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Veröffentlicht am 11.01.2021

Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Die Salbenmacherin und der Stein der Weisen
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Über die Salbenmacherin Olivera und ihre Familie liegt nun bereits der fünfte Band vor. Er spielt in Nürnberg, im April 1410. Es ist erst ein gutes halbes Jahr vergangen, seit Olivera fast ihr damals noch ...

Über die Salbenmacherin Olivera und ihre Familie liegt nun bereits der fünfte Band vor. Er spielt in Nürnberg, im April 1410. Es ist erst ein gutes halbes Jahr vergangen, seit Olivera fast ihr damals noch ungeborenes Kind und ihr Leben verloren hätte. Seitdem hat sie das Haus nicht verlassen und sich um ihren kleinen Sohn Lukas gekümmert. Nun ist es ihr aber ein Bedürfnis, wieder im Spital zu arbeiten, um den Alten und Kranken zu helfen. Ihrem Mann Götz ist nicht wohl dabei, denn sie haben immer noch mächtige Feinde in der Stadt, aber Olivera ist der Meinung, das Leben muss weitergehen, und sie möchte wieder in einen geregelten Alltag finden. Mit der Ruhe ist es jedoch schnell vorbei, als ein mysteriöser Heiler in die Stadt kommt. Der Adept behauptet, er hätte den Stein der Weisen und könne Gold herstellen. Viele Bürger fallen auf Alphonsius und seine Versprechungen herein. Auch Oliveras Mann Götz, der Stadtapotheker, ist nicht ganz frei von Aberglauben, wie sich nun herausstellt. Auch wenn er Alphonsius die Puppe für einen Unsichtbarkeitszauber nur abgekauft hat, um dem Rat zu beweisen, dass es sich um einen Schwindel handelt, so scheint er doch der Meinung zu sein, dass die Geschichte ein Körnchen Wahrheit enthalten könnte. Olivera will die Angelegenheit auf ihre Art aus der Welt schaffen und löst damit unbewusst eine Kette von Ereignissen aus, die wiederum eine Gefahr für sie selbst und ihre Familie darstellen. Eine ungeahnte Begegnung bringt Erinnerungen an die Vergangenheit zu Tage.

Über ein „Wiedersehen“ mit den bereits vertrauten Charakteren habe ich mich sehr gefreut. Die hilfsbereite und liebenswerte Olivera muss man einfach gerne haben. Ihr Mann Götz, der mir in den letzten Bänden vernünftig und umsichtig erschien, wirkt in diesem neuen Roman manchmal mürrisch und aufbrausend, was ich dem Umstand zuschreibe, dass durch die Ereignisse in der Vergangenheit sein Nervenkostüm eher dünn ist. Fakt ist auch, dass er zwar mittlerweile selbst dem städtischen Rat angehört, ihm aber nur allzu bewusst ist, dass er mächtige Feinde unter den Ratsherren hat. Die Sorgen lassen ihn oft unbeherrscht reagieren, worunter häufig Jona zu leiden hat. Jona, ehemaliges Bettler- und Straßenkind, hat sein Misstrauen bis dato nicht abgelegt und fürchtet ständig, etwas falsch zu machen und wieder in der Gosse zu landen. Aber Olivera ist er treu ergeben, denn ihr verdankt er sehr viel. Auch die Magd Gerlin, eine ehemalige Prostituierte, steht in Oliveras Schuld. Sie hilft ihr und der Familie wo immer sie kann, hat aber auch ein eigenes Problem, das sie aus der Welt schaffen möchte.

Silvia Stolzenburg schreibt kurzweilig und fesselnd. Auch Oliveras neuestes Abenteuer hat sich für mich wieder als wahrer Pageturner erwiesen. Vor allem die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch durchgelesen, so stark hatte mich die Geschichte gepackt, denn am Ende überschlagen sich die Ereignisse.

Besonders gut gefällt mir an den Romanen der Olivera-Reihe, dass sie so viel über die damaligen Heilmethoden aussagen. Es ist faszinierend, Olivera und dem Henker über die Schulter zu schauen, wenn sie Wunden behandeln oder auch, im Falle eines Verbrechens, auf Spurensuche gehen und dabei ungewöhnliche Methoden anwenden, die heutzutage gruselig anmuten, für die Menschen damals aber Normalität waren. Was die korrekte Recherche angeht, leistet die Autorin ganze Arbeit, und in ihrem Nachwort erzählt sie noch ein wenig zu Fakten und Fiktion, was mich immer besonders interessiert.

