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Veröffentlicht am 19.10.2018

Eine ungewöhnliche Liebe, diffizil erzählt!

Der Apfelbaum
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Der Apfelbaum ein Familienepos, geschrieben von Christian Berkel aus dem Ullstein Verlag Berlin
1915: Aus Dialogen im Berliner Dialekt erfährt man, dass Ottos Vater (gleichnamig Otto) für das deutsche ...

Der Apfelbaum ein Familienepos, geschrieben von Christian Berkel aus dem Ullstein Verlag Berlin
1915: Aus Dialogen im Berliner Dialekt erfährt man, dass Ottos Vater (gleichnamig Otto) für das deutsche Kaiserreich sein Leben lies. Im gleichen Jahr wird Otto in schwierige Familienverhältnisse hineingeboren. Durch seinen starken Willen und ein enormes Durchhaltevermögen erkämpft er sich seinen Platz im Leben. Aus Dehmütigungen und Erniedrigungen zieht er seine Kraft. Sein Mut lässt ihn leichtsinnig werden. Doch bevor er mit 17 Jahren abzurutschen droht, rettet ihn Sala die Halbjüdin. Mit ihren 13 Jahren, aus einer intellektuellen Familie stammend, ist sie das ganze Gegenteil von Otto, der zur Arbeiterklasse gehört. Eine für die damalige Zeit skurile Verbindung. Als sich die unerbittlichen Klauen des drohenden 2. Weltkrieges erbarmungslos austrecken, verlässt Sala ihre deutsche Heimat Richtung Frankreich. Otto zieht als Sanitätsarzt in den Krieg und so trennen sich ihre Wege für lange Zeit. ...
Heiß ersehnt habe ich diese besondere Familiengeschichte, die Christian Berkel über 3 Generationen hinweg erzählt. Unnatürlich schwer tat ich mich mit der Lektüre. Die wechselnden Zeitebenen und eine Vielzahl an handelnden Personen, ohne vorangegangene Kapitelüberschriften oder Zeitangaben erschwerten mir, mich im Fortlauf des Geschehens zurechtzufinden. Hier wäre ein Glossar oder Stammbaum sicher von Nutzen gewesen. Letztendlich schade, da ich es anstrengend empfand, diesen autobiographischen Roman zu lesen und auch zu verstehen. Trotzdem blieb die Neugier auf Ottos und Salas Geschichte, wobei mir der charakterstarke Otto gefühlt näher war als Sala. Die schwammigen Zusammenhänge und Handlungsstränge machten die Protagonisten nicht vollends greifbar.
Durch Gespräche und Einblicke in die letzten Tage seiner dementen Mutter sowie Recherchen an vergangenen Orten hält man eine bunte Mischung mit erschütterden Details in Händen. Dieses unsägliche Kapitel, sowohl Berkels Familiengeschichte als auch der deutschen Geschichte wird ergreifend, echt betrachtet und geschildert. Man fühlt sich als Zuschauer und ist gleichzeitig Teil dieser Erzählung. Trotz des außergewöhnlichen Schreibstils kamen mir manche Textstellen, gerade zu Anfang zu abgeklärt daher.
Fazit: Schade! Solch ein toller Roman, der mich in meinen Lesestunden verwirrend, allein zurücklässt. 3 gute Sterne, da Lesen Genuß bedeutet, doch hierbei mühevoll und erschöpfend auf mich wirkte. Vielleicht wäre hier die Hörbuchvariante, gelesen vom Autor selbst, die bessere Wahl gewesen.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Nicht meins!

Bibergeil
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"Bibergeil" der Debütroman von Inge Hirschmann aus dem EMONS Verlag nimmt den Leser mit auf die Reise ins beschauliche idyllische Markt Hallerbach an die bayrisch-tschechische Grenze. Dort macht sich Unmut ...

