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Veröffentlicht am 12.02.2021

Der letzte räumt das Labor auf

Trees 1
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„Trees 1“ ist der Auftakt einer neuen Reihe. Warren Ellis liefert eine spannende Story, die sich von der Masse abhebt. Denn sind wir mal ehrlich. Wenn Außerirdische auf unserem blauen Planeten landen, ...

„Trees 1“ ist der Auftakt einer neuen Reihe. Warren Ellis liefert eine spannende Story, die sich von der Masse abhebt. Denn sind wir mal ehrlich. Wenn Außerirdische auf unserem blauen Planeten landen, dann ist immer ordentlich was los. Aber Aliens, die nunmehr seit 10 Jahren auf der Erde sind und nur „Wurzeln geschlagen“ haben, die keiner seitdem gesehen hat? Das ist wirklich etwas Anderes. Zugleich wird dadurch das Kopfkino angeworfen. Man bekommt ein Gespür dafür wie es den Charakteren gehen mag.
Nicht nur die Story, das Setting, die verschiedenen Perspektiven, die uns das Geschehen rund um den Globus näherbringen, sondern auch die Zeichnungen von Jason Howard sind durchweg gelungen. Die Farbgestaltung ist gelungen. Die jeweilige atmosphärische Stimmung kommt dadurch perfekt zu den Lesern*innen.
Man muss sich bei Trees vor Augen halten, dass es der erste Band ist. Band 2 erscheint im März. Mit jeder Seite werden neue Fragen aufgeworfen, die nicht alle beantwortet werden. Bei verschiedenen Situationen fragt man sich, wie diese im Gesamtkontext zu betrachten sind, wie diese in diese Geschichte hineinpassen. Aber gerade das macht es so spannend. Man ist nicht viel schlauer, als die ganzen Erdenbewohner und fiebert somit dem Erscheinungstag von Band 2 entgegen.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Impressionen einer vergangenen Zeit

The Great Escape
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Wie im Nachwort - Seefahrt als Sehnsucht - sehr schön beschrieben, bewahren die Fotografien „eine verlorene Welt mit all ihren Tönen, Gerüchen und Gefühlen.“ [237] Und genau das zeigt und vermittelt der ...

Wie im Nachwort - Seefahrt als Sehnsucht - sehr schön beschrieben, bewahren die Fotografien „eine verlorene Welt mit all ihren Tönen, Gerüchen und Gefühlen.“ [237] Und genau das zeigt und vermittelt der Bildband „The Great Escape: Geschichten von der Seefahrt 1950-1970“ von Julia Dellith auf eindrucksvolle Weise. Die Bilder sind teils s/w und teils in Farbe und zeigen die Strapazen, die körperlichen Anstrengungen einer vergangenen Zeit. Mal ist dies ein Blick auf das Schiff selbst, die Mannschaft, auf die (lebende) Fracht und ein anderes Mal werden die Impressionen der Erkundungstouren eingefangen. Die Fotografien sind durchweg gelungen. Was mich an diesem Punkt etwas stört, dass man nähere Informationen zu den Fotografien erst am Ende des Buches findet, da sich die Bildtitel im Anhang befinden. Man muss also etwas blättern.
Im Mittelteil des Bildbandes gibt es einen erklärenden Textteil, der sich in die folgenden Punkte gliedert: Faszination Seefahrt, Fotografien von der Seefahrt, Wiederaufbau von der Seefahrt, Romantische Seefahrt, Modernisierung von der Seefahrt. Das ist sehr interessant geschrieben. Da hätte ich mir auch ein Vorwort für das Buch gewünscht.
Insgesamt ist es für die Leser*innen eine tolle Reise in die Vergangenheit.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine weihnachtliche Geschichte

Das Wunder von R.
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„Das Wunder von R.“ von Francesca Cavallo ist eine wunderschöne weihnachtliche Geschichte, die mit tollen Botschaften und einer Prise Magie wartet, vorgelesen zu werden. Kleine Zuhörer innen ab fünf Jahren ...

„Das Wunder von R.“ von Francesca Cavallo ist eine wunderschöne weihnachtliche Geschichte, die mit tollen Botschaften und einer Prise Magie wartet, vorgelesen zu werden. Kleine Zuhörer innen ab fünf Jahren folgen der Patchwork-Familie Greco-Aiden in eine wunderschöne und doch auch ein bisschen merkwürde Stadt namens R., in der Dr. Öde, der Bürgermeister, das Sagen hat. Merkwürdig, weil die Menschen die Familie mit Misstrauen empfangen und auf Abstand bleiben. Aber auch in dieser Stadt gibt es Magie und schon beginnt ein Abenteuer für die Kinder.
„Der erste Tag in R. hatte viel mehr Überraschungen gebracht als erwartet, aber all das war nichts im Vergleich zu dem, was noch geschehen sollte.“ [29]
Die Geschichte aus dem Mentor Verlag bringt die enthaltenen Botschaften perfekt zu den Zuhörer
innen und geübten Erstleser*innen - ab ca. acht Jahren. „Man kann immer Nein sagen, egal wem, wenn man etwas nicht will.“ [39] Dabei geht es um Toleranz, Freundschaft und Familie, aber auch, dass man Dingen unvoreingenommen gegenübersteht und gemeinschaftlich mehr erreichen kann. „Auf die Freundschaft in der Stadt R.! Und auf den Mut, unsere Häuser und Herzen für das zu öffnen, was wir nicht kennen!“ [119]
Die 18 Kapitel lassen sich aufgrund des Schreibstils perfekt lesen und haben eine angenehme Länge. Die Illustrationen sind bezaubernd schön und ausreichend. Das Buch, mit seinem besonderen Format, der schönen Spotlackierung, sticht aus der Masse hervor. Insgesamt hätte es etwas mehr Magie sein dürfen, aber das ist wohl Geschmackssache.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Der letzte Held

Der letzte Held von Sunder City
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„Ich mag Bücher, Sie sind ruhig, würdevoll und unabdingbar. Ein Mann mag Schwäche zeigen, aber seine Worte, einmal auf Papier gebannt, bleiben stark.“ [22]

„Der letzte Held von Sunder City“ ist ein beeindruckender ...