Die Gedanken, die Götz sich am Ende dieses Romans macht, lassen mich stark hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird, wenn auch vielleicht in einem anderen Setting.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Literarische Wohlfühl-Reise in die winterlichen Highlands

Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands
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Nach „Der kleine Strickladen in den Highlands“ liegt hier nun der Folgeband vor. Im ersten Buch ging es hauptsächlich um Maighread, während nun ihre Freundin Chloe die Hauptrolle spielt. Allen wichtigen ...

Nach „Der kleine Strickladen in den Highlands“ liegt hier nun der Folgeband vor. Im ersten Buch ging es hauptsächlich um Maighread, während nun ihre Freundin Chloe die Hauptrolle spielt. Allen wichtigen Charakteren aus Band 1 begegnen wir aber auch diesmal wieder.

Chloe ist Psychologin und pendelt für ihren Job und für ihren Freund Scott mehrmals wöchentlich nach Glasgow. Dabei fühlt sie sich nur in dem kleinen Städtchen am Loch Lomond so richtig wohl und zufrieden. Als Chloe erfährt, dass ihr Großvater im Sterben liegt, müssen jedoch alle anderen Probleme erst einmal zurückstehen, und sie fährt zu den Großeltern, um ihnen in der schweren Zeit und in Großvaters letzten Stunden beizustehen. Nach dessen erbt Chloe seinen Schatz, ein altes Buch über Kräuter. Es ist wie ein Fingerzeig für sie, wo ihre Zukunft liegt. Nur, wie passt Scott in dieses Bild? Auf den ersten Blick wirkt diese Frage überwältigend und unlösbar und stürzt die junge Frau in ein schweres Dilemma. Aber Chloe ist nicht allein, sondern hat gute Freunde, die ihr zur Seite stehen. Mit ihrer Hilfe und mit der Kraft der Liebe findet sie ihren Weg.

Dies ist ein wunderschöner, warmherziger Roman mit liebenswerten Charakteren. Chloes Geschichte spielt sich zum großen Teil am Loch Lomond ab, in der Gegend, die sie liebt und in der sie verwurzelt ist und die auch im Buch entsprechend schön beschrieben und gewürdigt wird. Auch wenn die Handlung zum Teil traurig ist und Chloe und Scott mit vielen Problemen kämpfen, ist es für mich ein richtiger Wohlfühlroman. Schuld daran ist hauptsächlich Maighreads kleiner Strickladen, in dem sich die Frauen oft treffen und gemeinsam handarbeiten. Von ihrer Freundin hat Chloe das Stricken gelernt und fertigt erste eigene Stücke, auf die sie sehr stolz ist. Das Schöne ist, dass sich alle Anleitungen zu den Strickstücken, die im Roman entstehen, hinten im Buch wiederfinden. Da ist sowohl für Strickanfänger als auch für Fortgeschrittene etwas dabei, und es macht Spaß, ein schönes Stück nachzuarbeiten, über das man im Buch vorher gelesen hat. Jeder, der gerne strickt und eine Vorliebe für schöne, hochwertige Garne hat, wird hier seine Freude haben. Susanne Oswald hat eine sehr schöne Fortsetzung geschrieben, und wenn ich mich nicht irre, soll es einen weiteren Band geben. Es hat mir Freude gemacht, „alten Bekannten“ aus dem ersten Band wieder zu begegnen und mit Chloe in die Welten der Kräuter und der Wolle einzutauchen. Lediglich der etwas abrupte Schluss hat mich ein wenig gestört. Aber ich hoffe sehr, all die sympathischen Charaktere in einem weiteren Band wieder zu „treffen“.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Eine Familienfehde in Friesland im 14. Jahrhundert

Im Zeichen des Löwen
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In Daniel Wolfs aktuellem Roman, der in Friesland im 14. Jahrhundert spielt, geht es um zwei verfeindete Familien. Die Blutfehde ist zwischen Wilke Tammen Osinga und Enne Rycken entbrannt, denn alles beginnt ...