"Bibergeil" der Debütroman von Inge Hirschmann aus dem EMONS Verlag nimmt den Leser mit auf die Reise ins beschauliche idyllische Markt Hallerbach an die bayrisch-tschechische Grenze. Dort macht sich Unmut breit, da possierliche Tierchen ihren Lebensraum in Richtung Mensch erweitert haben. Wie vielerorts führt dies zu Konfrontationen und Unmut seitens der Zweibeiner. Am Stammtisch wird gezetert und lautstark im typischen Dialekt über die Zukunft der Biber diskutiert. Dabei lernen wir die Bewohner samt ihrer Meinung kennen. Da keine zufriedenstellende Lösung in Sicht, nimmt der von den Nager geschädigte Altbauer Koberer die Sache selbst in die Hand. Koberer weiß sich zu helfen und dank World Wide Web sind die passenden Utensilien schnell herbeigeschafft. So fliegt die Biberburg mit lautem Knall in die Luft und schwimmt als Feuerball flussabwärts.
Als dann noch ein Toter oben auf der gestrandeten Biberburg gefunden wird, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Die Schlinge zieht sich fester um so manchen Hals einiger Markt Hallerbacher. Auch für den naive Polizeikommissar Karl Holzinger wird es brenzlig und er gerät mehr und mehr in Bedrängnis.
Zusammen mit seinem gestandenen zähen Onkel Max geht er auf Spurensuche und lüftet so manches dunkle Geheimnis. Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse, und finden in einem überzogenen, leicht kitschigen Showdown ihr Ende.
Fazit: Wer den bayrischen Dialekt und humorvolle Krimis mag, ist hier genau richtig! Dem lockeren Schreibstil der Autorin kann man gut folgen. Kein harter Thriller, sondern leichter Wohlfühllesestoff, der Bezug auf brisante Themen nimmt. Somit ein gelungenes amüsantes kurzweiliges Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 08.11.2020

Naja, der Schreibstil konnte mich nicht begeistern!

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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Die Erben von Seydell Das Gestüt 1. Teil ein Roma von Sophie Martaler (Goldmann Verlag)

„Du siehst in allen Menschen nur das Gute, Alexander.“ „Und?“ Alexander klopfte seiner Stute auf den Hals. „Ist ...

Die Erben von Seydell Das Gestüt 1. Teil ein Roma von Sophie Martaler (Goldmann Verlag)

„Du siehst in allen Menschen nur das Gute, Alexander.“ „Und?“ Alexander klopfte seiner Stute auf den Hals. „Ist das denn falsch?“ Sein Vater schüttelte den Kopf. „Nein, mein Sohn. Aber du solltest nicht blind sein gegenüber den Schwächen deiner Mitmenschen. Sonst wirst du zu oft enttäuscht.“ S.45

Diese Familiensaga beginnt in England 1947, als Elisabeth ein Gestüt in Deutschland von ihrem Onkel erbt. Doch es gibt noch einen zweiten Erben in Spanien, dem an einem Kontakt mit Elisabeth nichts gelegen ist. Die Reise führt in einem zweiten Erzählstrang zurück nach Deutschland auf das Gestüt Seydell. Dort nimmt die Geschichte um die beiden Brüder Ludwig und Alexander zusammen mit einer Frau, die beide Männer begehren, ihren Anfang.

Das Autorenduo, das sich hinter dem Namen Sophie Martaler verbirgt hat hier einen vielversprechenden Plott gewählt. Durch die Dreieckskonstellation wird emotionales Konfliktpotential vorgelegt. Dieses unterstreichen die Figuren durch ihre Charaktereigenschaften noch. Andeutungen und Ungereimtheiten lassen den Leser Vermutungen anstellen und neugierig mit rätseln. Die Spannung bleibt durchweg erhalten. Es gibt zahlreiche Schauplätze, was die Erzählung belebt und die Spannung bleibt durchweg erhalten.

