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Veröffentlicht am 15.11.2020

Super frisch, (super) schnell und super lecker

Super fresh
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem jüngsten, bei Gräfe & Unzer erschienenen Kochbuch „Super fresh“ präsentiert uns Australiens führende Kochbuch- und Bestseller-Autorin Donna Hay ihre neuesten Kreationen rund um ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem jüngsten, bei Gräfe & Unzer erschienenen Kochbuch „Super fresh“ präsentiert uns Australiens führende Kochbuch- und Bestseller-Autorin Donna Hay ihre neuesten Kreationen rund um ihr Motto „Simple made special“. Einfachheit kombiniert mit dem gewissen Extra - das klingt wirklich verlockend! Wie der Untertitel „Schnelle und frische Gerichte für jeden Tag“ bereits andeutet, steht Donna Hay für eine gesunde Küche also mit nahrhaften, köstlichen Mahlzeiten steht, die sich schnell und unkompliziert aus einfachen Zutaten zubereiten lassen. Als berufstätige Mutter von zwei Teenagern scheint sich die „Queen of Simple“ auf leckere, alltagstaugliche und stresserprobte Rezepte zu verstehen und möchte uns dabei helfen, gesunden Lifestyle ganz einfach in den hektischen Alltag zu integrieren.
Ein kurzer Blick in das sehr stylisch und eher unkonventionell aufgemachte Buch mit den perfekt fotografierten und äußerst appetitlich präsentierten Gerichten zeigt, dass wir es hier mit einem ungewöhnlichen Kochbuch zu tun haben. Die originellen Kapitel-Überschriften wie „einfach ausgetauscht“, „die big bowl“ oder „quick fix“, machen sehr neugierig auf die hier in Szene gesetzten Themengebiete, die tollen, sich dahinter verbergenden Rezepte und köstlichen Inspirationen. Obwohl viele der Rezepte sicherlich nichts Neues sind, verleihen einige echt innovative Abwandlungen dem Gericht oft das gewisse Etwas. Gut gefallen haben mir auch die vielen asiatischen und mediterranen Einflüsse von Hays Küche, in der neben der Einfachheit stets auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet wird.
Eine strikte, traditionelle Sortierung nach Vorspeisen, Hauptgerichten und Süßspeisen bzw. Kuchen sucht man hier vergeblich, so dass man die Gliederung beim ersten Stöbern als etwas unübersichtlich empfindet. Für die Auswahl der Gerichte sollte man sich definitiv etwas Zeit nehmen – bekommt beim Durchblättern aber schnell Lust darauf, sich in die Küche zu begeben, um sofort loszulegen und viele der sehr raffinierte Rezepte auszuprobieren.
Zum schnelleren Auffinden der Rezepte ist am Ende auch ein ausführliches Register angehängt.
Unter den köstlichen Rezepten findet man jede Menge Anregungen für leckere, unkomplizierte Mahlzeiten bis hin zu kreativen und etwas anspruchsvolleren Gerichten.
Ob nun “Supergrüner gebackener Risotto” aus dem Kapitel AUS PFANNE UND OFEN, “Spinat-Souffle-Omlette” unter RUCK-ZUCK-DINNER, die drei Lasagne-Variationen unter EINFACH AUSGETAUSCHT, die Spaghetti-Kürbis-Bowl mit Halloumi-Croutons bei DIE BIG BOWLS oder den Schoko-Fudge-Kuchen unter SÜSSES - die Auswahl ist wirklich sehr kreativ, unglaublich vielseitig und absolut ansprechend, so dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Auch Vegetarier werden hier einige interessante, fleischlose Gerichten finden, die allerdings nicht speziell gekennzeichnet sind.
Großes Know-how ist für die Zubereitung der Gerichte nicht erforderlich. Die meisten Zutaten hat man als Grundausstattung schon zuhause im Vorratsschrank, es werden allerdings auch viele exotische Zutaten verwendet, die man bei uns sicherlich nicht so einfach besorgen kann.
Alle von mir ausprobierten Rezepte ließen sich problemlos zubereiten; die zubereiteten Wohlfühlgerichte waren äußerst schmackhaft, originell und haben mich wirklich begeistert. Einige darunter waren allerdings nicht ganz so unkompliziert und schnell in der Zubereitung wie versprochen, aber entschädigt wird man hierfür mit einer gesunden, nahrhaften, leckeren und absolut kreativen Bereicherung des Speiseplans.
Der Rezeptteil ist mit hochwertigen, Appetit-anregenden und wirklich aussehenden Fotos äußerst ansprechend aufgemacht. Auch wenn man sich an die weiße Schrift auf dem fast durchgängig grau-schwarzen Hintergrund erst gewöhnen muss – das Styling und Layout mit unterschiedlichen Schrifttypen ist innovativ und definitiv etwas anders. Die Rezepte sind in der Regel für 2 oder 4 Personen ausgelegt, allerdings fehlen die Angaben zu Zubereitungszeit, Nährstoffzusammensetzung und die Kalorienzahl pro Portion, was bei einigen sehr üppigen Gerichten insbesondere bei den köstlichen, „fast“ gesunden Desserts sicher auch von Vorteil ist. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind zwar recht knapp, aber verständlich und nachvollziehbar erklärt. Leider wirkt die Gliederung etwas unübersichtlich, so dass man beim Kochen aufpassen muss, nicht etwas zu überlesen.
Bei der sehr ansprechenden Aufmachung und einfach spektakulären Bebilderung der tollen Gerichte nimmt man dieses Kochbuch nicht nur zum Nachkochen, sondern auch gerne einfach nur zum Stöbern in die Hand.