In Daniel Wolfs aktuellem Roman, der in Friesland im 14. Jahrhundert spielt, geht es um zwei verfeindete Familien. Die Blutfehde ist zwischen Wilke Tammen Osinga und Enne Rycken entbrannt, denn alles beginnt damit, dass Wilke eine Nachricht erhält, Enne hätte seinen ältesten Sohn Unicke umgebracht. Wilke Tammens Rache ist furchtbar, und er verpflichtet seine ganze Familie, ihn zu unterstützen, auch seinen Sohn Jann Wilken, den er eigentlich verachtet, weil er als Bastard geboren ist. Und obwohl er kaum ein gutes Wort oder einen Blick für Jann übrig hat, erwartet Wilke, dass auch dieser Sohn ihm in den Kampf folgt. Dabei möchte Jann nichts lieber, als Schiffe konstruieren und bauen. Das ist seine ganze Leidenschaft, und darin ist er richtig gut, nur leider kann er offiziell nie ein Schiffbauer werden, denn als Bastard wird ihm der Zutritt zur Gilde nicht gestattet. Zudem ist er auch noch unglücklich in Jorien verliebt, die Tochter des Schiffbaumeisters Folkmar Peters, bei dem er arbeitet. Auch hier hat er wieder schlechte Karten, denn als Bastard bleibt ihm auch diese Verbindung verwehrt.

Enne, der Erzfeind der Familie Osinga, ist das Oberhaupt der Familie Hylkena zu Duvelslond. Eigentlich besteht Ennes Familie nur noch aus ihm selbst und seiner Schwester Alke, die eine gefürchtete Alchimistin ist.

Alle Tragödien, sie sich im Verlauf des 925 Seiten starken Romans ereignen, haben direkt oder indirekt ihren Ursprung in dieser unglücklichen Fehde zwischen den beiden Familien. Was sich alles abspielt, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen, um die Spannung nicht zu zerstören. Jann, der wichtigste Charakter im Roman ist ein sympathischer Mann, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt, obwohl ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Er baut erfolgreiche Geschäftsbeziehungen nach Lübeck auf und findet dort einflussreiche Freunde. Hier fließt auch ein Teil der Geschichte des damaligen Städtebündnisses, der Hanse, mit ein.

Auch Bremen spielt eine nicht unwesentliche Rolle im Roman, denn dort lebt Folkmars Schwester, Theda Peters und leitet den Beginenorden Sankt Katharinen. Auch hierzu entstehen im Lauf des Romans einige Verknüpfungen.

Die Handlung erstreckt sich über 33 Jahre, beginnend im Jahr 1350, bis 1383, wo man im Epilog erfährt, wie es mit den lieb gewonnenen Charakteren weiter geht. Ja, lieb gewonnen habe ich einige Charaktere. Da ist zum einen Jann, der unermüdliche Kämpfer, der stets für Gerechtigkeit einsteht und sich vom Leben nicht unterkriegen lässt. Auch sein Bruder Abbe, Wilkes Drittgeborener, ist ein kluger und sympathischer Mensch, mit dem es aber das Leben auch nicht gut gemeint hat, denn er ist ein Krüppel und hat damit nicht viel mehr Rechte als ein Bastard. Im Verlauf der Geschichte wird immer wieder klar, wie ungerecht (oder auch selbstgerecht) die Menschen damals dachten und handelten. Jemand, der eine angeborene Behinderung aufwies, wurde abfällig betrachtet, und hinter einem körperlichen Gebrechen wurde auch schnell eine geistige Störung vermutet und der Betroffene als dumm und unzurechnungsfähig abgestempelt.

Alles in allem beweist sich Daniel Wolf hier wieder als grandioser Erzähler mit einem enormen historischen Wissen. Vor allem der Schiffbau der damaligen Zeit wird sehr detailliert dargestellt. Auf der inneren hinteren Buchklappe ist eine Kogge aus dem 14. Jahrhundert abgebildet. Auch gibt es hinten im Buch glücklicherweise ein Glossar der friesischen und maritimen Begriffe, mit denen ich teilweise so meine liebe Not hatte.

Es waren raue, gefährliche Zeiten, die damals in Friesland herrschten, und die Ereignisse sind auch ungeschönt dargestellt. Gerade das Los der einfachen Bevölkerung wird immer wieder thematisiert. Vor allem das Leben in Warfstede kann man sich bildhaft vorstellen, denn von dem Ort gibt es eine kleine Karte vorne im Buch. Auch ein Personenverzeichnis findet man dort, was auch wichtig ist, denn es sind im Verlauf der Geschichte sehr viele Charaktere eingebunden.

