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Veröffentlicht am 22.11.2020

Der Ruf des Nordens

Pfoten im Schnee
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Dies ist mein erstes Buch aus dem Eden Verlag, den ich mir danach etwas genauer angeschaut habe. Mit den Slogan "Denn das Leben schreibt die besten Geschichten" gibt es im Verlag auch biografische Romane, ...

Dies ist mein erstes Buch aus dem Eden Verlag, den ich mir danach etwas genauer angeschaut habe. Mit den Slogan "Denn das Leben schreibt die besten Geschichten" gibt es im Verlag auch biografische Romane, die mit Auswanderung oder reisen zu tun haben. Dazu gehört auch "Pfoten im Schnee".

Die Schweizerin Lotti Meier ist eine erfolgreiche Modedesignern, doch in letzter Zeit spürt sie, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Um den Alltagstrott zu entfliehen, bucht sie kurzentschlossen eine Huskyschlittentour ins finnischen Lappland. Inmitten unberührterLandschaft fühlt sie sich wohl und endlich angekommen. Die Stille und die Natur, sowie die enge Beziehung zu den Schlittenhunden, erfüllen ihr Dasein. Nach einer zweiten Tour ins schwedische Lappland entschließt sie sich ihr bisheriges Leben in der Schweiz aufzugeben. Ein Mann und die Hunde haben ihr Herz im Sturm erobert und endlich fühlt sie sich angekommen. Doch das Glück ist auch in Lappland nicht von Dauer....

Die wunderbare und bildhafte Beschreibung der Landschaft und die tiefgehende Liebe zu den Huskys wird sehr lebendig erzählt und lässt einem dahinschmelzen. Polarlichter, Hundeschlittenfahrten durch die unberührte Natur und die Einsamkeit sind Lottis Begleiter. Als sie das Glück verlässt, gibt sie nicht auf, denn in dieser rauhen Landschaft lernt sie Menschen kennen, die Freunde fürs Leben werden und ihr auch am Tiefpunkt ihres Lebens zur Seite stehen. Ganz besonders aber hilft ihr die Liebe zu ihren Hunden, für die sie alles gibt.

Die (Lebens-)Geschichte wird direkt aus der Ich-Perspektive von Lotti erzählt. Sie liest sich leicht und schnell. Man durchlebt alle Höhen und Tiefen intensiver und kann ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum glauben, was aus der starken Persönlichkeit geworden ist, die wir zu Beginn kennengelernt haben und die sich ein neues Leben in Schweden aufbauen wollte. Bis Lotti wieder auf die Füße kommt, dauert es etwas und sie muss noch einige Hürden überwinden.

Mittlerweile führt sie eine erfolgreiche Lodge, hat 100 Huskys und bietet Hundeschlittentouren und andere Ausflugsprogramme an. Vermisst habe ich Fotos im Buch, die die Geschichte perfekt abgerundet hätten.
Unter snowtraildogcamp.com könnt ihr diese sehen und euch genauer über Lottis neues Leben informieren.

Fazit:
Eine Geschichte, die das Leben schreibt. Ein Neustart mit Höhen und Tiefen in einer atemberaubenden Landschaft, die den Leser nach Lappland führt. Interessant und bildhaft erzählt.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

#findemich

Der Fahrer
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Nach "Die Lieferung" musste ich unbedingt auch "Der Fahrer" von Andreas Winkelmann lesen. Der Einstieg ist gewohnt rasant und man wird sofort mitten in die Handlung katapultiert.
Unweit des Restaurants ...

Nach "Die Lieferung" musste ich unbedingt auch "Der Fahrer" von Andreas Winkelmann lesen. Der Einstieg ist gewohnt rasant und man wird sofort mitten in die Handlung katapultiert.
Unweit des Restaurants in dem Jens Kerner seinen Geburtstag mit seinen Kollegen feiert, wird eine junge Frau entführt. Auf dem verlassenen Auto findet man in Leuchtschrift den hashtag

findemich. Unter diesem hashtag findet man auf Instagram ein Foto der entführten Frau und die Aufforderung sie innerhalb von 24 Stunden zu finden. Kurze Zeit später sitzt sie tot im Hamburger Stadtpark auf einer Bank. Das Ungewöhnliche an der Leiche: sie leuchtet. Doch sie bleibt nicht die einzige Tote. Die Opfer sind junge Frauen, die nachts alleine unterwegs sind. Bei den Nachforschungen stößt Jens Kerner und sein Team immer wieder auf den Fahrdienst MyDriver.