FAZIT
Ein geniales Kochbuch mit Feelgood Food für jeden Tag, in dem es jede Menge Inspirationen zu entdecken gibt und das eine bunte Vielfalt an schnellen, innovativen und gesunden Rezepten für jede Lebenslage bietet.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Barbarottis grandioser 6. Fall

Barbarotti und der schwermütige Busfahrer
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INHALT
Inspektor Barbarotti ermittelt auf Gotland.

Gegen Inspektor Barbarottis Polizeikollegin - und neue Lebensgefährtin - Eva Backman wird in Stockholm intern ermittelt. Sie musste bei einem Einsatz ...

INHALT
Inspektor Barbarotti ermittelt auf Gotland.

Gegen Inspektor Barbarottis Polizeikollegin - und neue Lebensgefährtin - Eva Backman wird in Stockholm intern ermittelt. Sie musste bei einem Einsatz zur Schusswaffe greifen, um Schlimmeres zu verhindern, was für einen der Beteiligten allerdings böse endete. Um Abstand zu gewinnen, beschließen Barbarotti und Backman, sich in die herbstliche Abgeschiedenheit Gotlands zurückzuziehen. Doch die Ruhe ist trügerisch. Barbarottis kriminalistische Instinkte werden geweckt, als er in einem Fahrradfahrer jenen rätselhaften Busfahrer zu erkennen glaubt, der vor sechs Jahren Opfer eines Verbrechens wurde, ohne dass man seine Leiche je gefunden hätte ...


(Quelle: btb Verlag - Erscheinungsdatum: 28.09.2020 - ISBN: 9783442758876)


