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Veröffentlicht am 30.11.2020

Der zehnte Fall für Zorn und Schröder

Zorn - Zahltag
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Zorns Freundin, die Oberstaatsanwältin Frieda Borck, muss vor Gericht ihre Bewährungsprobe bestehen. Der heikle Fall verlangt ihr einiges ab. Als dann auch noch eine tote Frau, deren Leiche offenbar seit ...

Zorns Freundin, die Oberstaatsanwältin Frieda Borck, muss vor Gericht ihre Bewährungsprobe bestehen. Der heikle Fall verlangt ihr einiges ab. Als dann auch noch eine tote Frau, deren Leiche offenbar seit drei Tagen unbemerkt in den Toilettenkabinen des Landgerichts lag, gefunden wird, beginnen Zorn und Schröder zu ermitteln. Denn die Tote sollte in Friedas Prozess eine wichtige Zeugenaussage machen. Zunächst hat es den Anschein, als ob die Frau eines natürlichen Todes gestorben wäre, doch Schröders Instinkte sind geweckt....

"Zahltag" ist bereits der zehnte Fall für das Ermittlerduo Zorn und Schröder. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen aber auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Zorn und Schröder sind allerdings ein ganz besonderes Ermittlergespann. Um die privaten und beruflichen Nebenhandlungen, die sich durch die Serie ziehen, und das, was Zorn und Schröder verbindet, voll auszukosten, empfiehlt es sich allerdings, die Fälle chronologisch zu verfolgen. 

In diesem Band nimmt das Privatleben der Hauptcharaktere einigen Raum ein. Fans der Reihe dürften das nicht nur zu schätzen wissen, sondern beim Lesen voll auf ihre Kosten kommen, da die Wortgefechte, die sich Zorn und Schröder liefern, wieder herrlich zu lesen sind. Der eigentliche Fall gerät dadurch zwar etwas in den Hintergrund, ist aber dennoch lesenswert. Denn die beiden werden vor einige Rätsel gestellt. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dadurch weiß man mehr als die beiden Ermittler und ist ihnen einen großen Schritt voraus. Dennoch ist der Fall interessant und Stephan Ludwig gelingt es außerdem, einige Szenen einzuflechten, die für Hochspannung sorgen. Das Ganze gipfelt in einem actionreichen Finale, bei dem sich die Ereignisse regelrecht überschlagen. 

Auch wenn der eigentliche Fall dieses Mal etwas in den Hintergrund gerät, laufen Zorn und Schröder zu Hochform auf. Fans der Reihe kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. 

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2020

Berührt und regt zum Nachdenken und Erinnern an

Über alle Grenzen
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Die Familie Alexander zieht in den späten 1950er Jahren von Bayern nach Erfurt, da der Vater ein verlockendes Angebot vom Erfurter Zoo erhalten hat. Zunächst verläuft das Familienleben relativ sorglos. ...

Die Familie Alexander zieht in den späten 1950er Jahren von Bayern nach Erfurt, da der Vater ein verlockendes Angebot vom Erfurter Zoo erhalten hat. Zunächst verläuft das Familienleben relativ sorglos. Doch dann wird die Mauer gebaut und für die Familie ist eine Rückkehr in die bayrische Heimat unmöglich. Eine Kurzschlussreaktion bei dem mittlerweile erwachsenen Sohn Bruno führt dazu, dass er, als sich spontan eine Gelegenheit bietet, Republikflucht begeht. Damit nimmt das Schicksal für die gesamte Familie seinen Lauf...

Diese Erzählung beruht auf wahren Begebenheiten, die zwei Protagonistinnen erlebt haben. Hera Lind gelingt es hervorragend, die Schicksale berührend in ihrem Roman zu verknüpfen. Die Handlung trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. In der Vergangenheit betrachtet man die Erfahrungen, die Familie Alexander in der damaligen DDR sammeln musste und im aktuellen Handlungsstrang steht Lotti, die nach vielen Jahren endlich ihren Bruder Bruno wiedergefunden hat, im Zentrum des Geschehens. 