Als weitere Frauen verschwinden, deuten immer mehr Hinweise auf Jens Vergangenheit. Er wird vom Täter als "leuchtendes Beispiel polizeilicher Inkompetenz" beschrieben. Jens und sein Team arbeiten auf Hochtouren, doch der Serienmörder scheint immer eine Spur voraus zu sein. Er ist sogar so frech und hinterlässt extra Spuren für die Polizei. Jens verbeißt sich jedoch in ene andere Richtung. Sein verhasster Bruder, ein Künstler, der in Hamburg eine Ausstellung vorbereitet und mit Leuchtfarben arbeitet, steht bei ihm als Tatverdächtiger an erster Stelle. Dabei vergisst er sich auch auf andere mögliche Täter zu fokussieren, was nicht sehr professionell wirkt. Bis es zur Tragödie kommt und eine seiner Teamkolleginnen verschwindet. Auf ihrem Auto befindet sich der Hastag

findemich....

Ich bin durch das Buch wieder einmal gerast, was sich im Nachhinein oftmals als gar nicht so gut herausstellt, weil ich bei Thriller nach einiger Zeit oftmals vergesse, wie sie ausgehen. Winkelmann schreibt sehr fesselnd und man kann den Thriller kaum aus der Hand legen. Er lässt den Leser kurze Einblicke in die Gedankenwelt des Täters werfen, ohne dass man weiß, wer sich dahinter verbirgt. Die Zahl der Verdächtigen ist groß und der Autor versteht es mit falschen Fährten den Leser in die Irre zu führen. Überraschenden Wendungen, sowie kurze Kapitel mit Cliffhanger erhöhen das Tempo.

Die Charaktere kennt man schon aus den Vorgängern. Diesmal steht eindeutig Jens Kerner im Mittelpunkt. Er ist kein einfacher Charakter und noch bin ich nicht ganz warm mit ihm geworden. Man erfährt diesmal so einiges aus seiner Vergangenheit. Die private Beziehung zu Becca wirft noch viele Fragen auf. Das restliche Team blieb mir aber weiterhin etwas zu oberflächlich dargestellt. Gefallen hat mir, dass auch die Opfer als individuelle Figuren wahrgenommen werden und man mit ihnen mitleidet.

Der Autor spricht mit den neuen Fahrdiensten und den sozialen Medien ein sehr aktuelles Thema an und zeigt auch die negativen Seiten auf. Der Schreibstil ist temporeich und fesselnd.

Das Ende fand ich allerdings nicht ganz rund und zu abrupt. Der Täter taucht zwar im Roman auf, ist aber schwer zu identifizieren. Man kann also sehr gut miträtseln und seine eigenen detektivischen Fähigkeiten erproben, aber die Chancen stehen eher schlecht. Für mich war am Ende das Tatmotiv etwas zu weit hergeholt bzw. die Art des Tötens mit dieser Person nicht ganz vereinbar.

Fazit:
Ein Pageturner, der sich gut lesen lässt und auch aktuelle Themen, wie die sozialen Medien, miteinbezieht. Dramatisch, temporeich und spannend, jedoch mit kleinen Schwächen.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Kampf um ein Weingut

Ada, das Mädchen aus Berlin
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Nachdem ich Ronald H. Balsons "Hannah und ihre Brüder" und "Karolines Töchter" gelesen habe, habe ich mit "Ada, das Mädchen aus Berlin" noch einen Versuch gestartet. "Hannah und ihre Brüder" konnte mich ...

Nachdem ich Ronald H. Balsons "Hannah und ihre Brüder" und "Karolines Töchter" gelesen habe, habe ich mit "Ada, das Mädchen aus Berlin" noch einen Versuch gestartet. "Hannah und ihre Brüder" konnte mich ja nicht wirklich überzeugen und bei "Karolines Töchter" fand ich einige historische Fehler, die ich nicht ignorieren konnte. Mit dem dritten auf Deutsch übersetzen Band, der im englischen Orginal bereits der Fünfte rund um die Anwälte Catherine Lockhart und Liam Taggert ist, hat mich der Autor mich wieder versöhnt.