Mir hat Janns Geschichte gut gefallen, auch wenn mich die vielen Fachbegriffe und Erläuterungen zum Koggenbau ziemlich an meine Grenzen gebracht haben. Das ist auch der Grund, wieso ich ziemlich lange an dem Buch gelesen habe, denn manchmal ging es nur „häppchenweise“ vorwärts, da es doch ein paar Längen in der Geschichte gibt. Auch einige Handlungen der an sich guten Charaktere waren für mich manchmal fragwürdig und irritierend.

Ich muss gestehen, dass für mich das Buch nicht ganz an die Fleury-Saga heran kommt. Da hinter dem Titel „Im Zeichen des Löwen“ angegeben ist, es würde sich um die Friesen-Saga 1 handeln, gehe ich davon aus, dass es demnächst weitere Bände dazu geben wird. Darauf bin ich auf jeden Fall gespannt.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Gartenvilla

Die Gartenvilla
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Cristina Cabonis neuester Roman spielt in Positano, an der Amalfiküste. Milena ist in der alten Villa bei ihrem Großvater Michele zu Besuch. Hier, in der Spiegelvilla, hat sie als kleines Kind gelebt und ...

Cristina Cabonis neuester Roman spielt in Positano, an der Amalfiküste. Milena ist in der alten Villa bei ihrem Großvater Michele zu Besuch. Hier, in der Spiegelvilla, hat sie als kleines Kind gelebt und später dann immer ihre Sommerferien beim Großvater verbracht. Die Großmutter hat sie nie kennengelernt, denn Eva, „die Amerikanerin“, wie sie im Dorf genannt wird, ist damals, als Milenas Mutter noch klein war, auf mysteriöse Weise plötzlich verschwunden. Milena macht sich Sorgen um Michele, denn sie merkt, dass sich bei ihm immer stärker die Altersdemenz breit macht und er immer öfter in seiner eigenen Welt versinkt. Seit seine geliebte Frau damals verschwand, hat er auch das Lachen verlernt. Milena versucht, die Tage mit ihrem Großvater so intensiv wie irgend möglich zu genießen. Als im Garten der Villa, in einem verborgenen Brunnenschacht, ein Skelett gefunden wird und ihr Großvater daraufhin völlig verstört ist, beginnt Milena, Nachforschungen anzustellen. Sie möchte herausfinden, was damals genau in ihrer Familie geschah.

Gleich vorab: ich liebe den Schreibstil der Autorin! Ihre Schilderungen sind atmosphärisch dicht und sehr lebendig. Stimmungen fängt sie gekonnt und mit großen Feingefühl ein. Vor vielen Jahren war ich selbst an der Amalfiküste, und der Roman hat meine Sehnsucht nach dieser wunderschönen Gegend neu geweckt. Um mit Milenas Worten zu sprechen: wer noch nie an der Amalfiküste war, der hat noch kein richtiges Blau gesehen. Die tollen Schilderungen kann ich bestätigen, denn diese Gegend verzaubert ihre Besucher mit einer ungeheuren Farbenpracht und -intensität. So gesehen hat dieser Roman mir noch ein Stück Sommer, Sonne und italienisches Flair in den kühlen und manchmal schon recht ungemütlichen Herbst gebracht.

Milena ist eine liebenswerte und starke Protagonistin, die mir besonders gefallen hat, weil sie ehrlich und geradeheraus ist und ihre Mitmenschen auch mal mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert. Außerdem bewundere ich ihren Mut, sich der Vergangenheit zu stellen. Ihrem Großvater ist sie in inniger Zuneigung verbunden und kümmert sich rührend um den alten Mann. Die anderen Charaktere sind zumeist knapp aber sehr treffend beschrieben.

Um wen es sich bei dem Toten im Brunnenschacht handelt und was in der Vergangenheit in Milenas Familie passiert ist, erschließt sich erst nach und nach. Durch Rückblicke in die Zeit, als Michele seine Eva kennenlernte und durch Milenas Nachforschungen wird die Vergangenheit Stück für Stück enthüllt und nach und nach zu einem kompletten Bild zusammengesetzt.

Auch in der Gegenwart ergibt sich einiges. Zwei Männer treten in Milenas Leben, zu denen sie sich in gewisser Weise hingezogen fühlt; wie wird sie sich letztendlich entscheiden? Auch ein wenig Romantik spielt also eine Rolle, und doch ist dies kein Liebesroman, denn der Fokus der Handlung liegt eindeutig auf Milenas Familiengeschichte, und es besteht auch gewissermaßen ein Zusammenhang mit dem Toten im Brunnenschacht, wodurch kriminalistische Elemente hinzu kommen. Wie sich alles nach und nach aufklärt, ist spannend zu verfolgen, und da kann ich auch darüber hinweg sehen, dass es ein paar Zufälle gibt, die mir etwas konstruiert erschienen. Alles in allem ist dies jedoch ein wunderbarer Roman, kurzweilig, fesselnd und mit viel italienischem Charme.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Es geht spannend weiter!