MEINE MEINUNG
Mit seinem neuen Roman „Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“ hat der schwedische Erfolgsautor Hakan Nesser bereits den sechsten Band seiner Gunnar Barbarotti-Reihe vorgelegt, der sich auch ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bände problemlos lesen lässt.
Mit großem erzählerischem Können hat Hakan Nesser eine anspruchsvolle, äußerst faszinierende und sehr tiefgründige Geschichte mit bewegenden Charakterstudien angelegt, bei welcher der eigentliche Kriminalfall bisweilen fast in den Hintergrund rückt.
Im Mittelpunkt der auf verschiedenen Zeitebenen angelegten Handlung steht die Aufklärung eines länger zurückliegenden, ungelösten Falls, den Inspektor Barbarotti und seine Lebensgefährtin und langjährige Kollegin Eva Backman wegen seiner mysteriösen Umstände nicht losgelassen hat. Eine Zufallsbegegnung während ihrer Auszeit auf dem abgeschiedenen Gotland veranlasst die beiden nun den alten, sehr ungewöhnlichen Fall als Privatermittler erneut aufzurollen - in der Hoffnung endlich den Hintergründen des höchst verwickelten Verbrechens und der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Geschickt wechselt Nesser zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und Perspektiven, führt uns zu unterschiedlichen Schauplätzen und Zeiten. So erhalten wir schrittweise Einblicke in die Vergangenheit, erfahren in Rückblicken über die Hintergründe des folgenschweren Busunfalls und die Vorgeschichte, die schließlich in dem mysteriösen Verschwinden des bedrohten Unfallfahrers Albin Runges mündet. Zugleich erleben wir die Geschehnisse in der Gegenwart und die Nachforschungen der beiden Ermittler mit. Eingestreut werden zudem die mit „Kleckse und Späne“ betitelten Tagebuchaufzeichnungen, die uns  aus Sicht des rätselhaften Busfahrers und Erpressungsopfers Runge die Geschehnisse zusammenfassen. Die Geschichte braucht allerdings viel Zeit, um in Fahrt zu kommen, denn die Spannung baut sich erst sehr langsam auf. Trotz der sehr bedächtigen, ruhigen Erzählweise und einiger Längen gelingt es Nesser aber schließlich doch, seine Leser zunehmend zu fesseln. So ist es sehr spannend mitzuverfolgen, wie in den sich abwechselnden Perspektiven immer neue Einzelheiten enthüllt werden und sich aus den verschiedensten Puzzleteilchen allmählich ein Gesamtbild zu formen beginnt. Geschickt werden wir aber auch auf so manche falsche Fährte geschickt, beginnen langsam die Wahrheit zu erahnen und fiebern gebannt der Auflösung entgegen. Eine für mich zwar nicht sehr überraschende, aber dennoch zufriedenstellende und schlüssige Aufklärung, an der wie im wirklichen Leben einige Zufälle, Umwege und ein wenig auch Gottes Hilfe beteiligt waren.
Hervorragend gefallen hat mir wieder Nessers einfühlsame und vielschichtige Figurenzeichnung. Insbesondere die sehr sympathischen und psychologisch sorgsam ausgearbeiteten Protagonisten konnten mich begeistern, denn ihre etwas eigenwilligen, unverwechselbaren Charaktere machen den Roman zu etwas Besonderem. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt, die tiefgründigen Gespräche sowie die eindrucksvolle Beziehung der beiden Protagonisten zueinander sind äußerst glaubwürdig und lebensecht eingefangen.
Nessers grandioser Schreibstil mit seinem subtilen Humor und interessanten philosophischen Betrachtungen zu Gott, dem Leben und den Tod konnte mich wieder sehr überzeugen. Er versteht es hervorragend, Stimmungen und Bilder mit viel Feingefühl einzufangen und sehr anschaulich zu beschreiben, so dass sich man sich der besonderen Atmosphäre des Romans schon bald nicht mehr entziehen kann.

FAZIT
Ein ruhiger, tiefgründiger Roman – eloquent erzählt, mit raffiniert angelegtem Fall und faszinierenden Charakterstudien.
Definitiv kein typischer skandinavischer Krimi, aber anspruchsvolle Krimi-Leser kommen hier dennoch voll auf ihre Kosten!

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Hawthornes neuer, fesselnder Fall

Mord in Highgate
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INHALT
Der erfolgreiche Scheidungsanwalt Richard Pryce wurde in seinem Londoner Haus in Hampstead Heath mit einer 2000 Pfund teuren Flasche 1982 Château Lafite Rothschild Pauillac niedergeschlagen. An ...

