalige Zeit zum Leben zu erwecken. 

Im Zentrum der Handlung steht Ana. Sie ist ein junge Frau, die nicht alles als gegeben hinnimmt, sondern darüber nachdenkt und hinterfragt. Ana wirkt vom ersten Moment an sympathisch und deshalb kann man sich mit ihr identifizieren und ganz in die fiktive Geschichte eintauchen. Wobei es der Autorin mühelos gelingt, historische Fakten und künstlerische Freiheit glaubhaft miteinander zu verweben. Dabei herausgekommen ist ein Roman, der einen bereits nach wenigen Seiten in den Bann zieht. Denn Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass eine einzigartige Atmosphäre entsteht. Auch wenn man natürlich weiß, wie die Geschichte endet, kommt keine Langeweile auf, denn es gibt nicht nur einige Überraschungen, sondern etliche Szenen, die berühren und zum Nachdenken anregen. 

"Das Buch Ana" ist ein grandioser historischer Roman, mit einer fiktiven Hauptprotagonistin, die sich selbst nie in den Mittelpunkt stellt, aber es versteht, zum Nachdenken anzuregen. 

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Magisch...

Die Nebel von Skye
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Tante Mathilda lädt Enya und ihre Familie in die schottischen Highlands ein. Mathilda möchte dort gemeinsam mit ihnen Silvester verbringen. Außer bei Enya, die sich dort Anregungen für einen Kurzfilm erhofft, ...

Tante Mathilda lädt Enya und ihre Familie in die schottischen Highlands ein. Mathilda möchte dort gemeinsam mit ihnen Silvester verbringen. Außer bei Enya, die sich dort Anregungen für einen Kurzfilm erhofft, hält sich die Begeisterung der anderen Familienmitglieder in Grenzen, denn eigentlich hat niemand Lust auf diese Reise. Da Tante Mathilda allerdings sehr reich ist und in Aussicht gestellt hat, dass sie Teile ihres Vermögens lieber mit der warmen Hand abgeben möchte, müssen alle mit. Kaum angekommen, üben die schottischen Highlands eine magische Faszination auf Enya aus. Sie sieht Dinge, die es eigentlich nicht geben kann und auch Großtante Mathilda scheint ein Geheimnis zu hüten...

Der Einstieg in diesen magischen Jugendroman gelingt mühelos und kann deshalb auch Leser, die nicht mehr zur jugendlichen Zielgruppe gehören, begeistern. Denn Katharina Herzog versteht es hervorragend, sowohl Handlungsorte, als auch Protagonisten, so lebendig zu beschreiben, dass man sofort in die Geschichte eintauchen kann. Die schottischen Highlands und Dunvegan Castle, der Stammsitz des Clans der MacLeods, bilden eine atemberaubende Hintergrundkulisse, die geradezu dazu einlädt, sich mit Enya in die magischen Vorkommnisse zu stürzen. Eine wohldosierte Prise Romantik, die sich wunderbar ins Geschehen einfügt, rundet das gelungene Leseerlebnis ab. 

Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm lesbar. Man kann sich in die Protagonisten hineinversetzen und die gruselige Atmosphäre, die zwischen den Zeilen schwebt, förmlich spüren. Deshalb ist die Spannung auch von Anfang an greifbar. Es gibt zwar immer mal wieder kleine Atempausen, doch langweilig wird es nie. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum noch aus der Hand legen. Das liegt sicher auch daran, dass einem die Charaktere im Verlauf der Handlung immer mehr ans Herz wachsen, sodass man sich am Ende kaum von ihnen verabschieden mag. 

Ein faszinierender Jugendroman, der durch sympathische Charaktere und eine magische Geschichte überzeugt. 

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