Catherine und Liam werden bei einem Besuch beim Lieblingsitaliener vom Eigentümer gebeten sich den Fall seiner Tante Gabriella näher anzusehen. Die alte Frau wird von einem Großkonzern und seinen Anwälten bedrängt, ihnen ihr Haus und Grund in der Toskana zu übergeben. Angeblich gehört ihr das Land rechtlich nicht, auf dem sie seit Jahrzehnten wohnt. Nun droht ihr die Zwangsräumung. Catherine verspricht sich die Sache näher anzusehen. Auf dem Flug von Chicago in die Toskana lesen sich Liam und Catherine in das Manuskript einer gewissen Ada Baumgarten ein, welches ihnen Gabriella zugeschickt hat. Doch was hat das Schicksal dieser Ada mit Gabriella und dem Weingut gemein?

Der Autor wechselt ab diesem Zeitpunkt zwischen Gegenwart und Vergangenheit bis sich die Sache am Ende aufklärt. Bis dahin ist es aber ein sehr schwieriges Unterfangen, denn die italienischen Anwälte, die hinter dem Konzern VinCo stehen, scheinen über Leichen zu gehen. Catherine strengt sich allerdings daraufhin noch mehr an, denn ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass hier etwas mächtig faul ist.

In der Vergangenheit lernen wir Ada kennen, die bereits in sehr jungen Jahren eine begnadete Geigerin ist. Ihr Vater ist Konzertmeister im Philharmonischen Orchester unter Wilhelm Furtwängler, der Ada begünstigt und sie trotz ihrer Jugend in seinem Orchester mitspielen lässt. Ihr bester Freund ist Kurt, der ebenfalls Geige spielt. Doch sein Vater verbietet ihm den Geigenunterricht und schickt ihn stattdessen zur Hitlerjugend. Kurt und Ada werden ein Liebespaar, doch eine Liebe zwischen einem Deutschen und einer Jüdin ist nicht erwünscht. Mit Beginn des immer stärker aufkommenden Judenhasses, kommt es auch zu ansteigenden Denunzierungen von jüdischen Künstlern. Furtwängler hält so lange wie möglich die Hand über seine jüdischen Musiker. Auf einer Konzertreise nach Mailand bleiben Ada und ihre Mutter in Italien, während Adas Vater nochmals zurück nach Deutschland fährt. Ada fühlt sich in Mailand sicher, bis Mussolini zum Verbündeten von Hitler wird...

Ronald H. Balson hat die beiden Zeitstränge diesmal sehr gut verwoben. Bis sich diese zum Ende hin verbinden und der Leser gemeinsam mit Catherine und Liam herausfindet, in welcher Verbindung Ada und Gabriella stehen, forschen wir mit den Anwälten nach alten Urkunden und Verträgen. Aus der Ich-Perspektive begleiten wir Ada von ihrer frühesten Kindheit an und erleben umso intensiver ihre Leidenschaft für die Musik. Aber auch Kurt und Ada laufen sich in Mailand über den Weg...

Natürlich hat mir neben dem Holocaust das Thema Musik wieder besonders gut gefallen. Der Vergangenheitsstrang ist fast immer mein Lieblingsteil einer Geschichte auf zwei Zeitebenen. Doch diesmal konnte mich auch der Part in der Gegenwarts um Liam und Catherine fesseln, was bei den anderen beiden Büchern der Reihe nicht der Fall war. Man erkennt bei den Anwälten eine Weiterentwicklung, die sich positiv auswirkt. Trotzdem bin ich nun etwas skeptisch, weil es im Original bereits der fünfte Band der Reihe ist und wenn Band 3 und 4 erst übersetzt werden müssen (wer kommt eigentlich auf diese komische Idee? Band 2 "Karolines Töchter" wurde ja auch als Erster auf deutsch übersetzt und Band eins erst danach) habe ich die Vermutung, dass diese wieder schächer sein werden.

