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Veröffentlicht am 30.01.2021

Anfangs vielversprechend, es lässt aber schnell nach

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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Inhalt: Wenn Tag und Nacht aufeinandertreffen, beginnt das Spiel des Fuchses – und es ist tödlich.
Es ist Jahre her, dass Finn zuletzt ihr eigenes Gesicht erblickt hat. Denn die Gesichtsdiebin verfügt ...

Inhalt: Wenn Tag und Nacht aufeinandertreffen, beginnt das Spiel des Fuchses – und es ist tödlich.
Es ist Jahre her, dass Finn zuletzt ihr eigenes Gesicht erblickt hat. Denn die Gesichtsdiebin verfügt über Magie, die es ihr erlaubt, ihre Erscheinung beliebig zu verändern. Doch nicht nur sie weiß, wie nützlich dieses Talent ist: Ein finsterer Unterweltboss hat Finn in seiner Gewalt. Sollte die Gesichtsdiebin daran scheitern, einen Auftrag für ihn auszuführen, wird sie ihrer Kräfte für immer beraubt werden. Der gutmütige Prinz Alfehr, Thronfolger wider Willen, wendet ebenfalls zwielichtige Magie an: Er will seinen verschwundenen älteren Bruder, den Kronprinzen, finden, obwohl alle glauben, er sei tot. Als sich Finn und Alfehr gegenüberstehen, ist es, als würden Kräfte so unterschiedlich wie Tag und Nacht aufeinanderprallen. Und diese Wucht setzt eine ungeahnt böse Magie frei ...

Cover: Mir persönlich gefällt das Cover nicht. Es hat sehr viele verschiedene Elemente und Stilrichtungen, die für mich nicht gut harmonieren. Außerdem wirkt das Cover dadurch zu unruhig.

Meine Meinung: Bei "Nocturna - Das Spiel des Fuches" überrascht mich im Nachhinein vor allem eines: Die falsche Darstellung der Geschichte im Klappentext, Titel und Gestaltung. Der Prinz in Gestalt des Fuchses spielt in der Handlung in Wirklichkeit nur für einen winzig kleinen Moment eine Rolle. Nämlich als sich die beiden Protagonisten Kronprinz Alfehr und die Gesichtsdiebin Finn kennenlernen. Danach wird diese Tarnung nie wieder genutzt. Außerdem wird die böse Magie nicht freigesetzt, weil die beiden Charaktere aufeinanderprallen, sondern weil Alfehr diese bewusst befreit, ohne aber die Ausmaße seines Handels und der Kraft zu kennen.

Für mich ist zumindest der zweite Punkt wichtig, denn er spiegelt die Naivität von Alfehr sehr gut wieder. In der Geschichte geschehen immer wieder Dinge, die wenig durchdacht scheinen oder leichtgläubig getroffen werden. Zum Glück - für die Protagonisten - geschieht danach nichts katastrophales. Es gibt zwar viele, teilweise sehr brutale Kämpfe, aber am Ende entkommen Alfehr und Finn der Gefahr und das obwohl das allumfassende Böse eine Kraft besitzt, der niemand etwas entgegensetzten kann. Für mich war der Plot an dieser Stelle sehr unausgereift, denn all diese Szenen wurden zu einfach, nicht nachvollziehbar aufgelöst. Besonders das Ende konnte mich nicht überzeugen.

Auch wenn ich bisher hauptsächlich Kritik geübt habe, hat mich das Buch insgesamt unterhalten können. Die Handlung ist schnelllebig, meist spannend gemacht und es wurde beim Lesen nicht langweilig. Das Magiesystem hinter der Geschichte fand ich ebenfalls interessant. Ich hätte mir nur gewünscht, dass es etwas mehr im Fokus gestanden hätten. Genauso wie das lateinamerikanische Setting, denn dieses kommt hauptsächlich durch spanische Namen und Zauberformeln zur Geltung. Wenn also an ein paar Stellschrauben gedreht und der Plot etwas mehr ausgearbeitet worden wäre, könnte ich mir gut vorstellen, dass mir das Buch deutlich besser gefallen hätte. So weiß ich noch nicht, ob ich den zweiten Band lesen möchte. Eher nicht, denn mit dem Ende kann man auch so gut leben.

