Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2020

Geister der Toten

Weil du mich riefst
0

„Zwischen ihnen stand hier auf Zypern mehr als nur Glaube oder Herkunft. Zwischen ihnen standen Kämpfe und Tote.“

„Weil du mich riefst“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien am 27. Okrober 2020 im ...

„Zwischen ihnen stand hier auf Zypern mehr als nur Glaube oder Herkunft. Zwischen ihnen standen Kämpfe und Tote.“

„Weil du mich riefst“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien am 27. Okrober 2020 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.
Als Tina mit ihrer Freundin Colleen nach Zypern reist, hofft sie, auf der griechischen Insel Hinweise auf die Vergangenheit ihrer Mutter zu finden. Auf Zypern angekommen begegnen die jungen Frauen dann dem attraktiven Alec und plötzlich findet Tina nicht nur eine Spur zur Vergangenheit, sondern verliert auch ihr Herz auf Zypern…

Mit „Weil du mich riefst“ schreibt Emma Wagner einen Roman, der nicht nur wunderschöne Gefühle und Romantik beinhaltet, sondern durch das geschickte Einarbeiten historischer Fakten auch wichtige und interessante Themen behandelt.
Die Erzählung unterteilt sich in Rückblicke in die Vergangenheit und die Gegenwart. Deutlich wird, dass die Handlungen und Geschehen in der Vergangenheit eben immer Einflüsse auch auf die heutige Zeit haben. Nicht nur für jeden persönlich, sondern auch für ganze Länder bzw. die gesamte Menschheit. Dies hat mich mal wieder sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht.
In der heutigen Zeit geht es um die junge Tina, die sich auf die Suche nach der Vergangenheit ihrer Eltern begibt. Schon immer hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter von einem zurückliegenden Ereignis belastet wird, ein Wort darüber verloren hat aber niemals jemand. Als ein Fremder im Restaurant sie auf ihren Armreif anspricht und ihr Zypern als Herkunftsort nennt, ist sie Feuer und Flamme. Der Reif stammt nämlich von ihrer Mutter und Tina hofft in Griechenland einen Hinweis auf das scheinbare Familiengeheimnis zu bekommen.
Kurzerhand reist sie daher mit ihrer Freundin Colleen auf die „Insel der Götter“. Glücklicherweise begegnen die beiden dann schon am Flughafen dem Einheimischen Alec, der ihnen nicht nur bei der Suche nach dem Hersteller des Armreifs behilflich sein kann, sondern auch nicht gerade unattraktiv ist…
Tinas Suche ist dabei natürlich von Glück und Zufall geprägt. Ohne Alecs Bekanntschaft hätte sie wohl kaum herausfinden können, was es mit dem Armreif auf sich hat. Dazu kommen weitere Zufälle, die wahrscheinlich im wahren Leben so eher nicht auftreten würden. Trotzdem sind Tinas Nachforschungen interessant und wunderschön beschrieben. Die unrealistischen Zufälle sind Teil der Geschichte und für diese zwingend notwendig, weshalb ich sie nicht als störend empfunden habe.
Die Vergangenheit beschreibt das Leben von der jungen Griechin Samira und dem Türken Yasin auf Zypern im Jahr 1974. Auf tragische und dramatische Weise zeigt sich, welche Begebenheiten gegen die Liebe der beiden sprechen und wie sie dennoch versuchen zusammen zu sein. Die Konflikte zwischen Griechen und Türken nehmen zu dieser Zeit wieder stark zu, Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen werden nicht geduldet.
Diese Konflikte und Bürgerkriege, die 1963/64 und -74 auf Zypern stattfanden sind nicht erfunden. Sie werden geschickt in die Handlung einbezogen und beschrieben. Viele Menschen verloren dabei ihr Leben und die Angst und Verunsicherung über das Erlebte dauert teilweise bis heute an. Diese Zusammenhänge und Bürgerkriege waren mir bisher vollkommen unbekannt und mir hat es gut gefallen, etwas mehr über sie zu erfahren. Die fiktive Geschichte lehrt uns, was Hass und Missgunst sowie Neid ausrichten und wie viel sie zerstören können. Mich hat dies sehr berührt und zum Nachdenken gebracht und ich hoffe sehr, dass die Menschen irgendwann verstehen, dass wir Menschen sind. Egal welcher Herkunft oder Religion wir angehören. Egal, wer oder was wird sind!
Insgesamt haben mich aber beide Zeitebenen von der ersten Romanseite an gefesselt und absolut begeistert. Gefühle und Emotionen werden gut vermittelt, eine nötige Portion Romantik und Spannung runden die Handlung ab. Das Ende des Romans hätte ich dann so tatsächlich ebenfalls nicht erwartet, ich fand es aber absolut passend und bezeichne es für mich als absolutes „Wohlfühlende“!
Gefallen hat mir außerdem, dass der Buchtitel in der Handlung noch einmal aufgegriffen wird und sogar eine tiefere Bedeutung bekommt, als man ahnt.
Der Schreibstil ist, wie wir es von der Autorin gewohnt sind, flüssig und mitreißend. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Tina, Yasin und Samira und vermittelt dadurch die Gefühle der Drei auf sehr gute Weise. Auch die Romankulisse ist wunderschön beschrieben und die Landschaft nahezu greifbar. Die Figuren sind ebenso authentisch dargestellt und liebevoll charakterisiert. Eigenschaften und Eigenarten werden humorvoll aufgezeigt und verpackt.