Trotzdem schwanke ich angesichts der teils dramatischen und lapidaren Erzählweise zwischen spannend und künstlich, spannend inszeniert. Mir fehlt an manchen Stellen der Bezug bzw. eine dezente Überleitung, um die Personen so handeln zu lassen, wie sie dies tun. Diese Stellen gibt es leider genug, was mich irritiert und den Lesefluss einfach stört. Beziehungen und Gefühle sind für mich nicht tief genug dargestellt und historische Details ungenügend ausgearbeitet. Sicher handelt es sich um Unterhaltungsliteratur, doch meine Erwartungen an den Roman wurden hier nicht erfüllt. Daher bin ich zwiegespalten. Ich möchte gern wissen, wie sich alle Fragen in den zukünftigen zwei Bänden aufklären, doch der einfache, sich an dramatischen Ereignissen und zufälligen Wendungen bedienender Schreibstil schreckt mich einfach ab. Die losen Stränge und deren offenes Ende lassen mich unbefriedigt zurück. Ich kann daher die positiven Meinungen nicht teilen. 3 Von 5 Sternen vor allem für die tolle Aufmachung und das schöne Cover des Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2019

Erwartungen leider nicht erfüllt!

Die Flucht der Trakehner
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Die Flucht der Trakehner von Sybille Luise Binder erschienen Kosmos Verlag

Aufmerksam gemacht durch das schlicht gehaltene, wundervolle Cover und den Begleittext, habe ich mich an diese Lektüre mit hohen ...

Die Flucht der Trakehner von Sybille Luise Binder erschienen Kosmos Verlag

Aufmerksam gemacht durch das schlicht gehaltene, wundervolle Cover und den Begleittext, habe ich mich an diese Lektüre mit hohen Erwartungen gewagt.
Angesprochen durch die Thematik war ich neugierig auf die Geschichte. Als Enkelin zweier aus Ostpreußen geflüchteten Großväter und einer vertriebenen Großmutter aus Schlesien berührt mich jede diesbezügliche Literatur. Als langjährige Reiterin interessierte mich die Umsetzung dieser historischen und fiktiven Geschichte.
Der Text liest sich überwiegend gut und es fehlt keineswegs an Spannung. Die Autorin nutzt Rückblicke zur scheinbar erleichternden Darstellung der Geschehnisse. Weiter werden Dialoge zur Erklärung der Gegebenheiten genutzt. Diese stilistische Umsetzung hat mir nicht gefallen. Gerade im Gespräch von Jesco und Dr. Ehlert im Büro des Vorwerks Bojahrgallen erscheint mir das sehr oberlehrerhaft und aufgesetzt. Desweiteren fließt das Wissen und die Meinung der Autorin in den Text ein. "...Doch dieser Besuch im Cafe war`s gewesen, der seine Begeisterung für Blondchen im Keim erstickt hatte."; "Jesco erinnerte sich...und einem Kommilitonen bei seinen vergeblichen Versuchen, Trabtraversalen zu reiten, zugeschaut hatten. ...Pferde sind gut darin, Menschen auf das Wesentliche zu reduzieren, nicht?"

Die einzelnen Szenen sind gut geschrieben, doch vermisse ich Details, die bestimmte Situationen zeitgemäß erschienen lassen. Manche Stellen sind mir nicht plausibel. So fehlt Jesco nach dessen Rückkehr ein Arm, später wäscht er sich jedoch die Hände? Jesko schläft mit freiem Oberkörper auf einem Wagen in diesem eisigen Kriegswinter? Auch die zeitliche Abläufe sind für mich nicht stimmig. Mit den Zeitangaben komme ich nicht zurecht. Dem Kapiteln Jahreswechsel 1944/1945 folgt im Winter 1944 und 24. Dezember 1944 in der fortlaufenden Geschichte. Auch Sophies Schwangerschaft scheint mir zeitlich unrealistisch dargestellt. Entweder hätte Jesco bei seiner Verabschiedung im Oktober 1944 diese schon bemerken müssen oder Sophie hätte später entbinden müssen?!