INHALT
Der erfolgreiche Scheidungsanwalt Richard Pryce wurde in seinem Londoner Haus in Hampstead Heath mit einer 2000 Pfund teuren Flasche 1982 Château Lafite Rothschild Pauillac niedergeschlagen. An die Wand neben der Leiche ist in grüner Farbe eine rätselhafte Botschaft gepinselt. Schnell scheint klar, wer es war: Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht – und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Was hat die geheimnisvolle Botschaft an der Wand neben dem Opfer zu bedeuten? Neue Entwicklungen und Enthüllungen verringern nicht, sondern erhöhen die Anzahl der Verdächtigen – alle lügen oder verbergen etwas. Als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.
(Quelle: Insel Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Mord in Highgate“ ist Anthony Horowitz, der zu den renommierten Schriftstellern und Drehbuchautoren Großbritanniens zählt, eine spannende und sehr unterhaltsame Fortsetzung seiner neuen originellen Kriminalroman-Reihe um Privatdetektiv Daniel Hawthorne und seinen Assistenten Anthony Horowitz gelungen.
Auch in seinem zweiten Band lässt der Autor sein Detektivgespann Hawthorne und Horowitz wieder ganz im Stil von Sir Conan Doyles‘ berühmten Holmes und Watson in einem sehr verzwickten und kuriosen Mordfall ermitteln. Insbesondere Horowitz‘ lebendiger und humorvoller Schreibstil konnten mich wieder sehr begeistern.
Als klassischer „Whodunit“ angelegt lebt der Krimi vor allem von seinen beiden äußerst faszinierenden Charakteren und bietet viel Stoff zu eigenen Miträtseln und Kombinieren. Erneut erleben wir den Ich-Erzähler und Protagonisten Horowitz mit seinem authentischen biographischen Hintergrund als Drehbuch- und Jugendbuchautor, der als eine Art Watson-Verschnitt den genialen und zugleich sehr rätselhaften Detektiv Hawthorne bei seinen laufenden Ermittlungen begleitet und eine „true crime“ Story hierüber verfassen soll. Zudem erhalten wir sehr interessante Einblicke in die reale Arbeit des Autors, der es sich nicht verkneifen kann, sich selbst mit äußerst selbstkritischen und –ironischen Bemerkungen aufs Korn zu nehmen.
Auch mit der weiteren Hauptfigur, dem ehemaligen Polizisten Hawthorne, ist Horowitz eine vielschichtige Charakterzeichnung gelungen. Ähnlich wie Doyles Romanfigur erweist sich Hawthorne als ein schwieriger, wenig umgänglicher Charakter, der seinen Assistenten Horowitz mit seinem wortkargen, eigenbrötlerischen und arroganten Verhalten immer wieder auf die Probe stellt und mit seinen homophoben Ansichten vor den Kopf stößt. Gespannt verfolgt man Hawthornes Ermittlungstaktiken und amüsiert sich köstlich darüber, dass er sich von Horowitz nicht in die Karten schauen, ihn sogar regelrecht auflaufen lässt, was Horowitz umso mehr dazu antreibt, selbst den Fall lösen zu wollen. Obwohl der neugierige Horowitz hartnäckig versucht, mehr über das mysteriöse Privatleben des undurchschaubaren Ermittlers herauszufinden, bleibt leider auch für uns Leser Hawthornes Biografie weiterhin nebulös, so dass man auf Enthüllungen im neuen Band hoffen muss. Sehr schön hat der Autor aber die unterhaltsamen Interaktionen zwischen den beiden so unterschiedlichen Protagonisten herausgearbeitet, die zwar gegenseitigen Respekt und gewisse Sympathien füreinander erkennen lassen, aber stets auf Distanz bleiben. Auch die Nebenfiguren sind ausreichend tiefgründig angelegt und lebendig beschrieben. Von besonderem Unterhaltungswert sind zudem die zahlreichen bitterbösen Seitenhiebe des Autors auf den Literaturbetrieb.
Horowitz gelingt es hervorragend, die Spannung in diesem komplexen Fall bis zum fesselnden Finale hoch zu halten. Während der Ich-Erzähler uns seine eigenen Überlegungen zum potentiellen Mörder anstellt, ist ihm der clevere Hawthorne mit seiner einzigartigen Beobachtungsgabe und seinem messerscharfen Verstand bereits schon mehrere Nasenlängen voraus. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen konnte mich die Auflösung schließlich doch ziemlich überraschen. Die Aufklärung der Hintergründe zum Mordfall und das Tatmotiv sind in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Privatdetektiv Hawthorne und seinem eher unfreiwilligen Assistenten Horowitz weitergehen wird und freue mich schon auf einen neuen Fall!
FAZIT
Eine sehr gelungene, unterhaltsame Fortsetzung mit einem originellen Detektivgespann und einem fesselnden Kriminalfall. Sehr einfallsreich und humorvoll geschrieben!

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Fesselnder, tiefgründiger Roman

Schwarzer Jasmin
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INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des ...

INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des westlichen Lebens und seiner religiösen Überzeugung. Und der Polizist Frank übernimmt einen letzten großen Fall vor seiner Rente. Er und sein Team müssen sich gegen ihre opportunistische Vorgesetzte und für die Sicherheit entscheiden: Sie stoßen auf Eymen, der in Julias Beratungsstelle aufgetaucht ist, als möglichen Gefährder, den es zu fassen gilt, bevor er zuschlägt. Die Wege dieser so unterschiedlichen Figuren scheinen schicksalhaft verwoben und alles läuft auf ein dramatisches Finale hinaus …
Zwischen der tunesischen Jasminrevolution, die den kurzen Arabischen Frühling auslöste, und der Fluchtbewegung nach Europa siedelt Manfred Rumpl seinen spannenden und vielschichtigen Roman an.
(Quelle: Picus Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Schwarzer Jasmin“ ist dem österreichischen Schriftsteller Manfred Rumpl ist ein fesselnder und vielschichtiger Roman gelungen, der hochaktuelle Themen aufgreift und die Problematik von Migration, Integration, islamistischem Fanatismus und Terrorismusbekämpfung geschickt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Seine komplexe, tiefgründige Geschichte kreist um die Schicksale sehr unterschiedlicher Menschen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen, mit inneren Konflikten zu kämpfen haben oder in persönlichen oder beruflichen Problemen gefangen sind. Ob nun der Weinjournalist Jakob und seine Freundin, die Sozialarbeiterin Julia, mitten in ihrer Beziehungskrise, Kriminalhauptkommissar Frank Konopke und sein Team der AG Gefährdungsbewertung, deren Arbeit zur Terrorismusabwehr durch undurchsichtige Vorgaben und suspekte Aktionen von ganz oben behindert werden oder schließlich die beiden tunesischen Flüchtlinge Eymen und Ahmed, deren Leben in Deutschland eine ganz unterschiedliche Richtung nimmt - ein jeder von ihnen wird vor folgenschwere Entscheidungen gestellt, deren Tragweite sie kaum abschätzen können, und bei denen es keinen optimalen Ausweg zu geben scheint.
Manfred Rumpl hat seinen Roman in verschiedenen Handlungssträngen, auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wechselnden Schauplätzen in Tunesien und Berlin angelegt. Die raschen Perspektivwechsel und die verschachtelte Erzählweise fordern dem Leser daher auch einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken ab, bauen aber auch rasch Spannung auf.
Im geschickt verwobenen Handlungsgeflecht begleiten wir die unterschiedlichen Charaktere, die meist völlig unabhängig voneinander agieren und deren Wege sich oftmals zufällig kreuzen. Sehr fesselnd ist es, aus den sich abwechselnden Perspektiven mitzuverfolgen, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, das Schicksal seinen Lauf nimmt und schließlich an einem verhängnisvollen Tag im Dezember 2016 in einem hochdramatischen Finale gipfelt.
Sehr anschaulich zeigt Rumpl am Beispiel der beiden jungen tunesischen Migranten auf, wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen können. Während Ahmed seinen Traum verwirklichen kann und sich um Integration bemüht, erleben wir beim streitlustigen, gewaltbereiten, zutiefst gespaltenen und labilen Eymen mit, wie leicht er in die Fänge ominöser religiöser Prediger gerät, sich manipulieren und radikalisieren lässt. Schon bald fallen im Roman deutliche Parallelen zur Realität auf, die Erinnerungen an den Fall des Attentäters Anis Amri, wecken, seinen brutalen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Jahr 2016, das fatale Versagen der Ermittlungsbehörden und den später aufgedeckten, fragwürdigen Umgang mit Informanten aus dem salafistischen Milieu. Mit diesem beklemmenden Hintergrund gewinnt der Roman noch an Tiefe und Nachdruck.
Sehr vielschichtig und lebensecht zeichnet Rumpl seine unterschiedlichen Charaktere. Einfühlsam umreißt er ihre persönlichen Geschichten und gibt uns aufschlussreiche Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, so dass man sich gut in ihre Beweggründe hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen kann.
Der ruhige, angenehme Schreibstil des Autors und seine anspruchsvolle Handlungsführung haben mir sehr gut gefallen. Rumpl gelingt es hervorragend, Geschehnisse auch ohne viele Worte zu umreißen und Stimmungen mit viel Feingefühl einzufangen, so dass man die Szenerie sich gut vorstellen kann.
Das dramatische, offene Ende des Romans kommt zunächst sehr überraschend, bildet aber einen für meinen Geschmack passenden Ausklang der Geschichte und regt zum Nachdenken an.

FAZIT
Ein fesselnder Roman mit einer tiefgründigen und vielschichtigen Geschichte, die sehr nachdenklich stimmt und noch lange nachklingt!

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Fesselnder, großartig erzählter Roman rund um die Wiesn

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem ...

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem Jahr gehen wir mit dem großen ARD-Mehrteiler »Oktoberfest 1900« auf die Wiesn und feiern ein mitreißendes Lesefest mit diesem Roman.

München, 1900: Dass sie ein einfaches Schankmädchen war, muss Colina verheimlichen. Denn jetzt ist sie aufgestiegen zur Gouvernante der jungen, eigenwilligen Clara. Deren Vater, der Brauereimagnat Prank, strebt nach Macht und Einfluss auf dem Oktoberfest. Auch Claras Verheiratung soll dabei helfen. Aber Clara will sich seinen Befehlen nicht unterordnen. Trotz Colinas Warnung flieht sie von zu Hause. Der Skandal droht alles zu zerstören. Doch dann entwickelt Colina mitten im Glanz und Getriebe des Oktoberfestes einen gewagten Plan: für sich und Clara will sie eine neue Chance aufs Glück erkämpfen.

(Quelle: FISCHER Krüger - Erscheinungsdatum: 26.08.2020 - ISBN: 9783810500571)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis“ aus der Feder der deutschen Autorin Petra Grill basiert auf den Drehbüchern zur gleichnamigen, sechsteiligen TV-Serie, die Mitte September 2020 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Ausgehend von der Handlung des Brauerei-Epos und den darin vorkommenden Figuren hat die Autorin jedoch eine fesselnde, hochinteressante und vielschichtige Geschichte entworfen, die weit über eine reine Nacherzählung der Film-Story hinausgeht und weitere interessante Charaktere in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt.
Angesiedelt vor dem historischen Hintergrund des Münchner Oktoberfests von 1900 und dem gnadenlosen Konkurrenzkampf im zunehmend profitorientierten Biergeschäft entspinnt sich eine abwechslungs- und facettenreiche Kriminalgeschichte mit tollem Zeit- und Lokalkolorit, die mich rasch in ihren Bann gezogen hat.
Gekonnt nimmt die Autorin den Leser mit auf eine aufregende Zeitreise nach München in die Hauptstadt des Königreiches Bayern zur Ära des Prinzregenten Luitpolds, einer aufblühenden Metropole im Wandel der Zeiten zwischen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand, althergebrachten Traditionen, bayerischer Gemütlichkeit und Szenetreff der Freigeister, Künstler und Literaten.
Die Autorin vermittelt mit ihren lebendigen und atmosphärisch dichten Beschreibungen ein sehr stimmiges Bild der damaligen Zeit und spannende, sehr authentische Einblicke in die Münchener Gesellschaft. So können wir mühelos eintauchen in das facettenreiche Alltagsleben Münchens und in die faszinierende Welt der Großbrauereien und Bierbarone. Sie nimmt uns mit zu den Künstlerkneipen der lebendigen Schwabinger Bohème, zum ausschweifenden Kocherlball im Englischen Garten, zu den düsteren Bierboazn und dem bunten Treiben auf der Wiesn.
Äußerst gelungen sind auch die Einblicke in das Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt, ihr Leben ohne Rechte und die bedrückende Abhängigkeit von Vater und Ehemann.
In den hervorragend recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen sind zudem interessante historische Details und Fakten eingestreut wie beispielsweise die „Völkerschau“ am Rande des Oktoberfests oder die historische Satirezeitung „Simplicissimus“ mit ihren legendären, respektlosen Karikaturen. Zudem begegnen wir auch einigen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie der unkonventionellen Lebenskünstlerin und „Skandal-Gräfin“ Fanny zu Reventlow oder dem geistesverwirrten König Otto von Bayern.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr abwechslungsreich und lebendig und lässt angenehm lesen. Durch gelegentliches Einflechten des bayerischen Dialekts in die Dialoge werden wir auch sprachlich gekonnt ins München um 1900 zurückversetzt.
Die vielschichtig angelegte Geschichte erleben wir in verschiedenen Handlungssträngen aus der personalen Erzählperspektive. Erzählt werden die Geschehnisse hauptsächlich aus den sich abwechselnden Sichtweisen der beiden sympathischen Hauptfiguren – dem einfachen, cleveren Schankmädchen Colina Kandl und dem jungen, etwas granteligen Oberwachtmeister Lorenz Aulehner.
Geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel und einige fiese Cliffhanger sorgen für viel Dynamik und lassen die Spannung sehr rasch ansteigen. Neben amüsanten Episoden sorgen auch etliche unerwartete Wendungen für Abwechslung.
Die Geschichte lebt neben den sehr bildhaft geschilderten Schauplätzen vor allem von ihren interessanten, vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind.
Äußerst gelungen sind die beiden sympathischen Gendarmen, Inspektor Eder und Oberwachtmeister Aulehner, die zwar gewissenhaft die Ordnungsmacht nach außen vertreten, aber oft auch nach ihrem eigenen Ermessen sehr mitfühlend und unkonventionell handeln. Insbesondere die Entwicklung des etwas steifen, überkorrekten Oberwachtmeister Lenz Aulehner mit seinen festgefahrenen Moralvorstellungen zu einem durchaus empathischen Menschen, der trotz allem Pflichtgefühl auch mal über seinen Schatten springen kann und Zivilcourage beweist, ist sehr glaubwürdig geschildert und hat mir hervorragend gefallen.
Sehr einfühlsam hat die Autorin auch die faszinierende, facettenreiche Protagonistin Colina Kandl gezeichnet, eine clevere, ehrgeizige und bisweilen auch gerissene Frau, die hofft, als Gouvernante endlich ihrem ärmlichen Milieu entkommen zu können und ihrer Zeit weit voraus ist. Als „Biermadl“, das nur von Trinkgeldern und gewissen „Gefälligkeiten“ leben kann, hat sie gelernt sich in der Männerwelt zu behaupten, mutig trotzt den vielen Widrigkeiten des Lebens und lässt sich als geborenes „Stehauf-Madl“ einfach nicht unterkriegen. Eine starke, rebellische und sympathische Frauenfigur, in die man sich hervorragend hineinversetzen kann und mit der man von Beginn an mitfiebert.

FAZIT
Ein fesselnder und facettenreicher historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeit- und Lokalkolorit und tollen, vielschichtigen Charakteren! Sehr lesenswert – auch wenn man die TV-Serie schon kennt!

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