Lügen einer Lady
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Man schreibt das Jahr 1912. Inzwischen ist es Sommer geworden. Gerade erst im Frühling haben Lady Christabel und ihre Zofe Maud einen Mord miterlebt, und schon wartet ein neues Abenteuer auf sie. Diesmal ...

Man schreibt das Jahr 1912. Inzwischen ist es Sommer geworden. Gerade erst im Frühling haben Lady Christabel und ihre Zofe Maud einen Mord miterlebt, und schon wartet ein neues Abenteuer auf sie. Diesmal sollen sie den Ruf einer Freundin von Christabels Tante Lavinia retten, denn Lady Haddington wird von einem Lakaien erpresst, mit dem sie sich auf eine Liaison eingelassen hatte. Christabel und Maud sollen eine Kette, die der Lakai entwendet hat, wieder zurück stehlen. Eine schwierige Aufgabe wartet hiermit auf die beiden jungen Frauen. Dazu kommt, dass der beschuldigte Lakai ein sympathischer, ehrlicher Mensch ist, zu dem die Geschichte so gar nicht passen will. Lady Christabel und Maud haben berechtigte Zweifel, ob Damian Ellis, der Lakai, wirklich zu so einer fiesen Erpressung fähig wäre.

Nachdem der erste Band „Tod eines Lords“ mit einem Cliffhanger endete, war ich sehr gespannt, wie es mit Christabel und Maud weiter gehen wird. Zum einen ist da wieder ein neuer Fall, ein neues Abenteuer für die beiden Frauen, die inzwischen schon fast ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, das weit über den Status „Lady und Zofe“ hinaus geht. Als Maud in eine problematische Lage gerät, bemüht sich Christabel nach Kräften, ihr beizustehen, was sicher damals nicht gerade üblich war. Wenn ein Bediensteter in Schwierigkeiten war, wurde er nicht selten von der Herrschaft fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Schon aus diesem Grund, weil sie so völlig ohne Standesdünkel und sehr besorgt um ihre Zofe ist, habe ich Christabel ins Herz geschlossen. Aber auch Maud, die Zofe mit der geheimnisvollen Vergangenheit und dem forschen Mundwerk, hat das Herz auf dem rechten Fleck. Es ist immer schön, die Dialoge der beiden Protagonistinnen zu verfolgen. Auch diesmal lernt man in ihrem Umfeld wieder einige interessante Charaktere kennen, sogar einen Detective Inspector von Scotland Yard. Auch zwischen ihm und den beiden Hobby-Ermittlerinnen gibt es einige amüsante und interessante Dialoge.

Bei allen Fragen, die sich rund um den neuen Kriminalfall stellen, gibt es aber noch eine Sache, die Maud auf dem Herzen liegt, denn ihre Vergangenheit droht, sie einzuholen. Nicht einmal Christabel hat sie sich bisher anvertraut, obwohl sie durchaus schon mit dem Gedanken gespielt hat.

Das Flair der damaligen Zeit ist auch diesmal wieder toll beschrieben. Man fühlt sich direkt in ein altes Herrenhaus versetzt, und die Atmosphäre ist fast greifbar. Es wäre übrigens kein Buch der Autorin, wenn nicht wenigstens eine Katze darin eine Rolle spielen würde. Diesmal ist es eine verletzte Stallkatze, und es wird schon zur lieben Gewohnheit, dass Christabel und Maud bei jedem ihrer Abenteuer einen schnurrenden Vierbeiner „adoptieren“. Im Nachwort erklärt die Autorin interessante Details zu Fakten und Fiktion ihres Romans, und man erfährt so einiges über die damaligen Gepflogenheiten, sowohl Upstairs als auch Downstairs.

Rückblickend hat mir der erste Band noch ein klein wenig besser gefallen, was ich jedoch nicht an irgendwelchen Kritikpunkten festmachen kann, denn es ist rein gefühlsmäßig. Aber wie gesagt, der Unterschied ist minimal, und ich bin schon sehr neugierig und freue mich auf den dritten Band, der übrigens am Ende dieser Woche bereits als eBook erscheint.

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