Beide Handlungsstränge werden so interessant und lebhaft geschildert, dass man bereits früh in die schicksalhafte Handlung eintaucht. Das, was die Familie Alexander erleben musste, geht einem beim Lesen sehr nah. Doch auch das aktuelle Geschehen steht dem nicht nach. Denn Lotti kämpft wie eine Löwin für ihren mittlerweile pflegebedürftigen Bruder Bruno, um ihm noch ein paar schöne Momente zu schenken und ihm dabei ein würdiges Leben zu ermöglichen. Hera Lind schildert alles sachlich, aber dennoch gelingt es ihr, die Emotionen, die die Schicksale hervorrufen, glaubhaft zu vermitteln. 

Der Roman wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Lotti, geschildert. Lotti wirkt sehr sympathisch und hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Man kann ihre Handlungen in beiden Zeitebenen hervorragend nachvollziehen. Deshalb liest sich das Buch quasi von selbst. 

Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und eindringlich schildert, was nie vergessen werden sollte. 

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Definitiv nichts für schwache Nerven

Der Spiegelmann
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Eine Mitschülerin beobachtet, wie Jenny auf dem Heimweg von der Schule entführt wird. Doch, trotz der Augenzeugin, bleibt Jenny spurlos verschwunden. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen. Auf einem Spielplatz ...

Eine Mitschülerin beobachtet, wie Jenny auf dem Heimweg von der Schule entführt wird. Doch, trotz der Augenzeugin, bleibt Jenny spurlos verschwunden. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen. Auf einem Spielplatz wird Jennys Leiche gefunden. Sie wurde grausam hingerichtet. Doch warum jetzt und wo war sie all die Jahre? Joona Linna wird mit den Ermittlungen betraut. Doch der einzige Zeuge, der offenbar den Mord an Jenny beobachtet hat, ist traumatisiert und kann nicht über seine Beobachtungen sprechen. Joona Linna ahnt, dass die Zeit drängt, denn er hat die Vermutung, dass Jenny nicht das einzige Opfer des perfiden Täters ist. Deshalb bittet er Erik Maria Bark, den Hypnotiseur, um Hilfe...

"Der Spiegelmann" ist bereits der achte Fall für Joona Linna. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen aber auch dann folgen, wenn man noch keine Vorkenntnisse hat. Um die privaten und beruflichen Nebenhandlungen der Hauptcharaktere und ihre Weiterentwicklung zu verfolgen, empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. 

Das Autorenduo Lars Kepler schafft es wieder mühelos, gleich anfangs ein hohes Tempo vorzulegen, wodurch man sofort mitten im Geschehen ist und gebannt der Handlung folgt. Zwar flacht die früh aufgebaute Spannung zunächst etwas ab, doch interessant bleibt der Thriller allemal, da die Charaktere eingeführt werden und man mit der Zuordnung beschäftigt ist. Wechselnde Perspektiven sorgen jedoch dafür, dass das etwas reduzierte Tempo schnell wieder anzieht.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden dabei so lebendig beschrieben, dass man sich alles mühelos vorstellen kann. Allzu zartbesaitet sollte man allerdings nicht sein, denn es kommt zu Szenen, die wahre Gänsehautmomente hervorrufen und selbst erfahrenen Thriller-Lesern eiskalte Schauer über den Rücken laufen lassen. Der Täter ist nicht so leicht zu enttarnen. Immer, wenn man meint, dass man bei den eigenen Überlegungen einen Schritt weiter ist, kommt es zu Wendungen, die dafür sorgen, dass man die eigene Theorie über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Das macht einen großen Reiz der Handlung aus und steigert die Spannung stetig. Das Ganze gipfelt schließlich in einem hochspannenden und überraschenden Finale.

Ein spannender Fall für Joona Linna, bei dem man als Leser allerdings nicht zu zartbesaitet sein sollte. 

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Spannende Cold-Case-Ermittlungen

Enna Andersen und die Tote im Mai
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Hauptkommissarin Enna Andersen und ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen arbeiten gemeinsam daran, alte, ungelöste Kriminalfälle neu aufzurollen. Dieses Mal haben sie sich entschieden, den Mord an einer ...

Hauptkommissarin Enna Andersen und ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen arbeiten gemeinsam daran, alte, ungelöste Kriminalfälle neu aufzurollen. Dieses Mal haben sie sich entschieden, den Mord an einer Studentin, die vor beinahe zwanzig Jahren zunächst spurlos verschwand und dann ermordet aufgefunden wurde, zu untersuchen. Der Täter konnte nie gefasst werden. Enna und ihre Kollegen setzen neu an und befragen das Umfeld der Ermordeten akribisch. Dabei stoßen sie auf einige Hinweise, denen damals offensichtlich nicht nachgegangen wurde....

"Enna Andersen und die Tote im Mai" ist bereits der zweite Fall für die sympathische Hauptkommissarin und ihr Team. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch dann mühelos folgen, wenn man den ersten Teil der Reihe nicht gelesen hat. Das Team, das sich im ersten Band noch zusammenraufen musste, wirkt nun gut aufeinander eingespielt. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und ergänzen sich hervorragend.

Der Einstieg in die neu aufgerollten Ermittlungen gelingt sofort. Obwohl man es hier mit einem alten Fall zu tun hat, der eine Menge Recherche erfordert, gelingt es der Autorin sofort, das Interesse zu wecken und Spannung zu erzeugen. Denn die drei Ermittler tragen Hinweise zusammen, die den Verdacht erwecken, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es auf den ersten Blick wirkt. Man ahnt, dass irgendetwas nicht stimmt und dass es Zeugen geben muss, doch wer etwas verschweigt und warum, ist zunächst nicht klar. Deshalb wird man zum Miträtseln angeregt und stellt beim Lesen eigene Überlegungen an. Doch es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen, die dafür sorgen, dass man umdenken muss.

Handlungsorte und Protagonisten werden authentisch beschrieben. Man hat alles mühelos vor Augen und kann sich ganz auf die Ermittlungen einlassen. Es gibt auch immer wieder kurze Einblicke in Enna Andersens Privatleben als alleinerziehende Mutter. Diese Szenen drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund. Im Fokus stehen eindeutig die Ermittlungen in dem alten Fall und der hat es wirklich in sich! Man nähert sich nur Stück für Stück der Auflösung, wodurch die Spannung durchgehend erhalten bleibt.

Cold-Case-Ermittlungen, die durch durchgehende Spannung und ein sympathisches Team überzeugen. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Startet zunächst gemächlich, nimmt dann aber deutlich Fahrt auf

Die Stimme
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Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen ...

Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen Gegend, sondern ist mit einem Smart Home System ausgestattet, das Tabitha und Jo das Leben erleichtert. Denn "Electra" regelt die Raumtemperatur, das Licht und steht den beiden auch sonst gerne helfend zur Seite. Doch plötzlich scheint Electra ein Eigenleben zu führen. Immer, wenn Jo sich alleine in der Wohnung aufhält, beginnt sie mit ihr zu sprechen. Sie kennt ein dunkles Geheimnis aus Jos Vergangenheit und droht ihr damit. Geschickt beginnt Electra, Jo von ihren Freunden zu isolieren. Doch ist das Realität oder bildet Jo sich alles ein?

Die Handlung wird hauptsächlich in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Jo, geschildert. Jo wirkt sehr sympathisch und führt locker durch die Handlung. Der Einstieg verläuft zunächst gemächlich. Dadurch hat man die Gelegenheit, Jo und ihre Gewohnheiten näher kennenzulernen. Als Electra plötzlich mit Jo zu sprechen beginnt, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Zwar kommt noch keine Hochspannung auf, doch das Interesse an den geheimnisvollen Vorgängen wird definitiv geweckt. 

Dadurch, dass die Handlung vorwiegend aus der Sicht von Jo geschildert wird, hat man einen eingeschränkten Blick auf die Gesamthandlung. Doch das übt einen großen Reiz aus, denn zunächst weiß man nicht, ob all die merkwürdigen Dinge tatsächlich passieren oder ob Jo sich alles nur einbildet. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr gerät man in den Sog der Ereignisse. Plötzlich weiß man nicht mehr was man glauben soll oder wem man hier vertrauen kann. Jeder und alles wirkt verdächtig. Zum Ende hin nimmt dieser Thriller ein ziemlich hohes Tempo auf und gipfelt schließlich in einem hochspannenden Finale. 

Ein spannender Thriller, der zwar erst recht gemächlich startet, dann aber ein hohes Tempo aufnimmt und dazu anregt, sich Gedanken darüber zu machen, wozu Technik fähig sein kann. 

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