Der Autor bleibt auf jeden Fall seinem Schema treu und erzählt immer auf zwei Zeitebenen zum Thema #gegendasvergessen. Dabei wechselt er bisher in jedem Buch das europäische Land, welches im Vergangenheitsstrang als Location dient. Die Toskana und das Weingut, sowie die Menschen, die sich rund um Gabriella scharren, sind sehr bildhaft und lebendig beschrieben.
Am Ende des Romans erklärt der Autor welche Figuren historisch belegt sind, was fakt und was Fiktion ist.


Fazit:
Für mich der bisher beste Teil der Reihe. Langsam freunde ich mich mit Lockhart und Taggert an, aber wie gewohnt hat mich vorallem der Vergangenheitsstrang und das Schicksal Adas besonders berührt. Das Thema Musik ist genau meins und ich konnte diesmal auch keine Recherchefehler finden. Gegenwart und Vergangenheit werden am Ende gekonnt zu einem Ganzen verknüpft. Ich werde auch dem nächsten Roman aus der Reihe eine weitere Chance geben...

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Zurück in der Speicherstadt

Der Glanz der neuen Zeit
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Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen und Mina ist mit Frederik verheiratet und die Beiden haben eine gemeinsame Tochter. Die Folgen des Großen Krieges spüren auch die Dehardes. Es gibt kaum mehr ...

Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen und Mina ist mit Frederik verheiratet und die Beiden haben eine gemeinsame Tochter. Die Folgen des Großen Krieges spüren auch die Dehardes. Es gibt kaum mehr Kaffee und Mina muss sich etwas einfallen lassen um die Firma zu retten. Täglich geht sie gemeinsam mit ihrer Schwester Agnes ins Kontor. Sie ist es auch, die die rettende Idee hat und Mina vorschlägt ihren Schwiegervater in Guatemala zu benachrichtigen. Schließlich hat dieser eine Kaffeeplantage und nachdem der Krieg nun beendet ist, könnte er seine Schwiegertochter beliefern. Während des Krieges begannen die meisten süd- und mittelamerikanischen Plantagenbesitzer einen regen Handel mit den Vereinigten Staaten, wo sie bessere Konditionen erhielten. In der Speichertstadt hat niemand mehr Kaffeevorräte und Mina wittert ein gutes Geschäft. Ihr Schwiegervater hilft aus, doch Frederik, der sich noch immer in Berlin herumtreibt, ist nicht damit einverstanden. Er ist seit Jahren mit seinem Vater zertsritten. Nur mit Frederiks Einverständis kann Mina einen Kredit für die neue Kaffeelieferung aufnehmen und nur er hat die Möglichkeit in der Zukunft an der Kaffeebörse zu handeln....

Die Charaktere sind - bis hin zu den Nebenfiguren - wieder wunderbar lebendig und vielschichtig. Mit Frederik haben wir im zweiten Band eine Figur, die mein Blut öfters in Wallung brachte. Seine Agressivität Mina gegenüber und seine blinde Wut machen aus ihm einen unberechenbaren Charakter, der vor nichts zurückschreckt. Seine Leidenschaft für jegliche Glücksspiele und Wetten treiben Mina und ihre Familie fast in den Ruin.
Sein Vater Paul ist hingegen ein herzensguter Mensch, der Mina und seine kleine Enkeltochter sofort ins Herz schließt.
Mina trägt die ganze Verantwortung für die Familie und Firma ganz alleine auf ihren Schultern. Sie ist stark, kann aber nicht immer alles alleine stemmen. Bis sie das einsieht dauert es allerdings so einige Zeit.
Agnes wird in diesem zweiten Teil erwachsen und die Schwestern sind sich näher, als im ersten Band. Auch die quirlige Irma, die einer meiner Lieblingscharaktere aus "Der Duft der weiten Welt" war bleibt uns erhalten. Ebenso Heiko, der Mina immer zur Seite steht. Hiltrud führt ihr strenges Regiment weiter, zeigt aber diesmal mehr menschliche Züge und unterstützt Mina, wo sie nur kann.
Neue Figuren, von denen manche ein bisschen rätselhaft bleiben, werden eingeführt und geben dem Roman noch weitere Brisanz.