Fazit: Die Idee, die hinter "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" steckt, war vielversprechend, ist aber auf den zweiten Blick unausgereift. Naive Handlungen, zu leicht aufgelöste Gefahren, das allumfassenden Böse und brutale Kämpfe geraten schnell in den Fokus. Wofür leider das lateinamerikanische Setting und das Magiesystem in den Hintergrund rutschen.

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Zu viel Drama und zu wenig Farbe

Wenn du bei mir bist
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Inhalt: Die junge Journalistin Kate wittert ihre große Chance, als der geheimnisvolle, öffentlichkeitsscheue Multimillionär R.J. Lawson endlich einem Interview zustimmt. Kaum auf seinem idyllischen Weingut ...

Inhalt: Die junge Journalistin Kate wittert ihre große Chance, als der geheimnisvolle, öffentlichkeitsscheue Multimillionär R.J. Lawson endlich einem Interview zustimmt. Kaum auf seinem idyllischen Weingut in Napa Valley angekommen, lernt sie den attraktiven Arbeiter Jamie kennen, und die beiden verlieben sich Hals über Kopf. Doch nach einer märchenhaft romantischen Woche ist Jamie plötzlich verschwunden, und Kate muss sich fragen, wer der Mann, der ihr Herz stahl, eigentlich wirklich ist.

Cover: Das Cover ist stimmungsvoll und romantisch. Vielleicht hätte man noch ein bisschen mehr die Gegend, in der das Buch es spielt, zeigen können.

Meine Meinung: "Wenn du bei mir bist" hatte die besten Voraussetzungen eine richtig schöne, romantische Liebesgeschichte zu werden. Das Setting hat mir auch sehr gut gefallen. Das Weingut in Napa Valley, Ausflüge ins faszinierende San Francisco, Segeln in der Bucht. Wie gerne wäre ich auch einmal an diesem Ort und würde solche Aktivitäten unternehmen.

Leider hat mir viel ums Setting herum nicht so gut gefallen. Kate, die Journalistin, erzählt uns Leser*innen diese Geschichte. Nachdem sie einige Rückschläge und Verluste in ihrem Leben hinnehmen musste, hat sie sich sehr zurückgezogen und sich wenig Mühe bei ihrer Arbeit gegeben. Doch ihr Chef gibt ihr noch eine Chance mit dem Exklusivinterview mit R. J. Lawson. Dem Technik-Genie, das nun ein Weingut in Napa Valley führt.

Kate lebt zwar zurückgezogen, aber im Puncto Drama dreht sie voll auf. Die allermeisten Handlungen von ihr sind sehr überspitzt. Bei Kleinigkeiten geht sie an die Decke und schwankt bei ihren Meinungen stärker hin und her als bei einem Herbststurm. Passenderweise lernt sie den männlichen Protagonisten Jamie kennen, als sie ihm ins Auto fährt.

Jamie arbeitet auf dem Weingut und sieht natürlich umwerfend aus. Sein Verhalten ist etwas grenzwertig, da er anfangs denkt, dass Kate in einer Beziehung ist. Die beiden kommen sich sehr schnell näher und genauso schnell dreht sich vieles nur noch um das Körperliche. Tiefe konnte die Autorin für mich leider nicht erzeugen. Auch den Charakteren selbst fehlte es an Farbe und Authentizität. Besonders die Diabetes-Erkrankung von Jamie war für mich extrem unglaubwürdig dargestellt.

Für noch mehr Drama (und vermeintliche Spannung) hat Reneé Carlino noch ein (großes)Geheimnis eingebaut, das leider von Anfang an offensichtlich war. Als dieses herauskommt gibt es zwischen den Charakteren einen gehörigen Knall. Überraschender Weise haben mich diese Szenen, vermutlich aufgrund des vielen Dramas, doch sehr mitgenommen und ich musste sogar ein wenig weinen.

Fazit: Insgesamt fand ich "Wenn du bei mir bist" ganz nett für zwischendurch, aber überzeugen konnte mich diese Geschichte nicht. Das viele Drama hat mich zwar für einen kleinen Part sehr stark mitgenommen, die größte Zeit musste ich deswegen aber die Augen verdrehen. Man langweilt sich mit diesem Buch sicherlich nicht, aber es wird einen auch nicht schmachten lassen.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Sehr klug geschrieben, aber ohne Nähe

Die Farbe von Glück
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Inhalt: Eine falsche Entscheidung, die das Leben dreier Familien für immer verändert: Ein Richter zwingt die Krankenschwester Charlotte, sein sterbenskrankes Neugeborenes gegen ein gesundes zu tauschen. ...

Inhalt: Eine falsche Entscheidung, die das Leben dreier Familien für immer verändert: Ein Richter zwingt die Krankenschwester Charlotte, sein sterbenskrankes Neugeborenes gegen ein gesundes zu tauschen. Folgt sie seiner Drohung nicht, entzieht er ihr den Pflegesohn. Die Welt aller Beteiligten gerät aus den Fugen, doch hinter allem wirkt der geheimnisvolle Plan des Lebens …
Können wir im falschen Leben das richtige finden? Wie öffnet man sich einem neuen? Wie lässt man los? Mit großer sprachlicher Kraft und Anmut zeigt die Autorin, dass jeder seine Lebenskarte bereits in sich trägt und alles auf wundersame Weise miteinander verknüpft ist.
In diesem Roman findet jeder seine Farbe von Glück.

Cover: Träumerisch, malerisch. Ich fühle mich zuhause, wenn ich das Cover betrachte und ich denke, genau das war das Ziel der Designer.

Meine Meinung: "Die Farbe von Glück" ist ein unglaublich kluger Roman. Mit weisen Worten erzählt Clara Maria Bagus eine Geschichte über drei Familien, deren Leben durch eine einzelne Fehlentscheidung für immer verändert wird. Nämlich als der Richter Jules seine Macht nutzt, um die Krankenschwester Charlotte zu zwingen, sein schwer krankes Kind gegen ein anderes Neugeborenes zu tauschen.

Clara Maria Bagus zeigt durch diese eine Entscheidung, durch die folgenden Entwicklungen, die Suche nach dem Sinn des Lebens auf. Zeigt, wie einzelne Entscheidungen einen selbst und andere betreffen und den Weg des Lebens verändern. Wie wichtig es ist, dass man Situationen akzeptiert. In sich selbst nachspürt, was man will und, was man braucht im Leben.

Alles ist unglaublich klug ausgearbeitet und beschrieben. Sprachlich auch sehr gewandt. Ich habe mir sehr viel Stellen markiert. Die Geschichte der verschiedenen Charaktere werden von einem allwissenden Erzähler geschildert, der detailliert auf jede einzelnen Entscheidung und jeden einzelnen Gedankengang eingeht. Man taucht tief in die Seele der Protagonist:innen ein. Nur leider haben mich diese Emotionen, so tief, so umfassend sie auch waren, nie vermocht mich zu berühren. Meine Seele zu finden. Es wurde zu distanziert erzählt für meinen Geschmack.

Außerdem gab es leider zwei Stellen, an denen ich mich gestört habe. Die gleichzeitig bedeutend für die Geschichte waren. Zum einen den Tausch der Neugeborenen, die sich schon nach der Geburt so deutlich voneinander unterschieden. Ich habe es als sehr unrealistisch empfunden, dass die Auswechselung nicht direkt entdeckt wurde. Zum anderen gab es zum Schluss als Auflösung eine Entwicklung, die ich nicht spoilern möchte, aber die ich ebenfalls als etwas unglaubwürdig wahrgenommen habe.

Fazit: Clara Maria Bagus erzählt mit klugen Worten und bis ins kleinste Detail über das Streben nach Glück und die Suche nach dem Sinn des Lebens ihrer Charaktere. Die innere Reise geht bis ins Tiefste der Seele. Nur konnte mich die beschriebenen Emotionen nie erreichen. Für mich war nicht genug Nähe zu den Protagonist:innen da.

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Tolle Idee und Setting, aber das Fundament fehlt

Die Tränenkönigin
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Inhalt: Manchmal ist der Tod nicht nur das Ende eines geliebten Herzens, sondern besiegelt zugleich dein Schicksal. Das muss Nava schmerzlich erkennen, als ihr Zwillingsbruder nach dem Tod ihrer Eltern ...

Inhalt: Manchmal ist der Tod nicht nur das Ende eines geliebten Herzens, sondern besiegelt zugleich dein Schicksal. Das muss Nava schmerzlich erkennen, als ihr Zwillingsbruder nach dem Tod ihrer Eltern verstummt. Eine Flucht aus Marenna scheint ihr einziger Ausweg und nur der fremde Jayden ist bereit, sie auf dieser Reise ins Ungewisse zu begleiten. Erst ein unglaubliches Angebot der Tränenkönigin gibt ihrem Weg eine Richtung. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Tränen, die nicht nur das Schicksal ihres Bruders, sondern das einer ganzen Welt für immer verändern könnten.

Cover: Ein wirklich traumhafter Cover! Ich bin wirklich in das Farbspiel und die Verläufe verliebt! Auch im Inneren ist das Buch sehr liebevoll und detailreich gestaltet.

Lieblingszitat: "Die Traurigkeit verbirgt die Gefahr der Unendlichkeit in sich. Sie will nichts mehr als dich vom ersten Tag an auf jedem noch so kleinen Schritt zu begleiten. Sie wird sich nie mehr von deiner Seite lösen, wenn du sie nicht abgibst und gehen lässt." (S. 168)

Meine Meinung: "Die Tränenkönigin" von Jay Lahinch hat mich vorm Lesen vor allem mit zwei Punkten begeistern können. Erstens: Das wunderschöne und phantastische Cover. Und zweitens: Das Setting. In Marenna, der Heimat von Nava, Nate und Jayden, gibt es ein Meer, in dem sich alle Tränen sammeln und eine Tränenkönigin, die für diese Meere zuständig ist und dafür, dass die Menschen sich nicht in ihrer Trauer verlieren. Diese Idee, auf die die ganze Geschichte aufbaut, fand ich absolut traumhaft.

Der Prolog hatte mich am Anfang etwas irritiert. Es werden sehr viele Informationen untergebracht - zu viele auf einmal für meinen Geschmack. Danach verlief der Einstieg aber deutlich besser. Die Welt der Protagonistin Nava ist historisch angehaucht. Es gibt Einwohner verschiedener Klassen, ganz oben die Mitglieder der Ehrenhäuser. Als die Eltern der Zwillingsgeschwister Nava und Nate sterben, verlieren die beiden ihr Ehrenhaus der Lilie und werden von Madame Patrice aufgenommen. Madame Patrice möchte die beiden Waisen am liebsten direkt wieder loswerden, doch ihr Sohn hat ein Auge auf Nava geworfen. Da Frauen auf Marenna keinerlei Mitspracherecht bei der Wahl ihres Mannes haben, wird Nava ihm als Zukünftige versprochen. Daraufhin beschließt Nava mit ihrem Bruder zu fliehen, der seit dem Tod ihrer Eltern komplett in seiner Trauer versunken ist und droht in eine Einrichtung für Unzurechenbare eingewiesen zu werden. Gemeinsam mit Jayden zieht sie in das unbekannten und gefährliche Land von Marenna.

Der Moment bis zu dieser Flucht ist sehr spannend gestaltet. Die drei Fliehenden stehen stets für dem Risiko erwischt und aufgehalten zu werden, wodurch man als Leser:in stetig mit bangt. Danach wird die Geschichte immer magischer. Die Protagonisten begegnen magischen Wesen und landen an unvorstellbaren Orten. Bis sie schließlich auf die Tränenkönigin höchst persönlich treffen.

Je magischer die Geschichte aber wurde, desto mehr Fragezeichen tauchten bei mir auf. Zum einen hatte ich das Gefühl, dass manche Hindernisse nur auftauchten, wenn sie gerade passten und dann spielend leicht umgangen wurden, was mir etwas unrealistisch vorkam - selbst für eine Fantasygeschichte. Zum anderen war das Worldbuilding für mein Empfinden nicht ganz ausgereift. Wie bereits erwähnt steckt eine tolle Idee hinter dem Buch, aber ich hatte beim Lesen leider immer mehr das Gefühl, dass das Fundament fehlt.

Die Liebesgeschichte hat mir persönlich auch zu wenig Tiefe besessen. Ich kann das Gefühl nachvollziehen, dass ein solches Abenteuer zusammenschweißt, aber ansonsten lässt sich darüber nur sagen: Süß, aber seicht.

