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Veröffentlicht am 01.04.2021

Wie man Helikoptereltern auf den Boden holt

Wie man seine Eltern erzieht (Eltern 1)
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Der 12jährige Luis hat Probleme. Nach einem Umzug muss er eine andere Schule besuchen. In dieser Streberschule wird sehr viel wert auf Leistung gelegt. Die Eltern seiner Klassenkameraden erwarten gute ...

Der 12jährige Luis hat Probleme. Nach einem Umzug muss er eine andere Schule besuchen. In dieser Streberschule wird sehr viel wert auf Leistung gelegt. Die Eltern seiner Klassenkameraden erwarten gute Noten, außerdem besuchen die Kinder allerlei Nachmittagsclubs. Am schlimmsten für Luis ist es aber als seine Eltern sich verändern und sich den anderen anpassen. Auf einmal schauen sie ihm bei seinen Hausaufgaben über die Schulter, sie erwarten gute Noten und sie schlagen alle möglichen Aktivitäten vor. Für das, was er leidenschaftlich liebt, zeigen sie kein Interesse. Es geht nur noch um schulische Leistungen und um Noten.

Luis hat jedoch einen Traum und eine besondere Gabe. Er kann andere zum Lachen bringen. Darum ist er mit seinen mittelmäßigen Leistungen zufrieden, denn er möchte Komiker werden.

Als eine Freundin ihm von einem Talent-Wettbewerb erzählt, wittert er seine große Chance. Aber wie kann er seine Eltern davon überzeugen, dass das viel wichtiger ist als Schule? Seine Freundin gibt ihm einige Ratschläge, wie er seine Eltern erziehen kann, doch dauert dieses Erziehungsprogramm zu lange und es macht auch keinen Spaß.

Dieses Buch erzählt Luis‘ Geschichte in Form von Tagebucheinträgen. Der Schreibstil ist flüssig und einfach und eignet sich gut für Kinder von neun bis zwölf Jahren. Immer wieder schreibt Luis auch die Witze auf, die ihm einfallen, oder er beschreibt auf lustige Weise seine Lehrer. Allerdings fällt der Humor etwas schwach aus, und vor allem die erste Hälfte des Buchs zieht sich in die Länge. Da geht es vor allem um Luis‘ schulische Probleme. Als es dann in der zweiten Hälfte um den Talent-Wettbewerb geht, ist das Buch auf jeden Fall abwechslungsreicher.

Das Buch vermittelt die Botschaft, dass Eltern ihren Kindern nicht ihre eigenen Träume aufzwingen sollten. Dabei wird das familiäre Miteinander liebevoll dargestellt. Luis‘ Eltern schätzen ihre Kinder, sie haben sich einfach zu stark von ihrer Umgebung beeinflussen lassen. Auch wenn Luis‘ Erziehungsprogramm nicht zum gewünschten Erfolg führt, kann er sich doch am Ende mit seinen Eltern aussprechen.

Fazit: Ein unterhaltsames Kinderbuch, das zeigt, dass Eltern die Stärken ihrer Kinder sehen sollten, und wie gut es ist, sich für seine Träume einzusetzen. Luis und seine Freundin Maddy sind zwei liebenswerte Charaktere, die in Bezug auf ihre Eltern den richtigen Weg zwischen Liebe und Abgrenzung suchen. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 01.12.2020

Eine Journalistin will Hoffnung schenken, indem sie von einer wichtigen guten Tat berichtet

Das Wunder von Errikousa
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Die Autorin dieses Buchs wächst als Kind von griechischen Einwandern in New York auf. Ihre warmherzige Großmutter ist eine prägende Gestalt in ihrer Kindheit. Bei ihrer gastfreundlichen Yiayia (griechisch ...

Die Autorin dieses Buchs wächst als Kind von griechischen Einwandern in New York auf. Ihre warmherzige Großmutter ist eine prägende Gestalt in ihrer Kindheit. Bei ihrer gastfreundlichen Yiayia (griechisch für Großmutter) gibt es stets gutes, warmes Essen und anregende Gespräche. Yvette ist das aber alles ein bisschen zu viel. Wenn Yiayia in Erinnerungen schwelgt, flüchtet sie in ihr Zimmer.

Jahre später, als Yiayia schon gestorben ist, würde Yvette zu gerne mehr über die Erfahrungen ihrer Großmutter wissen. Auf der kleinen griechischen Insel, von der Yiayia so gern erzählt hat, wurden im Dritten Reich einige Juden versteckt. Doch keiner scheint viel darüber zu wissen. Die Journalistin Yvette macht sich auf die Suche nach Hinweisen auf diese mutige Tat.

Doch während dieser Suche wird die Welt ihrer Familie erschüttert. Ein Neonazi erschießt zwei Verwandte ihres Mannes, im Glauben sie seien Juden. Yvettes Kinder sind voller Fragen, denn sie waren der Meinung solche Verbrechen hätte es nur zu Zeiten Hitlers gegeben.

In diesem Buch vermischt die Autorin diese beiden Geschichten. Dabei holt sie weit aus und berichtet von anderen griechischen Juden, die im Holocaust ums Leben kamen, und sogar vom Völkermord in Ruanda. Es geht ihr dabei um hoffnungsvollen Geschichten, in denen gute Menschen ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzen, um andere zu retten.

Die Geschichte von Errikousa wird immer wieder erwähnt. Kurz geht es um den Schneider und seine Angehörige, die versteckt wurden, doch es gibt nur wenig darüber zu berichten. Dafür lässt die Autorin den Leser an der unbeschwerten griechischen Lebensart teilnehmen, und sie berichtet von der langwierigen Suche nach den Nachkommen der geretteten Juden.

Diese Suche ist für sie sehr emotional, davon erzählt die Autorin recht ausschweifend. Auch die Verarbeitung des Attentats nimmt großen Raum in diesem Buch ein. Wer sich für beide Geschichten interessiert, findet vermutlich Gefallen an diesem Buch, aber wer sich vor allem für die Vorkommnisse auf der Insel Errikousa im Dritten Reich interessiert, wird vielleicht von diesem Buch enttäuscht sein. Die Berichte über die Judenverfolgung in Griechenland sind interessant, gerade weil es darüber nur wenige Bücher gibt, aber dieser Teil macht nur etwa ein Viertel des Buchs aus, was sehr schade ist.

Obwohl es in einem christlichen Verlag erscheint, erhält dieses Buch nicht sehr viele Impulse zum Glauben. Es geht eher um gute Taten als um Vergebung und um die Kraft Gottes.

Fazit: In diesem Buch stehen die Erfahrungen und Gefühle der Autorin im Vordergrund, die sich auf die Suche nach Nachkommen macht, die von ihrer Großmutter und anderen Inselbewohnern gerettet wurden. Es ist ihre Geschichte, die im Mittelpunkt steht, nicht die der Geretteten - als Kind von Einwandern in Amerika, als Angehörige eines Attentatopfers und als investigative Journalistin, auf der Suche nach Spuren einer längst vergessenen Geschichte.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Ein Dealer aus einem kriminellen Clan, der den Ausstieg schafft

Auf der Straße gilt unser Gesetz
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Khalil stammt aus einer großen Familie. Der Zusammenhalt ist groß. Wenn einer Probleme hat, startet er einen Notruf, und schon bald sind jede Menge kampfbereite, bewaffnete Männer zur Stelle, um den Anrufer ...

Khalil stammt aus einer großen Familie. Der Zusammenhalt ist groß. Wenn einer Probleme hat, startet er einen Notruf, und schon bald sind jede Menge kampfbereite, bewaffnete Männer zur Stelle, um den Anrufer zu verteidigen. Diese große Familie hält nicht nur bei Gewaltaktionen zusammen, gemeinsam finden sie auch viele Wege, um schnell reich zu werden. Dabei können sie sich aufeinander verlassen, denn sie sind ja Familie.

Khalils arabische Familie stammt aus einem Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei. Wegen den Unruhen in der Heimat wandert sein Großvater in den 40er Jahren nach Libanon aus. Als es auch dort unsicher ist, hört die Familie vom guten Leben in Deutschland. 1978 zieht die Familie nach Deutschland, und nach einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten entschließen sie sich zu bleiben.

Khalil lebt zunächst in einem kleinen Dorf. Er wird gehänselt und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Nach einem Familienbesuch in der alten Heimat entschließt er sich nicht mehr Opfer zu sein, sondern mit Gewalt zu antworten.

Nach der Trennung der Eltern zieht der Vater mit seinen Kindern nach Berlin, denn dort lebt seine erweiterte Familie, die sich mit ihm um die Kinder kümmern kann.

Schon in seinen ersten Teenagerjahren beteiligt sich Khalil mit Begeisterung an die kriminellen Aktivitäten der Großfamilie. Betrug und Diebstahl, Drogenanbau und Handel, Bordellbesuche und mehr kennzeichnen seinen neuen Alltag. Die Schule bricht er ohne Abschluss ab. Er lebt offiziell von Sozialhilfe und sucht immer neue Verstecke für seine Unsummen an Geld. Bis er sich eines Tages entschließt sein Leben zu ändern. Er ist es müde immer in Angst zu leben. Er will auf ehrliche Weise sein Geld verdienen. Er kommt von den Drogen frei, macht das Abitur nach und studiert Sozialarbeit. Jetzt hilft er gefährdeten Jugendlichen ihr Leben zu überdenken und neue, gewaltfreie Wege zu finden.

Dieses Buch wurde von der Journalistin Christine Kensche geschrieben, die Khalil eine Stimme gibt. Der Ton dieser Stimme wechselt im Laufe des Buchs mehrmals. Am Anfang wird recht sachlich über die Familiengeschichte berichtet. Dann kommen die Jahre, die von Kriminalität und Ausschweifungen bestimmt sind. Hier spricht ein wütender Junge von der Straße. Bei der Aufzählung der Taten ist nur wenig Reue zu spüren, obwohl es viele Opfer gibt, die stark unter Khalils Verbrechen leiden. Es soll vielleicht authentisch klingen, aber beim Lesen wirkt die derbe, gewaltverherrlichende und mitleidslose Sprache teilweise abstoßend. Die letzten Kapitel sind wieder sehr sachlich geschrieben. Hier geht es um Ratschläge für den Umgang mit Flüchtlingen und Familienclans, damit diese gar nicht erst in die Kriminalität abrutschen.

Fazit: Ein Insiderblick auf die Karriere eines Clan-Kriminellen, der die Umkehr schafft. Trotz der unangenehmen, derben Sprache in weiten Teilen des Berichts ist es beeindruckend zu lesen, wie ein Freund und eine Lehrerin durch ihre Liebe und Annahme die Sehnsucht nach einem anderen Leben in Khalil wecken.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Im Schutz eines Hurrikans wird ein Autor ermordet

Das Manuskript
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Dieses Buch nimmt den Leser zurück auf die fiktive Insel, Camino Island, die vor der Küste Floridas liegt. Der sympathische Buchhändler Bruce lädt zu einem seiner beliebten Partys ein. Seine Autorenfreunde ...

Dieses Buch nimmt den Leser zurück auf die fiktive Insel, Camino Island, die vor der Küste Floridas liegt. Der sympathische Buchhändler Bruce lädt zu einem seiner beliebten Partys ein. Seine Autorenfreunde freuen sich die Autorin Mercer wiederzusehen, die vor drei Jahren einige Monate auf der Insel verbracht hatte. ihre Geschichte wird im ersten Camino-Band erzählt, „Das Original“.

Die Gespräche am Tisch drehen sich um verschiedene literarische Projekte. Die Freunde genießen den Abend, doch ihr Zuhause ist bedroht. Der Hurrikan Leo nimmt Kurs auf die Insel. In den frühen Morgenstunden wird die Insel Hals über Kopf evakuiert. Nur wenige bleiben zurück, um dem Sturm zu trotzen.

Als die schweren Winde weiterziehen, begutachtet Bruce den Schaden und sieht nach, wie es seinen Freunden und Bekannten geht. Er ist schockiert, als er erfährt, dass ein guter Schriftstellerfreund, Nelson, tot auf seinem Grundstück liegt, anscheinend von einem aufgewirbelten Ast erschlagen. Gemeinsam mit zwei Freunden bleibt er beim Körper, während die Polizei die Angehörigen des Toten benachrichtigen. Dabei fallen ihnen einige Ungereimtheiten auf. Schnell sind sie überzeugt, ihr Freund wurde ermordet.

Sie versuchen die Polizei bei der Auflösung zu unterstützen, doch scheinen die Ermittler wenig Interesse an diesem Fall zu haben. Bruce und seine Freunde suchen selbst nach Antworten und stoßen dabei auf düstere Geheimnisse und auf böse Menschen, die diese Geheimnisse um jeden Preis wahren wollen.

Dieses Buch hat zwar denselben Schauplatz wie das erste Camino Buch, aber es ist eine in sich abgeschlossene Erzählung. In der ersten Hälfte des Buchs geht es fast ausschließlich um den Sturm und um die Zustände auf der Insel nach dem Sturm. Bruce und seine beiden Freunde unternehmen erste Versuche, um den Fall zu lösen, aber die Handlung ist nicht besonders spannend. Die Freunde verlassen die Insel schließlich aus Langeweile, und diese Langeweile überträgt sich auf den Leser.

Nach der ersten Hälfte des Buchs wird es spannender. Allmählich erfährt der Leser warum Nelson sterben musste. Bruce hat vor den Tätern Angst und muss entscheiden, ob er weiter nach Antworten sucht oder sich lieber heraushalten soll.

Es fällt schwer dieses Buch mit Begeisterung zu lesen. Der ermordete Freund bleibt eine blasse Figur, der allein durch das, was er bei der Recherche für sein Buch erfährt, Gestalt annimmt. Auch die andere Figuren bringen den Leser nicht dazu sich wirklich darum zu sorgen, was mit ihnen geschieht. Das gelingt Grisham in seinen Justiztrillern wesentlich besser.

Fazit: Eine leichte Urlaubslektüre mit einer Mischung aus Standfeeling, Krimi und Thriller. Grisham Fans werden vielleicht enttäuscht sein, denn dem Buch fehlt es an starken Charakteren und an Spannung. Die Geschichte ist lesenswert, aber es gibt bessere Bücher von Grisham.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein besonderer Auftrag für eine schwarze Spionin

American Spy
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Marie würde alles tun, um ihre 4jährigen Zwillingssöhne zu beschützen. Als eines nachts jemand in ihr Haus einbricht, kann sie sich und ihre Kinder retten. Mit gefälschten Papieren reist sie zu ihren Mutter ...

Marie würde alles tun, um ihre 4jährigen Zwillingssöhne zu beschützen. Als eines nachts jemand in ihr Haus einbricht, kann sie sich und ihre Kinder retten. Mit gefälschten Papieren reist sie zu ihren Mutter nach Martinique. Dort schreibt sie ihre Erinnerungen auf, in Form eines langen Briefs an ihre Kinder.

Ihre Geschichte beginnt in New York in den 60er Jahren. Als schwarzes Mädchen erlebt sie viele Benachteiligungen. Sie hat eine besondere Beziehung zu ihrer großen Schwester, die unbedingt Spionin werden will. Auch Marie entschließt sich diesen Weg einzuschlagen.

Doch ganz gleich, wie sehr sie sich bemüht gute Arbeit zu leisten, als schwarze Frau bekommt sie bei der FBI meistens nur unwichtige Schreibtischjobs. Bis sie für einen besonderen Auftrag angeworben wird. Sie soll sich dem sozialistischen Präsidenten von Burkino Faso annähern. Da sie eine attraktive Frau ist, sind ihre Auftraggeber der Meinung, dass sie leicht persönlichen Zugang zu ihm bekommen wird.

Wer einen spannenden Thriller mit einer schnelllebigen Handlung erwartet, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein. Auf den meisten Seiten dieses Buchs wird das Leben Maries langsam entfaltet. Die vielen Zeitsprünge verwirren beim Lesen. Vermutlich sollen sie Spannung erzeugen, da der Leser erst nach und nach wichtige Hintergründe erfährt.

Den Teil der Geschichte, der in Burkino Faso spielt, beruht auf Tatsachen. Dabei wird die Außenpolitik der Amerikaner kritisiert, die sich oft verhalten als wären sie die Weltpolizisten, und als müssten sie mit Gewalt ihre Werte anderen Ländern überstülpen. Auch die Schilderung über die Kindheit und Jugend einer schwarzen Frau in Amerika ist interessant. Trotzdem überzeugt das Buch als Ganzes nicht unbedingt. Es ist teilweise zu langatmig, es werden zu viele Charaktere eingeführt, die nicht greifbar werden, und es werden schließlich nicht alle offene Fragen geklärt.

Fazit: Eher eine Familiengeschichte als eine Spionagethriller, bietet dieses Buch interessante politische und historische Hintergrundinformationen, doch die Erzählweise kann leider nicht fesseln.