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Veröffentlicht am 26.10.2020

Der Drache aus dem Buch

Der Mondscheindrache
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Inhalt: Der Mond scheint und Philipp kann nicht schlafen. Plötzlich regt sich etwas in seinem Zimmer: Ein Drache und ein Ritter, beide daumengroß, klettern aus dem Buch, in dem er gelesen hatte, und bekämpfen ...

Inhalt: Der Mond scheint und Philipp kann nicht schlafen. Plötzlich regt sich etwas in seinem Zimmer: Ein Drache und ein Ritter, beide daumengroß, klettern aus dem Buch, in dem er gelesen hatte, und bekämpfen sich. Doch als Philipp eingreifen möchte, schrumpft er ebenfalls.

Persönliche Meinung: "Der Mondscheindrache" von Cornelia Funke ist eine kurze phantastische Geschichte, die sich besonders für Erstleser eignet. Sie ist detailliert und zielgruppengerecht erzählt: Die Sätze sind kurz und es werden meist einfache Hauptsätze genutzt. Auch die Schriftgröße ist sehr gut für Erstleser*innen geeignet. Es finden sich Motive, die man aus der phantastischen Literatur kennt: ein Drache, Figuren, die aus einem Buch kommen und Magie. Der Handlungsort ist Philipps Kinderzimmer, wobei zur Lösung des Konflikts das ein oder andere moderne Spielzeug genutzt wird. Die Handlung ist rund. Abgerundet wird "Der Mondscheindrache" durch bunte Illustrationen, die aus der Feders Funkes stammen. Insgesamt ist "Der Mondscheindrache" ein schönes Buch für ErstleserInnen und ein toller Einstieg in die Welt der Phantastik.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Die Bedrohlichkeit der Bürokratie

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Inhalt: „2“ vereint zwei Kurzkrimis des japanischen Kriminalsautors Hideo Yokoyama. Die erste Geschichte „Zeit der Schatten“ ist knapp 80 Seiten lang. Shinji Futawatari ist als Inspektor in der Verwaltungsabteilung ...

Inhalt: „2“ vereint zwei Kurzkrimis des japanischen Kriminalsautors Hideo Yokoyama. Die erste Geschichte „Zeit der Schatten“ ist knapp 80 Seiten lang. Shinji Futawatari ist als Inspektor in der Verwaltungsabteilung für das „Ämterkarussell“ innerhalb der Polizei zuständig. Doch ein hochrangiger Kriminaldirektor weigert sich, seinen Posten zu räumen – ohne dafür Gründe zu nennen. Futawatari beginnt, dem Geheimnis des Kriminaldirektors auf die Spur zu kommen. Der zweite Kurzkrimi „Schwarze Linien“ ist ca. 55 Seiten lang. Tomoko Nanao, Gruppenleiterin in der Verwaltungsabteilung, erhält einen Anruf. Eine ihrer Schützlinge, eigentlich eine pflichtbewusste Polizistin, ist unentschuldigt nicht zum Dienst erschienen – der Start einer Vermisstensuche.

Persönliche Meinung: Während die erste Geschichte aus der Perspektive von Futawatari verfasst ist, erzählt Nanao die zweite Geschichte. Beide Geschichten haben einen leicht kafkaesken Zug: Man erfährt außergewöhnlich viel über die bürokratische Seite der Polizei, die vergleichsweise korrupt ist. Besonders der Beginn von „Zeit der Schatten“ erinnert an Kafkas „Schloss“: Aufgaben werden delegiert, Vieles geschieht hinter verschlossenen Türen, der gesuchte Kriminaldirektor macht sich rar, die Verantwortung bleibt an einem (im Vergleich) niedriggestellten Beamten hängen. Spannend sind hierbei die ungeschriebenen Gesetze des Polizeiapparats, die ihn am Leben herhalten: Da sich gewöhnlich jeder an diese hält, bleibt die Maschine am Laufen, doch verweigert sich jemand, kann das System implodieren. „Schwarze Linien“ beleuchtet den von Männern dominierten Apparat aus einer weiblichen Perspektive. Dabei wird deutlich, wie herablassend die meisten männlichen Kollegen mit ihren Kolleginnen umgehen, die nicht ernst genommen und eher als hübsche Dekoration für das Büro angesehen werden. Das Bedrohliche ist in beiden Kurzkrimis gewissermaßen die Polizeibürokratie/das System selbst. Zuletzt besitzen auch beide Erzählungen ein überraschendes Ende. Der Erzählton von Hideo Yokoyama ist eher ruhig bis trocken, wodurch die Erzählungen an Realität gewinnen, ernster und bedrohlich wirken. Ich bin allerdings etwas unentschieden, inwiefern „Thriller“ der richtige Gattungsbegriff ist. Spannung ist vorhanden, auch die Bedrohlichkeit der Situation ist da. Der Erzählton ist allerdings eher gesetzt, die Handlung unblutig und insgesamt eher subtil schauderhaft. Ich würde die beiden Erzählungen daher eher als Kriminalgeschichten einordnen. Unabhängig davon, ob man nun von „Thriller“ oder „Krimi“: „2“ vereint zwei spannende und außergewöhnliche Erzählungen, die in Form des Erzähltons und der Thematisierung der Bürokratie eine ganz eigene Note mit sich führen, die den hiesigen Literaturmarkt bereichern.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Eine lebensverändernde Begegnung

Das Buch eines Sommers
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Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod ...

Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod seines Vaters, dessen Pharmaunternehmen weiter. Doch so richtig zufrieden ist Nicolas nicht. Er hat kaum Zeit für sich und seine Familie; seine Träume werden hintangestellt. Als plötzlich sein Onkel Valentin stirbt, kommt Nicolas ins Grübeln, inwiefern er etwas in seinem Leben ändern muss.

Persönliche Meinung: „Das Buch eines Sommers“ wird von Nicolas, der als Ich-Erzähler auftritt, erzählt. Inhaltlich werden einige philosophische Gedanken zur Endlichkeit und Sinn des Lebens und zur Frage, wie man aus dem Alltagstrott herauskommt, diskutiert. So behandelt „Das Buch eines Sommers“ indirekt auch Themen der Achtsamkeit oder Selbstsensibilität. Der Trott oder die Verpflichtungen, die einen immer wieder von den eigenen Wünschen zurückhalten, sind dabei sehr schön und bildhaft gezeichnet: Nicolas verrennt sich in eine Arbeit, die er eigentlich nur aus Pflichtbewusstsein angetreten hat, und vergisst dabei zu häufig, im Augenblick zu leben. In lichten Momenten fällt ihm dies auf, doch diese werden jäh von Gedanken an die Arbeit verdrängt, sodass der Alltag ihn wieder einfängt. Eingestreut werden dabei kluge Überlegungen zur Selbstbestimmtheit im eigenen Leben (Wie sehr haben wir Glaubenssätze von anderen unreflektiert übernommen?). Diese Thematiken werden allerdings nicht komplex geschildert, sondern sind ansprechend formuliert, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. „Das Buch des Sommer“ ist aber kein Ratgeber oder Selbsthilfebuch, das einem vorgefertigte Überlegungen vermitteln möchte, sondern ein Stück Gegenwartsliteratur, das Literatur auch auf der Metaebene diskutiert, weshalb sich viele verweise auf die „Literatur“ an sich finden: Nicolas möchte Schriftsteller werden, sein Onkel war selbst ein Schriftsteller, Nicolas trifft auf eine literarische Figur aus dem Werk seines Onkels, mehrmals erzählt Nicolas kleinere Binnengeschichten und der Roman endet mit einem literarischen Kniff, den ich jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Es dreht sich somit viel um das Erzählen selbst. Insgesamt ist „Das Buch eines Sommers“ ein Roman, der einerseits wichtige und aktuelle Themen (Sinn des Lebens, das Glücklichsein) bespricht, andererseits aber auch literarisch schön geformt ist.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Ein spannender und schön formulierter Thriller

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Inhalt: Sylt. Gefesselt in einem Gewächshaus wird eine Leiche gefunden. Der Tote: Hugo Bellmer, einer der reichsten Menschen Deutschlands. Das Mordwerkzeug: Bambussprossen, die langsam aber stetig wuchsen ...

Inhalt: Sylt. Gefesselt in einem Gewächshaus wird eine Leiche gefunden. Der Tote: Hugo Bellmer, einer der reichsten Menschen Deutschlands. Das Mordwerkzeug: Bambussprossen, die langsam aber stetig wuchsen und Bellmer so bei lebendigen Leibe durchbohrten. Betraut mit dem Fall wird die Hauptkommissarin Anita Ichigawa, die die beiden Profiler Jan Grall und Rabea Wyler als Verstärkung mit ins Boot holt. Doch der Mord auf Sylt war erst der Anfang. Als die leitende Ermittlerin selbst in die Fänge des selbsternannten „Erlösers“ gerät, beginnt ein Spiel gegen die Zeit.

Persönliche Meinung: „Rache, auf ewig“ ist der dritte Band der Thriller-Reihe um die Ermittler Jan Grall und Rabea Wyler und kann auch ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden. Für ein tieferes Verständnis der zwischenmenschlichen Beziehungen ist es aber sinnvoll, die Vorgängerbände zu lesen. Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus den Perspektiven von Grall und Wyler; teilweise wird allerdings auch die Perspektive anderer in den Fall involvierter Figuren eingenommen. Der Handlungsbogen startet, bedingt durch den Modus Operandi des Täters, rasant: Häufig wird der Ort gewechselt, sodass sich verschiedene Handlungsorte (hauptsächlich) in Deutschland und der Schweiz ergeben. Ab der Hälfte der Handlung wird stärker ein begrenzter Ort fokussiert. Das Motiv des Täters, das auf einem verqueren religiösen Verständnis beruht (mehr möchte ich nicht verraten :D) ist originell. Wie schon die ersten beiden Thriller von Lars Schütz lässt sich auch „Rache, auf ewig“ aufgrund des anschaulichen, humorvollen und abwechslungsreichen Schreibstils sehr flüssig lesen. Die beiden Hauptfiguren (Grall und Wyler) treten im Vergleich zu den vorherigen Bänden aufgrund der Perspektivierung anderer Figuren etwas zurück. Grall zeigt allerdings wieder seine gewohnt sarkastische Art; Wyler hat mit privaten Problemen zu kämpfen. Ergänzt wurde das Figurenrepertoire um Kolja Wiebusch, dem Kollegen von Ichigawa, der sympathisch gezeichnet und kalauernd unterwegs ist. Die Handlung ist durch die Taten des „Erlösers“ durchweg fesselnd; das Ende und die Täterfrage überraschend. Besonders spannend fand ich, dass sich am Ende Wahn und Wirklichkeit in der Psyche des Täters vermischen. In diesem Kontext hätte ich es aber noch interessant gefunden, etwas mehr über die Vergangenheit des Täters zu erfahren. Insgesamt ist „Rache, auf ewig“ ein spannender Thriller, der stilistisch sehr schön formuliert ist.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Eine bildgewaltige Space Opera

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Inhalt: Kira arbeitet als Xenobiologin für ein intergalaktisches Unternehmen, das sich auf die Urbarmachung von zu kolonisierenden Planeten spezialisiert hat. Die Arbeit ist schon fast erledigt, doch dann ...

Inhalt: Kira arbeitet als Xenobiologin für ein intergalaktisches Unternehmen, das sich auf die Urbarmachung von zu kolonisierenden Planeten spezialisiert hat. Die Arbeit ist schon fast erledigt, doch dann wird eine seltsame Unregelmäßigkeit gefunden, die Kira überprüfen soll. Diese entpuppt sich als Alientechnologie - ein besonderer Fund für die Xenobiologin, zumal es erst der zweite Hinweis auf extraterrestrisches Leben ist. Doch plötzlich wird die Technologie lebendig und verschmilzt mit Kiras Körper. Für Kira ist es der Beginn einer Reise durch Raum und Zeit, während der sie auf fremde Lebensformen und neue Freunde trifft und versucht herauszufinden, worum es sich bei der "Soft Blade", der Alientechnologie, handelt.

Persönliche Meinung: Bei "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" handelt es sich um eine Space Opera, in die sich phantastische Elemente mischen. Dabei trifft man während des Lesens auf unterschiedliche Lebensformen und -arten, verschiedenste Figuren und Planeten. Die Figuren sind dabei sehr plastisch ausgearbeitet; jede Hauptfigur erhält eine Hintergrundgeschichte und spezielle Merkmale, sodass sie sich deutlich von den anderen Charakteren abhebt. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive Kiras, deren Sorgen, Gefühle, Ängste, Grübeleien und Selbstfindung (mit der Soft Blade) die Leser*innen hautnah mitbekommen. Die erschaffene Erzählwelt mit ihren unterschiedlichen Planeten, Raumschiffen und Raumfahrtregeln ist vergleichweise komplex und fachterminologisch anspruchsvoll. Man muss sich dementsprechend voll auf "Infinitum" einlassen und kann es nicht zwischendurch mal eben durchlesen. Ein Anhang mit Glossar und Erklärungen zur Raumzeit und Überlichgeschwindigkeit hilft allerdings dabei, terminologisch nicht den Faden zu verlieren. Die Handlung ist sehr dicht, sodass viel passiert und Pfade eingeschlagen werden, mit denen man nicht gerechnet hätte. Dabei kommt es auch zu der ein oder anderen überraschenden Aufdeckung. Besonders das grandiose Ende sticht dabei heraus: Einerseits gibt es eine finale Schlacht, die filmische Qualitäten aufweist, andererseits geht das Ende auch transzendente Wege, die überraschend und originell sind. Der Erzählstil ist generell bildgewaltig und erinnert an "Eragon". Wer "Eragon" gelesen hat, weiß, dass Paolini sehr detailliert schreibt, was oft zu tollen Szenen führt, teilweise - besonders bei für die Handlung nicht unbedingt wichtigen Kleinstinformationen - aber auch ausufernd und überbordend wirkt. Insgesamt ist "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" aber ein außergewöhnlicher und komplexer Science Fiction-Roman, der eine unvorhersehbare Handlung aufweist und bildgewaltig geschrieben ist.

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