Neben den bildhaften Beschreibungen von Hamburgs Speicherstadt wird auch das herrschende Gesellschaftsbild wunderbar eingefangen. Frauen sind weder geschäfts- noch handlungsfähig. Sie sind auf ihre Ehemänner angewiesen. Die Zeit nach dem Großen Krieg ist geprägt von Not und Warenknappheit. Während die Armen hungern, fürchtet Mina um ihren Lebensunterhalt. Fenja Lüders gelingt uns nicht nur mit den lebengigen Bildern in dieser Zeit zu begeistern, sondern auch mit unerwarteten Wendungen zu überraschen.

Der Schreibstil ist bildhaft, gefühlvoll und lässt sich sehr flüssig lesen. Man fliegt förmlich durch die Seiten und möchte am liebsten das Buch in einem Satz verschlingen.

Erst im letzten Drittel haben mich einige Ungereimtheiten und offene Stränge die Stirn runzeln lassen. Besonders ein Vorkommnis, das ich leider hier nicht erklären kann ohne zu spoilern., fand ich sehr unwahrscheinlich. Aber auch wichtige ungeöffnete Briefe und einige Handlungen von Mina werden nicht auserzählt. Vorallem die letzten Seiten haben mir so gar nicht gefallen. Es gibt zum Ende hin einen großen Zeitsprung und keinerlei nähere Erklärungen zu wichtigen Themen, über die vorher lang und breit geschrieben wurde. Ich hätte viel lieber eine genauere Erklärung zu einem einzigen Handlungstrang gelesen, als plötzlich irgendwelche Fakten, die 1 1/2 Jahre später spielen und nicht wirklich aufgekärt werden. Man fühlt sich als Leser damit völlig im Stich gelassen und hängt in der Luft.
Sicherlich wird in Band 3 einiges weitergeführt werden, aber ich denke nicht, dass auf genau diese Themen noch näher eingegangen wird, sondern ein neuerlicher größerer Zeitsprung die Geschichte fortsetzt. Das ist mein großer Minuspunkt an Band 2, der bis zu den ersten zwei Dritteln des Romans noch die vollen 5 Sterne bekommen hätte. Danach gab es leider zu viele offene Stränge und einige Ungereimtheiten. Deshalb vergebe ich noch gerade 4 Sterne, da mich die Geschichte wieder richtig gefesselt hat.

Fazit:
Eine gelungene und spannende Fortsetzung, die jedoch im letzten Drittel einige Schwächen hat. Die letzten Seiten sind zu gerafft und lassen zu viele Fragen offen. Auch ein paar Ungereimtheiten haben mich gestört. Abgesehen davon waren die ersten zwei Drittel des Buches wieder großartig, was mich mit Vorfreude auf den letzten Band der Trilogie hoffen lässt.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Historischer Roman, der in eine exotische Welt entführt

Sturm über Formosa
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Autorin Tereza Vanek entführte mich diesmal mit ihrem neuen Roman auf die Insel Formosa, dem heutigen Taiwan.
Dort lernen wir zwei sehr unterschiedliche Frauen kennen, die es nach einer langen Reise auf ...

Autorin Tereza Vanek entführte mich diesmal mit ihrem neuen Roman auf die Insel Formosa, dem heutigen Taiwan.
Dort lernen wir zwei sehr unterschiedliche Frauen kennen, die es nach einer langen Reise auf die Insel verschlägt. Griet, die 18jährige Kaufmannstochter aus Rotterdam in den Niederlanden, und Qianqian Yu aus China. Beide erhoffen sich ein neues und vorallem freies Leben auf Formosa.

Griet Verhoeven ist eine quirlige und abenteuerlustige junge Frau, die unbedacht in eine brenzlige Situation gerät. Gerettet wird sie vom Kaufmann Aert Maas, den sich die junge Dame als ihren Ehemann in den Kopf setzt. Als die Eltern der Heirat zustimmen, bemerkt Griet bald, dass ihr Traummann kaum etwas für sie übrig hat. Der ältere Witwer trauert noch immer seiner verstorben Frau nach und seine drei Kinder sind nicht wirklich von der Stiefmutter angetan. Besonders Mia, die ältere Tochter, stellt sich gegen Griet. Als Aert Maas auch noch den Großteil seines Vermögen verspekuliert, müssen sie vor Ort auf die Insel Formosa reisen, wo Aert seine Geschäfte tätigt. Während der Rest der Familie sich auf der fernen Insel unwohl fühlt, taucht die abenteuerlustige Griet in die exotische Weltein. Sie lernt die Sprache und interessiert sich für die von indigen Stämmen stammenden Einwohner, wie auch für die chinischen Einwanderer. Diese werden den Inselbewohnern, wie auch den Niederländern, allerdings bald gefährlich. Chinesische Rebellen wollen Formosa einnehmen.
Auch Qianqiang flieht vor den Rebellen aus ihrem Heimatland China. Die junge Frau aus einer mingtreuen Adelsfamilie wuchs im goldenen Käfig auf und verliert durch den Bürgerkrieg ihre gesamte Familie. Mithilfe der Konkubine ihres Vaters gelingt ihr die Flucht, nachdem ihre ganze Familie ausgelöscht wurde. Mit ihren gebunden (verstümmelten) Lotusfüßen, an denen man Frauen aus der Oberschicht erkennt, ist sie allerdings sehr eingeschränkt.

Die Charaktere sind lebendig und ich konnte sie mir bildhaft vorstellen. Jede Figur hat hat Ecken und Kanten und wirkt authentisch.

Der Roman wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. So erhält man auch einen guten Einblick in die unterschiedliche Welt der Niederländer, Chinesen und den indigen Stämmen auf Formosa.
Die Geschichte rund um die Missionstätigkeiten der Niederländer, der Kampf der Anhänger der Qing und Ming-Dynastie und viele weitere historisch belegete Begebenheitenen werden spannend erzählt. Besonders gut hat mir der Strang um Qianqiang gefallen, bevor sich die beiden Frauen begegnen.
Ich habe viel gegoogelt, weil ich kaum etwas über diese Zeit wusste. Formosa, das heutige Taiwan, war von 1624-1662 unter der Herrschaft der Niederlande. Die damaligen Ureinwaohner haben mit der heutigen Bevölkerung kaum mehr etwas gemein. Mit den Holländern kamen auch die Chinesen auf die Insel und haben diese mehr oder weniger eingenommen. Vanek erzählt wie arrogant und selbstgefällig die niederländischen Kolonialverwalter und die eingesetzten Missionare sich auf der Insel verhielten. Oftmals muss man den Kopf schütteln, manchmal verzweifelt die Hände zusammenschlagen. Es ist kein Wunder, dass die Niederländer die Insel nach nur 38 Jahren wieder aufgeben mussten.

Etwas weniger haben mir die beiden Liebesgeschichten gefallen, die dem Roman die Ernsthaftigkeit nehmen. Der großartig recherchierte historische Hintergrund hat mich gefesselt. Mit den spannenden Abenteuern und den gesellschaftlichen Einblicken konnte mich die Autorin gewinnen, mit dem Herz-Schmerz weniger. Trotzdem ist dieser Roman, der Beginn einer Trilogie, eine fesselnde und spannende Geschichte, bei der ich jede Menge lernen konnte und wieder etwas Neues erfahren durfte.

Wer mehr über die traditonellen gebundenen Füße wissen möchte, dem kann ich den Roman "Der Seidenfächer" von Lisa See empfehlen!!!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin lässt sich wunderbar flüssig lesen. Sie schreibt sehr detailliert und fesselnd. Auch in diesem Roman erzählt sie wieder über ein Thema und eine exotische Welt, die man selten in anderen Büchern findet. Die historischen Fakten wurden gut recherchiert und mit der fiktiven Geschichte hervorragend verknüpft. Am Beginn gibt es eine Karte der Insel aus dem Jahre 1640.

Fazit:
Ein exotischer und gut recherchierter Roman, der mich sehr gut unterhalten hat. Der Trilogie-Auftakt entführt den Leser in exotische Welten, in die ich gerne wieder eintauchen möchte, wenn der Folgeband erscheint.

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