Fazit: Die Idee und das Setting von "Die Tränenkönigin" fand ich von Anfang bis Ende toll. Allerdings hatte ich, je weiter die Geschichte voranschritt, immer mehr das Gefühl, dass der Idee das Fundament und die entsprechende Tiefe fehlt. Dennoch bin ich auf den zweiten Band "Die Tränenrebellin" gespannt - vielleicht reift das Worldbuilding in diesem Teil noch weiter heran.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Sehr interessante Geschichte, aber zum Ende hin immer weniger überzeugend

Nur mit dir
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Inhalt: Mit 8 Jahren verliert Roxanne bei einem tragischen Ereignis ihr Gehör: Psychogene Taubheit nennen es ihre Ärzte. Sie lebt daraufhin ein Leben in absoluter Stille. Das ist gar nicht so leicht. Vor ...

Inhalt: Mit 8 Jahren verliert Roxanne bei einem tragischen Ereignis ihr Gehör: Psychogene Taubheit nennen es ihre Ärzte. Sie lebt daraufhin ein Leben in absoluter Stille. Das ist gar nicht so leicht. Vor allem als Teenagerin in einer kanadischen Kleinstadt mit den üblichen Mädchenproblemen. Dann geschieht das absolut Unfassbare: Sie trifft Liam und meint in seiner Gegenwart plötzlich wieder hören zu können. Doch sobald er nicht mehr bei ihr ist, kehrt die Stille zurück. Kann das überhaupt sein oder ist es nur Zufall? Vielleicht ist Liam ja Roxannes ganz persönliche Rettung?

Cover: Das Cover ist eher schlicht gehalten. Zweifarbig und eine einzelne Person, die in den Fokus gerückt wird. Es passt aber zur Geschichte, die auch - im wahrsten Sinne des Wortes - ohne Hintergrundgeräusche abläuft.

Meine Meinung: Das Thema "psychogene Taubheit", das in diesem Buch behandelt wird, fand ich wirklich spannend. Ich hatte vorher noch nicht mit gehörlosen Personen zu tun gehabt, deswegen konnte ich beim Lesen viel Wissen neu dazugewinnen. In einem altersgerechten und lockeren Sprachgebrauch bringt die Autorin Emilie Turgeon einem das Thema näher. Man lernt viel über die Gebärdensprache und die Probleme und Einschränkungen im Leben von Gehörlosen.

Gerade zu Beginn hat mir die Geschichte deswegen sehr gut gefallen. Leider haben sich nach und nach immer mehr Aspekte in die Geschichte eingeschlichen, die mir nicht so gut gefallen haben. Man merkt sofort, dass die 16-Jährige Protagonistin Roxanne sich nie mit ihrer Situation zurechtgefunden hat. Seit sie vor acht Jahren taub geworben ist, ist Wut ihr vorrangiges Gefühl in Bezug auf ihren Hörverlust. Ihre Reaktionen konnte ich dahingegen nachvollziehen, aber nicht ihre Verhaltensweisen in vielen anderen Situationen.

Roxanne erzählt ihre Geschichte stets mit einem etwas überheblichen, ich-bezogenen und oberflächlichen Unterton. Sie macht sich über ihre Freunde lustig, guckt von oben auf andere hinab, zeigt Schadenfreude über den Hausarrest ihrer "besten Freundin" und hat keinerlei Mitleid oder Verständnis mit anderen Gehörlosen. Die Protagonistin ist mir dadurch nie sympathisch geworden.

Auch die Liebesgeschichte zu ihrem Kindheitsfreund Liam konnte mich nie richtig überzeugen. Sie spielt nur am Rand eine Rolle und kommt sehr seicht und oberflächlich rüber. Der Schlüsselmoment, warum Roxanne wieder hören kann, ist daher wenig überzeugend und wirkt wahllos aus der Luft gegriffen. Ich will nicht zu viel verraten, aber ihr werdet jetzt nicht von einer bahnbrechenden Entdeckung/Verbindung überrascht werden.

Fazit: Anfangs konnte mich die Geschichte in "Nur mit dir" noch sehr von sich überzeugen. Die Erzählperspektive einer gehörlosen Jugendlichen war überaus interessant und bereichernd. Man lernt viel über die Gebärdensprache und die Einschränkungen im Leben von tauben Menschen. Leider zeigt die Protagonistin darüberhinaus viele Eigenschaft, die sie unsympathisch gemacht haben und der Schlüsselmoment des wiedererlangten Gehörs kann bis zum Ende hin nicht überzeugen. Dennoch eine nette Geschichte für Zwischendurch, um einem jüngeren Publikum das Thema "psychogene Taubheit" näherzubringen.

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