An manchen Stellen ging es mir dann einfach zu schnell. Die Autorin verliert sich an Oberflächlichkeiten. Hier hätte ich mehr Zusammenhänge gewünscht (die Fluchtvorbereitungen; die Unterbringung, Versorgung von 300 Tieren auf der Flucht bei oft verstopften Wegen, ...)
Die Protagonisten sind durchaus gut gezeichnet, doch fehlte mir die Tiefe. Die Gesinnung, der Protagonisten und deren Meinung sind fast durchgängig gegen das deutsche Regime. Sicher erfolgte ein Umdenken mit Fortschreiten des Krieges. Doch das ist mir hier zu einfach dargestellt und zieht sich durch das ganze Buch.
Das Wissen zur klassischen Reitkunst sowie Erklärungen und Einzelheiten, wie man sie in Pferderatgebern findet, sind hinreichend vorhanden.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir gut. Die Einteilung in 13 Kapitel mit großen Überschriften sowie einem Epilog funktionieren und erleichtern das Lesen. Die Karten von Ostpreußen 1945 im Einband umrahmen die Geschichte. Dort findet man u.a. die Reiserouten von Jesco und Sophie.

Fazit: Im Großen und Ganzen habe ich die Geschichte gern gelesen. Besonders gut las sich Jescos Flucht über das Haff. Doch leider wurde mein Lesevergnügen durch kleine Unstimmigkeiten getrübt. Gerade wegen des hohen Anspruchs an die Thematik gehe ich mit gemischten Gefühlen aus dieser Lektüre!

Veröffentlicht am 25.06.2019

Ein Portrait, unangepasst und eigenwillig

Teufelsweiber
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Teufelsweiber von Carina Heer erschienen 2018 Benevento Verlag
Die Kurzabhandlungen und Einblicke in das Leben und Wirken der 100 Teufelsweiber beinhaltet eine Auswahl von Frauen aus verschiedenen Zeitepochen. ...

Teufelsweiber von Carina Heer erschienen 2018 Benevento Verlag
Die Kurzabhandlungen und Einblicke in das Leben und Wirken der 100 Teufelsweiber beinhaltet eine Auswahl von Frauen aus verschiedenen Zeitepochen. Von Kleopatra über Katharina II bis Nina Hagen sind Frauen, die die Welt auf den Kopf stellten, in diesem Buch vertreten. Die Autorin umschreibt mit ihren eigenen gewählten Worten diese mehr oder wenig geschichtsträchtigen Persöhnlichkeiten. Witzig, ironisch, unangepasst,... laut Klappentext, doch diverse Wortspielereien wirken nicht immer passend. Mit Interpretationen und den Bezug zur heutigen Zeit und Gesellschaft formt Carina Heer den Text in einer teils saloppen Sprache und einem Schreibstil, der modern wirken will. Sie stellt unbeantwortete Fragen in den Raum und drückt der Lektüre ihren eigenen Stempel auf, der jedoch Geschmackssache bleibt.
Das Inhaltsverzeichnis läd zum Stöbern im Buch ein. Wahllos erfolgt die Abfolge der Personen im Register. Dies macht die Lektüre zu einem kurzweiligen Vergnügen. Sucht man eine Persöhnlichkeit, muss man alle Namen in der Liste durchgehen, um fündig zu werden. Hier hätte ich mir ein wenig Ordnung hinsichtlich der Reihenfolge und gern auch präzise Zeitangaben zu den wichtigen Frauen gewünscht. Auch die zahlreichen Quellen und Tipps zum Nach-und Weiterlesen nehmen keinen konkreten Bezug auf genannte Personen oder Textstellen. Dies herauszufinden, bleibt dem Leser überlassen.
Fazit: Was Josephine Barker mit Madonna sowie Angelina und Co. zu tun haben soll, bleibt mir schleierhaft. Laut der Autorin sollte man Rosa Luxenburg nicht völlig unkritisch durch die rosarote Brille betrachten. ... Dieses vielversprechend angedachte Buch mag sicher einige Informationen vermitteln, doch die Art und Weise trifft leider nicht meinen Geschmack.