Mein Fazit: Emma Wagner schreibt einen faszinierenden und interessanten historischen Roman vor ebenso schöner Kulisse, der Fakten und Fiktion brillant miteinander verknüpft. Auf spannende und mitreißende Art und Weise wird beschrieben, was 1974 auf Zypern geschah und wie es die Zukunft beeinflusst hat und teilweise noch immer beeinflusst. Ich habe den Roman unglaublich gern gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2020

Wahrheitsapparat

Es war einmal in Italien
3

„Ich weiß nicht, ob Fotografie Kunst ist, Signore. Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln.“

„Es war einmal in Italien“ ist der neuste Roman von Luca Di Fulvio. Er erschien im Oktober 2020 im Bastei ...

„Ich weiß nicht, ob Fotografie Kunst ist, Signore. Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln.“

„Es war einmal in Italien“ ist der neuste Roman von Luca Di Fulvio. Er erschien im Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Drei Waisenkinder, drei Schicksale, eine umkämpfte Stadt. Nur zufällig geraten die Contessa, Pietro und Marta hinein in den Freiheitskampf Italiens und müssen früher oder später entscheiden, auf welcher Seite sie stehen und wohin ihr Leben sie führen soll…

Luca Di Fulvio ist einfach ein Autor, den man kennen muss, wenn man historische Romane liebt. Immer wieder schreibt er bildgewaltige und wunderschöne Romane, die sich kaum aus der Hand legen lassen. Genauso erging es mir auch mit „Es war einmal in Italien“. Ein Roman, der die Geschichte von drei völlig unterschiedlichen Personen erzählt, die dann aber doch vieles gemeinsam haben. Drei Waisenkinder, die sich selbst und ihren Platz im Leben erst finden müssen oder finden mussten und die mehr oder weniger ungewollt in den Freiheitskampf Italiens hineinrutschen.
Jede Figur für sich ist dabei unglaublich vielschichtig und interessant beschrieben. Die Contessa ist stark und selbstbewusst. Sie weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt und wirkt gleichzeitig unsicher und teilweise fast hilflos. Sie verbirgt eine Vergangenheit, vor der sie geflohen ist, die sie aber niemals loslassen konnte und baut daher eine Mauer um sich herum – niemals wieder will sie enttäuscht werden. Im Laufe des Romans beginnt ihre Fassade jedoch zu bröckeln, sie fängt an, sich selbst zu akzeptieren und zu sich zurückzufinden und beginnt dann auch endlich Liebe und Gefühle für andere zuzulassen…
Pietro, der Waisenknabe, der sich zwar durchsetzen kann, aber dennoch nicht so richtig etwas vom wirklichen Leben weiß. Ein Junge mit einem großen Herzen und Gerechtigkeitssinn, der schließlich sein Leben riskiert, um die Contessa zu beschützen. Eine Figur, die ich zunächst etwas skeptisch betrachtet habe, die mich aber am Ende vollkommen überzeugt hat, denn Pietro und sein Handeln sowie seine persönliche Entwicklung sind einfach faszinierend!