„Ich mag Bücher, Sie sind ruhig, würdevoll und unabdingbar. Ein Mann mag Schwäche zeigen, aber seine Worte, einmal auf Papier gebannt, bleiben stark.“ [22]

„Der letzte Held von Sunder City“ ist ein beeindruckender Roman von Luke Arnold, welcher Fantasy-Elemente und die Strukturen des Kriminalromans auf wundervolle Weise kombiniert.
Es gibt keine Helden, kein Happy End und Düsternis wohin man schaut. Dann wäre da noch der Antiheld, Privatdetektiv Fetch Phillips, der sehr gut skizziert wird. Er macht sich auf, das Verschwinden von Professor Rye zu klären, ein 400 Jahre alte Vampir. Dass der Professor verschwunden ist, ist eigentlich zweitrangig. Vielmehr geht es um die sozialen und moralischen Themen einer düsteren Zeit ohne Magie.
Es „geschah etwas viel Schrecklicheres. Der glitzernde Fluss reiner Magie gefror von Nebel zu einem festen Kristall. Das Herz der Welt verstummte und jedes magische Wesen spürte die Veränderung. (…) Die Magie schwand aus den Kreaturen der Welt. Von uns allen.“ [12 f.]
Das Setting und die düsteren Charaktere gefallen mir ausgesprochen gut. Auch wenn so ziemlich alles hoffnungslos erscheint, so gelingt es Arnold mit seinem wort- und bildgewaltigen Schreibstil eine faszinierende Welt entstehen zu lassen, welche die Atmosphäre perfekt zum Leser transportiert. Man ist sofort von der Story gefesselt und sprachlich ist der Roman wirklich sehr gelungen.
„Unsere Ängste waren aus der Dunkelheit gekrochen und hatten sich auf die Gesichter unserer Nachbarn gesetzt. Es war nicht mehr das Leben das einem Schmerzen bereitete. Es waren die. Die Anderen. Der Feind.“ [62]
Ein toller Auftakt und entsprechend darf man sich schon auf den zweiten Teil mit Fetch Phillips freuen. Ich denke, dass es noch spannender werden dürfte, da nun eine perfekt gezeichnete Welt steht.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Zu gehen ist in erster Linie eine Abfolge von Schritten

Die Sommer
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„Eine Geschichte, dachte sie, erzählt man immer vom Ende her. Auch wenn man mit dem Anfang beginnt.“ [10]

„Die Sommer“ von Ronya Othmann handelt von Leyla, die Tochter einer Deutschen und eines jesidischen ...

„Eine Geschichte, dachte sie, erzählt man immer vom Ende her. Auch wenn man mit dem Anfang beginnt.“ [10]

„Die Sommer“ von Ronya Othmann handelt von Leyla, die Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden. Es ist ein Blick auf eine zerrissene Welt.
„Du darfst diese Geschichte nicht vergessen … das ist deine Geschichte, Leyla. Diese Geschichte, in der sie kein Land hatten, keinen Platz, und wegen der sie in Deutschland waren.“ [137]
Das Buch gliedert sich ein zwei Teile. Der erste Teil erzählt hauptsächlich Anekdoten über die Kindheit des Vaters und Leylas Erinnerungen an die Großeltern. Teil zwei geht auf den Krieg (2011) in Syrien ein und schildert einiges aus Leylas Leben in Deutschland.
Othmann schreibt unaufgeregt. Aber dafür sehr pointiert. Politische, gesellschaftliche Ereignisse fließen in die Geschichte ein, fesseln die Leser *innen, öffnen die Augen, machen betroffen. Es ist ein Blick auf eine Welt, anders, intensiv. Die Autorin zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass sich gewisse politische Verhältnisse und generelle Ereignisse, wie Diktatur, nicht an vordefinierten westlichen Meinungen messen lassen. Dies wird durch Leylas Verhalten in der Schule, als die Frage nach diktatorischen Ländern gestellt wird, sehr gut dargestellt. Durch die vorangegangenen Erzählungen und Informationen kann man sich dementsprechend gut in die emotionale Lage der Protagonistin versetzen. Man fühlt mit ihr mit. Versteht warum sie so handelt.
Die Gänze der Unterdrückung der Kurden wird an vielen Faktoren festgemacht. Einiges davon war mir neu, dass zum Beispiel die türkische Regierung Buchstaben verbot, die im Türkischen nicht vorkommen, wie beispielsweise das q, x oder w.
„Mein Asylantrag wurde bewilligt. Zeugen bestätigten den deutschen Behörden, dass ich als staatenloser Kurde in Syrien politisch verfolgt sei.“ [117]
Wer sich für fremde Länder, geschichtliches und politisches Zeitgeschehen interessiert, der findet in „Die Sommer“ ein eindrucksvolles Werk. Es beinhaltet viele Informationen, Emotionen und zeigt Ängste und Hoffnung.
Die Überschrift ist ein Zitat aus dem Roman [Seite 285].

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