Schließlich noch Marta. Marta, das Mädchen, das im Zirkus aufwächst und plötzlich beginnt zu rebellieren. Obwohl sie intelligent und irgendwie interessant ist, habe ich mich mit ihr am wenigsten zurechtfinden können. Ihr Verhalten und ihr Misstrauen den Zirkusleuten gegenüber hat mir überhaupt nicht zugesagt, denn offensichtlich sind die Leute aus dem Zirkus um sie bemüht und es geht ihr keinesfalls schlecht. Zwar verstehe ich ihre Beweggründe und ihre Gefühle, denn die eigene Herkunft nicht zu kennen, muss ein schweres Los sein, dennoch hat mir ihre forsche und teilweise naive Sichtweise nicht immer gefallen. Doch ebenso wie Contessa und Pietro entwickelt auch Marta sich und erkennt am Ende, was den Zirkus wirklich ausmacht – Zusammenhalt, Familie und Freundschaft.
Auch die Nebenfiguren waren unglaublich interessant gestaltet und liebevoll charakterisiert, sodass man jeden einzelnen ins Herz schließen muss.
Bildgewaltig beschreibt der Autor zudem das vergangene Rom und den Freiheitskampf Italiens. Nicht nur einmal habe ich bestimmte Teile der Stadt bildlich vor Augen gehabt und im Kampf um die Stadt schließlich regelrecht mit den Figuren mitgefiebert.
Neben den persönlichen Schicksalen der drei Protagonisten geht es ebenso um die Fotografie und den Freiheitskampf Italiens, dazu um Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt. Eine großartige Kombination mit geschicktem Erzählstil, Spannung und Überraschungen.
Gerade der historische Hintergrund zum Freiheitskampf von Italien hat mir sehr gut gefallen, da ich hierüber bisher noch gar nichts wusste.
Ebenso gefallen hat mir die Idee von Pietro die „Wahrheit“ zu fotografieren und nicht nur das „Schöne“ darzustellen. Er reiht sich damit in den Realismus der Kunst ein, der im 19. Jahrhundert aufkam und so manche kontroverse Meinung hervorgerufen hat. Dieses geschieht auch im Buch, doch es gelingt Pietro seine Sicht der Dinge allgemein bekannt zu machen…

Mein Fazit: „Es war einmal in Italien“ ist ein weiterer Roman von einem großartigen Autor, der mich vollständig überzeugt hat. Ein mitreißender und bildgewaltiger Erzählstil, sowie greifbare und unglaublich authentische Figuren in einer Geschichte, die einem ans Herz geht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle das Buch jedem Liebhaber historischer Romane!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.10.2020

Der Anfang

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
0

„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“

„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie ...

„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“

„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie Seydell. Er erschien im Oktober 2020 im Goldmann Verlag und ist von einem bekannten Autorenduo unter dem Namen Sophie Martaler geschrieben worden.
London, 1947: Als Elizabeth von ihrem Onkel unerwartet ein Gestüt in Deutschland erbt, scheinen all ihre finanziellen Sorgen gelöst. Leider gestaltet sich der Verkauf dann jedoch schwieriger als gedacht, denn der Miterbe aus Spanien verweigert jegliche Kommunikation mit Elizabeth. Ob das Familiengeheimnis, das hinter dieser Abneigung steht, auch Elizabeths wahre Herkunft verbirgt…?

„Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga ganz nach meinem Geschmack. Von Beginn an hatte ich das Gefühl mich mitten im Geschehen zu befinden, wobei die Haupthandlung bisher nicht wie erwartet in Elizabeths Zeit spielt, sondern deutlich früher, 1890 auf Gut Seydell beginnt.
Auf dem Gut gerät der Leser in eine Familienfehde, die die beiden Brüder Seydell entzweit und den jüngeren Alexander zu einem Neuanfang im fernen Spanien treibt.
Nahezu alle Figuren konnte ich mehr oder weniger schnell ins Herz schließen, wobei meine Sympathien klar bei dem gradlinigen und zuverlässigen Alexander liegt. Die Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein und ein Streit zwischen ihnen war nach dem Tod ihres Vaters meiner Meinung nach unvermeidbar.
Mit Luise, der Frau von Ludwig, konnte ich nur schlecht warm werden, aber ich denke sie ist eine Schlüsselfigur, die polarisieren muss. Sie hat Ecken und Kanten und sieht hauptsächlich ihren eigenen Vorteil, vergisst darüber aber nahezu alle Menschen um sich herum. Trotzdem imponiert sie mir, denn sie kämpft für ihre Ziele und letztlich auch für das fast ruinierte Gestüt Seydell. Gerade der Ehrgeiz und der Mut den sie dabei zeigt, finde ich bemerkenswert.
Neben den gut charakterisierten und authentisch dargestellten Hauptfiguren, sind aber auch die Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und haben ihre eigenen Geheimnisse und Geschichten. Gerade die Zofe Martha von Luise finde ich sehr interessant, denn bisher habe ich nicht durchschauen können, was sie verbirgt.
Insgesamt ist die Geschichte der Familie bildlich und emotional dargestellt, auch an Spannung mangelt es nicht. Die Kapitelgestaltung ist wahnsinnig gut gelungen, die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen sowie die zeitlichen Abläufe sind brillant miteinander verknüpft, die Szenenwechsel geschehen häufig in „Echtzeit“, sodass man das Gefühl hat wirklich mitten im Geschehen zu sein. Die Handlung ist dabei an keiner Stelle zu langatmig oder zu kurz, sondern auf das Wichtigste zusammengefasst. Immer wieder gibt es spannende Wendungen oder offene Fragen, die einen zum Weiterlesen animieren. Der flüssige und mitreißende Schreibstil tut sein Übriges: Man kann den Roman nur schlecht beiseitelegen und auch ich habe ihn in kürzester Zeit ausgelesen.
Neben der fiktiven Geschichte sind zudem historische Fakten mühelos eingearbeitet, was mir in Romanen immer besonders gut gefällt.
Das Ende barg dann gehörige Cliffhanger, weshalb ich nun unendlich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe bin und mich wahnsinnig auf die nächsten Bände der Trilogie freue. Bisher ist für mich noch nicht recht klar, wie Elizabeth und Javier aus Spanien miteinander verwandt sein könnten und auch die Rolle von Elizabeths Onkel Robert habe ich noch nicht vollständig verstanden. Auch bin ich gespannt, wie es mit Elizabeth weitergeht, denn sie steckt in Geldsorgen, hängt aber im Grunde ebenso an Pferden wie ihr Onkel es tat… Vielleicht kann es ja sogar eine Zukunft für das Gestüt Seydell geben…?

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga mit einer guten Mischung aus Familiendrama und Liebesgeschichte. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und kann die Fortsetzung kaum abwarten. Ich vergebe für den Auftaktband der Buchreihe 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2020

Intuition

Die Mondschwester
0

„Der Mensch lässt sich von der Intuition leiten, dazu kommt eine Prise Logik. Wenn du die richtige Balance aus beidem findest, ist jede Entscheidung richtig.“

„Die Mondschwester“ ist der fünfte Band der ...

„Der Mensch lässt sich von der Intuition leiten, dazu kommt eine Prise Logik. Wenn du die richtige Balance aus beidem findest, ist jede Entscheidung richtig.“

„Die Mondschwester“ ist der fünfte Band der „Sieben-Schwestern-Reihe“ von Lucinda Riley, übersetzt von Sonja Hauser. Er erschien im November 2018 im Goldmann Verlag.
Tiggy ist die fünfte Schwester, die von ihrem Adoptivvater Pa Salt aufgenommen wurde. Und sie ist anders als die restlichen Schwestern, denn sie ist eher esoterisch veranlagt und hat häufig ein „Bauchgefühl“, das ihr Dinge verrät, die sonst keiner bemerkt. Als sie schließlich bei ihrer Arbeit zufällig einen alten Zigeuner kennenlernt, erfährt sie einiges über ihre wahre Herkunft und begibt sich nach Spanien um ihre richtige Familie zu finden und kennenzulernen…

Tiggy war mir eine der liebsten Schwestern. Obwohl sie sehr esoterisch veranlagt ist und eher an übermenschliche Dinge glaubt, ist sie unglaublich sympathisch, freundlich und fürsorglich. Außerdem ist sie tierlieb und sehr naturverbunden, weshalb sie mir nochmal doppelt gut gefallen hat!
Tiggys Vergangenheit führt sie nach Spanien, in den Ort Granada, wo sie sich auf die Spuren ihrer Vorfahren begibt und damit tief in das Leben der spanischen Zigeuner eintaucht.
Erstmals hat mir die Geschichte der Gegenwart besser gefallen als die Geschichte in der Vergangenheit. Für Tiggys Vorfahrin Lucia konnte ich nämlich leider keinerlei Sympathien aufbringen. Lucias Art – arrogant, ignorant und nur an sich selbst und den Ruhm als Flamenco-Tänzerin denkend – fand ich unglaublich anstrengend. Natürlich hatte sie es in ihrem Leben nicht immer einfach, sie hatte aber eine Chance ihr Leben zu ändern. Diese hat sie aber leider aus Liebe zum Ruhm nicht ergriffen und sich auch kein Stück verändert, weshalb ich mit ihr während der gesamten Geschichte nicht warm werden konnte.
Beide Zeitebenen sind wieder brillant miteinander verknüpft, sodass man nach und nach versteht, wie es zu Tiggys Adoption durch Pa Salt kommen konnte. Neben Tiggys persönlicher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geht es aber auch wieder um die Gesamthandlung der Romanreihe. Es gibt erneut einige Hinweise und Andeutungen auf Pa Salt und auch Zed Efron tritt zum wiederholten Mal in Erscheinung. Ich bin so unendlich gespannt, wie am Ende alle Fäden zusammenhängen und was es mit dem Tod von Pa Salt wirklich auf sich hat… Auch die Verknüpfung zu den anderen Bänden und Schwestern sowie die Überleitung auf die sechste Schwester gelingt der Autorin wieder mühelos.
Ebenfalls erneut gefallen hat mir die Aussage, dass „Familie sich findet“ und am Ende wieder zusammenkommt. Ich finde den Gedanken schön, dass man als Familie zusammengehört und sich auch findet, wenn man am jeweils anderen Ende der Welt lebt. In Tiggys Geschichte spielen zwar auch übernatürliche Kräfte in diesem Punkt eine Rolle, trotzdem ist ähnliches ja auch den anderen Schwestern schon passiert und vielleicht ist ja auch im wahren Leben etwas an dieser These dran.
Neben der fiktiven Geschichte werden zudem wieder historische Fakten aufgegriffen und die Handlung miteingewoben, sodass man sie zwar aufnehmen kann, aber nicht zwingend über sie nachdenken muss. Auch mythologische Aspekte spielen erneut eine große Rolle.
Auch der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und mitreißend. Ich habe den Roman in kürzester Zeit durchgelesen und war einfach nur begeister!

Mein Fazit: Auch Tiggys Geschichte hat mich überzeugt und beim Lesen regelrecht gefesselt. Ich bin unglaublich gespannt, wie es mit den Schwestern weitergeht und freue mich auf die nächsten Bände! Für Band 5 vergebe ich 5 von 5 Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2020

Dominosteine

Die Mädchenwiese
0

„Dinge passieren einfach, ob Sie wollen oder nicht, und sie setzen Ereignisse in Gang, gegen die Sie noch viel weniger ausrichten können.“

„Die Mädchenwiese“ ist ein Thriller von Martin Krist. Er erschien ...

„Dinge passieren einfach, ob Sie wollen oder nicht, und sie setzen Ereignisse in Gang, gegen die Sie noch viel weniger ausrichten können.“

„Die Mädchenwiese“ ist ein Thriller von Martin Krist. Er erschien erstmalig 2012 im Ullstein Verlag und wurde 2019 bei R&K neuaufgelegt.
Im beschaulichen Finkenwerda verschwindet ein Mädchen. Während die Polizei noch daran glaubt, dass das Mädchen weggelaufen ist, steht für den ehemaligen Kommissar Lindner bereits fest: Der Serienmörder, der ihm vor einigen Jahren entkam, ist zurück…

Brutal. Fesselnd. Grausam – „Die Mädchenwiese“ ist definitiv nichts für schwache Nerven.
Spannend und nervenaufreibend beginnt die Suche nach der verschwundenen Lisa und nur langsam reiht sich Puzzlestück an Puzzlestück. Auf geschickte Art und Weise verknüpft Martin Krist unterschiedliche Erzählstränge und -perspektiven miteinander und lässt den Leser in eine grausame Welt, unweit von Berlin, eintauchen. Im Laufe des Romans entsteht dabei ein Gesamtbild, das den Täter aber bis zum Schluss verschleiert. Die Spannung bleibt dabei während der gesamten Handlung auf einem hohen Niveau, die Geschichte unvorhersehbar.
Geschickte Wendungen und ein unglaublich guter Handlungsverlauf stellen eine rhetorische Meisterleistung des Autoren dar und obwohl die Geschehnisse für meinen Geschmack teilweise etwas zu detailliert geschildert wurden, hat der Thriller mich gefesselt und auf makabre Weise gefesselt.
Nicht nur einmal musste ich beim Lesen schlucken und hätte mir am liebsten die Augen zu gehalten und umgeschaltet. Schonungslos werden die Handlungen des Täters beschrieben, gnadenlos die Geschehnisse beschildert, die den Täter erst zu dem machten, was er ist.
Dabei gibt es nicht nur ein Opfer, sondern gleich mehrere, die aus ihrer Rolle einfach nicht herauskommen, wodurch neben dem verschwundenen Mädchen auch das Thema Missbrauch in der eigenen Familie thematisiert wird.
Martin Krist schafft es, den Leser zu fesseln und emotional zu berühren. Obwohl der Thriller an vielen Stellen unglaublich brutal scheint, ist gerade diese Brutalität und Gnadenlosigkeit ein Teil dessen, was dem Thriller sein geniales Auftreten verleiht.
Neben dem gut gestalteten Plot sind auch die Figuren authentisch dargestellt und gut charakterisiert. Konflikte, Sorgen und Gefühle sind anschaulich beschrieben, die Perspektivwechsel zeigen deutlich, wie unterschiedlich Menschen in Stresssituationen reagieren und wie wenig Erwachsene Kindern manchmal zuhören.
Lisas Bruder Sam tat mir an vielen Stellen einfach nur Leid und ich habe mir so sehr gewünscht, dass ihn jemand mal ernst nimmt und sich in der Art um ihn kümmert, wie er es verdient hätte…
Auch mit Berta hatte ich unglaubliches Mitleid und konnte kaum begreifen, wie viel Pech man im Leben haben kann…

Mein Fazit: „Mädchenwiese“ ist definitiv kein Thriller für schwache Nerven, aber unglaublich spannend und rhetorisch geschickt geschrieben - mit garantiertem Gänsehautfaktor. Obwohl ich mich beim Lesen teilweise tatsächlich etwas unwohl gefühlt habe und manche Passagen mit ihrer Schonungslosigkeit jenseits meiner Wohlfühlzone lagen gebe ich dem Thriller 5 von 5 Sternen, da ich ihn für ein großartiges Buch halte, das definitiv für eingefleischte Thrillerfans geschrieben wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere